LUNGE LUFT & LEBEN Bronchopulmonale Infekte Schwerpunktthema: DEUTSCHE LUNGENSTIFTUNG Mitgliederzeitschrift Jahrgang 19| Nr. 40 |Februar 2015 | 1,50 EURO | ImpreSSum Der wISSenSchaftlIche BeIrat reDaKtIOn/VertrIeB Deutsche Lungenstiftung e.V. Reuterdamm 77, 30853 Langenhagen Telefon (0511) 2 15 51 10 Telefax (0511) 2 15 51 13 Stellvertretende Vorsitzende Dr. Barbara Wagener, Ballenstedt herauSGeBer Deutsche Lungenstiftung e.V. V.i.S.d.P.: Prof. Dr. med. Harald Morr e-maIl Deutsche.Lungenstiftung@ t-online.de SpenDenKOntO Commerzbank Hannover Konto Nr. 111 011 100 BLZ 25080020 IBAN: DE21 2508 0020 0111 0111 00 BIC: DRESDEFF250 Internet www.lungenstiftung.de und www.warum-rauchen.de GeStaltunG PRAXIS PAGE, Dipl.-Dok. Oliver Busse Lärchenstraße 3, 30855 Langenhagen info@ praxis-page.de www.praxis-page.de VerSIcherunG Mit DL gekennzeichnete Beiträge sind redaktionseigene Beiträge. Namentlich gekennzeichnete Veröffentlichungen geben in erster Linie die Auffassung der Autoren und nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder. Nachdruck - auch auszugsweise - nur mit schriftlicher Genehmigung der Deutschen Lungenstiftung. ehrenVOrStanD Prof. Dr. Helmut Fabel, Hannover DaS KuratOrIum Vorsitzender Prof. Dr. Gerhard Sybrecht, Isernhagen Stellvertretender Vorsitzender Prof. Dr. Tobias Welte, Hannover Prof. Dr. Dietrich Berdel, Hamminkeln Herr Uwe Brodbeck, Holzgerlingen Frau Graciela Bruch, St. Wendel Prof. Dr. Rainer Dierkesmann, Stuttgart Dr. Holger Gellermann, Ingelheim am Rhein Prof. Dr. Dr. David Groneberg, Fankfurt am Main Dr. Michael Köhler, Gau-Algesheim Prof. Dr. Ulrich Krempel, Hannover Prof. Dr. Jochen Maas, Frankfurt am Main Prof. Dr. Harald Morr, Weilburg Dr. Markus Michael Müller, München Dr. Kajo Neukirchen, Frankfurt am Main Prof. Dr. Dennis Nowak, München Prof. Dr. Stephan Ory, Püttlingen Prof. Dr. Michael Pfeifer, Sinzing Dr. Eckart Klaus Roloff, Bonn Prof. Dr. Tom Schaberg, Rotenburg/Wümme Prof. Dr. Heinrich Worth, Cadolzburg Herr Ernst Wunderlich, Grünwald Vorsitzender Prof. Dr. Jürgen Fischer, Landshut Dr. Jost Achenbach, Lostau Prof. Dr. Robert Bals, Homburg/Saar PD Dr. Anselm Bäumer, Köln Prof. Dr. Heinrich Becker, Hamburg Prof. Dr. Axel von Bierbrauer zu Brennstein, Gütersloh Dr. Hans-Christian Blum, Dortmund/Hörde Dr. Rüdiger Bock, Hamburg Dr. Jakob Borchardt, Berlin Dr. Hinrich Bremer, Donaueschingen Dr. Martin Buchenroth, Bonn Prof. Dr. Ulrich Costabel, Essen Dr. Justus de Zeeuw, Wuppertal Prof. Quoc Thai Dinh, Homburg PD Dr. Christian Ole Feddersen, Bielefeld PD Dr. Konrad Frank, Köln MR Dr. Manfred Franke, Sonneberg Dr. Markus Gernhold, Bielefeld Prof. Dr. Christian Grohé, Berlin-Buch Dr. Andreas Hellmann, Augsburg Prof. Dr. Felix Herth, Heidelberg Prof. Dr. Dietrich Hofmann, Frankfurt am Main Prof. Dr. Rudolf Huber, München Dr. Stefan Hummel, Heiligendamm Prof. Dr. Ulrich Hüttemann, Göttingen Prof. Dr. Berthold Jany,Würzburg Dr. Ortrud Karg, München Prof. Dr. Detlef Kirsten, Großhansdorf Dr. Dieter Klopf, Nürnberg Prof. Dr. Dieter Köhler, Schmallenberg-Grafschaft Prof. Dr. Martin Kohlhäufl, Gerlingen Dr. Dirk Koschel, Coswig Prof. Dr. Joachim Müller-Quernheim, Freiburg PD Dr. Georg Nilius, Hagen Prof. Dr. Erika von Mutius, München Prof. Dr. Wolfgang Petro, Bad Reichenhall Prof. Dr. Kurt Rasche, Wuppertal Dr. Norbert Reinholz, Augsburg Prof. Dr. Joachim Saur, Mannheim PD Dr. Bernhard Schaaf, Dortmund Prof. Dr. Joachim Schauer, Delitzsch PD Dr. Christian Schumann, Neu-Ulm Prof. Dr. Wolfgang Schütte, Halle Dr. Andreas Schwalen, Krefeld Prof. Dr. Werner Seeger, Gießen Dr. Bernd Seese, Münnerstadt Prof. Dr. Karl-Otto Steinmetz, Darmstadt PD Dr. S. Tasci, Linz Prof. Dr. J. Christian Virchow, Rostock Dr. Joachim Vogt, Trier Dr. Konrad Wetzer, Hoyerswerda PD Dr. Gunther Wiest, Hamburg Dr. Reinhard Zimmermann, Landshut auf einen Blick editorial: „Das alte klappert, das neue klingt“ Seite 4 Deutsche lungenstiftung: Vorstand und Kuratorium 2015 - 2019 Seite 5 Bronchopulmonale Infekte im Kindesalter: wann ist ein antibiotikum indiziert Seite 6 lungenentzündung: Krankheitsbilder, Diagnostik und therapie Seite 10 Patienten fragen - Experten antworten Seite 14 „Be Smart - Don’t Start“ wird volljährig Seite 16 Lungenstiftung meets Zurich Versicherungen Seite 17 „advances in pneumology“ Kongressbericht Seite 18 „Healthy Lungs for Life - Breath Clean Air“ Seite 20 reisestipendien für junge wissenschaftler Internationaler Adenoviruskongress 2014 in San Diego Seite 22 ausschreibungen & termine Seite 23 EDITORIAL „Das alte klappert, das neue klingt“ (J.W.Goethe) Goethe hat es wie immer auf den berühmten Punkt gebracht, auch wenn „das Alte“ an dieser Stelle keineswegs despektierlich gemeint ist. Gottlob ist es in unserer Gesellschaft zunehmend alltäglicher geworden, wenn in unterschiedlichen Verantwortungen und Positionen die Jüngeren die Älteren oder neue Gesichter die bekannten ablösen. So auch in der Deutschen Lungenstiftung. Mit dem Neuen Jahr übernimmt der Marburger Professor Dr. Claus Vogelmeier den Vorstandsvorsitz, ein nach Hessen zugereister Münchner ersetzt den nach Hessen zugereisten Hamburger. Die Verantwortung für die Finanzen der Stiftung verbleibt im Frankfurter Raum, wo denn sonst. Dr. Rolf Niemann folgt Dr. Kajo Neukirchen nach, beide viele Jahre in Bad Homburg zuhause. So einfach ist also ein Wechsel, so einfach muss er auch sein. Professor Vogelmeier ist Chef der Marburger Uniklinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Pneumologie, ein national wie international hoch angesehener Arzt und Wissenschaftler. Er war vor wenigen Jahren Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, kein Zweifel also, dass er alle Voraussetzungen mitbringt, dass unter ihm die formal noch jugendliche Lungenstiftung (Geburtsjahr 1998) erwachsen werden kann. Stiftungen helfen, Stiftungen bewegen! Und weil der Atem Leben heißt und ohne das Atmen kein Leben möglich ist, werden in unserer sich immer rascher wandelnden Umwelt auch die Aufgaben der Deutschen Lungenstiftung größer und ihre Hilfen dringender. Hilfen meint, ein in jeder Weise unabhängiger Aufklärer und Ratgeber für Millionen von Atemwegs- und Lungenkrankheiten Betroffener zu sein. Hilfen meint ferner jede 4 Deutsche Lungenstiftung Form von Vorbeugung aktiv zu beginnen und voranzutreiben, man denke hier insbesondere an das Nichtrauchen von Kindern und Jugendlichen. Hilfen meint schließlich, junge auf dem Gebiet der Atemwegs- und Lungenkrankheiten forschenden Studenten und Ärzte zu fördern, ihnen Starthilfe zu geben und sie für ihre Erfolge auszuzeichnen. Stiftungen sollen helfen und Stiftungen sollen bewegen! Das geht natürlich nicht ohne eine kräftige und anhaltende Unterstützung der Gesellschaft, das geht also nicht ohne Sie. Bitte bleiben Sie der Deutschen Lungenstiftung nahe und ihr gewogen: das wünschen sich der alte und der neue Vorstand! Prof. Dr. med. Harald Morr, Weilburg Dankeschön! Zum Ende des Jahres 2014 sind die langjährige stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums Frau Astrid Gercke Müller, ferner Frau Dr. Karin Taube sowie die Herren Karl-Heinz Blackert, Rolf Hacker, Dr. Eckart John von Freyend, Prof. Dr. Robert Loddenkemper und Prof. Dr. Gerhard Siemon aus dem Kuratorium ausgeschieden. Die Deutsche Lungenstiftung dankt ihnen sehr herzlich für ihre Mitarbeit, ihren Rat und ihre Hilfe! Deutsche lungenstiftung Vorstand 2015 bis 2019 prof. Dr. med. claus Vogelmeier (Vorsitzender) Jahrgang 1956 Direktor der Klinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Pneumologie des UKGM, Standort Marburg Verheiratet, 3 Kinder prof. Dr. med. adrian Gillissen (Stellv. Vorsitzender) Jahrgang 1957 Seit 2010 Direktor der Klinik für Lungen- und Bronchialmedizin, Klinikum Kassel Arbeitsschwerpunkte: Lungenkrebs, COPD, Asthma Verheiratet, 1 Sohn prof. Dr. med. thomas O. f. wagner (Schriftführer) Jahrgang 1948 Seit 1997 Leiter des Schwerpunktes