DER KALKULIERTE RUIN - Soziale und politische Hintergründe der

Werbung
Geschichte
Eduard Luft
DER KALKULIERTE RUIN - Soziale und
politische Hintergründe der deutschen
Inflation 1914-1923
Studienarbeit
LEHRSTUHL FÜR SOZIAL- UND WIRTSCHAFTSGESCHICHTE
Wintersemester 2004/05
Hauptseminar „Vom Versailler Vertrag zur Weltwirtschaftskrise:
Gesellschaft und Wirtschaft im Deutschen Reich 1918-1933“
DER KALKULIERTE RUIN
Soziale und politische Hintergründe
der deutschen Inflation 1914-1923
[Eduard Luft]
Index
1. Problembeschreibung, Forschungslage,
Konzeption ……………………………………………………………………………… 03
2. Kriegsfinanzierung über Schulden:
Die schleichende Inflation 1914-1918 ………………………………………………….. 04
3. Innenpolitische Krise und Wiederaufbau:
Die kalkulierte Inflation 1918/1919 …………………………………………………….. 05
4. Finanzreform unter Vorbehalt:
Die reparationsstrategische Inflation 1919/1920 ……………………………………….. 06
5. Revision und Restauration:
Die instrumentalisierte Inflation 1920-1923 …….……………………………………… 07
5.1.
Die Revisionsstrategie in der Reparationsfrage ……………………………..….. 07
5.2.
Die soziale und politische Restauration …………………………..…………….. 09
6. Abschließende Bemerkungen:
Ende und Bilanz der Inflationsstrategie ..……………………………………….………. 10
Literatur und Quellen …………………………….………………………………...…… 12
Soziale und politische Hintergründe der deutschen Inflation
3
1. Problembeschreibung, Forschungslage, Konzeption
Die Frage nach den Gründen für die Instabilität und das letztliche Scheitern des in der
Zwischenkriegszeit konstruierten wirtschaftlichen und politischen Systems der Weimarer
Republik hat den Blick stets auch auf die Folgewirkungen der großen deutschen Inflation
gelenkt. Dabei wurde der Gegenstand von der älteren Forschung eher als Nebenphänomen
betrachtet und eher deskriptiv denn analytisch angegangen. Vor allem über die
Wirkungsweise der Inflation auf die Masse der lohnabhängigen Bevölkerung sowie auf das
allgemeine Wirtschaftsleben ist ausführlich geschrieben worden, während ihre Hintergründe,
sei es politischer, wirtschaftlicher oder sozialer Art, weitgehend unbeachtet geblieben sind.
Erst seit dem Ende der achtziger Jahre hat sich hier mit einer Reihe von Veröffentlichungen
eine Veränderung angebahnt, die bis heute nicht abgeschlossen ist.
Sicherlich ist das Gesamtphänomen der deutschen Inflation, zumal vor dem Hintergrund
der in vielerlei Hinsicht krisenhaften Nachkriegszeit, nicht monokausal zu erklären, vielmehr
haben neben den Defiziten der öffentlichen Haushalte offensichtlich zu verschiedenen Zeiten
eine ganze Reihe von anderen endogenen und exogenen Faktoren eine Rolle gespielt.
Unbestritten entzogen sich einige dieser Faktoren, deren komplexe Wirkungszusammenhänge
im Folgenden nur angeschnitten werden können, dem Zugriff der Weimarer Regierungen und
können deshalb durchaus als Sachzwänge deklariert werden. Den Ausgangspunkt der
vorliegenden Arbeit bildet jedoch gerade die Hypothese, dass die Inflation zu einem
wesentlichen Teil das Ergebnis eines politischen Konsensus war, von denjenigen Akteuren in
Politik und Wirtschaft gesteuert und in zunehmendem Maße instrumentalisiert, denen sie bis
zuletzt enorme Vorteile versprach.
Dabei ist es nicht die Intention dieser Arbeit, die Inflation als ein von Beginn an
planmäßiges politisches Unternehmen erscheinen zu lassen. Marxistische Historiker haben in
diesem Sinne von der „größte(n) Umverteilung des Nationaleinkommens in der bisherigen
Geschichte des Kapitalismus“ gesprochen, durchgeführt von gemeinsam agierenden
Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft.1 Jedoch legt diese Argumentation nicht nur
gewissermaßen ex post die Wirkungsweise der Inflation als Deutungsmaß an, sie bleibt auch
ausschließlich ihrer sozialen und innenpolitischen Dimension verhaftet. In der vorliegenden
Arbeit sollen daneben jedoch gerade auch die außenpolitischen Implikationen der Inflation
betrachtet werden, d.h. vor allem ihre Wechselwirkungen mit der außenwirtschaftlichen
Positionierung des Reiches sowie mit der stets gegenwärtigen Reparationsfrage. Insgesamt
gilt es aufzuzeigen, dass und in welchem Maße die Inflation zwar nicht von vornherein, wohl
aber in ihrem Verlauf als ein soziales, wirtschaftliches und politisches Instrument zur
Erreichung restauratorischer bzw. revisionistischer Ziele eingesetzt wurde.
1
Mottek, Hans, Becker, Walter et al., Wirtschaftsgeschichte Deutschlands. Ein Grundriss. Bd. 3: Von der Zeit
der Bismarckschen Reichsgründung 1871 bis zur Niederlage des faschistischen deutschen Imperialismus 1945,
Berlin 21975, S. 139
Herunterladen