DIE ZEHN - Das Investment

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www.dasinvestment.com Dezember 2016
WISSEN
In Kooperation mit: Amundi, BCA, Fidelity, Invesco, Jupiter Asset Management
Risikomanagement
Long-short
Risikokennzahlen
DIE
Korrelation
ZEHN
Rentenfonds
Liquid Alternatives
???
Fondsratings
MIFID
II
Fonds & Steuern
Schluss mit gefährlichem Halbwissen:
10 Fonds-Themen, die Sie immer schon
zu 100 Prozent verstehen wollten
Volatilität
DIE ZEHN ??? I IMPRESSUM
IMPRESSUM
Verlag: Fonds & Friends Verlagsgesellschaft mbH
Goldbekplatz 3
22303 Hamburg
www.dasinvestment.com
Telefon: +49 (40) 40 19 99-50
Telefax: +49 (40) 40 19 99-60
E-Mail: [email protected]
Herausgeber: Peter Ehlers, Gerd Bennewirtz
Verlagsgeschäftsführung: Peter Ehlers, Gerd Bennewirtz
Chefredakteur: Markus Deselaers
Chefin vom Dienst: Imke Lessentin
Autoren: Gerd Hübner, Carsten Krüger, Oliver Lepold,
Claudia Lindenberg, Christopher Nachtweh, Heino Reents
Bildredaktion: Nadine Rehmann, Nicole Jüttner Lektorat: Arnd M. Schuppius
Gestaltung: Andrea Lühr, Hamburg
Druck: Griebsch & Rochol Druck GmbH, Hamm
Editorialfoto: Kirsten Nijhof
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Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Geldanlagen.
© 2016 für alle Beiträge und Statistiken bei der Fonds & Friends
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02 DAS INVESTMENT WISSEN
DIE ZEHN ??? I EDITORIAL
EDITORIAL
Markus Deselaers, Chefredakteur
Sonderpublikationen DAS INVESTMENT
??? ... !!!
„Stehen die drei Fragezeichen für Zweifel an euren eigenen Fähigkeiten?“ „Nein, sie
sind unser Markenzeichen und symbolisieren offene Fragen und ungelöste Rätsel.“ Ein
Dialog aus dem Buch „Die drei ??? und das Gespensterschloss“, das ich als 12-Jähriger
mit angehaltenem Atem gelesen habe. Das ging nicht nur mir so: Kein Wunder, dass die
drei ??? heute einen so großen Bekanntheitsgrad haben.
Als wir bei DAS INVESTMENT nach dem Namen für eine Sonderpublikation suchten,
die in komprimierter Form zu Fonds- und Asset-Management-Themen informiert, kam
deshalb schnell der Fragezeichen-Vorschlag. Den fanden wir alle gut. Denn wer kennt
das nicht: Man denkt, dass man ganz passabel Bescheid weiß über Multi Asset, Longshort, Markowitz & Co. – aber beim Nachhaken zeigen sich hier und da doch offene
Fragen und ungelöste Rätsel. Das betrifft nicht nur uns, sondern gelegentlich auch so
manchen Finanzprofi. Da wollten wir Abhilfe schaffen – wobei sich zeigt, dass es auch
hier manchmal die eine Wahrheit nicht gibt. Während etwa die Volatilität vom Gesetzgeber nur als Risikoindikator angesehen wird, ist sie für manche Portfoliomanager eine
probate Performance-Quelle, auf die sie nicht verzichten wollen.
Das vorliegende Kompendium ist das erste einer Reihe, bei der wir uns neben Kapitalanlage- auch Versicherungsfragen und andere Branchenthemen vornehmen werden.
Da drei Fragezeichen hier jeweils etwas knapp bemessen wären, haben wir uns für die
Variante mit zehn entschieden. Mit dem Ziel, dass nach der Lektüre nur noch Ausrufezeichen übrig bleiben. n
03
DIE ZEHN ??? I INHALT
INHALT
1
06
Risikomanagement: Wie lassen sich
Schwankungen kontrollieren?
Wie das Management von Multi-Asset-Strategien
die Schwankungsrisiken im Griff behält
2
10
Risiko-Kennzahlen: Welche Stärken und
Schwächen haben Risikomaße?
Standardabweichung, Sharpe und Sortino Ratio:
Das Konzept hinter den Kennzahlen
3
14
Volatilität: Wie nutzt man die Volatilität –
vor allem, wenn Märkte stark schwanken?
Vom Angstgegner zum strategischen Partner:
Volatilität als eigene Assetklasse
4
5
6
18
Korrelation: Portfolio-Allokation:
Wie viel klassische Theorie gilt heute noch?
Warum einfache Modelle zur Diversifikation über
mehrere Assetklassen an ihre Grenzen stoßen
26
Long-short: Wie profitiert man auch von
fallenden Märkten?
Um marktunabhängig Erträge zu erwirtschaften,
können Anleger auch Abwärtsphasen nutzen
30
Liquid Alternatives: Was können alternative
Anlagekonzepte?
Liquid Alternatives & Co. sind gerade in launischen
Märkten gute Diversifikationsinstrumente
04 DAS INVESTMENT WISSEN
34
Rentenfonds: Welche Anleihestrategien sind
noch sinnvoll?
7
Die alte Sicherheit ist passé: Warum Anleger neue
Anleihesegmente in Betracht ziehen sollten
38
Fonds-Ratings: Wie aussagekräftig sind
Rankings und Ratings?
8
Was man über die Prognosefähigkeit von Sternen,
Schulnoten und Buchstaben wissen muss
42
Fonds & Steuern: Was müssen Berater und
Anleger bei der Fondsauswahl beachten?
9
Angesichts der anstehenden Reform sollten Anleger
und Berater bei steuerlichen Fragen fit sein
46
MIFID II: Wie müssen sich Finanzberater auf
die neuen Regelungen vorbereiten?
Die ab Januar 2018 auch in Deutschland umgesetzte EU-Finanzmarktrichtlinie regelt vieles neu
10
22
Gespräch: »In verständlicher Sprache sprechen«
Statements von
Thomas Richter, BVI
24
Markt und Meinung: Gut zu wissen
Fakten und Einschätzungen im Überblick
50
Quiz: Testen Sie Ihr Wissen
Der Check nach der Lektüre
Foto: BVI; Illustration: seamartini/iStock
05
DIE ZEHN ??? I RISIKOMANAGEMENT
1
Risikomanagement
Lassen sich Schwankungen
kontrollieren?
Multi-Asset-Strategien kombinieren eine Vielzahl an Anlageklassen. So weit,
so gut. Doch die Kunst beim Management dieser Strategien besteht darin, die
Schwankungsrisiken im Griff zu halten
Text: Gerd Hübner | Illustration: supansa9/iStock
RISIKOMANAGEMENT:
Messung, Analyse und
Steuerung aller relevanten
Portfoliorisiken – mit dem
Ziel, ein optimales ChanceRisiko-Verhältnis
zu erreichen
06 DAS INVESTMENT WISSEN
IN FRÜHEREN ZEITEN konnte
ein aus Aktien und Anleihen bestehendes Portfolio eine gewisse
Stabilität und zugleich eine ausreichende Rendite liefern. Das ist
heute anders: „Der Grund dafür ist
auf der Anleiheseite zu suchen“,
weiß Carsten Roemheld. „Bis zur
Finanzkrise brachten zehnjährige
Bundesanleihen eine Rendite von
2 bis 3 Prozent, weiter zurück in
der Vergangenheit sogar noch
mehr“, so der Kapitalmarktstratege der Fondsgesellschaft Fidelity.
Kam es zu Turbulenzen am Aktienmarkt, stabilisierten seinerzeit
die sicheren und schwankungsarmen Bundesanleihen das gemischte Portfolio. Aktuell bringen
zehnjährige Bundesanleihen jedoch eine negative Rendite. Hinzu
kommt, dass Aktien und Anleihen
in bestimmten Marktphasen immer wieder in die gleiche Richtung
tendieren.
Roemheld: „Die Korrelation
nahm in den vergangenen Jahren
gerade in Perioden, in denen es
an den Kapitalmärkten turbulent
wurde, immer wieder zu. Deshalb
funktioniert die traditionelle Vermögensverwaltung nicht mehr.“
Der Hintergrund: ein herausfordernderes Marktumfeld
Das Umfeld niedriger Zinsen und hoher Volatilität stellt das Asset-Management vor neue Herausforderungen.
Renditepotenzial
bei Anleihen
herausfordernder
Moderateres Wachstum
an den globalen Aktienmärkten
Risiken steigen im
Verhältnis zur
angestrebten Rendite
Mehr Volatilität prägt
die Märkte
Nach mehr als 20 Jahren
mit fallenden Zinsen und steigenden Kursen ist das Renditepotenzial bei Anleihen
guter Bonität in Zukunft in
weiten Teilen ausgeschöpft.
Anleihen werden etwaige
Wertverluste von Aktien nicht
voll kompensieren.
In den vergangenen Jahren
sind die Aktienmärkte sehr
dynamisch gewachsen. In
Zukunft könnte das Wachstum an den globalen Wertpapiermärkten wesentlich
ungleichmäßiger verlaufen.
Die Auswahl attraktiver Aktien
wird damit anspruchsvoller.
Mit Bundesanleihen ließ
sich lange fast risikolos eine
gewisse Rendite erzielen.
Nun liegt der risikolose Zins
nahe null. Attraktive Renditen
dürften in Zukunft mit dem
Eingehen höherer Risiken bei
Anleihen mit schwächerer
Bonität verbunden sein.
Mehr Unsicherheit bedeutet in der Regel auch mehr
Volatilität. Die Marktteilnehmer sollten in Zukunft auf
höhere Wertschwankungen
vorbereitet sein. Diese
können gute Kaufchancen
bedeuten – aber auch zwischenzeitliche Verluste.
Quelle: Fidelity
Schon heute werden Anlageprodukte in Risikoklassen von
1 (sehr geringes Risiko) bis
7 (sehr hohes Risiko) eingestuft.
Diese Einteilung ist gesetzlich
vorgeschrieben, soll Investmentlösungen für Berater und Anleger
leichter vergleichbar machen und
findet sich in den „Wesentlichen
Anlegerinformationen“.
Steigt die Volatilität stark an,
kann sich die Risikoklassifizierung
von Finanzprodukten ändern. ImZweifel passt das Produkt dann
nicht mehr zum Risikoprofil des
Anlegers. Mit Inkrafttreten der MiFiD-II-Richtlinie kann dies für den
Berater Nachberatungspflichten
auslösen. „Dann wird der Berater
seinen Kunden informieren müssen und unter Umständen sogar
für entstehende Verluste haften“,
sagt Claude Hellers, Leiter Vertrieb
und Wholesale von Fidelity International Deutschland.
Genau das ist das Risiko traditioneller Mischfonds-Portfolios. Denn steigt zum Beispiel
die Korrelation zwischen Aktien
und Anleihen, kann auch die
Schwankungsbreite des gesamten
Portfolios ansteigen – und zwar
über die vom Kunden gewählte
Risikoklasse hinaus.
„Tatsächlich ist festzustellen,
dass sich die Risikoklasse etlicher
Fonds seit Ende 2015 erhöht hat“,
sagt Hellers. Es braucht also neue
Lösungswege, die das Risiko besser
kontrollieren.
Die Universität St. Gallen hat
im Auftrag von Fidelity und dem
Versicherungskonzern AXA in
einer Studie die Ansätze einer
risikokontrollierten Vermögensverwaltung untersucht. Grundlage
dafür war der Synthetische Risiko
Rendite Indikator (SRRI), dessen
Berechnung nach einheitlichen
EU-Standards und auf der historischen Volatilität basiert.
„Auf diese Weise lässt sich jede
Anlageklasse einer bestimmten
Risikostufe zuordnen“, so Hellers.
In der Stufe 1, bei der die Volatilitätsspanne zwischen null und
0,5 Prozent liegt und wo das Risiko
folglich am niedrigsten sein muss,
finden sich zum Beispiel sichere
Anlagen wie Tages- oder Festgeld.
In Kategorie 2 liegt die zulässige Schwankungsbreite bei
0,5 bis 2 Prozent, was etwa si- ►
07
DIE ZEHN ??? I RISIKOMANAGEMENT
Evolution von Multi-Asset-Konzepten
Zeitgemäße Multi-Asset-Konzepte können eine Vielzahl von Assets und Strategien nutzen.
Anlageklassen
Flexibilität
Erfolgsmessung
starr
Vergleich mit
Benchmark
flexibel
Vergleich mit
Benchmark
sehr
flexibel
Total-Return-Ansatz:
positives Ergebnis über
Cash über einen
Zyklus betrachtet
Klassischer Ansatz: Mischfonds
Aktien
Anleihen
Rohstoffe
Erweiterter Ansatz: Multi-Asset-Fonds
Aktien
Anleihen
Rohstoffe
Immobilien
Zeitgemäßer Ansatz: Multi-Asset/Multi-Strategie-Fonds
Aktien
Anleihen
Rohstoffe
Immobilien
Alternative
Anlagen
Marktneutrale
Strategien
Quelle: Fidelity
chere Staatsanleihen erfüllen. Die
Risikoklassifizierung setzt sich bis
zur Stufe 7 fort, in der sich Assetklassen befinden, deren Volatilität bei mehr als 25 Prozent liegt.
Hierzu werden zum Beispiel Private-Equity-Investments gezählt.
Der Portfoliomanager muss deshalb In der volatilitätsgesteuerten
Vermögensverwaltung zunächst
die Allokation der Assetklassen
und der Einzeltitel in einem
Portfolio so umsetzen, dass die
vorgegebene SRRI-Klassifizierung
eingehalten wird. „Damit steht
am Ausgangspunkt jeder Anlageentscheidung das anhand der
Schwankungen gemessene Risiko,
erst dann geht es um Renditechancen“, unterstreicht Hellers.
Damit die Schwankungsbreite
in bestimmten Marktphasen nicht
zu hoch wird, muss die Volatili08 DAS INVESTMENT WISSEN
tät des Portfolios in regelmäßigen
Abständen neu berechnet werden. „Der Fondsmanager muss
die Gewichtung der Assetklassen
so steuern, dass die Volatilität
des Gesamtportfolios innerhalb
der definierten Grenzen bleibt“,
erklärt Hellers. Das heißt: Steigt
die Volatilität der Aktienkurse an,
muss das Gewicht von Aktien im
Portfolio zurückgefahren werden.
ANTIZYKLISCHE STEUERUNG
Dies verhindert dann nicht nur
den Anstieg der Volatilität, sondern hat noch einen Nebeneffekt:
bei einer steigenden Volatilität die
Aktienkurse in der Regel fallen,
kann dies Anleger zugleich vor
größeren Verlusten schützen.
Umgekehrt kann der Fondsmanager, wenn die Kursschwankungen zurückgehen, die Aktienquote
wieder erhöhen und so eine höhere Rendite erzielen. „Im Ergebnis
ergibt sich damit eine sehr dynamische, flexible und antizyklische
Steuerung des Portfolios“, erklärt
Experte Hellers.
Ein Ansatz, der durch weitere
Stellschrauben noch optimiert
werden kann. Etwa durch breitere
Diversifikation: „Im Gegensatz zu
traditionellen Mischfonds können
in modernen Multi-Asset-Portfolios über die klassischen Anlageklassen hinaus auch Immobilien,
marktneutrale Strategien oder
alternative Anlagen zum Einsatz
kommen“, so Hellers.
Zu Letzteren zählt beispielsweise die Beteiligung an Infrastrukturprojekten wie Mautstraßen,
Schienen- oder Versorgungsnetzen oder Schulen. „Die Vorteile
dieser Assets sind zum einen deren
Risikoklassen als Richtmaß
Die Risikoklasse (SRRI*) bezieht sich auf die historischen Schwankungen
(Volatilität) einer Geldanlage. Der Wert kann sich im Zeitverlauf verändern,
wenn sich die Schwankungen verändern. Die Einhaltung einer SRRI-Klasse
bietet Anlegern also ein verlässliches Schwankungsprofil und somit ein
eher „kalkulierbares“ Risiko.
Risikoklasse
Rendite
Höheres
Risiko
Normalerweise
höhere
Rendite
7
Volatilitätsintervall
25%
20%
6
15%
5
Lösung im Schwankungsbereich des SRRI 4
10%
4
3
Geringes 2
Risiko
1
Normalerweise
geringere
Rendite
Lösung im Schwankungsbereich des SRRI 3
5%
2%
0%
*SRRI steht für „Synthetic Risk and Reward Indicator“ und wird als Risikoklasse/Kennzahl in den „Wesentlichen
Anlegerinformationen“ zu einer Fondsanlage angegeben. Die Berechnung des SRRI ist nach einheitlichen Standards
der Europäischen Union festgelegt.
Quelle: Fidelity
attraktive und nachhaltige Renditechancen, da solche Investments
regelmäßige Erträge liefern können“, berichtet Hellers. „Zum anderen ist aber auch wichtig, dass
sich beispielsweise Infrastrukturprojekte relativ unabhängig von
Konjunkturschwankungen entwickeln können und damit eine
geringere Korrelation zu anderen
Anlageklassen aufweisen.“
Das Gleiche gilt für den Einsatz sogenannter marktneutraler
Strategien. „Diese gehen, wie der
Name sagt, kein Marktrisiko ein“,
erklärt Hellers. Hierbei nutzt der
Fondsmanager zum Beispiel Bewertungsunterschiede zwischen
Regionen, Branchen oder Währungen aus.
Last but not least kann auch
der Aufbau eines Puffers in turbulenten Marktphasen in Form von
Cash sinnvoll sein – um dann,
wenn sich die Märkte wieder beruhigt haben, wieder einsteigen
zu können.
Der Experte: Claude Hellers Leiter Vertrieb und Wholesale bei Fidelity
International Deutschland.
Fakten zu Fidelity
Fidelity International ist eine unabhängige
Fondsgesellschaft in Privatbesitz, die Investmentfonds, Anlage- und Altersvorsorgelösungen sowie damit verbundene Services anbietet.
Das Unternehmen managt 258 Milliarden Euro
(Assets under Management) für Anleger in
Europa, Asien, Australien und Südamerika.
Zu den Kunden von Fidelity gehören Privatanleger, Finanzberater, Vermögensverwalter,
Family Offices, Banken, Versicherungen,
Altersvorsorgeeinrichtungen, Unternehmen
und Staatsfonds. Neben hauseigenen Fonds
können Anleger in einigen Ländern auf
Fondsplattformen von Fidelity auch
Anlageprodukte anderer Anbieter erwerben
und verwahren. Diese Assets under
Administration betragen 75,5 Milliarden Euro.
MIT SCHWANKUNGEN LEBEN
Zu bedenken gilt es aus Anlegersicht allerdings, dass sich die
Renditeerwartung nach der Risikobereitschaft richtet, wie auch
die Universität St. Gallen in ihrer
Studie festgestellt hat.
