Lehrstuhl für Makroökonomie MacroNews 50. Kalenderwoche Frankreichs Wirtschaftsreformen lösen landesweite Proteste aus Wirtschaftsminister Macron möchte mit einem umfassenden Reformpaket die französische Wirtschaft in Schwung bringen. Doch der Widerstand aus der Bevölkerung und der eigenen Partei wächst. Quelle: static.latribune.fr Frankreichs Wirtschaft befindet sich nun bereits im dritten Jahr der Stagnation. Während die Arbeitslosigkeit in Deuschland zuletzt auf 6,7% gefallen ist, zeigen aktuelle Daten des französischen Statistikamtes Insee, dass die Arbeitslosigkeit in Frankreich von etwa 7% im Jahr 2008 auf nun über 10% gestiegen ist. Hinzu kommt das hohe Haushaltsdefizit in diesem Jahr, das Frankreich jüngst Kritik aus Brüssel und Berlin einbrachte. Um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, kündigte die Regierung unter Präsident Hollande daher kürzlich ein Reformpaket an, das vor allem auf die Deregulierung des französischen Marktes zielt. Als Schlüsselfigur bei der Durchsetzung der Reformen gilt der französische Wirtschaftsminister Macron, nach dem auch die geplanten Reformen in der Öffentlichkeit benannt werden (loi macron). Macron wurde von Hollande nach der Umstrukturierung des Kabinetts im März diesen Jahres ins Amt berufen und gilt seitdem als Hoffnungsträger des wirtschaftsfreundlichen Parteiflügels. Die Reformen sollen es beispielsweise Ladenbesitzern ermöglichen, ihre Geschäfte an zwölf statt an fünf Sonntagen im Jahr zu öffnen, was vor allem der Tourismusbranche zu Gute kommen würde. Außerdem möchte Macron Unternehmen mit Steuererleichterungen von bis zu 40 Milliarden Euro in den nächsten drei Jahren bei dem Prozess der wirtschaftlichen Erholung unterstützen und die Konkurrenz in einigen Bereichen, wie etwa dem Personentransport, erhöhen. Um gleichzeitig das Haushaltsdefizit zu reduzieren, sind Einsparungen in Höhe von 50 Milliarden Euro und der Verkauf von Regierungsbeteiligungen an Unternehmen im Wert von 5 bis 10 Milliarden Euro geplant. Einige vom Ausland geforderte Reformen werden von Macrons Plan jedoch nicht angestoßen. So wird beispielsweise die umstrittene 35 Stunden Woche weiter bestehen bleiben. MacroNews 50. Kalenderwoche Seite 1 Wochenüberblick Mo, 08.12.2014 Japans Wirtschaft ist im dritten Quartal um 1,9% geschrumpft. In Expertenkreisen war man vorher davon ausgegangen, dass die bisherige Wachstumsprognose von -1,6% nach oben korrigiert werden würde. Trotz der durchweg schwachen Wachstumszahlen der japanischen Wirtschaft seit der Erhöhung der Mehrwertsteuer in diesem Jahr gilt die Wiederwahl des jetzigen Präsidenten Abe als wahrscheinlich. Dies liegt zum einen daran, dass sich die Wirtschaft im laufenden Quartal wieder leicht erholen soll. Zum anderen halten Beobachter die Opposition für zu zerstritten, um die Wahl für sich entscheiden zu können. Nachdem die Ratingagentur Moody's bereits in der letzten Woche ankündigte, Japans Kreditwürdigkeit herabzustufen, gab nun auch Fitch Ratings bekannt, Japans Kreditwürdigkeit (A+) zu prüfen. Die Herabstufung Japans sei wahrscheinlich, die Agentur wolle jedoch den Haushaltsplan der neuen Regierung für das nächste Jahr abwarten. Di, 09.12.2014 Chinas Regierung wird ihre Wachstumsprognose für das nächste Jahr vermutlich auf 7% senken. Angesichts der schwachen Entwicklung der Weltwirtschaft in diesem Jahr und des sich abkühlenden Immobilienmarktes gehen Ökonomen davon aus, dass China in diesem Jahr das Wachstumsziel von 7,5% verfehlen wird. Langfristig möchte die chinesische Regierung die Wirtschaft stärker auf den Binnenkonsum ausrichten. Dies würde China zwar unabhängiger von den Exporten machen, könnte jedoch gleichzeitig zu sinkenden Wachstumsraten führen. Auch der Binnenkonsum schwächelte zuletzt. Regierungsberater warnen nun, dass es bei einem Wachstum von weniger als 7% zu Beschäftigungsproblemen in China kommen könne. Innerhalb der Partei beginnt sich bereits der Protest gegen die geplanten Gesetzesänderungen zu formieren. Der Gesetzesentwurf stelle alles in Frage, wofür der linke Flügel