Das internationale Delphi

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Das internationale Delphi-Projekt
Für das Projekt: Dr. med. Ose Hein, Ärztin / Homöopathie (Solothurn/Schweiz)
Was sind die Ziele der Revision? In welchem Entwicklungsstadium befindet sich das
Projekt?
Das „Delphi-Projekt“ befasst sich mit der Fallsammlung von Langzeitverläufen erfolgreich
homöopathisch behandelter Patienten unter einer Einzelarznei. Es geht in dem Projekt um das
Erwerben klinischer und homöopathischer Kenntnis einer Arznei und nicht um den Beweis, dass
Homöopathie wirkt. Kollegen unterstützen sich gegenseitig, indem sie sich gute Fallverläufe
zugänglich machen, um ein umfassendes Verständnis von einer Arznei zu erwerben, die sie
studieren möchten. Nach dem Motto: Ich gebe, was dir helfen könnte und bekomme, was mir
helfen könnte. In der Delphi-Fallsammlung finden sich verhältnismäßig viele Arzneien, die
bisher wenig beschrieben sind. Solche Fälle sind für erfahrene Kollegen natürlich besonders
hilfreich, aber nur, wenn sie entsprechend dargestellt sind.
Was wurde bisher publiziert? Sollen alle verfügbaren Arzneimittel erfasst werden?
Die Fallsammlung ist zugänglich für die Kollegen, von denen mindestens zwei ihrer eigenen
Fälle akzeptiert wurden. Ab sechs akzeptierten Fällen ist die gesamte Datenbank freigegeben.
Es gibt eine Übersicht über die bisher aufgenommenen Fälle auf der Webseite
www.homeovision.org unter „For Homeopath > Cases“. Erfasst werden die Fälle, die den
vorgegebenen Kriterien entsprechen.
Viele der von Ihnen erfassten Informationen sind dann in keinem der bisherigen
Repertorien erfasst. Wie kann man das Wissen dann nutzen?
Indem man selbst aus der eigenen klinischen Erfahrung einen qualitativen Beitrag leistet und so
Zugang bekommt zu den qualitativen Leistungen der Kollegen. Nach dem alten Wertemaßstab
wäre ein Symptom nur dann ins Repertorium zu übernehmen, wenn es mindestens in drei
klinischen Fällen verifiziert wurde. Dafür kann eine Fallsammlung als Basis von Nutzen sein.
Wie ist die Struktur der revidierten Arzneimittel?
Bezogen auf die Revision der Behandlungsfälle: Die Fälle sollten die persönlichen Worte des
Patienten wiedergeben, auch in den Folge- Konsultationen. Die Heilung sollte plausibel durch
eine Einzelarznei erfolgt sein. Es können Arzneien vorab falsch verschrieben worden sein, aber
der Heilungsverlauf muss eindeutig einer bestimmten Arznei über ausreichend lange Zeit
zuzuordnen sein. Die Verlaufsbeobachtung unter einer einzelnen Arznei muss im Verhältnis zur
Diagnose lang genug sein. Ein Multiple-Sklerose-Fall ist beispielsweise nicht mit drei Jahren
ausreichend dokumentiert, da es bei dieser Diagnose nicht selten über Jahre symptomfreie
Intervalle gibt. Die Verlaufskriterien (Heringsche Regel z.B.) sollen den homöopathischen
Grundlagen entsprechen. Parallel-Behandlungen mit anderen Methoden müssen angegeben sein.
Es muss eine Begründung angegeben sein, warum der Therapeut sich für die gewählte Arznei
entschieden hat, entweder über eine Repertorisation oder, bei noch nicht im Repertorium
aufgenommenen Arzneien, einen anderweitig plausibel und nachvollziehbar dargestellten
Zugang. Es sollte, wenn möglich, eine DD-Diskussion am Ende angefügt werden, warum diese
Arznei und nicht eine Andere.
Neuere Prüfungen und Fälle – wer beurteilt nach welchen Kriterien, ob diese
eingearbeitet werden?
Einarbeitung in die Datenbank (nicht ins Repertorium): Die Fallbeurteilung erfolgt anonym.
Kollegen, die einen eingereichten Fall anschauen, haben eine entsprechende Vorlage, die die
oben genannten Kriterien zur Revision listet, und gehen diese Punkt für Punkt am Fall durch.
Fehlen Informationen, so wird der Kollege, der den Fall geschickt hat, gebeten, diese zu
vervollständigen, damit der Fall aufgenommen werden kann. Der Kollege spricht dann die
Empfehlung aus oder bittet um die fehlenden Informationen oder begründet eine
Nicht-Aufnahme. Der Einreichende weiß nicht, wer seinen Fall angeschaut hat, und der
Peer-Leser weiß nicht, wessen Fall er hat.
Wie steht es um die praktische Anwendbarkeit? Nutzerfreundlichkeit?
Diejenigen, die sich den Zugang zur Fallsammlung durch eigene Beiträge ermöglicht haben,
sind sehr zufrieden mit den Fällen, die sie sich herausgezogen haben. Sie geben sehr positives
Feedback, dass ihnen die Arznei viel zugänglicher im Verständnis geworden sei. Für die
Kollegen ist es sehr hilfreich, die Anwendbarkeit scheint hoch zu sein. Die Nutzerfreundlichkeit
ist begrenzt durch die Tatsache, dass die Fälle nicht frei zugänglich gemacht werden können,
vor allem wegen der Schweigepflicht und den unterschiedlichen rechtlichen Vorgaben
diesbezüglich in den verschiedenen Ländern. Und nicht jedem fällt es leicht, erst zu geben und
dann zu bekommen.
Wie viele Mitarbeiter beteiligen sich an der Revision? Wer sind die Mitarbeiter? Wer
ist für das Projekt verantwortlich? Wie sind die Aufgaben verteilt?
Die Fälle werden an das Delphi-Projekt geschickt und anonym zur Beurteilung weitergeleitet an
langjährig erfahrene Homöopathen, die selbst eigene Fälle beigetragen haben und in ihrer
Praxis nach diesen Kriterien arbeiten. Zurzeit gibt es 3 Kollegen, an die diese eingereichten
Fälle anonymisiert weitergeschickt werden. Einen Kollegen in den USA, 1 in Deutschland, 1 in
der Schweiz.Das Ergebnis der Fall- Revision wird dann dem Einreichenden weitergeleitet.
Wie hoch ist der zeitliche Aufwand für die Revision eines Arzneimittels?
Das hängt sehr von der Erkrankung (Länge des Falls), der Klarheit der Darstellung, der
Vollständigkeit, der Plausibilität ab und ist nicht festzuschreiben. Manche Fall- Revisionen sind
offenbar unglaublich aufwendig, andere, zB. bei Akut- Fällen, sehr viel weniger.
Das klingt nach ziemlich viel Arbeit? Was ist Ihre Motivation, an einem so
zeitraubenden Projekt mitzuarbeiten?
Die Liebe zur Homöopathie, bei allen Teilnehmern, denke ich.
Wer fördert die Revision der Materia medica finanziell oder ideell?
Eine Homöopathie-Stiftung in Hamburg fördert das Delphi- Projekt finanziell. Ideell ist es
getragen von den Kollegen, die aus den verschiedenen Ländern Fälle eingereicht haben.
http://www.delphi-project.com/
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