Chemische Gasphasenabscheidung (CVD) von

Werbung
Chemische Gasphasenabscheidung (CVD) von
keramischen Verschleißschutzschichten auf Basis
von Chromcarbid und Titancarbid
Der Technischen Fakultät der
Universität Erlangen-Nürnberg
zur Erlangung des Grades
DOKTOR - INGENIEUR
vorgelegt von
Michael Satschko
Erlangen 2004
II
Als Dissertation genehmigt von
der Technischen Fakultät der
Universität Erlangen-Nürnberg
Tag der Einreichung:
Tag der Promotion:
Dekan:
Berichterstatter:
05.05.2004
21.10.2004
Prof. Dr. A. Winnacker
Prof. Dr. G. Emig
Prof. Dr. G. Wahl
III
Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der chemischen Gasphasenabscheidung
von Chromcarbid und Titancarbid.
Die metallorganische chemische Gasphasenabscheidung (MOCVD) von BisEthylbenzol-Chrom (BEBCr, Cr(C6H5-C2H5)2) ermöglicht die Abscheidung von
Chromcarbidschichten bei Temperaturen unter 500°C und somit die Beschichtung
von Stählen und anderen temperaturempfindlichen Materialien.
Die chemische Gasphasenabscheidung im System TiCl4 und CH4 ermöglicht die Abscheidung von TiC-Schichten ab 1000°C.
Die Abscheiderate und der Precursorumsatz werden bei der Abscheidung von Cr7C3
und bei der Abscheidung von TiC bei verschiedenen Verweilzeiten, Konzentrationen,
Abscheidetemperaturen und Drücken untersucht und diskutiert.
Die vorliegende Arbeit zeigt eine kinetische Betrachtung des Cr7C3-MOCVDProzesses und des TiC-Prozesses. Für beide Prozesse wird ein vereinfachtes kinetisches Modell vorgestellt.
Die abgeschiedenen TiC und Cr7C3-Schichten werden hinsichtlich ihrer tribologischen Eignung untersucht.
Abstract
The present work shows the results of the chemical vapour deposition of chromium
carbide and titanium carbide.
Metal organic chemical vapour deposition (MOCVD) of bis-ethylbenzene-chromium
(BEBCr, Cr(C6H5-C2H5)2) allows to produce chromium carbide (Cr7C3) hard coatings
at temperatures below 500°C and enables to coat alloys and other temperature sensitive materials.
The chemical vapour deposition in the system TiCl4 and CH4 enables the deposition
of TiC at 1000°C.
The deposition rate and the precursor conversion is investigated and discussed for
different residence times, concentrations, deposition temperatures and pressures in
the deposition process of Cr7C3 and in the deposition process of TiC.
The present work shows some kinetic aspects of the Cr7C3-MOCVD process and the
TiC process. For both processes a simplified kinetic model is proposed.
The TiC and Cr7C3 coatings are investigated concerning their tribological behaviour.
IV
Die vorliegende Arbeit entstand am Lehrstuhl für Technische Chemie I der FriedrichAlexander-Universität Erlangen-Nürnberg im Zeitraum Januar 1999 bis April 2002.
Den Abschluss meiner Dissertation habe ich vielen Personen, die mich während dieser Zeit am Lehrstuhl begleitet haben, zu verdanken.
Mein besonderer Dank gilt an erster Stelle Herrn Prof. Dr. G. Emig für das entgegengebrachte Vertrauen und die Unterstützung meiner Tätigkeit, sowie dem großzügig
gewährtem Freiraum bei der Durchführung und der Gestaltung meiner Arbeit.
Herrn Prof. Dr. G. Wahl danke ich für die freundliche Übernahme des Koreferates.
Bei Frau Priv.-Doz. Dr. Nadejda Popovska möchte ich mich für die konstruktiven und
hilfreichen Diskussionen im Rahmen der von Ihr betreuten „CVD-Gruppe“ bedanken.
Ihre freundliche und offene Art trug wesentlich zu einer kollegialen, freundlichen Atmosphäre und zu einem angenehmen Arbeitsklima bei, ein entscheidender Faktor für
das Gelingen der Arbeit.
Ein weiterer Dank gilt in diesem Zusammenhang Herrn Dipl.-Ing. (FH) Helmut Gerhard, der für komplizierte Fragestellungen jederzeit ein offenes Ohr hatte und
wertvolle Anregungen und Hinweise sowie in vielen Diskussionen den Fortgang der
Arbeiten wesentlich förderte.
Ebenso Danke ich allen Kolleginnen und Kollegen insbesondere Herrn Dr.-Ing. V. K.
Wunder, Herrn Dipl.-Ing. S. Schmidt und Herrn Dipl.-Ing. F. Kiesslich die mir oft mit
Rat und Tat zur Seite standen und viele hilfreiche Diskussionen mit mir führten.
Einen wesentlichen Beitrag zum erfolgreichen Gelingen dieser Arbeit trugen folgende
Diplomanden, Studienarbeiter und wissenschaftliche Hilfskräfte bei: Dipl.-Ing. Jan
Anuschek, Dipl.-Ing. André Schade, BSc. Maya Dimitrova, MSc. Hristo Strakov.
Ferner möchte ich allen Mitarbeitern des Lehrstuhls für Ihren Einsatz danken. Besonders erwähnt sei hier Herr M. Schmacks der durch seinen Einsatz den schnellen
Umbau der Versuchsanlagen erst ermöglichte. Weiterer Dank gelten Herrn G. Dommer und Herrn M. Walter für die Hilfe bei der Behebung zahlreicher elektronischer
Probleme im Laufe der Arbeit.
I
Inhaltsverzeichnis
INHALTSVERZEICHNIS........................................................................................I
KAPITEL 1 ........................................................................................................................ 1
EINLEITUNG UND AUFGABENSTELLUNG ................................................................... 1
KAPITEL 2 ........................................................................................................................ 3
THEORETISCHE GRUNDLAGEN...................................................................................... 3
2.1. TRIBOLOGIE................................................................................................................... 3
2.1.1. Reibung.................................................................................................................. 3
2.1.2. Verschleiß.............................................................................................................. 4
2.2. DÜNNSCHICHTTECHNOLOGIE ................................................................................ 5
2.2.1. Vorbehandlung von Substratoberflächen ......................................................... 5
2.2.2. Materialien für tribologische Schichten ............................................................. 6
2.2.3. Beschichtungsverfahren...................................................................................... 7
2.2.4. Schichtstruktur und Schichthaftung ................................................................. 10
2.3. GRUNDLAGEN DER CHEMISCHEN GASPHASENABSCHEIDUNG (CVD) .... 12
2.3.1. Allgemeines und Prozessklassifizierung ........................................................ 12
2.3.2. Precursoren ......................................................................................................... 14
2.3.3. Beschreibung des CVD-Prozesses ................................................................. 16
2.4. STAND DER TECHNIK ÜBER CVD VON CHROMCARBID UND
TITANCARBID ..................................................................................................................... 20
2.4.1. MOCVD von Chromcarbid ................................................................................ 20
2.4.2. CVD von Titancarbid.......................................................................................... 31
KAPITEL 3 ...................................................................................................................... 42
EXPERIMENTELLER TEIL............................................................................................... 42
3.1. MOCVD VON CHROMCARBID................................................................................. 42
3.1.1. Chromcarbidabscheidung in einem Strömungsrohrreaktor......................... 43
3.1.2. Chromcarbidabscheidung in einer Technikumanlage .................................. 47
3.2. CVD VON TITANCARBID........................................................................................... 49
3.2.1. Titancarbidabscheidung in einem Strömungsrohrreaktor ............................ 49
3.3. CHARAKTERISIERUNG DER CRC- UND TIC-SCHICHTEN.............................. 51
3.3.1. Morphologie......................................................................................................... 52
3.3.2. Mikrostruktur........................................................................................................ 53
3.3.3. Chemische Zusammensetzung........................................................................ 54
3.3.4. Oberflächenrauheit............................................................................................. 55
3.3.5. Haftfestigkeit........................................................................................................ 56
3.3.6. Reibung und Verschleiß .................................................................................... 56
II
KAPITEL 4 ...................................................................................................................... 58
ERGEBNISSE UND DISKUSSION DER MOCVD VON CHROMCARBID................. 58
4.1. PRECURSORANALYSE............................................................................................... 58
4.2. CHROMCARBIDABSCHEIDUNG IM STRÖMUNGSROHRREAKTOR ............ 59
4.2.1. Variation der Prozessparameter ...................................................................... 59
4.2.2. Charakterisierung der Chromcarbidschichten ............................................... 68
4.2.3. Kinetische Modellierung der Chromcarbid-Abscheidung ............................. 71
4.4. CHROMCARBIDABSCHEIDUNG IN EINER TECHNIKUMANLAGE............... 83
4.4.1. Ermittlung der Abscheidungsverteilung .......................................................... 83
4.4.2. Ermittlung der Abscheiderate auf verschiedenen Materialien..................... 84
4.4.3. Charakterisierung der Chromcarbidschichten ............................................... 85
4.5. ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE DER CHROMCARBIDABSCHEIDUNG .................................................................................................................... 87
KAPITEL 5 ...................................................................................................................... 90
ERGEBNISSE UND DISKUSSION DER CVD VON TITANCARBID........................... 90
5.1. VARIATION DER PROZESSPARAMETER ............................................................. 90
5.2. CHARAKTERISIERUNG DER TIC-SCHICHTEN ................................................ 100
5.3. KINETISCHE MODELLIERUNG DER TIC-ABSCHEIDUNG ............................ 105
5.4. ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE DER TIC-ABSCHEIDUNG.......... 119
KAPITEL 6 .................................................................................................................... 122
TRIBOLOGIE...................................................................................................................... 122
6.1. CHROMCARBIDSCHICHTEN ................................................................................. 122
6.1.1. Oberflächenrauheit........................................................................................... 122
6.1.2. Haftungsmechanismus .................................................................................... 123
6.1.3. Haftfestigkeit...................................................................................................... 124
6.1.4. Verschleiß.......................................................................................................... 126
6.2. TITANCARBIDSCHICHTEN .................................................................................... 128
6.2.1. Haftungsmechanismus .................................................................................... 128
6.2.2. Verschleiß.......................................................................................................... 129
6.3. VERGLEICH VON CHROMCARBID- MIT TITANCARBIDSCHICHTEN ...... 130
6.3.1. Haftungsmechanismus .................................................................................... 130
6.3.2. Verschleiß.......................................................................................................... 130
KAPITEL 7 .................................................................................................................... 131
ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK...................................................................... 131
7.1. MOCVD VON CHROMCARBID............................................................................... 132
7.2. CVD VON TITANCARBID......................................................................................... 133
7.3. TRIBOLOGIE VON CHROMCARBID UND TITANCARBID ............................. 135
III
LITERATURVERZEICHNIS ........................................................................... 136
ANHANG A ................................................................................................................... 144
SYMBOLVERZEICHNIS................................................................................................... 144
ANHANG B ................................................................................................................... 147
TEMPERATURPROFILE.................................................................................................. 147
B.1. STRÖMUNGSROHRREAKTOR CHROMCARBIDABSCHEIDUNG................ 147
B.2. TECHNIKUMANLAGE CHROMCARBIDABSCHEIDUNG ............................... 148
B.3. STRÖMUNGSROHRREAKTOR TITANCARBIDABSCHEIDUNG ................... 149
ANHANG C ................................................................................................................... 150
STOFFDATEN ..................................................................................................................... 150
C.1. PRECURSOREN.......................................................................................................... 150
C.1.1. Bis-Ethylbenzol-Chrom ................................................................................... 150
C.1.2. Titantetrachlorid ............................................................................................... 150
C.2. SCHICHTMATERIALIEN ........................................................................................ 151
C.2.1. Chromcarbid Cr7C3 .......................................................................................... 151
C.2.2. Titancarbid TiC ................................................................................................. 151
ANHANG D ................................................................................................................... 152
ZUSAMMENSETZUNG DER GETESTETEN STÄHLE .............................................. 152
IV
INDEX...................................................................................................I
CHAPTER 1.........................................................................................1
INTRODUCTION AND TASK……………………………………………………………...1
CHAPTER 2.........................................................................................3
THEORY...................................................................................................................................3
2.1. TRIBOLOGY....................................................................................................................3
2.1.1. Friction.........................................................................................................3
2.1.2. Wear............................................................................................................4
2.2. COATING TECHNOLOGY............................................................................................5
2.2.1. Pre-treatment of substrate surface........................................................…...5
2.2.2. Materials for tribological coatings………………………………………………6
2.2.3. Coating technique........................................................................................7
2.2.4. Layer structure and layer adhesion................................…………………..10
2.3. FUNDAMENTALS OF CHEMICAL VAPOUR DEPOSITION (CVD)...…………12
2.3.1. Process classification.................................................................................12
2.3.2. Precursors……...........................................................................................14
2.3.3. CVD-Process.............................................................................................16
2.4. CVD OF CHROMIUM CARBIDE UND TITANIUM CARBIDE…………..….…..20
2.4.1. MOCVD of chromium carbide..…………………………………...………......20
2.4.2. CVD of titanium carbide…………………………………………..………...…31
CHAPTER 3.......................................................................................42
EXPERIMENTAL..................................................................................................................42
3.1. MOCVD OF CHROMIUM CARBIDE.……………………………………...……….42
3.1.1. Deposition of chromium carbide in a tubular reactor.........………..……....43
3.1.2. Deposition of chromium carbide in a technical reactor……………...……...47
3.2. CVD OF TITANIUM CARBIDE…………………………………...……………...….49
3.2.1. Deposition of titanium carbide in a tubular reactor………………….….……49
3.3. CHARACTERIZATION OF CRC- UND TIC-COATINGS………………………...51
3.3.1. Morphology................................................................................................52
3.3.2. Microstructure............................................................................................53
3.3.3. Chemical composition................................................................................54
3.3.4. Surface roughness.....................................................................................55
3.3.5. Adhesive strength.....………………………………………………………......56
3.3.6. Friction and Wear........…………………………………………………..........56
V
CHAPTER 4.......................................................................................58
RESULTS OF THE MOCVD OF CHROMIUM CARBIDE……………………...……..58
4.1. ANALYSIS OF THE PRECURSOR..............................................................................58
4.2. DEPOSITION OF CHROMIUM CARBIDE IN A TUBULAR REACTOR…...…..59
4.2.1. Variation of the process parameters..............……………………………….59
4.2.2. Characterization of the chromium carbide layers…………………….……..68
4.2.3. Kinetic modelling of the chromium carbide deposition………………..……71
4.4. DEPOSITION OF CHROMIUMCARBIDE IN A TECHNICAL REACTOR…….83
4.4.1. Determination of the deposition distribution....………………………….......83
4.4.2. Determination of the deposition rate on different materials.……….………84
4.4.3. Characterization of the chromium carbide layers………………………..….85
4.5. SUMMARY OF THE CHROMIUM CARBIDE DEPOSTION.............…...……….87
CHAPTER 5.......................................................................................90
RESULTS OF THE CVD OF TITANIUM CARBIDE………………………..…...……..90
5.1. VARIATION OF THE PROCESS PARAMETERS…………………………...…….90
5.2. CHARACTERIZATION OF THE TIC-LAYERS…………………….....................100
5.3. KINETIC MODELLING OF THE TIC-DEPOSITION……………………..…….105
5.4. SUMMARY OF THE TIC- DEPOSTION………………………………………..…119
CHAPTER 6......................................................................................122
TRIBOLOGY........................................................................................................................122
6.1. CHROMIUM CARBIDE LAYERS….........................................................................122
6.1.1. Surface roughness…………………...………………………………............122
6.1.2. Adhesion mechanism......…………………………………………….….......123
6.1.3. Adhesive strength...………………………………………………………......124
6.1.4. Wear.....………………………………………………………………………...126
6.2. TITANIUM CARBIDE LAYERS................................................................................128
6.2.1. Adhesion mechanism...............................................................................128
6.2.2. Wear.........................................................................................................129
6.3. COMPARISON OF CRC- WITH TIC-LAYERS………………………………..…130
6.3.1. Adhesion mechanism...............................................................................130
6.3.2. Wear.........................................................................................................130
CHAPTER 7......................................................................................131
SUMMARY...........................................................................................................................131
7.1. MOCVD OF CHROMIUM CARBIDE…………………………………..………….132
7.2. CVD OF TITANIUM CARBIDE.................................……………............................133
VI
7.3. TRIBOLOGY OF CHROMIUM CARBIDE AND TITANIUM CARBIDE…..….135
BIBLIOGRAPHY.............................................................................136
APPENDIX A....................................................................................144
SYMBOLS.............................................………....................................................................144
APPENDIX B....................................................................................147
TEMPERATURE PROFILES.............................................................................................147
B.1. TUBULAR REACTOR CHROMIUM CARBIDE DEPOSITION..........................147
B.2. TECHNICAL REACTOR CHROMIUM CARBIDE DEPOSITION.....................148
B.3. TUBULAR REACTOR TITANIUM CARBIDE DEPOSITION.............................149
APPENDIX C....................................................................................150
MATERIAL DATAS............................................................................................................150
C.1. PRECURSORS..............................................................................................................150
C.1.1. Bis-Ethylbenzene-Chromium...................................................................150
C.1.2. Titanium tetrachloride.......................................................................................150
C.2. COATING MATERIALS............................................................................................151
C.2.1. Chromium carbide Cr7C3........................................................................151
C.2.2. Titanium carbide TiC................................................................................151
APPENDIX D....................................................................................152
COMPOSITION OF THE TESTED STEELS......…………………………………........152
1
Kapitel 1
Einleitung und Aufgabenstellung
Reibung, Verschleiß und Schmierung waren für den Menschen schon immer von Interesse denn sie bestimmen über Standzeiten von Maschinen und Anlagen und
besitzen somit eine wesentliche wirtschaftliche Bedeutung [1].
Aus der Zeit der Sumerer und Ägypter (3500 bis 30 v. Chr.) sind einfache Lager zur
Entfachung von Feuer sowie Töpferscheiben mit Holz- und Steinlagern bekannt.
Auch der Einsatz von Schmiermitteln wie Öl, Fett und Wasser und der Transport
schwerer Steine mittels Schlitten geht auf diese Zeit zurück [2].
Leonardo da Vinci (1452–1519) führte bereits Untersuchungen zur Reibung an horizontaler und schiefer Ebene, sowie zum Verschleiß von Gleitlagern durch. Guillaume
Amontons (1663-1705), der Untersuchungen auf dem Gebiet der Mischreibung
durchführte, kam zu der Erkenntnis, dass die Reibungskraft von der Normalkraft abhängt und die Oberflächenrauheit eine Ursache für Reibung ist.
Mit der Einführung des Reibkoeffizienten durch den Schweizer Mathematiker und
Naturwissenschaftler Leonhard Euler (1707-1783) wurde ein Parameter geschaffen,
der auch heute noch in der Tribologie (griechisch: tribein = reiben) die Grundlage für
die Auswahl eines geeigneten Tribosystems bildet.
Der Begriff Tribologie umfasst das Wissen und die technischen Anwendungen aus
dem Bereich Reibung, Verschleiß und Schmierung. Nach DIN 50323 ist die Tribologie definiert als die Wissenschaft und Technik von aufeinander einwirkenden
Oberflächen in Relativbewegung und schließt entsprechende Grenzflächenwechselwirkungen sowohl zwischen Festkörpern als auch zwischen Festkörpern und
Flüssigkeiten und Gasen ein [3].
Unerwünschte Folgen von Reibung und Verschleiß wie z.B. Wärme, Verschleißteilchen und Geometrieänderungen reichen bis zum Verlust der Funktionsfähigkeit des
Tribosystems. Eine Optimierung tribologischer Systeme unter Berücksichtigung ökonomischer und ökologischer Aspekte führte im Maschinenbau in den letzten
Jahrzehnten zur Entwicklung spezieller Tribowerkstoffe, zu denen gezielt modifizierte
Oxid- und Nichtoxidkeramiken gehören [4].
Zur Eindämmung von abrasivem Verschleiß und chemischen Angriff werden heute
meist Hartstoffschichten wie z.B. TiN, TiCN, CrN, AlTiN eingesetzt, die über physikalische Gasphasenabscheidung (PVD – Physical Vapor Deposition) bei niedrigen
2
Temperaturen (ca. 200°C) erzeugt werden. Bei diesen Verfahren werden metallische
Ausgangsstoffe thermisch, durch Zerstäuben oder durch Lichtbögen verdampft und
in Gegenwart von Reaktivgasen auf ein Substrat abgeschieden [5]. Diese physikalischen Verfahren haben jedoch den Nachteil, dass Substrate mit komplexen
Geometrien nicht homogen beschichtet werden können.
Mit Hilfe der chemischen Gasphasenabscheidung (CVD – Chemical Vapor Deposition) können Werkstoffe allseitig homogen beschichtet werden. Die Schichten
werden durch chemische Reaktionen von gasförmigen Edukten auf der Substratoberfläche abgeschieden. Klassische CVD-Prozesse erfordern im allgemeinen hohe
Substrattemperaturen (ca. 1000°C) so dass diese Verfahren vor allem bei der Beschichtung von Hartmetallwerkzeugen eingesetzt werden können. Ein Beispiel hierfür
ist die Beschichtung mit TiC welche sich in der Industrie etabliert hat.
Sollen jedoch temperaturempfindliche Substrate wie z.B. Wälzlagerstähle (100Cr6)
mittels CVD-Verfahren mit einer verschleißfesten Schicht beschichtet werden, muss
man metallorganische Edukte einsetzen. Das hat zur Folge, dass auf diesen Substraten keine TiC-Schichten durch thermisch induzierte CVD erzeugt werden können.
Im Gegensatz zu TiC ist eine Abscheidung von Chromcarbid aus metallorganischen
Edukten bei Temperaturen von ca. 450°C möglich. Zudem erhofft man, dass die erzeugten Chromcarbidschichten einen kleineren Reibungskoeffizienten haben als die
TiC-Schichten.
Die Aufbringung von Chromcarbidschichten mittels MOCVD ist eine vielversprechende Möglichkeit zur Lösung von Korrosions- und Abrasionsproblemen da
Chromcarbid auf Grund seiner chemischen Natur ideale Voraussetzungen nämlich
Korrosionsschutz bis zu 900°C in oxidierender Atmosphäre, bei gleichzeitig hoher
Härte mit sich bringt.
Die Aufbringung anwendungsoptimierter Chromcarbidschichten kann somit die
Standzeit von Maschinenbau- und Geräteteilen, sowie Werkzeugen, die der Korrosion, der Reibung und dem Verschleiß unterliegen, deutlich erhöhen [6].
Ziel dieser Arbeit ist die Abscheidung tribologisch geeigneter Hartstoffschichten auf
der Basis von TiC und CrC unter ökonomischen und ökologischen Aspekten. Dies
umfasst auf der einen Seite eine Ermittlung der optimalen Beschichtungsparameter
des jeweiligen CVD-Prozesses und die zugehörige reaktionstechnische Beschreibung des Vorganges und auf der anderen Seite eine Charakterisierung der
erzeugten Schichten. Mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen erfolgt dann eine
Untersuchung der Schichten hinsichtlich ihrer tribologischen Eigenschaften.
3
Kapitel 2
Theoretische Grundlagen
2.1. Tribologie
Durch Reibung und Verschleiß entstehen den Volkswirtschaften der Industrieländer
jährliche Verluste in Höhe von etwa 5% des Bruttosozialproduktes. Das bedeutet für
Deutschland ca. 35 Milliarden €/Jahr [7].
Durch Umsetzen des bereits vorhandenen tribologischen Wissens könnten davon 10
Milliarden €/Jahr eingespart werden. Durch weitere tribologische Forschung kann
dieses Sparpotential noch gesteigert werden.
In der Praxis beschäftigt sich die Tribologie mit der Optimierung mechanischer Bewegungssysteme in Hinblick auf:
•
•
•
•
•
•
•
Verbesserung der Leistung
Steigerung des Wirkungsgrades
Reduzierung des Energieverbrauchs durch verringerte Reibung
Ressourcenschonung durch Verschleißreduzierung
Erhöhung der Zuverlässigkeit
Erhöhung der Gebrauchsdauer
Senkung der Wartungs- und Instandhaltungskosten
Damit dient die Tribologie aktiv dem Umweltschutz, indem sie hilft Energieverbrauch
und Verschleiß zu reduzieren und somit wertvolle Rohstoffe und Ressourcen zu
schonen [7].
2.1.1. Reibung
Bei der Reibung unterscheidet man zwischen äußerer und innerer Reibung. Unter
äußerer Reibung versteht man die Reibung zwischen festen Körpern. Sie bezeichnet
den auf einen festen Körper wirkenden Widerstand (Reibungswiderstand, Reibungskraft), der die Bewegung des Körpers behindert [8]. Es gibt drei verschiedene
Reibungsarten bei festen Körpern zu unterscheiden und man spricht je nachdem, ob
4
ein Körper auf seiner Unterlage haftet, gleitet oder rollt, von Haftreibung, Gleitreibung
oder Rollreibung.
Unter dem Begriff innere Reibung versteht man den Widerstand, den die einzelnen
Teilchen eines festen, flüssigen oder gasförmigen Körpers ihrer relativen Bewegung
untereinander entgegensetzten. Die innere Reibung bewirkt bei durch Rohrleitungen
strömenden Fluiden eine Geschwindigkeitsverringerung in der Nähe der Rohrwandung, da direkt an der Rohrwandung in der Regel eine ruhende Fluidschicht haftet,
an der sich die benachbarten strömenden Schichten reiben.
Als Reibungsmechanismen werden die im Kontaktbereich eines tribologischen Systems auftretenden, bewegungshemmenden und energiedissipierenden Elementarprozesse der Reibung bezeichnet. Folgende Reibungsmechanismen können
auftreten:
•
•
•
•
Adhäsion
plastische Deformation
Furchung
elastische Hysterese
2.1.2. Verschleiß
Verschleiß ist definiert als ein mechanisch verursachter fortschreitender Materialverlust der Oberfläche eines Festkörpers durch einen Gegenkörper. Verschleiß äußert
sich in Stoff- und Formänderungen sowie durch Auftreten von Verschleißpartikeln
(DIN 50320). Zu den gebräuchlichen direkten Verschleißmessgrößen gehören nach
DIN 50321 der lineare, planimetrische, volumetrische und massenmäßige Verschleißbetrag.
Die beim Verschleißvorgang ablaufenden physikalischen und chemischen Prozesse
werden als Verschleißmechanismen bezeichnet. Dazu gehören:
Adhäsion
Ausbildung von Grenzflächen-Haftverbindungen die bei einer Relativbewegung der
Festkörperoberflächen abgeschert werden. Die Trennung der Mikrokontakte in der
Grenzfläche oder in den angrenzenden Oberflächenbereichen eines oder beider
Körper führt vor allem bei metallischen Paarungen zum Materialübertrag.
Abrasion
Abrasion wird verursacht durch Eindringen eines härteren Körpers in einen weicheren Körper bei tangentialer Bewegung. Eine Verschleißerscheinungsform hierfür ist
z.B. Materialabtrag durch Spanbildung.
5
Oberflächenzerrüttung
Diese wird hervorgerufen durch Rissbildung in Oberflächenbereichen aufgrund
wechselnder mechanischer Spannungen.
