Projektmanagement in den Arbeitsfeldern der Sozialarbeit/ Sozialpädagogik Fachtagung: 16. – 19. Juli 2012 Christof Schmitt Definition Projektmanagement Projekt - Management einmaliger Ablauf komplexe Struktur festgelegtes Ziel zeitliche Befristung begrenzte Ressourcen und - Planung Überwachung Koordination Steuerung ist Projektmanagement Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Definition Projektmanagement „Projektmanagement ist das Planen und Steuern eines Weges zur Zielerreichung mit (vor)gegebenen Ressourcen in einer begrenzten Zeit.“ (Schiersmann u.a. 2000, 146) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Das „magische Dreieck“ Sachziel Terminziel Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Kostenziel Reduktion der Vielfalt: 4 Projekttypen hoch Großprojekt Pionierprojekt Standardprojekt Pilotprojekt Komplexität niedrig niedrig hoch Neuartigkeit Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Reine Projektorganisation Geschäftsleitung Geschäftsleitung Projektleitung Projektleitung PTM PTM PTM PTM Abteilung Abteilung11 Abteilung Abteilung22 Abteilung Abteilung33 PTM PTM MA: Mitarbeiter PTM: Projektteammitglied Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Graphik nach Kraus u.a. 1997, S. 39 Reine Projektorganisation Vorteile: Nachteile: volle Konzentration auf ein Vorhaben hohe organisatorische Umstellungskosten einheitliche Willensbildung, schnelle Reaktion auf Zielabweichungen große Probleme bei der Rekrutierung der Mitarbeitenden wenige Konflikte mit Fachabteilungen, Zeitersparnis Unsicherheit für Mitarbeitende: was kommt nach dem Projekt? Vorteile der echten Gruppenarbeit können genutzt werden Gefahr der Unterauslastung von Mitarbeitenden hohe Identifikation mit dem Projekt verstärkt Motivation der Gruppe Projektgruppe entwickelt Eigendynamik Befugnisse und Verantwortung sind klar geregelt (Linienautorität der Projektleitung) Schwierigkeiten bei der Wiedereingliederung der Mitarbeitenden am Ende des Projektes in die Linie kurze Kommunikations- und Entscheidungswege Unsicherheit bzw. Akzeptanz der Projektergebnisse in der Linie Tabelle laut Brandt 2004, S. 9; Schiersmann u.a. 2000, 92 f. Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Reine Projektorganisation Indikatoren für Anwendung: ● Vorliegen von klar definierten Projektzielen und Projektumfang ● völlige oder teilweise Freistellung von Mitarbeitern ist durch die Dringlichkeit der Projekte gewährleistet ● Stellvertretungsprobleme in der Organisation lösbar ● klare Personalplanung zeigt Mitarbeitern deren Perspektiven auf ● qualifizierten und angesehenen Projektleitern können hierarchisch gleichgestellte Mitarbeiter zugeordnet werden (vgl. Brandt 2004, S.10) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Matrix-Projektorganisation Geschäftsleitung Geschäftsleitung Abteilung Abteilung11 Abteilung Abteilung22 Abteilung Abteilung33 Projekt ProjektAA Projekt ProjektBB Projekt ProjektCC Graphik nach Kraus u.a. 1997, S. 40 Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Matrix-Projektorganisation Vorteile: Nachteile: geringer Umstellungsaufwand Konflikte um knappe Ressourcen problemlose Rekrutierung bei mehreren Projekten gleichzeitig Verschärfung des Verteilungskonfliktes geringere Akzeptanzprobleme bei den Betroffenen hoher Koordinierungsaufwand zwischen Tagesgeschäft und „Projektgeschäft“ flexibler Personaleinsatz möglich Bereichsegoismus der Fachabteilungen Interessen der Fachabteilungen bleiben gewahrt Gefahr der Überforderung oder Überlastung der Mitarbeitenden Tabelle laut Brandt 2004, S. 9 Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Matrix-Projektorganisation Indikatoren für Anwendung: ● viele Projekte gleichzeitig, mehrere Abteilungen sind einbezogen ● keine permanente Koordination in Gruppenarbeit erforderlich, Komplexität nicht zu hoch ● relativ starke Stellung der Projektleiter, können die Projektinteressen durchsetzungskräftig vertreten (vgl. Brandt 2004, S.12) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Einfluss- oder Stabs-Projektorganisation Geschäftsleitung Geschäftsleitung Abteilung Abteilung11 Volle Weisung Projektleitung Projektleitung Abteilung Abteilung22 Volle Weisung PTM/ PTM/ MA MA Einfluss MA: Mitarbeiter PTM: Projektteammitglied Abteilung Abteilung33 Volle Weisung PTM/ PTM/ MA MA Einfluss PTM/ PTM/ MA MA Einfluss Graphik nach Kraus u.a. 1997, S. 43 Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Einfluss- oder Stabs-Projektorganisation Vorteile: Nachteile: geringe Beeinträchtigung der laufenden Arbeit umständliche Entscheidungsvorbereitung niedrige organisatorische Umstellungskosten „Kampf“ um Kapazitäten der Mitarbeitenden hohe Flexibilität, keine Auslastungsprobleme zeitliche Verzögerungen guter Informationsstand bei Vorgesetzten Gefahr der Isolierung der Projektleitung Entstehung neuer Kommunikationswege zwischen Abteilungen Gefahr, dass sich niemand verantwortlich fühlt Tabelle nach Brandt 2004, S. 7; Schiersmann u.a. 2000, S. 89 Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Einfluss- oder Stabs-Projektorganisation Indikatoren für Anwendung: ● Projekt betrifft mehrere Einheiten einer Organisation punktuell, Freistellung von Mitarbeitern somit nicht gerechtfertig ● Leistungen der Projektmitglieder können getrennt erbracht werden, Absprachen im Projektteam über weiteres Vorgehen ● Projektleiter besitzt hohe persönliche und fachliche Autorität, trägt auch ohne formale Befugnisse ● Projekt in früher Phase, Umfang noch unklar ● Projekt hat den Status „unter ferner liefen“ (vgl. Brandt 2004, S.8) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Was braucht es für ein Projekt? „Der Erfolg eines Projektes hängt hauptsächlich von zwei Dingen ab: 1. Glück und 2. einem tollen Projektnamen.“ (Scott, zit. nach Krämer 2004, S. 24) „Um mit der Komplexität, Dynamik und Unsicherheit in einem längerfristigen, risikoreichen Prozess – wie es ein Projekt darstellt umgehen zu können, benötigen die Beteiligten sowohl handlungsleitende Vorstellungen vom Gesamtablauf eines Projekts als auch Verfahren bzw. Techniken für die Gestaltung der einzelnen Abschnitte des Verlaufs.“ (Schiersmann u.a. 2000, S. 136) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Projektphasen Start Definitionsphase weiter? ja/nein Planungsphase weiter? ja/nein Realisierungsphase weiter? ja/nein Abschlussphase Ende Graphik nach Dunkhase 2005, S. 7 Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Projektphase Teil der Definitionsphase oder in Literatur z.T. als eigene Phase benannt: Vorstudie, Informelle Phase, Initiativ- und Vorbereitungsphase ● Inhaltliche Eingrenzung ● Erste: ● ● ● ● ● ● ● ● grobe Gedanken zur Umsetzung Voraberwägungen zu Zeit und Kosten Vorklärung von weiteren Rahmenbedingungen Machbarkeitsabwägungen (Analysen) Abklärung strategisch wichtige Personen Ideen zur Organisationsstruktur etc. Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Inhaltliche Eingrenzung ● jedes Projekt benötigt einen inhaltlichen Gegenstand ● Motive liegen meistens extern oder organisationsintern ● organisationsinterne Reaktion lässt Ideen für Projekte entstehen ● Filterfunktion ist wichtiger Bestandteil der Vor- bzw. Definitionsphase, ggf. Durchführung von vertiefenden Analysen im Vorfeld (Vorstudie) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Analyse der Ausgangssituation ● Wer ist Auftraggeber? ● Wer ist in welcher Form durch das Projekt betroffen und welche Beteiligungswünsche bestehen? ● Welche Erfahrungen gibt es mit früheren Projekten bzw. mit zu beteiligenden Bereichen und Personen? ● Wer trägt die Projektidee? ● Welche Bereiche sind betroffen? ● Wie stehen diese Bereiche dem Projekt gegenüber? ● Welche Bedeutung hat das Vorhaben für die Bereiche und Mitarbeiter? Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Projektbeteiligte Wer, in welcher Form, mit welchen Aufgaben, Funktionen und Kompetenzen betraut wird, ist bei jedem Projekt neu festzulegen. Es ist abhängig von: ● ● ● ● Umfang des Projekts (Zeit- und Personalaufwand) Art des Projekts (Innovations- oder Anpassungsprojekt) Terminvorgaben (enge Termine – mehr Mitarbeiter nötig) Bedeutung des Projekts (hat besonderen Einfluss auf die Zusammensetzung des Entscheiderkreises) ● Art und Anzahl der betroffenen Bereiche in einer Organisation (erhöht i. d. R. die Anzahl der Beteiligten) ● Gesetzliche Vorgaben (Mitbestimmungsgesetzte, vorgeschriebene Information und Beteiligung) (ebd., S.13) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Projektbeteiligte Wer ist im Projekt im Regelfall vertreten: ● ● ● ● ● ● Promotende (Unterstützende) Geschäftsführung / Projekt-Bewilligungsgremium Projektleitung Projektmitarbeitende Anzuhörende / zu Informierende Sonstige Projektbeteiligte Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Promotende (Unterstützende) ● um Projekte auf den Weg zu bringen und durchzusetzen benötigt man Unterstützung von internen oder externen Personen (Promotende) ● Unterscheidung in Fach- und Macht-Promotende ● Macht-Promotende können aufgrund ihrer Wertschätzung und Akzeptanz Projekte durchsetzen und unterstützen ● Fach-Promotende können aufgrund ihrer hohen Fachlichkeit Projekte in ihrem Gebiet unterstützen (man sollte diese darum später in das Projekt versuchen einzubinden) (vgl. Brandt 2004, S.14) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Geschäftsführung/ Projekt- Bewilligungsgremium entscheidet direkt über insbesondere: ● ● ● ● ● Definition des Projektauftrags Vergabe des Projektauftrags Benennung der Projektleitung Bestandteile des Projektauftrags Freigabe finanzieller Mittel oder Bereitstellung anderer Ressourcen ● Fortführung des Projektes (vgl. Brandt, S.16) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Projektleitung ● Zentrale Aufgaben sind Projektplanung und Steuerung sowie Projektinformation und Dokumentation ● Verantwortung über fach- und termingerechte Projektabwicklung (sollte zahlreiche Schlüsselkompetenzen, wie u. a. kommunikative Kompetenzen mitbringen) ● weitere Aufgaben: Steuerung des Projektprozesses sowie Motivation und Förderung der Teamentwicklung ● Inhaltlich ist eher das Projektteam als Ganzes verantwortlich (im Gegensatz zur Wirtschaft) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Projektleitung sollte grundsätzlich folgende Befugnisse haben: Mitspracherecht bei der Zieldefinition Mitsprache bei der Zusammensetzung der Projektgruppe Verfügungsrecht über das Projektbudget Zugangsrechte auf alle für die Projektabwicklung benötigten Informationen ● Vertretungsrecht des Projekts nach außen ● Einberufung der Projektgremien ● ● ● ● Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Aufgaben der Projektleitung in Kooperation mit dem Projektteam ● ● ● ● ● ● Planung, Überwachung und Steuerung des Projekts Entscheidung über Lösungsalternativen herbeiführen Informationsaustausch organisieren Aufgaben delegieren Koordination der Aktivitäten aller Projektbeteiligten kontinuierliche Information des Auftraggebers ©Brandt/ Dunkhase 2002 Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Projektmitarbeitende ● optimale Teamgröße zwischen fünf bis sieben Personen ● zunächst von zu bewältigenden Aufgaben abzuleiten ● Projektmitarbeitende können Spezialisten (interne oder externe), betroffene Mitarbeitende oder Fachzuständige sein ● arbeiten permanent oder teilweise im Projektteam (vgl. Brandt 2004, S.18) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Anzuhörende/ zu Informierende ● parallel Mitbedenken: welche Personen werden durch das Projekt tangiert (institutionsintern oder - extern) ● mögliche Widerstände durch projektindizierte Umstrukturierungen alter Routinen und Machtkonstellationen sind nicht auszuschließen (den Umgang mit solchen Situationen im Rahmen des Projektmanagements gegenprüfen, um den Projekterfolg nicht zu gefährden) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Sonstige Projektbeteiligte ● insbesondere bei größeren Projekten ● Projekt- Bewilligungsgremium kann ein Entscheidungsgremium oder einen Lenkungsausschuss einrichten ● Lenkungsausschuss/ Entscheidungsgremium ist i. d. R. mit leitenden Angestellten betroffener Bereiche besetzt ● mit der Verfolgung der weiteren Projektabwicklung betraut ● tritt am Ende jeder Projektphase zusammen, trifft nötige Entscheidungen ● übernimmt damit die Geschäftsführung ● ggf. bringt ein Beratungsgremium Fachwissen ein (ohne Entscheidungsbefugnis) ● Ist ein umfangreiches Projekt in mehrere Teilprojekte untergliedert, muss eine Stelle die Koordination übernehmen Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Information Frage: Wer wird wann, über was, von wem informiert? Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Informationsmatrix Zuständigkeiten/Kompetenzen Teilaufgaben/ Aufgabenpakete Teammitglied A Reservierung der Räumlichkeiten Teammitglied B Projektleitung B H Geschäftsführung Auswahl der Referenten H B I Flyer für Druck vorbereiten B H I Hotels reservieren B H … B = Bringer; H = Holer; I = erhält Informationen über den Stand Tabelle nach Krämer 2004, S. 54 Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Information Die vier Regeln der Projektkommunikation ● klare Verantwortlichkeiten durch jeweils nur eine Bring- und Holpflicht ● Vorrang hat immer Bringpflicht – dadurch keine Unterbrechung des Regelkreises ● Sicherstellung, dass die Bringleistung termin- und auch sachgerecht erbringt, durch rechtzeitiges Nachfragen des Holers beim Bringer notfalls Mahnung des Bringers und Aufzeigen der Konsequenzen bei Nichterbringung der Leistung (Kleinhaltung der Konflikte sowie frühzeitiges Erkennen von Crashsituationen) ● Aufstellung der Informationsmatrix und die Festlegung der Zuständigkeiten immer aus Sicht des Gesamtverantwortlichen Schaffung einer einheitlichen Projektsteuerung (vgl. Krämer 2004, S. 54) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Definitionsphase ● Inhaltliche Eingrenzung ● Zieldefinition ● Meilensteine ● Information ● Projektskizze ● Projektauftrag Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Zieldefinition Sachlage im sozialen Bereich: ● Ziele werden von einer Tätigkeit gemäß der „normativen Kraft des Faktischen“ abgeleitet ● man belässt es bei unklaren Zielen, legt sich lieber nicht fest, um flexibler zu bleiben ● um keine Konflikte zu