Rechnungslegung der Unternehmung

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Rechnungslegung der Unternehmung
Sommersemester 2009
Kapitel 1: Grundlagen der externen
Rechnungslegung
Dr. Jörg-Markus Hitz
Professur für Rechnungslegung und
Prüfungswesen
Motivation: Dynamik und Internationalisierung der
Rechnungslegungsregulierung
„Alles fließt” (Heraklit):
• Tradiertes Handelsbilanzrecht (HGB) im Zentrum des
Gesellschaftsrechts:
– Rechnungslegung von Personen- und Kapitalgesellschaften
– Grundlage für Auschüttungen an Gesellschafter (Aktionäre)
– Grundlage der Ermittlung von Ertragsteuern
• Internationale Rechnungslegungsnormen für börsennotierte Konzernunternehmen: Kapitalmarktinformation durch IFRS
• Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) 2009:
– Entrümpelung & Zukunftsfähigkeit des HGB?
– Annäherung an die IFRS?
Rechnungslegung der Unternehmung (SS 09) – Kapitel I
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Veranstaltungsübersicht
I.I.
Grundlagen
Grundlagen der
der externen
externen Rechnungslegung
Rechnungslegung
II.
II.
Rechnungslegung
Rechnungslegung nach
nach handelsrechtlichen
handelsrechtlichen Grundsätzen
Grundsätzen
III.
III.
Internationalisierung
Internationalisierung des
des Handelsbilanzrechts?
Handelsbilanzrechts? Das
Das
Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz
Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG)
(BilMoG)
IV.
IV. Kapitalmarktorientierte
Kapitalmarktorientierte Rechnungslegung:
Rechnungslegung: Grundzüge
Grundzüge der
der
International
International Financial
Financial Reporting
Reporting Standards
Standards (IFRS)
(IFRS)
V.
V.
Rechnungslegung
Rechnungslegung von
von Unternehmenszusammenschlüssen
Unternehmenszusammenschlüssen (Konzernen)
(Konzernen)
VI.
VI. Ausblick:
Ausblick: Entwicklungslinien
Entwicklungslinien des
des deutschen
deutschen Bilanzrechts
Bilanzrechts im
im SpannungsSpannungsfeld
feld nationaler
nationaler Institutionen
Institutionen und
und internationaler
internationaler Konvergenzbestrebungen
Konvergenzbestrebungen
Rechnungslegung der Unternehmung (SS 09) – Kapitel I
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Gliederung Kapitel I
1.
Externe Rechnungslegung im System des betrieblichen
Rechnungswesens
2.
Rechnungslegungszwecke
3.
Instrumente der Rechnungslegung
4.
Rechnungslegungssysteme
5.
Regulierung der Rechnungslegung
6.
Internationalisierung
Rechnungslegung der Unternehmung (SS 09) – Kapitel I
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Externe Rechnungslegung im System des
Rechnungswesens
Betriebliches
Rechnungswesen
Externes
Rechnungswesen
(financial reporting)
Freiwillige
Publizität
Buchführung
Regulierte Berichterstattung
(Externe Rechnungslegung i.e.S.)
Periodische
Pflichtpublizität
Aperiodische
Pflichtpublizität
Internes
Rechnungswesen
(management accounting)
Kosten- und
Leistungsrechnung
Finanzplanung
Rechnungslegung der Unternehmung (SS 09) – Kapitel I
Planungsrechnung
Investitionsplanung
…
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Theoretische Ansätze zur Erklärung der Institution externe
Rechnungslegung
•
Theorie asymmetrischer Informationen in Vertragsbeziehungen
(principal-agent-Theorie)
– Asymmetrische Informationsverteilung und agency-Kosten
– Vor Vertragsabschluss: adverse selection
– Nach Vertragsabschluss: moral hazard
•
Asymmetrische Informationsverteilung in Finanzierungsbeziehungen
– Eigner-Manager-Delegationsprobleme:Trennung von Eigentum und
Verfügungsmacht (separation of ownership an control)
– Gläubiger-Eigner-Delegationsprobleme
– Unternehmenspublizität als Institution zur Eindämmung von agencyProblemen
•
Standardisierung und Regulierung der Unternehmenspublizität
– Transaktionskostentheorie
– Unterbindung rentensuchenden Verhaltens
Rechnungslegung der Unternehmung (SS 09) – Kapitel I
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Zwecke der externen Rechnungslegung
Asymmetrische
Asymmetrische
Informationsverteilungen
Informationsverteilungen
Rechnungslegungszwecke
Anspruchsbemessung
Anspruchsbemessung
(Kontraktfunktion)
(Kontraktfunktion)
Entscheidungsunterstützung
Entscheidungsunterstützung
(Informationsfunktion)
(Informationsfunktion)
Unternehmensexterne Adressaten:
Anteilseigner, Gläubiger, Fiskus,
Öffentlichkeit, Tarifpartner etc.