Tribochemische Reaktion
Tribochemische Reaktionen werden durch reibbedingte Temperaturerhöhungen sowie entstandene Gitterfehler hervorgerufen und führen zur Bildung von Partikeln und
Schichten zwischen den sich berührenden Oberflächen.
In Tabelle 2.1 sind die oben genannten Verschleißmechanismen und ihre Erscheinungsformen nochmals zusammengefasst.
Tabelle 2.1: Verschleißmechanismen und Verschleißerscheinungsformen
Verschleißmechanismen
Verschleißerscheinungsformen
Adhäsion
Abrasion
Oberflächenzerrüttung
Tribochemische Reaktion
Löcher, Kuppen, Schuppen, Materialübertrag
Kratzer, Riefen, Mulden, Wellen
Risse, Grübchen
Reaktionsprodukte (Partikel, Schichten)
2.2. Dünnschichttechnologie
2.2.1. Vorbehandlung von Substratoberflächen
Bevor ein Substrat beschichtet werden kann, ist es notwendig, dass die zu beschichtenden Oberflächen frei von jeglichen Verunreinigungen sind. Reste von
Verunreinigungen wie z.B. Fette oder Öle führen zu einer verminderten Schichthaftung auf dem Substrat und zu einem ungleichmäßigen Schichtwachstum. Zu Beginn
eines industriellen Reinigungsprozesses erfolgt meist eine wässrige Reinigung der
Substrate mittels diversen neutralen, sauren, alkalischen oder organischen Reinigern. Diese wässrige Reinigung kann dabei in mehreren Stufen bei unterschiedlichen
Temperaturen und Reinigerkonzentrationen erfolgen. Anschließend werden die Substrate getrocknet. Als Fein- oder Feinstreinigung schließt dann eine Plasmareinigung
den Prozess ab. Im folgenden wird nun auf die Plasmareinigung näher eingegangen,
da diese als letzte Stufe des Reinigungsprozesses entscheidend für den Beschichtungsprozess ist.
6
Die Plasmareinigung ist ein trockenes, berührungsloses Feinreinigungsverfahren zur
Entfettung von Oberflächen mit elektrisch angeregten Gasen. Die Plasmareinigung
wird standardmäßig als Niederdruckplasma (p = 1mbar) in der Halbleiterindustrie
eingesetzt. Dabei wird ein Gasgemisch (Ar/H2 oder Ar/O2) mittels Elektronen ionisiert. Das Ion kann, wenn es auf die Substratoberfläche trifft, chemisch abreagieren
und so z.B. dünne Fettschichten abtragen. Organische Verunreinigungen wie Fette,
Öle und Tenside können entfernt werden, wenn diese Schichtdicken < 1µm sind. Anorganische Verunreinigungen und mechanische Verschmutzungen können nur
bedingt mittels Plasmareinigung entfernt werden [9].
2.2.2. Materialien für tribologische Schichten
Grundsätzlich kann man tribologische Schichten in zwei Klassen unterteilen. Zum
einen in verschleißmindernde Schichten und zum anderen in reibungsmindernde
Schichten.
Verschleißminderung
Zu den verschleißmindernden Schichten gehören Hartstoffschichten z.B. auf der Basis von Titan und Chrom. In Tabelle 2.2 sind Beispiele industriell eingesetzter
Schichten, ihre Herstellverfahren und ihre Einsatzgebiete zusammengefasst [5,10].
Man sieht, dass fast alle Schichten mit PVD- oder CVD-Verfahren hergestellt werden
können und somit die Verfahren in unmittelbarer Konkurrenz zueinander stehen.
Tabelle 2.2: Beispiele für Verschleißschutzschichten
Schicht
Beschichtungsverfahren
Einsatzgebiet
TiN
TiCN
TiC
TiAlN
CrN
Cr7C3
Fe2B
PVD/CVD
PVD/CVD
PVD/CVD
PVD
PVD
CVD
CVD
Granulierwerkzeuge
Zerrspanwerkzeuge
Kugellager
Bohrer
Umformwerkzeuge
Reaktoren
Schneidwerkzeuge
7
Reibungsminderung
Will man auf klassische Schmierstoffe wie Fette oder Öle verzichten, so kann Reibungsminderung durch Einsatz von kohlenstoffhaltigen Schichten oder mittels
Festschmierstoffen erreicht werden.
Der Begriff kohlenstoffhaltige Schichten umfasst einen großen Bereich von Schichtmaterialien. Dazu gehören harte, amorphe wasserstoffhaltige Kohlenstoff-Schichten,
die wegen ihrer diamantähnlichen Eigenschaften wie z.B. hohe Härte und chemische
Resistenz auch als DLC , diamond like carbon, bezeichnet werden. Durch Einbau
von Metallen (Ti, W) in diese Schichten (Me-DLC) kann man die elektrische Leitfähigkeit erhöhen und Druckeigenspannungen senken was zu einer besseren
Haftfestigkeit führt [11]. Me-DLC-Schichten werden mittels reaktivem Magnetronsputtern hergestellt. Durch Einbau nichtmetallischer Elemente wie z.B. Si, B, F, O, N (XDLC) kann man gegenüber den DLC niedrigere Reibkoeffizienten erreichen. Bei Anwendungen von DLC- und modifizierten DLC-Schichten ist zu beachten, dass
Einsatztemperaturen nur bis maximal 350°C möglich sind. Eingesetzt werden diese
Schichten im Bereich der Zerrspan-, Umform- und Schneidtechnik [11].
Im Bereich der Schmierungstechnik werden die in der Herstellung noch teuren Festschmierstoffe immer wichtiger gegenüber den billigeren Ölen und Fetten, da
Ölaufbereitungskosten und Entsorgungskosten wegfallen. Festschmierstoffe finden
ein ideales Anwendungsgebiet in verunreinigungsempfindlichen Produktionsbereichen wie z.B. der Lebensmittelindustrie oder der Pharmaindustrie da von ihnen keine
Toxizität ausgeht. Am häufigsten zum Einsatz kommen MoS2-Schichten, Graphit und
PTFE (TEFLON) während für Hochtemperaturanwendungen hexagonales Bornitrid
verwendet wird.
2.2.3. Beschichtungsverfahren
Die Auswahl der Beschichtungsverfahren ist groß und reicht von der elektrochemischen Abscheidung (Galvanik), über die Konversionsschichtbildung, die Lackiertechnik, die Sol-Gel-Technik, die thermischen Spritzverfahren bis hin zu den PVD und
CVD-Verfahren. Um einen Überblick zu bekommen ist in Abbildung 2.1 eine Klassifizierung der wichtigsten Beschichtungstechnologien dargestellt. Die Beschichtungstechnologien lassen sich in drei unterschiedliche Gruppentechniken untergliedern.
Der erste Bereich umfasst sämtliche Flüssigkeitstechniken, zu denen die Sol-Gelund die elektrolytischen Prozesse gehören. Im zweiten Bereich sind die thermischen
Spritzverfahren angesiedelt. Der dritte Bereich, bei dem die Abscheidung aus der
Gasphase erfolgt, beinhaltet die PVD- und CVD-Prozesse.
8
Beschichtungstechnologien
Flüssigkeitstechniken
Thermische
Spritzverfahren
Abscheidung
aus der Gasphase
Sol - Gel
Präkeramische
Polymere
Elektrolytische
Prozesse
PVD
CVD
Abbildung 2.1: Klassifizierung der Beschichtungstechnologien
Im folgenden wird nun näher auf die PVD-Verfahren eingegangen, da diese in unmittelbarer Konkurrenz zu den CVD-Verfahren bei den Verschleißschutzschichten
stehen.
Bei allen PVD-Verfahren wird das abzuscheidende Material über einen physikalischen Prozess in die Gasphase überführt. Die beiden Prozesse, die hier in Frage
kommen sind das Aufdampfen unter thermischer Energiezufuhr oder mittels Ionenstrahl sowie das Zerstäuben über die Stoßenergie der einzelnen Teilchen [12]. Nach
der Überführung des Schichtmaterials in den dampfförmigen Zustand erfolgt der
Transport des Dampfes durch die verdünnte Gasatmosphäre zwischen Quelle und
Substrat. Um einen Transport der Teilchen von der Quelle zum Substrat zu ermöglichen benötigen alle PVD-Verfahren ein Vakuum kleiner 10-2mbar. Diese
Bedingung führt zu einem gerichteten Fluss der Teilchen (line-of-sight), in dem nur
die der Quelle zugewandten Substratflächen beschichtet werden.
Für eine gleichmäßige Beschichtung ist daher meist eine systematische Bewegung
der Substrate notwendig. Dieser line-of-sight Prozess ermöglicht somit eine gezielte
Beschichtung einzelner Flächen, wodurch sich die PVD-Verfahren grundlegend von
den CVD-Verfahren unterscheiden [12].
Das Verfahren, die Prozessparameter und die Quellengeometrie bestimmen die
Energie, Richtungsverteilung und Teilchenstromdichte der von der Quelle emittierten
Teilchen.
9
Die PVD-Verfahren kann man in Aufdampf- und Zerstäubungsverfahren unterteilen.
Zu den Aufdampfverfahren, die im Druckbereich kleiner 10–5mbar durchgeführt werden, gehören:
•
Thermisches Verdampfen
Das zu verdampfende Material, aus dem die Schicht erzeugt werden soll, wird
in einem hochtemperaturfesten Tiegel im Hochvakuum bei Temperaturen zwischen 1500 und 2000°C erhitzt.
•
Widerstandsbeheiztes Verdampfen
Das zu verdampfende Material wird in ein zwischen zwei Elektroden gespanntes Schiffchen, z.B. aus Wolfram oder Tantal, gefüllt und mittels eines
durchfließenden elektrischen Stromes erhitzt.
•
Flash Verdampfung
Flash Verdampfung ist eine widerstandsbeheizte Verdampfung, bei der das
Schiffchen vor dem Befüllen bereits auf eine Temperatur gebracht wird, die
höher als die Verdampfungstemperatur des Materials ist. Das Material wird
dann als Pulver zudosiert und verdampft so schlagartig bei Kontakt mit dem
heißen Schiffchen.
•
Elektronenstrahl Verdampfung
Das zu verdampfende Material wird mit Hilfe eines durch Magnetfelder abgelenkten Elektronenstrahl in einem gekühlten Kupfertiegel erhitzt.
Bei den Zerstäubungsverfahren liegt der Arbeitsdruck im allgemeinen kleiner 10–2
mbar. Die Schichtbildung erfolgt nicht über eine Verdampfung sondern über eine
Sublimation. Durch Ionenstoß wird Beschichtungsmaterial aus dem festen in den
gasförmigen Zustand überführt. Diesen Prozess bezeichnet man auch als Sputtern
oder Kathodenzerstäubung.
Zu den Zerstäubungsverfahren gehören:
•
Magnetronsputtern
Elektronen werden im Magnetfeld „eingefangen“, was zu einer Erhöhung des
Ionisierungsgrades bzw. der Plasmadichte führt.
•
Ionenstrahl unterstütztes Sputtern
Mittels eines in einer Ionenquelle erzeugten Ionenstrahls können abgeschiedene Schichten durch Ionenplatieren verdichtet werden.
10
Aufdampf- und Zerstäubungsverfahren können auch reaktiv betrieben werden, das
heißt, durch Zugabe von Reaktivgas wie z. B. Stickstoff, oder Sauerstoff lassen sich
Metallnitride bzw. –oxide abscheiden.
Die wichtigsten Vorteile der PVD-Verfahren sind folgende [13]:
•
•
•
•
•
•
hohe Abscheiderate
breite Auswahl an Beschichtungsmaterialien
Abscheidung bei niedrigen Temperaturen
Beschichtung temperatursensitiver Materialien
hohe Reinheit der Schichten
umweltfreundlich, da keine Nebenprodukte entstehen
als Limitierungen bei Anwendung der PVD-Verfahren erweisen sich:
•
•
•
•
sehr aufwendige, teure Produktionsanlagen
keine Abscheidung von Polymermaterialien
hoher Energieverbrauch
keine homogene Beschichtung 3-dimensionaler Substrate mit inneren Oberflächen möglich
2.2.4. Schichtstruktur und Schichthaftung
Die Reinheiten der Ausgangsstoffe und die Einstellung der Abscheidungsparameter
sind entscheidend für die Stöchiometrie der gebildeten Schichten. Die Struktur der
abgeschiedenen Schichten kann von epitaktischem Schichtwachstum bei niedrigen
Konzentrationen und langsamer Wachstumsgeschwindigkeit, aufgrund niedriger
Temperaturen, über die Bildung von Plättchen, Whiskern, sowie polykristallinen- oder
amorphen Schichten bis hin zur Pulverbildung in der Gasphase bei hohen Temperaturen und hohen Eduktkonzentrationen führen.
Die gewünschten Eigenschaften wie hohe Härte und Bruchzähigkeit lassen sich bei
Verschleißschutzschichten erreichen, indem gleichmäßige, polykristalline oder amorphe Strukturen über einen CVD-Prozess abgeschieden werden. Die schnell
aufwachsenden regellosen polykristallinen Schichten werden hauptsächlich im kinetisch kontrollierten Bereich des CVD-Prozesses bei niedrigen Drücken und
Temperaturen erzeugt.
Die Haftfestigkeit und damit verbunden die Funktionsfähigkeit der abgeschiedenen
Schichten bestimmt im wesentlichen die Einsatzmöglichkeiten des beschichteten
11
Werkstoffes in einer technischen Anwendung. Das Interface zwischen Substrat und
Schicht, welches von atomaren Bindungskräften, inneren Spannungen und den jeweiligen Beanspruchungen abhängt, ist für die Adhäsion der Schicht verantwortlich.
Eine gute Adhäsion wird durch starke Atom-Atom-Bindung in der Interfacezone und
geringen Spannungen in der Schicht erreicht. Somit hängt die Haftfestigkeit des Verbundes von den Werkstoffpartnern, dem Interfacetyp und der über die
Abscheidungsbedingungen steuerbaren Mikrostruktur der Schicht ab.
Eine rein mechanische Haftung aufgrund mechanischer Verankerung an der
Grenzfläche durch Formschluss zwischen dem Schichtmaterial und der rauen Substratoberfläche bzw. den Poren stellt einen Interfacetypen dar, in dem nur van-derWaals-Kräfte auftreten [14].
Bei Monoschicht/Monoschicht Systemen kommt es zu einem abrupten Übergang
vom Substrat zum Schichtmaterial innerhalb weniger Atomlagen wobei keine Diffusion oder chemische Reaktion auftritt und nur van-der-Waals-Kräfte auftreten.
Eine intermetallische- oder eine oxidische bzw. eine andere Verbindung aufgrund
chemischer Bindung in einer über viele Atomabstände umfassenden Verbindungszone wird durch chemische Reaktion zwischen den Partnern gebildet. Als
Bindungskräfte können kovalente oder metallische und/oder ionische Bindungen auftreten.
Die Diffusion ist ein Interfacetyp mit kontinuierlichem Übergang der chemischen Zusammensetzung, der Gitterparameter und der inneren Spannungen vom Substrat
zum Schichtmaterial bei gegenseitiger Löslichkeit beider Partner. Für Diffusionsvorgänge sind generell hohe Temperaturen notwendig. Als Bindungskräfte können
kovalente oder metallische und/oder ionische Bindungen auftreten.
Als Pseudodiffusion bezeichnet man einen Interfacetypen, ohne gegenseitige Löslichkeit der beiden Partner, der aufgrund starker Energieeinwirkung auf das Substrat
durch Eindringen von hochenergetischen Ionen bis zu einer bestimmten Tiefe in das
Gitter, z.B. Ionenimplantation oder Ionenbombardement, entsteht. Als Bindungskräfte
sind nur ionische Bindungen möglich, metallische oder kovalente Bindungen sind
nicht möglich.
Bei diesen fünf genannten Interfacetypen kann keine eindeutige Aussage über das
Vorhandensein der Bindungskräfte gemacht werden, es sind lediglich die Möglichkeiten der Bindungskräfte angegeben wobei die van-der-Waals-Kräfte jederzeit in
jeder Übergangszone auftreten können sobald Dipole vorhanden sind.
12
2.3. Grundlagen der chemischen Gasphasenabscheidung (CVD)
2.3.1. Allgemeines und Prozessklassifizierung
Unter CVD-Verfahren versteht man alle Beschichtungsprozesse bei denen aus der
Gasphase durch chemische Reaktionen eine feste Schicht auf der Substratoberfläche abgeschieden wird [10].
Im Gegensatz zu PVD-Verfahren, bei denen festes Material durch Verdampfen oder
Zerstäuben in die Gasphase überführt wird, benötigt man bei den CVD-Verfahren
leicht flüchtige Edukte, die sowohl fest wie auch flüssig oder idealer weise schon
gasförmig vorliegen können und durch Zuführung von Energie in einem Reaktor zur
Reaktion gebracht werden.
Unterscheiden kann man die CVD-Verfahren nach der Art der Aktivierung. Die Zuführung der Energie kann entweder thermisch oder mittels eines Plasmas erfolgen. Eine
Aktivierung durch Photonenbeschuss ist ebenfalls möglich.
Die thermischen CVD-Verfahren lassen sich durch den verwendeten Arbeitsdruck,
die Reaktionstemperatur und die eingesetzten Edukte wie folgt untergliedern:
•
Arbeitsdruck
o Normaldruck (Atmospheric Pressure CVD: APCVD)
o Niederdruck (Low Pressure CVD: LPCVD)
•
Temperatur
o Hoch-Temperatur (HTCVD)
o Mittel-Temperatur (MTCVD)
o Nieder-Temperatur (NTCVD)
•
Edukte
o Anorganische (ACVD)
o Organometallische (OMCVD)
o Metallorganische (MOCVD)
13
Die Plasmaverfahren teilen sich in zwei Arten auf:
•
•
Plasma unterstützte (Plasma Enhanced CVD: PECVD)
Plasma aktivierte (Plasma Activated CVD: PACVD)
Die beiden letzteren Verfahren existieren in den folgenden Varianten:
o
o
o
o
DC-Anregung
Gepulste DC-Anregung
Radiofrequenz (RF)-Anregung
Mikrowellen (MW)-Anregung
Photonenaktivierte CVD-Prozesse unterscheiden sich in der Art der zur Anregung
verwendeten Lichtquelle unterteilt in Laser und Lampen.
Die thermisch induzierten CVD-Prozesse kann man nach dem Reaktortyp klassifizieren. Die Einteilung erfolgt dabei in Heißwand- und Kaltwandreaktoren.
Heißwandreaktoren haben den Vorteil, dass sie einfach zu betreiben sind und dass
mehrere Substrate gleichzeitig im Reaktor positioniert werden können. Durch den
isothermen Betrieb können bei einer exakten Temperaturregelung alle Substrate
gleichmäßig beschichtet werden. Als wesentlicher Nachteil erweist sich die unvermeidbare Beschichtung aller Anlagenkomponenten innerhalb der Reaktionszone was
zu einem erhöhten Precursorverbrauch führt. Zudem führt eine Eduktverarmung zu
einer ungleichmäßigen Beschichtung entlang des Reaktors.
In Kaltwandreaktoren wird lediglich das Substrat erhitzt, was zu einem effektiverem
Precursorverbrauch führt. Von Nachteil ist jedoch, dass ein aufwändigeres Beheizungssystem notwendig ist, was höhere Anlagenkosten verursacht.
14
Nachfolgend sind die wichtigsten Vorteile und Limitierungen der CVD-Verfahren dargestellt [15]:
Vorteile:
•
•
•
•
breite Auswahl an Beschichtungsmaterialien
Abscheidung von Polymermaterialien möglich
hohe Abscheiderate und Schichtreinheit
homogene Beschichtung 3-dimensionaler Substrate mit inneren Oberflächen
möglich
Limitierungen:
•
•
•
•
hohe Prozesstemperaturen für anorganische Precursoren
teure und schwer verfügbare metallorganische Precursoren
toxische und korrosive Precursoren bzw. Abgasprodukte
Nachbehandlung und Entsorgung der Abgasprodukte
2.3.2. Precursoren
Precursoren sind Vorläufersubstanzen, deren Moleküle die materialkonstituierenden
chemischen Strukturelemente entweder vollständig oder teilweise in ihrer Molekülstruktur enthalten [16].
Precursoren können in folgende Verbindungsklassen eingeteilt werden [10]:
•
•
•
•
•
Halogenide
Carbonyle
Hydride
Alkyle
Metallorganische Verbindungen
Für CVD-Prozesse werden am häufigsten Halogenide, Salze aus Halogenen wie z.B.
Fluor oder Chlor und Metallen, verwendet, die jedoch den Nachteil haben, dass sie
sich besonders bei hohen Temperaturen recht aggressiv verhalten. Innerhalb der
Halogenide ist die Abscheidung aus Chloriden am weitesten verbreitet. Die Abscheidung von Titancarbid, aus Titantetrachlorid und Methan, wie sie in dieser Arbeit
erfolgt, stellt hierfür ein klassisches Beispiel dar.
Carbonyle sind Komplexverbindungen, bei denen Kohlenmonoxid an ein Metallatom
gebunden ist. Dem Vorteil der niedrigen Beschichtungstemperatur (ca. 300°C) steht
15
der Nachteil der hohen Giftigkeit gegenüber, so dass Carbonyle nur selten wie z. B.
für die Reinnickelherstellung verwendet werden.
In der Halbleitertechnologie werden Hydride auf Siliziumbasis verwendet. Obwohl
hohe Sicherheitsvorkehrungen notwendig sind bzgl. Toxizität und Explosivität haben
sich die Hydride bei der Beschichtung hochwertiger Ausgangsprodukte der Halbleiterbauelemente durchgesetzt.
Alkyle sind einwertige, unbeständige, sehr reaktionsfähige Molekülreste (z.B. Methyl)
die bisher in der CVD keine große Bedeutung erlangt haben. Die Abscheidung von
Aluminium aus Tri-Isobutyl-Aluminium kann hier als Beispiel genannt werden.
Der Einsatz von metallorganischen und organometallischen Precursoren hat in den
letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Metallorganische Verbindungen sind Komplexe, deren Liganden aus organischen Strukturen bestehen, wobei
jedoch keine direkte Metall-Kohlenstoffbindung vorhanden ist. Organometallische
Precursoren sind Komplexe mit Metall-Kohlenstoffbindungen. Häufig wird jedoch
nicht mehr zwischen metallorganisch und organometallisch unterschieden. Metallorganische Verbindungen sind reaktionsfähige, meist wenig stabile Verbindungen von
Metallen und Alkylgruppen, die Vorteile gegenüber den Metallhalogeniden haben,
denn bei der thermischen Zersetzung entstehen seltener korrosive oder toxische Nebenprodukte, die Abscheidetemperaturen sind niedrig, neue Komponenten können in
die Gasphase gebracht und neue Strukturen abgeschieden werden [10]. Der Nachteil
der metallorganischen Precursoren liegt in ihrem hohen Preis. Da es sich meist um
neuartige Substanzen handelt, ist es schwer, thermodynamische, physikalische oder
chemische Daten zu erhalten, so dass diese oftmals abgeschätzt oder berechnet
werden müssen.
Im allgemeinen werden an Precursoren folgende physikochemische, sicherheitstechnische und wirtschaftliche Anforderungen gestellt [17]:
•
physikochemisch
o leichter Übergang in die Gasphase
o thermische Stabilität während der Verdampfung
o ausreichend große Temperaturdifferenz zwischen Verdampfungs- und
Zersetzungstemperatur
o niedrige Zersetzungstemperatur
o Langzeitstabilität
o hohe Reinheit
16
•
sicherheitstechnisch
o leichtes Handling
o nicht toxisch, pyrophor oder korrosiv
o keine umweltschädlichen Abfallprodukte
•
wirtschaftlich
o kostengünstig
o kommerziell erhältlich
Im Rahmen dieser Arbeit wird die metallorganische chemische Gasphasenabscheidung (MOCVD) von Chromcarbid aus Bis-Ethylbenzol-Chrom (BEBCr) untersucht.
2.3.3. Beschreibung des CVD-Prozesses
Der Vorgang bei der chemischen Gasphasenabscheidung kann als heterogenes
Stoffsystem betrachtet werden, bei dem analog zu Gas-Feststoffreaktionen auch
konvektive und diffusive Transportvorgänge in der Gasphase sowie Sorptionseffekte
auf der Substratoberfläche die chemische Reaktion beeinflussen [18].
Als Randbedingung wird zum einen festgelegt, dass die Substratoberfläche nicht porös ist. Zum anderen sind Wärmetönungen, verursacht durch Reaktionen, die zu
Temperaturgradienten zwischen Gas und Substrat sowie innerhalb des Substrates
führen, zu vernachlässigen, so dass von isothermen Bedingungen ausgegangen
werden kann. Unter diesen Voraussetzungen können die Teilschritte eines CVD-Prozesses wie in Abbildung 2.2 gezeigt, dargestellt werden.
17
c Trägergas
Reaktanden
f Gasphasenreaktionen
zu Zwischenspezies
d Transport zur
i Trägergas
Rest-Reaktanden
Abgasprodukte
h Transport der
Substratoberfläche
Abgasprodukte
Grenzschicht
g Desorption
e Adsorption
f´ Oberflächendiffusion + chemische Reaktion
Substrat
c d h i Stofftransport e g Sorptionsprozesse f f´ chemische Reaktionen
Abbildung 2.2: Teilvorgänge des CVD-Prozesses
1. Konvektiver Antransport der Precursoren
2. Diffusiver Antransport der Precursoren und Zwischenspezies aus vorgelagerten Gasphasenreaktionen durch die Grenzschicht zur Substratoberfläche
3. Adsorption der Precursoren und Zwischenspezies auf der Substratoberfläche
4. Oberflächendiffusion und chemische Reaktion
5. Desorption gasförmiger Nebenprodukte von der Substratoberfläche
6. Diffusiver Abtransport der Nebenprodukte durch die Grenzschicht in die Gasphase
7. Konvektiver Abtransport der Nebenprodukte
Der CVD-Prozess setzt sich somit aus den Bereichen der Fluiddynamik (Konvektion),
des Stofftransports (Diffusion) und der chemischen Reaktion zusammen, wobei in
letzterer die Thermodynamik und die chemische Reaktionstechnik enthalten sind.
