w w w.academyofspor ts.de L E SEPROBE w w w.campus.academyofspor ts.de Functional Training online-campus Auf dem Online Campus der Academy of Sports erleben Sie eine neue Dimension des Lernens: Ein innovatives, integratives Konzept, das Lernen, Informieren und Kommunizieren sinnvoll verbindet. www.campus.academyofsports.de Unser Online Campus stellt eine optimale Erweiterung der Lernmedien dar und bietet Ihnen viele Vorteile. Als Teilnehmer einer Ausbildung oder eines Fernstudiums haben Sie einen Zugang zum Online Campus und können die vielfältigen Funktionen uneingeschränkt nutzen. jetzt einloggen und durchstarten unter: www.campus.academyofsports.de Als Teilnehmer eines Fernstudiums können Sie dessen Verlauf über den Online Campus optimal abrufen. Aber auch Lehrskripte herunterladen, Lernerfolgskontrollen ablegen, Präsenzphasen buchen und Noten einsehen. 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Campus-Startseite Campus-Studienverlauf Campus-Lerngruppen Campus-Apps Lehrskript Kapitel 1 – Grundlagen des Functional Trainings 1.2 Medizinischer Hintergrund 1.2.1 Haltung und Bewegung rob 1.2.2 Muskeln und Muskelketten e 1.1 Das Konzept des Functional Trainings 1.3 Trainingsmethodik 1.3.1 Trainingsbelastung 1.3.2 Trainingsprinzipien 1.3.3 Trainingsinhalte und -methoden Le se p 1.4 Gestaltung einer Trainingseinheit 1.5 Trainingsgeräte Seite 6 von 74 Lehrskript Lernorientierung Nach Bearbeitung dieses Kapitels werden Sie: das Konzept des Functional Trainings verstehen, - die Bedeutung von Haltung und Bewegung kennen, - die Relevanz und Funktion von Muskelketten erkennen, - die wichtigsten trainingswissenschaftlichen Grundlagen auf das Functional Training beziehen können, - eine Idee für die Integration des Functional Training in Ihre Arbeit bekommen, - Geeignete Trainingsgeräte kennen. Le se p rob e - Seite 7 von 74 Lehrskript e Functional Training (FT) kommt im Gesundheits- und Leistungssportbereich immer mehr in Mode. Der Bekanntheitsgrad und die Zahl der Anhänger steigen stetig. 1.1 Das Konzept des Functional Trainings rob Funktion bedeutet so viel wie Sinn oder Zweck. Functional Training ist demnach ganz einfach zweckmäßiges Training (Boyle, 2011). Das Konzept des FT basiert auf dem Ansatz, dass alle an einer Bewegung beteiligten Organsysteme korrekt zusammenarbeiten müssen. Einfach gesagt: Alle an einer Bewegung beteiligten Muskeln tun das Richtige zur richtigen Zeit. Und diese Muskeln sollten dafür auch genauso trainiert werden. Le se p Ein funktionierendes neuromuskuläres Zusammenspiel (siehe Glossar) gewährleistet… die Ausgewogenheit von Mobilität (Zusammenspiel von Muskeln und Gelenken) und Stabilität (Kontrolle von Kraft und Bewegung) innerhalb des Körpers und die Bewegungssymmetrie zwischen der rechten und linken Körperseite (Cook G., 2011). Beispiel Ein gutes Beispiel für Mobilität ist die Fähigkeit, bei Kniebeugen die Fersen auf dem Boden zu halten (Cook & Burton, 2010). Hier ist eine adäquate (passende) Mobilität im Zusammenspiel mehrerer Gelenke gefordert. Das Zentrum der Stabilität liegt in der Körpermitte. Das Training der Rumpfstabilität (Core-Training) hat zum Ziel, eine gute Ausprägung und Harmonie von Kraft, Dynamik und Koordination auszubilden. Rumpfstabilisierende und -mobilisierende Übungen dienen der Entlastung und Regeneration der Wirbelsäule (Wick, Puta & Herbsleb, 2011) und sind eine Voraussetzung für Arm- und Beinbewegungen. Existiert ein Bewegungsproblem aufgrund