Gesundheitsgespräch Das Immunsystem – wie wehrt sich unser Körper? Sendedatum: 26.11.2016 Experten: Dr. med. Axel Eustachi Zentrum für naturheilkundliche Forschung des Klinikums rechts der Isar, TU München Dr. med. Dieter Hoffmann Leiter des diagnostischen Labors am Institut für Virologie des Klinikums rechts der Isar, TU München Autorin: Monika Dollinger In jeder Sekunde kämpfen Milliarden von Immunzellen im menschlichen Körper gegen Eindringlinge, zum Beispiel gegen Rhinoviren, die sich gerne in der Nase breit machen und Schnupfen auslösen, gegen Pneumokokken, die sich in der Lunge vermehren und so zu einer Lungenentzündung führen können, und gegen Influenza-Viren, die sich jedes Jahr neu formieren und für Grippewellen verantwortlich sind. Der menschliche Körper setzt die verschiedenen Immunzellen, unter anderem Fresszellen gegen Bakterien und T-Killerzellen gegen Viren, ein. Die Wissenschaft hat schon viele Strategien der Immunabwehr offengelegt, aber trotzdem sind noch viele Zusammenhänge unerforscht. "Das Immunsystem muss vom ersten Lebenstag an kontinuierlich trainiert werden." Dr. Dieter Hoffmann, Leiter des diagnostischen Labors am Institut für Virologie, Klinikum rechts der Isar, TU München „Andauernden Stress sollte man unbedingt meiden, denn er schwächt das Immunsystem.“ Dr. Axel Eustachi vom Zentrum für naturheilkundliche Forschung, ebenfalls am Klinikum rechts der Isar. Monika Dollinger hat beide gefragt, wie man sein Immunsystem am besten stärkt. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 1 Immunsystem – Wie funktioniert es? Tag für Tag atmen wir Fremdkörper ein, nehmen sie beim Essen und Trinken auf und kommen mit ihnen über Körperkontakt in Berührung. Trotzdem haben uns noch kein Salat und kein Händeschütteln umgebracht. Das liegt daran, dass sich die Immunzellen auf jeden Fremdkörper stürzen, der uns gefährlich werden könnte. Das Immunsystem ist das Geheimnis unserer Gesundheit. Ein Apparat, der tagtäglich erstaunliche Leistungen vollbringt und mitunter von uns dabei nicht genug unterstützt wird. Wogegen muss das Immunsystem kämpfen? "Das sind vor allem Viren und Bakterien. Die meisten grippalen Infekte sind durch Viren verursacht, schwerere Krankheitsbilder (Lungenentzündungen, Durchfallerkrankungen) können sowohl durch Viren als auch durch Bakterien bedingt sein. Während Viren in Zellen eindringen und diese zerstören, vermehren sich Bakterien autonom." Dr. Hoffmann, Schulmediziner Angeborenes und erworbenes Immunsystem Das angeborene Immunsystem wirkt immer, wenn ein Fremdstoff (Giftstoffe, Viren und Bakterien) in den Körper gelangt, unabhängig davon, ob der Körper diesem Stoff schon einmal begegnet ist oder nicht. Das angeborene Immunsystem besteht aus: • Fresszellen (Makrophagen), • Granulozyten, • natürlichen Killerzellen, die verdächtige Körperzellen, zum Beispiel Tumorzellen, abtöten und • Botenstoffen. Alle genannten Zellen gehören zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die sich im Falle einer Infektion stark vermehren. Am häufigsten sind die sogenannten Granulozyten, die durch Botenstoffe zu einer Entzündung angelockt werden und nicht nur in den Blutbahnen, sondern auch durch Gewebe wandern können. Wenn sie in großer Zahl aktiv sind, werden sie mitunter als Eiter an einer Wunde sichtbar. Das erworbene Immunsystem funktioniert folgendermaßen: Wenn ein Krankheitserreger im Körper eindringt, dann wird er - falls der Körper schon einmal Kontakt mit ihm hatte - von den lymphatischen Gedächtniszellen erkannt. Dadurch kann die Antwort des Immunsystems viel schneller erfolgen, meist so schnell, dass keine oder nur sehr abgeschwächte Krankheitszeichen auftreten. Diese sogenannte Immunität besteht also, wenn eine Krankheit kein zweites Mal ausbricht, und betrifft vor allem Krankheiten, die durch Viren Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 2 ausgelöst werden. Woher weiß das Immunsystem, dass es an einer Körperstelle gebraucht wird? Wenn man sich beispielsweise in den Finger geschnitten hat und somit Bakterien in den Körper gelangen können, tritt das lymphatische System auf den Plan, um das ganze Immunsystem zu informieren. An verschiedenen Stellen des Körpers befinden sich Lymphknoten, die die Kommunikation unter den Immunzellen verbessern und sie an die Stellen im Körper verweisen, an denen sie gebraucht werden. Zu den Immunzellen des Lymphsystems, den Lymphozyten, gehören folgende Zellen: ▪ B-Zellen entstehen in den Lymphknoten und wandern ständig durch den Körper. Sie können sich weiterentwickeln zu Plasmazellen, die wiederum Antikörper herstellen. Antikörper sind Eiweißmoleküle, die spezifisch für einen bestimmten Krankheitserreger wie beispielsweise Masern oder Hepatitis B sind. Dabei binden sie die Krankheitserreger, machen sie unbeweglich oder kennzeichnen sie, sodass sie von Fresszellen (zum Beispiel Makrophagen) leichter beseitigt werden können. ▪ T-Zellen können direkt gegen Erreger aktiv werden. Einige T-Lymphozyten sind toxisch für Zellen mit verdächtigen Oberflächenmarkern, zum Beispiel bei Virusinfektion oder maligner Entartung. Andere nennt man die T-Helfer-Zellen, die dem ganzen Immunsystem unterstützend zur Seite stehen. Wenn sie wie bei einer HIV-Infektion selbst angegriffen werden, führt das zu einer Immunschwäche. ▪ Von beiden Formen produziert das Abwehrsystem Gedächtniszellen, die lebenslang im Körper bleiben und Immunität vermitteln. Um festzustellen, ob ein Patient immun gegen eine Krankheit ist, werden die Antikörper bestimmt, da sie besser als die T-Zellen zu messen sind, zum Beispiel im Falle von Röteln bei Frauen. Nur gemeinsam stark Beide, das angeborene und das erworbene Immunsystem, arbeiten durch ein kompliziertes und wissenschaftlich noch nicht bis ins letzte Detail analysierte System ständig eng zusammen. Und wenn sich das Immunsystem irrt? Wenn das Immunsystem irrtümlicherweise körpereigene statt fremde Zellen angreift, kommt es zu Autoimmunerkrankungen oder Allergien. Dann wird mit Cortison behandelt, das die Immunreaktion schwächt. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 3 Die Schranken des Körpers Durch die Haut können so gut wie keine Fremdkörper in den Körper dringen. Die Körperöffnungen sind durch Schleimhäute geschützt, auf denen sich eine gemischte Gruppe von Antikörpern (IgA) befindet, die eine lokale Abwehr leistet. Barrieren sind auch die inneren Körperoberflächen: Die Darmoberfläche beispielsweise ist durchzogen von vielen Lymphbahnen, damit dort die Erkennung von Eindringlingen gewährleistet ist. Grippaler Infekt Was passiert, wenn Viren einen grippalen Infekt im Körper auslösen? "Wenn Viren den Körper infizieren, dringen sie in Körperzellen ein und vermehren sich dort. Bestandteile des Virus, sogenannte Antigene werden an der Zelloberfläche präsentiert und dadurch wird eine Immunreaktion ausgelöst. Im Zuge dieser Immunreaktion werden Botenstoffe freigesetzt, die die grippale Symptome, z.B. Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen bewirken." Dr. Hoffmann, Schulmediziner Zusammenhang von Stress und Immunsystem: Naturheilkunde "Wir wissen aus täglicher Praxis und Forschung, dass ein gewisses Stressniveau für das Immunsystem förderlich sein kann. Aber eine Stressbelastung, die zu hoch ist - und das unterscheidet sich individuell -, geht eher mit einer Unterdrückung des Immunsystems einher, vor allem dann, wenn die Stressbelastung zu lange andauert." Dr. Eustachi, Naturheilkundler Schulmedizin "Wenn wir Stress ausgesetzt sind, ist der Körper in Alarmbereitschaft, denn evolutionsbedingt muss der Körper in solchen Situationen 'fluchtbereit' sein. Das Hormon Cortisol wird unter anderem bei Stress vermehrt ausgeschüttet, um den Körper fluchtbereit zu machen. Es unterdrückt zu diesem Zweck Schmerzen und hemmt das Immunsystem, denn andere Körperfunktionen (Durchblutung von Muskelzellen, Erhöhung der Reaktionsbereitschaft) sind in so einer Situation wichtiger. Dadurch können aber Erreger leichter in den Körper eindringen, sich vermehren und heftiger zuschlagen, als wenn sie von vornherein abgefangen worden wären. Ein typisches Beispiel hierfür ist zum Beispiel der Postbote, der vor Weihnachten wochenlang großen Stress erlebt und dann in der Weihnachtszeit, wenn er zur Ruhe kommt, krank wird." Dr. Hoffmann, Schulmediziner Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 4 Muss das Immunsystem durch Infektionen in der Kindheit lernen? "Heutzutage weiß man, dass eine zu keimarme Umgebung eher verhindert, dass der Körper lernt, fremde und eigene Proteine auseinander zu halten. Wenn er nicht genug fremde Proteine wie zum Beispiel Viren und Bakterien kennen gelernt hat, kann er nicht die richtige Gegenreaktion entwickeln: Das Immunsystem trainiert unter Umständen sogar anhand von eigenen Proteinen. Es wird vermutet, dass das vermehrt zu Allergien führen oder eventuell die Entwicklung von Autoimmunkrankheiten auslösen kann. Die notwendige Konfrontation mit fremden Zellen sollte aber auch nicht zu früh passieren. Man empfiehlt deshalb, Kleinkinder die ersten drei bis sechs Lebensmonate zu stillen. Das Immunsystem ist erst im jugendlichen Alter voll entwickelt, also quasi erwachsen geworden." Dr. Hoffmann, Schulmediziner Warum gibt es so viele Infektionen im Winter? Naturheilkunde "Hauptinfektionen treten zu Zeiten auf, in denen sich Temperaturen verändern und Wind oder Zugluft dazukommt. Durch die veränderte Umgebungstemperatur wird die Temperaturregulation des Menschen gefordert. Durch Zugluft oder die trockene Heizungsluft werden die Schleimhäute weniger durchblutet und die Abwehrleistung gegen Erkältungserreger, die sich vor allem auf den Schleimhäuten abspielt, kann geschwächt werden." Dr. Eustachi, Naturheilkundler Schulmedizin "Da sich die Menschen im Winter in geschlossenen Räumen aufhalten, sind sie einer höheren Konzentration an Erregern ausgesetzt. Es treten aber auch viele Infektionen im Sommer auf, man denke nur an die 'Sommergrippe'. Im Winter halten Menschen sich mehr in geschlossenen Räumen und öffentlichen Verkehrsmitteln auf, wo Krankheitserreger leichter übertragen werden können. Neben der negativen Wirkung von trockener Luft auf die Schleimhäute gibt es auch Hinweise, dass sich die Tröpfchen, die Erkältungsviren übertragen, in trockener Luft besser ausbreiten." Dr. Hoffmann, Schulmediziner Training – Stärkung des Immunsystems Es beginnt in den ersten Lebenssekunden und hört bis zum Lebensende nicht auf: Immer wieder muss sich das Immunsystem auf neue Fremdkörper einstellen, neue Antikörper und Immunzellen produzieren und neue Kampfstrategien entwickeln. Dabei gilt die Regel: Wer rastet, der rostet. Das Immunsystem braucht Bewegung, um fit zu sein. Aber es braucht auch Entspannung, um wieder Kraft zu schöpfen. In der richtigen Abwechslung von Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 5 Walking und Wellness oder Schwimmen und Saunen liegt der