Die Fluiddynamik ist abhängig von den Prozessparametern Gesamtdruck und Temperatur sowie von der Reaktorgeometrie und liefert Ergebnisse über Geschwindigkeitsprofile und Strömungsvorgänge. Der Stofftransport im Grenzfilm kann über
Diffusion erfolgen und/oder durch Strömungen, welche durch volumenverändernde
chemischen Reaktionen verursacht werden. Diffusion über die Grenzschicht findet
nur dann statt, wenn eine Potentialdifferenz als treibende Kraft den Transportwiderstand aufgrund von z.B. Konzentrationsgradienten, Temperaturgradienten oder
18
Dichtegradienten überwindet. Die Thermodynamik gibt Aufschluss über die Richtung
und Spontaneität des Ablaufes einer chemischen Reaktion und kann mittels Massenwirkungsgesetz und der Gibbs`schen freien Reaktionsenthalpie abgeschätzt
werden. Die chemische Reaktionstechnik kann den CVD-Prozess mit Reaktionsgeschwindigkeitsansätzen beschreiben. Die Lösung kann entweder über allgemeine
Potenzansätze oder durch Ableitung hyperbolischer Gesetze aus heterogenen Reaktionsmechanismen erfolgen. Die komplexen Vorgänge eines heterogenen
Systems, wie es der CVD-Prozess darstellt, werden durch Potenzansätze nur pauschal beschrieben, da Sorptions- und Oberflächenvorgänge nicht berücksichtigt
werden. Hyperbolische Ansätze wie z.B. nach Langmuir-Hinshelwood, Eley-Rideal
oder Hougen-Watson sind in der Lage diese Vorgänge nach vorheriger Bestimmung
eines geschwindigkeitsbestimmenden Teilschrittes der Teilreaktionen den CVD-Prozess genauer zu beschreiben [18]. Jeder der oben genannten sieben Teilschritte
kann dabei geschwindigkeitsbestimmend sein.
•
Stofftransport durch Konvektion (Teilschritt 1 und 7)
Charakteristisch hierfür ist ein proportionaler Zusammenhang zwischen Precursorumsatz und Verweilzeit, wie in Abbildung 2.3 zu sehen ist. Eine starke
Temperaturabhängigkeit (Abb. 2.4) der Abscheiderate ist nicht festzustellen.
Abbildung 2.3: Verweilzeitverhalten bei verschiedenen Limitierungen
19
•
Stofftransport durch Diffusion (Teilschritt 2 und 6)
Wie bei der Konvektion ist auch bei der Diffusion der Umsatz von der Verweilzeit abhängig. Im Unterschied zur Konvektion sinkt der Precursorumsatz bei
höheren Verweilzeiten wie Abbildung 2.3 (rechts) zeigt, aufgrund der Ausbildung eines dickeren laminaren Grenzfilms. Hohe Temperaturen und Drücke
begünstigen eine Diffusionslimitierung. Die scheinbare Aktivierungsenergie ist
kleiner 10 kJ mol-1 [19]. Somit ist die Temperaturabhängigkeit sehr gering.
Abbildung 2.4: Konzentrations- und Temperaturverhalten bei verschiedenen
Limitierungen
In Abbildung 2.5 ist die Limitierung durch die Diffusion (links) bzw. durch die
Oberflächenreaktion (rechts) schematisch dargestellt. Eine Limitierung des
Prozesses durch Diffusion erfolgt dann, wenn die Edukte aufgrund einer dicken Grenzschicht langsamer an die Substratoberfläche antransportiert
werden, als sie dort abreagieren. Eine Limitierung durch die Oberflächenreaktion erfolgt, wenn diese langsamer ist als die Diffusion.
•
Sorption (Teilschritt 3 und 5)
Alle Sorptionsvorgänge sind stark druckabhängig. Die Temperaturabhängigkeit bei der Physisorption ist wegen ihrer niedrigen Aktivierungsenergie (20-40
kJ mol-1) nicht so ausgeprägt wie bei der Chemisorption (>80 kJ mol-1) [20].
20
Unterscheiden kann man beide mit Hilfe der charakteristischen Verläufe der
Anfangsreaktionsgeschwindigkeiten über dem Gesamtdruck [18].
Abbildung 2.5: Limitierung des CVD-Prozesses durch Diffusion und chemische
Reaktion
•
Oberflächenreaktion (Teilschritt 4)
Werden die Edukte aufgrund einer dünnen Grenzschicht schneller an die Substratoberfläche herangeführt als sie dort abreagieren, so ist die
Oberflächenreaktion der rate determining step (RDS) des Gesamtprozesses
(Abb. 2.5). Dieser Teilschritt wird bestimmend bei niedriger Temperatur (Abb.
2.4), niedrigen Druck und kleiner Verweilzeit (Abb. 2.3).
2.4. Stand der Technik über CVD von Chromcarbid und Titancarbid
2.4.1. MOCVD von Chromcarbid
Das Einsatzgebiet für Chromcarbid-Hartmetalle liegt in vielen Bereichen der chemischen, pharmazeutischen, der Leder- und Papier-Industrie. Unter Hartmetallen (engl:
Cemented Carbides, Hard Metals) versteht man im allgemeinen gesinterte Werkstoffe aus harten hochschmelzenden Carbiden, hauptsächlich aus der IV A- bis VI A-
21
Gruppe des Periodensystems, und niedrigschmelzenden Bindemetallen welche zumeist der Eisengruppe angehören.
Im folgenden wird ein Überblick über den Stand der Technik zur CVD von Chromcarbid dargelegt.
Chromorganische Precursoren für die Niedertemperatur-MOCVD von Chromcarbidschichten
Chromhexacarbonyl Cr(CO)6
Die Pyrolyse von Cr(CO)6 tritt bei Temperaturen zwischen 250 und 710°C ein. Dabei
entstehen Verunreinigungen wie Sauerstoff und Kohlenstoff in der Schicht. Die Kohlenstoffverunreinigung ist auf die Disproportionierungsreaktion von CO zu CO2 und C
sowie auf die dissoziative Chemisorption von CO auf der abgeschiedenen Schicht
zurückzuführen. Die Disproportionierung kann durch niedrigen Gesamtdruck und
niedrige Verweilzeiten des Gases limitiert werden, da in beiden Fällen das CO
schnell aus der Reaktionszone entfernt wird. Die Gegenwart von H2S, H2O und CO2
in der Gasphase hemmt die homogene Gasphasenreaktion der Carbonyle. Die Zugabe von Wasserstoff, welcher bei anderen CVD-Prozessen die Bildung von
Kohlenstoff unterdrückt, eignet sich hier nicht [21].
Bei Verwendung von Cr(CO)6 werden neben Chromcarbid auch Chromoxid und metallisches Chrom abgeschieden.
Tricarbonyl-Aren-Chromkomplexe
Die Verwendung von Tricarbonyl-Aren-Chromkomplexen ist für reaktionsmechanistische Untersuchungen interessant, da hierbei sowohl strukturelle Merkmale von
Cr(CO)6 als auch der Bis-Arenverbindungen auftreten. Die Abscheidung von Chromcarbid beginnt bei Temperaturen ab 275°C. Bei höheren Temperaturen ist der
Kohlenstoffanteil relativ hoch. Als Beispiel soll hier die Abscheidung von Chromcarbid bei Verwendung von Cycloheptatrien-Tricarbonyl-Chrom CrC7H5(CO)3 als
Precursor genannt werden. Die Abscheidungstemperatur beträgt 300 - 600°C wobei
Schichten mit ca. 9-12 Gewichtsprozent Kohlenstoff und 4 Prozent Sauerstoff entstehen. Der Hauptanteil (>85%) des Kohlenstoffes wird aus dem Cycloheptatrienring
gebildet. Somit ist der Arenligand für die Bildung von Chromcarbid reaktiver als die
Carbonylgruppe [21].
Bis-Cyclopentadienyl-Chrom
Um Sauerstoffverunreinigungen in den Schichten zu vermeiden müssen Precursoren
verwendet werden die keinen Sauerstoff enthalten. Bis-Cyclopentadienyl-Chrom
22
Cr(C5H6)2 ist ein Precursor, der bei Abscheidungstemperaturen unter 630°C angewendet wird. Der Kohlenstoffgehalt der Schichten liegt bei etwa 9,8 Gewichtsprozent
und ist signifikant niedriger als bei Verwendung von Bis-Arenkomplexen, wo der Kohlenstoffgehalt bei etwa 12,5 Gewichtsprozent liegt [21].
Die Verwendung von alkylsubstituierten Cyclopentadienyl-Chromkomplexen wurde
bisher noch nicht erprobt, könnte aber zukünftig aufgrund ihrer niedrigen Schmelztemperatur für den Einsatz als Flüssigprecursoren interessant sein. Bei MethylCyclopentadienyl-Chrom Cr(C5H5)CH3 liegt der Schmelzpunkt bei 35°C, während
Bis-Cyclopentadienyl-Chrom einen Schmelzpunkt von 173°C aufweist.
Bis-Aren-Chromverbindungen
Die Durchführbarkeit der Abscheidung von chromhaltigen Schichten wurde 1962 unter Verwendung von Bis-Cumen-Chrom, Cr[C6H5iPr]2, demonstriert. Ein weiterer
Vertreter ist Bis-Benzol-Chrom Cr(C6H6)2. Beide Precursoren scheiden chromhaltige
Schichten in einem Temperaturbereich von 300 – 550°C ab. Die Einlagerung von
Kohlenstoff in der Schicht bei Bis-Cumen-Chrom erfolgt nicht auf Grund der Spaltung
der aliphatischen Seitenkette sondern ist zurückzuführen auf Nebenreaktionen welche eine katalytische Dehydrierung unter Bildung aromatischer Kohlenwasserstoffe
zur Folge hat. Maury et al. (1992) scheiden bei beiden Precursoren unter ähnlichen
Abscheidungsbedingungen Chromcarbidschichten ab, die keinen signifikanten Unterschied im Kohlenstoffgehalt aufweisen [21]. Des weiteren zeigen kinetische
Untersuchungen von Aleksandrov und Dyagileva (1977), dass Alkylsubstituenten am
Benzolring keine Veränderungen der kinetischen Parameter zur Folge haben [22].
Reine Chromschichten mit einem C-Gehalt kleiner 0,1 Gewichtsprozent können unter
Zugabe von Hexachlorbenzol erzielt werden [23].
Neben den bisher genannten Precursorklassen gibt es noch die Tetra-AlkylChromverbindungen, die aber nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Ziel dieser Arbeit ist die wirtschaftliche Abscheidung von verschleißbeständigen,
sauerstofffreien Chromcarbidschichten bei niedrigen Temperaturen. Aus diesem
Grund scheiden Carbonylverbindungen aus. Cyclopentadienyl-Verbindungen und
Tetra-Alkyl-Verbindungen sind Exoten, die kommerziell nicht erhältlich sind, und zu
denen es nur wenig Untersuchungsergebnisse gibt, so dass letztendlich nur die
Chrom-Arenverbindungen übrig bleiben.
In dieser Arbeit wird ein Aromatengemisch mit Hauptbestandteil Bis-EthylbenzolChrom als Precursor verwendet, da dieser von allen Bis-Arenprecursoren der billigste ist. Gegenüber dem Feststoff Bis-Benzol-Chrom hat er neben dem niedrigeren
23
Preis zudem den Vorteil dass das Precursorgemisch als Flüssigkeit vorliegt. BisBenzol-Chrom beginnt erst bei 284°C zu schmelzen.
Synthese von Bis-Ethylbenzol-Chrom
Bis-Ethylbenzol-Chrom ist kein Massenprodukt der chemischen Industrie und wird
als Sonderchemikalie von Strem Chemicals nur in geringen Mengen (einige kg/a)
hergestellt. Der Verkaufpreis liegt bei 34 €/g (Stand 2003).
Die Synthese von Bis-Ethylbenzol-Chrom kann analog der Synthese von Bis-BenzolChrom auf zwei Arten erfolgen. Der klassische Weg ist eine nasschemische Synthese nach Fischer-Hafner. Hier wird CrCl3 mit Al und AlCl3 sowie Ethylbenzol versetzt.
Anschließend wird dieses Reaktionsgemisch in Tetrahydrofuran gelöst und mit
Diethylether gefällt. Bei einer anschließenden Zersetzung mit Methanol und Wasser
und Reduktion mit Na2SO4 im alkalischem Medium entsteht Bis-Ethylbenzol-Chrom.
Die Ausbeute beträgt maximal 60% [24].
Eine alternative Darstellung des Precursors kann mittels Elektronenstrahlverdampfens erfolgen. Bei einem Betriebsdruck kleiner 10-5 Torr wird ein Elektronenstrahl auf
Chromchips fokussiert. Das Chrom beginnt im Focus zu schmelzen und sofort zu
verdampfen. Der Metalldampf kondensiert anschließend an einer gekühlten Reaktorwand und reagiert dort mit Ethylbenzol zu Bis-Ethylbenzol-Chrom [25]. Dieses
Verfahren ist sehr energieintensiv und produziert derzeit nur Mengen im Labormaßstab, so dass hier die Herstellungskosten deutlich über 34 €/g Precursor liegen.
Dieses Verfahren ist sehr einfach und es entstehen keine Abfallprodukte. Ein ScaleUp für größere Mengen ist realisierbar [25].
In Abbildung 2.6 ist die Strukturformel von Bis-Ethylbenzol-Chrom dargestellt. Es
handelt sich um eine Sandwich-Struktur, bei der zwischen den beiden Ethylbenzolliganden ein sechsfach koordiniertes Chromatom liegt. Die Oxidationsstufe des
Chromatoms ist null [26].
24
CH2
CH3
Cr
CH2
CH3
Abbildung 2.6: Strukturformel von Bis-Ethylbenzol-Chrom
Der Komplex ist luftempfindlich wie alle anderen neutralen Bis-Aren-Metall-Komplexe
mit reinen Kohlenwasserstoffliganden [26]. Für BEBCr wurde mit dem Programm Cerius2 eine Analyse der Struktur und der Bindungslängen durchgeführt [27]. Der RingRing Abstand beträgt 322pm und entspricht in etwa dem van-der-Waals Abstand
zweier π-Systeme. Der C-C Abstand beträgt 142pm. Die Ergebnisse führen zu einer
Bestätigung der Bindungslängen, wie sie aus der Literatur für Bis-Benzol-Chrom bekannt sind [26]. Tieftemperatur-Röntgenstrukturanalyse und Elektronenbeugung
belegen für Bis-Benzol-Chrom eine Struktur mit ausgeglichenen Bindungslängen und
einer D6h Symmetrie.
Thermische Zersetzung von Bis-Ethylbenzol-Chrom
Die physikalischen Eigenschaften von Bis-Ethylbenzol-Chrom (BEBCr) sind im Anhang C tabellarisch dargestellt. Fomin et al. untersuchten bereits 1973 die Kinetik
und die Auto-Oxidation von BEBCr in verschiedenen Kohlenwasserstoffen [28]. Die
Auto-Oxidation von BEBCr mit trockenem Sauerstoff vollzieht sich in diversen Kohlenwasserstoffen schon bei Raumtemperatur. Eine Zugabe von Wasser bewirkt eine
Steigerung der Oxidationsrate.
25
Travkin et al. (1969) kamen bei ihrer Studie zu dem Ergebnis, dass die Siedetemperatur von BEBCr bei Atmosphärendruck bei 322°C liegt und die Zersetzungstemperatur bei 330°C. Für die Ermittlung des Dampfdruckes von BEBCr im Temperaturbereich von 150 bis 250°C finden sie folgende Beziehung [29]:
log p = -4039 T-1 + 9,66
(2.1)
Der Druck wird dabei in Torr angegeben und die Temperatur in Kelvin. Diese Dampfdruckkurve stimmt mit der von Devyatykh et al. (1969), welche im selben Temperaturbereich ermittelt wurde, gut überein [30].
log p = -3610 T-1 + 8,81
(2.2)
Zur Ermittlung des Dampfdruckes von BEBCr wird in dieser Arbeit Gleichung 2.1
verwendet.
Domrachev und Vyshinskii (1970) untersuchten die thermische Zersetzung von
BEBCr und stellten fest, dass die Geschwindigkeit der Zersetzung durch die Anzahl
der aktivierten Moleküle bestimmt wird und der Kohlenstoffgehalt in der Schicht
durch schnellen Abtransport der Reaktionsprodukte vermindert werden kann [31].
Petukhov und Artemov (1969) untersuchten die Hauptzersetzungsprodukte der thermischen Zersetzung von BEBCr im Temperaturbereich von 300 – 500°C und fanden
dabei Benzol, Toluol, Ethylbenzol, Methyl-Ethylbenzol, Diethylbenzol, Triethylbenzol
sowie Wasserstoff und Methan [32].
Sie stellten auch fest, dass bei Änderung der Liganden, z.B. Isopropyl-Benzol, sich
die Gasphasenzusammensetzung kaum, jedoch die Zusammensetzung der flüssigen
Zersetzungsprodukte deutlich ändert. Neben Benzol und Toluol entstehen zusätzlich
in nennenswerten Mengen höher substituierte Aromaten wie Methyl-Isopropylbenzol
und Ethyl-Isopropylbenzol. Bei der Zersetzung von Isobutylbenzol entstehen sechs
weitere aromatische Kohlenwasserstoffe.
Somit steht fest, dass die Zahl der Spaltprodukte mit der Länge der substituierten
aliphatischen Seitenkette wächst. Grundsätzlich bestehen zwei Möglichkeiten für die
Bildung der Nebenprodukte. Die erste Möglichkeit ist die Abspaltung der aliphatischen Seitenkette vom Metallorganyl selbst. Die 2. Variante ist die Abspaltung der
aliphatischen Seitenkette nach der Spaltung des Metallorganyls. Zur Überprüfung
des Abspaltmechanismus wurden die alkylierten Benzolverbindungen neben Chrom
in einer Ampulle eingeschlossen und erhitzt. Bei allen Versuchen blieb die Anfangszusammensetzung erhalten. Die Kohlenwasserstoffe änderten sich nicht bei der
Thermolyse. Aus diesem Ergebnis wurde gefolgert, dass sich die aliphatische Seitenkette vom Metallorganyl abspaltet [32].
26
Dyagileva und Pudeev (1975) untersuchten die thermische Zersetzung von BEBCr in
einem Temperaturbereich von 340 - 400°C bei einem Druck von 133 – 400mbar [33].
Die Hauptkomponente (72%) der verwendeten Substanz war BEBCr. Die Verunreinigungen waren homologe Verbindungen mit verschiedenen Substituenten am
Benzolring. Die Geschwindigkeitskonstante k der Pyrolyse wird durch Zugabe von
Benzol oder Ethylbenzol zur Ausgangssubstanz nicht bemerkbar beeinflusst.
Flüssige Produkte der BEBCr Pyrolyse in % sind in Abhängigkeit von der Zusammensetzung der Ausgangssubstanz:
•
•
•
•
•
•
Benzol 29,6
Toluol 1,1
Ethylbenzol 52,0
Diethylbenzol 15,4
Triethylbenzol 1,2
nicht identifizierte Produkte 0,6
Das feste Produkt ist pyrolysiertes Chrom mit 10 – 19 Prozent Kohlenstoff. Experimente haben gezeigt, dass eine Einführung von Ethylsubstituenten am Benzolring
nur geringen Einfluss auf die Reaktivität der Bis-Aren-Chromverbindungen haben.
Die thermische Stabilität wurde durch die Substituenten etwas geringer. Eine Änderung des metallischen Zentralatoms in Bis-Arenverbindungen hat einen starken
Einfluss auf die Pyrolysegeschwindigkeit. Ersetzt man Cr durch V erhält man eine
kleinere Geschwindigkeitskonstante. Dieses Ergebnis stimmt gut damit überein, dass
die durchschnittliche Dissoziationsenergie von Metall-Ligand-Bindungen in BisArenen entlang der ersten Reihe der Nebengruppenelemente abnimmt [33].
Die Zugabe von chlorierten Kohlenwasserstoffen (CKW) katalysieren die thermische
Zersetzung von BEBCr und reduzieren den Kohlenstoffgehalt in der Schicht, wie Polikarpov et al. (1984) zeigen [23]. Der katalytische Effekt ist von der Anzahl und der
Position der Chloratome abhängig. Die katalytische Aktivität steigt bis zu einer maximalen Zugabe von 5 Molprozent CKW an und fällt bei weiterer Zugabe wieder ab.
CKW mit mehr als zwei Chloratomen erschweren die Wasserstoffabspaltung von den
Liganden, was zur Folge hat, dass die Abscheiderate von Chrom abnimmt.
Leonov et al. (1979) konnten durch Zugabe von Kohlenwasserstoffen wie z.B. Benzol
und Ethylbenzol den Kohlenstoffgehalt in den abgeschiedenen Schichten von 3,5
Gewichtsprozent auf bis zu 9 Gewichtsprozent erhöhen. Dabei stellten sie fest, dass
der erhöhte Kohlenstoffgehalt nicht von den Additiven selbst kommt, sondern vom
eigentlichen Precursor BEBCr. Die Additive aktivieren lediglich die Sekundärreaktionen der Liganden während der thermischen Zersetzung von BEBCr insbesondere bei
der Abscheidung und Disproportionierung [34].
27
Reaktionsmechanismus und Kinetik
In der Literatur ist kein Reaktionsmechanismus bzw. eine Beschreibung der Kinetik
zur Abscheidung von Chromcarbid aus BEBCr zu finden. Bisher konzentrierte man
sich bei der MOCVD von Bis-Ethylbenzol-Chrom auf die Abscheidung von reinen
Chromschichten, wobei es das Ziel war den Kohlenstoffanteil in der Schicht zu minimieren.
Fakt ist, dass der Kohlenstoff nicht aus der Spaltung der aliphatischen Seitenketten
gebildet wird, sondern über sekundär, durch Dehydrierung, gebildete aromatische
Kohlenwasserstoffe, die auf der Oberfläche adsorbieren [21]. Gefolgert wurde auch,
dass vor der Spaltung des Metallorganyls die Seitenketten abgespaltet werden [32].
Polikarpov et al. (1984) ermittelten die Aktivierungsenergie für die Abscheidung von
Chrom aus BEBCr bei 300 – 400°C mit 145 kJ/mol. Die Geschwindigkeitskonstante k
berechnet sich zu [23]:
k = 2,3 • 104 • e-34600/RT
(2.3)
Devyatykh et al. (1975) berechneten die Aktivierungsenergie mit 186kJ/mol bei Temperaturen kleiner 400°C [35].
Lieberman und Gorovoy (1994) stellen bei der Abscheidung von Chromcarbid aus
Bis-Arenverbindungen drei temperaturabhängige Abscheidungsbereiche fest. Die
Versuche wurden jedoch bei Drücken kleiner 1mbar durchgeführt. Die maximale Abscheiderate von Chromcarbid beträgt 150 – 180µm/h [36].
Schichtzusammensetzung
Schuster et al. (1990) geben für die Schichtzusammensetzung bei Verwendung von
Bis-Ethylbenzol-Chrom bei 300 – 500°C mehrere Carbide an, ohne diese genauer zu
definieren. Zwischen 450 und 700°C soll neben Chrom und Kohlenstoff noch Cr23C6
entstehen. Bei Temperaturen unter 475°C soll nur Chrom auftreten [37].
Für Bis-Benzol-Chrom zeigen Vahlas et al. (1998) simulierte und auf Experimente
abgeglichene Diagramme bei denen deutlich wird, dass die Schichtzusammensetzung von dem Gesamtdruck, dem Molenbruch des Precursors und der
Abscheidungstemperatur abhängig ist. Je niedriger die Temperatur und der Gesamtdruck und je höher der Molenbruch, desto kohlenstoffreichere Carbide werden
abgeschieden. Es wird deutlich, dass eine Temperaturänderung nur eine geringe
28
Änderung der Schichtzusammensetzung bewirkt, während Änderungen des Molenbruchs und des Druckes die Schichtzusammensetzung stärker beeinflussen [38]. Für
Bis-Benzol-Chrom (BBCr) erwartet man bei 450°C, 10mbar und einem BBCrMolenbruch von 10-3 die Abscheidung einer Mischung aus Cr7C3 und Cr3C2. Diese
Prozessparameter entsprechen in etwa denen, die in dieser Arbeit zur Abscheidung
von Chromcarbid aus Bis-Ethylbenzol-Chrom verwendet werden.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es noch Klärungsbedarf hinsichtlich des
Reaktionsmechanismus und der Kinetik der Abscheidung von Chromcarbid aus BisEthylbenzol-Chrom gibt. Die Aktivierungsenergie sollte bei etwa 150kJ/mol liegen.
Beim Abscheidungsprozess der bei ca. 450°C, und reduzierten Druck, abläuft erwartet man eine Mischung von verschiedenen Chromcarbiden.
Schichthaftung
Die Haftung von Chromschichten, hergestellt aus Bis-Arenverbindungen durch
MOCVD bei 425°C, auf verschiedenen Substraten wurde von Kostenkov et al. (1979)
untersucht [39]. Getestet werden dabei scheibenförmige Substrate (20 x 10mm, 1mm
hoch) aus Aluminium, Kupfer, Nickel, Stahl (X12CrNi18-10), Titan, Niob, Zirkon, Molybdän, Silizium und Wolfram. Alle Substrate werden vor der Beschichtung mit
Aceton und Ethanol entfettet. Es wird festgestellt, dass die Substrate Ti, Nb, Zr und
Mo, die einen ähnlichen thermischen Ausdehnungskoeffizienten α wie Chrom (α ≈
6,1 – 6,6 x 10-6K-1) besitzen, niedrige Schichtspannungen erzeugen und eine Deformation der Chromschicht erst bei Schichtdicken größer 25 µm auftritt. Die anderen
Proben wie Stahl, Al, Ni und Cu haben wesentlich höhere thermische Ausdehnungskoeffizienten (α > 12 x 10-6K-1) was zur Folge hat, dass bei Schichtdicken kleiner 15
µm schon Deformationen auftreten, die letztendlich zu Abplatzungen führen. Substrate mit einem höheren thermischen Ausdehnungskoeffizienten als Chrom verursachen
Druckspannungen, Substrate mit einem niedrigeren Ausdehnungskoeffizienten als
Chrom führen zu Zugspannungen in der Schicht.
Freller und Lorenz (1992) geben für Cr3C2 einen thermischen Ausdehnungskoeffizienten von 10,3 x 10-6K-1an. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass sich in
Hartstoffschichten, zu denen Chromcarbid gehört, Druckspannungen ausbilden,
wenn Stähle als Substrate dienen. Druckspannungen erhöhen einerseits die
Schichthärte können aber andererseits die Haftfestigkeit herabsetzten [40].
Kleer und Döll (1993) zeigen bei Titannitridschichten (α ≈ 9,3 x 10-6K-1), dass Druckspannungen in der Nähe von Schichtdefekten die Haftfestigkeit der Schicht
übersteigen und so zu Schäden in der Schicht führen, was zur Folge hat, dass
Schichtaufwölbungen und Schichtablösungen entstehen [41].
29
Umilin et al. (1989) stellen bei der Beschichtung von Stahlproben mit Chrom aus
BEBCr fest, dass die Kohäsionskraft und die Plastizität mit Abnahme des Kohlenstoffes in der Schicht zunimmt, die Härte der Schicht jedoch abnimmt [42]. Um Schichten
mit guter Haftung und hoher Härte auf Stahl herstellen zu können dosierten sie an
einer Stelle im Reaktor Chlorkohlenwasserstoffe zu BEBCr hinzu um reine Chromschichten bei 480°C zu erzielen. Durch Verschiebung der Probe im Reaktionsraum
konnte ein Gradient hinsichtlich des Kohlenstoffgehaltes erzielt werden, der zu einer
härteren Schicht führte.