reduzierter Mobilität (unflexibler Muskulatur oder steifer Gelenke) oder verringerter Stabilität (mangelnde Kraft, Koordination oder Kontrolle), dann wird das Bewegungsmuster zwecks Kompensation abgeändert und ist nur noch suboptimal (Cook G., 2011). Eine mangelnde Biomechanik (siehe Glossar) beeinträchtigt nicht nur die Leistung, sie kann auch unnötige Belastungen mit eventuellen Verletzungsfolgen verursachen. Seite 8 von 74 Lehrskript e Außerdem werden im Functional Training ein Gleichgewicht zwischen Stoß- und Ziehfähigkeit und knie- und hüftdominanter Streckung, also der Kraft der vorderen und der hinteren Oberschenkelmuskulatur angestrebt (Boyle, 2011). Beispiel rob Das gezielte Training dieser funktionellen Beziehungen und das richtige Verhältnis zwischen den einzelnen Komponenten Kraft, Beweglichkeit, Schnelligkeit und Ausdauer sind dabei der Schlüssel zum effektiven Training und die Stärke dieser Trainingsform. Fehlende Ausgewogenheit geht zu Lasten der Effizienz, und darunter leiden dann auch Kraft und Energie (Cook G., 2011). Le se p Stellen Sie sich eine Fußballmannschaft vor, die aus elf erstklassigen Einzelspielern besteht. Im Training dieses Teams übt jeder nur für sich allein. Die technischen und konditionellen Fähigkeiten eines jeden Einzelspielers sind spitze. Kommen die Akteure aber für ein Match zusammen, können sie nicht richtig zusammenspielen, weil sie genau das niemals richtig trainiert haben. Das moderne FT besteht aber nicht nur aus dynamischen Bewegungsübungen, sondern schließt auch isometrische (siehe Glossar) Stabilisationsübungen in das Training ein. Stabilisierenden Übungen müssen anders aussehen als Übungen, die die Beweglichkeit trainieren sollen. Die wichtigsten stabilisierenden Muskeln sollten bei Bedarf gezielt mit Isolationsübungen trainiert werden, um ein funktionelles Training effektiv zu gestalten (Boyle, 2011). Diese Übungen bedienen Muskelgruppen, die durch dynamische Übungen nicht aktiviert werden können, deren Aktivität aber essentiell für die Funktionsfähigkeit der Bewegungsmuskulatur ist. Insgesamt ist das Functional Training als umfassendes, grundlegendes Trainingsprogramm für alle Sportarten und Leistungsniveaus anzusehen. Grundbewegungsformen wie Springen, Laufen und Seitwärtsbewegungen kommen in vielen Sportarten vor (Boyle, 2011). Kernelemente für das Training mit Breitensportlern sind außerdem Bewegungen des täglichen Lebens wie Aufstehen, Aufrichten, Heben, Gehen und Tragen. Seite 9 von 74 Lehrskript 1.2 Medizinischer Hintergrund e Das Haltungs- und Bewegungssystem bewältigt zwei Aufgaben: Stützen und Bewegen. Es werden aktive (Muskeln) und passive (Knochen, Knorpel, Bänder, Sehnen, Gelenke) Anteile unterschieden (Wick, Puta & Herbsleb, 2011). rob Dieses System muss besonders gepflegt werden, und es sollten im Training vor allem Überlastungen und Fehlbelastungen (Wirbelsäule, Gelenke, Bänder) durch unfunktionelle Übungen vermieden werden. Der Mensch ist darauf ausgelegt, sich zu bewegen und zu belasten, und noch immer gilt: „Wer rastet, der rostet.“ (Wick, Puta & Herbsleb, 2011). 