Pneumologie/Allergologie, Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main Arbeitsschwerpunkte: Lungentransplantation, Lungenkrebs, Mukoviszidose Verheiratet, 7 Kinder Gründungsmitglied der Deutschen Lungenstiftung Dr. rolf niemann (Schatzmeister) Jahrgang 1948 bis 2013 Mitglied verschiedener nationaler wie internationaler Konzernvorstände Schwerpunkte Recht/Personal seit 2014 Unternehmensberater/Rechtsanwalt Kuratorium 2015 bis 2019 prof. Dr. med. Gerhard w. Sybrecht (Kuratoriumsvorsitzender) Jahrgang 1943 1985 - 2010 Direktor Universitätsklinik Innere Medizin, Pneumologie Homburg/Saar Gründungsmitglied der Deutschen Lungenstiftung e.V. Stellv. Vorsitzender bis 2004, seither Vorsitzender des Kuratoriums Prof. Dr. med. Tobias Welte (Stellv. Kuratoriumsvorsitzender) Jahrgang 1959 Direktor der Klinik für Pneumologie an der Medizinischen Hochschule Hannover 02/2015 5 Bronchopulmonale Infekte im Kindesalter: wann ist ein antibiotikum indiziert? Quelle: Patrick J. Lynch (medical illustrator), Wikimedia.org Anatomisch gesehen werden hauptsächlich zwei Gebiete in der Lunge unterschieden, in denen im Kindesalter die üblichen Atemwegsinfektionen vorkommen können. Gemeint sind die zuführenden Atemwege, die man auch als Bronchien bezeichnet, und die Lungenbläschen oder Alveolen, in denen der Gasaustausch stattfindet. Je nach Lokalisation der Infektion unterscheidet man also die Bronchitis von der Lungenentzündung, oder Pneumonie. Bronchien alveolen In diesen beiden Lungenkompartimenten können bronchopulmonale Infekte in allen Lebensabschnitten des Kindes- und Jugendalters auftreten. Die Atemwegsinfektionen sind zweifelsohne die häufigsten Erkrankungen des gesamten Kindesalters überhaupt. Darüber hinaus zählen diese Erkrankungen zu den häufigsten Vorstellungsgründen der jungen Patienten beim Kinderarzt, in den meisten Fällen mit Husten. Der Husten kann dabei für Kinder sehr belastend sein, kann Schmerzen verursachen oder den Nachtschlaf rauben. Schließlich ist auf diese Weise die gesamte Familie belastet. Der Leidensdruck und die damit verbundene Erwartungshaltung an den Kinderarzt sind hoch. 6 Deutsche Lungenstiftung Die (obstruktive) Bronchitis Infektionen der zuführenden Atemwege sind vor allem im Kleinkindalter häufig und in den meisten Fällen Folge einer viralen Infektion. Bei 15–20% aller Säuglinge und Kleinkinder unter 2 Jahren treten Bronchitiden episodisch auf und es folgt meist ein bis zwei Tage nach einer banalen Infektion der oberen Atemwege mit zum Beispiel Schnupfen und Husten die pfeifende Atmung und vielleicht auch die Atemnot. Meist ist die virale Infektion nach Tröpfchenübertragung Ursache der obstruktiven Bronchitis, wobei eine Reihe von Viren, wie die Rhinoviren, die RS-Viren oder Adenoviren (und andere) hierfür bekannt sind. Im Vordergrund steht nach Infektion die Schwellung der Bronchialwände mit einer gesteigerten Sekretbildung (Hypersekretion) sowie unter anderem eine Aktivierung der bronchialen Muskulatur mit Verengung der Bronchien, was gewöhnlich als pfeifendes oder giemendes Atemgeräusch, mindestens aber als eine verlängerte Ausatmung wahrgenommen werden kann und medizinisch als Obstruktion bezeichnet wird. Daneben sind Schlüsselsymptome wie Husten, schnellere Atmung, Einziehungen im Bereich des Brustkorbes, ein hochstehender Brustkorb oder eine anstoßende Atmung zu beobachten. Bei Befall der kleinsten Bronchiolen spricht man von einer Bronchiolitis, welche in den überwiegenden Fällen durch RS-Viren hervorgerufen wird und vor allem im Säuglingsalter kompliziert und ausgesprochen schwer verlaufen kann. Die Therapie der obstruktiven Atemwegsinfektion ist vorwiegend symptomorientiert. Das bedeutet, es kommen fiebersenkende Medikamente, Nasentropfen und ggf. feuchte Inhalationen mit zum Beispiel Kochsalzlösungen zum Einsatz. Darüber hin- Quelle: http://bronchitiscontagious.org halten der Kinder gut anzuschauen und gelegentlich weiterführende Diagnostik mit zum Beispiel Blutuntersuchungen oder auch einem Röntgenbild einzuleiten. Eine antibiotische Therapie sollte zusätzlich zu der oben beschriebenen symptomorientierten Therapie erwogen werden. aus können auch mehrfach täglich kurzwirksame bronchialerweiternde Medikamente inhalativ verabreicht werden. Der Nutzen von Kortisonpräparaten, die inhalativ oder systemisch verabreicht werden, ist nicht belegt. Nach 7-14 Tagen sollte diese Erkrankung ausgeheilt sein. Jedoch ist die Zahl der Kinder, die an wiederkehrenden Formen leiden, hoch. Alleine bei ca. 2–5% aller Kleinkinder treten die obstruktiven Episoden immer wieder bis jenseits des 4. Lebensjahres auf. Eine weitere kleine Gruppe zeigt sogar eine dauerhaft bestehende Atemwegsobstruktion bis ins Schulkindalter. Je nach Verlauf werden diese komplizierten Formen im deutschen Sprachraum als Asthma bronchiale bezeichnet. Gibt es jedoch Bronchitis-Formen, bei denen eine antibiotische Therapie sinnvoll erscheint? Die protrahierte bakterielle Bronchitis Grundsätzlich sollte bei einem fortbestehenden oder zweigipfligen Verlauf nach akutem Beginn immer an eine Koinfektion gedacht werden. Koinfektionen sind also Zweitinfektionen, die entweder durch eine neu akquirierte Virusinfektion oder durch eine zusätzliche Infektion mit Bakterien bedingt sein können. Beide Infektionen können zu einer erneuten Krankheitsverschlechterung führen, möglicherweise auch nachdem es dem kleinen Patienten schon deutlich besser ging. Die Unterscheidung, ob es sich bei der Zweitinfektion um eine virale oder eine bakterielle Infektion handelt, fällt dem behandelnden Arzt oft schwer. Hier ist es oft notwendig, sich den Allgemeinzustand des Kindes, die Fieberverläufe und das Ess- und Trinkver- Eine Sonderform der chronischen Zweitinfektion stellt die protrahierte bakterielle Bronchitis dar. Diese spezielle und wenig bekannte Form der Bronchitis ist durch eine chronische Verlaufsform mit meist produktivem Husten gekennzeichnet. Beim produktiven Husten wird Schleim im Hustenstoß mobilisiert und in der Regel bis in den Mund gebracht. In den meisten Fällen schlucken Kinder den Schleim anschließend runter. Wie häufig die Kinder im Tagesverlauf husten oder ob der Husten tags wie nachts oder nur bei körperlicher Belastung auftritt variiert stark und kann sich der allgemeinen Wahrnehmung in der Familie entziehen. Hinzu kommt, dass betroffene Kinder wenig bis gar nicht beeinträchtigt sind. Es fehlen allgemeine Infektionszeichen, der Husten ist das fortbestehende alleinige Symptom. Als „chronisch“ wird der Husten bezeichnet, wenn er länger als 8 Wochen besteht. Bis dahin sollten die üblichen und symptomorientierenden Maßnahmen greifen und typische Infektionen ausgeheilt sein. Besteht der Husten als produktiver Husten über diesen Zeitraum hinaus, ist von einer dauerhaften Besiedelung der unteren Atemwege durch Bakterien, wie Haemophilus influenzae, Streptokokkus pneumoniae oder Moraxella catarrhalis zu rechnen. Der chronisch-produktive Husten nach stattgehabter Bronchitis wird schließlich antibiotisch behandelt, wobei sich die üblichen Penicilline eignen, da es sich bei dem beschriebenen Erregerspektrum in der Regel um sensible Kolonien aus den oberen Atemwegen handelt. Die antibiotische Therapie sollte mindestens über 14 Tage erfolgen, wobei längere Verläufe beschrieben sind. Die protrahierte bakterielle Bronchitis sollte nach der antibiotischen Therapie ausgeheilt sein, der Husten sollte sistieren. Allerdings neigen vor allem Kinder mit pulmonalen Vorerkrankungen dazu, diese Sonderform der Bronchitis häufiger zu er- 02/2015 7 Die lungenentzündung Quelle: http://effigos.com/de/ Die Lungenentzündung wird von der Weltgesundheitsorganisation als eine akute Infektion der unteren Atemwege bezeichnet, die mit den klinischen Zeichen von Fieber und Atemwegsbeschwerden, wie Husten/erschwerte Atmung und schnelles Atmen, sowie spezifischen radiologischen Veränderungen einhergeht. Generell ist dies eine Infektion der Lungenbläschen, die ebenfalls