Fidelity hat deshalb mit den
SMART-Fondslösungen Strategien entwickelt, die sich in ihrer
defensiven Variante an der Risikoklassifizierung SRRI 3 und in
der moderaten Variante an der
Risikoklassifizierung SRRI 4 orientieren – und deren Ziel es ist,
sich dauerhaft innerhalb der vorgegebenen Schwankungsbreiten
zu bewegen. n
09
DIE ZEHN ??? I RISIKO-KENNZAHLEN
2
RisikoKennzahlen
Welche Stärken und
Schwächen haben
Risikomaße?
Standardabweichung, Sharpe und Sortino Ratio: Nur wer das Konzept hinter
den unterschiedlichen Risikomaßen versteht, ist gegen größere Enttäuschungen
gefeit und kann die Qualität eines Fondsmanagers beurteilen
Text: Christopher Nachtweh | Illustration: Ae11615/iStock
RISIKO-KENNZAHLEN:
Bei Kapitalanlagen gilt, dass es
keine Rendite ohne Risiko gibt.
Spezielle Kennzahlen geben
Aufschluss darüber, unter
welchen Risikobedingungen
in der Vergangenheit die
Renditen erzielt wurden
10 DAS INVESTMENT WISSEN
„RISIKO“: Was den Mitspielern
der ZDF-Ratesendung „Der große
Preis“ in den 70er und 80er Jahren
vielfach eine willkommene Chance bot – die Generation 40 plus
erinnert sich –, gilt den meisten
Kapitalanlegern als notwendiges
Übel, das so weit wie möglich zu
beschränken ist. Doch worin besteht das Risiko bei einer Geldanlage überhaupt?
Die Antwort fällt je nach Anleger ganz unterschiedlich aus:
Während es für den einen ein
untragbares Risiko bedeutet,
zwischenzeitlich einen kleineren
oder größeren Anteil seines Vermögens durch Kursschwankungen
zu verlieren, sieht der andere das
größte Risiko darin, sich durch
weitestgehend risikolose Anlageformen jeglicher Ertragschancen
zu berauben.
DAS ZINSLOSE RISIKO
Klar ist allerdings heute, was Anlegern zu Quizmaster Wim Thoel­
kes Zeiten noch kaum denkbar
erschien: Ganz ohne Risiko lassen
sich mittlerweile keine auskömmlichen Erträge mehr erwirtschaften. Denn auch die einst weitge-
Maximalverlust und Wiederaufholungsperiode (Recovery Period)
Die Recovery Period beschreibt den Zeitraum, den ein Anleger in der Vergangenheit hätte
warten müssen, um den Maximalverlust im Betrachtungszeitraum wieder aufzuholen
Fondspreis in Euro
120
Hoch
115
Wiederaufholungsperiode
(Recovery Period)
110
105
Maximalverlust
(Maximum
Drawdown)
100
95
Vollständige
Erholung
90
85
80
Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai Jun. Jul. Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.
Quelle: Invesco
hend sicheren Sparformen wie
etwa deutsche Staatsanleihen
bergen mehr denn je ein solches:
das Risiko des schleichenden Kaufkraftverlusts.
Doch wie viel Risiko kann, darf
und muss es sein, um erträgliche
Erträge zu erwirtschaften, und
wie lässt es sich einschätzen? Eine
ganze Reihe von Kennzahlen hilft
Anlegern, das rechte Risikomaß
festzulegen. Aber nur wer versteht,
welche Risiken wie erfasst werden,
kann diese Zahlen für überlegte Investment-Entscheidungen nutzen
und gerechtfertigte Erwartungen
hinsichtlich der Ergebnisse seiner
Kapitalanlagen entwickeln.
STÄRKE DER SCHWANKUNG
„Eine der am weitesten verbreiteten Risikokennzahlen ist die
Volatilität oder Schwankungsintensität einer Anlage“, erklärt
Max Widmer, Portfoliomanager
im Invesco Global Asset Allocation Investmentteam. Das ist kein
Wunder, gehen doch mit höheren
Schwankungen auch regelmäßig
höhere Verlustrisiken einher – dies
gilt zumindest über begrenzte Zeiträume hinweg.
Konkret misst die Volatilität die
Abweichungen der Wertentwicklung von einem Erwartungs- oder
Durchschnittswert, die innerhalb
festgelegter Zeitintervalle bezogen
auf einen Gesamtzeitraum stattfinden – also beispielsweise die
zu erwartenden börsentäglichen
oder monatlichen Schwankungen
innerhalb eines Jahres.
Mathematisch als sogenannte
Standardabweichung errechnet,
erlaubt die Darstellung der Volatilität dabei auch den direkten Vergleich der historischen
Schwankungen unterschiedlicher
Wertpapiere oder Fonds. Sie veranschaulicht nicht nur, wie die
jeweiligen Anlagenwerte in der
Vergangenheit geschwankt haben,
sondern auch mit einer gewissen
Wahrscheinlichkeit in der Zukunft
schwanken werden.
BLICK IN DIE VERGANGENHEIT
„Die Bedeutung der Volatilitätskennzahl ist allerdings wegen
ihrer aufwendigen Berechnung
für viele Anleger nicht leicht zu
erschließen“, unterstreicht Widmer. Der Experte ergänzt: „So gibt
die Volatilität beispielsweise nicht
an, dass ein Anleger im betrachteten Zeitraum nicht auch einmal
größere zeitweilige Verluste hätte
hinnehmen müssen, als anhand
der Kennzahl anzunehmen gewesen wären.“
Der Hintergrund dafür ist, dass
die Berechnungsgrundlage der Volatilität stets Werte der Vergangenheit auch vor dem entsprechenden Verlust einbezieht.
►
11
DIE ZEHN ??? I RISIKO-KENNZAHLEN
Sharpe Ratio und Sortino Ratio im Vergleich
Investment A erzielt nach Sharpe Ratio weniger Rendite je Risikoeinheit, weil die Volatilität höher ist als bei B. Die Sortino Ratio konzentriert sich allein auf die Negativ-Abweichung – daher hier ein gleicher
Wert für beide Investments.
Investment A
Investment B
Rendite
10,0%
10,0%
Risikoloser Zinssatz
0,0%
0,0%
Volatilität
20,0%
15,0%
Negativ-Abweichung
10,0%
10,0%
Sharpe Ratio
0,5
0,67
Sortino Ratio
1,0
1,0
Quelle: Invesco, Schematische Darstellung zur Illustration
Weit intuitiver und ganz im
Sinn der eingangs genannten
Spielshow funktioniert da bereits
der Maximalverlust oder Maximum Drawdown.
So wie sich Thoelkes Rategäste
auf dem Risikofeld entscheiden
mussten, wie viel ihres bereits erspielten Gewinns sie für den Fall
riskierten, die Frage nicht beantworten zu können, können Anleger Fonds und andere Wertpapiere
anhand dieser Kennzahl darauf
überprüfen, was ihnen bei einem
Investment im schlimmsten Fall
widerfahren wäre.
Anders ausgedrückt lautet die
Frage: Wie hoch war der maximale
Verlust von einem einmal erreichten Top bis zum darauffolgenden
Kurstief innerhalb eines bestimmten Zeitraums?
Eine gute Ergänzung stellt somit die sogenannte Recovery Rate
12 DAS INVESTMENT WISSEN
(zu Deutsch: Wiederaufholungsperiode) dar: Sie gibt Auskunft
darüber, wie lange es maximal
gedauert hat, die aufgelaufenen
Verluste wieder aufzuholen (siehe
dazu auch die Grafik auf Seite 11).
Schließlich mag ein geringerer
maximaler Verlust mehr schmerzen, wenn es Jahre dauert, bis er
wieder aufgeholt ist, als ein größerer Einbruch, der bereits nach wenigen Monaten wettgemacht ist.
VERLUST UND ERHOLUNG
Damit eignen sich die Maximalverlust und Wiederaufholungsperiode einigermaßen gut, um die
konkreten Geldanlagen auf die
jeweilige eigene Verlusttoleranz
abzustimmen.
Allerdings sind auch diese
Analysen naturgemäß eine Vergangenheitsbetrachtung ohne
Garantie, dass sich die entspre-
chenden Papiere in der Zukunft
ähnlich verhalten werden wie in
der Vergangenheit.
Einen ersten Aufschluss geben
diese Kennzahlen dabei nicht nur
für die Risikobewertung einzelner
Wertpapiere oder individueller
Portfolios, sondern gerade auch,
wenn die Risikobudgetierung einem Fondsmanager übertragen
wird, wie es etwa im Fall von Multi-Asset-Produkten ist.
VERGLEICHE MÖGLICH
Hier ermöglicht ein Vergleich der
relevanten Kennzahlen von Fonds
mit vergleichbaren Anlagezielen
und ähnlichen Investmentuniversen eine Einschätzung der
Qualität des Fondsmanagements.
Neben den bereits genannten
Indikatoren ist dabei die sogenannte Sharpe Ratio eine bedeutende Kennzahl: Sie beschreibt die
sogenannte risikoadjustierte (also
am jeweiligen Risiko ausgerichtete) Rendite.
Invesco-Experte Widmer erklärt: „Für die Sharpe Ratio wird
die über den risikolosen Satz hinaus erwirtschaftete Rendite ins
Verhältnis zur eingegangenen Volatilität gesetzt. Damit lässt sich
zeigen, ob und wie weit sich das
vom Anleger eingegangene Risiko
in Form der Schwankungsintensität gelohnt hat.“
Prinzipiell gilt dabei: Je höher
diese einheitslose Maßzahl ist,
desto besser. Eine Einschränkung
ist jedoch unbedingt zu beachten: Die Sharpe Ratio trifft keine
Aussage über die absolute Höhe
von erzielter Rendite und eingegangenem Risiko – denn wachsen
beide proportional, ändert sich an
dieser Kennzahl nichts.
Als ein wirkliches Alarmsignal
ist jedoch eine negative Sharpe
Ratio zu werten. Denn sie zeigt
an, dass die Rendite der jeweiligen Anlage noch unterhalb der
risikolosen Rendite lag.
Bis heute genießt die im Jahr
1966 vom US-Wirtschaftswissenschaftler William F. Sharpe eingeführte Kennzahl Benchmark-Status bei der Bewertung und
Optimierung von Investmentfonds, anderen Anlageformen
und Handelsstrategien.
Doch weist sie auch eine gewisse Schwäche auf. So misst sie
Auf- und Abwärtsbewegungen das
gleiche Gewicht bei. „Das allerdings ist nur schwer in Einklang
zu bringen mit der Wahrnehmung
der Anleger, die Aufwärtsbewegungen auch über das erwartete
Maß hinaus durchaus schätzen“,
kommentiert Widmer.
SHARPE UND SORTINO
Eine Modifikation der Sharpe Ratio kann hier Abhilfe schaffen:
Entwickelt hat sie Frank Sortino,
Direktor des Pension Research Institute in San Francisco. Die nach
ihm benannte Kennzahl Sortino
Ratio berücksichtigt ausschließlich die Volatilität, die sich aus
Kursverlusten ergibt.
Damit bedient sie sich eines
Risikokonzepts, das den meisten
Anlegern intuitiv passender erscheinen wird (siehe zur Sortino
Ratio auch die Grafik auf der nebenstehenden Seite).
Allerdings ist festzuhalten: die
Differenzen der beiden Kennziffern Sharpe Ratio und Sortino Ratio bei Fonds sind bei einigermaßen normal verteilten Ergebnissen
nicht besonders groß.
WIE TEUER IST DAS RISIKO?
Beide Ratios können jedoch einen
wichtigen Hinweis darauf liefern,
ob es einem Fondsmanager gelungen ist, mit begrenztem Risikobudget angemessene Zusatzerträge zu
erwirtschaften, oder ob er seine
Erträge eher mit viel Risiko zu
teuer erkauft hat.
Gerade der Vergleich mit der
Peer Group kann hier gewissen
Aufschluss geben. „Beachten müssen Anleger indes, dass es sich wie
bei den übrigen Kennzahlen um
Vergangenheitsbetrachtungen
handelt, die sich nicht ohne Weiteres in die Zukunft fortschreiben
lassen“, warnt Widmer.
Eine alternative Betrachtungsweise bietet schließlich die Information Ratio, die eng mit dem
Tracking Error verknüpft ist. Letzterer misst, inwieweit ein Portfolio
seine Benchmark abbildet, und ist
vor allem für institutionelle Investoren von Bedeutung, die sich
vielfach stark an Referenzindizes
orientieren.
Hintergrund: Aktive Manager
weichen mit ihrer Allokation vielfach bewusst sehr deutlich von der
zugrunde liegenden Benchmark
ab, um Zusatzerträge zu erzielen.
Das kann naturgemäß zu einer
besseren oder schlechteren Performance als derjenigen des Index
führen und stellt insofern ebenfalls ein Risiko dar.
ABWEICHUNG VOM INDEX
Genau das misst die Information
Ratio: Sie stellt die erzielte Performance-Differenz ins Verhältnis
zum Tracking Error. Je höher die
Outperformance und je geringer
die Abweichung vom Index, desto
höher der Wert der Kennzahl.
In jedem Fall gilt: Anleger
und Berater sollten mehrere der
dargestellten Risikokennziffern
betrachten. Dies sollte möglichst
unter Einbeziehung unterschiedliche Zeiträume und Marktphasen
geschehen.
Dann können insbesondere
die Kennzahlen Volatilität, Maximum Drawdown sowie Sharpe
und Sortino Ratio maßgeblich
helfen, realistische Erwartungen
bei Geldanlagen zu entwickeln,
passende Produkte auszuwählen
und darüber hinaus auch die
Qualität eines Fondsmanagers zu
beurteilen. n
Der Experte: Max Widmer
Max Widmer ist Portfoliomanager
im Invesco Global Asset Allocation (IGAA)
Investmentteam.
Fakten zu Invesco
Invesco ist eine der weltweit führenden unabhängigen Investmentgesellschaften. Mit einem
verwalteten Vermögen von knapp 800 Milliarden Dollar zählt Invesco zu den globalen
Top 20 der international tätigen Vermögensverwalter, der alle wichtigen Aktien- und
Rentenklassen abdeckt. Ein besonderer Fokus
liegt auf quantitativen Strategien und MultiAsset-Produkten. Die langjährige Präsenz auf
dem deutschen Markt im Bereich von
Publikums- und Spezialfonds stellt dabei
sicher, dass den speziellen Bedürfnissen deutscher Anleger Rechnung getragen wird.
13
DIE ZEHN ??? I VOLATILITÄT
3
Volatilität
Wie nutzt man die
Volatilität – vor allem, wenn
Märkte stark schwanken?
Volatilität ist für viele Investoren ein Angstgegner. Dabei lässt sie sich sehr gut
nutzen, um die Schwankungen eines Portfolios zu begrenzen
Text: Christopher Nachtweh | Illustration: seamartini/iStock
VOLATILITÄT:
In der Finanzmathematik
ist Volatilität ein Maß
für die Schwankung von
Finanzmarktparametern wie
Aktienkursen und Zinsen.
Die Volatilität ist
hier definiert als die
Standardabweichung und
dient häufig als Risikomaß
14 DAS INVESTMENT WISSEN
DIE MEISTEN ANLEGER haben es
nicht gern, wenn ihre Investments
allzu sehr schwanken. Denn eine
hohe Schwankungsintensität bedeutet vor allem Unsicherheit: Je
höher die Kursausschläge ausfallen, desto schwieriger ist es, den
Wert des Portfolios für einen bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft zu bestimmen.
Und je höher die Volatilität
der Papiere im Portfolio ist, desto
wahrscheinlicher sind zwischenzeitliche Kursverluste. So begreifen zwar mutige Sparplan-Anleger,
dass erhöhte Marktschwankungen
auch eine Chance bieten, weil dies
zwischenzeitlich immer wieder
einmal für günstige Einstiegskurse sorgt und so den langfristigen Durchschnitt der Kaufkurse
drückt. Doch sehen Investoren in
der Regel in einer erhöhten Volatilität vor allem ein Risiko, welches
das Erreichen ihrer Ertragsziele
gefährdet.
Um die unerwünschten Effekte
der Volatilität zu begrenzen, ist ein
Blick auf deren zugrunde liegende
Merkmale sinnvoll.
„Wesentlich ist zudem, zwischen zwei Formen der Volati-
Volatilität als „Angstbarometer“
Gegenläufige Bewegung: Fällt der Euro Stoxx 50 stark, steigt die realisierte Volatilität – hier dargestellt an
der 20-Tages-Volatilität (20 Börsentage = 1 Monat). In Phasen eines stark steigenden Aktienmarkts sinkt die
Volatilität – sie ist somit ein „Angstbarometer“, das Investoren strategisch nutzen können.
Indexpunkte
90
4.700
Euro Stoxx 50
20-Tage-Volatilität
4.200
75
3.700
60
3.200
45
2.700
30
2.200
15
1.700
2007
0%
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
Quelle: Amundi, Bloomberg. Stand: 20. Oktober 2016
lität zu unterscheiden: nämlich
zwischen der historischen oder
realisierten Volatilität auf der
einen und der erwarteten oder
impliziten Volatilität auf der anderen Seite“, erklärt Gilbert Keskin,
Co-Head Volatility & Converti­
ble Bonds bei der französischen
Fondsgesellschaft Amundi.
ABWEICHUNGEN BERECHNEN
Die Variante der realisierten Volatilität gibt Auskunft über die tatsächliche Schwankungsbreite in
der Vergangenheit: Sie misst, wie
weit die tägliche Kursentwicklung
innerhalb eines bestimmten Zeitraums von der durchschnittlichen
täglichen Performance in diesem
Zeitraum abgewichen ist.
In der Regel wird die realisierte
Volatilität meist auf Jahressicht
dargestellt, damit man verschiedene Zeiträume, Indizes oder ein-
zelne Wertpapiere miteinander
vergleichen kann.
Mehr als der Blick in die Vergangenheit interessiert professionelle wie private Investoren jedoch
der Blick nach vorn: Mit welchen
Schwankungen müssen sie künftig
rechnen? Da die Wertentwicklung
bekanntermaßen kein Indikator
für künftige Trends ist, kann die
historische Volatilität in diesem
Fall nicht genutzt werden.
Der geeignetere Indikator für
künftige Marktschwankungen
ist hingegen die erwartete oder
implizite Volatilität. Sie gibt an,
mit welchen Schwankungen die
Marktteilnehmer für die Zukunft
rechnen.
Für alle wichtigen Indizes wird
die implizite Volatilität mittels
der Marktpreise für tatsächlich
gehandelte Optionen berechnet.
Schließlich hat die Schwankungs-
intensität neben des Kurses des
jeweiligen Basiswerts, der Restlaufzeit und dem Zinsniveau entscheidenden Einfluss auf den Preis
einer Option.
„Da die implizite Volatilität
die einzige Unbekannte unter
den preisbestimmenden Faktoren einer Option ist, lässt sie sich
vergleichsweise leicht isolieren“,
erkärt Experte Keskin den Hintergrund.