Schlüssel zum gesunden Körper. "Das ist zum Beispiel dadurch möglich, dass man sich körperlich bewegt (Spazieren gehen, Freizeitsport) und Reizsituationen schafft, wie zum Beispiel den Heiß-Kalt-Wechsel beim Saunabesuch. Das sind kurzzeitige Stresssituationen für den Körper, in denen alle Körperfunktionen, unter anderem das Herz-Kreislaufsystem, aber eben auch die Immunabläufe trainiert werden. Den langhaltenden Alltagsstress sollte man möglichst meiden. Denn je länger der Stress anhält, desto länger wird auch das Immunsystem gehemmt." Dr. Hoffmann, Schulmediziner Warum stärkt frische Luft das Immunsystem? "Frische Luft ist für die Schleimhäute besser als Raumluft. Und die damit verbundene Temperaturreizung, das heißt die Reizung von Wärme oder Kälterezeptoren, wirkt regulativ auf die Durchblutung. Dies ist ein gutes Training für den modernen Menschen, dessen Gefäße im Gegensatz zu unseren Vorfahren viel zu wenig trainiert werden. Frischluft ist Teil eines Trainings, das man auch mit Hydrotherapie kombinieren könnte, zum Beispiel mit Wasseranwendungen nach Kneipp. Die Temperaturreizung liegt auch dem kalten Duschen oder Saunen zugrunde. Die Erfahrungsheilkunde zeigt, dass beides das Immunsystem stärkt." Dr. Eustachi, Naturheilkundler Tipp: Ansteigendes Fußbad "Vor allem bei Infekten im Nasen-Mund-Rachenraum ist das ansteigende Fußbad - wenn es im Frühstadium durchgeführt wird - erstaunlich gut, denn es regt die Durchblutung an. Und so funktioniert es: Nehmen Sie einen großen Eimer oder eine Plastikwanne und füllen Sie warmes Wasser (33 Grad Celsius) hinein. Lassen Sie in den nächsten 20 Minuten langsam heißes Wasser dazu laufen, bis zu einer Temperatur, die Sie noch als erträglich empfinden oder bis Sie anfangen zu schwitzen (39 bis 40 Grad Celsius). Bleiben Sie für ungefähr fünf Minuten in dieser Temperatur. Anschließend ziehen Sie sich warme Socken an und legen sich zum Nachschwitzen ins vorgewärmte Bett, am besten 15 bis 20 Minuten." Dr. Eustachi, Naturheilkundler Hilft Sport bei Erkältungen? Naturheilkunde "Präventiv ist moderater Sport wichtig: Pro Tag 30 Minuten die Herzfrequenz auf 180 minus Lebensalter bringen. Praktischer gesagt sollte während des Sports eine normale Unterhaltung möglich sein. Welche Sportarten man ausübt, ist eine individuelle Entscheidung: Es kann zum Beispiel Schwimmen, Langlaufen oder Walking sein." Dr. Eustachi Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 6 Schulmedizin "Im akuten Infekt sollte man Sport meiden, weil es zusätzlichen Stress bedeutet und eher den Infekt verschlimmert. Von Hochleistungssportlern weiß man, dass ihr Immunsystem durch das harte, lang andauernde Training eher geschwächt ist." Dr. Hoffmann Fördert Entspannung die Immunabwehr? "Entspannung gehört zu einer sinnvollen, gesundheitsfördernden Lebensweise. Denn der Körper ist nicht für Dauerbelastung gemacht. Auf eine Periode hoher Beanspruchung muss immer eine Periode der Entspannung folgen. Aber einfach länger schlafen alleine reicht nicht. Es kommt auf die Kombination von Bewegung und Ruhe an." Dr. Eustachi, Naturheilkundler Wichtig: ausreichend Schlaf "Die Bedeutung des Schlafs wird viel beforscht, aber man weiß immer noch nicht genau, wie er mit einem gesunden Immunsystem zusammenhängt. Schlaf ist die natürliche Ruhepause im stressigen Alltag und unterbricht die Ausschüttung von Cortisol. Außerdem wird im Schlaf - um es salopp zu sagen viel aufgeräumt, was im Laufe des Tages kaputt geht. Aber wie Schlaf und Immunsystem genau zusammenhängen, weiß man bislang nicht." Dr. Hoffmann, Schulmediziner Prävention – Immunsystem stärken, Schaden abwenden Wie stärkt man das Immunsystem und was schadet ihm? Dafür gibt es kein einfaches Erfolgsrezept. Eine gesunde Immunabwehr, ein gesunder Mensch, braucht vielseitige Unterstützung. Das beginnt beim Essen und endet beim Schlafen. Die Organe sind genauso beteiligt wie die Psyche. Nur wer ganzheitlich denkt, hat ein wirklich starkes Immunsystem. Trotzdem: Vor Grippe sollten sich gefährdete Personen schützen, darin sind sich Schulmedizin und Naturheilkunde einig. Welche Immunstimulation ist grundsätzlich sinnvoll? "Prinzipiell ist eine Optimierung der Lebensweise das Wichtigste: Vollwertkost, regelmäßige Bewegung und Entspannung. Ich rate stabilen Menschen nicht zur Einnahme immunstimulierender Präparate. Nur wenn man Zeichen einer Erkältung spürt, kann man versuchsweise hochdosiert (= ein halbes bis drei Gramm pro Tag) Vitamin C einnehmen. Eine Studie hat gezeigt: Ein gesunder Mensch, der nicht mehr als zwei Infekte pro Jahr hat, profitiert nicht von einer präventiven Einnahme von Vitaminen oder pflanzlichen Wirkstoffen. Bei anfälligen Immunsystemen könnte man es probieren." Dr. Eustachi, Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 7 Naturheilkundler Welche Ernährung ist wichtig und richtig? "Eine vollwertige Ernährung unterstützt das Immunsystem: Vorwiegend pflanzlich - ergänzt durch zweimal pro Woche Fisch. Wenn man unbedingt will, kann man zweimal pro Woche Fleisch essen. Nahrungsmittel, die bestimmte pflanzliche Substanzen enthalten - wie Inulin und Oligofruktose - scheinen das Wachstum gesunder Darmbakterien anzuregen und über diesen Weg ein gesundes Immunsystem zu unterstützen. Beispiele für solche Nahrungsmittel sind Artischocke, Schwarzwurzel, Topinambur, Zwiebel, Knoblauch, Spargel und Banane." Dr. Eustachi, Naturheilkundler Vitamin A, C und E und die Spurenelemente Zink und Selen sind