Pashkin und Shiryaev (1982) untersuchen den Einfluss der Oberflächenbehandlung
auf die Haftung von Chromcarbidschichten [43]. Sie verwenden Substrate aus Edelstahl, X12CrNi18-10, welche vor der Beschichtung geschliffen, poliert und mit Säure
behandelt wurden. Die Haftung zwischen Schicht und Stahl wird mittels einer Kontaktschicht bestehend aus FeO und Cr erzeugt. Diese Kontaktschicht entsteht durch
Diffusion bei hohen Temperaturen. Da die Beschichtung bei 400 – 550°C erfolgt und
es zu keiner Diffusionsschicht kommt, muss FeO auf der Substratoberfläche mittels
Säurebehandlung erzeugt werden. Proben ohne Säurebehandlung weisen eine niedrige Haftfestigkeit von 0,2 – 0,4 Jm-2 auf. Durch eine Vorbehandlung mit HNO3,
H2SO4 und HCl und anschließender Entfernung der Säurereste lässt sich die Haftfestigkeit auf 5,6 Jm-2 erhöhen.
Als Ergebnis lässt sich festhalten, dass der Haftvermittler Chromoxid auf der
Schichtunterseite, die eigentliche Kontaktschicht, nur nach Säurevorbehandlung des
Substrates entsteht und dass mit steigendem Anteil von pyrolytischem Kohlenstoff in
der Schicht die Haftfestigkeit abnimmt. Die Schichthaftung wird neben der chemischen Vorbehandlung auch von der mechanischen Vorbehandlung und vom
Phasenzustand des Substrates (z.B. Restspannungen) beeinflusst [43].
Fainshtein et al (1975) untersuchen Chromschichten auf Stahl die mittels Elektronenstrahlverdampfen bei einem Betriebsdruck von 10-5mbar erzeugt werden. Die
Diffusion von Chrom beginnt bei diesen Bedingungen erst bei 442°C. Bei niedrigeren
Temperaturen sind nur ausgebildete van-der-Waals-Kräfte zwischen Chrom und Eisenoxid vorhanden, so dass es zu einer physikalischen Bindung Cr-O-Fe kommt. Die
Haftfestigkeit dieser Schicht ist jedoch gering. Diffusionsschichten mit einer guten
Haftfestigkeit entstehen erst bei Temperaturen ab 500°C, wobei das Eisen um ein
vielfaches schneller diffundiert als das Chrom [44].
Chemische und mechanische Beständigkeit von CrC-Schichten
Chromcarbidschichten aus Bis-Arenverbindungen werden von Hankó et al. (1995)
hinsichtlich Säurebeständigkeit untersucht. Die silber-grau metallisch glänzenden
Schichten werden bei Temperaturen unter 600°C und einem Gesamtdruck von
30
0,2mbar auf Glas abgeschieden. Die Schichten sind gegenüber heißer konzentrierter
Salzsäure und Salpetersäure beständig [45].
Kostenkov et al. (1986) leiten ab, dass die Porosität der Chromcarbidschichten die
chemische Beständigkeit negativ beeinflusst. Verunreinigungen wie Öle, Oxide und
feste Partikel auf Substratoberfläche führen zu Nebenreaktionen bei der Zersetzung
des Eduktes und zur Gasentwicklung auf der Substratoberfläche, wodurch Poren
entstehen [46]. Die Porosität der Schichten kann auch durch eine hohe Precursorreinheit vermindert werden. Bei einer Reinheit von 90% ist keine Porosität zu
erwarten. Eine hohe Schichtdicke führt ebenfalls zur Senkung der Porosität. Die
chemische Beständigkeit wurde bei Schichtdicken von 10 - 30µm untersucht. Dabei
zeigt sich, dass die Schichten in sauren Medien (H3PO4)) beständig sind. Steigt die
Härte der Schichten, so steigt auch die Verschleißfestigkeit und die mechanische
Festigkeit. Die Abscheidungsbedingungen beeinflussen diese Eigenschaften. Die
Mikrohärte steigt von 1700 auf 2500N/mm2, wenn die Abscheidungstemperatur von
400 auf 600°C erhöht wird. Ebenso nimmt mit zunehmender Reinheit des Precursors
die Härte zu. Das bedeutet, dass bei einer Reinheit von 90% sehr große Härte zu
erwarten ist [46].
Tribologie
Habig et al. (1980) führen Reibungs- und Verschleißprüfungen an 10µm dicken
Chromcarbidschichten mit einer Rauhtiefe Rz kleiner 2µm durch, die über CVDVerfahren hergestellt wurden. Als Grundwerkstoff des Stift-Scheibe-Systems dient
ein vergüteter Stahl (X205CrWMoV12-1). Ebenfalls untersucht werden Titancarbid-,
Titannitrid und Eisenboridschichten [47].
Die Parameter für die Festkörperreibung sind:
Relative Luftfeuchte 50%, Prüfkraft 2,5 und 5N, Gleitgeschwindigkeit 0,1m/s, Gleitweg 1000m, Temperatur 23°C.
Bei der Festkörperreibung ist der Verschleißbetrag der Substrate mit den Chromcarbidschichten, auf Grund von Abrasion, größer als bei allen anderen Schichten. Bei
einer Prüfkraft von 2,5N ist die Verschleißrate bei Chromcarbid mit 8,3 x 10-6mm3/m
sechsmal höher als bei Titancarbid. Der Reibungskoeffizient stieg von 0,1 zu Beginn
auf einen Endwert von 0,41. Der Reibungskoeffizient von Titancarbid liegt bei etwa
0,13. Bei 5N Prüfkraft beträgt die Verschleißrate von Chromcarbid 21 x 10-6mm3/m
und liegt sieben mal höher als die von Titancarbid. Der Endreibungskoeffizient beträgt 0,29 und ist im Vergleich zu Titancarbid mit 0,14 etwa doppelt so hoch [47].
Hintermann (1981) notiert bei gleichen Prüfbedingungen in einem System 100Cr6
gegen Cr7C3 einen Reibungskoeffizienten von 0,79 und bei 100Cr6 gegen TiC einen
31
Reibungskoeffizienten von 0,25 [48]. Bei Cr7C3 gegen Cr7C3 beträgt der Reibungskoeffizient nur noch 0,29.
Thienel und Saß (1991) geben bei Festkörperreibung einen Reibungskoeffizienten
für Chromcarbidschichten von 0,3 – 0,51 an, ohne jedoch die Prüfbedingungen anzuführen [49].
Aus den Literaturstellen geht hervor, dass bisher abgeschiedene Chromcarbidschichten gegenüber Titancarbidschichten wesentlich höhere Reibungskoeffizienten haben
und sie sich auf keinen Fall als Tribopartner für unbeschichtete Stähle eignen.
Da die Abscheidungsbedingungen bzw. die eingesetzten Verfahren zur Erzeugung
der Chromcarbidschichten nicht näher beschrieben werden, kann man nicht ausschließen, dass es trotzdem möglich ist Chromcarbidschichten mit niedrigeren
Reibungskoeffizienten zu erzeugen. Ein Ziel dieser Arbeit ist es mittels der MOCVD
Chromcarbidschichten mit einem niedrigen Reibungskoeffizienten abzuscheiden.
2.4.2. CVD von Titancarbid
Schichten aus Titancarbid sind in vielen industriellen Anwendungen weit verbreitet da
dieses Material verschiedene wichtige Eigenschaften wie hohen Schmelzpunkt, hohe
Härte und niedrigen Reibungskoeffizienten besitzt. Das Schneiden von Metallen ist
ein sehr bekanntes Anwendungsgebiet dieser Schutzschichten aber sie werden
ebenso als Diffusionsbarrieren in der Halbleitertechnologie und thermische Barriereschichten in Fusionsreaktoren eingesetzt [50].
Im Bereich der Textilindustrie findet man mit Titancarbid beschichtete Fasermesser,
Fadenführungselemente und Stauchrollen. Im Maschinenbau kommen Titancarbidschichten bei Trockenlauflagern zum Einsatz [10].
Die physikalischen Eigenschaften von Titancarbid sind im Anhang C dargestellt.
32
Precursoren für die CVD von TiC-Schichten
TiCl4 und CH4
Das am weitesten verbreitete System zur Abscheidung von Titancarbid ist die Reaktion von Titantetrachlorid mit Methan in Wasserstoffatmosphäre.
TiCl4
+
CH4
H2
TiC
Æ
+
4HCl
(2.5)
Die Abscheidung wird gewöhnlich im Temperaturbereich von 850 – 1050°C durchgeführt. Der Druckbereich variiert zwischen 1Torr und Atmosphärendruck. Bei
Temperaturen höher 1300°C werden Einzelkristalle aus TiC abgeschieden [51]. Neben Methan kann auch Propan [52], Heptan und Toluol als Kohlenstoffquelle
verwendet werden. Bartsch et al (1995) haben als Kohlenstoffquelle für die TiCAbscheidung auch Benzol, Xylol, Ethylbenzol und Cyclohexan getestet [53]. Konyashin (1996) verwendet als Kohlenstoffquelle CCl4, welches reaktiver als Methan ist
und deshalb nicht im Überschuss gegenüber TiCl4 zugegeben werden muss. Die Abscheidungstemperatur liegt zwischen 1200 und 1450°C [54].
TiCl4 und C
Titancarbid kann auch durch Reaktion von Titantetrachlorid mit Kohlenstoffsubstraten
bei Temperaturen ab 1750°C in Wasserstoffatmosphäre erzeugt werden.
TiCl4
+
C
+
2H2
Æ
TiC
+
4HCl
(2.6)
Die Titancarbidabscheidung über MOCVD-Precursoren erfolgt bei Temperaturen unterhalb 700°C mittels Dichlorotitacen. Tetraneopentyltitanium wird bei Temperaturen
von 150 – 300°C eingesetzt [51].
Reaktionsmechanismus
Teyssandier et al. (1999) untersuchen die chemische Gasphasenabscheidung von
TiC im Reaktionssystem TiCl4, CH4 und H2 [55].
Zunächst werden Berechnungen zum thermodynamischen Gleichgewicht in der
Gasphase in Abhängigkeit vom Gesamtdruck (1 und 760Torr) und Temperatur (1000
– 2000K) präsentiert. Die Gleichgewichtsdaten wurden ausgehend von einem Eingangsgemisch aus TiCl4 (Molenbruch = 2,5%), CH4 (Molenbruch = 2,5%) und 95%
Wasserstoff berechnet. Bei Atmosphärendruck wird das Methan erst bei Temperaturen über 1400K zu Acetylen (C2H2) und Ethylen (C2H4) zersetzt. Bei Temperaturen
über 1600K nimmt die Konzentration von Ethylen ab, da Methylradikale gebildet werden. Im Gegensatz zu der hohen Stabilität des Methans wird TiCl4 nahezu vollständig
33
zu anderen Spezies umgesetzt. Am meisten wird TiCl4 zu TiCl3 und HCl zersetzt. Bei
1600K ist der Anteil beider Spezies gleich groß. Neben TiCl3 entsteht ab 1200K auch
noch in geringen Mengen TiCl2, dessen Konzentration mit steigender Temperatur
zunimmt. Bei Temperaturen kleiner 1500K kann man jedoch die TiCl2 Konzentration
gegenüber der TiCl3 Konzentration vernachlässigen. Bei reduziertem Druck (1Torr)
ist die Gleichgewichtssituation anders, da TiCl4 und CH4 bei Temperaturen ab 1000K
anfangen sich zu zersetzen. Obwohl TiCl4 sich zu den analogen Spezies zersetzt wie
unter Atmosphärendruck werden bei der Methanzersetzung bei niedrigen Temperaturen zwischen 1000 und 1200K Aromaten wie Benzol und Pyren gebildet, die bei
Atmosphärendruck nicht entstehen. Bei Temperaturen über 1200K werden die Aromaten durch Acetylen ersetzt, welches nahezu 100% der Kohlenstoffquelle in der
Gasphase ausmacht.
Teyssandier et al. simulieren eine verweilzeitabhängige Gaszusammensetzung bei
bestimmten Reaktionsbedingungen [55]. Bei Atmosphärendruck und 1500K wird das
zuvor beschriebene thermodynamische Gleichgewicht innerhalb von zwei Sekunden
erreicht. Jedoch läuft die Zersetzung der beiden Reaktanden unterschiedlich schnell
ab. TiCl4 wird fast vollständig innerhalb 0,1 Sekunden zu überwiegend TiCl3 und HCl
zersetzt, während von der eingesetzten Methanmenge nur etwa 2 Prozent zu Acetylen und Ethylen reagieren. TiCl2 kommt in geringen Mengen vor. Bei
Atmosphärendruck und 1200K beträgt die Zeit zum Einstellen des Gleichgewichtes
wiederum zwei Sekunden. Jedoch ist die Anzahl der Spezies wegen der geringeren
Reaktion signifikant niedriger als bei 1500K. Eine signifikante Methanzersetzung wird
nicht festgestellt und 43% des eingesetzten TiCl4 werden ausschließlich zu TiCl3 und
HCl zersetzt.
Bei reduziertem Druck (1Torr) ist es sehr schwer das thermodynamische Gleichgewicht zu erreichen, da Verweilzeiten von annähernd 50 Sekunden benötigt werden.
Bei 1500K wird für die Titanspezies eine Verweilzeit von 10 Sekunden benötigt, damit sich ein Gleichgewicht einstellen kann. Im Gegensatz dazu hat vom Methan nur
ein sehr geringer Teil reagiert. Bei 1200K hat nach 50 Sekunden noch kein Reaktand
das Gleichgewicht erreicht.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Anteil der Gasphasenspezies beim
CVD-Prozess von TiC signifikant sein kann, wenn bei Temperaturen über 1200K und
Atmosphärendruck mit Verweilzeiten von etwa 5 Sekunden gearbeitet wird. Methan
ist sehr viel stabiler als TiCl4, so dass die Zugabe von Methan keinen Einfluss auf die
Zersetzungsgeschwindigkeit von TiCl4 hat. So lange die Temperaturen nicht höher
als 1500K sind , treten beim CVD Prozess von TiC, bei geringen Verweilzeiten, in der
Gasphase lediglich TiCl4, TiCl3,CH4, C2H2 und HCl auf [55].
34
Unter der Annahme, dass Methan auf der Substratoberfläche adsorbiert, lassen sich
somit in H2-Atmosphäre auf Kohlenstoff freien Substraten bei einer Reaktionszeit von
5s vier verschiedene Reaktionsmechanismen formulieren (z = Oberflächenplatz):
1. Atmosphärendruck und 1200K
Die auftretenden Hauptspezies sind TiCl4 und TiCl3 (im Verhältnis 1:1) sowie
CH4.
•
Homogene Gasphasenreaktion:
TiCl4 (g) +
•
•
½ H2
Æ TiCl3 (g) +
TiCl4 (g) +
z
↔ TiCl4-z
(2.8)
TiCl3 (g) +
z
↔ TiCl3-z
(2.9)
CH4 (g)
+
z
↔ CH4-z
(2.10)
H2 (g)
+
z
↔ H2-z
(2.11)
Oberflächenreaktion:
2 TiCl3-z + 3 H2-z + 3z Æ 2 Ti-z
+
4 HCl-z
(2.12)
+
6 HCl-z
(2.13)
Schichtbildungsreaktion (RDS):
Ti-z+
•
(2.7)
Adsorption:
TiCl4-z + 2 H2-z + 2z Æ Ti-z
•
HCl
CH4-z
Æ TiC
+
2 H2-z
(2.14)
Desorption:
HCl-z
↔ HCl
+
z
(2.15)
H2-z
↔ H2
+
z
(2.16)
35
2. Atmosphärendruck und 1500K
Die auftretenden Hauptspezies sind TiCl4 und TiCl3 (im Verhältnis 1:10) sowie
CH4 und C2H2 (im Verhältnis 100:1).
•
Homogene Gasphasenreaktion:
TiCl4 (g) +
½ H2
Æ C2H2 (g) +
2 CH4 (g)
•
3 H2
(2.18)
z
↔ TiCl4-z
(2.19)
TiCl3 (g) +
z
↔ TiCl3-z
(2.20)
+
H2 (g)
z
+
z
↔ CH4-z
(2.21)
z
(2.22)
↔ C2H2-z
↔ H2-z
(2.23)
Oberflächenreaktion:
TiCl4-z + 2 H2-z + 2z Æ Ti-z
2 TiCl3-z + 3 H2-z + 3z Æ 2 Ti-z
+
4 HCl-z
(2.24)
+
6 HCl-z
(2.25)
+
2 H2-z
(2.26)
H2-z
+
Schichtbildungsreaktion (RDS):
Ti-z+
2 Ti-z
•
(2.17)
TiCl4 (g) +
C2H2 (g) +
•
HCl
Adsorption:
CH4 (g)
•
Æ TiCl3 (g) +
+
CH4-z
Æ TiC
C2H2-z Æ 2 TiC
+
2z
(2.27)
Desorption:
HCl-z
↔ HCl
+
z
(2.28)
H2-z
↔ H2
+
z
(2.29)
36
3. Gesamtdruck von 1Torr und 1200K
Die auftretenden Hauptspezies sind TiCl4 und TiCl3 (im Verhältnis 100:1) sowie CH4.
•
Homogene Gasphasenreaktion (findet nur wenig statt):
TiCl4 (g) +
•
•
½ H2
Æ TiCl3 (g) +
TiCl4 (g) +
z
↔ TiCl4-z
(2.31)
TiCl3 (g) +
z
↔ TiCl3-z
(2.32)
CH4 (g)
+
z
↔ CH4-z
(2.33)
H2 (g)
+
z
↔ H2-z
(2.34)
Oberflächenreaktion:
2 TiCl3-z + 3 H2-z + 3z Æ 2 Ti-z
+
4 HCl-z
(2.35)
+
6 HCl-z
(2.36)
+
2 H2-z
(2.37)
Schichtbildungsreaktion (RDS):
Ti-z+
•
(2.30)
Adsorption:
TiCl4-z + 2 H2-z + 2z Æ Ti-z
•
HCl
CH4-z
Æ TiC
Desorption:
HCl-z
↔ HCl
+
z
(2.38)
H2-z
↔ H2
+
z
(2.39)
37
4. Gesamtdruck von 1Torr und 1500K
Die auftretenden Hauptspezies sind TiCl3 und TiCl2 (im Verhältnis 10:1) sowie
CH4.
•
•
•
Homogene Gasphasenreaktion:
TiCl4 (g) +
½ H2
Æ TiCl3 (g) +
HCl
(2.40)
TiCl3 (g) +
½ H2
Æ TiCl2 (g) +
HCl
(2.41)
Adsorption:
TiCl3 (g) +
z
↔ TiCl3-z
(2.42)
TiCl2 (g) +
z
↔ TiCl2-z
(2.43)
CH4 (g)
+
z
↔ CH4-z
(2.44)
H2 (g)
+
z
↔ H2-z
(2.45)
Oberflächenreaktion:
2 TiCl3-z + 3 H2-z + 3z Æ 2 Ti-z
TiCl2-z
•
+
6 HCl-z
(2.46)
z Æ Ti-z
+
2 HCl-z
(2.47)
Æ TiC
+
2 H2-z
(2.48)
Schichtbildungsreaktion (RDS):
Ti-z+
•
H2-z +
+
CH4-z
Desorption:
HCl-z
↔ HCl
+
z
(2.49)
H2-z
↔ H2
+
z
(2.50)
Kinetik
Bei der CVD von TiC unter Verwendung von TiCl4, CH4 und H2 können zwei von einander unabhängige chemische Prozesse ablaufen. Zum einen die Reduktion der
adsorbierten Titanchloride auf der Substratoberfläche durch Wasserstoff zu Titan und
zum anderen die Aufkohlung von Titan zu Titancarbid.
38
Die Aufkohlungsgeschwindigkeit wird beeinflusst durch die Anzahl der aktiven Kohlenstoffspezies auf der Substratoberfläche welche wiederum abhängig sind von der
zur Verfügung stehenden Kohlenstoffmenge und der Reaktionsgeschwindigkeit zur
Bildung der aktiven Spezies [56]. Diese beiden Vorgänge sind stark miteinander verbunden und sie werden beeinflusst durch die Kohlenstoffmenge in der Gasphase, in
Form von Methan oder anderen Kohlenwasserstoffen, und deren Reaktivität.
Die Kohlenstoffmenge in der Gasphase wird definiert über das Partialdruckverhältnis
von Methan zu Titantetrachlorid. Das Maximum der Abscheiderate von TiC wird bei
einem Partialdruckverhältnis von ungefähr eins auf Substraten erreicht, die kein Fe,
Co oder Ni enthalten. In dem Fall, wo höhere Partialdruckverhältnisse vorliegen,
kommt es neben der Bildung von TiC auch zur Bildung von freiem Kohlenstoff [56].
Substrate, die Metalle aus der Eisengruppe enthalten, wirken katalytisch auf die Zersetzung von Methan und führen zur vermehrten Bildung von aktiven
Kohlenstoffspezies auf der Substratoberfläche. Die maximale Abscheidungsgeschwindigkeit von TiC auf diesen Substraten wird bei Partialdruckverhältnissen
pCH4/pTICl4 von 3 bis 8 erreicht. Die Abscheidungsgeschwindigkeit auf Al2O3 Substraten sinkt jedoch bei steigendem Partialdruckverhältnis.
Als Ergebnis kann man festhalten, dass die Aufkohlung des Titans auf der Substratoberfläche den limitierenden Schritt darstellt, was sich verstärkt auf die
Abscheiderate, die Schichtstruktur und Morphologie der TiC Schicht auswirkt [56].
Die Beschichtung von Graphitsubstraten mit TiC im Reaktionssystem TiCl4, CH4 und
H2 wird von Eroglu und Gallois (1995) beschrieben [57]. Die Abscheidung wird bei
100mbar und 1400 – 1425K durchgeführt. Die Abscheiderate von TiC steigt mit zunehmender Methanmenge, aber ändert sich nicht mit der Wasserstoffmenge. Dieses
Verhalten wird mittels Stofftransporttheorie erklärt. Bei einem Partialdruckverhältnis
von Methan zu Titantetrachlorid von 2,5 sollte nach der Thermodynamik neben TiC
auch freier Kohlenstoff abgeschieden werden. Im Gegensatz zu den Ergebnissen
aus thermodynamischen Berechnungen stellen Eroglu und Gallois mit XRD und
AES-Analysen nur eine stöchiometrische Phase von TiC fest [57].
Vincent et al. (1992) beschichten bei Atmosphärendruck und 1200 – 1800°C Graphitsubstrate mit TiC im System TiCl4 und H2 [58]. Der Kohlenstoff zur
Titancarbidbildung kommt aus dem Substrat. Eine Reaktion von Substratkohlenstoff
mit TiCl4 zu TiC ist nach Pierson erst bei höheren Temperaturen ab 1750°C möglich
[51]. Vincent et al. erzeugen Titancarbidschichten schon bei 1200°C, wobei das Verhältnis von Wasserstoff zu TiCl4 = 60:1 ist. Die Abscheiderate von Ti ist bei 1200°C
2,2mg/h und bei 1800°C 2,8mg/h. Die Schichten sind etwa 8µm dick und weisen einen Gradienten im Kohlenstoffgehalt auf. Unmittelbar über der Substratoberfläche
39
wird stöchiometrisches TiC abgeschieden, während auf der Schichtoberfläche TiC0,6
festgestellt wird.
Stjernberg et al. (1977) beschichten Hartmetalle mit TiC und stellen fest, dass die
Abscheiderate (a) annähernd unabhängig vom Gesamtdruck ist, (b) proportional zur
Methankonzentration und (c) indirekt proportional zur HCl-Konzentration, in der Vermutung, dass das HCl, durch die Zersetzung von TiCl4 in verschiedene Subchloride
bei homogener Gasphasenreaktion, gebildet wird [59]. Ein kinetisches Modell nach
Langmuir-Hinshelwood wird für das Reaktionssystem TiCl4, CH4 und H2 aufgestellt,
in der Annahme, dass der Prozess durch die Oberflächenreaktion limitiert wird. Die
Abscheiderate sinkt mit steigender HCl-Konzentration, da HCl auf der Substratoberfläche adsorbiert und so die Adsorption der anderen Reaktanden hemmt. Es wird
gezeigt, dass die Abscheiderate mit steigender TiCl4-Konzentration sinkt. Für den
Mechanismus, der bei hohen HCl-Konzentrationen gültig ist, wird folgender Ansatz
abgeleitet (Gl. 2.51):
RD = kk1k 2
K C ⋅ cCH 4
eq .
K Cl ⋅ c HCl
(2.51)
RD ist die mittlere Abscheiderate, k, k1und k2 sind Proportionalitätsfaktoren, KC und
KCl sind die Adsorptionskonstanten für Kohlenstoff und Chlor, cCH4 und cHCleq. sind die
Konzentrationen für Methan und HCl. Werte werden für die Konstanten nicht angegeben [59].
Fukunaka et al. (1994) präsentieren einen Reaktionsmechanismus nach LangmuirHinshelwood für die Beschichtung von Graphitsubstraten bei 1000°C im System
TiCl4, CH4, H2 und Ar [60]. Die gleichzeitige Adsorption von TiCl4 und CH4 stellt den
limitierenden Teilschritt dar. Da sie befürchten, dass der Kohlenstoff aus dem Substrat den Reaktionsmechanismus beeinflussen könnte, beschichten sie zusätzlich
Aluminiumoxidsubstrate. Sie verwenden einen höheren Partialdruck für Methan gegenüber Titantetrachlorid und stellen fest, dass die Abscheiderate einerseits mit
steigendem TiCl4-Partialdruck und andererseits mit steigendem CH4-Partialdruck bis
auf ein Maximum ansteigt. Die kinetische Gleichung sieht folgendermaßen aus (Gl.
2.52):
R=k
K TiCl4 ⋅ p TiCl4 ⋅ KCH4 ⋅ p CH4
(1 + K TiCl4 ⋅ p TiCl4 + KCH4 ⋅ p CH4 )2
(2.52)
R ist die Abscheiderate, k = 5,51mg/cm2h, KTiCl4 = 32,9atm-1 und KCH4 = 116,0atm-1
[60].
40
Die Reaktion von Titantetrachlorid mit Methan zur Abscheidung von TiC ist in der
Vergangenheit bereits vielfach untersucht worden und es liegen dementsprechend
auch Ergebnisse hinsichtlich Reaktionsmechanismen und kinetischen Betrachtungen
vor. Die Gasphasenzusammensetzung bei verschiedenen Prozessparametern ist
ebenfalls bekannt.
Obwohl bereits viele Erkenntnisse zu diesem Prozess vorliegen, gibt es noch Aufklärungsbedarf hinsichtlich des Reaktionsmechanismus und der Kinetik der
Abscheidung von Titancarbid auf Kohlenstoffsubstraten, da bisher keine Fittung zwischen experimentellen und berechneten Ergebnissen vorliegt.
Morphologie, Struktur, Schichtzusammensetzung und Haftung der TiCSchichten
Wie bereits erwähnt, ist die Schichtzusammensetzung abhängig von den zu beschichteten Substraten, der Beschichtungstemperatur, dem Gesamtdruck und den
verwendeten Kohlenstoffprecursoren. Die Beschichtung von Graphitsubstraten im
System TiCl4 und H2 bei Atmosphärendruck, bei denen nur das Substrat als Kohlenstoffquelle dient führt bei Temperaturen zwischen 1200 und 1800°C zu
unterstöchiometrischen Titancarbid TiC0,6 nahe der Schichtoberfläche, während unmittelbar über der Substratoberfläche stöchiometrisches TiC gebildet wird. Die
Diffusionsgeschwindigkeit des Kohlenstoffes durch die TiC-Schicht ist von der Temperatur und der Morphologie des Carbides abhängig. Die Gesamtmenge des
Kohlenstoffes der mit dem Reaktionsgas in Kontakt kommt nimmt mit zunehmender
Schichtdicke ab [58].