nach Tröpfchenübertragung entsteht und klinisch häufig durch einen akuteren und fulminanteren Verlauf als die Bronchitis imponiert. Grundsätzlich unterscheidet man Lungenentzündungen ebenfalls nach den verursachenden Erregern, wobei die WHO ein zusätzliches Merkmal eingeführt hat, den Ort der Akquise. Neben der sogenannten ambulanten Form (community acquired pneumonia; CAP) wird aufgrund deutlich unterschiedener Erregerspektren die im Krankenhaus erworbene Form unterschieden, auf die hier nicht eingegangen wird. Der Lungenentzündung geht meist eine virale, seltener eine bakterielle Besiedelung der Schleimhaut des Nasenrachenraumes voraus, welche sich in der Folge in die unteren Atemwege ausbreitet. Die oberen und unteren Atemwege bilden für diese Erreger einen zusammenhängenden und somit problemlos überwindbaren Raum. Nicht selten geht 8 Deutsche Lungenstiftung Quelle: https://Netdoktor.at werben. In diesen Fällen sollte eine weiterführende kinderpneumologische Diagnostik mit einer flexiblen Bronchoskopie angestrebt werden, um die zugrundeliegenden Ursachen zu identifizieren und so ggf. noch weitere Therapieansätze zur Verfügung zu haben. ein viraler Infekt dem bakteriellen voraus, wobei das lokale Immunsystem der Lunge bereits durch die Primärinfektion stark beansprucht ist und Bakterien mit ihren spezifischen, krankheitserregenden Faktoren so einen Vorteil haben und den fulminanten Krankheitsverlauf einläuten. Die Identifikation des jeweiligen Erregers stellt auch hier eine besondere Herausforderung für den behandelnden Arzt dar. Altersspezifische, jahreszeitliche und geografische Unterschiede sind bei der Suche nach dem verantwortlichen Keim zu bedenken. Wobei auch sogenannte Mischinfektionen mit mehreren Bakterien oder Viren und Bakterien gemeinsam denkbar sind. Viren sind in den ersten 2 Lebensjahren die häufigsten Krankheitserreger, das Spektrum verantwortlicher Mikroben unterscheidet sich schließlich nicht von denen der Bronchitis (Rhinoviren, RSViren, Adenoviren etc.). Das spezifische Bild dieser Lungenentzündung wird hier klassischerweise als Bronchopneumonie bezeichnet, eine Entzündung, die sowohl Bronchien als auch Alveolen betrifft. Bei den älteren Kindern finden Lungenentzündungen hauptsächlich in den Alveolen statt und werden hier als Segment- oder Lobärpneumonien bezeichnet. Verantwortlich sind hier nun meist Bakterien, wie zum Beispiel die Pneumokokken oder seltener im Jugendlichenalter die atypischen Erreger Mykoplasmen oder Chlamydien. Entscheidend, ob eine antibiotische Therapie anspricht oder nicht, ist also das Wissen um den ver- antwortlichen Keim. Bakterielle Infektionen sollten antibiotisch behandelt werden. Allerdings weiß man heute, wie schwierig die mikrobiologische Diagnostik im Kindes- und Jugendalter mit all den oben beschriebenen Variabilitäten ist. Wenn also die laborchemische Diagnostik nicht immer hilft, muss der Therapeut die Entscheidung aus vielen Einzelbeobachtungen, wie Alter des Kindes, aktuellen epidemischen Informationen, anamnestischen Angaben nach der Fulminanz der Erkrankung, der klinischen Symptomatik (Schnupfen, Husten bronchiale Obstruktion oder schnelles Atmen, hohes Fieber, etc.) und schließlich einzelnen Blutwerten und radiologischen Befunden treffen. Neben der antibiotischen Therapie mit in erster Linie Penicillinen, stehen auch die symptom- orientierten Maßnahmen wie Fiebersenkung, Flüssigkeitszufuhr etc. im Vordergrund. Die Therapie der Lungenentzündung mit besonderer Schwere, beispielsweise bei zusätzlichem Sauerstoffbedarf, bei Gewichtsverlust infolge Nahrungsverweigerung etc. sollte stationär erfolgen. Dr. med. Dirk Schramm Oberarzt Kinderpneumologie Universitätskinderklinik Düsseldorf lungenentzündung Krankheitsbilder, Diagnostik und therapie In der gegenwärtigen kalten Jahreszeit klagen viele Menschen über Husten, Heiserkeit, Abgeschlagenheit und gelegentlich auch Fieber (Körpertemperatur über 38,5°C). Oft verbirgt sich dahinter nicht gleich eine Lungenentzündung - sondern ein weitverbreiteter Atemwegsinfekt, der in der Vielzahl der Fälle auch u.a. durch Viren hervorgerufen sein kann. Bei einer durch Viren hervorgerufenen Grippe helfen keine Antibiotika, sondern können sogar auch schaden, so dass nur eine symptomatische Behandlung mit körperlicher Schonung und fiebersenkenden Maßnahmen erfolgen sollte. Doch wie kann ein harmloser Atemwegsinfekt von einer Lungenentzündung (Pneumonie) unterschieden werden, bei der es wichtig ist, rasch mit der richtigen Therapie zu beginnen? Denn die Lungenentzündung ist noch heute eine der am häufigsten zum Tode führenden Infektionskrankheiten in den Industrieländern und sollte nicht unterschätzt werden! lungenentzündung: Definition Bei der Lungenentzündung handelt es sich um eine plötzlich aufgetretene (akute) oder seit längerem bestehende (chronische) Entzündung des Lungengewebes. Am häufigsten wird sie durch Infektionen mit Bakterien und Viren verursacht. Seltener sind Infektionen durch Pilze für die Entstehung verantwortlich. Rund 90 % der ambulant erworbenen Pneumonien sind bakteriellen Ursprungs, daher ist es wichtig, dass möglichst schnell gezielt mit den richtigen Antibiotika behandelt wird: Dabei wird unterschieden, ob die Erkrankung im häuslichen umfeld (ambulant) oder im Rahmen einer stationären Krankenhausbehandlung (nosokomial) erworben wurde. Je nach Entstehungsort handelt es sich dann oft um unterschiedliche Erreger, die mit unterschiedlichen Antibiotika behandelt werden. Die im Krankenhaus erworbene Lungenentzündung verläuft meist schwerer und benö02/2015 9 tigt spezielle Antibiotika, die unter Umständen auch Problemkeime mit mehreren AntibiotikaResistenzen abdecken müssen. Die häufigsten Erreger von ambulant erworbenen lungenentzündungen sind der Reihenfolge nach: • Pneumokokken, • Staphylokokken, • Haemophilus influenzae, • Mykoplasmen, • Chlamydien und • Legionellen (Legionella pneumophila). Die häufigsten Krankenhaus- / pflegeheimkeime sind: • Pseudomonas aeruginosa, • Enterobacter, • E. coli, • Proteus, • Serratia und • Klebsiella pneumoniae. Von einer nosokomialen (= im Krankenhaus erworbenen) Lungenentzündung wird gesprochen, wenn sie entweder in der Krankeneinrichtung selbst oder mehr als 2 Tage nach stationärer Aufnahme und bis zu 14 Tage nach Entlassung sich entwickelt. Nicht selten erschweren sogenannte Problemkeime mit multiplen Antibiotika-Resistenzen eine erfolgreiche Behandlung. Gibt es auch andere formen der lungenentzündung? Patienten, die durch andere Erkrankungen ein unterdrücktes Immunsystem haben, zeigen oft wiederum ein zusätzlich ganz anderes Erregerspektrum: Hier können dann auch Pilze oder Parasiten wie Pneumocystis jirovecii oder spezielle Erreger wie Mykobakterien, die Tuberkulose auslösen können, gehäuft auftreten. Die Immunsuppression kann hierbei durch Krankheiten wie z. B. AIDS hervorgerufen sein oder aber durch Medikamente herbeigeführt und gewünscht sein, 10 Deutsche Lungenstiftung wie z. B. bei Organtransplantationen. Eine Lungenentzündung muss jedoch nicht immer durch Erreger hervorgerufen werden: Manchmal kann auch das Einatmen von Reizgasen (z.B. Chlorgas), Rauchgasen (Brand), Stäuben oder auch eine Strahlentherapie eine nichtinfektiöse Lungenentzündung auslösen. Auch andere Erkrankungen können eine (chronische) Lungenentzündung begünstigen: Verschließt ein Gerinnsel ein Lungengefäß (Lungenembolie), so kann sich im Bereich der Durchblutungsstörung eine Infarkt-Lungenentzündung entwickeln. Verlegt ein Tumor in einem Atemweg (Bronchus) den Abfluss von Sekret, kann sich hinter der Enge eine Lungenentzündung ausbilden (sogenannte Retentionspneumonie). Darüber hinaus gibt es zahlreiche Krankheitsbilder, die mit immer wiederkehrenden oder auch chronischen Entzündungen einhergehen: Autoimmunkrankheiten (nicht infektiöse Entzündung des Lungengewebes), Mukoviszidose (erbliche fehlerhafte Zusammensetzung des Bronchialsekrets, welches viel zu zäh ist und eine Brutstätte für Keime darstellt) und viele weitere Erkrankungen. Gemeinsam haben die Erkrankungen, dass sie oft eine Besiedlung mit krankmachenden Keimen begünstigen. was sind die häufigen Symptome einer lungenentzündung? Die Betroffenen leiden in den meisten Fällen unter einer Verschlechterung des Allgemeinzustands mit ausgeprägtem Krankheitsgefühl. Es bestehen meist Fieber, Husten mit oder ohne eitrigem Auswurf und Luftnot. Des Weiteren können Kopfund Gliederschmerzen auftreten. wie wird eine lungenentzündung diagnostiziert? Der Arzt führt im Allgemeinen zunächst eine Befragung (Anamnese) z.B. zu den aktuellen Be- schwerden, zu Begleitkrankheiten und zu Vortherapien mit Antibiotika durch. Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung mit Abhören der Lunge. An speziellen Untersuchungen sollte eine Laboruntersuchung auf Infektzeichen sowie zur Abschätzung weiterer Organbeteiligungen, z.B. verminderter Nieren- oder Leberfunktion durchgeführt werden. Die Sauerstoffversorgung des Körpers kann mittels einer Blutgasanalyse oder mittels eines speziellen Messgeräts in Form eines Fingerclips (Pulsoxymeter) ermittelt werden. Große Bedeutung bei der Diagnostik der Lungenentzündung kommt dem Röntgenbild zu: Bei einer klassischen bakteriellen LungenlappenEntzündung (Lobärpneumonie) wird gefordert, dass die entzündliche Veränderung des Lungengewebes (sogenanntes Infiltrat) auch im Röntgenbild zu sehen ist. Hier kann die entzündliche Veränderung anhand von sogenannten „Verschattungen“, die sich auf das Lungengewebe projizieren, imponieren. Pneumokokken sind typische Bakterien, die eine Lobärpneumonie mit diesen charakteristischen flächigen Verschattungen im Röntgenbild verursachen. Ein Beispiel für ein solches Infiltrat im Röntgenbild zeigt die beistehende Abbildung. Hier demarkiert sich die entzündliche Veränderung des Lungengewebes („weißliche Verschattung“) von dem normal belüfteten Lungengewebe („schwarz“). Es müssen jedoch nicht immer diese typischen Veränderungen bei einer Lungenentzündung im Röntgenbild auftreten: Bei den häufig ambulant erworbenen Lungenentzündungen durch Bakterien wie Mykoplasmen und Chlamydien spricht man von „atypischen“ Pneumonien, die ebenso wenig wie virale Lungenentzündungen durch solche flächige Verschattungen im Röntgenbild in Erscheinung treten. mikrobiologische erregerdiagnostik Wenn sich in der bisherigen Diagnostik der Verdacht auf eine Lungenentzündung bestätigt, kann eine weitere Suche nach dem zugrunde liegenden Erreger erfolgen. Hierzu können z.B. der Auswurf, Bronchialsekret (welches bei einer Lungenspiegelung (Bronchoskopie) gewonnen wird) oder das Blut weiter untersucht werden. Die mikrobiologische Untersuchung ermöglicht die Identifizierung der Bakterien und die Testung auf mögliche Antibiotika-Resistenzen. Das Ganze erfolgt durch Anzüchtung der Keime auf Nährböden oder durch Erbgut-Nachweis (DNA) dieser Bakterien oder Viren mit modernen Verfahren (PCR= polymerase chain reaction). Einige Erreger können z.B. durch spezielle Urintests nachgewiesen werden (sogenannte Antigene, welche Bestandteile der krankheitsauslösenden Bakterien sind wie Pneumokokken oder Legionellen). wann sollte eine lungenentzündung im Krankenhaus behandelt werden? Mit Hilfe von Herzfrequenz, Blutdruck, Atemfrequenz und dem Bewusstseinszustand kann der Arzt die Schwere der Erkrankung sowie die Entscheidung zur häuslichen oder stationären Therapie mittels eines speziellen Punktesystems (CRB65-Score) abschätzen: Jedem Kriterium wird ein Punkt vergeben: C = Confusion (Verwirrtheit) R = Respiratory (Atmung): Atemfrequenz > 30/min B = Blood pressure (Blutdruck): Systolisch unter 90 mmHg oder diastolisch unter 60 mmHg 65 = Patient ist ≥ 65 Jahre alt Je mehr Punkte, desto schwerer ist die Lungenentzündung. Dieses Punktesystem hilft dem Arzt auch zu entscheiden, ob der Patient auf einer Intensivstation behandelt werden sollte. 02/2015 11 therapie Die Therapie der Lungenentzündung richtet sich nach der zu Grunde liegenden Ursache sowie der Schwere der Erkrankung. Leichtere Fälle bedürfen keiner Krankenhausaufnahme. Im Allgemeinen erfolgt eine Antibiotikatherapie in Tablettenform. Natürlich sollten auch vorbekannte Unverträglichkeiten oder Allergien bei der Auswahl des richtigen Antibiotikums berücksichtigt werden. Nach 23 Tagen ist oft eine ärztliche Vorstellung zur Verlaufskontrolle angeraten. Bei ausbleibender Besserung kann dann gegebenenfalls erwogen werden, ob die antibiotische Therapie umgestellt werden soll. Schwerere Fälle werden im Krankenhaus mit Hilfe von Antibiotikainfusionen und ggf. mit Sauerstoffgabe behandelt. Insbesondere wenn trotz Sauerstoffgabe der Patient so schnell atmet, dass er durch die hohen Atemfrequenzen zu erschöpfen droht (mehr als 30 Atemzüge pro Minute, die er benötigt, um noch ausrei- chend Sauerstoff ins Blut aufzunehmen), sind Maßnahmen wie die einer Maskenbeatmung (sogenannte nichtinvasive Beatmung) angezeigt. Mit der Beatmung wird dafür gesorgt, dass sich die sogenannte Atempumpe (darunter sind u.a. die beteiligten Atemmuskeln wie das Zwerchfell und Rumpfmuskulatur gemeint) wieder erholen kann. Somit wird verhindert, dass der Patient ins Atemversagen gelangt. was für möglichkeiten gibt es auf der Intensivstation, wenn sich der patient trotz dieser maßnahmen klinisch verschlechtert? Gerät der Patient trotz oben genannter Maßnahmen ins Atemversagen, wird rasch die Entscheidung für die invasive Beatmung getroffen. Bei der sogenannten Intubation wird ein Beatmungsschlauch in die Luftröhre geschoben (daher inva- Abbildung 1: Infiltrat im Röntgenbild (rechter Oberlappen). Hier demarkiert sich die entzündliche Veränderung des Lungengewebes als weißliche „Verschattung“ (Pfeil) von dem normal belüfteten Lungengewebe („schwarz“). 12 Deutsche Lungenstiftung siv), über den der Patient an eine Beatmungsmaschine angeschlossen wird. Damit diese invasive Beatmung überhaupt toleriert wird, versetzen die Ärzte den Patienten in ein künstliches Koma. Sollte die Lunge derart geschädigt sein, dass selbst mit Hilfe der Beatmung das Blut nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff angereichert werden kann, können auch Lungenersatzverfahren (z.B. ECMO = extrakorporale Membranoxygenierung) in dafür spezialisierten Zentren zum Einsatz kommen. wie kann man sich vor einer lungenentzündung schützen? Eine Lungenentzündung ist in den meisten Fällen nicht von Mensch zu Mensch übertragbar. Sie ist also nicht ansteckend. Ausnahmen bestehen jedoch z.B. bei Viren, die über Tröpfcheninfektion ansteckend sind. Generell sollten stets allgemeine Hygienemaßnahmen wie ausreichende Händedesinfektion eingehalten werden. Der Verzicht auf Zigarettenrauchen kann der Entstehung einer Lungenentzündung vorbeugen. Ebenso kann man einer Lungenentzündung z.B. durch Impfung gegen pneumokokken (häufigster Erreger) entgegen wirken. Empfohlen ist diese Impfung für Menschen mit Lungenerkrankungen wie z.B. COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung)/Lungenemphysem, Asthma aber auch Zuckerkrankheit oder bei Therapie mit Medikamenten, welche das Immunsystem schwächen z. B. Kortison oder Chemotherapie. Die jährliche Impfung gegen die Grippe (Influenza) kann ebenfalls einer Lungenentzündung vorbeugen. Empfohlen wird sie für alle Menschen, die älter als 60 Jahre sind oder ein geschwächtes Immunsystem haben. Bei häufigem Kontakt mit vielen Menschen (Medizinisches Personal, Verkäufer oder Kindergartenpersonal) wird ebenfalls zu einer jährlichen Impfung geraten. Abbildung 2: Das Röntgenbild zeigt einen Patienten, der an einer Tuberkulose erkrankt ist. Die Pfeile zeigen auf sogenannte Kavernen, die durch Mykobakterium tuberkulosis hervorgerufene flüssigkeitsgefüllte (infektiöse) Hohlräume in der Lunge darstellen. Dr.med. Sebastian Fähndrich Klinik für Innere Medizin V – Pneumologie, Allergologie, Beatmungs- und Umweltmedizin, Universitätskliniken des