produzieren, werden Zielerklärungen vermieden Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Zielplanung: Vier Funktionen von Zielen ● Orientierungsfunktion ● Koordinationsfunktion ● Selektionsfunktion ● Kontrollfunktion Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Zieldefinition Folgende Schritte führen zur Zielfindung: ● Zielideen suchen, entwickeln ● Zielstruktur aufbauen ● Zielbeziehungen analysieren / Konflikte bereinigen ● Ziele operationalisieren konkretisieren ● Ziele gewichten ● Zielentscheidungen treffen ● Ziele dokumentieren ● Ziele anpassen (vgl. Brandt 2004, S. 24) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Ziele suchen ● Basis der Zielentwicklung ist inhaltliche Eingrenzung ● minimale Zielvorgabe: 2- 3 konkurrierende Zielgrößen (Sach-, Kosten- und Terminziel) ● Sachziel setzt sich oft aus verschiedenen Teilzielen zusammen bzw. beinhaltet auch Qualitätsziele ● weitere Ziele möglich (mit dem Projekt verfolgte) ● Anzahl der Ziele sollte auf 15- 20 begrenzt sein (kein „Streuschuss“ zur Behebung aller möglichen Probleme) (vgl. Brandt 2004, S. 25) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Zielstruktur/-system ● Funktion: Besserer Überblick durch Systematik ● zahlreiche Systematisierungen und Bezeichnungen für verschiedene Zielarten in Literatur und Praxis ● inhaltliche Unterscheidung in wirtschaftliche, soziale, politische und funktionsorientierte Ziele (vgl. Dunkhase 2005, S. 12) ● oder Einteilung in Haupt- und Teilziele, Vorgehensund Leistungsziele, Kosten- und Terminziele, sowie Muss- und Kann-Ziele (vgl. Brandt 2004, S. 25) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Zielbeziehungsanalyse Zielidentität Doppelnennungen beseitigen (selbes Ziel verbirgt sich häufig hinter verschiedenen Begriffen) Zielkomplementarität bei der Gewichtung beachten, dass Ziele in die gleiche Richtung weisen und sich gegenseitig verstärken Zielwiderspruch widersprechen sich zwei Ziele , muss eins gestrichen werden (kein gegenseitiger Ausschluss) Zielkonkurrenz festgelegen, welches zweier konkurrierender Ziele Vorrang haben soll, das andere bleibt als Wunschziel oder mit einer Begrenzung (z.B. Kosten höchstens…) bestehen Zielneutralität Ziele sind in der Erreichung voneinander unabhängig Tabelle nach Brandt, S. 25 f. Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Zieloperationalisierung ● Anspruch an Ziele: Operationalisierbarkeit und Konkretisierbarkeit (Möglichkeit der Überprüfung des Erreichens) ● Puristen fordern: Keine Ziele setzen, bei denen man keine Ursache-Wirkungs-Relation herstellen kann ● Richtig ist in jedem Fall, dass man Indikatoren definiert, an denen man die Zielausprägung (dazu gehören auch Zielmaßstab, Zielausmaß oder Zieleigenschaft) messen kann. (vgl. Brandt 2004, S. 26) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Zieldefinition „SMARTe“ Ziele: ● ● ● ● ● S M A R T – – – – – für für für für für spezifisch messbar akzeptabel realistisch terminiert Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Zielgewichtung ● Gewichtung der Ziele ist sinnvoll (erfolgt auf der Ebene der Muss- und Kann-Ziele [Wunschziele]) ● Widersprechen spätere Lösungsvorschläge oder Handlungsvorhaben einem Muss-Ziel, kommt es zur k. o. Wirkung für diese (Vorrangigkeit kann festgelegt werden [auch bei Kann-Zielen]) ● schwieriger, zeitintensiver Prozess, am Ende sollte eine gemeinsame Konsensentscheidung stehen Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Zieldefinition ● Nicht vergessen am Schluss: ● ● ● Zielentscheidungen treffen Ziele dokumentieren (Schriftlichkeitsprinzip) Anpassung