Im System TiCl4, CH4 und H2 entsteht bei hohen Methan-TiCl4Partialdrückverhältnissen neben TiC noch freier Kohlenstoff [56]. Die Textur der aus
Methan und TiCl4 abgeschiedenen TiC-Schichten ändert sich mit steigender Temperatur von texturlosem Gefüge bei 1000°C nach <200> bei 1100°C [61]. In diesem
Temperaturbereich beobachtet man einen Anstieg der Gitterkonstante von 4,316Ǻ
auf 4,327Ǻ was eine Erhöhung der Stöchiometrie bedeutet. Erklärt wird diese Beobachtung damit, dass der Kohlenstoff aus Methan bei der Schichtbildung erst bei
Temperaturen größer 1070°C beteiligt ist [61]. Die Erhöhung des Partialdruckverhältnisses von Methan zu TiCl4 von 1:1 auf 3:1 bewirkt eine Verstärkung des <200>
Peaks bei XRD-Messungen [50]. Choy und Derby (1992) zeigen, dass die Kristallgröße mit steigender Temperatur und abnehmenden Gesamtdruck zunimmt [62]. Die
Beschichtung von Graphitsubstraten zeigt, dass sich die Wachstumsart mit zunehmender Abscheidungsdauer ändert. Nahe der Substratoberfläche wachsen feine
Körner auf, während später kolumnares Schichtwachstum zu beobachten ist [60].
41
Die Beschichtung mit TiC aus TiCl4 läuft immer unter Bildung von HCl ab. Wenn HCl
mit dem Substrat eine stabile Bindung bildet, dann entsteht eine Barriere zwischen
Schicht und Substrat, welche die Haftung schädigen kann. Besonders Fe und Cr bilden mit HCl stabile Chloride während Ni und Co keine Verbindung eingehen [63]. TiC
welches auf Graphitsubstraten abgeschieden wird zeigt eine sehr gute Haftung [58].
Pinn-Pull-Tests welche von Maiya et al. an beschichteten Graphitsubstraten durchgeführt werden zeigen, dass die Schicht bis zur Zerstörung des Substrates haftet [64].
Maiya et al. (1998) zeigen, dass TiC-Schichten aus dem System C6H5Cl, TiCl4 und
H2 auf Graphitsubstraten in korrosiven Medien, wie CaCl2-Salzschmelzen und flüssigen Metallschmelzen, die Zn und Mg enthalten, beständig sind [64].
Das Verschleißverhalten von TiC-Schichten auf Hartmetallen kann durch sogenannte
Wechselschichten verbessert werden. Bei Wechselschichten werden mit TiCl4 abwechselnd die Precursoren n-Heptan und Benzol verwendet [61]. Dies hat zur Folge,
dass die wachstumsinduzierten Texturen durch den Wechsel der Kohlenstoffquelle
gestoppt werden und so texturlose Schichtsysteme geschaffen werden. Die Oberflächenrauhigkeit der Schichten wird durch die Rauhigkeit des Substrates bestimmt.
Der Wachstumsprozess führt zu keiner Erhöhung der Schichtrauhigkeit.
Bei der Verwendung von Methan als Kohlenstoffquelle entsteht zwar bei Temperaturen unter 1350K auch ein texturloses Gefüge, jedoch weisen solche TiC-Schichten
Gefügeauflockerungen im grenzflächennahen Bereich auf, was zur Folge hat, dass
diese Schicht-Substrat-Verbunde unbrauchbar sind. Im allgemeinen kann man sagen, dass eine besonders hohe mechanische Stabilität bei feinkristallinen,
granularen Schichten erreicht wird [61].
Tribologie
Wie schon zuvor in Kapitel 2.4.1 für Chromcarbid beschrieben wurde, führen Habig
et al. (1980) auch Reibungs- und Verschleißprüfungen an 10µm dicken Titancarbidschichten mit einer Rauhtiefe Rz kleiner 2µm durch, die über CVD-Verfahren
hergestellt wurden [47]. Als Grundwerkstoff des Stift-Scheibe-Systems dient wiederum ein vergüteter X205CrWMoV12-1 Stahl.
Die Parameter für die Festkörperreibung sind analog zu denen der Chromcarbid
Versuche:
Relative Luftfeuchte 50%, Prüfkraft 2,5 und 5N, Gleitgeschwindigkeit 0,1m/s, Gleitweg 1000m, Temperatur 23°C.
Bei der Festkörperreibung, mit einer Prüfkraft von 2,5N, beträgt die Verschleißrate
der Substrate mit den Titancarbidschichten 1,4 x 10-6mm3/m und ist im Vergleich zu
42
Chromcarbid sechsmal niedriger und gegenüber TiN dreimal höher. Der Reibungskoeffizient liegt während der Belastung unverändert zwischen 0,1 und 0,16. Bei 5N
Prüfkraft verdoppelt sich die Verschleißrate von Titancarbid auf 3 x 10-6mm3/m, liegt
aber im Vergleich zu Chromcarbid sieben mal niedriger. Die Verschleißrate von TiC
ist bei dieser Prüfkraft auch geringfügig niedriger als bei TiN. Der Reibungskoeffizient
verändert sich nicht merkbar und liegt zwischen 0,13 und 0,16 [47]. Mit TiN werden
höhere Reibungskoeffizienten erreicht, diese liegen zwischen 0,1 und 0,4.
Hintermann (1981) stellt bei gleichen Prüfbedingungen in einem System 100Cr6 gegen TiC einen Reibungskoeffizienten von 0,25 und bei 100Cr6 gegen TiN einen
Reibungskoeffizienten von 0,49 fest [48]. Bei TiC gegen TiC beträgt der Reibungskoeffizient nur noch 0,14.
Thienel und Saß (1991) geben bei Festkörperreibung einen Reibungskoeffizienten
für Titancarbidschichten von 0,11 – 0,15 an [49].
Aus den o.g. Literaturstellen kann man ersehen, dass Titancarbidschichten gegenüber Titannitridschichten und Chromcarbidschichten einen deutlich niederen
Reibungskoeffizienten haben und sich als Tribopartner für unbeschichtete Stähle
eignen.
Kapitel 3
Experimenteller Teil
3.1. MOCVD von Chromcarbid
Erste Erkenntnisse über den MOCVD-Prozess von Chromcarbid wurden mittels einer
vorab durchgeführten Machbarkeitsstudie [68] gewonnen. Gleichung 3.1 zeigt die
Bruttoreaktion von Bis-Ethylbenzol-Chrom zu Chromcarbid unter Bildung verschiedener Nebenprodukte.
7(C6H5C2H5)2Cr
Æ
Cr7C3
+
NP
(3.1)
Das in der Machbarkeitsstudie verwendete Dosierkonzept erwies sich nachträglich
als ungeeignet, da bei der gasförmigen Dosierung des Precursors aus dem Verdampfer in den Reaktor eine hohe Temperatur (170°C) notwendig war um
ausreichende Mengen an Precursor zu verdampfen. Die hohe Verdampfertemperatur
43
in Verbindung mit den pyrophoren Eigenschaften des Precursors unter Luftatmosphäre stellen ein Sicherheits- und Gesundheitsrisiko dar, so dass ein flüssiges
Dosierkonzept erarbeitet wird.
Die Beschichtungsversuche im Strömungsrohrreaktor haben das Ziel, ein Parameterfenster für die Abscheidung von Chromcarbid festzulegen und eine
Abscheidungskinetik zu ermitteln. Die daraus gewonnenen Ergebnisse sollen dann
auf eine Technikumanlage zur Beschichtung von industriellen Bauteilen übertragen
werden.
3.1.1. Chromcarbidabscheidung in einem Strömungsrohrreaktor
Anlagenaufbau
In Abbildung 3.1 ist das Anlagenfließbild zur Chromcarbidabscheidung im Heißwandströmungsrohrreaktor mit flüssiger Precursordosierung mit den folgenden vier
Hauptkomponenten zu sehen:
¾ Dosiervorrichtung für flüssigen Precursor und Trägergas
¾ Heißwandströmungsrohrreaktor
¾ Abgasreinigung
¾ Vakuumpumpe
Abbildung 3.1: Anlagenfließbild Strömungsrohrreaktor zur CrC-Abscheidung
44
Die
Dosiervorrichtung
bestehend
aus
Precursorvorlage
und
einer
Schlauchdosierpumpe (Fa. Ismatec Laboratoriumstechnik GmbH, Typ ISM 596) ist in
Abbildung 3.2 dargestellt.
Der flüssige Precursor wird aus der Precursorvorlage über einen Dosierschlauch und
anschließender Dosierlanze in den Reaktor gefördert. In der Dosierlanze, welche bis
zur Vorderseite des Ofens in den Reaktor hineinragt, wird der Precursor von einem
Teil des Trägergases umströmt. Dort verdampft der flüssige Precursor bei 180°C und
einem Absolutdruck von 10mbar.
Die Verweilzeit des Reaktionsgases wird im wesentlichen durch den Volumenstrom
des Trägergases Helium bestimmt, welcher über zwei Massendurchflussregler (Fa.
Bronkhorst) gesteuert wird.
Das Strömungsrohr besteht aus Aluminiumoxid mit einem Innendurchmesser von
4,2cm und einer Länge von 133cm. An beiden Enden sind Metallflansche angeklebt,
über die der Reaktor mit den anderen Anlagenkomponenten verbunden ist. Die Beheizung des Reaktors erfolgt mittels eines Dreizonen-Hochtemperaturofens der Fa.
Gero. Die Temperaturprofile für diesen Reaktor sind im Anhang B dargestellt, die
isotherme Zone beginnt etwa 30cm nach Ofeneingang und ist ca. 40cm lang.
Schlauchdosierpumpe
Dosierlanze
Reaktoreingang
Precursorvorlage
Abbildung 3.2: Flüssigdosierung und Reaktoreingang
45
Der Gesamtdruck im Reaktor wird mit einem Drucksensor (Fa. Bronkhorst) am Reaktorausgang gemessen, wie in Abbildung 3.3 zu sehen ist. Die Abgasreinigung
besteht aus einem Partikelfilter und einer Kühlfalle welche mit flüssigem Stickstoff
befüllt ist.
Der Abgasreinigung folgt eine Vakuumpumpe (Fa. Brand Vakuumtechnik), über die
das gereinigte Abgas in den Abzug geleitet wird.
Sämtliche Anlagenkomponenten bis auf die Vakuumpumpe sind aus sicherheitstechnischen Aspekten in einem Abzug aufgebaut.
Partikelfilter
DruckVakuumpumpe
Kühlfalle
Reaktorausgang
sensor
Abbildung 3.3: Reaktorausgang und Abgasreinigung
Probenanordnung
Die Ergebnisse aus der Machbarkeitsstudie, reichen für eine sinnvolle Ermittlung kinetischer Parameter nicht aus, da dort unterschiedliche Materialien für Substrat,
Probenhalter und Reaktorwand innerhalb eines Versuches verwendet wurden, und
die Abscheidungsmengen nur auf den Substraten bestimmt werden konnten. Die
Ermittlung der Reaktionskinetik für die Abscheidung von Chromcarbid im Strömungsrohrreaktor erfolgt deshalb mittels einer Probenanordnung wie sie in Abbildung 3.4
gezeigt wird.
46
Als Substrate für die Kinetikversuche werden 33 Stück gebogene Graphitfolieplättchen (30mm x 20mm x 0,5mm) verwendet. Um die Wandabscheidung mit
berücksichtigen zu können, wird das Strömungsrohr mit Graphitfolie ausgekleidet.
Die Substrate werden versetzt hintereinander positioniert, um eine gleichmäßige Anströmung der Ober- und Unterseite zu ermöglichen.
Der Anfang der ersten Probe, welcher den Nullpunkt der Reaktorlängsachse z festlegt, beginnt direkt unterhalb des Endes der Dosierlanze am Ofeneingang.
Seitenansicht
Ofen
1
2
3
31
32
33
Dosierlanze
0
Reaktorlängsachse z
100
30 mm
42 mm
3
Frontalansicht
7
5
4
6
8
Draufsicht
Abbildung 3.4: Probenanordnung im Reaktor
Prozessparameter
Die Variation der Prozessparameter für die Untersuchung der Kinetik ist in Tabelle
3.1 dargestellt. Die Parameterstartwerte werden aus der Machbarkeitsstudie [68]
übernommen. Die Beschichtungszeit beträgt bei allen Versuchen zwei Stunden.
Tabelle 3.1: Prozessparameter für die Chromcarbidabscheidung auf gebogenen
Graphitfolieplättchen
Prozessparameter
Temperatur
Gesamtdruck
Verweilzeit
Strömungsgeschwindigkeit
Precursormolanteil
[°C]
[mbar]
[s]
[cm/s]
[mol-%]
Parameterbereich
400 - 550
5 - 20
0,3 - 2
50 - 200
1,5 - 6
47
3.1.2. Chromcarbidabscheidung in einer Technikumanlage
Anlagenaufbau
Die Versuche zur Chromcarbidabscheidung auf kommerziellen Bauteilen werden in
der von der Fa. Linn-High-Therm bereitgestellten Technikumanlage durchgeführt. Die
Anlage ist prinzipiell aus den gleichen Komponenten aufgebaut, wie alle anderen in
dieser Arbeit verwendeten CVD-Anlagen, lediglich der Reaktor ist anders gestaltet.
Anstatt eines Heißwand-Strömungsrohres ist der Reaktor der Technikumanlage ein
zylindrischer Kaltwandreaktor mit einem kuppelförmigen Deckel.
Bevor diese Anlage in Betrieb genommen werden konnte mussten einige wichtige
Modifizierungen hinsichtlich Isothermie, Aufheizzeit, Dosierung und Reaktionsraumgestaltung unternommen werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der
Reaktionsraumgestaltung hinsichtlich effektiver Precursordosierung und homogener
Abscheidung von glatten, geschlossenen Chromcarbidschichten. Der Querschnitt
des Reaktors wird in Abbildung 3.5 gezeigt.
Um die Isothermie im Reaktionsraum zu verbessern und die Aufheizzeit zu reduzieren wurde neben einem stärkeren Heizleiter ein Abschirmpaket in den Reaktor
eingebracht. Zudem wurde die Heizleistung durch Einbau eines Vortrafos erhöht.
Die Abscheidung von homogenen Chromcarbidschichten auf den Substraten wurde
entschieden verbessert indem das Precursorgemisch aus Bis-Ethylbenzol-Chrom
und Helium über einen Duschkopf in den Reaktionsraum dosiert wurde. Der Duschkopf ist so gestaltet, dass das Gemisch zunächst auf eine Prallplatte trifft und es
somit zu einer Verwirbelung und Verteilung kommt. Danach strömt das Gemisch
durch drei Sieblagen mit definierter Maschenweite und wird somit gleichmäßig über
den gesamten Bereich des Duschkopfes verteilt.
Das abreagierte Gasgemisch verlässt den Reaktionsraum über Bohrungen, die radial
an der Außenseite der Bodenplatte angebracht sind.
48
Precursorgemisch
Schwenkbarer Deckel
Kühlwasser
Abschirmblech
Prallplatte
Duschkopf
136 mm
Dichtung
Sieblage
130 mm
20 mm
Heizschlangen
Vakuumpumpe
Radiale Bohrungen
Abbildung 3.5: Probenanordnung im Reaktor der Technikumanlage
Probenanordnung
Die Substrate befinden sich unterhalb des Duschkopfes auf der beheizten Bodenplatte und werden somit von oben angeströmt. Beschichtet werden in dieser Anlage
Substrate der Industriepartner aus diversen Stählen sowie Keramikbauteile.
Prozessparameter
Die Beschichtung kommerzieller Werkstücke in der Technikumanlage verläuft analog
zu den Beschichtungsversuchen im Strömungsrohrreaktor. Die Festlegung der Parameter basiert auf den Ergebnissen der Parametervariation im Strömungsrohr. In
Tabelle 3.2 sind die optimalen Betriebsparameter für die Beschichtung in der Technikumanlage dargestellt.
49
Tabelle 3.2: Prozessparameter für die Chromcarbidbeschichtung von kommerziellen Werkstücken
Prozessparameter
Parameterbereich
450
2
100
2
Temperatur
[°C]
Gesamtdruck
[mbar]
Strömungsgeschwindigkeit über den Substraten [cm/s]
Precursormolanteil
[mol-%]
3.2. CVD von Titancarbid
Die Bildung von stöchiometrischem TiC im Reaktionssystem TiCl4, CH4 und H2 kann
mit Gleichung 3.2 formal beschrieben werden.
TiCl4
+
CH4
Æ
TiC
+
4HCl
(3.2)
Die Beschichtungsversuche zur Titancarbidabscheidung auf Graphitsubstraten haben das Ziel, ein Parameterfenster festzulegen und eine Abscheidungskinetik zu
ermitteln. Anschließend sollen keramische Bauteile beschichtet werden um die tribologische Eignung der TiC-Schichten zu untersuchen.
3.2.1. Titancarbidabscheidung in einem Strömungsrohrreaktor
Anlagenaufbau
Der Anlagenaufbau bei der TiC-Abscheidung ist in Abbildung 3.6 dargestellt. Die Gase Helium und Wasserstoff können entweder über den thermostatisierten Sättiger, in
dem sich das TiCl4 befindet, in den Reaktor geleitet werden oder, wie beim Methan,
direkt dem Reaktor zugeführt werden. Alle Leitungen vom Sättiger bis zum Reaktor
sind beheizt, um ein auskondensieren des Titantetrachlorides zu vermeiden.
50
Abbildung 3.6: Fließbild der CVD-Anlage zur Abscheidung von TiC
Der Reaktor besteht aus einem Aluminiumoxidrohr mit einem Innendurchmesser von
3,2cm und einer Länge von 130cm. An beiden Enden sind Metallflansche angeklebt,
über die der Reaktor mit den anderen Anlagenkomponenten verbunden ist. Die Beheizung des Reaktors erfolgt mittels eines Dreizonen-Hochtemperaturofens der Fa.
Gero. Die Temperaturprofile für diesen Reaktor sind im Anhang B dargestellt, die
isotherme Zone beginnt etwa 24cm nach Ofeneingang und ist ca. 52cm lang.
Probenanordnung
Die Anordnung der 33 Graphitproben bei der TiC Abscheidung erfolgt analog der
Positionierung der Proben bei Abscheidung von CrC im Strömungsrohr, welche in
Kapitel 3.1.1. beschrieben wurde. Der Anfang der ersten Probe, welcher den Nullpunkt der Reaktorlängsachse z festlegt, liegt bei der TiC-Abscheidung 6cm vor dem
Ofeneingang.
51
Prozessparameter
Die Variation der Prozessparameter für die Untersuchung der Kinetik von TiC zeigt
Tabelle 3.3. Die Beschichtungszeit beträgt bei allen Versuchen zwei Stunden.
Tabelle 3.3: Prozessparameter für die Titancarbidabscheidung
Prozessparameter
Temperatur
[°C]
Gesamtdruck
[mbar]
Strömungsgeschwindigkeit
[cm/s]
Verweilzeit
[s]
Molanteil TiCl4
[mol-%]
Molanteil CH4
[mol-%]
Molanteil H2
[mol-%]
Parameterbereich
1000 - 1200
1000
5 - 45
2 - 18
1-4
2 - 10
21 - 84
3.3. Charakterisierung der CrC- und TiC-Schichten
Die Charakterisierung der abgeschiedenen Schichten erfolgt hinsichtlich Morphologie,
Mikrostruktur,
chemischer
Zusammensetzung,
Oberflächenrauheit,
Haftfestigkeit, Reibung und Verschleiß mittels folgender Methoden:
•
Morphologie
o Raster-Elektronen-Mikroskopie (REM)
•
Mikrostruktur
o Röntgenbeugungsanalyse (X-Ray-Diffraction: XRD)
•
Chemische Zusammensetzung
o Röntgen-Photoelektronen-Spektroskopie (XPS)
o Energiedispersive Röntgenanalyse (Energy-Dispersive-Analysis of Xrays: EDX)
o Glimmentladungsspektroskopie (Glow Discharge Optical Spectroscopy:
GDOS)
•
Oberflächenrauheit
o Tastschnittverfahren
52
•
Haftfestigkeit
o Rockwell-Härteprüfung
•
Reibung und Verschleiß
o Kugel-Scheibe-Tribometer
3.3.1. Morphologie
Raster-Elektronen-Mikroskopie (REM)
Die Raster-Elektronen-Mikroskopie ist eine elektronenmikroskopische Methode zur
Untersuchung von Oberflächen. Dabei wird die Probenoberfläche von einem gebündelten Elektronenstrahl abgetastet. Dieser erzeugt an jedem Ort der
Probenoberfläche Sekundärelektronen, Rückstreuelektronen und Röntgenstrahlen,
wobei am häufigsten die Sekundärelektronen zur Abbildung verwendet werden. Man
misst dabei die Menge der Sekundärelektronen als Strom, der ebenfalls die Helligkeit
des Bildpunktes einer Bildröhre regeln kann. Um eine Störung des Elektrodenstrahls
durch Stöße mit Gasmolekülen zu vermeiden, muss sich die Probe im Vakuum befinden [65].
Die Austrittswahrscheinlichkeit der Sekundärelektronen ist abhängig von der Oberflächenmorphologie. Der topographische Kontrast kann dabei auf mehrere Arten
entstehen:
•
•
•
Durch das Relief der Probe, da Spitzen und Kanten mehr Elektronen emittieren
als Vertiefungen
Durch unterschiedliche chemische Zusammensetzung der Probe, insbesondere
Ausscheidung zweiter Phasen
Bei passender Einstellung des Absaugfeldes können auch Unterschiede des
elektrischen Potentials in der Probe abgebildet werden
Das Raster-Elektronenstrahl-Mikroskop ist besonders gut geeignet für die Untersuchung von Oberflächenmorphologien von Bruchgefügen, Sintervorgängen und
Pulverteilchen. Des Weiteren findet es Anwendung in der Mikroelektronik, da durch
Messung der Ladungsverteilung Schaltvorgänge mikroskopisch verfolgt werden können [66].
Die REM-Aufnahmen wurden am Lehrstuhl für Werkstoffwissenschaften WTM an
einem Raster-Elektronenstrahl-Mikroskop Philips XL aufgenommen. Um die elektrische Leitfähigkeit zu erhöhen, wurden die Proben mit Gold besputtert.
53
3.3.2. Mikrostruktur
Röntgenbeugungsanalyse (X-Ray-Diffraction: XRD)
Im Gegensatz zu den bisher vorgestellten Analysenmethoden wird bei der XRDAnalytik nicht mit einem Elektronenstrahl, sondern mit einem Röntgenstrahl gearbeitet, wobei die Röntgenemission ausgenutzt wird. Die Wellenlänge dieser
Röntgenstrahlen liegt in etwa in der selben Größenordnung wie die Abstände der
Gitterebenen. Das hat zur Folge, dass die Röntgenstrahlen an den Gitterebenen in
ähnlicher Weise gebeugt werden wie die Strahlen des UV-VIS (ultraviolet-visible) an
Strichgittern. Diese Beugung kann wie eine Reflexion aufgefasst werden, wobei der
Beugungswinkel der Strahlen gleich dem Einfallswinkel ist.
Der Unterschied zur UV-VIS Strahlung besteht darin, dass die Röntgenstrahlen einer
bestimmten Wellenlänge nur bei einem entsprechend bestimmten Beugungswinkel
(Glanzwinkel) reflektiert werden. Dieser Winkel hängt vom Gitterabstand d ab. Mit
der Braggschen Gleichung (3.3) kann dieser für jedes Element spezifische Gitterabstand bestimmt werden.
d=
n∗λ
2 ∗ sin θ
(3.3)
d Gitterebenenabstand nm
n Gitterkonstante
λ Wellenlänge
nm
θ Beugungswinkel
-
Die Art der Peaks gibt Aufschluss über die Fehlstellen im Kristall, während man über
die Peakbreite auf die Schichtdicke schließen kann. Erhält man einen sehr scharfen
Peak, so lässt sich dies auf einen fast perfekten Kristall zurückführen. Unscharfe
Peaks basieren entweder auf vielen Fehlstellen im Kristall oder auf einer amorphen
Struktur der Schicht. Des Weiteren bekommt man aber auch unscharfe Peakverläufe
bei sehr kleinen Kristalliten (< 100nm). Dort besteht nicht die Möglichkeit, dass sich
die Interferenzen in Streurichtung vollständig auslöschen.
54
3.3.3. Chemische Zusammensetzung
Röntgen-Photoelektronen-Spektroskopie (XPS)
Bei der Röntgen-Photoelektronen-Spektroskopie (XPS) handelt es sich um eine zerstörungsfreie sensitive Oberflächenanalysenmethode welche Mitte der 60'er Jahre an
der Universität von Uppsala in Schweden entwickelt wurde [67].
Die Proben werden im Vakuum mit einem monochromatischen Röntgenstrahl bestrahlt. Die Photonen dringen in die Oberfläche der Probe ein. Dort kommt es zu
elastischen Stößen mit Elektronen aus verschiedenen Orbitalen der getroffenen
Atome. Dies führt dazu, dass Photoelektronen emittiert werden (Photoeffekt). Die
emittierten Elektronen werden von einem Detektor aufgefangen und in ein Messsignal umgewandelt.
Die mittlere freie Weglänge der Elektronen ist in Feststoffen sehr gering, deshalb
werden nur die freigesetzten Photoelektronen aus den obersten Atomlagen detektiert, dies macht die XPS zu einer sehr sensitiven Oberflächenanalysenmethode.
Aus der Anzahl der detektierten Elektronen pro Energieintervall als Funktion ihrer
Bindungsenergie erhält man ein Spektrum, über dessen Fläche bzw. Höhe der
Peaks man die Konzentration einzelner Elemente in der Oberfläche ermittelt. Aus der
Peaklage kann auf die chemische Zusammensetzung der Oberfläche geschlossen
werden, da diese elementspezifisch ist.
Die kinetische Energie der emittierten Elektronen ergibt sich folgendermaßen:
Ekin = h*ν - EB,i - ΦS
Ekin
EB,i
h*ν
ΦS
(3.4)
kinetische Energie des Elektrons
[eV]
Bindungsenergie des Elektrons aus dem Atomorbital i [eV]
Energie des Photons
[eV]
Konstante des Spektrums
[eV]
Wegen der hohen Bindungsenergie der Elektronen muss die Strahlung mindestens
im UV-Bereich bei Wellenlängen < 200nm liegen, um Photoelektronen zu erzeugen.
Je nach eingesetzter Strahlungsquelle unterscheidet man deshalb zwischen Photoelektronen-Spektroskopie im Ultravioletten (UPS) und Röntgen-PhotoelektronenSpektroskopie (XPS). Als Energiequelle werden gewöhnlich Mg Kα (1253,6eV)- oder
Al Kα (1486,6eV)- Röntgenstrahlen eingesetzt.