Saarlandes, Homburg/Saar PD Dr. med. Philipp M. Lepper Klinik für Innere Medizin V – Pneumologie, Allergologie, Beatmungs- und Umweltmedizin, Universitätskliniken des Saarlandes, Homburg/Saar 02/2015 13 patienten fragen experten antworten Ständiger husten frage: Liebes Expertenteam! Meine Tochter (5 1/2 Jahre) hat seit dem sie geboren wurde ca. 1mal im Monat einen trockenen Husten. Der Kinderarzt hat mir geraten sie aushusten zu lassen und ihr nur vor dem Schlafen gehen etwas Hustenstillendes zu geben, damit sie schlafen kann. Nachdem es nicht besser geworden ist, bin ich zum Lungenfacharzt gegangen (beim Röntgen hat er gemeint ,dass die Lunge schon angegriffen ist) und dieser verschreibt ihr (wie schon erwähnt 1x im Monat) Antibiotikum (Zithromax Trockensaft) und Betnesol Brausetabletten. Da ich glaube, dass auf Dauer gesehen dies keine Lösung ist und ich nicht mehr weiter weiß, würde ich um ihren Rat bitten. Soll ich einen anderen Lungenfacharzt aufsuchen bzw. was könnte ich sonst machen? Vielen Dank im Voraus. MfG antwort: Sehr geehrte Fragende, gerne beantworten wir Ihre Frage. Husten bei Vorschulkindern kann viele Ursachen haben; allgemein stehen Asthma, Allergien und Rauchen im Haushalt im Vordergrund. Da Ihre Tochter schon so lange hustet und sogenannte Lungenfachärzte Erwachsenenmediziner sind, sollte sie einem Kinderlungenfacharzt vorgestellt werden. Wenn Ihr Kinderarzt keinen kennt, hilft in der Regel die nächste Kinderklinik. Sie können auch bei der Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie (GPP) nachfragen. 14 Deutsche Lungenstiftung Bevor irgendwelche Behandlungen diskutiert werden, sollte eine gründliche Abklärung stattfinden. Dazu gehört ein Allergietest, ein Schweisstest (auf Mukoviszidose, eine angeborene Lungenerkrankung) und das schon durchgeführte Röntgenbild. Kommt es so zu keiner Klärung, muß auch nach Magensaftrückfluss, Tuberkulose und Schimmelpilzen geschaut werden; dies kann man mit einer Lungenspiegelung (Bronchoskopie) verbinden. In jedem Fall verdient Ihre Tochter eine weitergehende Untersuchung. Wir wünschen Ihnen und Ihrer Tochter alles Gute! Mit freundlichen Grüßen, Prof. Dr. med. Markus Rose Kinderlungenfacharzt und Allergologe lungenmphysem frage: Sehr geehrtes Expertenteam, meine Frage ist, ob es neue Erkenntnisse in der Behandlung eines Emphysems gibt? Ich habe dazu etwas gelesen, kann es aber nicht richtig deuten. Meine 2. Frage ist, ob ich im 6-Minutengehtest, wo ich 580 Meter ohne Pause zurückgelegt habe, einen für mich guten Erfolg zu verzeichnen habe. Ich habe COPD Ende Gold3 und Emphysem. O2 war nach dem Test 98 %. Meine 3. Frage wäre, ob ich beim „herbstlichen“ Laubharken mit Mundschutz arbeiten muss. Vielen Dank! Noch viele sonnige Herbsttage für uns alle! Gruß von der Ostsee antwort: 1. Frage: Das Lungenemphysem kann man nicht mit Medikamenten behandeln (bis auf den seltenen alpha-1-Antitrypsinmangel). Allerdings helfen inhalative Medikamente die Überblähung zu reduzieren. Es gibt die Möglichkeit einer Operation, die aber nur noch selten durchgeführt wird, da die Patienten häufig keinen Vorteil davon haben. Und es gibt unter bestimmten Voraussetzungen (!) die Möglichkeit, ein Lungenemphysem durch den Einsatz von Ventilen, Spiralen (Coils) oder anderen mechanischen Verfahren zu verkleinern. Wissenschaftliche Studien belegen aber, dass nur COPD-Patienten mit einem bestimmten Emphysemtyp für eine solche Implantationstherapie infrage kommen. Bei diesen komplizierten Details hilft Ihnen Ihr Lungenfacharzt oder ein in dieser Technik erfahrenes Lungenzentrum weiter. Frage 2: Der 6-Minutengehtest ist bei Ihnen gut ausgefallen. Sie können Ihren Testerfolg im Vergleich zu dem Wert abschätzen, den Sie in Ihrer Alters-/ Gewichts-/ Geschlechtsklasse hätten erreichen müssen. Dieser Vergleichswert müsste auf dem Geräteausdruck angegeben sein. Frage 3: Im Normalfall nicht. Wenn es zu staubig wird und sie darauf empfindlich reagieren (Hustenanfälle, Luftnot), dann wäre das Tragen eines Atemschutzes nicht verkehrt. Wenn Sie keinen Schutz tragen, versuchen Sie bitte durch die Nase zu atmen, denn die Nase ist ein sehr guter Filter, der Mund-Rachen bei der Mundatmung dagegen weniger. Viele Grüße Ihr Prof. Dr. med. A. Gillissen Spontan-pneumothorax frage: Sehr geehrte Damen und Herren, ich hatte vor einem Jahr 2mal einen SpontanPneumothorax an der Lunge. Seitdem habe ich große Ängste, dass es wieder kommt. Seit längerer Zeit habe ich jeden Tag immer mal wieder Atemnot. Röntgenbild, Lungenfunktionstest und EKG waren in Ordnung. Eine VCD hat man ebenfalls ausgeschlossen. Ich habe mir ein Peakflow gekauft, der Höchstwert liegt bei 380, wenn die Atemnot kommt habe ich abwechselnde Werte zwischen 350 bis 380, also eine minimale Abweichung. Nun meine Frage: Müssen noch weitere Untersuchungen gemacht werden oder kann man sagen, dass die Atemnot psychisch bedingt ist? Über eine Antwort wäre ich Ihnen äußerst dankbar. antwort: Hallo, dass eine solche Erfahrung eine gehörige Verunsicherung zurücklassen kann, ist nur zu verständlich. Um aber sagen zu können, ob Luftnot „nur“ psychisch oder vielleicht „auch“ psychisch überlagert ist oder eben ausschließlich organische Gründe hat, muss man etwas mehr wissen als das, was Sie schreiben. In solch einer Situation kann man vielleicht am besten vorankommen, wenn Pneumologe und Psychologe gemeinsam sich Ihrer annehmen. Oft lässt sich das am besten im Rahmen einer Rehabilitationsmaßnahme realisieren. Sprechen Sie einmal mit Ihrem Lungenfacharzt darüber. Mit den besten Wünschen Prof. Dr. med. TOF Wagner 02/2015 15 „Be Smart – Don´t Start“ wird volljährig Der wettbewerb für rauchfreie Schulklassen „Be Smart - Don’t Start“ ist im november 2014 zum 18. mal gestartet. es gibt wohl wenige präventionsprojekte, die bereits so lange durchgeführt werden wie der wettbewerb für rauchfreie Schulklassen „Be Smart – Don´t Start“. Seit dem Schuljahr 1997/98 motiviert dieser Jugendliche in ganz Deutschland zu einem rauchfreien leben. In diesem Schuljahr haben sich insgesamt 7.560 Schulklassen mit rund 200.000 Schülerinnen und Schülern angemeldet und bekennen damit: wir sind rauchfrei! So eine lange Durchführungszeit mit hohen teilnehmerzahlen ist nur dank der unterstützung vieler partner möglich – darunter auch die Deutsche lungenstiftung, die den wettbewerb seit vielen Jahren fördert. Jugendliche darin zu bestärken, gar nicht erst mit dem Rauchen anzufangen: Das ist das Ziel von „Be Smart – Don’t Start“, einem bundesweiten Wettbewerb, der seit 18 Jahren erfolgreich Schülerinnen und Schülern vermittelt, dass Nichtrauchen der bessere Lebensstil ist. Eine aktuelle Untersuchung aus dem Jahr 2014 kommt zu dem Ergebnis, dass durch die Teilnahme an „Be Smart – Don’t Start“ jährlich etwa 11.000 Jugendliche mehr rauchfrei bleiben. So hat „Be Smart – Don’t Start“ wohl mit dazu beigetragen, dass heute deutlich weniger Jugendliche rauchen als noch vor zehn Jahren. Trotz dieses Erfolges zeigen die aktuellen Zahlen, dass kontinuierliche Aufklärung wichtig ist. Denn auch wenn sich der Anteil rauchender Jugendlicher in den vergangenen zehn Jahren mehr als halbiert hat: Es rauchen immer noch zwölf Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren regelmäßig. 