IMPLIZITE VOLATILITÄT
Für alle wichtigen Börsenbarometer wird die implizite Volatilität
in entsprechenden Indizes dargestellt.
Hierbei sind der US-amerikanische VIX, der europäische VStoxx
und der deutsche VDAX-New die
geläufigsten Indizes, an denen sich
die Entwicklung der erwarteten
Schwankungsbreite unmittel- ►
15
DIE ZEHN ??? I VOLATILITÄT
Mit Optionen strategisch in Volatilität investieren
Durch den Kauf oder Verkauf von börsengelisteten Optionen bei gleichzeitiger Absicherung von Aktienoder Zinsrisiken durch Termingeschäfte (Futures) kann die implizite Volatilität eines Optionskontrakts isoliert
und genutzt werden. Die implizite Volatilität drückt die Markterwartung aus.
Optionskomponenten
Risiken absichern
Aktienrisiko
Kauf/Verkauf
von Futures
auf Aktienindizes
Zinsänderungsrisiko
Kauf/Verkauf
von Zinssatz-Futures
Optionskomponenten
nach Absicherung
Aktienrisiko
Absicherung
Zinsänderungsrisiko
Implizite Volatilität
Implizite Volatilität
Extraktion der
impliziten Volatilität
Quelle: Amundi
bar ablesen lässt. Analog lässt sich
die implizite Volatilität auch für
Einzeltitel berechnen
Prinzipiell gilt dabei sowohl
für die realisierte als auch für
die implizite Volatilität, dass sie
keine Aussage über die Richtung
der Kursentwicklung des jeweils
betrachteten Index oder Wertpapiers machen.
NEGATIVE KORRELATION
In der Praxis zeigt sich allerdings
häufig eine negative Korrelation:
Korrigieren die Märkte, steigt fast
immer die Volatilität an.
Amundi-Experte Keskin dazu:
„In Abwärtsphasen sorgen Nervosität, Angst und steigende
Risikoaversion vielfach für abruptere Kursausschläge, als dies
eine verbreitete Zuversicht in
Phasen steigender Notierungen
tut.“ VDax-New und die entspre16 DAS INVESTMENT WISSEN
chenden internationalen Volatilitäts-Indizes gelten denn auch als
„Angstbarometer“.
Steigen sie, bedeutet das, dass
die Anleger nervös werden und
dass die Nachfrage nach Absicherungsstrategien, wie zum Beispiel
Put-Optionen, steigt.
Insofern sind VIX, VStoxx und
VDax-New tatsächlich immer
auch Gradmesser des Risikos, das
zumindest kurzfristig mit einer
Positionierung im entsprechenden
Markt oder Wertpapier einhergeht.
Auf Ausschläge dieser Angstbarometer können Anleger auf
unterschiedliche Weise reagieren.
Der klassische Weg ist eine breite
Streuung der Investments über Anlageklassen, Märkte und Regionen,
die sich möglichst unabhängig
voneinander entwickeln.
Eine geringe oder gar negative
Korrelation führt im Idealfall dazu,
dass mit hohen Schwankungen
verbundene Verluste in einer Anlageklasse durch Kursgewinne in
einer anderen wenigstens teilweise
kompensiert und so die Schwankungen des Gesamtportfolios eingedämmt werden.
ANDERS DIVERSIFIZIEREN
Klassische Diversifikationsstrategien funktionieren jedoch heute
aus zwei Gründen nicht mehr wie
gewünscht. Einerseits bewirken
die geringen und teils sogar negativen Renditen von Staatspapieren erstklassiger Qualität, dass
die Gesamtperformance eines diversifizierten Portfolios zu stark
beschnitten wird.
Das heißt: Ein akzeptables
Schwankungsniveau führt auf
diese Weise schnell zu inakzeptabel niedrigen Ertragsaussichten.
Andererseits macht der zuneh-
mende Gleichlauf verschiedener
Anlageklassen klassische Diversifikationsstrategien zunehmend
wirkungslos. Denn anders als auf
dem Papier, laufen viele Anlageklassen gerade in Krisenphasen in
dieselbe Richtung.
Abhilfe kann ein neuer Blickwinkel liefern: Wer Volatilität
nicht mit möglichst weit einzudämmendem Risiko gleichsetzt,
sondern als effektive Diversifikations- und Performance-Quelle
betrachtet, kann das Risiko-Ertrags-Profil seines Portfolios maßgeblich verbessern.
„Volatilität bringt alle wesentlichen Charakteristika einer eigenen Assetklasse mit sich“, lautet
konsequenterweise Keskins Erkenntnis. Er argumentiert: „Über
zahlreiche Instrumente lässt sich
direkt in Volatilität investieren,
sie ist negativ oder unkorreliert
zu anderen risikobehafteten Anlagen wie beispielsweise Aktien und
Unternehmensanleihen und lässt
sich zudem über unterschiedliche
Strategien als Performancequelle
nutzen.“
KRISENMODUS NUTZEN
Neben der negativen Korrelation
zu den Aktienmärkten und der
einfachen Abbildung über Optionen oder Futures spricht auch
deren gewährleistete und in Krisenzeiten sogar regelmäßig erhöhte Liquidität für ein Engagement
in der Anlageklasse.
Schließlich steigt im Krisenmodus regelmäßig das Verlangen der
Investoren, sich über derartige In­
strumente abzusichern – und damit deren Handelsvolumen.
Für mittelfristige implizite Volatilitäten kommen Futures nicht
infrage. „Am elegantesten ist es
hier, auf Optionen zurückzugreifen und die Volatilitätskomponente analog zur Berechnung der
impliziten Volatilität über eine
Absicherungsstrategie zu isolie-
ren“, unterstreicht Amundi-Experte Keskin (siehe Grafik auf der
linken Seite).
Dabei weist die Assetklasse Volatilität eine Besonderheit auf, die
sich völlig unabhängig von der
Marktentwicklung nutzen lässt.
Anders als etwa bei Aktien oder
Anleihen gibt es bei der Schwankungsintensität keinen langfristigen Trend in eine Richtung:
Steigt die Volatilität extrem, so
wird sie doch nie ins Unermessliche anwachsen, sondern früher
oder später zu ihrem Mittelwert
zurückkehren.
CHANCEN DURCH DIVERGENZ
Gleiches gilt für Phasen ex­trem
ruhiger Märkte: „Selbst wenn die
Kurse wie an der Schnur gezogen
steigen und sich die Volatilität
dem Nullpunkt nähert, wird früher oder später wieder Unruhe
aufkommen“, erklärt Keskin.
Diese „gesetzmäßige“ Rückkehr
zum Mittelwert (Fachbegriff dafür:
Mean Reversion) lässt sich mittels
einer aktiven Strategie nutzen, indem je nach Ausgangslage auf eine
Erhöhung oder eine Verringerung
der Volatilität gesetzt wird. Eine
taktische Komponente erlaubt dabei, auch kurzfristige Veränderungen der Volatilität ertragsbringend
zu nutzen.
Und nicht zuletzt können sich
Gelegenheiten aus unterschiedlichen Entwicklungen der Schwankungsintensität der wichtigsten
Indizes S&P500, Euro Stoxx 50
und Nikkei 225 für taktische Allokationen bieten.
Dabei gilt – zumindest bei einem disziplinierten Investitionsansatz –, was dem Gros der Investoren gegenwärtig immer noch
eher suspekt vorkommen dürfte:
Die besten Ergebnisse liefert diese Strategie, wenn die Volatilität
selbst stark schwankt – oder anders
ausgedrückt: wenn die Volatilität
der Volatilität selbst hoch ist. n
Der Experte Gilbert Keskin
Gilbert Keskin ist Co-Head Volatility &
Convertible Bonds bei Amundi.
Fakten zu Amundi:
Amundi Asset Management zählt mit einem
verwalteten Vermögen von mehr als 1 Billion
Euro zu den zehn größten Asset-Managern der
Welt. Die Gesellschaft ist ein Pionier bei der
Entwicklung von Volatilitätsstrategien und bietet eine breite Palette von Publikumsfonds und
individuell zugeschnittene Investmentlösungen
in diesem Bereich an.
17
DIE ZEHN ??? I ASSET-ALLOKATION/KORRELATION
4
AssetAllokation/
Korrelation
Portfolio-Allokation: Wie
viel klassische Theorie gilt
heute noch?
Risiken über die Streuung auf unterschiedliche Wertpapiere und Anlageklassen
zu begrenzen ist wesentliches Ziel jeder Asset-Allokation. Einfach-Modelle zur
Diversifikation haben jedoch vielfach ausgedient
Text: Christopher Nachtweh | Illustration: seamartini/iStock
ASSET-ALLOKATION:
Aufteilung von Anlagekapital
auf verschiedene
Vermögenswerte/
Anlageklassen und deren
Gewichtung in einem Portfolio
18 DAS INVESTMENT WISSEN
DER GRUNDGEDANKE ist noch
immer der gleiche: Nicht alle Eier
in einen Korb legen – wie die immerhin fast 65 Jahre alte Moderne
Portfoliotheorie von Nobelpreisträger Harry Markowitz bis heute
in die Alltagssprache übersetzt
wird. Demnach sollten Anleger
ihr Kapital breit über unterschiedliche Einzelwerte und Anlageklassen streuen, um die Risiken zu
begrenzen.
Gerät eine Anlageklasse in Turbulenzen – so die Idee – kann eine
andere für eine gewisse Stabilität
im Portfolio sorgen. Idealerweise
entwickelt sie sich sogar positiv,
sodass die Verluste in der einen
Anlageklasse je nach Vermögensaufteilung teilweise oder sogar
vollständig durch Gewinne in einer anderen kompensiert werden.
Über etliche Jahre ließ sich
dieser Zusammenhang beim Vergleich von Aktien- und Rentenmarkt beobachten: Stieg der eine,
fiel der andere. Das Verhältnis der
Entwicklungen wird dabei von
der Korrelation gemessen, vom
völligen Gleichlauf (Wert: +1) über
Korrelation: Basis der Diversifikation
Schematische Darstellung: Verhielten sich zwei Anlagen A und B gegenläufig (Korrelation -1),
könnten sich deren Wertschwankungen ausgleichen – das wäre optimal.
Wertentwicklung Portfolio
Wertentwicklung Anlage A
Wertentwicklung Anlage B
Quelle: Invesco
eine vollständig unabhängige Entwicklung (Wert: 0) bis zum exakten Gegenlauf (Wert: -1).
Wünschenswert für Diversifikationseffekte sind dabei naturgemäß Werte zwischen 0 und -1: Entwickeln sich einzelne Wertpapiere
oder Anlageklassen unabhängig
oder gegenläufig, senkt dies das
Gesamtrisiko eines entsprechenden Portfolios.
Unter Berücksichtigung ihrer
sonstigen Eigenschaften – Aktien
als chancen- aber auch risikobehafteter Renditemotor, Staatsanleihen als Antagonist und Stabilitätsanker mit deutlich geringeren
Wertschwankungen –, ließ sich
aufgrund der negativen Korrelation lange Zeit relativ zuverlässig
ein an den jeweiligen Anlegerbedürfnissen orientiertes gemischtes
Portfolio aus Aktien, Anleihen und
Geldmarktinstrumenten zusammenstellen. Das ist das Konzept
klassischer Mischfonds, das vielfach zudem eine Diversifikation
innerhalb der Assetklassen über
Regionen und Segmente umfasst.
In zunehmendem Maß werden
unter dem vergleichsweise neuen
Namen Multi Asset zudem weitere
Anlageklassen wie etwa Rohstoffe
und Immobilien berücksichtigt. Je
nach Ansatz sehen die Fonds dabei
fixe Gewichtungen der einzelnen
Anlageklassen mit regelmäßigem
Rebalancing oder aber eine flexible Vermögensaufteilung je nach
Marktlage vor.
INVESTIEREN AUF NEUER BASIS
Unabhängig von der konkreten
Strategie für die Vermögensaufteilung stößt ein solch traditioneller
Ansatz indessen zusehends an seine Grenzen.
„Anlageklassen sind heute weniger denn je eine einfache und
verlässliche Basis für die Diversifi-
kation von Anlagerisiken“, erklärt
David Millar, Leiter des Multi-Asset-Teams bei Invesco: „Die traditionelle Welt relativ eindeutiger
Korrelationen zwischen den Anlageklassen existiert so nicht mehr.“
Daher bedarf auch zumindest
die geläufige Interpretation der
Modernen Portfoliotheorie selbst
einer Modernisierung. Schließlich
zeigen etliche Anlageklassen seit
einem Jahrzehnt vermehrt positive und immer seltener zuverlässig
vorhersagbare Korrelationen.
Eine immer engere Verflechtung der globalen Finanzmärkte,
die weltweit spürbaren wirtschaftlichen Folgen der Finanzkrise und
die entsprechenden Reaktionen aller wichtigen Notenbanken sowie
die zunehmende Digitalisierung
und verfeinerte Risikomanagementsysteme institutioneller Investoren sind die wesentlichen Ursachen für einen zunehmenden ►
19
DIE ZEHN ??? I ASSET-ALLOKATION/KORRELATION
Portfoliomanagement jenseits der klassischen Moderne
Die meisten Multi-Asset-Fonds versuchen, das Risiko über die Hinzunahme von weiteren Assetklassen zu
begrenzen. Bei zunehmender positiver Korrelation ist der Diversifikationseffekt jedoch begrenzt. Zudem
ergeben sich aus der klassischen Kapitalgewichtung vielfach unausgewogene Risikobeiträge. Bei der
Allokation nach Anlageideen sind die Risikobeiträge dagegen weitgehend gleichgewichtet und sorgen
so für echte Diversifikation
Klassischer Ansatz
Aktien, Anleihen und Alternative Investments
Neue
Anlageklassen
Moderne Lösung
Beispielhafte Risikogleichgewichtung
von Strategien
Unterteilung von
Anlageklassen
Immobilien
Rohstoffe
Private
Equity
Unternehmensanleihen
Small
Caps
Large
Caps
Strategie 1
Strategie 2
Strategie 3
Strategie 4
Strategie 5
Strategie 6
...
Schwellenländer
Staatsanleihen
Aktien
Anleihen
Alternative
Investments
Um Klumpenrisiken zu vermeiden, sollten die
Risiken eines Gesamtportfolios möglichst gleichmäßig auf viele Strategien verteilt werden
Quelle: Invesco
Gleichlauf etlicher Anlageklassen.
Erschwerend kommt hinzu, dass
sich mit klassischen Staatsanleihen dank der Notenbankpolitik
heute in der Regel keine Erträge
mehr erwirtschaften lassen, sodass ihr einstiger Status als sicherer
Hafen zumindest teilweise infrage
gestellt ist.
Die vergleichsweise hohen Preise für beinahe alle Anlageklassen
haben darüber hinaus eine erhöhte Volatilität zur Folge.
GESAMTRISIKEN IM BLICK
Wie kann man also ein Portfolio
so diversifizieren, dass sich die
Schwankungen der darin befindlichen Anlagen wenigstens zum
20 DAS INVESTMENT WISSEN
Teil ausgleichen und damit das
Gesamt­risiko begrenzt wird? Antwort: Man braucht eine Alternative zur traditionellen Diversifikation nach Anlageklassen.
Ein sinnvoller neuer Ansatz besteht darin, Portfolios unabhängig
von Anlageklassen auf übergeordneten Anlageideen aufzubauen.
„Echte Diversifikation erreicht
man nur noch, indem man sich
von der Beschränkung durch Anlageklassen völlig befreit“, erläutert
Millar.
Das Ziel ist, attraktive Renditetreiber völlig losgelöst von
ihrer Anlageklasse oder -region
zu identifizieren. Erst in einem
zweiten Schritt geht es darum, ge-
eignete Vehikel zu identifizieren,
mit denen sich von diesen Ideen
profitieren lässt.
IDEEN STATT ASSETKLASSEN
Themenfelder, aus denen derartige Ideen stammen, können beispielsweise die Entwicklung von
Währungspaaren, spezielle Sektortrends, divergierende Zinserwartungen oder Volatilitätstrends
sein. Eine Multi-Asset-Strategie,
die auf diesem Ansatz basiert,
sollte zunächst jede Idee zulassen.
Denn erst der unvoreingenommene Blick auf unterschiedlichste
Ideen ermöglicht die angestrebte breite Diversifikation, die mit
klassischen Allokationskonzepten
nicht mehr zu erreichen ist. Auf
die Erarbeitung von Ideen folgt die
detaillierte Analyse der Vorzüge
und Risiken sowie die Prüfung,
mittels welcher Anlageinstrumente sie sich umsetzen lassen.
Entscheidend ist dabei, den
identifizierten Renditebringer
möglichst pur ins Portfolio zu nehmen, ihn also von anderen Effekten abzulösen, die ein Investment
mit sich bringen kann. Hierin liegt
ein wesentlicher Unterschied zur
klassischen Herangehensweise.
DIFFERENZEN NUTZEN
So lässt sich beispielsweise die Idee
abbilden, dass sich Aktienmarkt A
künftig besser entwickeln wird als
Aktienmarkt B, ohne sich dabei
dem Marktrisiko von Markt A auszusetzen: Statt eines Investments
in Markt A, wie es der klassische
Ansatz vorsieht, isoliert der Anlageideen-Ansatz nur die Differenz
der Wertentwicklungen der beiden
genutzten Märkte.
Solange die Idee funktioniert,
Markt B also besser läuft als Markt
A, erwirtschaftet ein solcher Ansatz so unabhängig von der Gesamtrichtung beider Märkte immer einen Ertrag.
Ist eine ausreichende Zahl aussichtsreicher und umsetzbarer Ideen zusammengekommen, geht
es darum, die attraktivsten von
ihnen so miteinander zu kombinieren, dass das Gesamtrisiko des
Portfolios gegenüber den Einzelrisiken deutlich sinkt.
Dafür müssen sowohl Risikound Ertragspotenzial einer jeden
Idee, als auch mögliche Wechselwirkungen der entsprechenden
Investments untereinander genau unter die Lupe genommen
werden.
Gezielt lassen sich dabei positiv
mit dem Aktienmarkt korrelierte
„Risk-on“-Ideen mit negativ korrelierten „Risk-off“- und unkorrelierten marktneutralen Ideen
kombinieren, aus denen dann ein
systematisch stark diversifiziertes
und ausgewogenes Portfolio von
negativ oder schwach korrelierten Anlagen zusammengestellt
wird. Dessen Gesamtrisiko soll
maßgeblich unter der Summe
der Einzelrisiken der jeweiligen
Ideen-Investments liegen. Dafür
sollten die Einzelrisiken möglichst
gleich verteilt sein.