1.2.1 Haltung und Bewegung Le se p Die Haltung des Menschen ist individuell variantenreich, und Normwerte lassen nur schwer festlegen. Eine gerade Haltung bedeutet eine aufrechte Körperposition entgegen der Wirkung der Schwerkraft. Haltungskontrolle ist durch optimales und ökonomisches Gleichgewicht (Balance) gekennzeichnet. Aus den verschiedenen Funktionszuständen der Muskeln und der Art einwirkender Faktoren (Psyche, aktiver und passiver Bewegungsapparat, Nervensystem, Anforderungen, Sinnesorgane und Konstitution) ergeben sich unterschiedliche individuelle Haltungsbilder (Wick, Puta & Herbsleb, 2011). Somit hat Functional Training durch Verbesserung der muskulären Balance eine starke Wirkung auf die Haltung. Leider ist diese Balance nicht selten gestört; Alltagsanforderungen können nur noch mit erheblicher Mehrarbeit der Muskeln bewältigt werden, die sportliche Leistungsfähigkeit sinkt. Die Haltemuskeln haben den Kampf gegen die Schwerkraft verloren, und der Körper kommt aus dem Lot (Wick, Puta & Herbsleb, 2011). Beispiele Manch einer zieht die Schultern unbewusst nach vorne (z. B. am Schreibtisch) oder bemerkt seine abstehenden Schulterblätter nicht. Andere schaffen es schon in jungen Jahren, einen Buckel mit runden Schultern und nach vorn hängendem Kopf zu bekommen. Diese Haltungsschwächen sind Frühwarnzeichen für ungenügende Bewältigung der Haltungsaufgaben. Sie sollten durch präventives funktionelles Training bekämpft werden. Seite 10 von 74 Lehrskript Hinweis e Aufgrund der Komplexität der menschlichen Statik können Fehlfunktionen in einem Gelenk Beschwerden in anderen Gelenken/Bereichen des Körpers hervorrufen. Die gewohnte Körperhaltung hat natürlich auch großen Einfluss auf die Art und Weise der individuellen Bewegung. rob Die Bewegungswissenschaft hat vor einigen Jahren aufgezeigt, dass das menschliche Gehirn keine einzelnen Muskeln oder isolierte Muskelarbeit kennt, sondern nur in Bewegungen denkt und funktioniert. Unsere einzigartige anatomische Form hat sich über Jahrtausende unseren Funktionen wie Gehen, Laufen, Springen, Ziehen, Schieben, Stützen, Werfen usw. angepasst. Der Mensch ist perfekt dafür ausgestattet, sich im Raum zu bewegen und Bewegung zweckmäßig und einem bestimmten Nutzen folgend auszuführen (Schlömmer, 2012). Le se p Leider haben sich Gesellschaft und Fitnesskultur in den letzten Jahrzehnten in die Gegenrichtung entwickelt. Experten warnen schon lange vor der rapiden motorischen Verarmung durch den beruflichen Alltag, gepaart mit einseitigen Training und dem Einschleifen unfunktioneller Bewegungsmuster in vielen Fitnessstudios (Schlömmer, 2012). 1.2.2 Muskeln und Muskelketten Bewegung, Haltung, Mobilität und Stabilität werden maßgeblich durch die Muskulatur beeinflusst. Zeigen sich Ungleichgewichte zwischen funktionell zusammengehörenden Muskeln bzw. Muskelgruppen, spricht man von muskulären Dysbalancen. Dabei besitzen Muskeln charakteristische Tendenzen: Sie verkürzen sich oder schwächen ab. Der Hauptgrund dafür, wozu ein Muskel tendiert, ist seine Funktion. Bewegungsmuskeln (phasische Muskeln) schwächen ab, Haltemuskeln (tonische Muskeln) verkürzen sich (Wick, Puta & Herbsleb, 2011). Beispiel Durch häufige Sitzhaltung kommt es im Oberkörperbereich zu einer gerundeten Haltung. Die Brustmuskulatur verkürzt, die obere Rückenmuskulatur (Schulterblattfixatoren) schwächt sich ab. Im Beckenbereich zeigen z. B. die Hüftbeuger Verkürzungszeichen, während die als Gegenspieler fungierenden Hüftstrecker (Gesäßmuskulatur) Abschwächungstendenzen aufweisen (Wick, Puta & Herbsleb, 2011). Seite 11 von 74 Lehrskript e Jeder Muskel im Körper besitzt einen Antagonisten (siehe Glossar), normalerweise auf der anderen Seite des Gelenks. Spannt sich ein Muskel an, sollte der Gegenspieler in aller Regel automatisch zum Ausgleich seine Spannung verlieren und sich