SWR2 Musikstunde

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SWR2 MANUSKRIPT
ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE
SWR2 Musikstunde
Musik und Astronomie
Mit dem Urknall ins Universum! (1)
Von Sabine Weber
Sendung:
Montag, 09. November 2015
Redaktion:
Ulla Zierau
9.05 – 10.00 Uhr
Bitte beachten Sie:
Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere
Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR.
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SWR2-Musikstunde mit Sabine Weber 09.11.2015
Musik und Astronomie 1. Mit dem Urknall ins Universum!
Signet: SWR2 Musikstunde
MODERATION
Sonne, Mond und Sterne singen dieser Tage die Kinder. Wir blicken heute auch
dahin, wo es im Himmel leuchtet. Die komplette Musikstundenserie dieser Woche
steht in den Sternen!
Titelmusik kurz (10.sec)
MODERATION
Ich bin Sabine Weber. Herzlich Willkommen! „Sonne, Mond und Sterne, brenne
auf mein Licht!“ Die Faszination von Himmelslichtern ist für Kinder eine einfache
Sache. Einfach Hinschauen auf die leuchtenden Laternen im Dunkeln. Auch wir
sind immer wieder bewegt, wenn wir in den Nachthimmel schauen, und es
leuchtet geheimnisvoll! Ich habe zwar keine Statistik gefunden. Aber ich bin mir
sicher, dass nicht wenige sich vor gut einem Monat den Wecker auf halb vier
gestellt haben, um die Mondfinsternis nicht zu verpassen. Das war ein
Supermond, der aufgrund seiner Erdnähe riesig groß erschienen ist. Und dazu
blutrot! Ein Spektakel für uns, ein Nichts im unendlichen All. Astronomische
Dimensionen sind unfassbar! Eine Lichtsekunde macht die Entfernung zum Mond
aus. Aber Lichtjahre, Milliardenjahre in unserer Zeitrechnung! Ja wer kann sich das
denn vorstellen? 4,5 Milliarden Jahre ist unser Sonnensystem alt. Und es ist nur ein
kleines System in der Milchstraße, die 40 Galaxien umfasst.
Unvorstellbare Entfernungen in gekrümmten Riesenräumen, Explosionen,
Anziehungskräfte, Strahlungen … Und dennoch so faszinierend!
Ordnung in dieses Vorstellungschaos, Sie werden lachen, sollte Musik bringen. Der
Zusammenhang zwischen Musik und Astronomie ist uralt. Er geht auf Pythagoras
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zurück. „Die Welt ist Zahl!“ hat der Philosoph von Samos im 6. vorchristlichen
Jahrhundert behauptet. Und der barocke Mensch mehr als tausend Jahre später
ist immer noch davon überzeugt, dass eine allumfassende, durch Zahlen
bestimmte Harmonie und Ordnung hinter allem steht.
Aber am Weltanfang MUSS das Chaos herrschen. Erst Unordnung lässt das
Harmoniebedürfnis erwachen. Und Sie glauben gar nicht, über wie viele
musikalische Minuten hinweg sich Komponisten mit der chaotischen
Geburtsstunde unseres Universums beschäftigt haben.
Jean-Ferry Rebel beispielsweise bringt 1737 das Chaos mit einer
ohrenbetäubenden Kakophonie zu Gehör. Am Anfang seiner Elementen-Suite
steht das akustische Chaos! Alle Töne der d-Moll Tonleiter lässt er gleichzeitig
erklingen. Harmonie wird durch das Verschmelzen dieses Clusters zu einem
einzigen Ton hergestellt. D-moll ist die Geburtsstunde der Erde. Die Elemente
ordnen sich allerdings wie bei einer menschlichen Geburt in mehreren Schüben...
Das L'Orfeo Barockorchester unter Michi Gaigg mit einem Urknall, der die
damalige Versailler Noblesse erschüttert haben muss.