16 Deutsche Lungenstiftung Zudem drängen neue Produkte wie E-Zigaretten und E-Shishas auf den Markt, die Jugendliche verleiten können, mit dem Rauchen anzufangen. „Be Smart – Don’t Start“ richtet sich an Schülerinnen und Schüler weiterführender Schulen. Eine Besonderheit bei dem Wettbewerb: Die Schülerinnen und Schüler entscheiden bei „Be Smart“ selber, ob sie an dem Programm teilnehmen möchten oder nicht. Das heißt, alle teilnehmenden Klassen entscheiden sich ganz bewusst gegen das Rauchen und für ein gesundes, rauchfreies Schuljahr. Im Schuljahr 2014/2015 findet der Wettbewerb vom 10. November 2014 bis Ende April 2015 statt. Klassen, die bis April 2015 rauchfrei bleiben, nehmen an einer Auslosung teil. Als bundesweiter Hauptpreis winkt eine Klassenfahrt im Wert von 5.000 Euro. In einzelnen Bundesländern werden weitere Geld- und Sachpreise vergeben. Auch Klassen, die wiederholt an „Be Smart – Don’t Start“ teilnehmen oder mit besonders kreativen Ideen das Thema Nichtrauchen im Unterricht umsetzen, können bis zu 5.000 Euro gewinnen. „Be Smart – Don’t Start“ wird gefördert durch die Deutsche Lungenstiftung, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die Deutsche Krebshilfe e.V., die Deutsche Herzstiftung, die AOK sowie weitere öffentliche und private Institutionen. Informationen zu „Be Smart – Don’t Start“: Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung gGmbH (IFT-Nord), Harmsstr. 2, 24114 Kiel Telefon 0431/5702970, Fax 0431/5702929 E-Mail: [email protected] Internet: www.besmart.info lungenstiftung meets Zurich Versicherung Fotos: Zurich Versicherung Anlässlich der Gesundheitstage der Zurich Versicherungsgruppe an ihren Standorten Bonn, Köln, Oberursel, Wiesbaden und Frankfurt informierte die Deutsche Lungenstiftung über das Atmen, über seine Gesunderhaltung und über seine Krankheiten. Neben persönlicher Beratung und Ausgabe von Info-Flyern referierten die Herren Dres. Althoff, Hirche, Morr, Schulte und Wagner über Husten (und wie man mit ihm umgeht), darüberhinaus hatten die Mitarbeiter der Versicherungsgruppe die Gelegenheit mit Hilfe der Spirometrie ihre Atemleistung zu messen. 02/2015 17 „advances in pneumology“ Kongressbericht Die jährlich stattfindende, internationale Konferenz „advances in pneumology“ bringt mediziner und naturwissenschaftler aus aller welt zusammen, um über verschiedene themenbereiche in Bezug auf lungenerkrankungen zu diskutieren. Die Konferenz geht auf die historische Zusammenarbeit polnischer und deutscher Mediziner in den Kohlefördergebieten beider Länder zurück, die sich in der Vergangenheit regelmäßig über Atemwegserkrankungen, die im Zusammenhang mit dem Kohleabbau auftraten, austauschten. Anknüpfend an diese Tradition wird die Konferenz seit nunmehr zehn Jahren abwechselnd in Polen und Deutschland abgehalten. So kamen am 17. und 18. Oktober dieses Jahres über 120 Mediziner und Naturwissenschaftler in der Salzmine Wieliczka in der Nähe der Stadt Krakau zur diesjährigen Konferenz unter der Leitung von Prof. Dr. med. Miecyslaw Pokorski von der Universität Opole zusammen. Die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Salzmine wird nicht nur als Museum und Veranstaltungsort für Tagungen, sondern auch als Heilstätte für Atemwegserkrankungen, insbesondere Asthma, genutzt. Dies machte sie zum idealen Veranstaltungsort für eine Konferenz von Pneumologen und die Teilnehmer hatten dabei die Gelegenheit, sich aus erster Hand über die dort angewandten Therapieverfahren zu informieren. Im Laufe der Jahre wurden auf dieser deutsch-polnischen Konferenz eine Vielzahl an wichtigen Informationen rund um Atemwegserkrankungen, wie z. B. neue Behandlungsmöglichkeiten, neue Diagnoseverfahren sowie wichtige Tipps für Mediziner und Patienten im Umgang mit speziellen Fällen vorgestellt. Das Treffen in diesem Jahr begann mit einem sehr aktuellen Thema. Prof. Reznick aus Haifa, Israel, berichtete über seine aktuellen Forschungsergebnisse zu den Auswirkungen des Rauchens von 18 Deutsche Lungenstiftung E-Zigaretten. Als Spezialist für oxidativen Stress auf biologische Systeme, der durch verschiedene Faktoren wie z. B. Zigarettenrauch verursacht wird, konnte er folgendes Fazit ziehen: Auch wenn das Rauchen von E-Zigaretten im Vergleich zu herkömmlichen Zigaretten als weniger schädlich gilt, ist es dennoch gesundheitsschädlich und birgt ein hohes Risiko der Abhängigkeit von Nikotin. Es folgten Sitzungen zu verschiedenen Themenbereichen, von denen im Folgenden zur Illustration der Vielfalt der Konferenzthemen einige kurz vorgestellt werden sollen. Zunächst ging es um Virusinfektionen der oberen Atemwege. Ein Schwerpunkt lag dabei natürlich auf der Grippe, und die angesprochenen Themen umfassten unter anderem neue Methoden zur Beobachtung der Ausbreitung der Krankheit sowie Erkenntnisse zum Zeitpunkt des Auftretens der Grippesaison. Das Highlight dieser Sitzung war ein Vortrag über die Bedeutung von Vitamin D zur Vorbeugung der Grippe. Wenn es um die Vorbeugung einer Grippeerkrankung oder von Erkältungen geht, hören wir meistens von Vitamin C, aber es gibt Studien, die zeigen, dass ein Mangel an Vitamin D zu einer höheren Anfälligkeit für Virusinfektionen führt. Bakterielle Infektionen der Atemwege – ein weiterer Themenbereich der Konferenz – sind bereits gut untersucht, und es gibt verschiedene Arzneimittel zur effektiven Behandlung solcher Krankheiten. Daher lag der Schwerpunkt dieses Themenbereichs in diesem Jahr nicht auf der Behandlung, sondern auf Diagnosemethoden, da eine frühe Diagnose normalerweise schneller zu einer erfolgreichen Behandlung führt. Obwohl die herkömmliche Methode des Anlegens von Bakterienkulturen immer noch nützlich ist, sehen wir einen Trend in Richtung molekularer Methoden, welche die Diagnoseverfahren beschleunigen. Im Laufe der Zeit hat sich unser Bewusstsein für die Auswirkungen der Umweltverschmutzung auf die menschliche Gesundheit geändert und es ist schon viel zur Verbesserung der Luftqualität erreicht worden. Dennoch sind immer mehr Atemwegserkrankungen auf die Luftverschmutzung zurückzuführen. Die Tatsache, dass immer stärker differenzierte Schadstoffartikel in der Luft weitgehend Einfluss auf die Lungenfunktion haben, ist im Zusammenhang mit den zunehmenden Fällen von Asthma nicht zu übersehen, wie im Rahmen einer weiteren Sitzung berichtet wurde. Dies bedeutet, dass unser Lebensstil nach wie vor eine große Rolle spielt, wenn es um unsere Gesundheit geht. Die Onkologie ist einer der wichtigsten Forschungsbereiche in der heutigen Zeit, da es noch viel über Tumore und Krebserkrankungen herauszufinden gibt. Die Komplexität dieser Erkrankung macht es erforderlich, dass in der Forschung versucht wird, herauszufinden, mit welchen Mechanismen die Entstehung von Krebs zusammenhängt. Es geht dabei im Wesentlichen um die Veränderungen in den Zellen bei der Entstehung von Krebs. In der diesbezüglichen Sitzung wurden insbesondere Forschungen zu genetischen Veränderungen, die zur Entstehung von Krebs führen, angesprochen und, wie diese Informationen für die Behandlung der Krankheit genutzt werden können. Die Expression verschiedener Gene wurde detailliert diskutiert, und es wurde deutlich, dass bestimmte Gene im Zusammenhang mit der Erkrankung stehen und daher Ziele für die Behandlung sein können. Ich selbst konnte auf der diesjährigen Tagung unsere Forschungsergebnisse zu Resistenzen gegen neuartige Lungenkrebstherapeutika vortragen. In den letzten Jahren haben wir daran gearbeitet, die Mechanismen festzustellen, die für die Entwicklung von Resistenzen gegen die Medikamente Erlotinib und Gefitinib verantwortlich sind. Diese Medikamente werden bei der Behandlung verschiedener Krebsarten einschließlich des Lungenkrebses eingesetzt. Es musste aber festgestellt werden, dass die Tumorzellen nach einer gewissen Zeit der Exposition Resistenzen dagegen entwickeln. Unser Interes- se bei der Durchführung dieser Studie war es, die Änderungen innerhalb der Zellen zu untersuchen, die zur Herausbildung der Resistenzen führen, und herauszufinden, was getan werden kann, um die Wirksamkeit dieser Medikamente zu verbessern. Wir haben positive Ergebnisse erhalten, die einige der genetischen Veränderungen, die die Zellen bei der Entwicklung von Resistenzen durchlaufen, zeigen. Diese Veränderungen ermöglichen den Zellen, dem Signal zum Absterben, das von den Wirkstoffen der Medikamente ausgeht, zu entgehen. Wie wir alle wissen ist der menschliche Körper sehr komplex, und einzelne Forscher können immer nur einen kleinen Bruchteil der zur Lösung eines Problems erforderlichen Informationen bereitstellen. Jedoch arbeiten Mediziner