dehnen. Leider behindern sich einander gegenüberliegende Muskeln in vielen Fällen bei dem Versuch, ein Bewegungsmuster auszuführen. Durch die Pflege korrekter Bewegungsmuster im Functional Training können die Muskeln stark und dehnfähig gehalten werden (Cook G., 2011). rob Eine wichtige Rolle im Functional Training spielen die Muskelketten, auch Muskelschlingen genannt. Damit sind Muskeln oder Muskelgruppen gemeint, die zusammenwirken, um eine einzelne Bewegung auszuführen. Muskelketten sind für die Alltagsmotorik und bei sportlichen Betätigungen von entscheidender Bedeutung. Eine Kette ist nur so stabil wie ihr schwächstes Glied. Die Ketten können dabei je nach geforderter Belastung horizontal, vertikal oder spiralförmig verlaufen. Funktional können einige den Körper oder Körperteile beugen oder strecken, statisch arbeiten oder rotieren. Beispiele Le se p Die Streckschlinge beim Absprung aus gebeugten Beinen besteht aus großem Gesäßmuskel, vierköpfigem Schenkelstrecker, Zwillingswadenmuskel und Schollenmuskel. Eine Beugeschlinge des Körpers, auch ventrale Kette genannt, bestehend aus Lendenmuskel und Darmbeinmuskel, erstem Kopf des vierköpfigen Schenkelstreckers und Bauchmuskulatur wird z. B. bei der Käferübung eingesetzt. Zum Konzept des FT gehört dabei das Training in sogenannten geschlossenen Ketten. Im Gegensatz zu einem isolierten Muskeltraining werden hier Agonisten und Antagonisten gleichzeitig beansprucht. Im Verständnis des FT werden keine Muskeln, sondern immer Bewegungen trainiert. Da viele Muskeln im menschlichen Körper nur stabilisieren, sind auch entsprechende Übungen im FT zu berücksichtigen. Stabilisationsübungen unterscheiden sich natürlich von Übungen, die die Beweglichkeit verbessern sollen. Es sind oft relativ einfache Bewegungen mit kleiner oder gar keiner Bewegungsamplitude, die die Muskeln teilweise isoliert kräftigen und so die Gelenke stabilisieren (Boyle, 2011). Die Hauptmuskelgruppen, die Stabilisationstraining benötigen, sind die tiefe Bauchmuskulatur, die Hüftabduktoren und -rotatoren und die Schulterblattstabilisatoren (Hochschild, 2005): Seite 12 von 74 Lehrskript Beispiel rob e Die Stabilität dieser und noch weiterer Muskelgruppen hat Einfluss auf die Funktionsfähigkeit anderer Muskeln und Gelenke. Um z. B. ein funktionierendes Kniegelenk zu haben, brauchen wir u. a. ein stabiles Hüftgelenk und ein stabiles Sprunggelenk. Hier sollte erwähnt werden, dass Instabilitäten im Knie nicht selten eben aus der Hüfte oder dem Sprunggelenk entstehen. Dies ist immer zu beachten, wenn Instabilitäten im Knie sichtbar werden. Es müssen also einige Muskeln zunächst stabil sein, um die Aktivität anderer Muskeln gewährleisten zu können. Um die Funktion der Lendenwirbelsäule zu verbessern, muss sie mit Isolationsübungen gestärkt werden. Australische Wissenschaftler haben festgestellt, dass besonders zwei tiefe, die Wirbelsäule stabilisierende Muskeln (M. transversus abdominis und M. multifidus) bei Patienten mit lang anhaltenden Schmerzen im unteren Rücken zur Abschwächung neigen (Richardson, Hodges, & Hides, 2009). Hinweis Le se p Ein bekanntes Kommando, welches auf die Aktivierung des querverlaufenden Bauchmuskels abzielt, ist: „Po zusammenkneifen und Bauchdecke einziehen.