Rechnungslegung der Unternehmung (SS 09) – Kapitel I
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Zwecke des internen Rechnungswesens
Internes Rechnungswesen
Planung
Planung
Steuerung
Steuerung
Kontrolle
Kontrolle
Unternehmensinterne Adressaten:
Management/Entscheidungsträger
Rechnungslegung der Unternehmung (SS 09) – Kapitel I
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Instrumente der externen Rechnungslegung
•
•
•
•
•
•
Bilanz:
Gegenüberstellung von Vermögen und Kapital
(stichtagsbezogene Bestandsrechnung)
Gewinn- und Verlustrechnung:
Erträge und Aufwendungen der abgelaufenen Periode
(zeitraumbezogene Strömungsrechnung)
Anhang:
Erläuternde, erweiternde, korrigierende Informationen zu Bilanz
und GuV
Bilanzielle
Rechnungslegung
Eigenkapitalspiegel:
Erklärung der Eigenkapitalbewegungen der abgelaufenen Periode –
Finanzielle
Erfolgsgröße und Kapitaltransfers mit den Eignern
Kapitalflussrechnung:
RechnungsEntwicklung des Bestands an Zahlungsmitteln – Zuflüsse und
legung
Abflüsse aus den operativen, investiven und Finanzierungs-Aktivitäten
Segmentberichterstattung:
Vermögen, Schulden und Erfolgsgrößen für Einzelsegmente des
berichterstattenden Unternehmens
Nicht-finanzielle Rechnungslegung (disclosure)
Rechnungslegung der Unternehmung (SS 09) – Kapitel I
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Bestands- und Stromgrößen: Verknüpfung der Instrumente
der externen Rechnungslegung
Stromgrößen
Bestandsgrößen zu
Periodenbeginn
Bestandsgrößen zu
Periodenende
Kapitalflussrechnung
Cash Flow aus operativer Tätigkeit
Cash Flow aus investiver Tätigkeit
Cash aus Finanzierungstätigkeit
Eröffnungsbilanz
Veränderung Flüssige Mittel
Flüssige Mittel
+ Sonstige Vermögenswerte
Vermögen
- Schulden
Eigenkapital
Eigenkapitalspiegel
Einlagen durch Gesellschafter
Auszahlungen an Gesellschafter
Jahresüberschuss / -fehlbetrag
Andere Buchungen ins Eigenkapital
Schlussbilanz
Flüssige Mittel
+ Sonstige Vermögenswerte
Vermögen
- Schulden
Eigenkapital
Änderung des Eigenkapitals
Gewinn- und Verlustrechnung
Erträge
Aufwendungen
Jahresüberschuss / -fehlbetrag
Rechnungslegung der Unternehmung (SS 09) – Kapitel I
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Rechnungslegungssysteme
•
•
Rechnungslegungssystem:
Gesamtheit aller Rechnungslegungsnormen eines Regelwerkes
(z.B. HGB, US-GAAP) sowie deren sozio-ökonomisches Umfeld
Wesentliche Determinanten von Rechnungslegungssystemen sind:
–
–
–
–
–
Rechtssystem: code law versus common law (case law)
Finanzsystem: Kapitalmärkte versus Finanzintermediäre
Corporate Governance: Insider- versus Outsiderorientierung
Steuersystem
Soziokulturelle Faktoren: Z.B. Risikofreude, Transparenz,
Individualismus
– Historische Entwicklung
•
Anglo-amerikanische versus kontinentaleuropäische
Rechnungslegungssysteme
Rechnungslegung der Unternehmung (SS 09) – Kapitel I
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Regulierung der deutschen Rechnungslegung
•
Grundlegende Ausgestaltungsalternative:
– Normierung durch den Gesetzgeber versus
– Privatautonome Entwicklung von Rechnungslegungsvorschriften