55
Die XPS-Untersuchungen wurden am Lehrstuhl für Korrosion und Oberflächentechnik der FAU-Erlangen-Nürnberg an einem Röntgen-Photoelektronen-Spektroskop
vom Typ Physical Electronics PHI 5600 Multi Technique System mit einem monochromatischen Al Kα (1486,6 eV)-Röntgenstrahl durchgeführt.
Energiedispersive Analyse (Energy-Dispersive-Analysis of X-rays: EDX)
Bei dieser Analysentechnik werden die bei der Bestrahlung einer Probe mit einem
Elektronenstrahl entstehenden spezifischen Röntgenquanten in einem Detektor
energiedispersiv ausgewertet. Der Detektor besteht aus einem Silicium-LithiumKristall. Diese Analysentechnik nutzt neben dem Augereffekt auch die spezifische
Röntgenstrahlung. Jedoch können wegen apparativer Bedingungen nur Elemente
erfasst werden deren Ordnungszahl größer zehn ist [68]. Die energiedispersive Analyse bietet den Vorteil, dass sowohl geringste Mengen als auch sehr kleine
Probenabschnitte analysiert werden können. Die EDX-Analysen wurden von der Firma INA Wälzlager Schäffler oHG durchgeführt.
Glimmentladungsspektrometrie (Glow Discharge Optical Spectroscopy: GDOS)
Tiefenprofilanalysen an Schichten und Schichtsystemen können mittels GDOS
schnell durchgeführt werden. Für die Bestrahlung der Probe mit niederenergetischen
Ionen wird eine Gleichspannungsglimmentladung (Plasma) als Primärionenquelle
zwischen der Probe (Kathode) und einer Elektrode eingesetzt. Durch den hohen Arbeitsdruck im Plasma kommt es zu Stößen zwischen zerstäubten Sekundärteilchen
und Teilchen des Arbeitsgases (Argon). Diese Stoßprozesse führen zu einer Anregung der Sekundärteilchen, die dann durch die Emission von Licht wieder abgebaut
wird. Die Strahlung ist charakteristisch für die angeregten Atome oder Ionen. Durch
die Messung ihrer Intensität kann die Elementzusammensetzung bestimmt werden
[10]. Die GDOS Analysen wurden von der Firma INA Wälzlager Schäffler oHG
durchgeführt.
3.3.4. Oberflächenrauheit
Tastschnittverfahren
Das mechanische Tastschnittverfahren nutzt einen harten Tastfühler aus Diamant,
welcher an der Spitze einer leicht biegsamen Messzunge befestigt ist und über die
zu messende Oberfläche gezogen wird. Die Durchbiegung der Messzunge kann induktiv oder über Widerstandsänderung erfasst werden.
56
So wird nun in sehr hoher Auflösung das Profil der gemessenen Oberfläche aufgezeichnet und kann nach bestimmten Verfahren ausgewertet und quantifiziert werden.
Aus den daraus ermittelten Ergebnissen können dann Rückschlüsse über die Beschaffenheit der Oberfläche gezogen werden. Die für die Untersuchungen wichtige
Kenngröße ist der Traganteil, welcher ein Maß für die Oberflächenrauheit darstellt.
Ziel ist es sehr glatte Schichten zu erzeugen, die einen Traganteil größer 90% haben. Der Industriepartner INA Wälzlager Schäffler oHG untersuchte die mit
Chromcarbid beschichteten Keramik- und Stahlscheiben mittels Tastschnittverfahren
und lieferte auch die Auswertungsergebnisse.
3.3.5. Haftfestigkeit
Rockwell-Härteprüfung (HRC)
Eines der möglichen Härteprüfverfahren für metallische Werkstoffe ist jenes durch
einen statisch belasteten Eindringkörper. Ihm liegt folgende Definition zugrunde, in
der die Härte als ein Maß für den Widerstand eines Stoffes gegenüber dem Eindringen eines anderen Körpers angesehen wird. Dabei wird bei diesen Härteprüfverfahren der durch plastische Verformung erzeugte Härteeindruck nach der Entlastung
des Eindringkörpers ausgemessen. Ein Verfahren ist der sog. Rockwelleindrucktest,
der es ermöglicht, eine genaue Aussage über die Haftfestigkeit zu gewinnen. Die
Härteprüfung nach Rockwell C-Test mit einer Diamantspitze als Eindringkörper wird
bei der Firma INA Wälzlager Schäffler oHG durchgeführt und ausgewertet. Der Ermittlung der Haftfestigkeit liegt die VDI-Richtlinie 3198 zugrunde.
3.3.6. Reibung und Verschleiß
Kugel-Scheibe-Tribometer
Am Lehrstuhl für Konstruktionstechnik der FAU steht für die Untersuchungen von
Reib- und Verschleißeigenschaften von Werkstoffpaarungen ein Kugel-Scheibe-Tribometer zur Verfügung.
Bei diesem Prüfverfahren gleitet eine fest eingespannte Kugel (Gegenkörper) mit
definierter Kraft auf einer rotierenden Prüfscheibe (Grundkörper). Diese Scheibe ist
ebenfalls fest eingespannt und wird über einen Zahnriemen angetrieben.
In Tabelle 3.3 sind die Prüfbedingungen beim Kugel-Scheibe-Tribometer gezeigt.
Alle Versuche werden in Anlehnung an DIN 50324/34 im Trockenlauf durchgeführt.
57
Tabelle 3.3: Prüfbedingungen beim Kugel-Scheibe-Tribometer
Prüfkraft
Gleitweg
Gleitgeschwindigkeit
Radius der Reibspur
Relative Feuchte
Umgebungstemperatur
20N
500m
0,05m/s
15,9mm
50%
18°C
Der Gleitweg und die Gleitgeschwindigkeit werden durch Anpassen der Drehzahl
sowie der Anzahl der Umdrehungen eingestellt. Ein Kraftaufnehmer misst kontinuierlich die Reibkraft. Mittels dieser wird dann der Reibkoeffizient µ berechnet.
µ=
FR
FN
Reibungskraft
Normalkraft
FR
FN
(3.5)
[N]
[N]
Nach Versuchende wird der Verschleiß der beiden Tribopartner bestimmt. Der
Scheibenverschleiß lässt sich durch das Ausmessen des Profils der Spur und durch
das Vermessen der abgeriebenen Kalotte errechnen. Neben dem Scheibenverschleiß (WV,Scheibe) wird auch der Kugelverschleiß (WV,Kugel) und die Summe der
beiden, der Gesamtverschleiß (WV,ges.) wie folgt ermittelt:
WV,Scheibe = π·D·Wq,Scheibe
(3.6)
WV,Scheibe Verschleiß der Scheibe
[mm3]
D
mittlerer Durchmesser der Verschleißspur [mm]
Wq,Scheibe
planimetrischer Verschleißbetrag der Scheibe [mm2]
WV,Kugel = 1/3·π·h2·(3R-h)
wobei
WV,Kugel Verschleiß der Kugel
[mm3]
(3.7)
58
h = R − (R 2 −
d 2Kugel
4
(3.8)
)
R
Kugelradius
[mm]
2
d Kugel
Durchmesser der Kugelverschleißfläche
[mm]
Die Ergebnisse werden in Form von Reibkurven, durch Auftragen des Reibungskoeffizienten über den Gleitweg, dargestellt. Die Gleitreibwerte bei Versuchsbeginn (µStart)
und während des Gleitens (µmin und µmax) werden ermittelt und daraus ein Mittelwert
(µav.) gebildet. Damit die Verschleißeigenschaften verglichen werden können, werden
die Verschleißraten berechnet und in entsprechenden Diagrammen aufgetragen. Der
Werkstoffabtrag wird als lineare Verschleißrate dargestellt.
Kapitel 4
Ergebnisse und Diskussion der MOCVD von Chromcarbid
4.1. Precursoranalyse
Der Precursor Bis-Ethylbenzol-Chrom wird von der Firma Strem Chemicals in den
USA hergestellt und von der deutschen Firma ABCR in Karlsruhe vertrieben. Über
den Industriepartner Linn-High-Therm, wurde aus Russland ebenfalls ein BisEthylbenzol-Chrom Precursor geliefert. Die beiden Precursoren wurden im Rahmen
des Projektes von der Firma STAEDTLER MARS GmbH & Co analysiert und miteinander verglichen.
Eine durchgeführte anorganischen Analyse über ICP-OES lieferte folgende Chromgehalte:
USA
16,71%
Das Ergebnis der qualitativen Analyse mit GC-MS:
Gehalt an freien Aromaten:
RUS
17,08%
59
Benzol
Ethylbenzol
Diethylbenzol
Triethylbenzol
Summe:
USA
-----0,1%
ca. 0,12%
ca. 0,03%
ca. 0,25%
Gehalt der organischen Chromkomplexe:
USA
Cr + Benzol + Ethylbenzol
-----Cr + 2x Ethylbenzol
32%
Cr + Ethylbenzol + Diethylbenzol 41%
Cr + 2x Diethylbenzol
27%
RUS
ca. 0,003%
0,2%
ca. 0,26%
ca. 0,06%
ca. 0,52%
RUS
ca. 4%
ca. 22%
ca. 44%
ca. 30%
Die Analyse zeigt, dass der Gehalt an Bis-Ethylbenzol-Chrom in der Probe aus den
USA um 10 Prozentpunkte höher ist als in der Probe aus Russland. Zudem enthält
die Probe aus Russland deutlich mehr Bodensatz und Schwebeteilchen gegenüber
der aus den USA. Für alle Versuche wird deshalb der Precursor von Strem Chemicals verwendet.
4.2. Chromcarbidabscheidung im Strömungsrohrreaktor
4.2.1. Variation der Prozessparameter
Die Ermittlung kinetischer Daten für den CVD-Prozess von Chromcarbid basiert auf
ortsaufgelösten Reaktionsgeschwindigkeitsprofilen. Der Prozess wird bei reduzierten
Druck und Temperaturen kleiner 550°C untersucht. Die Strömungsgeschwindigkeit
wird bei den Versuchsreihen durch Zugabe von Helium konstant gehalten. Tabelle
4.1 zeigt die Betriebsparameter für den Standardversuch, von dem ausgehend innerhalb jeder Versuchsreihe nur ein Parameter variiert wird.
60
Tabelle 4.1: Prozessparameter für den Standardversuch bei der Chromcarbidbeschichtung von Graphitfolieplättchen
Prozessparameter
Gesamtdruck
Verweilzeit
Strömungsgeschwindigkeit
Konzentration BEBCr
Temperatur
[mbar]
[s]
[cm/s]
[mol-%]
[°C]
Parameterbereich
10
0,9
100
3,0
450
Einfluss von Wasserstoff
Von anderen Schichtsystemen ist bekannt, dass Wasserstoff die Carbidbildung
hemmt deshalb soll durch die Zugabe von Wasserstoff untersucht werden, ob der
Kohlenstoffgehalt der Chromcarbidschichten und die Abscheiderate verändert werden. Um den Einfluss von H2 auf die Abscheidung zu untersuchen wird der
Partialdruck von Helium von 97 auf 20% gesenkt und der Wasserstoffpartialdruck
von 0 auf 77% erhöht, so dass ein H2:He-Verhältnis von 4:1 entsteht. Die Abscheiderate von Chromcarbid über die Reaktorlänge (Abb. 4.1) zeigt, dass H2 keinen
Einfluss auf die Abscheiderate von Chromcarbid hat und der Versuch sehr gut reproduzierbar ist. Die durchschnittliche Standardabweichung beträgt ±10%.
61
Abbildung 4.1: Einfluss von H2 auf die Abscheiderate von CrC
Gesamtdruck
Der Gesamtdruck wird zwischen 5 und 20mbar variiert. Drücke kleiner 5mbar können
anlagenbedingt bei Strömungsgeschwindigkeiten von 100cm/s nicht erreicht werden.
Drücke über 20mbar werden aus wirtschaftlichen Gründen nicht untersucht, da bei
konstanten Molenbruch die dosierte Precursormenge mit steigendem Gesamtdruck
zunimmt. Bei 10mbar werden 6,7g Precursor pro Stunde verbraucht, während es bei
20mbar 13,4g sind.
In Abbildung 4.2 wird die Abscheiderate für die Gesamtdruckvariation entlang des
Reaktors gezeigt. Man sieht, dass sich am Beginn der isothermen Zone, bei 30cm,
ein Abscheidungsmaximum ausbildet. Die höchste Abscheiderate wird bei 20mbar
erreicht, jedoch ist die eingesetzte Precursormenge gegenüber 10mbar doppelt so
hoch. Bei 5mbar ist die maximale Abscheiderate mit 8 x 10-6mol m-2 s-1 fast genau so
hoch wie bei 10mbar, jedoch ist über die Reaktorlänge eine stärkere Verarmung
sichtbar. Bei 70cm, am Ende der isothermen Zone, ist eine Abscheidung kaum mehr
zu beobachten, während bei 10mbar und 20mbar an dieser Stelle noch deutliche
Mengen abgeschieden werden.
62
Abbildung 4.2: Abscheiderate von Cr7C3 bei unterschiedlichen Gesamtdrücken
(T = 450°C; xBEBCr = 3,0%)
Betrachtet man den integralen Umsatz in Abbildung 4.3, so stellt man fest, dass bei
5mbar ein vollständiger Umsatz des Precursors zu Chromcarbid erreicht wird. Mit
steigendem Druck sinkt der Umsatz, so dass bei 20mbar noch etwa 80% erreicht
werden. Für die folgenden Versuchsreihen wird ein Gesamtdruck von 10mbar gewählt, da bei 5mbar Strömungsgeschwindigkeiten von mehr als 100cm/s nicht
möglich sind.
63
Abbildung 4.3: Integraler Umsatz von BEBCr bei unterschiedlichen Gesamtdrücken
Der MOCVD-Prozess von BEBCr wird bei 10mbar ohne Zugabe von H2 in Abhängigkeit von folgenden Prozessparametern untersucht.
•
Verweilzeit
•
Konzentration BEBCr
•
Reaktortemperatur
Verweilzeit
Um den geschwindigkeitsbestimmenden Teilschritt des Abscheidungsprozesses zu
bestimmen wird zunächst das Verweilzeitverhalten untersucht. Die Abhängigkeit der
Abscheiderate von der Strömungsgeschwindigkeit ist in Abbildung 4.4 an drei Positionen im Reaktor gezeigt. Position 27cm (Reaktoranfang) ist am Beginn der
isothermen Zone, Position 51cm in der Reaktormitte und Position 75cm (Reaktorende) liegt am Ende der isothermen Zone.
Man sieht, dass sich das Maximum der Abscheiderate mit zunehmender Strömungsgeschwindigkeit gegen Reaktorausgang verschiebt.
64
Bei Strömungsgeschwindigkeiten kleiner 150cm/s liegt das Maximum am Beginn der
isothermen Zone, während bei höheren Strömungsgeschwindigkeiten das Maximum
in der Reaktormitte liegt. Die höchste Abscheiderate wird bei 200cm/s erreicht, obwohl bei 250cm/s mehr Precursor in den Reaktor dosiert wird um einen konstanten
Molenbruch zu erreichen. Dies lässt darauf schließen, dass bei 250cm/s bereits Limitierung durch Konvektion vorliegt.
Bestätigt wird diese Vermutung, dass bei dieser Strömungsgeschwindigkeit unverbrauchtes BEBCr in der nachgeschalteten Kühlfalle auskondensiert, was sich durch
eine gelbbraune Färbung der ansonsten klaren flüssigen Phase bemerkbar macht.
Für die Positionen in der Reaktormitte und am Reaktorende zeigt der Vergleich von
Abb. 4.4 mit Abb. 2.3, dass der reaktionskontrollierte Bereich bei Strömungsgeschwindigkeiten zwischen 150cm/s und 200cm/s liegt. Auf Grund von
Verarmungseffekten bei niedrigen Strömungsgeschwindigkeiten kann man den Bereich der Stofftransportkontrolle anhand von Diffusion nicht genau festlegen.
Abbildung 4.4: Abscheiderate von Cr7C3 bei unterschiedlichen Strömungsgeschwindigkeiten und Probenpositionen
65
In Abbildung 4.5 ist der integrale Umsatz von BEBCr zu Chromcarbid über der Verweilzeit τ aufgetragen. Um in den reaktionskontrollierten Bereich zu gelangen, muss
man Verweilzeiten größer 0,4s wählen, was einer Strömungsgeschwindigkeit kleiner
als 200cm/s entspricht. Für Verweilzeiten kleiner 0,4s kommt man in den Übergangsbereich zur konvektiven Stofftransportkontrolle. Bei Verweilzeiten größer 0,6s
sieht man, dass der Umsatz von 95% abnimmt auf 85% und dann konstant bleibt.
Der hohe Umsatz bei 50cm/s kann dadurch erklärt werden, dass auf Grund der geringen abgeschiedenen Menge Wägefehler stärker ins Gewicht fallen und in
Wirklichkeit der Umsatz geringer ist als hier angegeben. Das würde bedeuten, dass
der Bereich der Diffusionskontrolle bereits bei Verweilzeiten größer 0,6 Sekunden
beginnt. Eine optimale Strömungsgeschwindigkeit liegt demnach zwischen 150 und
200cm/s.
Abbildung 4.5: Integraler Umsatz von BEBCr bei unterschiedlichen Verweilzeiten
Um teuren Precursor zu sparen werden die folgenden Versuchsreihen mit Strömungsgeschwindigkeiten von 100cm/s durchgeführt, auch auf die Gefahr hin bereits
im diffusionslimitierten Bereich zu liegen.
66
Konzentration von BEBCr
In Abbildung 4.6 wird gezeigt, dass mit steigender BEBCr-Konzentration, bei Molenbrüchen zwischen 1,5 und 6%, die Abscheidung zunimmt, wobei sich ein Maximum
der Abscheidung am Beginn der isothermen Zone ausbildet. Auf Grund von Verarmungseffekten von BEBCr in der Gasphase sinkt deshalb die Abscheiderate gegen
Reaktorende hin ab.
Abbildung 4.6: Abscheiderate von Cr7C3 bei unterschiedlichen BEBCrMolenbrüchen
Der reaktionskontrollierte Bereich liegt bei Molenbrüchen zwischen 1,5 und 4,5%, da
die Abscheiderate mit zunehmender Konzentration stark ansteigt. Zwischen 4,5 und
6% steigt die Abscheiderate nur noch gering an was auf Precursorverarmung durch
Keimbildung in der Gasphase zurückzuführen ist. Dies sieht man deutlich auf den
Proben, da bei 6% verstärkte Rußbildung zu beobachten ist.
Der integrale Umsatz liegt bei Molenbrüchen zwischen 1,5 und 4,5% nahezu unverändert zwischen 82 und 92% wie Abbildung 4.7 zeigt, so dass man annähernd von
vollständigen Umsatz ausgehen kann. Lediglich bei 6% ist der Umsatz kleiner 80%
was auf eine beginnende Limitierung durch Adsorption auf der Substratoberfläche
hindeuten kann.
67
Abbildung 4.7: Integraler Umsatz von BEBCr bei unterschiedlichen BEBCrKonzentrationen
Temperatur
Der Einfluss der Reaktortemperatur auf die Abscheiderate und den zugehörenden
BEBCr-Umsatz wird im Folgenden untersucht. Abbildung 4.8 zeigt, dass die Abscheiderate mit steigender Temperatur ansteigt. Bei niedrigen Temperaturen ist die
Abscheiderate über die Reaktorlänge gleichmäßig. Mit steigenden Temperaturen
kommt es zur Ausbildung von immer stärker ausgeprägten Maxima, die sich in Richtung Reaktoreingang verschieben.
Bei 475°C liegt das Maximum der Abscheiderate bereits am Beginn der isothermen
Zone. Dadurch macht sich die Konzentrationsverarmung von BEBCr in Richtung des
Reaktorausganges stärker bemerkbar. Eine leichte Rußbildung auf den Proben wird
ebenfalls beobachtet, was auf homogene Gasphasenreaktion schließen lässt. Als
optimale Beschichtungstemperatur für den MOCVD-Prozess ergeben sich somit
450°C.
68
Abbildung 4.8: Abscheiderate von Cr7C3 bei unterschiedlichen Reaktortemperaturen
4.2.2. Charakterisierung der Chromcarbidschichten
Schichtmorphologie
Die Morphologie der abgeschiedenen Chromcarbidschichten auf den Graphitsubstraten wird mittels Rasterelektronenmikroskopie (REM) untersucht. Die Veränderung
der Oberflächenstruktur der Schichten in Abhängigkeit von den Prozessbedingungen
bei Atmosphärendruck wird in Abbildung 4.9 gezeigt. Die Parameter für den Standardversuch sind in Tabelle 4.1 dargestellt.
Alle im Folgenden gezeigten REM-Aufnahmen sind von Proben gemacht worden, die
27cm vom Ofeneingang entfernt, im vorderen Bereich der isothermen Zone positioniert sind.
Die Standardprobe ist bei T = 450°C, xBEBCr = 3,0% und u = 100cm/s beschichtet
worden. Sie zeigt eine glatte Schicht, welche die Substratoberfläche nachbildet. Vereinzelt sind auf der Schichtoberfläche Partikel von ca. 5µm Durchmesser zu finden.
Ausgehend von der Standardprobe bewirkt eine Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit von 100cm/s auf 250cm/s und somit eine Reduzierung der Verweilzeit eine
rauere Schichtoberfläche, da es zur Bildung von Agglomeraten auf der Oberfläche
69
kommt. Die Agglomerate setzen sich aus vielen kleinen Partikeln zusammen und
sind ungefähr 10µm groß. Normalerweise führt eine Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit im reaktionskontrollierten Bereich zu glatteren Oberflächen, da die
Produkte schneller aus dem Reaktionsraum entfernt werden. Bei 250cm/s wird die
Oberfläche jedoch rauher, was man auf konvektiven Stofftransport zurückführen
könnte.
Eine Verdopplung des Precursormolenbruches von 3,0% auf 6,0% führt ebenfalls zu
einer rauheren Oberfläche, da die Korngröße zunimmt. Wie schon zuvor bei 250cm/s
sind auch hier Agglomerate auf der Schichtoberfläche zu finden.
Die Erhöhung der Substrattemperatur von 450°C auf 475°C bewirkt keine Änderung
der Schichtmorphologie. Beurteilt man die untersuchten Proben hinsichtlich ihrer
Farbe, so stellt man fest, dass die abgeschiedenen Chromcarbidschichten im allgemeinen silbrig glänzend sind.
Standard
10 µm
xBEBCr = 6,0% 10 µm
u = 250cm s-1 10 µm
T = 500°C
10 µm
Abbildung 4.9: Oberflächenmorphologie von Chromcarbidschichten auf Graphitsubstraten in Abhängigkeit von den Prozessparametern
70
Schichtstruktur
C
C
Für die Ermittlung der Schichtstruktur wird neben einem unbeschichteten Graphitsubstrat eine bei 470°C beschichtete Probe ausgewählt. Das Diffraktogramm in
Abbildung 4.10 zeigt ausgeprägte Reflexe, welche eindeutig der Modifikation Cr7C3
zugeordnet werden können. Die Intensitäten sind auf den Maximalwert der Messung
normiert.
Graphit
unbeschichtet
30
40
50
60
70
80
C
C
Cr7C3
C
Cr7C3
Cr7C3
Cr7C3
C
Cr7C3
Cr7C3
Cr7C3
Cr7C3
Cr7C3
C
Intensität [-]
Graphit
beschichtet
90
Beugungswinkel, 2 Theta [°]
Abbildung 4.10: Struktur von CrC-Schichten auf Kohlenstoffsubstraten
Schichtzusammensetzung
Die Schichtzusammensetzung wird aus den Ergebnissen der durchgeführten XPSMessungen abgeleitet. Das rhombische Cr3C2, das hexagonale Cr7C3 und das kubischflächenzentrierte Cr23C6 sind die drei verschiedenen Modifikationen in denen
Chromcarbid auftreten kann.
In Abbildung 4.11 ist das Atomverhältnis von Chrom zu Kohlenstoff über der Variation der Reaktortemperatur im Temperaturbereich von 400°C bis 500°C gezeigt.
Man sieht, dass alle gemessenen Atomverhältnisse über 1,5 liegen, so dass Cr3C2
als Hauptmodifikation ausgeschlossen werden kann. In dem untersuchten Bereich
71
von 400-500°C liegen die Verhältnisse bei ca. 2,3 was einer Modifikation von Cr7C3
entspricht.
Atomverhältnis Cr / C [-]
3,0
2,5
Cr7C3
2,0
Cr3C2
1,5
1,0
0,5
0,0
380
400
420
440
460
480
500
520
Temperatur T [°C]
Abbildung 4.11: Schichtzusammensetzung der Chromcarbidschichten in Abhängigkeit der Beschichtungstemperatur
4.2.3. Kinetische Modellierung der Chromcarbid-Abscheidung
Für die kinetische Modellierung wird angenommen, dass nur stöchiometrisches
Cr7C3 im Reaktionssystem gebildet wird, welches mit folgender Gleichung formal beschrieben werden kann. Zu den in Gleichung 4.1 mit NP bezeichneten
Nebenprodukten gehören H2, CH4, sowie verschiedene aromatische Kohlenwasserstoffe wie Benzol, Toluol, Ethylbenzol, Methyl-Ethylbenzol, Diethylbenzol,
Triethylbenzol [32].
7(C6H5C2H5)2Cr
Æ
Cr7C3
+
NP
(4.1)
Potenzansatz
Die Ableitung eines Potenzansatzes aus Gleichung 4.1 führt zu folgender Reaktionsgeschwindigkeitsgleichung (Gl. 4.2). Der Ansatz wird mit der Reaktionsordnung für
72
BEBCr, dem Stoßfaktor k0 und der Aktivierungsenergie EA,BEBCr als Modellparameter
an die experimentellen Ergebnisse angeglichen.
 E  n
r = k 0 ⋅ exp − A  ⋅ c BEBCr
 R ⋅T 
(4.2)
Die Reaktionsordnung kann bei linearem Zusammenhang zwischen der Abscheiderate und der Eduktkonzentration als Geradensteigung bei einer doppeltlogarithmischen Auftragung bestimmt werden.
Reaktionsordnung für BEBCr
Die Ermittlung der Reaktionsordnung für BEBCr ist in Abbildung 4.12 dargestellt.
Verwendet werden bei der Konzentrationsvariation von BEBCr jeweils die ersten
sechs Proben aus der isothermen Zone. Man sieht, dass sich für BEBCr eine Reaktionsordnung von 0,75 ergibt, was auf einen komplexen Reaktionsmechanismus
hindeutet.
-4,5
log r
-5,0
-5,5
nBEBCr = 0,75
-6,0
-3,5
-3,0
log c BEBCr
-2,5
-2,0
Abbildung 4.12: Reaktionsordnung für BEBCr
Aktivierungsenergie und Stoßfaktor
Die Aktivierungsenergie wird aus der Temperaturabhängigkeit der Abscheiderate
zwischen 400°C und 500°C ermittelt. Die Temperaturvariation wurde bei Molenbrü-
73
chen von 3% durchgeführt, wobei die aus Abb. 4.12 ermittelte Reaktionsordnung von
0,75 verwendet wird. Um Verarmungseffekte bei der Abscheidung zu minimieren
werden bei 500°C nur die vorderste Probe und bei 475°C die ersten drei Proben in
der isothermen Zone für die Bestimmung der Aktivierungsenergie eingesetzt. Bei
450°C und 425°C werden die ersten sechs Proben verwendet. Bei 400°C werden auf
Grund der niedrigen Abscheiderate nur die ersten drei Proben benutzt.