“ 1.3 Trainingsmethodik Ein Training sollte zielgerichtet und planmäßig sein. Entscheidend sind dabei Art und Größe der Belastung und welche biopsychischen Veränderungen sich daraus ergeben. Das Wichtigste im Functional Training ist der Fokus auf die Funktionalität der Übungen. Beispiel Wenn wir z. B. traditionelles Krafttraining an Geräten auf seine Funktionalität hin überprüfen, können wir feststellen, dass das Kraftgerät die Stabilisierung für den Körper übernimmt und das Gewicht auf einer vorgegebenen Bahn bewegt wird. Das ist nach Boyle nicht funktionell, da ein Sportler bei der Ausführung praktisch aller Sportarten selbst für Stabilität im Bewegungsablauf sorgen muss. Funktionelle Übungen sollten zugleich auch die Propriozeption (siehe Glossar) trainieren und die Muskeln mit Stabilisierungsübungen sukzessive aufbauen (Boyle, 2011). Beim sportlichen Training werden in der Regel fünf motorische Grundeigenschaften unterschieden: Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit (in ihrer Kombination als Kondition). Dazu kommt noch der Seite 13 von 74 Lehrskript e große Bereich der Koordination (Hohmann, Lames & Letzelter, 2010). Das allgemeine Ziel des FT besteht im Gleichgewicht dieser Parameter, die einander bedingen und nicht unabhängig voneinander existieren können. Die Wirkung verbesserter Maximalkraftwerte wirkt sich z. B. auch deutlich positiv auf das Herz-Kreislauf-System und die Ausdauerleistung aus (Kafka & Jenewein, 2012). rob Viele Faktoren bestimmen über unsere Kondition und Koordination, in erster Linie jedoch die Funktion: Use it or loose it. Bewegungsvielfalt, die nicht genutzt wird, geht verloren. Unseren körperlichen Zustand verdanken wir zum überwiegenden Teil dem Gebrauch oder eben Nicht-Gebrauch des Körpers (Kafka & Jenewein, 2012). Der Grundstein für erfolgreiches Training wird durch eine detaillierte Trainingsplanung gelegt. Gemeinsam mit der Gruppe werden als Basis die Trainingsziele formuliert; sie dienen danach als roter Faden. Dabei sollten Wünsche und Erwartungen genauso Berücksichtigung finden wie die individuellen Voraussetzungen (Froböse, Nellesen, & Wilke, 2003). Übung Le se p Welche Ziele haben die Teilnehmer in meinen Gruppen? Muskelaufbau, Kraftausdauertraining, Gleichgewicht, Rehabilitation, Wohlbefinden, HKL-Training, Figuroptimierung, Ausbelastung, Spaß? Welche Trainingsmethode im Functional Training gewählt wird, ist nach Froböse abhängig von der Spezifik der Aufgabe (Ziele, Schwierigkeitsgrad), dem momentanen Entwicklungsstand der TN (Alter, Leistungsstand, Motivation), den objektiv-situativen Bedingungen (Geräte, Sportraum, Zeit) und dem Können und Wissen des Trainers. 1.3.1 Trainingsbelastung Damit sich der menschliche Organismus an Belastungen anpasst, muss er in ständig und regelmäßig in Gebrauch sein (Adaptation). Die biologische Gesetzmäßigkeit der Belastungsanpassung funktioniert auch in ihrer Umkehrung. Besteht ein Bewegungsmangel oder wird ein einmal erreichtes erhöhtes Leistungs- oder Anpassungsniveau nicht ständig in Anspruch genommen, kommt es zu Rückbildungen (Hohmann, Lames & Letzelter, 2010). Seite 14 von 74 Lehrskript e Der Körper ist in der Lage, verbrauchte Energiereserven nach einer Pause, über die Ausgangslage hinaus in Sinne eines vermehrten Ausgleichs aufzubauen. Zur Erklärung dieses energetischen Anpassungsprozesses nutzt man das Modell der Superkompensation. Die Leistungsfähigkeit übersteigt hier, nach einer gewissen Zeit der Regeneration, das Ausgangsniveau. Die Superkompensation ist die Basis der Leistungssteigerung. In dieser Phase sollte ein erneuter Trainingsreiz gesetzt werden, denn sonst nähert sich die Leistungsfähigkeit wieder dem