und Naturwissenschaftler rund um die Uhr daran, mehr Informationen zu erlangen, und ich bin guter Hoffnung, dass unsere Ergebnisse zusammen mit denen anderer Studien einen Beitrag zur Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten von Lungenkrebs leisten werden. Es ist genau der Zweck solcher Konferenzen, Mediziner und Naturwissenschaftler zusammenzubringen, um ihre Forschungsergebnisse auszutauschen und zu sehen, wie sich ihre Arbeiten gegenseitig ergänzen. Wie ich miterleben konnte, war die diesjährige Tagung in Wieliczka in dieser Hinsicht wieder einmal ein großer Erfolg. Nicht zuletzt möchte ich der Deutschen Lungenstiftung e. V. nicht nur für die finanzielle Unterstützung zur Teilnahme an dieser Konferenz, sondern auch für die Unterstützung unserer Forschungsarbeit zu Resistenzen gegen Erlotinib und Gefitinib bei Lungenkrebs ganz herzlich danken. Dr. rer. nat. Jacinta Nawakuna Simasi Leipzig 02/2015 19 „healthy lungs for life Breathe clean air“ mit großem erfolg und viel medienresonanz haben european lung foundation (elf) und european respiratory Society (erS) im Vorfeld des diesjährigen erS-Kongresses in münchen ihre weltweite Kampagne „healthy lungs for life“ gestartet. Die Kampagne richtet sich an Ärzte, Politiker, die breite Öffentlichkeit und alle medizinisch tätigen Einzelpersonen und Organisationen und soll eine der größten internationalen Aktionen zur Lungengesundheit werden. „Healthy Lungs for Life“ löst den bisherigen Weltspirometrietag ab und wird jedes Jahr ein anderes Schwerpunktthema haben. Das Motto der diesjährigen Aktion lautet „Breathe Clean Air“ ("Atme saubere Luft"). Damit wollen die Initiatoren die Öffentlichkeit für die Bedeutung von sauberer Luft für die Gesundheit der Lunge und des gesamten Organismus sensibilisieren, vor gesundheitsschädlichen Einflüssen aus der Luft warnen und aufzeigen, welche Möglichkeiten der Früherkennung von Atemwegs- und Lungenkrankheiten es gibt und wie man diesen vorbeugen kann. Dass ELF und ERS Großes planen, konnten Besucher und Einwohner Münchens an vielen Orten der Stadt erkennen. Bereits an Flughafen und Hauptbahnhof wiesen überdimensionale Displays auf das Großereignis hin. Ergänzt wurden sie durch Plakate an zahlreichen, über das gesamte Stadtgebiet verteilten Litfaßsäulen. Mit einer dreitägigen Auftaktveranstaltung in der Zeit vom 5. bis 7. September 2014 auf dem mitten in München gelegenen Odeonsplatz gaben der Präsident der ERS, Prof. Peter Barnes, die ELF-Vorsitzende Monica Fletcher und der Vorsitzende des diesjährigen ERS-Kongresses Prof. Oliver Eickelberg den Startschuss für die Megakampagne. Unterstützt wurden sie dabei von der Moderatorin Nina Ruge, die sich als Erste einem spirometrischen Lungenfunktionstest unterzog. 20 Deutsche Lungenstiftung Für die Auftaktveranstaltung hatten die Organisatoren auf dem Odeonsplatz eigens eine Zeltstadt errichten lassen. Dort nutzten mehr als 1.700 Besucher die Möglichkeit zu kostenlosen Lungenfunktionstests. ELF und ERS hatten dazu zehn Messstellen aufbauen lassen, die nahezu während des gesamten Zeitraums mit unermüdlich messenden Pneumologischen oder Medizinischen Fachangestellten besetzt waren. Die Befundung der Fluss-Volumen-Kurven erfolgte durch Ärzte, die Patienten mit auffälligen oder unklaren Ergebnissen eine weiterführende Diagnostik nahelegten und ihnen dazu ein entsprechendes Informationsschreiben für den Hausarzt aushändigten. Eine weitere Attraktion waren die zahlreichen Aktions- und Informationsstände der im Deutschen Lungentag e. V. zusammengeschlossenen und anderer Selbsthilfegruppen, Organisationen und Fachgesellschaften. Deutsche Lungenstiftung, Deutsche Patientenliga Atemwegserkrankungen, AG Lungensport in Deutschland, Deutsche Atemwegsliga, Deutsche Gesellschaft für Pneumologie, Deutsche SauerstoffLiga und viele andere mehr, darunter auch internationale Organisationen, informierten die Besucher der Veranstaltung über ihre wertvolle Arbeit für Patienten und ihre Aufklärungs- und Informationsarbeit in der Öffentlichkeit. Bei den zahlreichen Teilnehmern hinterließen die beteiligten Organisationen einen bleibenden Eindruck von der pneumologischen Vielfalt Deutschlands, die besonders von den ausländischen Besuchern interessiert aufgenommen wurde. Denn anders als in anderen Ländern sind in Deutschland nicht nur die Interessen von Menschen vertreten, die von häufig vorkommenden Lungenerkrankungen betroffenen sind. Hochspezialisierte Organisationen betreuen auch Patienten mit selteneren Krankheiten. Die teilnehmenden Organisationen und Gesellschaften gestalteten auch ein abwechslungsreiches Büh- Die „Healthy Lungs for Life“-Kampagne fand aber nicht nur auf dem Odeonsplatz Beachtung. Auch auf dem ERS-Kongress selbst wurde bereits im Rahmen der Eröffnungszeremonie auf das ehrgeizige Projekt der beiden europäischen Organisationen hingewiesen. Unterstützt wurden ELF und ERS dabei von der bermudischen Musikerin, Sängerin und Dichterin Heather Nova. In ihrer Anwesenheit wurde der diesjährige ELF Award ganz im Zeichen der Kampagne an Zsuzsanna Jakab, die europäische Regionaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), für die Veröffentlichung einer WHO-Leitlinie zur Luftqualität verliehen. Ein ELF Sonderpreis ging an die Gruppe „MiniMünchen“, eine Spielstadt für Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 17 Jahren, die alle zwei Jahre von Kultur & Spielraum e. V. im Auftrag der Landeshauptstadt München organisiert wird und bis zu 2.500 Kinder täglich erreicht. In diesem Rahmen hat die ERS 2014 eine Forschungswerkstatt „Clean Air“ organisiert. Kinder und Jugendliche hatten die Gelegenheit, sich bei Experimenten und Vorlesungen mit dem Thema Lunge und Lungenerkrankungen zu befassen. Sie wurden dazu angeregt, Möglichkeiten zu finden, wie sie sich selbst vor verschmutzter Luft und deren potenziellen Risiken schützen können. Darüber hinaus drehten sie unter fachkundiger Anleitung Filme über die Lungengesundheit und die Bedeutung von sauberer Luft. Die besten Arbeiten wurden im Rahmen der Eröffnungszeremonie des Foto: iKOMM nenprogramm mit Vorträgen und Demonstrationen. Neben allgemeinen Präsentationen zur Früherkennung, Vorbeugung und Diagnose von Atemwegsund Lungenkrankheiten animierten praktische Demonstrationen zur Atemtherapie mit Bewegungsund Entspannungsübungen zum Mitmachen. Eine der Höhepunkte des informativen und unterhaltsamen Bühnenprogramms war sicherlich die „Live Bronchoskopie“, bei der eine Probandin sich unter freiem Himmel auf dem Odeonsplatz für eine Atemwegsspiegelung zur Verfügung stellte. Ziel dieser Demonstration war einerseits, einen Eindruck von der Gesamtheit pneumologischer Diagnostik zu vermitteln. Auf der anderen Seite sollte die Vorführung der Bronchoskopie dazu beitragen, die Angst vor der invasiven Diagnostik zu nehmen. ERS Kongresses sowie während der Auftaktveranstaltung auf dem Odeonsplatz gezeigt und sind außerdem auf der Webseite der „Healthy Lungs for Life“ Kampagne unter www.healthylungsforlife.org verfügbar. Flankiert wurde die Kampagne von zwei PatientenExperten-Foren zum Thema „Saubere Luft und Lungengesundheit“, die in Zusammenarbeit mit dem Lungeninformationsdienst organisiert wurden. Die erste der beiden Veranstaltungen richtete sich mit Kurzvorträgen und Diskussionen unter anderem über Feinstaub, Luftschadstoffe am Arbeitsplatz sowie Passivrauchen an die interessierte Öffentlichkeit. Im Rahmen der zweiten Veranstaltung konnten sich Patienten und Angehörige unter anderem über seltene Lungenkrankheiten, Umwelteinflüsse auf kindliches Asthma sowie Luftnot bei COPD informieren. European Lung Foundation, European Respiratory Society und die unzähligen Helfer und Unterstützer der Kampagne blicken heute nicht ganz ohne Stolz auf einen gelungenen Auftakt zurück. Die Botschaft „Healthy Lungs for Life“ ist in München gestartet und hat ihren Weg, flankiert von den unzähligen, über das gesamte Bundesgebiet