SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE SWR2 Musikstunde Musik und Astronomie Mit dem Urknall ins Universum! (1) Von Sabine Weber Sendung: Montag, 09. November 2015 Redaktion: Ulla Zierau 9.05 – 10.00 Uhr Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Mitschnitte auf CD von allen Sendungen der Redaktion SWR2 Musik sind beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden für € 12,50 erhältlich. Bestellungen über Telefon: 07221/929-26030 Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. 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Aber ich bin mir sicher, dass nicht wenige sich vor gut einem Monat den Wecker auf halb vier gestellt haben, um die Mondfinsternis nicht zu verpassen. Das war ein Supermond, der aufgrund seiner Erdnähe riesig groß erschienen ist. Und dazu blutrot! Ein Spektakel für uns, ein Nichts im unendlichen All. Astronomische Dimensionen sind unfassbar! Eine Lichtsekunde macht die Entfernung zum Mond aus. Aber Lichtjahre, Milliardenjahre in unserer Zeitrechnung! Ja wer kann sich das denn vorstellen? 4,5 Milliarden Jahre ist unser Sonnensystem alt. Und es ist nur ein kleines System in der Milchstraße, die 40 Galaxien umfasst. Unvorstellbare Entfernungen in gekrümmten Riesenräumen, Explosionen, Anziehungskräfte, Strahlungen … Und dennoch so faszinierend! Ordnung in dieses Vorstellungschaos, Sie werden lachen, sollte Musik bringen. Der Zusammenhang zwischen Musik und Astronomie ist uralt. Er geht auf Pythagoras 3 zurück. „Die Welt ist Zahl!“ hat der Philosoph von Samos im 6. vorchristlichen Jahrhundert behauptet. Und der barocke Mensch mehr als tausend Jahre später ist immer noch davon überzeugt, dass eine allumfassende, durch Zahlen bestimmte Harmonie und Ordnung hinter allem steht. Aber am Weltanfang MUSS das Chaos herrschen. Erst Unordnung lässt das Harmoniebedürfnis erwachen. Und Sie glauben gar nicht, über wie viele musikalische Minuten hinweg sich Komponisten mit der chaotischen Geburtsstunde unseres Universums beschäftigt haben. Jean-Ferry Rebel beispielsweise bringt 1737 das Chaos mit einer ohrenbetäubenden Kakophonie zu Gehör. Am Anfang seiner Elementen-Suite steht das akustische Chaos! Alle Töne der d-Moll Tonleiter lässt er gleichzeitig erklingen. Harmonie wird durch das Verschmelzen dieses Clusters zu einem einzigen Ton hergestellt. D-moll ist die Geburtsstunde der Erde. Die Elemente ordnen sich allerdings wie bei einer menschlichen Geburt in mehreren Schüben... Das L'Orfeo Barockorchester unter Michi Gaigg mit einem Urknall, der die damalige Versailler Noblesse erschüttert haben muss. 1 LC LC08492 CPO77914-2 Länge: 5'48 Jean-Ferry Rebel, Le Cahos – Très lent - aus Les Elemens, L'Orfeo Barockorchester, Michi Gaigg (LTG) MODERATION Das L'Orfeo Barockorchester unter Michi Gaigg mit pulsierendem kosmischen Chaos, das die Erde in d-moll ausstößt. Ein ungeheurer Urknall für damalige Verhältnisse. Vom Komponisten Jean-Ferry Rebel inszeniert. Mit Le Cahos - dem Chaos – beginnt seine Suite Die Elemente von 1737. Danach, als wenn nichts gewesen wäre, schließen höfische Tänze auf: eine Loure La Terre, die Chaconne le Feu, Ramage L'air... Erde, Feuer und Luft tanzen lustig über das Versailler Hofparkett. Und Luwig den Fünfzehnten stellt man sich in diesem terrestrischen Elementenreigen stolz gebietend vor. Als Zentralgestirn seines höfischen 4 Universums - vielleicht nicht mehr ganz so glänzend wie sein Urgroßvater und Vorgänger, der Sonnenkönig! Das schwarze Loch - mit der Revolution - steht dem Ancien régime auch bald ins Haus. Schwarze Löcher sind ein kosmisches bis heute nicht geklärtes Phänomen. Unsichtbar aber mit ungeheurer Schwerkraft verschlucken sie gierig Materie. Astrophysiker gehen davon aus, dass jedes Schwerkraftsystem irgendwann in einem schwarzen Loch endet. Wir bleiben aber noch bei kosmischen Geburtsstunden. Die folgende beginnt in London. 