von Zielen bei Bedarf- bei Einbeziehung der relevanten Projektbeteiligten Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Meilensteine / milestones ● „Ergebnisse besonderer Bedeutung“ (Abschlüsse der Projektphasen oder Dinge, die eine Phase detaillierter strukturieren) ● können Inhalte, Projekt(teil)ergebnisse und Termine enthalten ● Präzise Formulierung erleichtert die Kontrolle der Erreichung ● können erst überschritten werden, wenn dazu definierte Ergebnisse erreicht sind ● bei nicht zeitgerechter Überschreitung kann das Projekt nicht oder nur mit großen Schwierigkeiten fortgesetzt werden (vgl. Brandt 2004, S.22) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Projektauftrag ● im „Kick- Off- Meeting“ wird ein Projektauftrag schriftlich vereinbart ● Ziele sollten klar formuliert und mit dem Auftraggeber abgestimmt sein ● Er ist die Legitimationsfolie für das weitere Vorgehen im Projektmanagement. Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Planungsphase ● Projektstrukturplanung ● Was ist zu tun? ● Ablaufplanung ● In welcher Reihenfolge? ● Terminplanung ● Bis wann? ● Personal-/ Kapazitätsplanung ● Wer macht‘s? ● Kostenplanung ● Wieviel Geld wird (wann) gebraucht? © Dunkhase 2005 Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Exkurs: Begriff Planung Planung im Projektmanagement vollzieht sich auf drei Ebenen: ● gesamter Projektverlauf, beinhaltet alle Projektphasen, auch Phasen- oder Meilensteinplan genannt ● auch der Abschnitt zwischen Definitions- und Realisierungsphase ● Mikroprozess innerhalb jeder Phase des Planungsprozesses (im engeren Sinn) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Projektstrukturplan (PSP) ● visualisiert Gliederung und anstehende Aufgaben des Projekts ● dient nicht dazu, zeitliche Abfolge der Lösungsschritte zu entwickeln (Ablaufplan) ● unterste Ebene sind Arbeitspakete ● ● ● voneinander abgrenzbare, in sich geschlossene Tätigkeiten mehrere Arbeitspakete sind wieder mehreren Teilaufgaben zugeordnet Summe aller Arbeitspakete stellt auch den Leistungsumfang des Projekts dar ● kann objektorientiert, funktionsorientiert, phasenorientiert oder gemischtorientiert sein Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Projektstrukturplan (PSP) Gründe für die Erstellung eines Projektstrukturplans: ● Reduzierung der Komplexität des Projekts durch Zerlegung der Gesamtaufgabe ● ermöglicht Überblick, transparente Information und Kommunikation für alle Beteiligten durch graphische Darstellung ● gute Vorarbeit für die noch zu erstellende Ablauf- und Zeitplanung durch inhaltliche Gliederung ● gute Voraussetzung für die Schätzung der Projektkosten, die Projektdokumentation bzw. den Projektbericht ● Förderung des ganzheitlichen Denkens, da alle Aktivitäten insgesamt im Blick behalten werden (vgl. Süß u.a., 1997, S. 10; Kraus u.a. 1997, S. 88; Schelle 1999, S. 100 f.) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Erstellung eines Projektstrukturplans Zwei Wege: ● Es wird von dem zu erreichenden Ziel ausgegangen, d.h. es wird produkt- bzw. objektorientiert nach dem Prinzip „top down“ vorgegangen. ● Es wird von dem Weg zur Erreichung des Ziels ausgegangen, d.h. prozess- bwz. funktionsorientiert nach dem Prinzip des „bottom up“. (vgl. Süß u.a. 1997, S. 10f.) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Projektstrukturplan Frage: Was ist zu tun? ● Überblick über alle zu erledigenden Aufgaben bekommen ● Grundlage für weitere Planung ● Aufgaben hierarchisch ordnen zu einem Projektstrukturplan Projekt/ Aufgabe TA TA AP AP TA- Teilaufgabe TA AP AP- Arbeitspaket TA TA AP AP AP AP TA Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt © Dunkhase 2005 Planung der Kosten ● Funktion: anhand der Aufgabenpakete Übersicht über anfallende Kosten erhalten ● nicht zu verwechseln mit Kostenplan ● zumindest Planung auf der Ebenen von Sachkosten und zusätzlichen Personalkosten ● im Sozialen Bereich eher selten – die Vollkostenplanung (Umrechnung aller Projektarbeitszeit in Gehaltskosten) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt © Dunkhase 2005 Projektablaufplan (PAP) ● festlegen von Teilaufgaben/ Aufgabenpaketen die erst fertig gestellt sein müssen, bevor andere begonnen werden und welche parallel bearbeitbar sind ● bildet die Grundlage der Kontrolle und Steuerung des Projekts während der Durchführung ● erlaubt schnellen, transparenten Überblick über zeitliche und inhaltliche Eckpunkte (vgl. Schiersmann u.a. 200, S.149) ● zunächst empfiehlt sich eine Grobplanung, Feinplanung im nächsten Arbeitsschritt ● Pufferzeit für unvorhergesehene Ereignisse einplanen ● Balkenpläne mit Anfangs- und Endpunkten sind einfachere Verfahren der Terminplanung und- verfolgung als Netzwerktechnik (vg. Schelle, 1996, S.87) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Projektablaufplan (PAP) ● Vorgehen: ● ● ● ● ● Dauer der Arbeitspakete bestimmen Abhängigkeiten feststellen Planungsspielraum ermitteln durch Vor- und Rückwärtsrechnung Meilensteine berücksichtigen Entscheidung über Termine treffen ● Instrumente: ● ● ● Balkendiagramm vernetztes Balkendiagramm Netzplantechnik (für große Projekte) © Dunkhase 2005 Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Vorgangskasten spätester Anfangszeitpunkt Vorgangsnummer spätester freie Pufferzeiten Vorgangsname frühester Anfangszeitpunkt Endzeitpunkt frühester Dauer Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Endzeitpunkt Weitere Pläne ● Kapazitätspläne ● ● Freistellung betreffender Person für die Arbeit? Kann der Arbeitsausfall dieser Person im Kerngeschäft abgefangen werden/ Wer übernimmt die Arbeit der Person im Kerngeschäft? (Freistellung?) ● Kostenpläne ● ● Einsatz bei großen, finanzintensiven Projekten Rechtzeitige zur Verfügungstellung von Finanzmitteln ● Betriebsmittelpläne ● Gesamtprojektkosten (werden im sozialen Bereich bei kleineren Projekten eher selten ermittelt [werden eher grob geschätzt oder aus dem laufenden Betrieb entnommen]) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Personal- und Kapazitätsplan ● sinnvoll bei komplexen Projekten mit Beteiligung mehrerer Personen ● organisationsinterne Verantwortung für das jeweilige Arbeitspaket/ die Teilaufgabe ist festzulegen (wenn externe Personen beteiligt sind) ● Beginn des Arbeitspakets sowie Zeitpunkt des Vorliegens von Arbeitsergebnissen sind festzulegen Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Kostenplan Zeit Kostenart 11/06 12/06 01/07 …. Sachkosten . . Personalkosten . . Investitionen . Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt © Dunkhase 2005 Realisierungsphase ● auch bekannt als Umsetzungs- oder Durchführungsphase ● Umsetzung von Planung in Handlung ● Aufgaben: ● ● erkennbaren Abweichungen vom Plan ist gegenzusteuern die drei konkurrierenden Zielgrößen überwachen „Projektmanagement ist ein permanenter Entscheidungsprozess im Ziel-Mittel-Konflikt. Projektmanagement heißt: Leistung und Kosten und Zeit simultan zu managen.