in seiner Geschichte gekämpft habe, so die sozialistische Abgeordnete Marie-Noelle Lienmann. Viele Tausend Gegner der geplanten Reformen versammelten sich nach der Ankündigung der Regierung am Mittwoch auf den Straßen von Paris. In diesem Jahr ist der Druck auf den Präsidenten immer größer geworden. Viele sehen in einer umfassenden Reform der Wirtschaft und einem damit verbundenen Aufschwung die einzige Chance Hollandes, sich aus den historisch niedrigen Umfragewerten zu befreien. Das nächste Jahr bietet die letzte Möglichkeit, Maßnahmen zu beschließen, die noch in der aktuellen Legislaturperiode Wirkung zeigen und so den Wahlausgang beeinflussen können. Es ist aber fraglich, ob der Präsident bei einer Abstimmung im Parlament die nötige Mehrheit erzielen kann. Bereits bei der Abstimmung über den französischen Haushalt für das kommende Jahr waren einige sozialistische Abgeordnete demonstrativ ferngeblieben und haben nun sogar gedroht, gegen Macrons Gesetzesentwurf zu stimmen. Beobachter spekulieren bereits darüber, ob Premierminister Valls das Parlament umgehen und das Gesetz per Dekret verabschieden wird. Aus dem Ausland wird der Druck auf Frankreichs Regierung immer größer, die Reformen so bald wie möglich umzusetzen. Das Haushaltsdefizit von voraussichtlich 4,3% des BIP in diesem Jahr stellt eine deutliche Überschreitung der von Brüssel festgelegten 3% dar. Die EU-Kommission möchte nun bis März prüfen, ob Sanktionen gegen Frankreich erhoben werden. Beobachter gehen davon aus, dass die Kommission ihre Entscheidung vor allem von den strukturellen Reformen der Regierung abhängig machen wird. Schätzungen der OECD legen indes nahe, dass Frankreich aufgrund des überraschend niedrigen Wachstums in diesem Jahr erst 2017 in der Lage sein wird, die maximale Neuverschuldung von 3% des BIP einzuhalten. Auch Berlin hat den Druck auf Frankreichs Regierung erhöht. Kanzlerin Merkel machte vor kurzem in einem Interview deutlich, dass die derzeit geplanten Reformen Frankreichs ihrer Ansicht nach noch nicht weit genug gingen. Mi, 10.12.2014 EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat den Regierungen Frankreichs und Italiens mit härteren Maßnahmen gedroht, sollten sich diese nicht an den selbstverordneten Reformkurs halten. Im Falle von unzureichenden Maßnahmen zur Bekämpfung des Haushaltsdefizits "wird es für die Länder nicht angenehm werden", so Juncker am vergangenen Mittwoch. In den letzten Wochen hatte die EU-Kommission beschlossen, vor eventuellen Sanktionen zunächst die Reformmaßnahmen beider Länder zu prüfen. Do, 11.12.2014 Das Ifo-Institut hat seine Wachstumsprognose für das nächste Jahr deutlich nach oben korrigiert. Verschiedene Gutachten, an denen auch das Ifo-Institut beteiligt war, gingen ursprünglich von einem Wirtschaftswachstum zwischen 1% und 1,2% aus. Der starke Binnenkonsum und der niedrige Ölpreis würden sich 2015 jedoch positiv auf die Entwicklung der deutschen Wirtschaft auswirken. Daher prognostiziert das Ifo-Institut nun für das kommende Jahr eine Wachstumsrate von 1,5% und mit 6,6% eine leicht niedrigere Arbeitslosenrate als 2014 (6,7%). Der Überschuss der Leistungsbilanz werde gleichzeitig von 212 Milliarden Euro auf 222 Milliarden Euro steigen und so einen neuen Rekordwert erreichen. Fr, 12.12.2014 Die Stimmung der US-Verbaucher hat sich weiter aufgehellt, dies belegen aktuelle Umfrageergebnisse der Universität Michigan und von Thomson Reuters. Die Stimmung der Verbraucher stieg von 88,8 auf 93,8 Zähler und damit auf einen so hohen Wert wie seit fast sieben Jahren nicht mehr. Fr, 12.12.2014 Quelle: boerse.de Arbeitslosenquote in Frankreich 1986 bis 2014 MacroNews 50. Kalenderwoche Seite 2 Das von den Republikanern beherrschte Repräsentantenhaus in Washington hat die Freigabe weiterer Haushaltsmittel bewilligt und so die erneute Lähmung der USRegierung verhindert. Die meisten Regierungsausgaben können somit bis September 2015 finanziert werden. Die Abstimmung wird von vielen als positives Zeichen für die zukünftige Zusammenarbeit beider Parteien gewertet.