für das Immunsystem besonders wichtig. Aber sie wirken eher unspezifisch, denn das Immunsystem ist so komplex, dass man eine direkte Wirkung nicht nachweisen kann. "Hemmend auf das Immunsystem wirkt unter anderem zuviel Alkohol. Alkohol ist ein Zellgift und stört die immunologischen Abläufe. Rauchen schwächt die Immunabwehr besonders in der Lunge; dadurch entsteht dort eine chronische Abwehrschwäche." Dr. Hoffmann, Schulmediziner Multivitaminpillen = natürliche Vitamine? Schulmedizin: "Multivitaminpräparate sind als Ergänzung ganz gut, können aber Obst und Gemüse nicht ersetzen, da sich in diesen über die bekannten Vitamine hinaus noch mehr gesundheitsfördernde Stoffe befinden. Vitamin C ist so wichtig, weil es die bei der Infektion auftretenden Radikale auffängt, die sonst die Körperzellen schädigen würden." Dr. Hoffmann Naturheilkunde: "In einigen Studien konnte gezeigt werden, dass durch die Einnahme von Vitamin C zu Beginn einer Erkältung die Infektdauer verkürzt werden kann. Letztlich besteht allerdings keine Klarheit darüber, ob es wirklich sinnvoll ist, ein Vitamin-C-Präparat einzunehmen. Es spricht einiges dafür, dass sich der größte Effekt der Vitamine in ihrer natürlichen Verpackung, also im Lebensmittel, entfaltet. Wahrscheinlich ist die Kombination mit den sekundären Pflanzenstoffen wichtig. Inzwischen werden einige Präparate angeboten, bei denen diese Stoffe ebenfalls enthalten sind." Dr. Eustachi Hausmittel Heiße Zitrone "Bei der heißen Zitrone kommt es nicht so sehr auf das Vitamin C an, denn Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 8 durch die hohe Temperatur wird viel davon zerstört. Aber das heiße Getränk verbessert die Durchblutung. Aus naturheilkundlicher Sicht ist bei einem Infekt die Durchblutung der Schleimhaut zu schlecht, um Abwehr leisten zu können. Die Wirkung der alten Hausmittel Grog oder heiße Zitrone mit Rum, könnte man damit erklären, dass Alkohol die Durchblutung der Haut und Füße erhöht und gut gegen Keime ist." Dr. Eustachi, Naturheilkundler Für wen ist die Grippeimpfung sinnvoll? Schulmedizin "Menschen, die älter als 60 Jahre sind, und Patienten mit chronischen Erkrankungen (von Diabetes bis Asthma), aber auch Patienten mit Immunschwäche (zum Beispiel HIV) und Tumorleiden sollten sich gegen Grippe impfen lassen. Außerdem ist eine Impfung für Personen, die viel Kontakt zu den genannten Patienten haben, sinnvoll, damit sie die Grippe nicht übertragen. Die Impfung trainiert den Körper speziell für den Fall, dass er tatsächlich mit dem Grippevirus in Berührung kommt, deshalb ist die Impfung nur auf die echte Grippe und nicht auf Erkältungen ausgerichtet." Dr. Hoffmann Naturheilkunde "Ich würde den Risikogruppen schon zu einer Impfung raten. Zwar haben manche Naturheilkundler Bedenken, einen gesunden Menschen mit intaktem Immunsystem aus prinzipiellen Gründen zu impfen. Aber es gibt leider immer wieder Fälle, bei denen Menschen aus scheinbarer Gesundheit schwer erkranken. Ganzheitlich gesehen sollte man jedoch für jeden Patienten möglichst individuell entscheiden und die Stärkung des Immunsystems durch eine Optimierung des Lebensstils zur Grundlage machen. Dann kann auch eine Grippeimpfung gegebenenfalls problemloser vom Patienten verarbeitet werden." Dr. Eustachi Welche pflanzlichen Mittel sind sinnvoll? "Extrakte des Sonnenhutkrautes (Echinacea purpurea) sind die wohl derzeit am besten untersuchten Wirkstoffe zur Beeinflussung des Immunsystems bei chronischen oder immer wieder auftretenden Infekten. Ob die Anwendung prinzipiell sinnvoll ist, weiß man noch nicht. Mit einer unspezifischen Immunstimulation können auch latente Autoimmunprozesse ausgelöst werden: Krankheiten wie chronisch-entzündliche Prozesse, die ein intaktes Immunsystem des Menschen eigentlich kontrolliert, könnten reaktiviert werden. Das spricht gegen jede unkontrollierte, aber besonders die pflanzliche Immunstimulation. Ansonsten sind Echinacea-Extrakte in der Anwendung als unproblematisch zu bezeichnen. Man sollte sie aber nicht länger als sechs bis acht Wochen einnehmen, weil dann eine Gewöhnung eintreten kann. Der frei Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 9 verkäufliche Ginseng erhöht die Widerstandskraft des Körpers gegen ganz unterschiedliche Belastungen, ist also auch Immunsystem-unterstützend. Doch auch hier ist die Einnahme länger als drei Monate problematisch, denn Ginseng kann beispielsweise den Blutdruck erhöhen oder hormonähnliche Wirkungen haben. Aus naturheilkundlicher Sicht ist eine Dauerstimulation des Immunsystems grundsätzlich nicht sinnvoll." Dr. Eustachi, Naturheilkundler Verhindert eine Immunsystem-Stärkung eine Immunschwäche? "Die meisten Immunschwächen sind durch schwere Erkrankungen (man denke nur an das HI-Virus) oder durch Tumorerkrankungen bedingt. Dagegen kann man sich nicht durch eine Stärkung des Immunsystems schützen. Trotzdem: Jeden Tag entarten im Körper Zellen, die zu einem Tumor führen können. Wenn das Immunsystem normal arbeitet, eliminiert es sie. Wenn es jedoch auf Dauer - beispielsweise durch zu viel Stress - geschädigt ist, ist auch die Gefahr größer, dass man an Krebs erkrankt. Das ist zwar nicht durch Studien, aber durch Alltagserfahrung belegt." Dr. Hoffmann, Schulmediziner Immunsystem – Medikamente der Schulmedizin Wer Husten hat, kann genauso zwischen unzähligen Medikamenten wählen, wie ein Patient mit Grippe, der einfach nur eine Nacht gut schlafen will. Doch was ist wann