Aus der Temperaturabhängigkeit lässt sich über die Geradensteigung in Abbildung
4.13 die Aktivierungsenergie von 83,9kJ mol-1 ermitteln. Der Stoßfaktor der BEBCrAbscheidung beträgt 751[(mol/m3)1-n(m s-1)].
-6,0
ln k [-]
-7,0
-8,0
EA = 83,9 kJ mol-1
k0 = 750,9 [(mol/m3)1-n(m s-1)]
-9,0
0,00125
0,00135
0,00145
1/T [K-1]
Abbildung 4.13: Arrhenius-Diagramm für die Abscheidung von Cr7C3
Simulation der Abscheidung mittels formalkinetischem Potenzansatz
Die berechneten formalkinetischen Parameter werden zur Simulation der Abscheiderate mittels folgenden Potenzmodells verwendet.
[
 83900  0,75
−2
−1
r = 751 ⋅ exp −
 ⋅ c BEBCr mol ⋅ m ⋅ s
 R⋅T 
]
(4.3)
Die Ergebnisse der simulierten Abscheideraten werden mit den experimentell ermittelten Abscheideraten in Abhängigkeit von den Prozessparametern miteinander
verglichen. In Abbildung 4.14 ist die Druckabhängigkeit dargestellt. Die experimentel-
74
le Abscheiderate ist durch Messpunkte gekennzeichnet, die simulierte Abscheiderate
durch Kurven. Man sieht, dass unabhängig vom Gesamtdruck in der isothermen Zone zwischen 30cm und 70cm die Abscheiderate sehr gut simuliert werden kann. Im
nicht isothermen, Bereich des Reaktors kann die Temperaturabhängigkeit der Abscheidung ebenfalls gut modelliert werden.
Abscheiderate, r [*10-6mol / (m2*s)]
25
20mbar
20
15
10mbar
10
5
5mbar
0
-10
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Reaktorlänge, l [cm]
Abbildung 4.14: Simulierte (-) und experimentell (Symbol) ermittelte Druckabhängigkeit der Abscheiderate
Die Verweilzeitabhängigkeit ist in Abbildung 4.15 dargestellt. Mit dem Potenzansatz
kann zwar der Trend der Abscheidung simuliert werden, jedoch weichen die Absolutwerte der experimentellen Abscheideraten von den simulierten deutlich ab. Hier
bestätigt sich, dass bei 100cm/s immer noch Diffusionslimitierung vorliegt, da die
Strömungsgeschwindigkeiten bei 150 und 200cm/s, die im reaktionskontrollierten
Bereich liegen nicht simuliert werden können.
Ein Vergleich der BEBCr-Molenbruchabhängigkeit in Abbildung 4.16 zeigt, dass bei
allen verwendeten Molenbrüchen die simulierte Abscheiderate gut mit der experimentellen Abscheiderate übereinstimmt.
25
200cm/s
-6
2
Abscheiderate, r [*10 mol / (m *s)]
75
20
150cm/s
15
10
100cm/s
5
0
-10
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Reaktorlänge, l [cm]
25
6,0%
-6
2
Abscheiderate, r [*10 mol / (m *s)]
Abbildung 4.15: Simulierte (-) und experimentell (Symbol) ermittelte Verweilzeitabhängigkeit der Abscheiderate
20
4,5%
15
3,0%
10
2,25%
5
1,5%
0
-10
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Reaktorlänge, l [cm]
Abbildung 4.16: Simulierte (-) und experimentell (Symbol) ermittelte BEBCrMolenbruchabhängigkeit der Abscheiderate
76
20
2
Abscheiderate, r [*10 mol / (m *s)]
Die Temperaturabhängigkeit der simulierten und experimentellen Abscheideraten
sind von 400°C bis 475°C in Abbildung 4.17 dargestellt. Bei Temperaturen kleiner
475°C stimmen die Abscheideraten über den gesamten Beschichtungsbereich gut
überein. Bei 475°C, beginnend bei einer Reaktorlänge von etwa 35cm, weicht die
simulierte von der experimentellen Abscheiderate gegen Reaktorende hin immer
stärker ab. Dies kann man auf den Beginn einer homogenen Gasphasenreaktion von
BEBCr zurückführen, da die Proben gegen Reaktorende hin nicht mehr silbrig glänzend erscheinen sondern matt hellgrau sind, was auf freien Kohlenstoff schließen
lässt. Das könnte daher kommen, dass die zuvor abgespalteten Kohlenwasserstoffe
readsorbieren und sich als C oder CxHy abscheiden.
475°C
-6
15
450°C
10
425°C
5
400°C
0
-10
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Reaktorlänge, l [cm]
Abbildung 4.17: Simulierte (-) und experimentell (Symbol) ermittelte Temperaturabhängigkeit der Abscheiderate
In einem Paritätsdiagramm, Abbildung 4.18, werden die simulierten und experimentell ermittelten Abscheideraten aus der isothermen Zone mit Ausnahme der
Verweilzeitvariation und der Abscheidung bei 475°C, für alle durchgeführten Parametervariationen abschließend miteinander verglichen. Man sieht, dass alle Werte in
einem Toleranzbereich von ±25% liegen. Der allgemein formulierte Potenzansatz
eignet sich somit relativ gut zur Beschreibung der Abscheidungskinetik von Chromcarbid.
77
Abscheiderate berechnet,
r [*10-6mol / (m2*s)]
25
+25%
20
15
-25%
10
5
0
0
5
10
15
20
-6
25
2
Abscheiderate gemessen, r [*10 mol / (m *s)]
Abbildung 4.18: Paritätsdiagramm bei Anwendung des Potenzansatzes
Hyperbolischer Ansatz
Für die Beschreibung des MOCVD-Prozesses von Chromcarbid wird ein hyperbolischer Ansatz unter Berücksichtigung von Adsorptionsvorgängen verwendet.
Für den Ansatz werden folgende Annahmen getroffen:
•
•
•
Homogene Gasphasenreaktion wird ausgeschlossen.
Es wird ausschließlich hexagonales Cr7C3 gebildet.
Die Oberflächenreaktion ist irreversibel und geschwindigkeitsbestimmend.
Für die Adsorption, die Oberflächenreaktion und die Desorption lassen sich folgende
Gleichungen formulieren:
•
Adsorption:
7 BEBCr (g) +
7 z ↔ 7 BEBCr-z
(4.4)
78
•
•
Oberflächenreaktion:
7 BEBCr-z
Æ Cr7C3
+
7 NP-z
(4.5)
7 NP-z
↔ 7 NP
+
7z
(4.6)
Desorption:
Bei einem monomolekularen Langmuir-Hinshelwood Mechanismus adsorbiert das
Edukt auf der Substratoberfläche und reagiert dort. Charakteristisch für diesen Mechanismus ist, dass die Abscheiderate mit zunehmender Strömungsgeschwindigkeit
ansteigt, bis sie ein Maximum erreicht. Bei weiterem Anstieg der Strömungsgeschwindigkeit sinkt die Abscheiderate ab. Ursache für das Absinken der
Abscheiderate bei hohen Strömungsgeschwindigkeiten ist die langsame Desorption
der im Überschuss vorhandenen gasförmigen Produkte, welche eine weitere Adsorption der Edukte verhindert da die aktiven Zentren der Oberfläche bereits belegt sind.
Nach Abbildung 4.4 ist ein Langmuir-Hinshelwood-Mechanismus (LH-Mechanismus)
bei der Abscheidung von Chromcarbid möglich.
Betrachtet man die irreversibel verlaufende Oberflächenreaktion als geschwindigkeitsbestimmenden
Teilschritt,
so
kann
anhand
des
formalen
Reaktionsmechanismus folgende Reaktionsgeschwindigkeitsgleichung abgeleitet
werden (Gl. 4.7).
rBEBCr = k Cr7C3 ⋅ Θ7BEBCr
(4.7)
Da die Konzentration der Nebenprodukte auf der Substratoberfläche zu Beginn sehr
gering ist, kann die Desorption vernachlässigt werden, so dass man Gleichung 4.8
erhält.
rCr7C3 = k Cr7C3 ⋅
K ads.BEBCr ⋅ c 7BEBCr
(1 + 7 K ads.BEBCr ⋅ c BEBCr ) 7
(4.8)
durch Umordnung von Gl. 4.8 kommt man zu Gleichung 4.9
c BEBCr
=
7 r
Cr7C3
1
7
k Cr7C3
⋅ c BEBCr +
7
1
k Cr7C3 ⋅ K ads.BEBCr
(4.9)
79
Die graphische Darstellung der Gleichung 4.9 ist in Abbildung 4.19 gezeigt, aus deren Auswertung man folgende Werte für die Reaktionsgeschwindigkeitskonstante
kCr7C3 und die Adsorptionskonstante Kads.BEBCr erhält:
kCr7C3 = 2,8 x 10-5mol m-2 s-1
Kads.BEBCr = 1,33 x 1024(m3 mol-1)1/7
5,0E-02
cBEBCr/(r1/7) = 1 /(kCr7C31/7) cBEBCr + 1/(kCr7C3 Kads.BEBCr)1/7
(cBEBCr)/ r
1/7
[]
4,0E-02
3,0E-02
2,0E-02
Kads.BEBCr = 1,33*1024(m3 mol-1)1/7
1,0E-02
kCr7C3 = 2,8*10-5 mol m-2 s-1
0,0E+00
0
0,002
0,004
0,006
0,008
0,01
Konzentration BEBCr, cBEBCr [mol*m-3]
Abbildung 4.19: Linearisierung des hyperbolischen Ansatzes
Simulation der Abscheidung mittels hyperbolischem Ansatz
Beim hyperbolischen Ansatz werden die Ergebnisse der simulierten Abscheideraten
bei 450°C in der isothermen Zone mit den experimentell ermittelten Abscheideraten
in Abhängigkeit von den Prozessparametern miteinander verglichen, da die Geschwindigkeitskonstante kCr7C3 temperaturabhängig ist.
Die Druckabhängigkeit ist in Abbildung 4.20 dargestellt. Die simulierte Abscheiderate
bei 5mbar liegt unter der experimentell ermittelten und bei 20mbar ist die simulierte
Abscheidung höher als die experimentell ermittelte, was darauf rückschließen lässt,
dass die Abscheidung bei niedrigen Drücken favorisiert wird. Dies wird auch in der
Literatur bestätigt [36].
25
-6
2
Abscheiderate, r [*10 mol / (m *s)]
80
20
15
20mbar
10mbar
10
5
5mbar
0
30
40
50
60
70
Reaktorlänge, l [cm]
Abbildung 4.20: LH-simulierte (-) und experimentell (Symbol) ermittelte Druckabhängigkeit der Abscheiderate
Die Verweilzeitabhängigkeit dargestellt in Abbildung 4.21 zeigt, dass mit dem hyperbolischen Ansatz wie bereits zuvor mit dem Potenzansatz keine befriedigende
Übereinstimmung erzielt werden kann.
Die Molenbruchabhängigkeit kann wiederum gut simuliert werden, wenngleich es im
vorderen Bereich der isothermen Zone bei Molenbrüchen kleiner 4,5% zu stärkeren
Abweichungen kommt (Abbildung 4.22).
25
200cm/s
-6
2
Abscheiderate, r [*10 mol / (m *s)]
81
20
15
150cm/s
10
100cm/s
5
0
30
40
50
60
70
Reaktorlänge, l [cm]
25
-6
2
Abscheiderate, r [*10 mol / (m *s)]
Abbildung 4.21: LH-simulierte (-) und experimentell (Symbol) ermittelte Verweilzeitabhängigkeit der Abscheiderate
20
6,0%
4,5%
15
10
3,0%
5
2,25%
1,5%
0
30
40
50
60
70
Reaktorlänge, l [cm]
Abbildung 4.22: LH-simulierte (-) und experimentell (Symbol) ermittelte BEBCrMolenbruchabhängigkeit der Abscheiderate
82
Das Paritätsdiagramm unter Anwendung eines hyperbolischen Ansatzes nach
Langmuir-Hinshelwood wird in Abbildung 4.23 gezeigt. Da hier kein detaillierter Reaktionsmechanismus aufgestellt wurde, liefert der hyperbolische Ansatz eine breite
Streuung der Punkte. Der Großteil der simulierten Abscheideraten aus dem reaktionskontrollierten Bereich der isothermen Zone liegt in einem Toleranzbereich von
±25%.
Abscheiderate berechnet,
r [*10-6mol / (m2*s)]
25
+25%
20
-25%
15
10
1,5%
5
5mbar
0
0
5
10
200cm/s
15
20
-6
25
2
Abscheiderate gemessen, r [*10 mol / (m *s)]
Abbildung 4.23: Paritätsdiagramm bei Anwendung des LH- Reaktionsmechanismus
Vergleicht man die beiden Modelle miteinander, so stellt man fest, dass mit dem LHMechanismus die Verweilzeitabhängigkeit besser dargestellt werden kann als mit
dem Potenzansatz. Der Vorteil des Potenzansatzes liegt darin, dass in einem breiteren Temperaturbereich simuliert werden kann, während der LH-Mechanismus nur für
eine Reaktionstemperatur verwendet werden darf. Die Druckabhängigkeit kann mit
dem dargestellten Potenzansatz ebenfalls besser simuliert werden.
83
4.4. Chromcarbidabscheidung in einer Technikumanlage
4.4.1. Ermittlung der Abscheidungsverteilung
Nachdem die Kinetik für den MOCVD-Prozess im Strömungsrohr ermittelt wurde,
und auch die optimalen, realisierbaren Parameterwerte für die Technikumanlage bestimmt wurden (siehe Tabelle 3.2), wird zunächst in einem Vorversuch die
Abscheidungsverteilung auf der Bodenplatte unterhalb des Duschkopfes untersucht.
Aluminiumoxidplättchen (30mm x 20mm x 0,5mm) werden zu einer quadratischen
Fläche von 18 x 18cm2 auf dem Reaktorboden unterhalb der Dosierung ausgelegt. In
Abbildung 4.24 sind auf dem linken Bild die Proben vor der Beschichtung zu sehen
während das rechte Bild die Substrate nach der Beschichtung zeigt. Auf diesem Bild
erkennt man eine deutliche Graufärbung der Substrate, wobei die mittleren Proben
etwas dunkler erscheinen als die äußeren. Beim genauen Betrachten des Fotos kann
man ein kreisförmiges Abscheidungsprofil erkennen mit einer dunkleren Kreisscheibe
von ca. 14cm Durchmesser, was in etwa der Grundfläche des Duschkopfes (Abb.
3.7) entspricht, und einem helleren Kreisring mit ca. 23 cm Durchmesser. Außerhalb
des äußeren Kreisringes kommt es nur noch zu einer minimalen Abscheidung, was
optisch durch eine Blaufärbung der Bodenplatte zu Beobachten ist.
Abbildung 4.24: Aluminiumoxidplättchen, links unbeschichtet ,rechts beschichtet
Durch Auswiegen der beschichteten Proben kann ein Abscheideprofil berechnet werden. Dieses ist in Abbildung 4.36 dreidimensional dargestellt. Innerhalb einer
kreisförmigen Abscheidezone mit einem Durchmesser von ca. 14 cm erhält man eine
Schichtdicke von 18 ± 2µm, was auf eine ziemlich gleichmäßige Abscheidung unter-
84
halb des Duschkopfes hinweist. Außerhalb dieses Bereiches fällt die Abscheiderate
jedoch sehr stark ab.
4.4.2. Ermittlung der Abscheiderate auf verschiedenen Materialien
Nachdem eine gleichmäßige Abscheidung von Chromcarbid im Reaktionsraum unterhalb des Duschkopfes gewährleistet ist, werden unterschiedliche Materialien
beschichtet, um zu sehen ob die Abscheiderate von Chromcarbid substratabhängig
ist.
20
18
16
18,0-20,0
16,0-18,0
14,0-16,0
12,0-14,0
14
10,0-12,0
12
10
2
3
4
5
6,0-8,0
8
4,0-6,0
6
2,0-4,0
4
0,0-2,0
2
1
8,0-10,0
[µm]
0
6
7
8
A
9
B
C
D
E
F
Abbildung 4.25: Abscheidungsprofil im Kaltwandreaktor der CVDTechnikumanlage
In Tabelle 4.2 sind die ausgewählten Materialien und über die Abscheiderate ermittelten zugehörigen Schichtdicken dargestellt. Die beschichteten Oberflächen der
Substrate liegen im selben Größenbereich von etwa 6 cm2 je Probe. Bei der Abscheidung ist festzustellen, dass keine Unterschiede hinsichtlich der Abscheiderate
festzustellen sind, diese also vom Material unabhängig ist.
85
Tabelle 4.2: Auswahl an verschiedenen Materialien als Substrate
Substrat
Material
Graphitfolie
Mikroplan
Aluminiumoxidplättchen
Siliziumnitridscheibe
100Cr6
Kohlenstoff
MgSiOx-Keramik
Al2O3-Keramik
Si3N4-Keramik
Wälzlagerstahl
Schichtdicke [±1 µm]
10
10
10
10
10
4.4.3. Charakterisierung der Chromcarbidschichten
Schichtmorphologie
Die Morphologie der abgeschiedenen CrxCy-Schichten auf unterschiedlichen Substratmaterialien wird erneut mit der Rasterelektronenmikroskopie (REM) untersucht.
Die REM-Aufnahmen der beschichteten Materialien sowie der Einfluss der Strömungsgeschwindigkeit auf die Schichtmorphologie bei der Beschichtung von
MgSiOx-Substraten wird in Abbildung 4.26 gezeigt. Die eingestellten Versuchsparameter sind in Tabelle 3.2 dargestellt.
Betrachtet man die drei REM-Aufnahmen auf der linken Seite, so stellt man fest,
dass bei MgSiOx, Al2O3 und 100Cr6 die Schichtmorphologie identisch ist. Auf allen
drei Proben ist die Korngröße etwa 4µm im Durchmesser. Das bedeutet, dass die
Morphologie vom Substratmaterial unabhängig ist.
Vergleicht man die Graphitprobe, mit den anderen Materialien, dann erkennt man,
dass dort die Oberflächenstruktur glatter aussieht. Wie bei den anderen Proben wird
auch hier die Oberfläche durch die Schicht nachgebildet.
Dass die Oberfläche nachgebildet wird, erkennt man deutlich auf der X40CrMoV5-1
Probe. Diese Probe wurde vor der Beschichtung im Gegensatz zu den anderen Substraten als einzige geschliffen. Die Schicht wächst entlang der beim Schleifen
gebildeten Riefen auf.
86
MgSiOx
10 µm
Al2O3
10 µm
Graphitfolie
100Cr6
10 µm
X40CrMoV5-1 10 µm
10 µm
Abbildung 4.26: Oberflächenmorphologie von Chromcarbidschichten auf verschiedenen Substraten
Schichtzusammensetzung
Die Bestimmung der Schichtzusammensetzung wird anhand einer beschichteten
100Cr6-Probe mittels Glimmentladungsspektroskopie (Glow Discharge Optical
Spectroscopy: GDOS) durchgeführt. In Abbildung 4.27 wird der Anteil der detektierten Elemente in Gewichtsprozent über der Schichtdicke aufgetragen. Für die
Elemente Chrom und Eisen ist die Achse auf 100% normiert während sie für Kohlenstoff auf 10% und für Mn auf 1% normiert ist. Als Ergebnis kann man festhalten, dass
87
über die Tiefe ein konstantes Verhältnis an Cr/C besteht, was auf nur einen Typ der
drei möglichen CrxCy-Modifikationen schließen lässt. Rechnet man die Gewichtsprozent in Atomprozent um, so bekommt man ein Cr/C-Verhältnis von 2,3:1. Dieses
stimmt gut mit dem von Cr7C3 (2,33:1) überein. Ab einer Tiefe von ca. 10µm sinken
der Cr- und C-Anteil rapide ab, während der Fe-Anteil und der Mn-Anteil ansteigen.
Dies ist damit zu erklären, dass hier bereits die unbeschichtete Substratoberfläche
bestrahlt wird.
100
Cr
Gewichtsprozent [%]
90
Fe
C
80
70
60
50
40
Mn
30
20
10
0
0
5
10
15
20
25
30
35
Tiefe [µm]
Abbildung 4.27: GDOS-Spektrum zur Ermittlung der Schichtzusammensetzung
4.5. Zusammenfassung der Ergebnisse der Chromcarbid-Abscheidung
Variation der Prozessparameter
•
H2-Konzentration
Das Abscheidungsprofil entlang des Reaktors zeigt, dass Wasserstoff keinen
Einfluss auf die Abscheiderate von Chromcarbid hat.
•
Verweilzeit
Die Verweilzeituntersuchungen im Strömungsrohrreaktor zeigen, dass sich
das Maximum der Abscheiderate mit zunehmender Strömungsgeschwindigkeit
gegen Reaktorausgang verschiebt. Bei Strömungsgeschwindigkeiten kleiner
88
150cm/s liegt das Maximum am Beginn der isothermen Zone, während bei
höheren Strömungsgeschwindigkeiten das Maximum in der Reaktormitte liegt.
Bei 250cm/s liegt bereits Limitierung durch Konvektion vor. Der reaktionskontrollierte Bereich liegt zwischen 150 und 200cm/s.
•
Konzentration von BEBCr
Im Strömungsrohrreaktor beobachtet man, dass mit steigender BEBCrKonzentration, bei Molenbrüchen zwischen 1,5 und 6%, die Abscheiderate
zunimmt, wobei sich auch hier ein Maximum der Abscheidung am Beginn der
isothermen Zone ausbildet. Der reaktionskontrollierte Bereich liegt bei Molenbrüchen zwischen 1,5 und 4,5%, da die Abscheiderate mit zunehmender
Konzentration stark ansteigt. Der integrale Umsatz liegt bei Molenbrüchen
zwischen 1,5 und 4,5% nahezu unverändert zwischen 82 und 92%, so dass
man von vollständigen Umsatz ausgehen kann.
•
Temperatur
Mit steigenden Temperaturen kommt es zur Ausbildung von immer stärker
ausgeprägten Maxima, die sich in Richtung Reaktoreingang verschieben. Dadurch macht sich die Konzentrationsverarmung von BEBCr in Richtung des
Reaktorausganges stärker bemerkbar. Der integrale Umsatz von BEBCr steigt
mit zunehmender Temperatur von 400°C auf 450°C bis er ein Maximum erreicht. Durch weitere Erhöhung der Temperatur auf 475°C fällt der
Gesamtumsatz ab. Als optimale Beschichtungstemperatur für den MOCVDProzess ergeben sich somit 450°C.
Schichtmorphologie
•
Substratmaterial
Die Morphologie der abgeschiedenen CrxCy-Schichten ist unabhängig vom
verwendeten Substratmaterial. Die Schicht bildet die Substratoberfläche nach,
was auf einer geschliffenen Probe gut zu sehen, da dort die Schicht entlang
der beim Schleifen gebildeten Riefen aufwächst.
•
Verweilzeit
Erheblichen Einfluss auf die Schichtmorphologie hat die Strömungsgeschwindigkeit. Im reaktionskontrollierten Bereich werden glatte, geschlossene
Schichten mit einer Korngröße von ca. 4µm abgeschieden. Bei Strömungsgeschwindigkeiten größer 200cm/s wird die Schichtoberfläche rauher, da es zur
Bildung von Agglomeraten auf der Oberfläche kommt. Normalerweise führt eine Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit zu glatteren Oberflächen, da die
Produkte schneller aus dem Reaktionsraum entfernt werden. Bei 250cm/s wird
89
die Oberfläche jedoch rauher, was man auf konvektiven Stofftransport zurückführen kann.
•
Konzentration
Eine Reduzierung der BEBCr-Konzentration bewirkt, dass die Oberfläche glatter wird. Eine Erhöhung des Precursormolenbruches im Strömungsrohrreaktor
auf 6% führt zu einer rauen Oberfläche, da die Korngröße zunimmt. Wie schon
zuvor bei 250cm/s sind auch hier Agglomerate auf der Schichtoberfläche zu
finden.
•
Temperatur
Eine Temperaturänderung von 425°C auf 500°C bewirkt keine Änderung der
Oberflächenrauheit. Eine Temperatursenkung auf 400°C führt jedoch zu einer
raueren Oberfläche, was bei der geringen Schichtdicke auf die Nachbildung
der Substratoberfläche zurückzuführen ist, da die Täler nicht geglättet werden.
Chemische Zusammensetzung der Schicht
Die Schichtzusammensetzung wird aus den Ergebnissen der durchgeführten XPSMessungen abgeleitet. Das Atomverhältnis von Chrom zu Kohlenstoff über der Variation der Reaktortemperatur im Temperaturbereich von 400°C bis 500°C zeigt, dass
alle gemessenen Atomverhältnisse über 1,5 liegen, so dass Cr3C2 als Hauptmodifikation ausgeschlossen werden kann. Die Verhältnisse liegen bei ca. 2,3 und
entsprechen folglich einer Modifikation von Cr7C3. Dieses Ergebnis wird durch die
Glimmentladungsspektroskopie bestätigt, da für die Elemente Chrom und Kohlenstoff
über die Tiefe ein konstantes Atomverhältnis von 2,3:1 ermittelt wird, welches dem
von Cr7C3 (2,33:1) entspricht.
Reaktionstechnische Beschreibung des Abscheidungsprozesses
•
Potenzansatz
Im Strömungsrohrreaktor erhält man eine Reaktionsordnung von 0,75. Die Aktivierungsenergie beträgt 83,9kJ mol-1 und der Stoßfaktor liegt bei 751m s-1.
In einem Paritätsdiagramm werden die simulierten und experimentell ermittelten Abscheideraten aus der isothermen Zone miteinander verglichen. Man
sieht, dass alle Werte in einem Toleranzbereich von ±25% liegen. Der allgemein formulierte Potenzansatz eignet sich somit gut zur Beschreibung der
Kinetik von Chromcarbid.
90
•
Hyperbolischer Ansatz
Für die Beschreibung des Prozesses bei 450°C wird ein hyperbolischer Ansatz nach Langmuir-Hinshelwood für eine monomolekulare Reaktion
verwendet, bei dem eine irreversibel ablaufende Oberflächenreaktion als geschwindigkeitsbestimmender Teilschritt betrachtet wird. Die graphische
Darstellung ergibt für die Reaktionsgeschwindigkeitskonstante 2,8 x 10-5mol
m-2 s-1 und die Adsorptionskonstante 1,33 x 1024(m3 mol-1)1/7. Das Paritätsdiagramm zeigt, dass der hyperbolische Ansatz eine breite Streuung der Punkte
liefert, da kein detaillierter Reaktionsmechanismus zugrunde gelegt wurde.
Der Großteil der simulierten Abscheideraten liegt in einem Toleranzbereich
von ±25%. Der hyperbolische Ansatz hat gegenüber dem Potenzansatz den
Nachteil, dass kein Temperaturbereich simuliert werden kann.