Ausgangswert an. Organsystem Nervensystem Herz-Kreislauf-System Muskulatur Sehnen/Bänder Knorpel- u. Knochenstrukturen rob Die Anpassungsgeschwindigkeit der verschiedenen Organe (vgl. hierzu Tabelle 1) kann dabei sehr unterschiedlich sein (Hohmann, Lames & Letzelter, 2010): Anpassungsgeschwindigkeit schnell langsam Le se p Tabelle 1 – Anpassungsgeschwindigkeit verschiedener Organe Übung Welche Auswirkungen hat die Ungleichzeitigkeit der Wiederherstellungsprozesse einzelner Funktionssysteme auf die Trainingsplanung? Der entscheidende Faktor für den Erfolg des Trainings ist die Trainingsbelastung. Zur Regulation dienen verschiedene Komponenten, mit denen man die Qualität und Quantität von Belastungsreizen steuern kann. Eine wichtige Komponente ist die Art der Belastung. Beispielsweise werden durch Teilkörperbewegungen nur wenige, durch Ganzkörperübungen relativ viele Muskeln in die Bewegungsausführung einbezogen (Froböse, et al., 2002). Das funktionelle Training beinhaltet vor allem mehrgelenkige Körperübungen und führt somit zu einer vergleichsweise höheren Belastung. Die hohe Effektivität des Funktionellen Trainings begründet sich nicht zuletzt durch die intensive Belastung der einzelnen Trainingseinheiten im Vergleich zu herkömmlichen Fitnessübungen an Trainingsgeräten. Seite 15 von 74 Lehrskript e Der Belastungsumfang kennzeichnet die Menge der Belastungsanforderungen. Er sollte je nach Trainingszustand und Trainingsmethode immer variabel und individuell angepasst werden. Der Umfang kann beispielweise angegeben werden als (Froböse, et al., 2002): Anzahl der Wiederholungen, Serien, Kreise zeitliche Dauer einer Trainingsbelastung oder -einheit Summe der realisierten Belastungen (z. B. in kg) rob Ziel des FT ist es, den Umfang möglichst gering zu halten und eher die Intensität zu steigern. Die Belastungsintensität charakterisiert die Stärke der Trainingsbelastung und stellt einen grundlegenden und sehr wichtigen Faktor dar. Aufgrund der Tatsache, dass im Functional Training häufig ein Intervallkrafttraining durchgeführt wird, sind die Einheiten häufig relativ kurz, aber dafür sehr intensiv. Le se p Mark Lauren, ein Verfechter des Körpergewichtstrainings, sagt, man müsse „Opfer bringen, um in Form zu kommen“. Solch ein intensives Training verlange „Stehvermögen und Entschlossenheit“. Auch Arnold Schwarzenegger wusste schon, dass die letzten Wiederholungen eines Satzes den Unterschied im Krafttrainingserfolg ausmachen. Muskeln brauchen den adäquaten Anreiz, um sich aufzubauen. Und dieser Reiz liegt in der kompletten Muskelerschöpfung und vielleicht sogar eine Kleinigkeit darüber hinaus (Lauren & Clark, 2012). Bevor man sich jedoch an ein derart intensives Training heranwagt, müssen die Bewegungen erst einmal technisch beherrscht werden und eine grundlegende Fitness aufgebaut sein (Lauren & Clark, 2012). Hinweis Möglichkeiten für Intensitätsveränderungen im Functional Training: Unterlagen für Arme oder Beine. Je niedriger die Fläche ist, desto schwieriger wird es (Liegestütz auf dem Boden oder mit den Händen/Füßen auf der Parkbank). Hebelwirkungen verstärken oder vermindern (Liegestütz mit langen Beinen oder auf Knien). Instabiler Untergrund (Liegestütz mit Händen oder Füßen auf einem großen Gymnastikball). Pausen zu Beginn, in der Mitte oder am Ende der Übung einlegen (Liegestützposition unten 3 Sekunden halten). Unterstützungsfläche verändern (einarmige oder einbeinige Liegestütze). Die Richtung, in die das