wirklich sinnvoll? "Gegen Influenzaviren gibt es spezifische wirkende Arzneimittel, gegen andere Erkältungsviren bisher nicht. Wichtig ist es, aus dem Stress-Karussell auszusteigen und sich einmal wirklich Ruhe zu gönnen." Schulmediziner Dr. Dieter Hoffmann Der Körper braucht oft keine Pillen, nur unser schneller Lebensrhythmus lässt ihm keine Zeit mit den Fremdkörpern fertig zu werden. Welche Medikamente helfen bei Erkältung und Grippe? "Es gibt verschiedene Medikamente, die man einnehmen kann, um die Symptome eines grippalen Infekts zu lindern: ASS (Acetylsalicylsäure) oder Paracetamol stillen Schmerzen und senken Fieber. Unterschiedliche Präparate sind für die Nacht gedacht; sie enthalten oft ein Schmerzmittel und Stoffe, die Husten bremsen. Alle diese Medikamente haben letztlich den Zweck, dass der Körper sich erholen kann. Denn jeder Schmerz bedeutet für den Körper wieder einen Stressfaktor. Sie wirken aber nur symptomatisch. Influenzaviren können durch spezifische antivirale Medikamente bekämpft werden. Sie sind am wirksamsten, wenn sie früh im Krankheitsverlauf gegeben werden. Dr. Hoffmann Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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Zum Beispiel Husten: Wenn es nur ein trockner Husten ist, liegt eine virale Entzündung zugrunde. Wenn der Husten schlimmer wird und Eiter sowie hohes Fieber auftreten, hat sich wahrscheinlich eine bakterielle Infektion auf die virale "aufgesetzt": Die Bakterien nutzen dabei die Vorschädigung der Schleimhäute durch die Viren. In einem solchen Fall sind Antibiotika sinnvoll." Dr. Hoffmann Naturheilkunde "Der Einsatz von Antibiotika muss selbstverständlich auch unter naturheilkundlichen Aspekten erwogen werden. Die Stärke der Naturheilkunde liegt in der Vorbeugung und der Behandlung von chronischen Erkrankungen. Bei einem akuten bakteriellen Infekt, den der Körper nicht selbst beherrschen kann, muss ein Antibiotikum gegeben werden. Sinnvoll kann die Kombination einer Antibiotika-Behandlung mit Anwendungen aus der Naturheilkunde zur symptomatischen Behandlung sein - wie beispielsweise die Anwendung von Wärme." Dr. Eustachi Aktuelles aus der Forschung "Noch immer weiß die Forschung recht wenig über das komplexe Immunsystem. In allen Bereichen wird geforscht: Beispielsweise wie eine Abwehrzelle genau auf eine fremde Zelle reagiert. Erst in den letzten Jahren hat die Wissenschaft herausgefunden, dass der Körper tatsächlich Fremdstoffe braucht, um sein Immunsystem richtig einzustellen. Eine Studie hat Kinder aus München und einer Industriestadt in der ehemaligen DDR verglichen. Man dachte, die Kinder aus München seien gesünder als die aus der Vergleichsstadt. Es war jedoch genau das Gegenteil der Fall: Die Kinder aus Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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Wie wirkt Traditionelle Chinesische Medizin auf das Immunsystem? "Die Empfehlungen der TCM fußen auf der Pflege des Energiehaushaltes, also dem Verhältnis und der Verteilung von Energiereserven im Körper. Wenn der Mensch genug Energien zur Verfügung hat, um seinen Anforderungen und Abwehrleistungen nachzukommen, erkrankt er nicht. TCM achtet auf eine ausgewogene Ernährung. Außerdem empfehlen sowohl ein chinesischer Mediziner als auch wir (beispielsweise unseren Tumorpatienten) Techniken wie Qi Gong oder Tai Chi, mit denen man Energiepflege betreiben kann." Dr. Eustachi Stärkt Akupunktur die Immunabwehr? "Es sind Effekte denkbar, aber die Akupunktur zielt vor allem auf die Schmerzbehandlung. Die chinesische Theorie schreibt bestimmten Akupunkturpunkten eine immunstimulierende Wirkung zu, aber Akupunktur kommt im Einzelfall zu spät und es gibt bessere Mittel zur Immunstärkung. Wenn ein Infekt Schmerzen bereitet, kann man diese aber natürlich mit Akupunktur behandeln." Dr. Eustachi Stärkt die Darmsanierung das Immunsystem? "Jeder Naturheilkundler, der sich ganzheitlich betätigt, setzt auch Darmsanierung ein. Sie kann sinnvoll sein, weil die unspezifische Stimulation der darm-assoziierten Lymph-Folikel nicht nur bei Verdauungsproblemen, sondern auch bei Nebenhöhlenentzündungen und anderen Infekten einen positiven Effekt hat. Warum das so ist, ist noch nicht entschlüsselt." Dr. Eustachi Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 12 Was ist besonders für chronisch Kranke wie Krebspatienten? "Solange Tumorpatienten noch in der Akutbehandlung (Operation, Chemo- und Strahlentherapie) sind, ist Vorsicht geboten. Falls der Patient nicht vollwertig essen kann, kann man die Ernährung mit Vitaminen etc. ergänzen. Die Zufuhr von hohen Dosen von Vitamin A, C und E, um unter anderem die Auswirkungen der Chemotherapie abzumildern, könnte den Nachteil haben, dass auch die Wirkung der Therapie beeinträchtigt wird. Der Arzt muss im Einzelfall mit dem Patienten zusammen entscheiden." Dr. Eustachi Was erreicht Naturheilkunde gegen Autoimmunkrankheiten? "Bei Autoimmunkrankheiten richtet der Körper seine Immunabwehr gegen körpereigenes Gewebe. In diesen Fällen muss eine Anregung des Immunsystems unbedingt unterbleiben. Ziel jeder naturheilkundlichen Maßnahme kann bestenfalls die Unterstützung der Regulation des Immunsystems sein - in dem Sinne, dass entzündungshemmende Wirkungen im Körper unterstützt werden. Ein Punkt dabei ist die Ernährung: Bestimmte Fettsäuren können in die Wege des Immunsystems eingreifen. Positiv im Sinne der Verhinderung von Autoimmunerkrankungen können Omega-3-Fettsäuren wirken, die zum Beispiel in Fisch, Rapsöl, Leinöl, Feigen und Walnüssen enthalten sind. Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend und können bei überschießenden Reaktionen des Immunsystems möglicherweise hilfreich sein. Bei der üblichen modernen Fehlernährung herrscht ein Übergewicht der ungesättigten Omega-6-Fettsäuren, die eher entzündungsanregend wirken. Die Naturheilkunde verfügt über keine Mittel, die potent genug sind, um schulmedizinische Mittel zur Unterdrückung des Immunsystems zu ersetzen." Dr. Eustachi Immunsystem und Psyche "Ein Mensch, der im Einklang mit seinen Möglichkeiten leben kann, und dem es gelingt, Stresssituationen zu minimieren oder schnell zu lösen, hat möglicherweise auch ein besser funktionierendes Immunsystem. So gibt es Hinweise, dass Menschen mit einer positiven Selbsteinschätzung oder dem Gefühl, in ihrem Beruf Erfüllung zu finden, ein besser funktionierendes Immunsystem haben. Doch noch ist unklar, was dabei Ursache und Wirkung ist. Sicher ist nur, dass ein Zusammenhang besteht. Für den naturheilkundlich tätigen Arzt ist es daher üblich, bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem, nach Belastungen der Psyche zu suchen und Verarbeitungstechniken mit in den Behandlungsplan einzubauen." Dr. Eustachi Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 13 Impfen von Kindern Expertin: Dr. Gunhild Kilian-Kornell, Kinder- und Jugendärztin Autorin: Kathrin Hasselbeck Die Idee ist simpel: Durch eine Spritze mit erregerähnlichen Stoffen wird der Körper dazu angeregt, vorbeugend eine Armee an Antikörpern gegen bestimmte Krankheitserreger zu bilden. Sobald dann eine tatsächliche Infektion droht, ist man bestens gewappnet: Das Immunsystem kann verhindern, dass eine Krankheit ausbricht – man bleibt gesund. Pocken – eine Erfolgsgeschichte Eine Krankheit konnte durch Impfungen bereits komplett ausgerottet werden: die Pocken. Seit den 1970-er Jahren ist weltweit niemand mehr an Pocken erkrankt - ein Erfolg für Medizin und Forschung. Masern – noch keine Erfolgsgeschichte Gleiches hofften die Mediziner auch für die Masern. Das Ziel war es, diese Krankheit bis 2010 verschwinden zu lassen. Es ist jedoch nicht gelungen – im Gegenteil: Die Infektionen nehmen wieder zu. Vor allem in Bayern sprach man im Frühjahr 2013 von einer regelrechten Epidemie. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl um das Zehnfache gestiegen. Auch 2015 gab es eine Masernepidemie, vor allem in Berlin. Das liegt vor allem an der Impfmüdigkeit in der Bevölkerung und daran, dass die Gefährlichkeit der Masern – auch aufgrund von unsachlicher „Aufklärung“ - nach wie vor unterschätzt wird. Gesetzeslage Impfen ist in Deutschland nicht Pflicht, wird aber von Ärzten und der Ständigen Impfkommission der Bundesregierung empfohlen. Dem Text liegt ein Interview mit Dr. Gunhild Kilian-Kornell, Kinder-und Jugendärztin in Starnberg, zugrunde. Babys impfen - Warum schon im Säuglingsalter geimpft wird Etwa neun Wochen alt sind die Säuglinge bei ihrem ersten Pieks. Eine Spritze mit Impfstoffen gegen wahlweise fünf oder sechs Krankheiten sowie eine Schluckimpfung werden dem Kind verabreicht. Sinnvoll oder unnötige Qual? Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 14 Nestschutz – natürliche Impfung auf Zeit Grundsätzlich werden Neugeborene in ihren ersten Lebensmonaten vor einigen Infektionskrankheiten durch den sogenannten Nestschutz bewahrt. Während der Schwangerschaft überträgt die Mutter ihre Antikörper auf das Kind. Somit bekommen die Säuglinge zunächst eine Leihimmunität gegen Erreger, während sich das eigene Immunsystem erst ausbildet. Dieser Schutz lässt mit der Zeit nach. Im Blut entstehen eigene spezifische Antikörper, die das Kind langfristig vor Krankheiten bewahren. Kein Schutz von Geburt an Trotz der hilfreichen Einrichtung Nestschutz ist es früher oft passiert, dass Neugeborene an einfachen Infektionskrankheiten gestorben sind. Der Nestschutz ist eben nur so umfänglich wie ihn eine Mutter bieten kann. Denn hatte eine Frau als Kind nie selbst Masern, wurden bei ihr auch keine Antikörper gebildet, die sie an das Baby weitergeben könnte. Außerdem gibt es einige Abwehrstoffe, die gar nicht erst übertragen werden, zum Beispiel diejenigen gegen Keuchhusten. „Keuchhusten ist deshalb so gefährlich, weil die Säuglinge keine Leihimmunität von der Mutter bekommen. Die Antikörper der Mutter gehen nicht während der Schwangerschaft auf die Mutter über. Dadurch haben sie keinen Nestschutz. Ist ein Baby infiziert, hustet es nicht auf die typische Art und Weise, sondern hat stattdessen einen Atemstillstand.“ Dr. Gunhild Kilian-Kornell Gutes Immunsystem Beim ersten Impftermin sind Säuglinge zwischen neun und zwölf Wochen alt. Eltern gefällt mitunter der Gedanke nicht, dass ihrem Baby eine Spritze mit erregerähnlichen Stoffen verabreicht wird – ganz zu schweigen vom Kind selbst. Dennoch können sich Eltern mit dem Gedanken trösten, dass Säuglinge über ein sehr gutes Immunsystem verfügen, das noch sehr wenig verbraucht ist. Deshalb kann es die Fremdeiweißstoffe gut verkraftet und angemessen auf diese reagieren. „Ein Grund, warum wir schon so früh impfen, ist, dass Säuglinge ein unverbrauchtes Immunsystem haben, das mit den Impfstoffen sehr gut fertig wird. Würden Erwachsene denselben Impfstoff bekommen, den ein Säugling bekommt, würden sie sehr viel heftiger mit Fieber und Ähnlichem reagieren, weil ihr Immunsystem schon sehr viel gearbeitet hat.