Dienstag, 19. Oktober 2010 Aerosole – Wolken – Klima A.o. Univ. Prof. Dr. Regina Hitzenberger Aerosolphysik und Umweltphysik, Fakultät für Physik der Universität Wien Aerosolpartikel in der Atmosphäre (in den Medien „Feinstaub“ genannt) stammen aus einer Vielzahl von Quellen. Sie sind so klein, dass sie mit freiem Auge nicht sichtbar sind, aber sie streuen und absorbieren Licht und wirken so auf die Strahlungsbilanz der Erde und in weiterer Folge auf das globale Klima ein. Auch an sehr sauberen Tagen haben wir immer mindestens ein paar Tausend dieser Partikel in einem Kubikzentimeter Luft. An Tagen mit hoher Feinstaubbelastung werden Konzentrationen von 100.000 / cm³ und höher gemessen. Die für das Klima wichtigsten Teilchen sind zwischen 50 Nanometern und 5 Mikrometern groß. Diese Partikel streuen Licht besonders gut, und sie bilden die Kondensationskerne für Wolkentröpfchen. Ca. die Hälfte der Aerosolpartikel in diesem Größenbereich stammt weltweit mittlerweile aus menschlichen Aktivitäten (vor allem Verbrennungsprozessen in verschiedensten Motoren, Kraftwerken, Industrieanlagen und Heizungsanlagen). Derzeit wird geschätzt, dass Aerosolpartikel aus menschlichen Aktivitäten vor allem über ihren Einfluss auf die Wolkenbildung der globalen Erwärmung durch Treibhausgase leicht entgegen wirken. Ist allerdings viel Ruß im Aerosol, kann der leicht kühlende Effekt allerdings in einen zusätzlichen erwärmenden Effekt umschlagen. Montag, 08. November 2010 Carbonfaserverstärkte Verbundwerkstoffe A.o. Univ. Prof. Dr. Herwig Peterlik Dynamik Kondensierter Systeme, Fakultät für Physik der Universität Wien Kohlenstofffasern oder Carbonfasern sind das höchstgeeignete Verstärkungsmaterial für Verbundwerkstoffe – sie haben die höchste Festigkeit, den höchsten Elastizitätsmodul und eine sehr geringe Dichte. Alle diese Eigenschaften bleiben bis zu hohen Temperaturen erhalten – dadurch werden Carbonfasern insbesondere in Luft- und Raumfahrt eingesetzt. Die Gründe für diese hervorragenden mechanischen Eigenschaften liegen im Aufbau der Carbonfasern auf der Nanometerebene. Eine der besten Methoden zur Untersuchung dieser Strukturebene ist die Verwendung von Röntgenstrahlung. In diesem Vortrag werden Festigkeit und Elastizitätsmodul erklärt, sowie wie Röntgenstrahlung entsteht und zur Bestimmung der Struktur, der Strukturänderung und der Verbesserung von Carbonfasern eingesetzt wird. Die Aufgaben eines Physikers in diesem Bereich sind vielfältig, sie reichen von der Entwicklung von Charakterisierungsmethoden bis zur Materialentwicklung. Mittwoch, 17. November 2010 Nanotechnologie und Hochleistungsmaterialien: Eine Reise in kleinste Dimensionen bis hin zum Atom Mag. Dr. Clemens Mangler Physik Nanostrukturierter Materialien, Fakultät für Physik der Universität Wien Durch Nanostrukturierung ist es möglich, Materialien mit verblüffenden Eigenschaften herzustellen. Nach einer Erklärung des Begriffes Nanotechnologie und deren Anwendungen in den Materialwissenschaften, werden einige dieser Eigenschaften erörtert. Ebenso wird vorgestellt, mit welchen Methoden sich diese Eigenschaften messen lassen und wie man den Aufbau von Nanomaterialien bis hin zu atomaren Dimensionen untersuchen kann. Darüber hinaus wird gezeigt, wie man das gewonnene Wissen zur Herstellung dieser Materialien und zum gezielten Einstellen dieser gewünschten Eigenschaften einsetzen kann. Darüber hinaus wird anhand von kleinen Experimenten gezeigt was Hochleistungsmaterialien ausmacht und welche Eigenschaften diese haben können. Ebenso werden zahlreiche Anwendungsbeispiele genannt, wo Nano- und Hochleistungsmaterialien bereits im Einsatz sind oder bald im Einsatz sein werden. Donnerstag, 25. November 2010 Computational Physics: Das virtuelle Labor im Supercomputer Univ. Prof. Dr. Christoph Dellago Computergestützte Physik, Fakultät für Physik der Universität Wien Wenn die mathematischen Gleichungen der Physik zu kompliziert sind, um sie exakt mit Papier und Bleistift zu lösen, greifen wir heutzutage