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LC LC08492 CPO77914-2 Länge: 5'48
Jean-Ferry Rebel, Le Cahos – Très lent - aus Les Elemens, L'Orfeo Barockorchester,
Michi Gaigg (LTG)
MODERATION
Das L'Orfeo Barockorchester unter Michi Gaigg mit pulsierendem kosmischen
Chaos, das die Erde in d-moll ausstößt. Ein ungeheurer Urknall für damalige
Verhältnisse. Vom Komponisten Jean-Ferry Rebel inszeniert. Mit Le Cahos - dem
Chaos – beginnt seine Suite Die Elemente von 1737. Danach, als wenn nichts
gewesen wäre, schließen höfische Tänze auf: eine Loure La Terre, die Chaconne
le Feu, Ramage L'air... Erde, Feuer und Luft tanzen lustig über das Versailler
Hofparkett. Und Luwig den Fünfzehnten stellt man sich in diesem terrestrischen
Elementenreigen stolz gebietend vor. Als Zentralgestirn seines höfischen
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Universums - vielleicht nicht mehr ganz so glänzend wie sein Urgroßvater und
Vorgänger, der Sonnenkönig! Das schwarze Loch - mit der Revolution - steht dem
Ancien régime auch bald ins Haus. Schwarze Löcher sind ein kosmisches bis
heute nicht geklärtes Phänomen. Unsichtbar aber mit ungeheurer Schwerkraft
verschlucken sie gierig Materie. Astrophysiker gehen davon aus, dass jedes
Schwerkraftsystem irgendwann in einem schwarzen Loch endet.
Wir bleiben aber noch bei kosmischen Geburtsstunden. Die folgende beginnt in
London. 1794 kommt Joseph Haydn zum zweiten Mal in die Themsestadt. Der
Komponist wird wie ein Star empfangen. Für William Herschel, erster Oboist im
Orchester am Hanover Square, ist es eine Ehre, sich um den berühmten Gast zu
kümmern. Er führt ihn an eine ganz besondere Stätte. Herschel ist nämlich
Astronom. Er baut in seiner Freizeit Riesenteleskope. Herschel lädt Haydn auf seine
Sternwarte ein. Er lässt den 63jährigen durch sein selbstgebautes Spiegelteleskop
in den Nachthimmel schauen. … Was er sieht, muss ihm den Atem verschlagen
haben. „So groß … so weit...“, soll Haydn noch stundenlang in sich hinein
gemurmelt haben. Gut möglich, dass dieses Erlebnis den entscheidenden Anstoss
gibt, sich mit der Schöpfungsidee dieses so großen und so weiten Universums
auseinander zu setzen. In London wird ihm auch noch die Schöpfungsgeschichte
als Libretto in die Hand gedrückt. Das noch unvertonte englische
Oratorienlibretto hätte ein gewisser Linley oder Lidley für den großen Händel
verfasst. Der hat es aus unbekannten Gründen aber nie vertont. Zwei
Schöpfungserzählungen sind darin verarbeitet: die alttestamentarische Genesis
und John Miltons Genesis-Epos Paradise Lost. Natürlich steht die astronomisch
relevante Vorstellung des Chaos am Anfang. Für Haydn ist das Chaos die
kosmische Unendlichkeit. Diesem „so groß … so weit …“ verleiht er in der
Einleitungssinfonie Ausdruck. Pulsierende Quasare im Blech und weit
ausgespannte Melodiefetzen wie mit einem Riesenteleskop eingefangene
Lichtschweife der Streicher im fernen Himmel. Die erste klassische Weltraummusik
ihrer Art wird für den Konzertsaal geboren! Und wie aus dem Ursprungschaos die
Welt entsteht, erzählt Erzengel Raphael ...
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LC 00761 BMG 8287658340-1 Länge: 5'40; 2'31
Joseph Haydn, Die Vorstellung des Chaos – Largo – und Rezitativ Raphaels
Arnold Schönberg Chor, Concentus Musicus Wien, Nicolaus Harnoncourt (LTG)
MODERATION
Und Gott schied das Licht von der Finsternis! Das ist der Urknall in der biblischen
Erzählung. Oder etwa nicht? Jedenfalls in Joseph Haydns Schöpfungsoratorium.
Unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt hörten wir Christian Gerhaher, den
Concentus Musicus Wien und den Arnold Schönberg Chor, der in strahlendem Cdur explodiert ist. Der gigantische Lichteinbruch findet in der Musik seine
Entsprechung von einem aus dem pianissimo plötzlich ins fortissimo
ausbrechenden Chor mitsamt Orchester. Diesen Überaschungseffekt gibt es
übrigens auch bei Georg Friedrich Händel. In seinem Krönungsanthem: Zadok the
Priest. Dass Haydn Händel „stilistisch nachahmt“ kommt nicht von ungefähr. Das
Libretto, das Haydn in seinem Schöpfungsoratorium vertont, ist ja ursprünglich für
Händel entstanden. In die Hände von Haydn geraten und auf dessen Bitten hin
von seinem Wiener Gönner Baron van Swieten übersetzt und bearbeitet, hat sich
Haydn durchaus als Vollender einer Händelschen Mission gefühlt. Die Musik
Händels hat Haydn geschätzt. Händels Oratorien sind ihm Vorbild für seine
eigenen gewesen. Im April 1798 leitet ein inzwischen 66jähriger Haydn die
Uraufführung seiner Schöpfung in Wien. Die Wirkung auf die exklusiv eingeladene
Zuhörerschaft im Schwarzenbergischen Palais muss enorm gewesen sein. Ein
Zeitzeuge berichtet von einer Atmosphäre geprägt von „religiöser Ehrfurcht und
tiefem Respekt“. Und wie Haydn die Sinfonieinleitung gestaltet habe …! Die
Bewegung, das Wesen der ungeformten Massen des Universums. Das habe
sprachlos gemacht. „So ein Sujet kann man musikalisch doch überhaupt nicht
behandeln... Die Unordnung sei doch der Charakterzug des Chaos. Und schließe
Melodien aus. Und Musik, die ein physisches Vergnügen bereite ...“ konstatiert
Giuseppe Carpani, ein Freund Haydns. Überlegungen, die er in einer in 16 Briefen
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edierten Biographie über Haydn festgehalten hat. Das ausgeklügelte HaydnChaos kann beides. Und dieser magische Lichteinbruch!
Es ward Licht und schon wird es wieder Dunkel in dieser SWR2 Musikstunde, die
gerade am Beginn des Universums steht. Die Urknalltheorie ist ein relativ
modernes Weltentstehungsmodell. Anfang der 1930er Jahre wird die Theorie
formuliert. Aus der unter anderen von Edwin Hubble gemessenen Ausdehnung
des Alls wird rückgeschlossen, dass im Anfangszustand alles verdichtet mit einem
Urknall explosionsartig auseinander getrieben sei. Nach Hubble ist heute das im
Weltraum kreisende Hubble-Teleskop benannt. Etwa eine Millionen Jahre nach
dem Urknall entwickeln sich die ersten Galaxien. Unser Sonnensystem soll vor 4,5
Milliarden Jahren entstanden sein.
Da liefert uns der Dichter und Philosoph Hesiod ein geradezu kompaktes
Entstehungstheater. Er lässt aus dem Ursprungschaos die Göttin Nyx aufsteigen.
Die Theogonie von Hesiod aus dem 7. vorchristlichen Jahrhundert verdient
Erwähnung, weil sie eine der frühesten schriftlichen Zeugnisse über die Entstehung
der Welt ist. Nach Hesiod steht am Anfang unseres Universums also eine
respekteinflößende Venus der Nacht. Nyx ist die Mutter des Himmelslichts und
Beherrscherin des Weltalls. Der finnische Komponist und Dirigent Esa-Pekka
Salonen hat dieser Nachtgöttin 2010 eine Charakterstudie gewidmet. Den
Klängen nach muss sie eine mächtige Göttin gewesen sein. Vier Hörner verlangt
der finnische Komponist. Sie spielen gleich zu Anfang. Dann spannen sich die
Flügel einer gewaltigen kosmischen Nacht aus. Es gibt aber auch Raum für
traumhafte Zwischenspiele. Die Klarinette hat ein Solo. Und selbst das dunkelste
Rumoren ist immer noch feinnerviger Klang.
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WDR3 Eigenprod Länge: 6'48
Esa-Pekka Salonen, ein Ausschnitt aus Nyx, New York Philharmonic, Alain Gilbert
(LTG)
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MODERATION
Wir hörten hinein in die erste Nacht der Welt. Musikalisch ausgemalt von EsaPekka Salonen mit dem New York Philharmonic unter Alain Gilbert. Nyx heißt die
Göttin dieser Nacht. Sie wird laut Hesiods Theogonie aus dem 7. vorchristlichen
Jahrhundert als eine der ersten Göttinnen aus dem Ursprungschaos geboren.
Eine ihrer Schwestern ist übrigens Gaia, der personifizierten Erde.
Kosmogonien nennt man solche mythischen Weltentstehungserzählungen. Bereits
in den antiken Kosmologien wird vorausgeahnt, was astronomische
Entdeckungen später wissenschaftlich fundieren. Forscher wie Nikolaus von Kues,
Nikolaus Kopernikus, Giordano Bruno oder Galileo Galilei.