Functional Training im Group-Fitness-Bereich teilweise geht, zeigt, dass hochintensives Training, das bis an die Grenzen der Leistungsfähigkeit führt, durchaus gut von den Sportlern Seite 16 von 74 Lehrskript angenommen wird. Der Grat zwischen Unterbelastung und Überbelastung ist dabei allerdings sehr schmal und wird möglicherweise im Übereifer häufig überschritten. Hinweis rob e Die Sportler müssen Belastungsschmerzen (z. B. durch Übersäuerung) von pathologischen Schmerzen unterscheiden können, um keine dauerhaften Schäden davonzutragen. Das erfordert Erfahrung beim Sportler und beim Trainer, der die Regeln des adäquaten Trainingsreizes kennen muss. Hier liegt die wichtigste Aufgabe des Trainers darin, die Belastung und die Übungsauswahl korrekt zu wählen. Sicherheit und Gesundheit haben immer Vorrang. Verletzen sich Teilnehmer oder klagen über Schmerzen, muss der Trainer über sein Programm nachdenken. Le se p Die Qualität der Bewegungsausführung ist vor allem dann von Bedeutung, wenn es Variationsmöglichkeiten in der Bewegungsausführung gibt. Und diese sind im Functional Training theoretisch unendlich. Die Qualität der Bewegung sollte im FT daher immer als wichtiger angesehen werden als deren Intensität. Ist eine Übung nicht mehr mit ausreichender Qualität weiterzuführen, muss sie abgebrochen werden. 1.3.2 Trainingsprinzipien Als Trainingsprinzip oder -grundsatz wird eine allgemeine Handlungsorientierung im sportlichen Training bezeichnet. Inhaltliche Basis der Trainingsprinzipien bilden neben wissenschaftlichen Erkenntnissen auch trainingspraktische Erfahrungswerte (Zintl & Eisenhut, 2009). Bei der Zusammenstellung eines Functional Trainings sollten vor allem folgende Prinzipien beachtet werden (Boyle, 2011): Erlernen Sie zuerst die Basisübungen (vom Leichten zum Schweren): Beginnen Sie nicht zu früh mit komplexen und schwierigen Übungen (z. B. instabile Unterlagen). Erst wenn die Übungen in ihrer Grundform beherrscht werden und die Basisübungen wie Kniebeugen, Klimmzüge und Liegestütze mit dem eigenen Körpergewicht ausreichend trainiert wurden, sollte und muss der Schwierigkeitsgrad erhöht werden. Beginnen Sie mit Übungen mit dem eigenen Körpergewicht: Ein häufiger und gefährlicher Fehler beim Krafttraining ist es, zu viel Gewicht aufzulegen. Die Qualität der Ausführung ist wichtiger als das Gewicht, und gerade in der Anfangsphase reicht das eigene Körpergewicht völlig aus. Seite 17 von 74 Lehrskript e Arbeiten Sie sich langsam von einfachen zu komplexeren Übungen vor: Es ist wichtig, keine Übungen zu überspringen und die progressive Übungsfolge einzuhalten. Zunächst sollten Sie ohne Zusatzbewegungen trainieren, die allmählich eingebaut werden können. rob Koordination sollte vor Schnelligkeit, Schnelligkeit vor Kraft und Kraft vor Ausdauer trainiert werden Diese Reihenfolge entstammt der Erkenntnis, dass auch das Nervensystem ermüden kann. Sie entspricht der Reihenfolge der Grundeigenschaften von der am meisten zur am wenigsten anstrengenden für das Nervensystem (Kafka & Jenewein, 2012). Weitere Grundprinzipien des FT sind: von großen zu kleinen Unterstützungsflächen, von stabilen zu instabilen Unterstützungsflächen, von langsamen zu schnellen Bewegungen und von einfachen zu schwierigen Ausgangspositionen. Le se p 1.3.3 Trainingsinhalte und -methoden Für die richtige Auswahl der Trainingsmethode und Organisationsform gibt es keine Patentrezepte, die automatisch den Erfolg garantieren. Dies gilt auch