Neues vom Körler Esel - Gesellschaft für Nordhessische Mundarten

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Der Mundart-Kurier 11 / 2007
7
Neues vom Körler Esel
Limericks off pladde
Von Karin Werner
Volltreffer
Dos Borwekathrillies’1 von Niesde
muß frechen2 – verdeppelte Kiste!
Jo, mänchmo im Läwen,
do geht wos donäwen.
Doch diss wor’n Volltreffer. Sisde!
Alter schützt vor Torheit nicht
Met sechzich, do wenscht sech där Henner,
sin’ Froche wär’ drissich Johr’ jenger.
’ne Fee sprock zum Spaß:
„Nix leichter als das!“
Un schwopp, wor häh ninnzich, där Penner!
Halleluja
Barbara Katharina Eilisabeth
heiraten
*
Texte und Abb. aus: Karin Werner,
„Ansichten eines Körler Esels“, Gedichte in Körler Mundart und auf
1
In Metze, do liss de Gemeene
ähr’n Parr in där Kerche alleene.
Jetz prerjet häh ocker
off Pladde, gänz locker.
Sittdäm äs de Kerche zu kleene!
2
Quo vadis, deutsche Sprache?
Ach, wie war es doch vordem
einst so einfach und bequem,
als die Jungen und die Alten
haben deutsch sich unterhalten.
Heute muß sich der genieren,
der nicht „auswärts“ kann parlieren.
Weil’s förderlich für die Karrier’,
geht ohne Englisch gar nichts mehr.
Das geht schon am Computer los.
Derselbe spricht ja englisch bloß.
Die Kids, die’s eigentlich nicht dürfen,
woll’n nur im Internet noch surfen.
Selbst Opa lernt noch step by step:
„Wie surfe ich im World Wide Web?“
Man spielt mit Joystick und mit
Mouse,
im Cyberspace kennt man sich aus.
Die Girls, die durch die City laufen,
gehn Shopping, anstatt einzukaufen,
denn sie sind auf dem Fashion Trip:
moderne Shirts und Pants sind hip!
Und alle sind ganz up to date
mit Mountain Bike und Inline Skate,
wo unsereins noch vor ’n paar Jahren
Fahrrad und Rollschuh’ nur gefahren!
hochdeutsch, [Selbstvlg., brosch.] Körle
2007.
Von Karin Werner erschien 2007 auch
„Camping an der Edria“, Gedichte vom
Edersee für Camper und Wasserratten in
Körler Mundart und auf hochdeutsch.
Von Karin Werner
So was ist heute leider out.
Wer deutsch spricht, hat auf Sand
gebaut.
Ist einer auch so doof wie ’n Stuhl,
wer englisch spricht, ist megacool.
Im Fernsehn – sorry, in TV
gibt’s Action, Soap und Comedy.
Doch das ist alles dummer Quatsch.
Nein, danke, thank you very much!
Will einer mit der Bahn verreisen,
hat er ein Ticket vorzuweisen.
Der alte Fahrschein ist passé.
Ich frage mich: Ist das okay?
Ins Fitness Center rennt der Bauer,
durch Bodybuilding kriegt er Power.
Wellness und Jogging halten fit.
Ein Schlager heißt schon lange Hit
und dudelt aus dem Ghettoblaster.
Wer sehr viel Geld hat, der hat Zaster.
Der Banker hat’s. Das ist ein Mann,
der nicht mit Peanuts rechnen kann.
Der Boss nervt seinen Deputy
mit Corporate Identity,
und will er schwarze Zahlen
schreiben,
dann muß er Outsourcing betreiben.
Auch Brainstorming ist sehr gefragt,
wenn man in einem Meeting tagt.
Es wird gecancelt statt storniert.
Klingt vornehm! Oder doch borniert?
Der Manager im Business Dress
hat stets im Job ’ne Menge Stress
und darf den Laptop niemals missen.
Wer möchte überdies noch wissen,
warum denn, bitte, hierzuland’
das Handy Handy wird genannt?
Der Ausdruck kommt so ungefähr
dort aus dem Schwabenländle her.
Man fragt dort einfach just for fun:
„Ei, hän die do koi Schnürle dran?“
Doch Spaß beiseite, Ernst heraus.
Die neue Sprache ist ein Graus.
Erlebte dies der Herr von Goethe,
ihm stiege wohl die Zornesröte
ob solcher Dummheit ins Gesicht.
Nun denn: Zu ändern ist das nicht.
Kläng’s nicht am Ende ganz enorm
nach Herrn in brauner Uniform,
so rief’ ich: „Deutsches Volk, erwache!
Erhalte deine deutsche Sprache!“
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