Der polnische Komponist Krzysztof Penderecki zitiert sie in seiner 1970
komponierten Kosmogonie. Anlässlich des 25jährigen Bestehens der Vereinten
Nationen entwirft er Kosmogonia für Solisten, Chor und Orchester. Und verwendet
auch Textstellen aus der römischen und orthodoxen Liturgie. Der polnische
Komponist wirft die Frage nach dem Platz des Menschen innerhalb des
Universums auf. Und er zitiert auch Astronauten.
Die Musik mit ihren langgezogenen grollenden Klangflächen klingt auch ziemlich
„spacy“. Die Raumfahrt sei damals en vogue gewesen, so Penderecki in einem
Interview. Kein Wunder! 1969 hat das Raumschiff Apollo 11 den ersten Menschen
auf den Mond gebracht. Und der Spruch von Astronaut Neil Armstrong auf der
obersten Sprosse der Leiter, die ihn aus dem Landemodul Eagle in den
Mondstaub bringen soll, hat Geschichte geschrieben. „Ein kleiner Schritt für einen
Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit.“ Und noch immer wird
darüber gestritten, ob Armstrong diesen Satz überhaupt richtig gesagt hat... Für
den polnischen Komponisten sei die Raumfahrt ein Symbol für die Öffnung von
Horizonten gewesen. An die Friedensmission der UN habe er damals fest
geglaubt. Und mit Musik lasse sich Grenzenlosigkeit ausdrücken...
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WDR Eigenproduktion Länge: 5'06
Krzysztof Penderecki, Kosmogonia für Solostimmen und Orchester, Stefania
Woytowicz, Sopran, Kazimierz Pustelak, Tenor, Bernard Ladysz, Baß, WDR
Rundfunkchor Köln, Chor des Norddeutschen Rundfunks, Radio-SymphonieOrchester Berlin, Hiroyuki Iwaki (LTG)
MODERATION
Ein Ausschnitt aus Kosmogonia von Krzysztof Penderecki mit Stefania Woytowicz,
Kazimierz Pustelak und Bernard Ladysz, dem WDR Rundfunkchor, dem Chor des
Norddeutschen Rundfunks und dem Radio-Sinfonieorchester-Orchester Berlin
unter Hiroyuki Iwaki.
Und damit verlassen wir die mit historischen Zitaten von Astronomen untermalte
Eroberung des Sternenhimmels. Und erobern den Kosmos mal so:
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LC05307 TELARC 80383 Länge: 1’11
Into the Final Frontier aus dem Film Star Trek, Leonard Nimoy, Erzähler, Cincinnati
Pops Orchestra, Erich Kunzel (LTG)
MODERATION
Leonard Nimoy alias „Mr. Spock“ wirbt in der US-SciFi-Fernsehserie Raumschiff
Enterprise für heroischen Forschergeist und für eine das grenzenlose All
begleitende Musik. Begleitet wurde er vom Cincinnati Pops Orchestra. In den
1960ern musste die gute Konföderation gegen die bösen Borgs und Klingonen
geschützt werden. Mit Warp Antrieb! Und technischen Möglichkeiten wie dem
Beamen.
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Vor kurzem ist Der Marsianer von Altmeister Ridley Scott über die Leinwand
geflimmert. Matt Damon als Mark Watney kämpft auf dem Mars heroisch ums
Überleben. Und das ist nicht nur auf dem roten Planeten hart. „Das Weltall
kooperiert nicht!“, ist der beste Spruch im ganzen Film.
Musikalisch für Aufsehen gesorgt hat ein anderer Weltraum-Scifi. Krieg der Sterne.
Filmkomponist John Williams gewinnt gleich für die erste „Space Opera“ am 25.
Mai 1977 den Oscar für die beste Filmmusik. Alle sechs Folgen versorgt John
Williams musikalisch. Er ist mit Starwars alt geworden. Denn gerade hat er für das
neue Sternenkrieg-Revival komponiert. Die 7. Folge soll hier im Dezember
anlaufen. Wir geben einen Vorgeschmack mit Musik aus der Episode 1. von 1999.
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LC06868 SONY SK61816 Länge: 4'14
John Williams, The Duel of the fate/The phantom menace aus Episode 1 Krieg der
Sterne, New London Children's Choir, London Symphony Orchestra, John Williams
(LTG)
MODERATION
Musik zur Starwars-Episode 1 komponiert von John Williams 1999. Der Krieg der
Sterne gilt nicht nur als das finanziell erfolgreichste Filmprojekt aller Zeiten. Auch
die Soundtrack CD gehört zu den meist verkauften der Filmmusikgeschichte.