•
•
Die Rechnungslegungsvorschriften für Personen- und Kapitalgesellschaften sind in Deutschland traditionell im Handels- und
Gesellschaftsrecht kodifiziert (früher Aktiengesetz (AktG), seit 1984
Handelsgesetzbuch (HGB))
Aus der engen Verzahnung von Handels- und Steuerbilanzrecht
(Maßgeblichkeitsprinzip) folgt:
– In Einzelfällen eine Ausstrahlung steuerrechtlicher Vorschriften auf das
Handelsbilanzrecht (umgekehrte Maßgeblichkeit) sowie
– die herausragende Bedeutung der Finanzrechtsprechung, insbesondere
der höchstrichterlichen Rechtsprechung des Bundesfinanzhofes (BFH),
für die Auslegung und Fortentwicklung der Grundsätze der
handelsrechtlichen Rechnungslegung
•
Hohe Bedeutung juristischer Kommentierungen
Rechnungslegung der Unternehmung (SS 09) – Kapitel I
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Internationalisierung der Rechnungslegung in Deutschland
•
Phase I: Europäische Harmonisierung
– 1984 Bilanzrichtliniengesetz: Umsetzung der 4., 7. und 8. EG-Richtlinie
(Bilanzrichtlinie 1978 und Konzernrichtlinie und Prüferrichtlinie 1983)
– Zahlreiche Mitgliedstaatenwahlrechte
•
Phase II: Parallele bzw. duale Rechnungslegung deutscher Großkonzerne
– 1993: Börsengang der DaimlerBenz AG an der New Yorker Börse (NYSE):
Vorlage einer Überleitungsrechnung („reconciliation“) von HGB auf US-GAAP
– Internationale Rechnungslegung als „Eintrittskarte“ zum internationalen
Kapitalmarkt
•
Phase III: Öffnung und Fortentwicklung der handelsrechtlichen
Rechnungslegung
– Kapitalaufnahmeerleichterungsgesetz (KapAEG) 1998: Befreiung von an
ausländischen Börsenplätzen notierten Konzernen von der zusätzlichen
Erstellung eines HGB-Konzernabschlusses
– Gesetz für Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) 1998:
Deutscher Standardisierungsrat (DSR) als privater standard-setter zur
Auslegung und Fortentwicklung der HGB-Konzernbilanzierung
•
•
Phase IV: EU-weite Rechnungslegung nach International Financial
Reporting Standards (IFRS)
Phase V: Annäherung des Handelsbilanzrechts an die IFRS (BilMoG 2009)
Rechnungslegung der Unternehmung (SS 09) – Kapitel I
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Internationalisierung der deutschen Rechnungslegung
Quelle: Daske, Holger (2006): Economic Benefits of Adopting IFRS or US-GAAP – Have the Expected Cost of Equity
Capital Really Decreased?, in: Journal of Business, Finance & Accounting, Vol. 33, S. 329-373, hier S. 337.
Rechnungslegung der Unternehmung (SS 09) – Kapitel I
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IFRS-Rechnungslegung als europäischer Standard
•
Seit Ende der Neunziger Jahre Neue Strategie der EU: Aufgabe einer
eigenständigen Rechnungslegung von Kapitalgesellschaften zu Gunsten
einer Unterstützung der International Accounting Standards (IAS, heute:
IFRS)
•
EU-Verordnung zur Anwendung internationaler
Rechnungslegungsstandards (Juli 2002)
– Unternehmen, die einen EU-Kapitalmarkt in Anspruch nehmen, müssen ab dem
1. Januar 2005 einen Konzernabschluss nach International Financial Reporting
Standards aufstellen.