Das gelingt anders als bei einer
klassischen Allokation nicht über
den Anteil des investierten Volumens, sondern über die Betrachtung des Risikobeitrags: Wenn jede
Idee beispielsweise denselben erwarteten Renditebeitrag liefert,
lässt sich bei der erwähnten Aufteilung auf schwach korrelierte
Strategien das Renditeziel auch
dann noch erreichen, wenn einige
Ideen nicht aufgehen (siehe Grafik
auf der nebenstehenden Seite).
Dennoch sollten alle Ideen
natürlich regelmäßig auf den
Prüfstand kommen. Millar dazu:
„Mindestens einmal pro Quartal
sollte überprüft werden, ob die
Idee noch funktioniert oder ob
sich etwas in einem solchen Maß
verändert hat, dass diese Idee möglicherweise nicht mehr im Portfolio abgebildet werden sollte.“
Der Experte: David Millar
David Millar ist Leiter der Multi-AssetStrategien bei Invesco
Fakten zu Invesco
Invesco ist eine der weltweit führenden
unabhängigen Investmentgesellschaften. Mit
einem verwalteten Vermögen von knapp 800
Milliarden Dollar zählt Invesco zu den globalen
Top 20 der international tätigen Vermögensverwalter, der alle wichtigen Aktien- und
Rentenklassen abdeckt. Ein besonderer Fokus
liegt auf quantitativen Strategien und MultiAsset-Produkten. Die langjährige Präsenz auf
dem deutschen Markt im Bereich von
Publikums- und Spezialfonds stellt dabei
sicher, dass den speziellen Bedürfnissen
deutscher Anleger Rechnung getragen wird.
ANALYSE UND NEUORDNUNG
„Neben veränderten Marktbedingungen können dabei auch
Veränderungen der Korrelationen
eine teilweise Neuordnung des
Portfolios erfordern“, sagt Millar.
Schließlich zählt eine ausgewogene Risikostruktur zum Kern des
Investment-Ansatzes.
Konsequent umgesetzt, verspricht eine solche Multi-Asset-Strategie den Anlegern bei
überschaubarem Risiko Erträge,
die weitestgehend unabhängig
von der Entwicklung einzelner
Assetklassen sind – und damit ein
Portfoliomanagement, das im besten Sinn modern ist. n
21
DIE ZEHN ??? I GESPRÄCH
»In verständlicher
Sprache sprechen«
Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des Fondsverbands BVI, über
ökonomisches Grundverständnis, Altersvorsorge und Beratungsgespräche
Interview: Markus Deselaers | Foto: BVI
DAS INVESTMENT: Wie wichtig
ist es dem BVI, die Bildung in
Sachen Finanzen und Fonds mit
voranzutreiben?
Thomas Richter: Sehr wichtig. Wir
setzen uns intensiv für die Vermittlung wirtschaftlicher Grundkenntnisse an Jugendliche ein,
etwa über unsere Initiative „Hoch
im Kurs“. Viel wichtiger wäre jedoch ein Schulfach Ökonomie in
den Lehrplänen aller Bundesländer. Ein ökonomisches Grundverständnis ist inzwischen so wichtig
22 DAS INVESTMENT WISSEN
für das Leben und Wirtschaften in
Deutschland, dass der staatliche
Bildungsauftrag sich dem nicht
länger entziehen kann. Nur wer
grundlegende wirtschaftliche Zusammenhänge versteht, kann sich
als Verbraucher ein Urteil bilden.
enfonds bei der Anlage vermögenswirksamer Leistungen. Auch
die umsichtige Regulierung von
Spezialfonds zeigt, dass die Politik
diese als wichtiges Instrument für
die Kapitalanlage von Altersvorsorgegeldern anerkennt.
Steht die Politik Ihres Erachtens
hinter Investmentfonds?
Richter: Ja, das sieht man beispielsweise an der staatlichen Förderung
von Investmentfonds im Rahmen
der Riester-Rente und von Akti-
Mit dem Thema Altersvorsorge identifizieren die Deutschen
traditionell vor allem Versicherungsprodukte. Haben Sie
manchmal das Gefühl, gegen
Windmühlenflügel zu kämpfen?
Richter: Es ist ein harter Kampf,
aber es gibt Erfolge. So wird in der
tariflichen betrieblichen Altersversorgung künftig keine Garantie auf
die eingezahlten Beiträge mehr zu
erfüllen sein. Das gibt uns recht.
Garantien sind das Geschäft der
Lebensversicherer gewesen. Mit
dem Wegfall der Garantie wird der
Weg für reine Beitragszusagen und
eine ausgewogenere Kapitalanlage
frei, was angesichts der fehlenden
Zinsen dringend erforderlich ist.
Fonds können das besser als andere Anlagen. Im Übrigen führt
schon heute in der bAV an Fonds
kein Weg vorbei.
Inwiefern?
Richter: Fonds bilden das Rückgrat
für die Kapitalanlage der externen
Durchführungswege und spielen
die entscheidende Rolle für die
Ausfinanzierung von Direktzusagen, dem mit Abstand bedeutendsten Durchführungsweg der
bAV. Insgesamt sparen 50 Millionen Deutsche mit Fonds für das
Alter, entweder direkt mit Publikumsfonds oder indirekt etwa
über Lebensversicherungen und
Versorgungswerke, die in Spezialfonds investieren. Viele wissen
es nur nicht.
Wenn Sie die Regulierung Ihrer
Branche betrachten: Wo gibt es
aktuell noch Handlungsbedarf?
Richter: Überall dort, wo es Überregulierung gibt. Die Liste wäre hier
zu lang. Zum Beispiel sehen wir
dringenden Bedarf bei der Überarbeitung des Beratungsprotokolls.
Politisch ist zwar entschieden, es
im Rahmen der MiFID-II-Umsetzung durch eine Geeignetheitserklärung zu ersetzen. Damit allerdings nicht alter Wein in neue
Schläuche fließt, sollte die BaFin
die Anforderungen an die in der
Praxis überfrachteten Protokolle
durch aussagekräftige Informationen für den Anleger ersetzen.
Entscheidend ist, dass der Berater
in der Erklärung erläutert, wie seine Empfehlung zum Anlageziel,
den Kenntnissen, der Risikobereitschaft und Verlusttragfähigkeit des
Anlegers passt. Keinen Mehrwert
hingegen liefern detaillierte Aufzeichnungen dazu, wie der Anleger im Gesprächsverlauf seine
Anliegen und deren Gewichtung
geändert hat. Solche Wortprotokolle sind für alle Beteiligten
abschreckend.
Liquid Alternatives, Absolute
Return, Long-short: Investmentstrategien werden immer komplizierter. Wie schafft man es,
diese Zusammenhänge trotzdem verständlich im Beratungsgespräch zu vermitteln?
Richter: Viele Leute sagen, dass
Fonds einfacher sein müssten.
Das sehe ich anders. Wenn wir
auf schwierige Kapitalmarktsituationen reagieren müssen oder Lösungen für das Alter anbieten wollen, dann können die Antworten
darauf nicht einfach sein. Auch
der Lebensversicherung hat ihre
Komplexität nicht geschadet. Es
kommt darauf an, im Beratungsgespräch die Funktionsweise der
Produkte zu erläutern. Außerdem
müssen wir in verständlicher Sprache sprechen. Begriffe wie Liquid
Alternatives oder Long-short versteht der Kunde nicht. Wir müssen weg von diesem grauenhaften
„Denglisch“. Es ist unverständlich,
wirkt arrogant und ist meistens
leicht ersetzbar.
Der Experte: Thomas Richter
Der studierte Jurist und Investment Analyst
DVFA/CEFA ist seit 2010 beim BVI. Thomas
Richter ist Mitglied im Verwaltungsrat der
BaFin und stellvertretendes Mitglied in
deren Übernahmebeirat. Er wurde in den
Beirat des Finanzmarktwächters berufen.
Zudem ist er Vizepräsident des Weltfondsverbands IIFA und Mitglied des Vorstands
des europäischen Fondsverbands EFAMA.
Fakten zum BVI:
Der BVI vertritt die Interessen der deutschen
Investmentbranche. Die 98 Mitglieder verwalten rund 2,8 Billionen Euro in Publikumsfonds,
Spezialfonds und freien Mandaten. Sie
betreuen direkt oder indirekt das Vermögen
von 50 Millionen Menschen in rund
21 Millionen Haushalten. Der BVI ist die
Interessenvertretung der Fondsgesellschaften
gegenüber Politik und Regulatoren auf
nationaler und internationaler Ebene,
zentraler Ansprechpartner für Politik,
Verwaltung und Medien bei allen Fragen der
Kapitalanlageregulierung und Forum für den
Austausch innerhalb der Branche.
Multi-Asset-Fonds werden gern
als Nonplusultra dargestellt,
wenn es um die Kombination
aus Risikomanagement und
Renditechancen geht. Warum
hat der BVI hierfür keine eigene
Kategorie in seiner Fondsstatistik eingerichtet?
Richter: Haben wir doch. Bei uns
laufen sie unter Mischfonds. n
23
DIE ZEHN ??? I MARKT UND MEINUNG
Sparen in Deutschland:
Wunsch und Wirklichkeit
Renditeerwartung, Sicherheitsdenken und Fondsabsatz – Fakten zum Markt
Zinspolitik zeigt allmählich Wirkung
Eine Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov belegt: Ein Drittel der Deutschen gibt sich offener
gegenüber neuen Geldanlagen.
Anzahl der Befragten: 100
Die Niedrigzinspolitik der
EZB ruiniert das Sparguthaben
der kleinen Leute
38
Aufgrund der niedrigen
Sparzinsen bin ich risikobereiter
bei Geldanlagen geworden
4
18
Aufgrund der niedrigen
Sparzinsen bin ich offener
gegenüber für mich neuen
Geldanlagen
9
Ich plane, mehr in Aktien oder
Aktienfonds zu investieren,
um höhere Renditen zu erzielen
6
28
5
19
26
38
14
28
23
23
17
17
19
42
16
stimme voll und ganz zu
stimme eher zu
10
stimme eher nicht zu
stimme überhaupt nicht zu
weiß nicht, k.A.
Quelle: YouGov, Stand: April 2016
Illustration: Ae11615, seamartini/iStock
24 DAS INVESTMENT WISSEN
Wertentwicklung
Aktienfonds Deutschland
Fonds-Absatz: Netto-Mittelaufkommen 2012 bis 2016 (Jan. bis Aug.)
Multi-Asset-Konzepte konnten in den letzten Jahren (Betrachtungszeitraum jeweils
Januar bis August) bei privaten Anlegern das meiste Geld einsammeln.
%
3 Jahre
20,8
Angaben in Mrd. Euro
Aktienfonds
2012
2013
Rentenfonds
Mischfonds
%
10 Jahre
2014
2015
2016
62,2
Offene
Immobilienfonds
%
30 Jahre
Publikumsfonds ges.
599,6
Spezialfonds
(instit. Anleger)
Quelle: BVI, Stand: 30. September 2016
-10
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Quelle: BVI, Stand: 10. Oktober 2016
Sicherh
!
Traditionelle Sparprodukte:
Wunsch und Wirklichkeit
Wie beurteilen Sie Ihre Risikobereitschaft
und Renditeorientierung?
FMH-Umfrage: Die Deutschen sind bei
der Renditeeinschätzung traditioneller
Sparformen immer noch meilenweit
von der Realität entfernt.
Männer und Jüngere (bis 24 Jahre) sind laut einer
YouGov-Umfrage etwas risikobereiter als der Durchschnitt.
12 Monate, 5.000 Euro
2016 geschätzt
Männer
in Prozent
bis 24-Jährige
Ich möchte nur Sicherheit
(0% Verlust) bei minimalen
Renditechancen (bis zu 1% p.a.)
Festgeld
1,65%
gesamt
eit
0,37%
2016 real*
… hohe Sicherheit
(max. 1% Verlust p.a.) bei geringen
Renditechancen (bis zu 3% p.a.)
… mittlere Sicherheit
(max. 4% Verlust p.a.) bei mittleren
Renditechancen (bis zu 9% p.a.)
… wenig Sicherheit
(max. 10% Verlust p.a.)bei höheren
Renditechancen (bis zu 18% p.a.)
Sparbuch
0,42%
2016 geschätzt
0,07%
2016 real*
… kaum Sicherheit
(max. 15% Verlust p.a.) bei hohen
Renditechancen (bis zu 25% p.a.)
0
5
10
15
20
25
30
*Durchschnittswert
Quelle: FMH Finanzberatung, Stand: Januar 2016
Quelle: YouGov, Stand: April 2016
25
DIE ZEHN ??? I LONG-SHORT
5
Longshort
Wie funktionieren
Long-short-Investments?
Long-short-Ansätze haben sich fest im Universum der alternativen Investments
etabliert. Um möglichst marktunabhängig positive Erträge zu erwirtschaften,
können Anleger dabei auch von Abwärtsphasen profitieren
Text: Carsten Krüger | Illustration: seamartini/iStock
LONG-SHORT:
Investmentstrategie, die
Anlegern nicht nur positive,
sondern auch negative
Marktentwicklungen, wie zum
Beispiel sinkende Aktienkurse,
zunutze macht. So lassen sich
zusätzliche Chancen eröffnen,
um über der Marktrendite
liegende Ergebnisse zu erzielen
26 DAS INVESTMENT WISSEN
DREIMAL LANG, dreimal kurz.
Mehrfach hintereinander gesendet, bezeichnet dies den internationalen Morse-Notruf SOS. So
wie ein Morsecode über zwei verschiedene Zustände definiert wird,
nämlich kurz und lang, stehen
im Finanzjargon die englischen
Begriffe „long“ und „short“ für
eine Invest­mentstrategie, die mittlerweile in verschiedenen Anlagekonzepten zum Einsatz kommt.
Ziel ist es dabei, nicht nur die
Chancen auf Wertzuwächse beziehungsweise Erträge an den Kapitalmärkten zu erhöhen, sondern
auch die Rückschlagrisiken eines
Portfolios zu mindern. In einem
Umfeld steigender Schwankungen an den Märkten und aufgrund
der durch die Notenbankpolitik
des extrem billigen Geldes wegbrechenden Zinsen suchen viele
Anleger Orientierung und quasi
ein rettendes Ufer, an dem sie mit
ihrer Kapitalanlage wieder Geld
verdienen können.
Anders als im Morsealphabet
stehen die Begriffe „lang“ und
„kurz“ beziehungsweise „long“
und „short“ in der Anlegersprache vielmehr für die Richtung,
Shortselling und Leerverkäufe: Wesentliche Regulierungsansätze auf europäischer
und nationaler Ebene
1985
Ursprung der Regelungen zum Leerverkauf. Konkretes Leerverkaufsverbot,
zunächst allerdings nur für Wertpapiere. Im weiteren Zuge des
Investmentmodernisierungsgesetzes dann auch als Leerverkaufsverbot
auf alle übrigen Vermögenswerte und damit auch auf Investmentanteile
oder Geldmarktinstrumente.
2008
Während der Finanzkrise wurden Leerverkäufe für bestimmte Aktien von
Banken und Versicherungen in Deutschland und weiteren Staaten der EU
zeitweilig verboten, da sie im Verdacht standen, prozyklische
Krisenerscheinungen zu verstärken.
2010
Verbot ungedeckter Leerverkäufe gemäß dem damaligen
Wertpapier-Handelsgesetz (WpHG). Diese Regelung war eine
unmittelbare Folge der Finanzmarktkrise.
2011
Gestattung sogenannter synthetischer Leerverkäufe über durch Derivate
dargestellte Geschäfte. Zu solchen derivativen Instrumenten zählen zum
Beispiel Short-Futures, Put-Optionen und Kreditausfallversicherungen
(Credit Default Swaps).
2012
EU-Leerverkaufsverordnung mit einem europaweiten Verbot für
ungedeckte Leerverkäufe.
2013
Der Wortlaut der bisherigen Regelungen des Investmentgesetzes wird in
das neu geschaffene Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) überführt.
Quelle: Bundesverband Alternative Investments
in die sich die Kurse von Wertpapieren entwickeln. Im klassischen
Verständnis des aktiven Managements von Anlageportfolios sollen
Anleger an steigenden Notierungen von Anlageinstrumenten wie
zum Beispiel Aktien, Renten, Rohstoffe oder Währungen verdienen.
Mit anderen Worten: Man
kauft zum Beispiel eine Aktie zu
möglichst niedrigen Preisen und
verkauft diese dann zu einem höheren Preis, um dementsprechend
einen Veräußerungsgewinn zu realisieren. Der Anlageprofi spricht
bei diesem Ansatz von einer
„Long-Strategie“, wobei „long“
den Prozess steigender Kurse bezeichnet. Anlagestrategien, die
sich gezielt der Erwirtschaftung
von Wertzuwächsen durch steigende Kurse widmen, werden
häufig „Long-only“ genannt.
NICHT NUR BUY AND HOLD
Lange Zeit waren Investmentkonzepte ausschließlich auf dieses Urverständnis der Kapitalanlage ausgerichtet. Mit „Buy and hold“, also
„Kaufen und Liegenlassen“, ließ
sich über Jahrzehnte fast nichts
falsch machen, denn langfristig
entwickelten sich Börsenkurse im
Saldo stets nach oben.
„Seit Anfang des neuen Jahrtausends zeigen sich die Finanzmärkte aber weitaus unberechenbarer, nicht zuletzt durch die
zunehmende Einflussnahme von
Politik und Notenbanken. Viele
klassische Managementansätze
stoßen an ihre Grenzen“, erklärt
James Clunie, Honorarprofessor
im Bereich Finanzwissenschaft an
der University of Edinburgh, der
seit 1989 seine Erkenntnisse auch
praktisch in die Investmentbranche einbringt.
►
27
DIE ZEHN ??? I LONG-SHORT
Beispiel: Hebelwirkung bei einem Short-Trade mit CFDs
Mit CFDs kann ein Fondsmanager von fallenden Märkten profitieren, indem er „short” geht. Das unten
stehende schematische Beispiel mit CFDs auf die Bayer-Aktie verdeutlicht die Funktionsweise eines
solchen Short-Trades: Die Bayer-Aktie notiert auf Xetra bei 50 Euro (Geldseite) zu 50,12 Euro (Briefseite). Der Kurs des Bayer-CFDs ist identisch. Der Fondsmanager setzt auf fallende Kurse und verkauft
300 CFDs auf die Bayer-Aktie zum nachgefragten Preis von 50 Euro (Verkaufswert = 15.000 Euro).
Die Margin für dieses Geschäft beträgt 10 Prozent (Kapitaleinsatz = 1.500 Euro).