1794 kommt Joseph Haydn zum zweiten Mal in die Themsestadt. Der Komponist wird wie ein Star empfangen. Für William Herschel, erster Oboist im Orchester am Hanover Square, ist es eine Ehre, sich um den berühmten Gast zu kümmern. Er führt ihn an eine ganz besondere Stätte. Herschel ist nämlich Astronom. Er baut in seiner Freizeit Riesenteleskope. Herschel lädt Haydn auf seine Sternwarte ein. Er lässt den 63jährigen durch sein selbstgebautes Spiegelteleskop in den Nachthimmel schauen. … Was er sieht, muss ihm den Atem verschlagen haben. „So groß … so weit...“, soll Haydn noch stundenlang in sich hinein gemurmelt haben. Gut möglich, dass dieses Erlebnis den entscheidenden Anstoss gibt, sich mit der Schöpfungsidee dieses so großen und so weiten Universums auseinander zu setzen. In London wird ihm auch noch die Schöpfungsgeschichte als Libretto in die Hand gedrückt. Das noch unvertonte englische Oratorienlibretto hätte ein gewisser Linley oder Lidley für den großen Händel verfasst. Der hat es aus unbekannten Gründen aber nie vertont. Zwei Schöpfungserzählungen sind darin verarbeitet: die alttestamentarische Genesis und John Miltons Genesis-Epos Paradise Lost. Natürlich steht die astronomisch relevante Vorstellung des Chaos am Anfang. Für Haydn ist das Chaos die kosmische Unendlichkeit. Diesem „so groß … so weit …“ verleiht er in der Einleitungssinfonie Ausdruck. Pulsierende Quasare im Blech und weit ausgespannte Melodiefetzen wie mit einem Riesenteleskop eingefangene Lichtschweife der Streicher im fernen Himmel. Die erste klassische Weltraummusik ihrer Art wird für den Konzertsaal geboren! Und wie aus dem Ursprungschaos die Welt entsteht, erzählt Erzengel Raphael ... 5 2 LC 00761 BMG 8287658340-1 Länge: 5'40; 2'31 Joseph Haydn, Die Vorstellung des Chaos – Largo – und Rezitativ Raphaels Arnold Schönberg Chor, Concentus Musicus Wien, Nicolaus Harnoncourt (LTG) MODERATION Und Gott schied das Licht von der Finsternis! Das ist der Urknall in der biblischen Erzählung. Oder etwa nicht? Jedenfalls in Joseph Haydns Schöpfungsoratorium. Unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt hörten wir Christian Gerhaher, den Concentus Musicus Wien und den Arnold Schönberg Chor, der in strahlendem Cdur explodiert ist. Der gigantische Lichteinbruch findet in der Musik seine Entsprechung von einem aus dem pianissimo plötzlich ins fortissimo ausbrechenden Chor mitsamt Orchester. Diesen Überaschungseffekt gibt es übrigens auch bei Georg Friedrich Händel. In seinem Krönungsanthem: Zadok the Priest. Dass Haydn Händel „stilistisch nachahmt“ kommt nicht von ungefähr. Das Libretto, das Haydn in seinem Schöpfungsoratorium vertont, ist ja ursprünglich für Händel entstanden. In die Hände von Haydn geraten und auf dessen Bitten hin von seinem Wiener Gönner Baron van Swieten übersetzt und bearbeitet, hat sich Haydn durchaus als Vollender einer Händelschen Mission gefühlt. Die Musik Händels hat Haydn geschätzt. Händels Oratorien sind ihm Vorbild für seine eigenen