für das Functional Training, obwohl die Autoren einzelne Methoden und Modifikationen deutlich favorisieren. Bei der Anwendung der am Ende vorgestellten Trainingspläne sollten Sie dies berücksichtigen. Hinweis Trainingsmethoden sind keine Gesetze, von denen nicht abgewichen werden darf. Seien Sie kreativ in der Anwendung. Es ist zu Anfang jedoch ratsam, sich auf ein bewährtes Trainingsprogramm zu konzentrieren und dies nicht mit anderen zu vermischen (Boyle, 2011). Es ist außerdem wichtig, dass der Sportler das Training als sinnvoll und wirkungsvoll einschätzt. Aus diesem Grund können Spaß machende Umwege manchmal wichtiger sein als das schnelle Erreichen des Ziels. Eine übergeordnete Trennung der Inhalte im Functional Group Training ist die Unterscheidung in Kraftausdauertraining und Muskelaufbautraining. Seite 18 von 74 Lehrskript e Diese beiden Trainingsmethoden unterscheiden sich dadurch, dass die eine mit viel Gewicht und wenigen Wiederholungen arbeitet (Muskelwachstum), während die andere (Kraftausdauer) weniger Gewicht über einen längeren Zeitraum einsetzt (Kafka & Jenewein, 2012). Die Auswahl der Methode hängt von den Zielen und Voraussetzungen der Teilnehmer ab. rob Das Muskelaufbautraining ist eine Methode zur Verbesserung der Maximalkraft. Sie kann zu einer Vergrößerung des Muskelquerschnitts (Hypertrophie) führen und/oder zur Verbesserung der muskulären Ansteuerung (Intramuskuläres Koordinationstraining). Letzteres sollten nur sehr Fortgeschrittene und Leistungssportler trainieren (Rühl & Laubach, 2011). Diese Methode ist sehr intensiv und muss am Ende eines Satzes zur völligen muskulären Erschöpfung führen. Die Pausenzeiten sind durch die hohe Intensität vergleichsweise lang. Je kürzer die Pause, desto mehr wird das Herz gefordert. Le se p Beim Kraftausdauertraining sind sowohl Kraftfähigkeiten als auch Ausdauerfähigkeiten von Bedeutung. Die Intensität des Trainings ist geringer als beim Maximalkrafttraining, die Wiederholungszahlen erhöhen sich dadurch etwas und die Belastungszeit wird etwas länger. Die Pausenzeiten zwischen den Sätzen sind etwas kürzer und hängen vom Niveau der Teilnehmer ab. Die beliebteste und geeignetste Methode zur Umsetzung dieser Ziele im Functional Group Training ist das Intervalltraining. Hier werden zum Teil hochintensive Übungen für eine festgelegte Zeit wiederholt, gefolgt von festgelegten Pausen. In der Entlastung kommt es nicht zur vollen Erholung, es handelt sich um sogenannte unvollständige („lohnende“) Pausen. Die Art der Übungen und das Verhältnis von Wiederholungen und Pausen können endlos variiert und an alle Fitnesslevel angepasst werden. Die folgende Tabelle bietet Ihnen eine Übersicht der Belastungsnormative im Functional Training: Satzdauer Wiederholungen Intensität- % Maximalkraft Sätze pro Übung Übungen pro Muskelgruppe Anzahl verschiedener Übungen Trainingshäufigkeit Kraftausdauer 75-150 s 20-40 niedrig 50-60 % 1-4 1-4 Muskelaufbau 30-75 s 8-20 mittel bis hoch 60-85% 2-5 1-4 3-8 3-8 1-4 x/Woche 1-3 x/Woche Tabelle 2 – Belastungsnormative (eigene Darstellung) Seite 19 von 74 Herzlichen Glückwunsch! Sie haben es geschafft. Wir freuen uns auf Ihr Feedback k o n t a k t Academy of Sports GmbH Firmensitz: Lange Äcker 2, 71522 Backnang Telefon: Telefon: Telefax: 0800 5891254 (gebührenfrei) +49 7191 90714-30 (aus dem Ausland) +49 7191 90714-50 E-Mail: Internet: [email protected] www.academyofsports.de Social Media Facebook Twitter Xing YouTube Google+