verteilten Veranstaltungen des Deutschen Lungentages rund um den Globus angetreten. Dr. rer. nat. Ulrich Kümmel iKOMM, Information und Kommunikation im Gesundheitswesen GmbH, Bonn 02/2015 21 reisestipendien für junge wissenschaftler Internationaler Adenoviruskongress 2014 in San Diego Für junge Wissenschaftler ist es von großer Bedeutung und Wichtigkeit an internationalen Kongressen teilzunehmen, um dort Kontakte zu knüpfen und wissenschaftlichen Austausch zu betreiben. Diese Kongresse geben Wissenschaftlern die Möglichkeit, ihre aktuellen wissenschaftlichen Ergebnisse als Vortrag oder Poster zu präsentieren und mit internationalen Kollegen zu diskutieren. Als Postdoktorandin im Heinrich-Pette-Institut für experimentelle Virologie, Abteilung virale Transformation, beschäftige ich mich mit Adenoviren. Adenoviren können alle Arten von Erkrankungen auslösen von Erkältung, Pneumonien, schwere Atemwegserkrankungen bis Magen-Darm Infektionen und schweren Augenerkrankungen. Meine Arbeit beschäftigt sich mit der Untersuchung von Adenoviren, die hauptsächlich die Atemwege befallen und schwere Atemwegserkrankungen auslösen können. Hierzu habe ich ein Zellkultursystem etabliert, das durch die Isolation von primären Bronchialepithelzellen aus menschlichen Lungen und deren weitere Ausdifferenzierung in vitro ein Lungenmodell darstellt, in dem unter sehr physiologischen Bedingungen Infektionen mit Adenoviren untersucht werden können. Der internationale Adenoviruskongress 2014 in San Diego auf dem Universitätscollege Gelände (UCSD), bot mir die einmalige Gelegenheit, Wissenschaftler aus aller Welt kennenzulernen und deren Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Adenoviren zu verfolgen. Durch die Teilnahme und den direkten Kontakt zu den Wissenschaftlern ergibt sich die Möglichkeit Kooperationen zu formen, wissenschaftlichen Austausch zu betreiben und Anregungen für die eigene Forschung zu erhalten. Solche Kongresse sind immer gut durchgeplant und jeden Tag viele tolle Vorträge von herausragenden Forschern zu hören, ist wirklich beeindruckend. Ich war sehr erfreut, dass ich meine eigenen Arbeiten 22 Deutsche Lungenstiftung auf einem Poster präsentieren durfte. Es bestand großes Interesse an meiner Forschung und ich konnte vielen Leuten einen Einblick in meine aktuellen Ergebnisse geben und diese diskutieren. Einen Nachmittag hatten wir sogar für Freizeitaktivitäten frei und konnten uns entweder geplanten Gruppenaktivitäten anschließen, oder auf eigene Faust losziehen. Ich beschloss in den Balboa Park zu fahren, der mit den vielen Museen und dem Zoo zu einer der Hauptsehenswürdigkeiten San Diegos zählt. Da sich die Möglichkeit bot mit einem Shuttle direkt bis ans Skripps Institut für Ozeanologie zu fahren, durfte natürlich bei dem traumhaften Wetter ein Spaziergang am Meer nicht fehlen, bei dem man Seehunde direkt aus der Nähe beobachten konnte, die sich sehr nahe an die Surfer herantrauten. Während dieses hochinteressanten Kongresses hatte ich die einmalige Möglichkeit, mit hochrangigen Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Adenovirus Forschung zu interagieren und die unterschiedlichsten Forschungsschwerpunkte kennenzulernen. Dies gab mir unglaublich viele Anregungen für die eigene Forschung und Kontakte, die ich auch in der Zukunft nutzen werde, um meine Forschung voranzubringen. Deswegen möchte ich mich ganz herzlich bei der Deutschen Lungenstiftung bedanken, die mir durch die großzügige finanzielle Unterstützung diesen Aufenthalt erst möglich gemacht hat. Dr. rer. nat. Elena Lam Heinrich Pette Institut Hamburg Doktorandenpreis der Deutschen lungenstiftung Die Deutsche Lungenstiftung fördert mit dem jährlich vergebenen Doktorandenpreis den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Pneumologie. Die Auszeichnung wird für die beste klinische Arbeit und für die beste experimentelle Arbeit vergeben und ist mit jeweils € 3.000 dotiert. Die Preisverleihung findet im Rahmen der Jahreskongresse der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin statt. Weitere Auskünfte zur Ausschreibung erteilt die Geschäftsstelle der Deutschen Lungenstiftung. Johannes-wenner-preis Der Preis wird gestiftet von der Deutschen Lungenstiftung und jährlich vergeben durch die Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie. Er ist dotiert mit € 15.000. Ausgezeichnet werden Forschungs- und Projektarbeiten auf dem Gesamtgebiet der Pädiatrischen Pneumologie, die insbesondere der Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die alltägliche Praxis dienen. Die Preisverleihung erfolgt im Rahmen der Jahrestagungen der Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie. Auskünfte erteilt der Vorstand der Gesellschaft. Schüler-Kreativ-wettbewerb Der jährliche Wettbewerb dient der Primärprävention des Inhalationsrauchens insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Ausgezeichnet werden Ideen und Projekte, die unterschiedliche Talente der Jugendlichen erfordern, z.B. malen, gestalten, musizieren, fotographieren, filmen. Der Preis wird an allen Schulen publik gemacht, er ist mit insgesamt € 1.000 dotiert. Einzelheiten unter www.warum-rauchen.de. medienpreis der Deutschen lungenstiftung (wIr-preis) Der WIR-Preis wird alle 2 Jahre vergeben, gestiftet von den Söhnen von Wilhelm und Ingeborg Roloff. Er ist mit € 5.000 dotiert. Ausgezeichnet werden vorbildliche journalistische Beiträge zum Thema Lunge und Atmen, die in den Printmedien publiziert, oder im Funk und Fernsehen ausgestrahlt wurden. Die Preisverleihung erfolgt im Rahmen des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. Nähere Auskünfte zur Ausschreibung erteilt die Geschäftsstelle der Deutschen Lungenstiftung. 37. Jahrestagung der Gesellschaft für pädiatrische pneumologie Die 37. Jahrestagung der Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie, findet vom 5. bis 7. März 2015 in Basel statt. Verleihung des Johannes-Wenner-Preises, gestiftet von der Deutschen Lungenstiftung. Kongress der Deutschen Gesellschaft für pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. 2015 in Berlin Der 56. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. wird vom 18. bis 21. März 2015 in Berlin stattfinden. 9. patiententag 2015 der Deutschen Gesellschaft für Innere medizin Die DGIM veranstaltet erneut einen Patienteninformationstag in Wiesbaden im April 2015. Termin: Samstag, 11. April 2015. Golfturnier 2015 Das 12. Benefiz-Golfturnier wird zugunsten der Deutschen Lungenstiftung am 20. Juni 2015 im Golfclub Gerolsbach stattfinden. 8. Symposium-lunge Das 8. Symposium-Lunge findet am Samstag, den 12. September 2015, von 9 bis 18 Uhr in Hattingen-Ruhr statt. Die Veranstaltung richtet sich insbesondere an Patienten, Angehörige und Interessierte; eine Anmeldung ist nicht erforderlich; der Eintritt ist kostenfrei. Hauptveranstalter des Symposium-Lunge ist der COPD-Deutschland e.V. Weitere Informationen erhalten Sie unter: [email protected] www.copd-deutschland.de Deutscher lungentag Der 18. Deutsche Lungentag hat das Motto: „Gute Nachrichten für Allergiker?“ und findet am 19. September 2015 statt. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.lungentag.de erS 2015 Amsterdam ist Gastgeber des Kongresses der European Respiratory Society 2015 in der Zeit vom 26. bis 30. September 2015. 02/2015 23 OHNE ATMEN IST ALLES NICHTS! Die Deutsche Lungenstiftung hilft Ihnen, den langen Atem zu behalten! … und freut sich über eine Spende auf eines der aufgeführten Spendenkonten: Commerzbank AG BLZ: 250 800 20 Konto-Nr.: 111 011 100 IBAN: DE21 2508 0020 0111 0111 00 BIC: DRESDEFF250 Commerzbank AG Unterkonto Lungenkrebs BLZ: 250 800 20 Konto-Nr.: 111 011 101 IBAN: DE 91 2508 0020 0111 0111 01 BIC: DRESDEFF250 Oder nutzen Sie den Überweisungsträger im Innenteil dieser Zeitschrift! Informationen über die Arbeit der Deutschen Lungenstiftung auch über das Internet: http://lungenstiftung.de http://warumrauchen.de