– Fristverlängerung bis 2007 möglich für Unternehmen, die nur Schuldtitel emittiert
haben, oder für Zwecke eines Auslandslistings nach anderen Vorschriften (USGAAP) bilanzieren.
– Mitgliedstaatenwahlrecht, die Verbindlichkeit der IFRS auf Einzelabschlüsse,
sowie generell auf die Abschlüsse nicht kapitalmarktorientierter Unternehmen
auszuweiten – Umsetzung in Deutschland durch das Bilanzrechtsreformgesetz
•
Die verbindlichen IAS/IFRS sind zuvor durch die EU-Kommission
auf Einzelfallbasis anzuerkennen (endorsement mechanism)
Rechnungslegung der Unternehmung (SS 09) – Kapitel I
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Anwendungsbereich der IFRS in Deutschland
kapitalmarktorientiert
Konzernabschluss
IFRSPflicht
nicht kapitalmarktorientiert
IFRSWahlrecht
(§ 315a HGB)
Einzelabschluss
Sonstige Rechtsformen
kapitalmarktorientiert
IFRSPflicht
nicht kapitalmarktorientiert
IFRSWahlrecht
(§ 315a HGB)
IFRS-Wahlrecht nur
für Offenlegungszwecke
IFRS-Wahlrecht nur
für Offenlegungszwecke
(§ 325 HGB)
(§ 325 HGB)
Gilt nur für bestimmte Unternehmen (insb. § 264a, 340l
HGB, § § 9, 11 PublG)
Kapitalgesellschaften
Mitgliedstaatenwahlrechte nach EU-Verordnung (Art. 5)
Rechnungslegung der Unternehmung (SS 09) – Kapitel I
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Internationale Verbreitung der IFRS
Börsennotierte Unternehmen
Nicht-börsennotierte Unternehmen
• IFRS nicht gestattet — 32
Rechtskreise
• IFRS nicht gestattet —
34 Rechtskreise
• IFRS gestattet — 23
Rechtskreise
• IFRS gestattet —
• IFRS für einige vorgeschrieben
— 5 Rechtskreise
36 Rechtskreise
• IFRS für einige vorgeschrieben
— 21 Rechtskreise
• IFRS für alle vorgeschrieben
— 88 Rechtskreise*
*beinhaltet 30 EU/EWR-Mitgliedstaaten
• IFRS für alle vorgeschrieben
— 29 Rechtskreise
Quelle: http://www.iasplus.de/country/useias.php (Stand: 18.2.2009)
Rechnungslegung der Unternehmung (SS 09) – Kapitel I
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Unterschiede zwischen deutscher und angloamerikanischer (kapitalmarktorientierter) Bilanzierung:
Verbreitete (Vor-)urteile
(1)
Anglo-amerikanische Bilanzechtssysteme gewähren weniger
bilanzpolitische Gestaltungsspielräume.
(2)
Bilanzierung nach anglo-amerikanischem Bilanzrecht führt generell
zu höheren Gewinnausweisen.
(3)
Bilanzierung nach anglo-amerikanischem Bilanzrecht führt generell
zu einer höheren Volatilität des Gewinnausweises.
(4)
Anglo-amerikanische Bilanzrechtssysteme werden generell dem
Leitbild einer periodengerechteren Erfolgsermittlung gerecht.
(5)
Rechnungslegung nach anglo-amerikanischen Normen bietet ein
Mehr an wertrelevanten Informationen.
Rechnungslegung der Unternehmung (SS 09) – Kapitel I
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Literaturhinweise

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Wagenhofer, Alfred: Rechnungslegung, in:
Bitz/Domsch/Ewert/Wagner: Vahlens Kompendium der
Betriebswirtschaftslehre, Band 1, 5. Aufl. 2005, S. 451-468
(Kapitel 1-3).
Zur Internationalisierung der deutschen Rechnungslegung:
– Wagenhofer, Alfred: Internationale Rechnungslegungsstandards –
IAS/IFRS, 6. Aufl. 2009, S. 19-47.
Rechnungslegung der Unternehmung (SS 09) – Kapitel I
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