Verkauf 300 Bayer-CFDs
Verkaufswert (Stück x Verkaufspreis) = 15.000 Euro
Kapitaleinsatz (Margin) = 1.500 Euro
Nachfolgende Tabelle zeigt die Renditebetrachtung dieser Transaktion in Abhängigkeit vom
Kursverlauf des Bayer-CFDs nach 3 Handelstagen:
Kursverlauf Bayer
Gewinn/Verlust*
Rendite
- 4,00 Euro
+ 1200 Euro
+ 80 %
- 2,00 Euro
+ 600 Euro
+ 40 %
+ 2,00 Euro
- 600 Euro
- 40 %
+ 4,00 Euro
- 1.200 Euro
- 80 %
*ohne Berücksichtigung von Transaktions- und Finanzierungskosten
Alternative Herangehensweisen
ziehen daher in Betracht, auch
von negativen Unternehmensentwicklungen zu profitieren, die in
der Regel zu sinkenden Kursen
führen. Und genau hier setzen
Short-Strategien an.
Dabei lassen sich im Rahmen
einer aktiven Portfoliosteuerung
negative Erwartungen der Fondsmanager an die Entwicklung eines
Unternehmens gezielt über die
Eröffnung von Short-Positionen
abbilden. Möglich wird dies bei
UCITS-Fonds etwa über einen
28 DAS INVESTMENT WISSEN
CFD-Trade (siehe Grafik oben).
Die Abkürzung CFD leitet sich von
Contracts for Difference (Differenzkontrakte) ab und bezeichnet
Derivate, die mit und ohne Hebel
auf Aktien, Zinsen, Devisen, Indizes und Rohstoffe setzen können.
Der Kurs des CFDs leitet sich
von einem zugrundeliegenden
Basiswert (Underlying) ab. Zum
Einsatz kommt nicht die sonst
übliche Investitionssumme, sondern lediglich eine sogenannte
Margin (Sicherheitsleistung). Über
CFDs besteht auf diese Weise die
Quelle: CFX Broker
Möglichkeit, mit vergleichsweise
geringem Kapitaleinsatz das gleiche Kapital zu bewegen wie bei
einem Direktinvestment.
Wichtig: Da bei einem solchen
Geschäft insbesondere beim Einsatz eines Hebels nicht nur Gewinne, sondern auch stärkere
Verluste möglich sind, sollte das
Fondsmanagement über entsprechende Erfahrung mit der Materie
verfügen.
Klar ist aber: Dem Long-shortAnsatz, also der geschickten
Kombination von Strategien, die
sowohl auf steigende als auch auf
fallende Kurse setzen, kommt insbesondere in alternativen Investmentansätzen eine hohe Bedeutung zu, da diese darauf abzielen,
in nahezu jeder Marktsituation für
den Anleger positive Ergebnisse
zu erzielen.
So sind Short-Positionen häufig
integraler Bestandteil von Absolute-Return-Strategien, die sich eben
eine solche Allwettertauglichkeit
auf die Fahnen schreiben. Dazu
gehört auch das britische Investmenthaus Jupiter Asset Management, dessen Absolute-Return-Bereich seit 2013 von James Clunie
verantwortet wird.
SUCHE NACH KATALYSATOREN
Seine Short-Strategie bringt Clunie
vereinfachend so auf den Punkt:
„Man muss sehr genau beobachten, wie sich andere Marktteilnehmer verhalten. Wenn sie ihre
Aktivitäten steigern, ist das ein
gutes Signal für den Aufbau einer
eigenen Short-Position in einem
bestimmten Titel.“ Und der Experte ergänzt: „Wenn man ein überbewertetes Asset gefunden hat,
lohnt es sich, noch ein bisschen
abzuwarten, bis ein klarer Katalysator auftaucht, der den Kurs nach
unten drückt.“
Zu solchen Katalysatoren zählen für den Jupiter-Mann zum Beispiel eine Gewinnwarnung eines
Konkurrenten, Verkaufstransaktionen der Vorstände oder auch
Probleme mit der Produktpalette.
Vor allem Geduld ist für Clunie der
Schlüssel, um beim „Short-Selling“
erfolgreich zu sein.
Außerdem sei auch nichts dabei, mal Fehler einzugestehen und
Verluste zu realisieren. Allem voran steht immer ein anfängliches
Screening anhand quantitativer
Faktoren, gefolgt von Fundamentalanalysen, mit denen er herausfindet, ob ein Titel unter- oder
überbewertet ist.
Eine Aktie, die nach Ansicht
des Experten aktuell überbewertet
ist und sich für den Aufbau einer
Short-Position lohnen sollte, ist
die des US-amerikanischen Video-Streaming-Anbieters Netflix.
Die Bewertung des Unternehmens, das seinen Kundenstamm
in den vergangenen Jahren mit
einem günstigen und werbefreien
Angebot an Filmen und Serien
schnell ausgebaut hat, ist mit der
wachsenden Popularität rasant
gestiegen. Parallel hat aber die
Profitabilität nicht im gleichen
Maße zugenommen. Außerdem
sitzen dem Unternehmen große
Konkurrenten im Nacken, wie
zum Beispiel Amazon, die ihr Video-on-Demand-Angebot ebenfalls stark ausbauen.
Insofern könnten immer mehr
Anleger ihre Annahmen hinsichtlich der weiteren Zukunftsfähigkeit des Unternehmens hinterfragen und mit einer Verkaufswelle
deutliche Kursverluste auslösen.
Wer in diesem Fall eine Short-Position auf die Netflix-Aktie aufgebaut hat, würde also von dem
Kursrückgang profitieren und auf
der Gewinner- anstatt auf der Verliererseite stehen.
Der Experte: James Clunie
Der Honorarprofessor an der University
of Edinburgh leitet den Bereich Absolute
Return bei Jupiter Asset Management und
verwaltet den Jupiter Global Absolute
Return SICAV.
Fakten zu Jupiter Asset Management
Jupiter wurde 1985 als Investmentboutique
gegründet und gehört heute zu den
renommiertesten Fondsgesellschaften
Großbritanniens mit wachsender Präsenz in
Europa und Asien. Jupiters Kernkompetenz
reicht von Aktien (global, Europa, Schwellenländer) über Anleihen weltweit bis hin zu
Multi-Asset- und Absolute-Return-Strategien.
Im Mittelpunkt des aktiven Fondsmanagements
steht das Ziel, solide Erträge auf mittel- bis
langfristiger Basis bei Vermeidung unnötiger
Risiken zu erwirtschaften.
AUFWÄRTSPOTENZIAL NUTZEN
„Long“ geht Clunie aktuell zum
Beispiel bei der Aktie des dänischen Reedereikonzerns AP Moeller-Maersk. Das heißt, hier sieht er
eine Unterbewertung mit einem
entsprechenden Aufwärtspotenzial des Aktienkurses. Hintergrund:
Zuletzt war das Papier durch den
Rückgang der Frachtraten und den
stark gefallenen Ölpreis unter die
Räder gekommen.
„Alles nicht so schlimm“, betont der Head of Strategy Absolute
Return bei Jupiter Asset Management – und verweist darauf, dass
AP Moeller-Maersk langfristig gut
im Markt positioniert und nicht
von einer Pleite bedroht sei. n
29
DIE ZEHN ??? I LIQUID ALTERNATIVES
6
Liquid
Alternatives
Was können alternative
Anlagekonzepte?
Neue Möglichkeiten zur Diversifikation traditioneller Portfolien sind derzeit sehr
gefragt. Als effektiv zeigt sich – gerade bei launischen Märkten – der Einsatz
von alternativen Anlagestrategien
Text: Heino Reents | Illustration: seamartini/iStock
LIQUID-ALTERNATIVESSTRATEGIEN:
Diese Strategien streben
durch den Einsatz von Kaufund Verkaufspositionen ein
risikoreduziertes Renditeprofil
an – bis zur vollständigen
Marktunabhängigkeit der
Erträge
30 DAS INVESTMENT WISSEN
SIE GEHÖREN zu den neuen Lieblingen der Investmentbranche: Liquid Alternatives – also alternative
Strategien im Fondsmantel, die
nach der europäischen Wertpapierrichtlinie UCITS reguliert sind.
Kein Wunder: Aktien verzeichnen
teils hohe Wertschwankungen,
und auch für Anleihe-Investoren
sind die Zeiten durch historisch
niedrige Leitzinsen schwierig.
So stellen Liquid Alternatives
derzeit eines der dynamischsten
Marktsegmente im Bereich europäischer Publikumsfonds dar.
Ende September 2016 umfasste
ihr Volumen nach Angaben des
Hamburger Analyseunternehmens
Absolut Research mehr als 330
Milliarden Euro. Innerhalb weniger Jahre haben sich die verwalteten Gelder damit fast verdreifacht. Mehr als 1.000 Fonds
stehen bereits zur Auswahl – im
Gegensatz zu Hedgefonds dürfen
die UCITS-konformen Produkte
an Privatanleger verkauft werden.
Ganz wichtig aber: Liquid
Alternatives sind keine eigene
Anlageklasse. Im Grunde sind es
Investmentfonds, die sich alternativer Anlagestrategien bedie-
Stabilitätsvorteil: Steigende und fallende Kurse nutzen
Gegenüber dem europäischen Aktienindex Euro Stoxx 50 konnten Long-short-Aktienfonds in
den zurückliegenden Jahren eine klare Outperformance bei reduzierter Volatilität erreichen
40
Euro Stoxx 50
Europäische Long-short-Equity-Fonds (OGAW)
24,3%
20
0%
-7,0%
-20
-40
China-Krise
-60
-80
Lehman-/Finanzkrise
Börsen-Krise 2011
31.12.2007
27.10.2016
Quelle: Absolut|alternative, Absolut Research GmbH, Stand: 27. Oktober 2016
nen: Diese sind in der Lage, die
Risiken zu senken und geringer
zu anderen Asset-Klassen zu korrelieren – ohne dabei an Liquidität
einzubüßen.
Die Fondsmanager konzentrieren sich auf spezifische alternative Strategien, wie Event Driven,
Global Macro, Long-short Equity
oder Relative Value (siehe Grafik
Seite 32) und können eine Vielzahl
von Handelstechniken und Anlageklassen nutzen. So stehen etwa
auch Immobilien oder Rohstoffe
als Assetklassen zur Verfügung.
Obwohl die Produkte noch relativ neu sind, haben sich viele ihrer
Anlagestrategien bereits seit vielen Jahren in der Praxis bewährt.
„Alternative Strategien konnten
in der Vergangenheit nachweisen, dass sie in der Lage sind, gerade in kritischen Marktphasen
für Investoren einen Mehrwert
zu erzielen“, sagt Michael Busack
von Absolut research in Hamburg.
„Der größte Unterschied zu klassischen Hedgefonds besteht bei den
Liquid-Alternatives-Fonds aber in
der Liquidität“, so der Experte weiter. Denn es ist vorgeschrieben,
dass Anleger mindestens zweimal
im Monat ihre Anteile kaufen
oder verkaufen können. Bei den
meisten der Produkte ist das sogar
täglich möglich.
ILLIQUIDES BLEIBT DRAUSSEN
Somit sind bestimmte illiquide
Strategien von vornherein ausgeschlossen, etwa Distressed-Securities, bei denen die Fondsmanager
auf Not leidende Firmen setzen.
Auch Private-Equity-Investments
zählen somit nicht zu den Themen, mit denen sich die Manager
von Liquid-Alternatives-Fonds beschäftigen.
Und anders als bisweilen suggeriert, sind die Produkte kein Allheilmittel gegen den allgemeinen
Anlagenotstand oder die CrashAngst. So konnten sich auch die
Liquid-Alternatives-Fonds den
Turbulenzen im ersten Halbjahr
2016 nicht ganz entziehen. „Sie
sind aber auf jeden Fall geeignet,
ein Portfolio auch in unruhigen
Märkten zu stabilisieren“, unterstreicht Busack.
So lieferten etwa in europäische
Aktien investierende Long-shortFonds in Krisenzeiten gegenüber
dem Euro Stoxx 50 einen deutlichen Beitrag zur Stabilisierung eines Portfolios (siehe Chart oben).
Das erkennen auch immer
mehr institutionelle Investoren.
Laut einer aktuellen Umfrage
von Allianz Global Investors sind
weltweit mittlerweile rund drei
Viertel in Alternatives inves- ►
31
DIE ZEHN ??? I LIQUID ALTERNATIVES
Strategie-Portfolio: Liquid-Alternatives-Fonds setzen auf Vielfalt
Liquiditätsvorteil: UCITS-konforme Fonds dürfen alternative Investmentstrategien nutzen, müssen aber anders
als klassische Hedgefonds mindestens zweimal monatlich gehandelt werden können
Market Neutral
Europa
Global
USA
Event Driven
Long-short
Multi-Strategy
Global Macro
Emerging M.
Equity
Long-short
UK
Regionen
Asien
(Europa, Global, Emerging M.)
Segmente
Fixed Income
Funds of Funds
(Credit, Diversified, etc.)
UCITS Alternative Strategies
CTA
Multi Asset
Währungen
Global Macro
Rohstoffe
Volatilität
Multi-Strategy
Quelle: Absolut|alternative, Absolut Research GmbH
tiert. Wichtigster Grund dafür ist
laut der Umfrage die Vorteile der
Diversifikation (30 Prozent der
Befragten waren dieser Ansicht),
gefolgt von geringer Korrelation
zu anderen Anlageklassen (25
Prozent) und der Chance, höhere
Renditen als bei herkömmlichen
Aktien- oder Rentenanlagen zu
erzielen (14 Prozent).
Im Hinblick auf Liquid Alternatives gab mehr als die Hälfte der
Umfrageteilnehmer an, dass diese
Strategien im jetzigen Umfeld eine
wichtige Rolle bei der Portfoliokonstruktion spielen.
32 DAS INVESTMENT WISSEN
Klar ist aber auch: Anders als
bei klassischen Anlageklassen
hängen Wohl und Wehe – oder
genauer Risiko und Rendite – bei
Liquid Alternatives weniger von
den Marktbewegungen ab, sondern vielmehr von der verfolgten Strategie und natürlich vom
Manager selbst. Er ist schließlich
mit vielen Freiheiten ausgestattet
und kann flexibel ungeachtet einer Benchmark investieren.
Busack schätzt allerdings genau
diese große Flexibilität: „Mittels
derivativer Instrumente können
die Manager auf steigende und fal-
lende Kurse setzen. Dadurch sind
sie in der Regel schwankungsärmer
als reine Long-only-Produkte.“
GRÖSSERES SPEKTRUM
Wichtiger Nebeneffekt: Die höhere Flexibilität dieser Strategien
führt dazu, dass weitere, nicht traditionelle Ertragsquellen erschlossen werden können, sodass sich
das Anlagespektrum insgesamt
verbreitert.
Bereits seit dem Jahr 2004 dürfen UCITS-konforme Fonds für
ihre Anlagezwecke Derivate einsetzen. Diesen Umstand machten
Gefragte Alternative
Derzeit gibt es mehr als 1.000 Liquid-Alternatives-Fonds mit einem
verwalteten Gesamtvermögen von knapp 350 Milliarden Euro
Mrd. Euro
Anzahl Fonds
Verwaltetes Vermögen
Anzahl Fonds
400
350
300
1.400
1.200
1.000
250
800
200
Der Experte: Michael Busack
Geschäftsführender Gesellschafter
Absolut Research GmbH, Hamburg.
600
150
400
100
200
50
0
0
2016
2004
Quelle: Absolut|alternative, Absolut Research GmbH, Stand: November 2016
sich aber zunächst nur die wenigsten Fondsmanage zunutze. Erst als
nach der Finanzkrise die Anleger
mehr Regulierung, Transparenz
und Liquidität forderten, boten
die Gesellschaften Strategien, die
vormals nur in Offshore-Regionen
aufgelegt wurden, in einem stark
regulierten Fondsvehikel an.
KEIN ERSATZ FÜR ANLEIHEN
Angesichts des Marktumfelds werden Liquid-Alternatives-Konzepte
gelegentlich als Rentenersatz positioniert. Busack entgegnet hier:
„Es gibt keine alternative Strategie,
die das Profil einer Anleihe oder eines Anleiheportfolios vollständig
ersetzen könnte. Liquid Alternatives stellen aber einen Strategien-Baukasten zur Verfügung, der
es ermöglicht, zumindest ähnliche
Eigenschaften zu erzeugen, wie sie
ein Anleihen-Investor benötigt.“
Dies hat nicht zuletzt auch seinen Preis. Bei Liquid Alternatives
im UCITS-Mantel ist laut Busack
zum Teil mit deutlich höheren Gebühren zu rechnen – insbesondere
bei den kleinen Anlagebeträgen
im Privatkundenbereich.
Hinzu kommt, dass eine kompetente Beratung ohne Alternative
ist: Viele Anleger dürften damit
überfordert sein, den für ihre individuellen Bedürfnisse geeigneten
Fonds auszusuchen. Schließlich
will der eine mehr Ertrag, der andere achtet vor allem auf ein geringes Risiko und ein Dritter auf eine
besonders geringe Korrelation zu
den traditionellen Anlageklassen
Aktien und Anleihen.
„Fundierte Kenntnisse über Liquid-Alternatives-Strategien sind
somit unabdingbar“, so Busack.
Und zu hohen Renditeerwartungen sei ebenfalls entgegenzuwirken: „Man muss sich darüber im
Klaren sein, dass die Fonds steigende Marktphasen nie vollständig
mitvollziehen.“ n
Fakten zu Absolut Research
Die 2001 gegründete Absolut Research GmbH
ist ein Research-Unternehmen und Fachverlag
für institutionelle Investoren. Seit 1990
beschäftigt sich Gründer Michael Busack
ausschließlich mit dem Bereich des
institutionellen Asset Managements,
mit Alternativen Investments sowie AbsoluteReturn- und Multi-Asset-Ansätzen. Er ist
Herausgeber des Absolut|alternative, der
einzigen Analysepublikation für Liquid
Alternatives in Europa, sowie Herausgeber des
Absolut|report und des Absolut|impact, die
sich an institutionelle Investoren in Deutschland, Österreich und der Schweiz wenden.
33
DIE ZEHN ??? I RENTENFONDS
7
Rentenfonds
Welche Anleihestrategien
sind noch sinnvoll?
Seit sichere Staatsanleihen keine nennenswerte Rendite mehr bieten, suchen
Investoren nach Alternativen. Dafür müssen Anleger allerdings über die
gewohnten Anleihesegmente hinaus in neue Bereiche vorstoßen
Text: Gerd Hübner | Illustration: seamartini/iStock
BONITÄT:
Je höher die Kreditwürdigkeit, auch Bonität genannt,
desto niedriger ist der Zins,
den Anleiheemittenten
Anlegern bieten müssen
34 DAS INVESTMENT WISSEN
DANK DER EXPANSIVEN Geldpolitik der Europäischen Zentralbank
konnte der Konzern Henkel vor
Kurzem am Anleihemarkt Kapital aufnehmen und musste dafür
nicht einmal etwas bezahlen. Im
Gegenteil: Da die Rendite negativ
ist, bekommt Henkel sogar noch
Geld dafür.
„Es sind heftige Blüten, die
die EZB -Politik mit sich bringt“,
sagt Christian Jasperneite, CIO
der Privatbank M.M. Warburg.