Kultstatus hat inzwischen Stanley Kubricks 2001–Odyssee im Weltraum von 1968.
Die Evolutionsgeschichte wird im Zeitraffer erzählt. Wie Kubrick Musik eingesetzt
hat, sorgte für Staunen. Kubrick verwendet das Anfangsmotiv aus der Richard
Strauss’schen Zarathustra-Tondichtung als Begleitmusik zu der aggressiven
Attitüde des sich erhebenden Affenmenschen. Der schleudert einen Knochen ins
All. Und mutiert zu einem futuristischen Spaceshuttle, das rotiert. Jetzt verwendet
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Kubrick Musik vom Wiener Johann Strauß. Das Spaceshuttle tanzt zum
Donauwalzer. Kubrick bedient sich auch bei einem lebenden Komponisten.
György Ligetis Chorkompositionen Atmosphère, Lux aeterna, und andere Teile
aus seinem Requiem klingen auch wie für diesen Film komponiert. Der Komponist
erfährt erst davon als der Film in den Kinos anläuft. Und die Filmgesellschaft
Metro-Goldwyn-Mayer denkt nicht im Traum daran, Ligeti dafür zu bezahlen, dass
seine Musik die Entdeckung des symbolischen Monolithen begleiten darf. Auch
Ligeti gibt später zu, dass seine Musik ideal zu Kubricks Weltraum- und
Geschwindigkeitsfantasien gepasst hätte. Aber dass er nicht bezahlt werde,
fände er egoistisch. Ligeti strengte mit seinen Verlagen gegen die
Filmgesellschaft sogar einen Prozess an. Die Antwort kommt prompt: „Ligeti solle
froh sein, dass er durch diesen Film in den USA bekannt geworden sei“ ...
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LC02982 RHINO R272562 Länge: 2'52
Ausschnitt aus der Filmmusik: György Ligeti, Lux aeterna, Stuttgarter Schola
Cantorum Clytus Gottwald (LTG)
MODERATION
Ein Ausschnitt aus Lux aeterna von György Ligeti mit der Stuttgarter Schola
Cantorum unter Clytus Gottwald.
Wir blicken in dieser SWR2 Musikstunde ein letztes Mal tief in den Weltraum. Von
William Herschel in London ist heute schon die Rede gewesen. Im Hauptberuf
zwar Musiker, Oboist, blickt er weiter ins Weltall als irgendein Mensch vor ihm. In
seiner Freizeit baut er Teleskope. Das größte ist ein Spiegelteleskop. Dessen Bau
nimmt zwei Jahre in Anspruch: vierzig Fuß – 12 Meter misst die Eisenröhre mit
anderthalb Meter Durchmesser. Und der Durchblick sorgt für Sternstunden. Durch
dieses Teleskop hat nicht nur Joseph Haydn bei seinem zweiten Londonbesuch
geschaut und ist zur Komposition seines Schöpfungs-Oratoriums angeregt
worden. Herschel entdeckt am 13. März 1781 den Planeten Uranus. Er entdeckt in
unserem Sonnensystem eine Sternwolke in Form einer Scheibe. Die Rede ist von
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der Milchstraße. Und er beginnt mit Sternzählungen, um die Grenzen des
Milchstraßenbandes auszuloten.
Da hatte er seine 24 Sinfonien bereits komponiert. Jetzt zu hören das Finale der 2.
Sinfonie in D-dur. Vom Erfinder des Spiegelteleskops. Das ist unser Schlusswort
heute. Es spielen die Mozart Players unter Matthias Bamert.
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LC00173 DG 4790571 Länge: 2'49
William Herschel, Schlusssatz aus der Sinfonie Nr.2 D-dur
Mozart Players, Matthias Bamert (LTG)
MODERATION
Von einem Astronomen komponiert. Die Mozart Players unter Matthias Bamert mit
dem Schlusssatz aus der 2. Sinfonie in D-dur von William Herschel. 2 mal 12 also 24
Sinfonien hat Herschel zwischen 1759 und 1770 komponiert mit jeweils drei Sätzen.
Macht insgesamt 72 Musikstücke. Diese Zahl verweist auf die 72 Bücher der
heiligen Schrift. Zum Thema Musik und Astronomie wird in der nächsten Folge so
und auch anders gerechnet. Mit Weltbildenden Proportionen wird der Himmel
erobert. In der SWR2 Musikstunde morgen!
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