gewesen. Im April 1798 leitet ein inzwischen 66jähriger Haydn die Uraufführung seiner Schöpfung in Wien. Die Wirkung auf die exklusiv eingeladene Zuhörerschaft im Schwarzenbergischen Palais muss enorm gewesen sein. Ein Zeitzeuge berichtet von einer Atmosphäre geprägt von „religiöser Ehrfurcht und tiefem Respekt“. Und wie Haydn die Sinfonieinleitung gestaltet habe …! Die Bewegung, das Wesen der ungeformten Massen des Universums. Das habe sprachlos gemacht. „So ein Sujet kann man musikalisch doch überhaupt nicht behandeln... Die Unordnung sei doch der Charakterzug des Chaos. Und schließe Melodien aus. Und Musik, die ein physisches Vergnügen bereite ...“ konstatiert Giuseppe Carpani, ein Freund Haydns. Überlegungen, die er in einer in 16 Briefen 6 edierten Biographie über Haydn festgehalten hat. Das ausgeklügelte HaydnChaos kann beides. Und dieser magische Lichteinbruch! Es ward Licht und schon wird es wieder Dunkel in dieser SWR2 Musikstunde, die gerade am Beginn des Universums steht. Die Urknalltheorie ist ein relativ modernes Weltentstehungsmodell. Anfang der 1930er Jahre wird die Theorie formuliert. Aus der unter anderen von Edwin Hubble gemessenen Ausdehnung des Alls wird rückgeschlossen, dass im Anfangszustand alles verdichtet mit einem Urknall explosionsartig auseinander getrieben sei. Nach Hubble ist heute das im Weltraum kreisende Hubble-Teleskop benannt. Etwa eine Millionen Jahre nach dem Urknall entwickeln sich die ersten Galaxien. Unser Sonnensystem soll vor 4,5 Milliarden Jahren entstanden sein. Da liefert uns der Dichter und Philosoph Hesiod ein geradezu kompaktes Entstehungstheater. Er lässt aus dem Ursprungschaos die Göttin Nyx aufsteigen. Die Theogonie von Hesiod aus dem 7. vorchristlichen Jahrhundert verdient Erwähnung, weil sie eine der frühesten schriftlichen Zeugnisse über die Entstehung der Welt ist. Nach Hesiod steht am Anfang unseres Universums also eine respekteinflößende Venus der Nacht. Nyx ist die Mutter des Himmelslichts und Beherrscherin des Weltalls. Der finnische Komponist und Dirigent Esa-Pekka Salonen hat dieser Nachtgöttin 2010 eine Charakterstudie gewidmet. Den Klängen nach muss sie eine mächtige Göttin gewesen sein. Vier Hörner verlangt der finnische Komponist. Sie spielen gleich zu Anfang. Dann spannen sich die Flügel einer gewaltigen kosmischen Nacht aus. Es gibt aber auch Raum für traumhafte Zwischenspiele. Die Klarinette hat ein Solo. Und selbst das dunkelste Rumoren ist immer noch feinnerviger Klang. 3 WDR3 Eigenprod Länge: 6'48 Esa-Pekka Salonen, ein Ausschnitt aus Nyx, New York Philharmonic, Alain Gilbert (LTG) 7 MODERATION Wir hörten hinein in die erste Nacht der Welt. Musikalisch ausgemalt von EsaPekka Salonen mit dem New York Philharmonic unter Alain Gilbert. Nyx heißt die Göttin dieser Nacht. Sie wird laut Hesiods Theogonie aus dem 7. vorchristlichen Jahrhundert als eine der ersten Göttinnen aus dem Ursprungschaos geboren. Eine ihrer Schwestern ist übrigens Gaia, der personifizierten Erde. Kosmogonien nennt man solche mythischen Weltentstehungserzählungen. Bereits in den antiken Kosmologien wird vorausgeahnt, was astronomische Entdeckungen später wissenschaftlich fundieren. Forscher wie Nikolaus von Kues, Nikolaus Kopernikus, Giordano Bruno oder Galileo Galilei. Der polnische Komponist Krzysztof Penderecki zitiert sie in seiner 1970 komponierten Kosmogonie. Anlässlich des 25jährigen Bestehens der Vereinten Nationen entwirft er Kosmogonia für Solisten, Chor und Orchester. Und verwendet auch Textstellen aus der römischen und orthodoxen Liturgie. Der polnische Komponist wirft die Frage nach dem Platz des Menschen innerhalb des Universums auf. Und er zitiert auch Astronauten. Die Musik mit ihren langgezogenen grollenden Klangflächen klingt auch ziemlich „spacy“. Die Raumfahrt sei damals en vogue gewesen, so Penderecki in einem Interview. Kein Wunder! 