“ Dr. Gunhild Kilian-Kornell Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 15 Gefahr Kinderkrankheit - Impfen bewahrt vor riskanten Krankheiten Diphtherie, Tetanus, Polio – Diese Krankheiten waren in der Vergangenheit sehr ernst zu nehmen. Sie bereiteten Eltern und Kind nicht nur schlaf- und sorgenvolle Nächte, sondern konnten zum Teil schwerwiegende, lebenslange Folgen haben oder gar zum Tod führen. Und sie sind weltweit nicht ausgerottet. Erste Kombinationsimpfung Mit etwa neun Wochen werden Säuglinge erstmals geimpft. In der Spritze sind Impfstoffe gegen folgende Krankheiten enthalten: - Diphtherie - Keuchhusten - Tetanus - Polio (Kinderlähmung) - Hib-Infektion - ggf. Hepatitis Dazu kommen eine Impf-Spritze gegen Pneumokokken und eine Schluckimpfung gegen Rotaviren (nur im ersten Lebenshalbjahr). Diese Impfungen müssen bis zum ersten Geburtstag noch zwei Mal wiederholt und im zweiten Lebensjahr aufgefrischt werden. Reifgeborene Kinder erhalten mit der ersten und dritten Fünf- oder SechsfachImpfung eine Impfung gegen Pneumokokken. Babys, die vor der 36. Schwangerschaftswoche geboren sind, bei jeder Fünf- oder SechsfachImpfung. Sonderfall Hepatitis B Hepatitis B ist eine Leberentzündung, die man in sich tragen kann, ohne krank zu sein, die aber sehr hoch ansteckend und leicht über Körperflüssigkeiten übertragbar ist. Während der Schwangerschaft kann von der Mutter auf das Kind keine Ansteckung erfolgen, wohl aber während der Geburt. Trägt eine Mutter das Hepatitis-B-Virus in sich, muss ihr Baby spätestens zwölf Stunden nach der Geburt geimpft werden. Ansonsten kann der Impfstoff gegen Hepatitis B in der Kombinationsimpfung unter Umständen auch weggelassen bzw. auf ein späteres Lebensalter verschoben werden, schließlich besteht die Hauptansteckungsgefahr für Hepatitis B im Geschlechtsverkehr oder über Blut. „Dennoch spricht Einiges für eine Impfung im Säuglingsalter: Zum einen erspart man dem Kind eine extra Spritze – der Impfstoff kann problemlos mit den anderen kombiniert werden. Zum anderen verläuft eine Hepatitis-Erkrankung mit höherer Wahrscheinlichkeit chronisch, je früher sie eintritt. Und was wichtig ist: Ein Kind, das Virusträger ist, kann auch durch eine blutende Wunde anstecken.“ Dr. Gunhild Kilian-Kornell Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 16 Impfen erfolgreich gegen Krebs Auf Taiwan gab es eine große Anzahl an Leber-Karzinomen, Krebs bei Kindern. Seit man dort gegen Hepatitis B impft, gibt es diese Krebsart dort nicht mehr. Hier konnte tatsächlich ein Krebs durch Impfen verhindert werden. Zwei Ergänzungen zur Kombinationsimpfung: Rotavirus Neben den aufgezählten fünf bzw. sechs Erkrankungen empfehlen die Ständige Impfkommission und die WHO außerdem die Schluckimpfung gegen den Rotavirus, der eine schwere Virusinfektion verursacht. Jährlich müssen weltweit etwa zwei Millionen Kinder deswegen stationär behandelt werden. Im Krankheitsverlauf ist vor allem der hohe Flüssigkeitsverlust durch Brechdurchfall gefährlich für die Kinder. Pneumokokken Pneumokokken sind Bakterien, die Blutvergiftungen, Lungen-, Mittelohr- und Hirnhautentzündungen verursachen. Gerade bei Säuglingen sind die Wege im Körper noch sehr kurz (z.B. vom Ohr ins Gehirn), weshalb sich Infektionen schnell verbreiten und verschlimmern können. Die Impf-Spritze schützt aber nicht nur die Kleinen. Pneumokokken können im Körper versteckt jahrelang überleben und dann im Erwachsenenalter für eine (immer wieder tödlich verlaufende) Lungenentzündung sorgen, die sogenannte Pneumonie. „Seit man Kinder gegen Pneumokokken impft, ist auch die Häufigkeit der Pneumonie bei älteren Menschen zurückgegangen. Das heißt: Mit der Impfung der Kinder schützen wir auch deren Großeltern.“ Dr. Gunhild Kilian-Kornell Herdenimmunität Weitet sich der Impfschutz auch auf nicht-geimpfte Menschen aus, spricht man von Herdenimmunität. Denn wenn ein Erreger bei einem (geimpften) Kind keine Chance hat, kann es ihn auch nicht weitertragen. Daher bedeutet eine zunehmende Impfmüdigkeit, dass insgesamt mehr Erreger unterwegs sein werden. „Ich fände es gut, dass bei Kindern, die in eine Kindertagesstätte kommen, ein vollständiger Impfpass vorliegen muss – nach amerikanischem Vorbild. Dadurch könnten gefährliche Komplikationen wie z.B. nach Masern endlich verschwinden.“ Dr. Gunhild Kilian-Kornell Reifung durch Krankheit? Impfgegner sprechen gern davon, dass Kinderkrankheiten (gerade Masern) einen wichtigen Beitrag zur Reifung der Persönlichkeit leisten. Es stimmt, dass Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 17 ein paar Tage Bettruhe auch heißen: Zeit für sich. Wer sich mit sich selbst beschäftigt, reift. Erlebtes und Gelerntes kann in Ruhe verarbeitet werden, während der Körper gleichzeitig mit den Erregern kämpft. Doch gilt es hier zwei Dinge zu bedenken: • Erstens kommen auch auf das geimpfte Kind Krankheitsperioden zu – ein Schnupfen, eine Erkältung, ein verstimmter Magen fordern genauso Erholungs- und Ruhezeiten wie schlimmere Krankheiten. • Zweitens kann niemand behaupten, dass man seinem Kind etwas wegnimmt, wenn man ihm schlimmes Leiden, Trennung von den Eltern während eines Krankenhausaufenthalts oder Todesangst erspart. „Das zweijährige Kind, was ich mit Hirnhautentzündung betreut habe, war nach der – zum Glück überstandenen – Krankheit tatsächlich erstaunlich fit. Aber es musste Todesangst erleiden, mehrere Rückenmarkspunktionen über sich ergehen lassen, lag über sechs Wochen im Krankenhaus – es stand zeitweilig Spitz auf Knopf. Ich finde es ganz und gar nicht sinnvoll oder notwendig, dass ein Kind so etwas durchleiden muss, um zu reifen.