Tatsächlich ist inzwischen nichts
mehr, wie es war. Bis zur Finanzkrise konnten Anleger mit siche-
ren Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen bester Bonität
rund 3 Prozent und mehr pro Jahr
erwirtschaften. Heute ist das nicht
mehr möglich. Zehnjährige Bundesanleihen liegen mittlerweile
bei 0,13 Prozent.
Und seit die EZB begonnen hat,
ihr Kaufprogramm auf Corporate
Bonds auszuweiten, bringen Unternehmensanleihen guter Qualität im Schnitt auch nur noch
rund 1 Prozent. „Dabei sollten
Investoren das Risiko nicht vergessen“, warnt der Experte. Denn
steigen die Zinsen, dann wird es
Macht der Masse: Wenn der Staat die eigenen Papiere kauft
Niedrige Zinsen, hohe Bond-Positionen: Die Zentralbanken horten Staats- und Unternehmenstitel
Anteil am Bond-Markt
Fed (USA)
Bank of Japan
Riksbank (Schweden)
Bank of England
EZB (Deutschland)
EZB (gesamt)
14
77
5
21
8
9
Vergleich zum BIP*
Angaben in Prozent
18
42
20
24
15
13
*BIP = Bruttoinlandsprodukt
Quelle: Citibank, IWF, M&G, Stand: Oktober 2016
vor allem bei Staatsanleihen zu
Verlusten kommen: „Als Faustregel gilt, dass bei einem Renditeanstieg um 1 Prozentpunkt der Kurs
einer zehnjährigen Bundesanleihe
um 7 Prozent zurückgeht.“
RENDITELOSES RISIKO
Staatsanleihen bieten also längst
keine risikofreie Rendite mehr,
sondern nur noch renditefreies
Risiko. Zwar können Anleger
ihre Aktienquote als Ausgleich
nach oben fahren. Doch warnt
Jasperneite: „Zum einen ist das
angesichts der hohen Kursschwankungen nicht jedermanns Sache,
zum anderen braucht es einfach
einen Rentenanteil im Portfolio,
um dieses zu stabilisieren.“
Ganz ohne Anleihen geht es
also nicht. Wie aber können Anleger festverzinsliche Wertpapiere ihrem Portfolio beimischen,
sodass dieser Teil trotzdem nennenswerte Erträge abwirft und
zugleich einen Ausgleich für den
stärker schwankenden Aktienanteil bietet?
„Wer dies über Rentenfonds
tut, muss bedenken, dass nicht
alle Strategien im aktuellen Umfeld erfolgversprechend sind“, so
Jasperneite. Um mehr Rendite
zu erwirtschaften, ist eine erste
Stellschraube die sogenannte
Duration, die durchschnittliche
Kapitalbindungsdauer in einem
Anleiheportfolio. „Um zum Beispiel mit sicheren Staatsanleihen
höhere Renditen erzielen zu können, muss ein Fondsmanager in
der Lage sein, in längere Laufzeiten zu gehen“, erklärt Jasperneite.
So bietet eine 30-jährige Bundesanleihe derzeit zumindest noch
0,7 Prozent Rendite, während Anleger für fünfjährige Titel Geld an
den Staat zahlen müssen.
Allerdings gilt auch die Faustregel: je länger die Laufzeit einer
Anleihe, um so höher der Verlust,
wenn die Zinsen steigen. „Aus diesem Grund ist es wichtig, dass ein
Rentenfondsmanager die Duration
flexibel steuern und im Extremfall
über das Portfolio hinweg sogar
negativ gestalten kann.“
Der zweite wichtige Punkt sei,
dass ein Fonds die Freiheit hat,
unabhängig von einer Benchmark
weltweit in unterschiedlichste Anleihesegmente zu investieren, so
der Experte: „Papiere von Emittenten schlechterer Kreditwürdigkeit beimischen zu können ist die
zweite Stellschraube, um im aktuellen Umfeld höhere laufende
Erträge zu erzielen.“
Das gilt etwa für Staatsanleihen
aus der Peripherie des Euroraums,
wo etwa zehnjährige portugiesische Staatsanleihen noch eine
Rendite von über 3 Prozent abwerfen. Jasperneite: „Allerdings müssen Anleger hier bedenken, dass
sie diese höhere Rendite mit einem
höheren Risiko bezahlen.“ So ►
35
DIE ZEHN ??? I RENTENFONDS
Bonitätsskala der internationalen Rating-Gesellschaften
Buchstaben und Zahlen: Rating-Gesellschaften bewerten die Zahlungsfähigkeit von Anleiheemittenten
Moody's
S&P
Fitch
Intern. Bezeichnung
Beschreibung
Aaa
AAA
AAA
Prime (Triple A)
Schuldner höchster Bonität, Ausfallrisiko
auch längerfristig fast vernachlässigbar
Aa1 bis Aa3
AA+ bis AA-
AA+ bis AA-
High grade
Sichere Anlage, Ausfallrisiko mittelfristig
so gut wie vernachlässigbar
A1 bis A3
A+ bis A-
A+ bis A-
Upper medium
grade
Sichere Anlage, wenn Gesamtwirtschaft
oder Branche nicht beeinträchtigt werden
Baa1 bis Baa3
BBB+ bis BBB-
BBB+ bis BBB-
Lower medium
grade
Durchschnittlich gute Anlage. Bei schlechterer Gesamtwirtschaft Probleme möglich
Ba1 bis Ba3
BB+ bis BB-
BB+ bis BB-
Non investment­
grade speculative
Spekulative Anlage. Bei schlechterer
Lage könnten Ausfälle drohen.
B1 bisB3
B+ bis B-
B+ bis B-
Highly speculative
Hoch spekulative Anlage. Bei schlechterer Lage sind Ausfälle wahrscheinlich.
Caa1 bis Ca
CCC+ bis C
CCC bis C
Substantial risks/
Extremely speculat.
Nur bei günstiger Entwicklung sind keine
Ausfälle zu erwarten
C
SD bis D
RD bis D
In default
Zahlungsausfall
Quelle: Moody‘s, Standard & Poor‘s, Fitch Ratings
hat Portugal bei Standard & Poor’s
nur ein Rating im Bereich BB, was
eine erhöhte Ausfallwahrscheinlichkeit impliziert. Ebenso verhält
es sich bei Unternehmensanleihen
aus dem Hochzinsbereich, wo es
derzeit noch eine Rendite von
etwa 4 Prozent gibt, oder bei USHigh-Yield-Bonds, die sogar über
5 Prozent bringen.
Ein Beispiel, das die Risiken in
diesem Segment verdeutlicht, ist
der US-Energiesektor. Dort haben
sich viele Fracking-Firmen in den
vergangenen Jahren über den Rentenmarkt verschuldet. Deren Titel
brachten zwar attraktive Renditen.
Doch mit dem dramatischen Einbruch des Ölpreises kamen viele
dieser Unternehmen unter Druck.
In der Folge kletterten die Renditen, die Kurse brachen ein. Und
etliche Konzerne wurden sogar
zahlungsunfähig. „Wichtig ist
36 DAS INVESTMENT WISSEN
deshalb, dass ein Fonds ein gut
diversifiziertes Portfolio aufweist
und keine zu großen Risiken in
solchen hoch riskanten Bereichen
eingeht“, erklärt Jasperneite. Das
Gleiche gilt für Anleihen aus den
Emerging Markets, die in Hartwährungen wie dem Euro oder
Dollar denominiert sind: Deren
Rendite beträgt rund 5 Prozent.
MIT WACHSTUMSCHANCEN
„Vor allem aber eliminieren Anleger mit diesen Papieren das
Währungsrisiko“, so Jasperneite.
Schwellenländerbonds seien derzeit auch deshalb interessant, weil
sie eine der wenigen Anlageklassen sind, wo die Chance auf eine
wirtschaftliche Belebung besteht.
Die dritte Stellschraube, über
die ein Fonds im Rentenbereich
zusätzliche Erträge erwirtschaften kann, ist die Währungsseite.
„Anleihen, die in einer anderen
Währung als dem Euro notieren,
können grundsätzlich einen Zinsvorteil bieten“, sagt Jasperneite,
„dazu können, wenn die Währung
gegenüber dem Euro aufwertet,
Wechselkursgewinne kommen.“
Allerdings ist diese Chance auch
ein Risiko: „Wertet die entsprechende Währung gegenüber dem
Euro ab, kann der Zinsvorteil
schnell aufgezehrt sein.“
Das gilt insbesondere für Anleihen aus den Schwellenländern.
Diese bieten in lokaler Währung
zwar 5 Prozentpunkte mehr als
Bundesanleihen. „Doch gerade
bei Emerging-Market-Währungen müssen Anleger mit sehr
hohen Kursschwankungen auch
im zweistelligen Prozentbereich
auf Jahresbasis rechnen“, erklärt
Jasperneite. Auch hier gilt deshalb:
Das Management eines Fonds
Der Berg wächst: Staatsanleihen mit Verlustgarantie
Marktvolumen von negativ rentierenden Staatspapieren
Billionen US-Dollar
12
Euro
Yen
Andere Währungen
10
8
Christian Jasperneite
6
Chief Investment Officer der Privatbank
M. M. Warburg & CO.
4
2
0
Oktober 2016
Januar 2014
Quelle: Bank of International Settlements/M&G, Stand: Oktober 2016
muss sich in dieser Anlageklasse
sehr gut auskennen und darf dieses Segment nur als Beimischung
betrachten. Ein anderer Weg, um
über Fremdwährungspositionen
eine Zusatzrendite zu erwirtschaften, besteht in der Beimischung
von Staatsanleihen aus Ländern
hoher Bonität.
OHNE BENCHMARK ZUM ZIEL
„Die Strategie eines Rentenfonds kann heute eigentlich nur
dann erfolgreich sein, wenn der
Fondsmanager außerhalb einer
Benchmark weltweit in die verschiedensten Anleihesegmente investieren kann“, sagt Jasperneite.
Das gilt etwa auch dahingehend, dass er zusätzlich, bei Bedarf inflationsindexierte Anleihen
beimischen kann. Deren Idee: Sie
bieten eine variable Verzinsung,
die an die Entwicklung des Verbraucherpreisindex gekoppelt ist.
Klettert die Teuerungsrate,
steigen auch der Kupon und der
Rückzahlungsbetrag der Anleihe:
„Das heißt, damit kann sich der
Fondsmanager auch für den Fall
einer anziehenden Inflationsrate
wappnen“, so Jasperneite.
Und ein weiterer Aspekt ist im
aktuellen Umfeld wichtig: „Die Berücksichtigung der Liquidität der
einzelnen Titel muss ein elementarer Bestandteil des Investmentprozesses sein“, sagt Jasperneite.
Wenn heute am Kapitalmarkt
etwas schiefgeht, wollen schließlich alle Investoren durch die
gleiche Tür aus dem Markt. Anleihen mit geringer Liquidität
könnten dann unter Umständen
nur schwer oder mit hohen Verlusten verkauft werden. Das ist
aktuell von Bedeutung, wo die
Wertpapierkäufe der Notenbanken Liquidität absorbieren, die
zugleich durch regulatorische Vorschriften verringert wird.
Fazit: Nur ein breit diversifizierter Ansatz, der fundamentale
Faktoren berücksichtigt, kann
heute im Anleihebereich noch
einen Beitrag zur Stabilisierung des
Portfolios leisten und attraktive
laufende Erträge bieten. n
Fakten zu M.M. Warburg & CO
Die 1798 gegründete unabhängige Privatbank
M.M.Warburg & CO mit Hauptsitz in Hamburg
zählt zu den traditionsreichsten Bankhäusern
in Deutschland. Zur Warburg Gruppe ingesamt
gehören renommierte Banken, Kapitalanlagegesellschaften und Tochterunternehmen. Die
Gruppe ist in Deutschland in 13 Städten sowie
im Ausland in der Schweiz (Zürich) und in
Lu­xemburg vertreten und beschäftigt rund
1.200 Mitarbeiter.
37
DIE ZEHN ??? I FONDS-RATINGS
8
FondsRatings
Wie aussagekräftig sind
Fonds-Ratings?
Fonds-Ratings versprechen, gute von schlechten Investmentfonds zu
unterscheiden. Was man über die Prognosefähigkeit von Sternen, Schulnoten
und Buchstaben wissen muss
Text: Heino Reents | Illustration: seamartini/iStock
FONDS-RATINGS:
Fonds-Ratings sind Instrumente
für Anleger, um den für
ihre Anlageziele passenden
Fonds auszuwählen. RatingAgenturen benoten dabei
bestimmte Merkmale,
Eigenschaften oder Leistungen
des Produkts
38 DAS INVESTMENT WISSEN
WER DIE WAHL HAT, hat die Qual.
Das gilt auch für Anleger, die in
Fonds investieren wollen. Tausen­
de von völlig unterschiedlichen
Produkten sind hierzulande zuge­
lassen. Und ständig kommen neue
hinzu. Die enorme Vielfalt des
Fondsangebots macht es Beratern
und Anlegern schwer, das passen­
de Finanzprodukt auszuwählen.
Orientierung im Produkt­
dschungel versprechen Fonds-Ra­
tings. Die Analysen verschiedener
Anbieter sollen Anleger bei der
Produktauswahl unterstützen. Da­
bei werden einzelne Fonds anhand
von bestimmten Kriterien über­
prüft und in ein Bewertungssche­
ma eingeordnet.
So sollen Anleger ohne Schwie­
rigkeiten erkennen können, wel­
cher Qualitätsstufe der untersuch­
te Fonds nach Auffassung der
jeweiligen Agentur zuzuordnen
ist. Zu den führenden Anbietern
hierzulande zählen Lipper, Mor­
ningstar und FERI EuroRating.
Zunächst ist es wichtig, zwi­
schen den Begriffen Rating und
Ranking zu unterscheiden. Zwar
versuchen sowohl Ratings als auch
Rankings, Fonds anhand von
Mehr Transparenz für den Fondsmarkt
Derzeit
werden
insgesamt
5.234diFonds
von rundofficium
280 Kapitalanlagegesellschaften
bewertet,
Fici
blatess
iminctate
nis magnis
iderferumqui
quia debitae pores derit estia
num die in Deutschland
zum öffentlichen
Vertrieb
zugelassen
sind.ime
Seitsusa
1998
hat sich
Anzahl
stark gesteigert.
reptae
volorpos rectem
doluptas
ab ipsa
nonsed
qui die
di cus
sumqu
Fondsanzahl
6.000
Bewertete Fonds
5.000
4.000
3.000
2.000
1.000
0
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Sep.16
Quelle: FERI EuroRating, Stand: März 2016
vorher festgelegten Kriterien zu
beurteilen. Doch ist ein Ranking
nicht das Ergebnis, sondern nur
das Verfahren zur Erstellung einer
Rangliste. Es basiert auf quanti­
tativen historischen Daten. Eine
Prognoseabsicht besteht nicht.
RANKING VS. RATING
Es soll dabei aufgezeigt werden,
wie gut oder schlecht die Leistung
des Fonds innerhalb einer Gruppe
vergleichbarer Fonds in der Ver­
gangenheit war. Ist die Beurteilung
für einen Fonds dagegen mit einer
Wahrscheinlichkeitsaussage ver­
bunden, etwa über die künftige
Wertentwicklung, handelt es sich
um ein Rating. Allerdings werden
die Begriffe im Markt nicht trenn­
scharf voneinander verwendet.
„Ich bin ein Anhänger der
Fonds-Rating-Idee. Sie sind im
Grunde so simpel, dass sie jeder
gut verstehen kann“, sagt Oliver
Everling, Geschäftsführer der Ra­
ting Evidence GmbH und ausge­
wiesener Rating-Fachmann. „Mit
Ratings können sich Anleger im
riesigen Fondsuniversum einen
ersten Überblick verschaffen.“ Die
Analysen stoßen aber auch an ihre
Grenzen, oder wie es der Experte
mit Augenzwinkern formuliert:
„Ratings sind objektiv subjektiv.“
Everling zieht den Vergleich
der Schule heran: „Die Beurtei­
lungen der Fonds haben genau die
Stärken und Schwächen, wie auch
Schulnoten sie haben.“
Denn zum einen beziehen die
Untersuchungen sich nur auf Leis­
tungen, die in der Vergangenheit
erbracht worden sind. Das birgt
die Gefahr, dass es nicht klar ist,
ob die Fonds auch in der Zukunft
ähnliche Leistungen zeigen.
Zum anderen hängen die No­
ten natürlich zu einem gewissen
Grad auch von der subjektiven
Einschätzung des Beurteilenden
ab. „Auch das weckt Erinnerungen
an die Schulzeit: Andere Lehrer,
andere Noten, das haben wir beim
Rating auch“, sagt Everling. Denn
einen einheitlichen Bewertungs­
maßstab, den alle Rating-Agen­
turen verwenden, gibt es nicht.
Wie ein Fonds abschneidet,
hängt von den speziellen Beur­
teilungskriterien einer bestimm­
ten Agentur und auch oft von der
subjektiven Einschätzung und den
Fähigkeiten des Analysten ab. Des­
halb kommen unterschiedliche
Agenturen nicht selten zu recht
verschiedenen Ergebnissen.
REGELMÄSSIGE PRÜFUNG
Um überhaupt in ein Rating-Ver­
fahren einbezogen zu werden,
muss ein Fonds gewisse Voraus­
setzungen erfüllen. Dazu gehö­
ren meistens ein Mindestvolumen
und ein Mindestalter, welches in
der Regel drei Jahre beträgt.
Zwar ist das Ergebnis des Ra­
tings immer nur eine Moment­
aufnahme, aber die meisten Ra­
ting-Anbieter überprüfen ihre
Urteile regelmäßig.
►
39
DIE ZEHN ??? I FONDS-RATINGS
Performance-Bilanz: Rating mit Prognose-Qualität
Von FERI EuroRating mit Top-Qualität bewertete Fonds (A- und B-Kategorie) schnitten in der Folgezeit (Dreijahres-Betrachtung, jährliche Rendite) besser ab als ihre Peergroup. Umgekehrtes galt für schlechter geratete Fonds.
Top A- und B-Ratings
C-, D- und E-Ratings
1,0
0,8
0,6
0,4
0,2
0%
-0,2
-0,4
-0,6
-0,8
-1,0
Aktien
Europa
Aktien
Deutschland
Aktien Welt
Aktien
Emerging
Markets
Aktien Asien
ex Japan
Aktien
Lateinamerika
Renten europ.
Währungen
Betrachtungszeitraum 3 Jahre, Quelle: FERI EuroRating, Stand: März 2016
In der Regel werden von den­
Agenturen Vergleichsgruppen
gebildet, denen sie die einzelnen
Fonds zuordnen. Beispiele von
diesen sogenannten Peer-Groups
sind etwa Aktien Deutschland,
internationale Aktien, Anlei­
hen Europa oder asiatische
High-Yield-Anleihen.