1969 hat das Raumschiff Apollo 11 den ersten Menschen auf den Mond gebracht. Und der Spruch von Astronaut Neil Armstrong auf der obersten Sprosse der Leiter, die ihn aus dem Landemodul Eagle in den Mondstaub bringen soll, hat Geschichte geschrieben. „Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit.“ Und noch immer wird darüber gestritten, ob Armstrong diesen Satz überhaupt richtig gesagt hat... Für den polnischen Komponisten sei die Raumfahrt ein Symbol für die Öffnung von Horizonten gewesen. An die Friedensmission der UN habe er damals fest geglaubt. Und mit Musik lasse sich Grenzenlosigkeit ausdrücken... 8 4 WDR Eigenproduktion Länge: 5'06 Krzysztof Penderecki, Kosmogonia für Solostimmen und Orchester, Stefania Woytowicz, Sopran, Kazimierz Pustelak, Tenor, Bernard Ladysz, Baß, WDR Rundfunkchor Köln, Chor des Norddeutschen Rundfunks, Radio-SymphonieOrchester Berlin, Hiroyuki Iwaki (LTG) MODERATION Ein Ausschnitt aus Kosmogonia von Krzysztof Penderecki mit Stefania Woytowicz, Kazimierz Pustelak und Bernard Ladysz, dem WDR Rundfunkchor, dem Chor des Norddeutschen Rundfunks und dem Radio-Sinfonieorchester-Orchester Berlin unter Hiroyuki Iwaki. Und damit verlassen wir die mit historischen Zitaten von Astronomen untermalte Eroberung des Sternenhimmels. Und erobern den Kosmos mal so: 5 LC05307 TELARC 80383 Länge: 1’11 Into the Final Frontier aus dem Film Star Trek, Leonard Nimoy, Erzähler, Cincinnati Pops Orchestra, Erich Kunzel (LTG) MODERATION Leonard Nimoy alias „Mr. Spock“ wirbt in der US-SciFi-Fernsehserie Raumschiff Enterprise für heroischen Forschergeist und für eine das grenzenlose All begleitende Musik. Begleitet wurde er vom Cincinnati Pops Orchestra. In den 1960ern musste die gute Konföderation gegen die bösen Borgs und Klingonen geschützt werden. Mit Warp Antrieb! Und technischen Möglichkeiten wie dem Beamen. 9 Vor kurzem ist Der Marsianer von Altmeister Ridley Scott über die Leinwand geflimmert. Matt Damon als Mark Watney kämpft auf dem Mars heroisch ums Überleben. Und das ist nicht nur auf dem roten Planeten hart. „Das Weltall kooperiert nicht!“, ist der beste Spruch im ganzen Film. Musikalisch für Aufsehen gesorgt hat ein anderer Weltraum-Scifi. Krieg der Sterne. Filmkomponist John Williams gewinnt gleich für die erste „Space Opera“ am 25. Mai 1977 den Oscar für die beste Filmmusik. Alle sechs Folgen versorgt John Williams musikalisch. Er ist mit Starwars alt geworden. Denn gerade hat er für das neue Sternenkrieg-Revival komponiert. Die 7. Folge soll hier im Dezember anlaufen. Wir geben einen Vorgeschmack mit Musik aus der Episode 1. von 1999. 