routinemäßig zum Computer. Durch die rasante Entwicklung der Rechenleistung in den vergangenen Jahrzehnten sind Computer zu einem Forschungsinstrument geworden, das in praktisch allen Gebieten der Grundlagenforschung eine zentrale Rolle spielt. Besonders in den Materialwissenschaften haben Computersimulationsmethoden Untersuchungen ermöglicht, die vor wenigen Jahren noch undenkbar erschienen. Dank der gewaltigen Rechengeschwindigkeit heutiger Supercomputer, können wir tief in die atomare Struktur der Materie blicken und den Computer gewissermaßen als virtuelles Mikroskop verwenden, mit dem wir die Bewegungen einzelner Atome verfolgen und damit das Verhalten von Materialien auf der atomaren Ebene verstehen können. Anhand konkreter und reich illustrierter Beispiele aus meiner eigenen Forschungsarbeit werde ich erklären, wie solche Computersimulationen funktionieren und wie man sie anwendet, um damit physikalische Problem zu lösen. Dienstag, 30. November 2010 Die Macht der Gravitation: Vom Leben und Sterben der Sterne Doz. Dr. Franz Embacher Didaktik der Physik und eLearning, Fakultät für Physik der Universität Wien Die Entwicklung von Sternen ist geprägt von einem dramatischen Tauziehen zwischen der Gravitation, die Massen in den Kollaps treibt, und Kräften, die ihr eine Zeitlang widerstehen können - von der Geburt eines Sterns aus einer Gaswolke bis zu seinem Ende als Weißer Zwerg, Neutronenstern oder Schwarzes Loch. Montag, 06. Dezember 2010 Diffusion und Ausbreitung von Atomen und von Lebewesen emer. Univ. Prof. Dr. Gero Vogl Dynamik Kondensierter Systeme, Fakultät für Physik der Universität Wien Unter Diffusion versteht man die Ausbreitung unbelebter oder belebter „Agenten“ auf Wegen des Zufalls. Die Diffusion von Teilchen in Flüssigkeiten wurde vor fast 200 Jahren vom Botaniker Robert Brown entdeckt und vor 100 Jahren von Albert Einstein erklärt. Heute interessiert den Physiker und die Physikerin die Diffusion einzelner Atome in fester Materie, denn sie ist Ursache für Vorgänge von größter praktischer Bedeutung, wie u.a. die Legierungsbildung, die Dotierung von Halbleitern und die Verrostung. Dazu benötigen die WissenschaftlerInnen Apparaturen, die Röntgenstrahlung mit extremer „Brillanz“ erzeugen. Dies sind u.a. Synchrotronbeschleuniger mit Kilometer-Umfang. Ich berichte über neueste Ergebnisse. Gesetze des Zufalls beherrschen auch die Ausbreitung von Lebewesen. Hier muss zusätzlich berücksichtigt werden, dass sich „Agenten“ vermehren. Das Ergebnis sind überraschende räumliche und zeitliche Verteilungen, mit denen die Ausbreitung von Menschen und die Invasion neu eingewanderter Lebewesen und Pflanzen in der Folge des Klimawandels beschrieben werden. Ich erläutere kurz verschiedene Phänomene, besonders am Beispiel unserer eigenen Untersuchungen zur Ausbreitung des Allergien auslösenden Ragweeds. Dienstag, 21. Dezember 2010 Schwerewellen des Wasser: Tanzende Korken, Schiffe, Surfer, Freaks, Tsunamis A.o. Univ. Prof. Dr. Wolfgang Püschl Dynamik Kondensierter Systeme, Fakultät für Physik der Universität Wien • • • • • • Wovon wird eine Welle angetrieben? Es gibt Wellen in elastischen Medien (Schallwellen), elektromagnetische und eben auch von der Schwerkraft angetriebene Wellen wie die Oberflächenwellen des Wassers. Bewegung der Wasserpartikel in einer Welle: Wie erlebt ein Schwimmer, wie ein Surfer eine Welle? Wie hängt die Geschwindigkeit von der Wellenlänge ab? Daraus kann man z.B. abschätzen, wie lange es dauert, bis eine Tsunamiwelle von Chile bis zu den Hawaii-Inseln kommt. Seicht- und Tiefwasserwellen: Was passiert, wenn eine große Welle (Brandung, Tsunami) auf einen Strand aufläuft. Damit im Zusammenhang: Flutbrandungen (Tidal bores). Welches Wellensystem erzeugt ein fahrendes Schiff? (Kelvin'sches System). Wellen laufen mit dem Schiff mit. Wellensystem bestimmt die maximale Geschwindigkeit, mit der ein Schiff fahren kann. Ungewöhnliche Wellen - Monsterwellen Sie sind für Schiffsuntergänge verantwortlich und treten gar nicht so selten auf.