VERGLEICHBARES VERGLEICHEN
Die Kategorisierung ist wichtig,
um nicht Äpfel mit Birnen zu
vergleichen, also etwa Fonds für
asiatische Aktien mit Fonds für
russische Anleihen. Das Rating
macht aber keine Aussage über
die Entwicklung eines gesamten
Marktsegments, sondern ermög­
licht nur eine Bewertung der re­
lativen Güte der Fonds innerhalb
dieses Segments.
Zwei Kriterien sind für die Pro­
gnosefähigkeit einer Fondsbewer­
tung aussagekräftig: zum einen
die Stabilität der Bewertung und
zum anderen die Performance des
40 DAS INVESTMENT WISSEN
Investmentfonds im Vergleich zur
Peer-Group.
Das bedeutet, dass ein Fonds
mit konstant guten Bewertungen
auch künftig Top-Noten bekom­
men sollte. Und Produkte mit sehr
guten Bewertungen sollten eine
höhere Performance aufweisen als
schlechter bewertete Fonds
„Wer sich in seinen Anlageent­
scheidungen an rein quantitativen
Ratings offener Investmentfonds
orientiert, wird jedoch oft ent­
täuscht“, warnt Everling. Denn
die historische Performance eines
Fonds, aus der sich ein rein quan­
titativ ermitteltes Fonds-Rating
ableitet, gibt nur sehr begrenzt
einen Hinweis auf die zukünftige
Performance.
Deshalb ist es wichtig, zwischen
quantitativen und qualitativen
Ratings zu unterschieden. Quan­
titative Beurteilungen bündeln in
der Regel ausschließlich compu­
tergetriebene Auswertungen der
historischen Wertentwicklung
und der Preisschwankungen über
drei oder fünf Jahre in einer Note,
einem Buchstaben oder mehreren
Sternen, die das Abschneiden ge­
genüber vergleichbaren Produkten
und Indizes berücksichtigt.
Dagegen macht beim quali­
tativen Rating der quantitative
Aspekt nur einen kleinen Teil der
Note aus. Stattdessen untersucht
die Agentur weitere Faktoren,
wie die Qualität und Erfahrung
des Fondsmanagements, die Ent­
scheidungsprozesse, die Gebühren
oder die Portfoliostruktur. Dieses
Rating soll genauere Rückschlüsse
auf das zukünftige Abschneiden
eines Fonds ermöglichen.
NEUE ANSÄTZE
Einen neuen Weg will eine israeli­
sche Firma namens Sharing-Alpha
gehen: Hier werden die Einschät­
zungen vieler Teams gesammelt,
die Fonds-Ratings erteilen, also
nicht nur von Rating-Agenturen,
sondern auch von Banken und
Bewertung gefällig?
Die drei wichtigsten Rating-Anbieter in Deutschland.
Anbieter
Ratingskala
Website
FERI
EuroRating
5 Stufen, A bis E
fer.feri.de
Lipper
5 Stufen, 1 bis 5
www.lipperleaders.com
Morningstar
5 Stufen, 1 Stern bis 5 Sterne
www.morningstarfonds.de
Quelle: FERI EuroRating, Lipper, Morningstar
Finanzdienstleistern, die Empfeh­
lungen für Fonds geben.
„Die gesammelten Ratings
werden der tatsächlich zu beob­
achtenden Performance gegen­
übergestellt“, so Everling, der das
Portal für einen interessanten An­
satz hält. Sharing-Alpha errechnet
dann jeden Monat, welche Ratings
sich als zutreffend erwiesen haben
und welche Analysten beziehungs­
weise Analystenteams die beste
Trefferquote erreichte.
„Die Empfehlungen von Sha­
ring-Alpha stützen sich inzwi­
schen auf mehr als 70 Quellen, die
in ein Ranking gebracht werden“,
sagt Everling. Wer dauerhaft rich­
tig liegt und dabei auch noch die
breiteste Marktabdeckung schafft,
wird Anlegern empfohlen.
ERGEBNISSE VERGLEICHEN
Eines ist jedoch klar: „Ein Invest­
mentfonds erhält selten bei jedem
Anbieter die beste Bewertung“,
erläutert Everling. Aus diesem
Grund ist es sinnvoll, immer die
Ergebnisse mehrerer Agenturen
zu berücksichtigen.
„Anleger und Berater sollten
sich wie in einem Cockpit fühlen,
wo es verschiedene Signale gibt“,
rät der Experte. „Wenn alle Sig­
nale, in diesem Falle Ratings, auf
Grün stehen, kann man davon
ausgehen, ein gutes Produkt vor
sich zu haben.“
Doch Vorsicht ist geboten: „Ein
gutes Rating kann auch eine Art
Todesurteil für einen Fonds sein“,
weiß Everling. Denn dank guter
Noten und vieler Sterne werden
viele Anleger überhaupt erst auf
den Fonds aufmerksam und in­
vestieren in ihn.
Die nicht selten erlebte Folge ist
dann: Das Fondsvolumen wächst
stark, und der Fondsmanager be­
kommt Schwierigkeiten, die neu­
en Gelder vernünftig anzulegen.
Darunter kann die Performance
leiden, und die Gefahr ist groß,
dass die Performance absackt.
Doch festzuhalten ist: Ziel eines
Fonds-Ratings ist es, für Anleger
und Berater eine gewisse Transpa­
renz zu schaffen. Die standardi­
sierten Verfahren der Rating-Agen­
turen ermöglichen ihnen einen
Vergleich der Fondsalternativen,
ohne alle Details kennen zu müs­
sen – im Sinne einer Vorselektion.
Investoren sollten ihre Anlage­
entscheidung demnach niemals
ausschließlich auf Grundlage
von Ratings treffen. „Eine inten­
sive Auseinandersetzung mit dem
Anlageprodukt können sie nicht
ersetzen“, sagt Everling. n
Der Experte: Oliver Everling Oliver Everling ist Geschäftsführer der
Rating Evidence GmbH und Gründer und
Geschäftsinhaber der Everling Advisory
Services in Frankfurt.
Fakten zu Rating Evidence und Everling
Advisory Services
Mit seinen Unternehmen bietet Everling
Beratungsleistungen, Publikationen und
Veranstaltungen zu Rating-Fragen an. Er ist
zudem Herausgeber und Autor von zahlreichen
Büchern und Fachbeiträgen zum Thema Rating.
Everling schreibt regelmäßig auf seinem Blog
www.everling.de, der bereits mehrfach als
„Finance Blog of the Year“ nominiert wurde.
41
DIE ZEHN ??? I FONDS & STEUERN
9
Fonds &
Steuern
Was müssen Berater und
Anleger bei der
Fondsauswahl beachten?
Ungeliebt, aber wichtig bei der Auswahl geeigneter Investmentfonds:
das Thema Steuern. Dies gilt umso mehr angesichts der anstehenden Reform
Text: Claudia Lindenberg | Illustration: seamartini/iStock
INVESTMENTBESTEUERUNG:
Bislang werden steuerpflichtige Erträge von
Publikumsfonds auf
Anlegerebene besteuert.
Ab 2018 werden inländische
Dividenden sowie Einnahmen
aus der Vermietung und dem
Verkauf deutscher Immobilien
auf Fondsebene besteuert
42 DAS INVESTMENT WISSEN
ANLEGER, DIE IHR DEPOT um Investmentfonds erweitern wollen,
stehen vor vielen Fragen: Welche
Anlageklasse passt? Wie hoch soll
die Summe sein, die in den Fonds
fließt – und welches Fondskonzept ist stimmig? Und damit nicht
genug: Auch das Thema Steuern
muss beachtet werden – insbesondere angesichts der 2018 anstehenden Reform der Besteuerung
von Investmentfonds.
Bislang gilt: „Investmentfonds
sind auf Fondsebene steuerbefreit,
die Besteuerung findet auf Anlegerebene statt, Erträge sind dabei
auch dann zu versteuern, wenn
diese nicht ausgeschüttet, sondern
einbehalten werden“, erläutert Sebastian Meinhardt, Partner Tax
bei der Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsgesellschaft KPMG.
Anleger müssen allerdings einiges beachten: So kommt es bei
thesaurierenden Fonds darauf an,
wo sie ihren Sitz haben. Liegt das
Fondsdomizil in Deutschland,
führt die Fondsgesellschaft die
Abgeltungssteuer zuzüglich Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer
auf die Erträge wie Zinsen, Dividenden und Kursgewinne an das
Ab 2018: Teilfreistellung
Im Zuge der Investmentsteuerreform wird 2018 die Teilfreistellung eingeführt, um die Vorbelastung deutscher
Dividenden und Immobilieneinkünfte zu kompensieren. Sie fällt je nach Anlageklasse unterschiedlich hoch aus.
Der Aktienanteil muss bei Aktienfonds mindestens 51Prozent betragen, bei Mischfonds 25 Prozent. Bei Immobilienfonds hängt die Teilfreistellung vom Anteil ausländischer Immobilien ab. Beträgt er mehr als 51 Prozent, ist
die Teilfreistellung aufgrund der Auslandsquellensteuer höher.
Aktienfonds
Mischfonds
Immobilienfonds
Fokus Inland
Immobilienfonds
Fokus Ausland
Privat
30%
15%
60%
80%
Personengesellschaften
(nicht vermögensverwaltend)
60%
30%
60%
80%
Kapitalgesellschaften
80%
40%
60%
80%
Anleger
Quelle: KPMG
Finanzamt ab. Die depotführende
Bank bestätigt die Steuerzahlung
wiederum mit der jährlichen
Steuerbescheinigung, der Anleger
selbst muss sich also um nichts
kümmern. Aktiv werden sollte er
allerdings, wenn der persönliche
Steuersatz unter 25 Prozent liegt.
MEHR AUFWAND
Anders sieht es bei ausländischen
Fonds aus, deren ISIN nicht mit DE
beginnt: Hier müssen Anleger sich
um die Deklaration der erzielten
Erträge kümmern – auch wenn der
Fonds im Depot einer deutschen
Bank gehalten wird. Dies kann
sich je nach Fondsgesellschaft und
den Angaben, die sie macht, sehr
umständlich gestalten.
Eine weitere Tücke droht beim
Verkauf ausländischer thesaurierender Fonds: Die deutsche Depotbank behält die Abgeltungssteuer
auf den gesamten Wertzuwachs
ein – und zwar auch dann, wenn
die Erträge jährlich in der Steu-
ererklärung aufgeführt wurden.
Um diese Doppelbesteuerung
auszuschließen, müssen Anleger
das Finanzamt im Jahr des Verkaufs zur Erstattung der zu viel
gezahlten Steuer auf die Erträge
auffordern.
Mit der bislang aufwendigen
Handhabe der thesaurierenden
Auslandsfonds ist ab 2018 jedoch
Schluss: Im Zuge der Reform des
Investmentsteuergesetzes werden
dann die Depotbanken für die Versteuerung der laufenden Erträge
zuständig sein. Damit entfällt
künftig der Aufwand für Anleger,
alljährlich diese Angaben für die
Steuererklärung zusammenzutragen. Auch beim Verkauf der
Fondsanteile übernimmt die Depotbank die Arbeit, der Aufwand
für das Vermeiden der Doppelbesteuerung entfällt damit künftig
ebenfalls auf Anlegerseite.
Neben der Gleichstellung der
steuerlichen Behandlung dieser
Fonds bringt die Steuerreform
weitere diverse Neuerungen mit
sich. So werden auf Fondsebene in
Zukunft 15 Prozent Steuern auf in
Deutschland anfallende Dividenden, Mieterträge sowie Gewinne
aus dem Verkauf inländischer Immobilien fällig.
Damit es beim Fondsanleger
bei Ausschüttungen und Verkaufsgewinnen nicht zu einer
Doppelbesteuerung kommt, werden die Ausschüttungen teilweise
freigestellt. Die Höhe der sogenannten Teilfreistellung von der
Abgeltungssteuer hängt von der
Fondsgattung ab (siehe Grafik
oben).
Mit 30 Prozent am niedrigsten
ist sie bei Aktienfonds, am höchsten ist sie mit 80 Prozent bei Immobilienfonds mit Schwerpunkt
auf Auslandsimmobilien. Künftig
kommt es damit stärker auf die
Anlagerichtlinien der Fonds an.
So ist beispielsweise dann von
einem Aktienfonds die Rede, wenn
er zu mindestens 51 Prozent ►
43
DIE ZEHN ??? I FONDS & STEUERN
So wird die Vorabpauschale ab 2018 berechnet
Ab 2018 gelten neue Regeln für die Besteuerung sogenannter ausschüttungsgleicher Erträge. Diese sehen
vor, dass eine Vorabpauschale ermittelt wird, die als Basis für die Besteuerung dient.
Für 2016 beträgt der zur Berechnung erforderliche Basiszinssatz 1,1 Prozent. Angenommen, der Rücknahmepreis einer Aktie beträgt zu Beginn des Kalenderjahrs 100 Euro, dann ergibt sich folgende Berechnung:
100 Euro x 70%
= 70 Euro
=
–
=
70 Euro x 1,1% Basiszins
= 0,77 Euro Basisertrag
abzüglich Ausschüttung im
Kalenderjahr, hier = 0
Vorabpauschale: 0,77 Euro
Teilfreistellung: 0,23 Euro (hier Aktien, also 30% von 0,77 Euro)
steuerpflichtige Vorabpauschale: 0,54 Euro
Für 2015 mit einem Basiszins von 0,99 Prozent hätte die steuerpflichtige Vorabpauschale für das genannte Beispiel 0,49 Euro betragen, für 2014 mit einem Basiszins von 2,59 Prozent ergibt sich ein Wert von 1,27 Euro.
Quelle: KPMG, eigene Berechnungen
in Aktien investiert – auch dann,
wenn der Rest des Portfolios in Anleihen gehalten wird. Ein solcher
Fonds ist künftig beispielsweise
steuerlich günstiger als ein Fonds
ohne feste Anlagerestriktionen.
Nachteilig wirkt sich die Teil­
freistellung auf Anleger aus, deren
Erträge unterhalb des Freibetrags
von 801 Euro (Ledige) beziehungsweise 1.602 Euro (Verheiratete)
liegen: Ihre Erträge werden auf
Fondsebene künftig besteuert,
aber sie profitieren nicht von der
Teilfreistellung.
DIE VORABPAUSCHALE
Neu ist auch die Vorabpauschale,
die ab 2018 die Abgeltungssteuer
auf sogenannte ausschüttungsgleiche Erträge bei thesaurierenden
Investmentfonds ablöst. Die depotführende Bank ermittelt künftig den Wert, die Höhe soll einer
44 DAS INVESTMENT WISSEN
risikolosen Anlage entsprechen.
„Diese wird durch die Multiplikation von 70 Prozent des Basiszinssatzes der Bundesbank mit dem
Fondsanteilswert ermittelt“, so
Meinhardt. 2015 beispielsweise
betrug der Basiszins 0,99 Prozent,
bei einem Aktienfonds hätte sich
eine Vorabpauschale in Höhe von
0,49 Prozent des Anteilswerts zu
Beginn des Kalenderjahrs ergeben
(siehe Beispielrechnung oben).
„Die Höhe der Vorabpauschale ist auf den Wertzuwachs des
Fonds im Kalenderjahr begrenzt“,
ergänzt der KPMG-Partner. Beim
Verkauf der Fondsanteile werden
die bereits versteuerten Vorabpauschalen mit dem Veräußerungsgewinn automatisch verrechnet,
um eine Doppelbesteuerung auszuschließen. Führt die Vorabpauschale künftig zu einer höheren
Steuerlast als die bisherige Be-
steuerung der Thesaurierungen?
„Dies lässt sich pauschal nicht beantworten, da hier verschiedene
individuelle Faktoren eine Rolle
spielen“, sagt Meinhardt.
Fest steht: Je höher das Zinsniveau ist, desto höher fällt die
Besteuerung aus.
NEUES FÜR SPEZIALFONDS
Anders als bei den Publikumsfonds
wird es bei Spezialfonds ab 2018
ein Wahlrecht geben. Damit können die Fonds weiterhin nach dem
Transparenzprinzip behandelt
werden und bleiben selbst steuerfrei, während die Besteuerung auf
Anlegerebene anfällt. Wahlweise
kann auch die Besteuerung auf
Fondsebene erfolgen.
„Neu ist auch, dass Privatanleger ab 2018 nicht mehr in Spezialfonds investieren dürfen, und
zwar auch nicht indirekt – etwa
über zwischengeschaltete vermögensverwaltende Personengesellschaften“, so Meinhardt. Für
bestehende Investments von Privatanlegern gibt es allerdings eine
Übergangsfrist bis 2020, wenn die
Fondsanteile vor dem 24. Februar
2016 erworben wurden.
„Erfolgt der Erwerb nach diesem Stichtag, gilt die Übergangsregelung bis 2030. Da im Übergangszeitraum ab 2018 aber nicht
mehr der Abgeltungssteuersatz,
sondern der persönliche Steuersatz
zur Anwendung kommt, dürfte
das Halten von Spezialfonds für
Privatanleger über den 1. Januar
2018 hinaus im Regelfall nicht
mehr sinnvoll sein“, sagt Steuer­
experte Meinhardt.
BESTANDSSCHUTZ ENTFÄLLT
Eine weitere wichtige Neuerung:
Bislang können vor 2009 erworbene Fondsanteile komplett steuerfrei veräußert werden. Ab 2018
gelten alle vor dem 31. Dezember
2017 erworbenen Fondsanteile
als „fiktiv veräußert“ und am
1. Januar 2018 als „fiktiv wieder
angeschafft“. Somit fällt der Bestandsschutz für die vor Einführung der Abgeltungssteuer gekauften Fondsanteile.
Zum Ausgleich räumt der Fiskus
allerdings einen Freibetrag von
100.000 Euro ein: Erst wenn der
Verkaufsgewinn diesen Wert – gemessen ab dem Stichtag 1. Januar
2018 – überschreitet, fällt Abgeltungssteuer an. Buchgewinne
bis Ende 2017 bleiben ebenfalls
außen vor.
Für Kleinanleger ist diese Neuerung insgesamt eher nicht von
Belang. Anders sieht es für Investoren mit größeren Anlagebeträgen aus, bei denen diese Grenze
überschritten wird.
Wichtig zu wissen: Werden Investmentfondsanteile vererbt oder
verschenkt, gelten sie nicht als
veräußert und unterliegen damit
je nach individueller Situation des
Begünstigten der Erbschafts- oder
Schenkungssteuer. Abgeltungssteuer fällt erst beim Verkauf der
Anteile an, die steuerliche Behandlung unterscheidet sich dann
nicht mehr von der Besteuerung
selbst angeschaffter Fondsanteile.
Neuerungen in puncto Steuern
hat der Gesetzgeber zudem für
sogenannte Cum-Cum-Geschäfte,
bei denen Steuerausländer Aktien
kurz vor der Ausschüttung der Dividenden an Steuerinländer – etwa
deutsche Banken – übertragen.