6 LC06868 SONY SK61816 Länge: 4'14 John Williams, The Duel of the fate/The phantom menace aus Episode 1 Krieg der Sterne, New London Children's Choir, London Symphony Orchestra, John Williams (LTG) MODERATION Musik zur Starwars-Episode 1 komponiert von John Williams 1999. Der Krieg der Sterne gilt nicht nur als das finanziell erfolgreichste Filmprojekt aller Zeiten. Auch die Soundtrack CD gehört zu den meist verkauften der Filmmusikgeschichte. Kultstatus hat inzwischen Stanley Kubricks 2001–Odyssee im Weltraum von 1968. Die Evolutionsgeschichte wird im Zeitraffer erzählt. Wie Kubrick Musik eingesetzt hat, sorgte für Staunen. Kubrick verwendet das Anfangsmotiv aus der Richard Strauss’schen Zarathustra-Tondichtung als Begleitmusik zu der aggressiven Attitüde des sich erhebenden Affenmenschen. Der schleudert einen Knochen ins All. Und mutiert zu einem futuristischen Spaceshuttle, das rotiert. Jetzt verwendet 10 Kubrick Musik vom Wiener Johann Strauß. Das Spaceshuttle tanzt zum Donauwalzer. Kubrick bedient sich auch bei einem lebenden Komponisten. György Ligetis Chorkompositionen Atmosphère, Lux aeterna, und andere Teile aus seinem Requiem klingen auch wie für diesen Film komponiert. Der Komponist erfährt erst davon als der Film in den Kinos anläuft. Und die Filmgesellschaft Metro-Goldwyn-Mayer denkt nicht im Traum daran, Ligeti dafür zu bezahlen, dass seine Musik die Entdeckung des symbolischen Monolithen begleiten darf. Auch Ligeti gibt später zu, dass seine Musik ideal zu Kubricks Weltraum- und Geschwindigkeitsfantasien gepasst hätte. Aber dass er nicht bezahlt werde, fände er egoistisch. Ligeti strengte mit seinen Verlagen gegen die Filmgesellschaft sogar einen Prozess an. Die Antwort kommt prompt: „Ligeti solle froh sein, dass er durch diesen Film in den USA bekannt geworden sei“ ... 7 LC02982 RHINO R272562 Länge: 2'52 Ausschnitt aus der Filmmusik: György Ligeti, Lux aeterna, Stuttgarter Schola Cantorum Clytus Gottwald (LTG) MODERATION Ein Ausschnitt aus Lux aeterna von György Ligeti mit der Stuttgarter Schola Cantorum unter Clytus Gottwald. Wir blicken in dieser SWR2 Musikstunde ein letztes Mal tief in den Weltraum. Von William Herschel in London ist heute schon die Rede gewesen. Im Hauptberuf zwar Musiker, Oboist, blickt er weiter ins Weltall als irgendein Mensch vor ihm. In seiner Freizeit baut er Teleskope. Das größte ist ein Spiegelteleskop. Dessen Bau nimmt zwei Jahre in Anspruch: vierzig Fuß – 12 Meter misst die Eisenröhre mit anderthalb Meter Durchmesser. Und der Durchblick sorgt für Sternstunden. Durch dieses Teleskop hat nicht nur Joseph Haydn bei seinem zweiten Londonbesuch geschaut und ist zur Komposition seines Schöpfungs-Oratoriums angeregt worden. Herschel entdeckt am 13. März 1781 den Planeten Uranus. Er entdeckt in unserem Sonnensystem eine Sternwolke in Form einer Scheibe. Die Rede ist von 11 der Milchstraße. Und er beginnt mit Sternzählungen, um die Grenzen des Milchstraßenbandes auszuloten. Da hatte er seine 24 Sinfonien bereits komponiert. Jetzt zu hören das Finale der 2. Sinfonie in D-dur. Vom Erfinder des Spiegelteleskops. Das ist unser Schlusswort heute. Es spielen die Mozart Players unter Matthias Bamert. 8 LC00173 DG 4790571 Länge: 2'49 William Herschel, Schlusssatz aus der Sinfonie Nr.2 D-dur Mozart Players, Matthias Bamert (LTG) MODERATION Von einem Astronomen komponiert. Die Mozart Players unter Matthias Bamert mit dem Schlusssatz aus der 2. Sinfonie in D-dur von William Herschel. 2 mal 12 also 24 Sinfonien hat Herschel zwischen 1759 und 1770 komponiert mit jeweils drei Sätzen. Macht insgesamt 72 Musikstücke. Diese Zahl verweist auf die 72 Bücher der heiligen Schrift. Zum Thema Musik und Astronomie wird in der nächsten Folge so und auch anders gerechnet. Mit Weltbildenden Proportionen wird der Himmel erobert. In der SWR2 Musikstunde morgen!