“ (Kessler u.a. 1997, S. 53) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Realisierungsphase Hierbei kann man drei Phasen des Überwachungs- und Steuerungsprozesses unterscheiden: ● Erfassung des Ist-Zustandes, ● Analyse und Interpretation von Abweichungen zwischen den Planungsprozessen und der tatsächlichen Situation, ● Einleitung von (Gegen-) Steuerungsmaßnahmen. (vgl. Boy, u.a. 1997, S. 87) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Controlling und Steuerung Steuerung Planung durch: - Ziele - Veränderte Ziele - Wege/ Maßnahmen - Veränderte Maßnahmen - Zeit/ Termine, Kosten und Ressourcen sowie Qualität der Leistung/ des Produktes Kontrolle der Umsetzung Interpretation und der Planung Bewertung Erfassen des augenblicklichen der Abweichung Ist- Zustandes und Feststellen der Abweichung vom (Planungs-) Soll Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt © Schiersmann/ Thiel 2000 Realisierungsphase Für Abweichungen vom Plan kann es zahlreiche Ursachen geben: ● „Verabredete Termine können nicht gehalten werden ● Ergebnisse von Recherchen erfordern veränderte Maßnahmen ● notwendiger Personalbedarf wurde unterschätzt ● unvorhergesehene externe Einflüsse zwingen zur Kurskorrektur ● psychosoziale Faktoren beeinträchtigen den Projektfortschritt ● Fehler in der Arbeitsausführung“ (ebd., S. 134) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Maßnahmen der Gegensteuerung ● Erhöhung der bereitgestellten Finanzen oder der Personal- bzw. sonstiger Ressourcen ● Verlängerung der Zeitbudgets ● Reduzierung des Leistungsumfangs bzw. der beabsichtigten Qualitätsziele Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Checkliste für das Controlling und Steuern in der Realisierungphase ● ● ● ● ● ● ● ● Stimmen Planung und tatsächlicher Projektverlauf noch überein? Auf Was (Teilaufgabe bzw. Arbeitspaket) bezieht sich gegebenenfalls die Abweichung? Ist dabei eher die Sach-, Methoden- oder Beziehungsebene betroffen? Wie (mit welcher Methode) hat wer was als Abweichung zwischen Ist und Soll festgestellt? Als wie gravierend wird sie vom Projektteam eingeschätzt? Welche Maßnahmen scheinen für die Korrektur geeignet? Wenn Sie sich für eine Strategie der Gegensteuerung entschieden haben: Sind mögliche Nebeneffekte oder unerwünschte Langzeitfolgen aufgrund Ihrer Korrekturmaßnahmen zu befürchten? Wer kontrolliert wann und wie die Auswirkung Ihrer Gegenmaßnahme? Sind die Abweichungen und/oder die getroffenen (Gegen-)Maßnahmen so einschneidend, dass Sie dem Entscheiderkreis vorgelegt werden müssen? Checkliste aus Schiersmann u.a. 2000, S. 219 f. Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Abschlussphase ● Abnahme durch den Auftraggeber erfolgt ● Ergebnis des Projekts und gewonnene Erfahrungen werden analysiert und dokumentiert (mind. interne Reflexion, möglichst schriftlich) ● Dank an die Projektmitarbeitenden, Promotenden und Projektbeteiligten (ggf. Projektabschlussfeier) ● Projektmitarbeitende sind in die Fachabteilungen wieder zu integrieren (bei größeren Projekten) Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt Ein „typischer“ Projektverlauf Eine Weisheit der Dakota Indianer sagt: „Wenn du entdeckst, dass du ein totes Pferd reitest, steige ab!“ „Jubel, Trubel, Heiterkeit“ Es geht weiter, weiter… O P T I M I S M U S Enthusiasmus „Vielleicht doch keine so schlechte Idee…“ „Das braucht Zeit…“ „Es sind noch keine Ergebnisse in Sicht…“ ? Skepsis „Ist unsere Idee „Erste Erfolge werden sichtbar!“ ? „Ist es das Ganze überhaupt wert?“ realisierbar?“ ? P E S S I M I S M U S ֠ Wochen oder Monate Dipl. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Christof Schmitt The Dark Night of the Projekt Wenn es klemmt und schwerwiegende Probleme auftauchen, „eingreifen, statt durchwursteln“