“ Dr. Gunhild Kilian-Kornell Masern-Mumps-Röteln-Windpockenimpfung Wenn Kinder ein Jahr alt sind, werden sie gegen die Viruserkrankungen Masern, Mumps und Röteln, wahlweise auch gegen Windpocken geimpft. Zwei Mal im Abstand von mindestens vier bis sechs Wochen werden die Impfstoffe gespritzt. Masern: Nicht auf die leichte Schulter nehmen! Masern sind keine einfache Kinderkrankheit. Sie können zwar auch problemlos verlaufen, aber pro tausend Kinder können bis zu zwei eine Hirnentzündung erleiden, und die heilt in der Regel nicht folgenlos aus. Außerdem gibt es eine tückische Folgeerkrankung, die SSPE (Sklerosierende Subakute Panenzephalitis). Hierbei bleibt bei einem Kind, das beispielsweise mit neun Monaten an Masern erkrankt war, das Virus im Gehirn. Es kann passieren, dass es fünf oder sechs Jahre später langsam seine erlernten Fähigkeiten verliert, und innerhalb von wenigen Jahren an SSPE verstirbt (diese Krankheit ist in jedem Fall tödlich). Modernes Impfen - Keine Erreger in den Spritzen Impfen war auch immer schon mit Risiken verbunden. Auf die Spritzen können allergische Reaktionen erfolgen oder Fieber. Aber das sind alles Kleinigkeiten gegen schwerwiegendere Krankheiten. Helfen moderne Methoden? Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 18 Der Körper wird mit Fremdstoffen konfrontiert und muss entsprechend reagieren. Daher ist eine leicht erhöhte Temperatur nach dem Impfen etwas ganz natürliches. Schließlich braucht er Energie, um Antikörper auszubilden. Nur selten kommt es zu heftigeren Reaktionen. Keine echten Erreger In der ersten Kombinations-Impfspritze sind ausschließlich Totimpfstoffe enthalten, keine vollständigen Krankheitserreger. Moderne Impfstoffe bestehen nur aus winzigen Bausteinen von Erregern, die das Immunsystem anregen sollen, Antikörper zu bilden. Die heutigen Impfstoffe sind mit jenen aus den 1960er- oder 1980er-Jahren nicht mehr zu vergleichen. Damals gab es beispielsweise gegen Keuchhusten noch einen Ganzkeimimpfstoff, der aber heute nicht mehr verwendet wird. Kombinationsimpfung – zu viel auf einmal? Die Dosis in der ersten Kombinationsimpfung gegen Diphtherie, Keuchhusten, Polio, Tetanus, Hib und Hepatitis B klingt überfordernd, ist dem Immunsystem eines Säuglings aber zumutbar. Jeder Schluck Muttermilch hat sogar noch mehr Fremdstoffe in sich, zwar keine Krankmacher, aber dennoch Aufgaben für das Immunsystem. Und dieses beginnt direkt in den ersten Lebensaugenblicken, sowohl einen Schutz durch Abwehr als auch Toleranz gegenüber Fremdstoffen auszubilden. Außerdem bedeutet die Kombinationsimpfung: Nur ein Stich statt fünf oder sechs. Und anteilig befinden sich im Kombi-Präparat sogar weniger Mengen der einzelnen Antigene. Außerdem braucht man weniger Zusatzstoffe, wie Stabilisatoren. „Impfen ist sogar im Sinne der Homöopathie. Der Begründer der Homöopathie selbst, Samuel Hahnemann, war dem Impfen gegenüber nicht abgeneigt – aus dem Grund, dass man Gleiches mit Gleichem behandelt. Natürlich bleibt der Impfstoff im Körper, das soll er auch! Denn er soll ja das immunologische Gedächtnis aktivieren, das uns langfristig schützt. Das ist ein Mechanismus, den unser Körper permanent durchführt.“ Dr. Gunhild Kilian-Kornell Impfstress vermeiden - Ein kurzer Pieks Wenn die Rahmenbedingungen passen, kommt auch ein Säugling mit der Impfung gut zurecht – von einer Traumatisierung kann keine Rede sein. Wichtig dabei ist ein entspanntes, gewohntes Umfeld. Eine der wichtigsten Voraussetzungen beim Impfen: Das Kind muss gesund sein. Wenn das Immunsystem gerade mit einer Erkältung oder ähnlichem Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 19 beschäftigt ist, dann kann die Injektion der Impfstoffe eine Überlastung bedeuten und zur Erkrankung führen. Eine laufende Nase ist jedoch kein Impfhindernis. Keine Pflicht, aber eine Verantwortung In Deutschland muss niemand seine Kinder impfen lassen. Aber egal wie die Entscheidung ausfällt, müssen die Folgen bedacht werden. Eltern tragen die Verantwortung für ihre Kinder. Entscheiden sie sich gegen eine Impfung, bedeutet das eine erhöhte Ansteckungsgefahr, gerade im Kontakt mit Gleichaltrigen. Tipp: Ruhe Lassen Eltern ihr Kind impfen, sollten sie am Tag des Impftermins auf einen ruhigen, stressfreien Ablauf achten. Keine Party Wenn ein Säugling die Impfspritze bekommen hat, ist er zunächst irritiert. Der Einstich schmerzt – und darüber hinaus beginnt der Körper zu arbeiten. Das Baby fühlt sich in etwa so wie bei einer schweren Erkältung: matt, müde und quengelig. Eine erhöhte Temperatur von etwa 38,5°C ist völlig normal. Daher ist es wichtig, auf ein möglichst ruhiges und vor allem gewohntes Umfeld zu achten. Sprich: an diesem Abend vielleicht lieber nicht zur Geburtstagsparty des Nachbarn gehen, auch wenn das Baby sonst nebenbei ruhig schläft. „Ich versuche eine Impfung so schnell und optimal wie möglich zu machen. Das heißt: Ich impfe das Kind, und wenn wir fertig sind, kriegt die Mutter es in den Arm und spricht mit ihm. Durch Ansprache, Augen- und Körperkontakt wird das Bindungssystem aktiviert, damit das Kind weiß, jetzt bin ich bei der Mama, jetzt kann nichts mehr passieren.“ Dr. Gunhild Kilian-Kornell Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 20