Über ein Termingeschäft kaufen
sie diese sofort zurück. Mittels der
Transaktionen konnten Steuerausländer die steuerpflichtigen Dividenden bislang in steuerfreie Veräußerungsgewinne umwandeln.
Steuerinländer wiederum erhielten den Großteil der Kapitalertragssteuer erstattet oder angerechnet. Rückwirkend zum 1. Januar
2016 schließt der Gesetzgeber dieses Steuerschlupfloch jedoch: Ab
diesem Stichtag können nur noch
10 Prozent der Kapitalertragssteuer
angerechnet werden, allerdings
werden auch nur 85 Prozent der
Bruttodividende steuerpflichtig.
Sebastian Meinhardt Steuerberater, Partner, Financial Services,
KPMG Frankfurt.
Fakten zu KPMG
Die Ursprünge des Firmennetzwerks KPMG
reichen bis 1890 zurück. Weltweit sind rund
174.000 Mitarbeiter in 155 Ländern tätig,
in Deutschland gehört KPMG zu den führenden
Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen mit rund 9.800 Mitarbeitern an
bundesweit 20 Standorten.
WELCHE AUSNAHMEN GELTEN?
Es gibt indes Ausnahmen: Etwa
wenn die Aktie mindestens 45 von
91 Tagen rund um den Dividendenstichtag gehalten wird und zu
weniger als 30 Prozent durch Derivate oder Ähnliches abgesichert
war. „Auch bei Dividendenerträgen von weniger als 20.000 Euro
oder wenn die Aktie am Tag der
Ausschüttung mehr als ein Jahr
im Bestand war und der Anleger
durchgehend wirtschaftlicher Eigentümer war, greift diese Neuregelung nicht“, so Meinhardt.
Sein Fazit: „Private und Institutionelle Investoren sollten ihre
Portfolios aufgrund der Änderungen frühzeitig überprüfen und gegebenenfalls ändern.“ n
45
DIE ZEHN ??? I MIFID II
10
MIFID II
Wie müssen sich Finanzberater auf die neuen
Regelungen vorbereiten?
Die ab Januar 2018 auch in Deutschland umgesetzte EU-Finanzmarktrichtlinie
MIFID II regelt vieles für Finanzberater neu. Unter anderem gelten hohe Transparenzanforderungen – ein Blick auf die Rahmenbedingungen
Text: Oliver Lepold | Illustration: seamartini/iStock
MIFID II:
Abkürzung für „Markets in
Financial Directives“:
EU-Richtlinie zur
Harmonisierung der
Finanzmärkte im europäischen
Binnenmarkt; regelt unter
anderem auch die Pflichten für
Finanzberater
46 DAS INVESTMENT WISSEN
AUFGESCHOBEN IST nicht aufgehoben – nach langem Anlauf und
später als ursprünglich geplant,
wird die EU-Finanzmarktrichtlinie
MIFID II im Sommer 2017 in deutsches Recht überführt. Das Wertpapierhandelsgesetz und andere
Gesetze müssen dazu geändert
werden. Ab Januar 2018 werden
zahlreiche neue Regularien neben
dem Wertpapier- und Börsenhandel auch die Anlageberatung und
Vermögensverwaltung betreffen.
Noch fehlen manche Details,
doch die Eckdaten sind nach Veröffentlichung diverser delegierter
Rechtsakte und Verordnungen der
EU-Kommission im April und Mai
2016 im Wesentlichen klar.
Details zur Umsetzung in deutsches Recht werden für das Frühjahr 2017 erwartet. Der deutsche
Gesetzgeber hat Spielraum; neben
der Minimalumsetzung können
auch strengere Bestimmungen erlassen werden. „Die Auswirkungen
auf die Anlageberatung werden
jedenfalls gravierend ausfallen“,
sagt Frank Ulbricht, Vorstand des
Maklerpools BCA und der Bank
für Vermögen. Die MIFID II verlangt etwa eine Erläuterung, wie
Die fünf Phasen des Beratungsprozesses
Waren zuvor lediglich Teile des Vertriebsprozesses in der Anlagevermittlung über MIFID I reguliert, wird nun umfas­
send auch der Prozess der Produkterstellung erfasst. Bereits regulierte Abschnitte werden nachjustiert, die bisherigen
zusätzlichen deutschen Regulierungen müssen MIFID II angepasst werden
Typischer Vertriebszyklus: Künftige Anforderungen gemäß MIFID II/MIFIR
Produkterstellung
Vertrieb
Phase 1
Produktkon­zeption,
Vertriebsstrategie
Phase 2
Produkteinführung
in den Vertrieb
uwendungen,
Z
Vergütungen
uwendungen,
Z
Vergütungen
uwendungen,
Z
Vergütungen
uwendungen,
Z
Vergütungen
overnance,
G
Strategie
uswahl Produkt­
A
partner
und Produkte
Interessen­konflikte
eeignetheit,
G
Angemessenheit,
Execution-only
Produktkonzep­
tionsprozess
Produktdoku­
mentation
ehördliche Ein­
B
griffsbefugnisse
Produkteinfüh­
rungsprozess
ehördliche Ein­
B
griffsbefugnisse
Phase 3
Organisation
des Vertriebs
Werbung
P ersonal, insbesondere Berater
Vertriebsvorgaben,
Incentivierung
ehördliche
B
Eingriffsbefugnisse
Phase 4
Beratung, Produkt­
verkauf, Dokumen­
tation
Informationen,
Transparenz
okumentation,
D
Aufzeichnungen
ehördliche Ein­
B
griffsbefugnisse
bereits von MIFID I über WpHG/WpDVerOV reguliert, nun auch in MIFID II enthalten
bereits über Anlegerschutz- und Funktionsverbesserungsgesetz (AnsFuG) reguliert,
nun auch von MIFID II erfasst
erstmals reguliert durch MIFID II
Phase 5
Auftragsaus­führung,
After Sales
Best Execution
unden­
K
reporting
Beschwerden
After Sales
Services
ehördliche
B
Eingriffsbefugnisse
Fälligkeit/Ablauf
des Produkts
beziehungsweise
Veräußerung
durch Kunde
Quelle: KPMG
die Beratung konkret auf die individuellen Präferenzen, Ziele und
sonstigen Merkmale des Privatkunden abgestimmt wurde.
Damit verbunden ist die Product Governance. Produktgeber
auf der Investmentseite ebenso
wie der Vertrieb müssen klar definieren, für welche Zielgruppe die
jeweiligen Produkte geeignet sind.
Und zwar nicht nur im Moment
des Verkaufs, sondern auch in regelmäßigen Abständen danach.
Wie wird eine solche Definition
aussehen? Ulbricht: „Vermutlich
bleibt es bei der allgemeinen Un-
terscheidung zwischen Privatkunden und professionellem Kunden,
wobei Letzterer auch ein Endkunde sein kann.“ Dieser müsse dann
den Nachweis profunder Kenntnisse erbringen. Die zur Beratung
notwendigen Unterlagen werden
sich unterscheiden, denn ein professioneller Kunde benötige eine
weniger ausführliche Aufklärung.
Der BCA-Vorstand nennt weitere Punkte, die in jeder Anlageberatung künftig abgefragt werden
müssen: das Anlageziel (etwa Vorsorge oder Sparen für Kinder), der
Anlagehorizont und die Verlust-
tragfähigkeit müssen konkretisiert
werden: Der Berater muss wissen,
wie viel Verlust sein Kunde maximal ertragen kann und will, und
dies dann im Verhältnis zur Renditechance betrachten. All dies hat
unmittelbare Auswirkung auf die
Produktauswahl in der Beratung.
„Offen ist, wie genau die Gesellschaften die Risikobewertung
für Fonds gestalten werden. Der
Summary Risk Indicator (SRI)
reicht nicht aus, es werden andere Kategorien hinzukommen“,
so Ulbricht. „Wir hoffen, dass die
ESMA hierbei eine einheitliche ►
47
DIE ZEHN ??? I MIFID II
Der Zeitplan für die Umsetzung von MIFID II
In mehreren Stufen wird die komplexe und umfassende Regulierung der Finanzmärkte und ihrer Akteure durchgeführt.
Anfang 2017 sollen die MIFID­Regularien EU­weit gelten – ein Termin, der nach jüngsten Meldungen allerdings noch
verschoben werden könnte
14. Januar 2014:
Politische Einigung
im Rahmen des Trilog
23. April 2014: Kommission
bittet ESMA um Rat hinsichtlich
delegierter Rechtsakte (Level 2)
2014
2013
12. Juni 2014: Veröffent­
lichung von MIFID II und
MIFIR im Amtsblatt der EU
15. April 2014:
Annahme der finalen Texte
durch Plenum EP
Mai 2013:
Verkündung Hoch­
frequenzhandelsgesetz
Juli 2013:
Verkündung Honoraranlage­
beratungsgesetz
seit Q1 2013:
Erarbeitung der konkretisierenden
Level­2­Texte
Was MIFID II in der Anlageberatung regelt (Auswahl)
• Product Governance:
Zielmarktbestimmung für Produkte
• Vergütungsgrundsätze
• Annahme von Anreizen (Zuwendungen)
• Compliance
• Interessenkonflikte
• Kundeninformationen
• Kostentransparenz
• „unabhängige“ Anlageberatung
• Geeignetheit und Angemessenheit
• Reportingpflichten gegenüber Kunden
• Best Execution
• Aufzeichnungspflichten
• Product Intervention: Eingriffe der Aufsicht
48 DAS INVESTMENT WISSEN
22. Mai 2014:
Veröffentlichung Konsultations­
papier und Diskussionspapier
europäische Vorgehensweise vorschlägt.“
Tragfähige technische MIFID-konforme Lösungen, die den
Berater entlasten und gleichzeitig
rechtssicher sind, liegen BCA als
Servicedienstleister und Haftungsdach am Herzen.
Für BCA besonders wichtig ist
die durch MIFID II geforderte Vertriebseinheit. Der Pool muss den
Input der Produktgesellschaften in
seinem eigenen System umsetzen
und dann dem Vermittler in geeigneter Form zur Verfügung stellen,
zum Beispiel auf der Kostenseite.
Klar ist: Die Transparenz wird
durch MIFID II branchenweit zunehmen: So müssen dem Endkunden alle Fondskosten offengelegt
werden, etwa Performance Fees
oder Transaktionskosten.
Die Gesamtkostenquote des
Fonds muss inklusive der künftig
zu erwartenden Transaktionskos-
ten bereits in der Beratung dargelegt werden. Nach Ablauf des
Geschäftsjahrs des Fonds müssen
die tatsächlichen Kosten und die
Kostenquote dem Endkunden mitgeteilt werden.
Falls sich der Berater als „unabhängig“ bezeichnen will, darf er
keine Zuwendungen von Dritten
mehr annehmen und ist faktisch
in der Honorarberatung. Dieses
Provisionsverbot hinsichtlich der
Zuwendungen gilt auch in der Vermögensverwaltung.
„Falls doch Zuwendungen fließen, müssen sie an den Kunden
rückvergütet werden. Der Berater
benötigt Zugriff auf ein unabhängiges Research und muss die Produktauswahl aus einem großen
Universum treffen“, so Ulbricht.
Auch hier steckt der Teufel im
Detail, und der deutsche Gesetzgeber wird noch den Rahmen zu
definieren haben.
Gesetzgebung auf EU­Ebene
Gesetzgebung in Deutschland
ESMA Aktivitäten
voraussichtlich Ende 2015
(mehrfach verschoben): Veröffentlichung
delegierter Rechtsakte im Amtsblatt der EU
2015
Juni 2015:
Verabschiedung Klein­
anlegerschutzgesetz
2016
Oktober 2015:
Referentenentwurf Finanzmarkt­
modernisierungsgesetz
2017
bis 3. Juli 2017:
Umsetzung der
neuen Regelungen
ab 3. Januar 2018:
Anwendung der
neuen Regelungen
19. Dezember 2014:
Veröffentlichung technische Stellungnah­
me und Konsultationspapier
Quelle: KPMG
Wer weiterhin über Abschlussund Bestandsprovisionen vergütet
wird, gilt als abhängiger Berater
und muss dies entsprechend offenlegen. Auch hier muss der Kunde neutral auf breiter Basis von Research und Fondsauswahl beraten
werden. Zudem muss der Berater
den Nachweis erbringen, dass die
Annahme der Zuwendungen die
Qualität der Beratung steigert.
Alles dies muss protokolliert
werden, auch hier wird die Ausgestaltung durch den deutschen
Gesetzgeber spannend. Pools
und Haftungsdächer wie BCA
stellen hier bereits seit Längerem
Vergleichs- und begründete Empfehlungslisten zur Verfügung und
garantieren dem Berater eine neutrale und hochwertige Analyse.
„Insgesamt wird MiFID II
den Konsolidierungsprozess am
Markt beschleunigen, unter MiFID II werden die administrativen
Aufgaben für Berater erhöht. Bei
der Bewältigung dieser Aufgaben
werden wir als Pool und Haftungsdach den Berater entsprechend
unterstützen und ihm entsprechende Tools zur Verfügung stellen“, sagt Ulbricht. Angesichts der
neuen Anforderungen kann ein
unabhängiger Investmentberater
nur mit ausreichend technischer
Unterstützung am Markt seinen
Beratungsprozess optimieren.
„Über unsere hauseigene Bank
steht entsprechendes institutionelles Know-how zur Verfügung“,
so Ulbricht. „Auch das unabhängige Research, das die MIFID II
vom Berater fordert, befindet
sich im Haus. Und über unsere
Private-Investing-Schiene haben
BCA-Partner darüber hinaus Zugang zu einer vermögensverwaltenden Fondslösung, die bereits
heute den Anforderungen von
MIFID II genügt.“ ■
Der Experte: Frank Ulbricht
Vorstand des Maklerpools BCA und der
Bank für Vermögen
Fakten zu BCA:
BCA wurde 1985 gegründet und gehört heute
mit knapp 10.000 BCA-Partnern zu den führenden Maklerpools in Deutschland. Zur Unternehmensgruppe gehört auch die BfV Bank für
Vermögen (bis 2012: BCA Bank).
49
DIE ZEHN ??? I QUIZ
Illustration: seamartini/iStock
Der Wissens-Test:
Kennen Sie die Lösungen?
Risikomaße, alternative Investmentstrategien, Fonds und Steuern:
Zehn Fragen zu den zehn Themen dieses kleinen Kompendiums,
die Sie nach der Lektüre leicht beantworten können
1
Welches Risikomaß liegt dem Synthetischen Risiko
Rendite Indikator (SRRI) zugrunde?
a. Maximum Drawdown
b.Value at Risk
c.Volatilität
d.Expected Shortfall
50 DAS INVESTMENT WISSEN
2
Welche beiden Größen setzt die Sharpe-Ratio
ins Verhältnis?
a.Den Anteil positiver Tages-Performances und die
Volatilität eines Fonds
b.Die Volatilität eines Fonds und die Volatilität der
Benchmark
c. Den Maximalverlust und die Wiederaufholungs periode eines Fonds
d.Die über den risikolosen Zins erwirtschaftete Rendite
und die Volatilität eines Fonds
Mittels welcher Finanzinstrumente lässt sich die
implizite Volatilität, also die erwartete Schwankungsintensität von Aktien, bestimmen?
a.Futures
b.Forwards
c.Optionen
d.Swaps
4
5 Welchen Vorteil bietet ein CFD für Manager von
UCITS-Fonds, die auch auf alternative Strategien
setzen?
a.CFD heißt „Concentrated Fund Development“:
Mithilfe dieses Tools wird die Auswahl der
geeigneten Investmentstrategie erleichtert
b.CFD heißt „Contracts for Difference“: Über dieses
Instrument kann der Fondsmanager fallende Kurse
nutzen
c. CFD heißt „Checks for Datamining“: Diese Methode
hilft bei der Analyse von Unternehmen, zu denen
sehr viele Daten vorliegen
d.CFD heißt „Chambered Finding of Disorder“:
Finanzprodukt, das kontrolliert in Titel mit geringerer
Bonität und höherer Rendite investiert
a.Nein, die strengen UCITS-Regularien
verhindern dies
b.Nein, es gibt nicht die eine Strategie, die das
Profil eines Anleiheportfolios erzielt
c. Ja, Liquid Alternatives verfügen über dieselben
positiven Eigenschaften wie Anleihen
d.Ja, aber bestimmte Strategien sind nicht für
Privatanleger zugänglich
Was gehört in der Regel zu den wichtigsten Kriterien
bei einem Fonds-Rating?
a.Die Höhe des Fondsvolumens
b.Die Wertentwicklung im Verhältnis zum
eingegangenen Risiko
c. Die Anzahl der Investoren
d.Die Umschlagshäufigkeit im Portfolio
9
Ab dem 1. Januar 2018 ändert sich die steuerliche
Behandlung von Kursgewinnen bei der Veräußerung
von Investmentfondsanteilen. Welche Aussage
trifft zu?
a.Ab dem 1. Januar 2018 anfallende Kursgewinne
werden unbegrenzt steuerpflichtig
b.Ab dem 1. Januar 2018 anfallende Kursgewinne oberhalb eines Freibetrags von 100.000 Euro
werden steuerpflichtig
c. Für ab dem 1. Januar 2018 anfallende Kursgewinne
von Fonds, die vor dem 1. Januar 2009 erworben
wurden, gilt ein Freibetrag von 100.000 Euro
d.Veräußerungsgewinne aus Fonds, die vor dem
1. Januar 2009 gekauft wurden, bleiben unbegrenzt
steuerfrei
10 Was kennzeichnet laut den Regularien nach MIFID II
Eignen sich Liquid Alternatives als kompletter Ersatz
für die Anlageklasse Anleihen?
Warum sollten Anleger festverzinsliche Wertpapiere
in ihrem Portfolio berücksichtigen?
a.Weil sie eine positive Rendite liefern
b.Weil sie Sicherheit bei steigenden Zinsen bieten
c. Weil sie ein Portfolio in turbulenten Phasen stabilisieren
können
d.Weil sie vor steigender Inflation schützen
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Eine hohe positive Korrelation unterschiedlicher
Anlageklassen hat zur Folge, dass ein gemischtes
Portfolio mit diesen Anlageklassen …
a.… höhere Erträge verspricht
b.… nicht den angestrebten Diversifikationseffekt
aufweist
c. … weniger schwankungsanfällig ist
d.… bereits eine hohe Bewertung aufweist
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einen unabhängigen Vermittler?
a.Vergütung über Abschluss- und Bestandsprovisionen
b.Prüfung der Geeignetheit der vermittelten Produkte nur
im Moment des Verkaufs
c. Keine Annahme von Zuwendungen Dritter – falls doch
Provisionen fließen, deren Weiterreichung an Kunden
d.Verzicht auf breite Produktauswahl und Risikoprüfung
bei professionellen Kunden
Lösung:
1c, 2d, 3c, 4b, 5b, 6b, 7c, 8b, 9c, 10c
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