Kapitel 5
Ergebnisse und Diskussion der CVD von Titancarbid
5.1. Variation der Prozessparameter
Die Ermittlung kinetischer Daten für den CVD-Prozess von Titancarbid basiert auf
ortsaufgelösten Reaktionsgeschwindigkeitsprofilen. Der Prozess wird bei Atmosphärendruck und Temperaturen kleiner 1223°C untersucht, so dass die auftretenden
Hauptspezies TiCl4 und TiCl3, sowie CH4 und H2 sind [55].
Um den Einfluss des Substratkohlenstoffes bei der Bildung von TiC zu minimieren
wird in Vorversuchen ein optimales CH4/TiCl4-Partialdruckverhältnis, hinsichtlich Umsatz und gleichmäßiger TiC-Abscheidung über die gesamte Reaktorlänge, ermittelt.
Tabelle 5.1 zeigt die Betriebsparameter für den Standardversuch, von dem ausgehend innerhalb jeder Versuchsreihe ein Parameter variiert wird.
91
Tabelle 5.1: Prozessparameter für den Standardversuch bei der Titancarbidabscheidung auf Graphitfolieplättchen
Prozessparameter
Gesamtdruck
[mbar]
Verweilzeit
[s]
Strömungsgeschwindigkeit
[cm/s]
Konzentration TiCl4
[mol-%]
Konzentration H2
[mol-%]
Konzentration CH4
[mol-%]
Temperatur
[°C]
Parameterwerte
1000
4,5
20
2
42
6
1100
Konzentration von CH4
Die Abscheiderate von Titancarbid über der Reaktorlänge bei verschiedenen
CH4/TiCl4-Verhältnissen wird in Abbildung 5.1 gezeigt. Der Ofeneingang entspricht
im Diagramm der Reaktorlänge 0cm. Die isotherme Zone liegt im Bereich 24 – 76cm.
Die Positionierung der Proben beginnt bereits außerhalb des Ofens um den Beginn
der Abscheidung gravimetrisch bestimmen zu können. Aus den Kurvenverläufen wird
deutlich, dass die Bildung von TiC auf Kohlenstoffsubstraten bei 1100°C auch ohne
Methan vonstatten geht, wenngleich die Abscheiderate von TiC sehr gering ist.
Mit zunehmender Methankonzentration steigt die Abscheiderate unter Ausbildung
eines Maximums am Beginn der isothermen Zone. Die Verarmung an TiCl4 im Reaktionssystem wird durch die abnehmende Abscheiderate zum Reaktorausgang hin
deutlich. Je größer die eingesetzte Methanmenge, desto stärker ist die Verarmung
an TiCl4.
92
2
Abscheiderate, r [mmol / (m *s)]
0,6
5:1
0,5
0,4
3:1
0,3
2:1
0,2
1:1
0,1
0:1
0,0
-10
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Reaktorlänge, l [cm]
Abbildung 5.1: Abscheiderate von TiC bei unterschiedlichen CH4/TiCl4Verhältnissen
Betrachtet man den integralen Umsatz von TiCl4 bei unterschiedlichen CH4/TiCl4Verhältnissen (Abb. 5.2) so sieht man, dass ohne Zugabe von Methan ein Umsatz
von 24% erzielt werden kann. Durch schrittweise Erhöhung der Methankonzentration, angegeben durch das CH4/TiCl4-Verhältnis, von 0 auf 3 kann pro Schritt der
Umsatz um jeweils 16% angehoben werden. Eine Erhöhung des Verhältnisses von 3
auf 5 bewirkt keine Umsatzsteigerung mehr. Der maximale Umsatz von TiCl4 zu TiC
beträgt 71%.
93
integraler Umsatz TiCl 4, X [%]
80
5:1
70
3:1
60
2:1
50
1:1
40
30
0:1
20
10
0
-10
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Reaktorlänge, l [cm]
Abbildung 5.2: Integraler Umsatz von TiCl4 bei unterschiedlichen CH4/TiCl4Verhältnissen
Der CVD-Prozess von TiC wird bei Atmosphärendruck und einem konstanten
CH4/TiCl4-Partialdruckverhältnis von 3 in Abhängigkeit der im folgenden aufgelisteten
Prozessparameter untersucht und deren Einfluss auf die Abscheiderate von TiC und
den integralen Umsatz von TiCl4 zu TiC dargestellt.
•
Verweilzeit
•
Konzentration von TiCl4
•
Konzentration von H2
•
Reaktortemperatur
Verweilzeit
Um den geschwindigkeitsbestimmenden Teilschritt der TiC-Abscheidung zu bestimmen wird zunächst das Verweilzeitverhalten untersucht. Die Abhängigkeit der
Abscheiderate von der Strömungsgeschwindigkeit am Beginn der isothermen Zone
ist in Abbildung 5.3 dargestellt. Ein Vergleich von Abb. 5.3 mit Abb. 2.3 zeigt, dass
der Bereich der Stofftransportkontrolle auf Grund von Diffusion bei Strömungsge-
94
schwindigkeiten kleiner 15cm/s liegt und der reaktionskontrollierte Bereich bei Strömungsgeschwindigkeiten ab etwa 15cm/s beginnt.
2
Abscheiderate, r [mmol / (m *s)]
0,35
Reaktionskontrolle
0,30
Diffusion
0,25
0,20
0,15
0,10
0,05
0,00
0
10
20
30
40
50
Strömungsgeschwindigkeit, u [cm*s-1]
Abbildung 5.3: Abscheiderate von TiC bei unterschiedlichen Strömungsgeschwindigkeiten
In Abbildung 5.4 ist der integrale Umsatz von TiCl4 zu TiC über der Verweilzeit τ aufgetragen. Um in den reaktionskontrollierten Bereich zu gelangen, muss man
Verweilzeiten größer 4s wählen, was einer Strömungsgeschwindigkeit kleiner 25cm/s
entspricht. Für Verweilzeiten kleiner 4s kommt man in den Übergangsbereich zur
konvektiven Stofftransportkontrolle. Das bedeutet, dass bei der Abscheidung von TiC
bei Strömungsgeschwindigkeiten größer 25cm/s ein Teil des Precursors den Reaktor
ohne Reaktion verlässt. Bestätigt wird diese Tatsache, dass bei diesen Strömungsgeschwindigkeiten unverbrauchte Titansubchloride in der nachgeschalteten Kühlfalle
auskondensieren, was sich durch eine violette Färbung der ansonsten klaren flüssigen Phase bemerkbar macht. Bei Verweilzeiten größer 6s sieht man, dass der
Umsatz leicht abnimmt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass ein Übergangsbereich
zur Diffusionskontrolle beginnt. Als optimale Strömungsgeschwindigkeit zur TiCAbscheidung werden 20cm/s gewählt.
95
5cm/s
15cm/s
25cm/s
45cm/s
80
40
20
0
0
5
Diffusion
chem. Reaktion
60
Konvektion
integraler Umsatz TiCl 4, X [%]
100
10
15
20
Verweilzeit, τ [s]
Abbildung 5.4: Integraler Umsatz von TiCl4 bei unterschiedlichen Verweilzeiten
Konzentration von TiCl4
Das CH4/TiCl4-Gasphasenverhältnis wird konstant bei 3 gehalten um eine konstante
Kohlenstoffmenge im Überschuss für die Abscheidung bereitzuhalten. In Abbildung
5.5 sieht man, dass mit steigender TiCl4-Konzentration die Abscheidung zunimmt,
wobei sich ein Maximum der Abscheidung am Beginn der isothermen Zone ausbildet. Auf Grund von Verarmungseffekten von TiCl4 in der Gasphase sinkt die
Abscheiderate gegen Reaktorende hin ab.
Der integrale Umsatz bleibt mit 71% bei TiCl4-Molenbrüchen von 2 bis 4% unverändert, wie in Abbildung 5.6 gezeigt wird. Lediglich bei einem Molenbruch von 1% wird
ein nahezu vollständiger Umsatz von 95% erreicht. Dies kann daran liegen, dass bei
der geringen TiCl4-Konzentration auch weniger HCl entsteht, welches auf der Oberfläche adsorbiert und so die Reaktion von TiCl4 mit CH4 weniger stark zurückdrängen
kann.
96
2
Abscheiderate, r [mmol / (m *s)]
0,70
4,0%
0,60
3,0%
0,50
0,40
2,0%
0,30
1,0%
0,20
0,10
0,00
-10
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Reaktorlänge, l [cm]
Abbildung 5.5: Abscheiderate von TiC bei unterschiedlichen TiCl4Molenbrüchen
integraler Umsatz TiCl 4, X [%]
100
1,0%
90
80
2,0%
3,0%
4,0%
70
60
50
40
30
20
10
0
-10
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Reaktorlänge, l [cm]
Abbildung 5.6: Integraler Umsatz von TiCl4 bei unterschiedlichen TiCl4Molenbrüchen
97
Konzentration von H2
Der Wasserstoff ist für die Reduzierung des TiCl4 notwendig, so dass dessen Einfluss auf die Abscheidung von TiC als nächstes untersucht wird. Aus der Literatur ist
bisher bekannt, dass eine Änderung des Wasserstoffpartialdruckes keine Auswirkung auf den CVD-Prozess hat [57]. Betrachtet man Abbildung 5.7 so ist jedoch ein
signifikanter Einfluss des H2-Molenbruches auf die Abscheiderate zu beobachten. Mit
sinkendem H2-Molenbruch steigt die Abscheiderate unter verstärkter Ausbildung eines Maximums zu Beginn der isothermen Zone. Jedoch nimmt die Gleichmäßigkeit
der Beschichtung über die Reaktorlänge hin ab. Bei Molenbrüchen über 42% ist der
Einfluss des Wasserstoffs auf die Abscheiderate weniger stark ausgeprägt.
2
Abscheiderate, r [mmol / (m *s)]
0,40
21%
0,35
42%
0,30
0,25
0,20
84%
0,15
0,10
0,05
0,00
-10
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Reaktorlänge, l [cm]
Abbildung 5.7: Abscheiderate von TiC bei unterschiedlichen H2-Molenbrüchen
Der integrale Umsatz ist vom Wasserstoffmolenbruch zwischen 21% und 84% nahezu unabhängig wie Abbildung 5.8 zeigt. Jedoch sind leichte Tendenzen bemerkbar.
Bei 42% H2-Molenbruch ist der Umsatz von TiCl4 mit 71% am höchsten. Der Umsatz
fällt mit sinkendem H2-Molenbruch auf 66% ab. Bei einer weiteren Reduzierung des
H2-Molenbruch, wird der Umsatz weiter abnehmen, da der Wasserstoff für die Reduzierung des TiCl4 benötigt wird.
98
integraler Umsatz TiCl 4, X [%]
80
42%
70
60
21%
50
84%
40
30
20
10
0
-10
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Reaktorlänge, l [cm]
Abbildung 5.8: Integraler Umsatz von TiCl4 bei unterschiedlichen H2Molenbrüchen
Temperatur
Der Einfluss der Reaktortemperatur auf die Abscheiderate und den dazugehörenden
TiCl4-Umsatz wird im Folgenden untersucht. Abbildung 5.9 zeigt, dass die Abscheiderate am Beginn der isothermen Zone mit steigender Temperatur nicht linear
ansteigt sondern exponentiell, wie es nach Arrhenius zu erwarten ist. Ein Temperaturanstieg von 1000 auf 1200°C bewirkt einen Anstieg der Abscheiderate von 0,1 auf
0,8 mmol/m2s. Bei höheren Temperaturen macht sich die Konzentrationsverarmung
von TiCl4 in Richtung des Reaktorausganges stärker bemerkbar, da am Reaktoreingang wesentlich höhere Abscheideraten erzielt werden. Die Ausbildung des
Maximums der Abscheiderate verschiebt sich mit steigender Temperatur zum Reaktoreingang hin.
Der integrale Umsatz von TiCl4 steigt zunächst mit zunehmender Temperatur bis er
ein Maximum erreicht. Bei 1000°C werden in etwa 25% des eingesetzten TiCl4 zu
TiC umgesetzt, während bei 1100°C ein Umsatz von 71% erreicht wird. Durch weitere Erhöhung der Temperatur kann der Gesamtumsatz nicht gesteigert werden.
2
Abscheiderate, r [mmol / (m *s)]
99
0,9
1200°C
0,8
0,7
0,6
0,5
1150°C
0,4
0,3
1100°C
0,2
1000°C
0,1
0,0
-10
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Reaktorlänge, l [cm]
Abbildung 5.9: Abscheiderate von TiC bei unterschiedlichen Reaktortemperaturen
integraler Umsatz TiCl 4, X [%]
80
70
60
1150°C
1200°C
1100°C
50
40
30
1000°C
20
10
0
-10
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Reaktorlänge, l [cm]
Abbildung 5.10: Integraler Umsatz von TiCl4 bei unterschiedlichen Reaktortemperaturen
100
5.2. Charakterisierung der TiC-Schichten
Schichtmorphologie
Die Morphologie der abgeschiedenen TiC-Schichten wird mit der Rasterelektronenmikroskopie (REM) untersucht. Die Veränderung der Oberflächenstruktur der
Schichten in Abhängigkeit von den Prozessbedingungen bei Atmosphärendruck wird
in Abbildung 5.11 gezeigt. Die Parameter für den Standardversuch sind in Tabelle
5.1 dargestellt.
Alle im Folgenden gezeigten REM-Aufnahmen sind von Proben gemacht worden, die
30cm vom Ofeneingang entfernt, im vorderen Bereich der isothermen Zone positioniert sind.
Ausgehend von der Standardprobe (T=1100°C, xTiCl4=2,0%, xCH4=6,0%, xH2=42,0%
und u=20cm/s) bewirkt eine Halbierung der Strömungsgeschwindigkeit auf 10cm/s
und somit eine Verdoppelung der Verweilzeit eine rauere Schichtoberfläche, da die
Kristallgröße bei unveränderter Struktur zunimmt. Die Kristalle sind nun ungefähr
10µm groß.
Betrachtet man in Abbildung 5.11 die Aufnahme der Standardprobe und vergleicht
diese mit der darrunterliegenden Aufnahme, so sieht man, dass eine Verdoppelung
des TiCl4-Molenbruches von 2% auf 4% zur Folge hat, dass die Kristallgröße von
etwa 5µm auf über 20µm ansteigt. Die Oberfläche weist demnach bei gleicher Struktur eine höhere Rauhigkeit auf.
Eine Verdoppelung des H2-Molenbruches auf 84% bewirkt im Vergleich mit der Standardprobe eine Strukturänderung der Oberfläche und eine verminderte Rauheit, da
die Kristalle nicht mehr so scharfkantig sind. Die Kristallgröße bleibt mit 5µm unverändert.
Durch Reduzierung des CH4-Molenbruches von 6% (Standard) auf 2% kommt es zu
einer Strukturänderung der Oberfläche wobei die Kristallgröße mit 3µm etwas kleiner
ist als beim Standardversuch.
Ein Anstieg der Beschichtungstemperatur von 1100°C (Standard) auf 1200°C hat zur
Folge, dass die Kristalle auffallend an Größe zunehmen und eine Veränderung der
Struktur zu beobachten ist. Die Kristalle haben eine Größe von etwa 50µm. Diese
Beobachtung stimmt mit der von Choy und Derby (1992) überein, die ebenfalls festgestellt haben, dass die Kristallgröße mit steigender Temperatur zunimmt [62].
101
Standard
10 µm
u = 10 cm*s-1 10 µm
xTiCl4 = 4%
10 µm
xH2 = 84%
10 µm
xCH4 = 2%
10 µm
T = 1200°C
10 µm
Abbildung 5.11: Oberflächenmorphologie von TiC-Schichten in Abhängigkeit
von den Prozessparametern
Zusammenfassend kann man sagen, dass niedrige Eduktkonzentrationen an TiCl4
und CH4 sowie ein großer H2-Überschuß bei niedrigen Temperaturen und kleinen
Verweilzeiten zu weniger rauhen Schichtoberflächen führt, da bei diesen Parametern
die Wachstumsgeschwindigkeit langsamer ist. Dargestellt sind diese Zusammenhänge nochmals in Abbildung 5.12.
102
Niedrige
Temperatur
Niedrige TiCl4
Konzentration
Kleine
Verweilzeit
Niedrige CH4
Konzentration
Hohe H2
Konzentration
Reduzierung der Rauhigkeit und der
Korngröße
Abbildung 5.12: Abhängigkeit der Oberflächenmorphologie von TiC-Schichten
von den Prozessparametern
Beurteilt man die soeben abgebildeten Proben hinsichtlich ihrer Farbe, so stellt man
fest, dass die abgeschiedenen TiC-Schichten im Allgemeinen hellgrau sind. Lediglich
die Schicht auf der Probe welche bei 1200°C abgeschieden wurde ist schwarz. Dies
ist aber darauf zurückzuführen, dass die Position der Probe in einem Bereich liegt,
wo bereits sehr starke Precursorverarmung auftritt und so neben TiC auch Kohlenstoff auf der Oberfläche zu sehen ist.
Schichtstruktur
Die Untersuchung der Mikrostruktur der TiC-Schichten mit Röntgendiffraktometrie
(XRD) wird an den denselben Proben durchgeführt, die zuvor mittels REM charakterisiert wurden. In Abbildung 5.13 sind die Diffraktogramme der Schichten abgebildet.
Die verwendete Referenz für stöchiometrisches TiC ist in der Datenbank des XRD
mit der Nummer 73-0472 hinterlegt und zeigt fünf charakteristische Peaklagen. Man
sieht, dass die Peaklagen mit denen eines untersuchten, polykristallinen TiC-Pulver
sehr gut übereinstimmen.
Interessant für die Strukturcharakterisierung der untersuchten Proben sind folgende
drei Peaks. Der erste Peak bei einem Beugungswinkel von 35,91° weist auf eine kolumnare, d.h. senkrecht zur Oberfläche gewachsene <111>-Struktur hin, während
der <220>-Peak bei 60,45° für eine zur Oberfläche parallele Orientierung steht.
103
Schichten die eine <220>-Struktur aufweisen haben eine sog. Blumenkohlstruktur.
Die<200>-Struktur bei 41,70° besitzt bei allen untersuchten Proben die höchste Intensität nur die 1200°C-Probe weicht davon ab. Wie schon auf den REM-Bildern zu
sehen war, steht die <200>-Struktur für eine facettenartige oder pyramidenförmige
Struktur. Der Aufbau aller Schichten ist polykristallin, da immer mehrere TiC-Peaks
gleichzeitig auftreten.
Man sieht in Abbildung 5.13, dass die Schicht der Standardprobe (T=1100°C,
xTiCl4=2,0%, xCH4=6,0%, xH2=42,0%, u=20cm/s) im wesentlichen eine facettenartige
<200>-Struktur besitzt. Eine Reduzierung der Strömungsgeschwindigkeit auf 10cm/s
hat keinen großen Einfluss auf die Struktur, obgleich <111> und <220>-Peaks hinzukommen.
Im Vergleich mit der Standardprobe verursacht eine Reduzierung des Molenbruches
von TiCl4 auf 1% bzw. CH4 auf 2% oder eine Erhöhung des H2-Partialdruckes auf
84% jeweils eine Strukturänderung hinsichtlich <111> und <220> auch wenn der
<200>-Peak immer noch die größte Intensität aufweist. Diese Feststellung stimmt mit
den REM-Aufnahmen aus Abbildung 5.11 überein.
Aus der Literatur ist bekannt, dass die Erhöhung des Partialdruckverhältnisses von
Methan zu TiCl4 von 1:1 auf 3:1 eine Verstärkung des <200>-Peaks bei XRDMessungen bewirkt [50].
Leon et al. haben festgestellt, dass die Textur der aus Methan und TiCl4 abgeschiedenen TiC-Schichten sich mit steigender Temperatur von texturlosen Gefüge bei
1000°C nach <200> bei 1100°C ändert [61]. Die Erhöhung der Beschichtungstemperatur auf 1200°C zeigt in Abbildung 5.13, dass nun der <111>-Peak die höchste
Intensität aufweist und zudem bei etwa 54° ein zusätzlicher Peak erscheint, der freiem Kohlenstoff zugeordnet werden kann. Dies stimmt auch mit der optischen
Farbänderung der Schicht von grau nach schwarz sehr gut überein.
104
<200>
C
T = 1200°C
<111>
xCH4 = 2%
Intensität [-]
xH2 = 84%
<220>
xTiCl4 = 1%
u = 10cm*s-1
<311>
Standard
30
40
50
60
70
TiC
TiC
TiC
TiC
TiC
TiC-Pulver
80
73-0472
90
Beugungswinkel, 2 Theta [°]
Abbildung 5.13: Struktur von TiC-Schichten in Abhängigkeit von den Prozessparametern
105
Schichtzusammensetzung
Die Schichtzusammensetzung wird aus Literaturergebnissen und den Ergebnissen
der durchgeführten XRD-Messungen abgeleitet.
Eroglu und Gallois stellen bei einem Partialdruckverhältnis von Methan zu Titantetrachlorid von 2,5 bei 1125°C mit XRD und AES-Analysen nur eine stöchiometrische
Phase von TiC fest, obwohl nach thermodynamischen Berechnungen neben TiC
auch freier Kohlenstoff abgeschieden werden sollte [57].
Die Beschichtung von Graphitsubstraten mit TiC im System TiCl4 und H2 zeigt, dass
es bereits bei 1200°C und Atmosphärendruck zur Titancarbidbildung kommt, wobei
der Kohlenstoff aus dem Substrat stammt. Das Verhältnis von Wasserstoff zu TiCl4
ist 60:1 und die Schichten weisen einen Gradienten im Kohlenstoffgehalt auf. Unmittelbar über der Substratoberfläche wird stöchiometrisches TiC abgeschieden,
während auf der Schichtoberfläche TiC0,6 festgestellt wird [58], was durch eine Titan
Koabscheidung verursacht wird. Die Stöchiometrie TiC0,6 welche von Vincent et al.
festgestellt wurde soll durch die Zugabe von Methan verhindert werden.
Wie die durchgeführten XRD-Messungen zeigen, wird nur bei 1200°C neben TiC
freier Kohlenstoff in der Schicht detektiert. Die Peaklagen aller Proben stimmen mit
denen der Referenz für stöchiometrisches TiC überein. Es werden neben den stöchiometrischen TiC-Peaks keine weiteren Peaks detektiert, die unter- oder
überstöchiometrischen TiC zugeordnet werden könnten, so dass man davon ausgehen kann, dass nur stöchiometrisches TiC abgeschieden wurde.
5.3. Kinetische Modellierung der TiC-Abscheidung
Die Bildung von stöchiometrischen TiC im Reaktionssystem TiCl4, CH4 und H2 kann
mit folgender Gleichung formal beschrieben werden.
TiCl4
+
CH4
Æ
TiC
+
4HCl
(5.1)
Da ein Einfluss des Wasserstoffanteils in der Gasphase auf die Abscheiderate festgestellt wurde, wird Gleichung 5.1 ergänzt zu:
TiCl4
+
CH4
+
H2
Æ
TiC
+
4HCl
+
H2
(5.2)
106
Potenzansatz
Die Ableitung eines Potenzansatzes aus Gleichung 5.2 unter Berücksichtigung sämtlicher Edukte führt zu folgender Reaktionsgeschwindigkeitsgleichung (Gl. 5.3). Der
Ansatz wird mit der Reaktionsordnung für TiCl4, CH4 und H2, dem Stoßfaktor k0 und
der Aktivierungsenergie EA als Modellparameter an die experimentellen Ergebnisse
angeglichen.
 E  n
m
l
r = k 0 ⋅ exp − A  ⋅ cTiCl
4 ⋅ cCH 4 ⋅ c H 2
 R ⋅T 
(5.3)
Die Methankonzentration bleibt konstant und wird für die Parametervariationen im
Überschuss gegenüber TiCl4 gehalten, so dass der Ansatz nach Gleichung 5.4 folgendermaßen umformuliert werden kann.
 E  n
l
r = A0 ⋅ exp − A  ⋅ cTiCl
4 ⋅ cH 2
 R ⋅T 
(5.4)
Der eingeführte, formalkinetische Parameter A0 wird in Gleichung 5.5 beschrieben.
A0 =
k0
c
m
CH 4
und cmCH4 = const.
(5.5)
Mit einer doppeltlogarithmischen Auftragung der Abscheiderate über der entsprechenden Eduktkonzentration kann die Reaktionsordnung, bei linearem
Zusammenhang, als Geradensteigung abgelesen werden.
Mit den erhaltenen Reaktionsordnungen können über das Arrhenius-Diagramm die
Aktivierungsenergie und der Stoßfaktor ermittelt werden.
Reaktionsordnung für TiCl4
Die Reaktionsordnung für TiCl4 ist in Abbildung 5.14 dargestellt. Die restlichen Reaktanden liegen im Überschuss vor. Verwendet werden bei der Konzentrationsvariation
von TiCl4 jeweils die ersten sechs Proben aus der isothermen Zone. Der Versuch mit
TiCl4-Molenbruch von 1% wird dabei nicht verwendet. Man sieht, dass sich für TiCl4
eine Reaktionsordnung von 1,0 ergibt.
107
-3,00
log r
-3,25
-3,50
-3,75
nTiCl4 = 1,0
-4,00
-1,25
-1,00
-0,75
-0,50
-0,25
log c TiCl4
Abbildung 5.14: Bestimmung der Reaktionsordnung für TiCl4
Reaktionsordnung für H2
Die Reaktionsordnung von H2 kann nicht direkt ermittelt werden, da der Wasserstoff
gegenüber TiCl4 immer im Überschuss vorhanden ist. Aus diesem Grund wird nicht
die logarithmierte Abscheiderate aufgetragen, sondern eine von der TiCl4-Konzentration unabhängige Abscheiderate. Dies erreicht man, indem man die Abscheiderate
durch die TiCl4-Konzentration dividiert. Die Reaktionsordnung für H2 ist in Abbildung
5.15 dargestellt. Dadurch, dass die H2-Konzentration während der Reaktion konstant
bleibt, wird für die Ermittlung der Reaktionsordnung die Anfangskonzentration von
Wasserstoff (c0,H2), am Beginn der isothermen Zone, verwendet. An der negativen
Geradensteigung sieht man, dass der H2 die Abscheidung hemmt. Die Reaktionsordnung für Wasserstoff beträgt -0,3.
108
log r/cTiCl4
-2,40
-2,60
-2,80
nH2 = -0,3
-3,00
0,00
0,25
0,50
0,75
1,00
log c0, H2
Abbildung 5.15: Bestimmung der Reaktionsordnung für H2
Aktivierungsenergie und formalkinetischer Parameter A0
Die Aktivierungsenergie wird aus der Temperaturabhängigkeit in der isothermen Zone zwischen 1000°C und 1200°C ermittelt. Verwendet werden jeweils die ersten
sechs Proben in der isothermen Zone zwischen 1000°C und 1150°C sowie die erste
Probe bei 1200°C. Man sieht in Abbildung 5.16, dass bei Temperaturen kleiner
1125°C, entspricht 1/T größer 0,00071, die Geschwindigkeitskonstante bei gleicher
Temperatur unverändert ist, da die Messpunkte übereinander liegen. Bei höheren
Temperaturen nimmt die Geschwindigkeitskonstante entlang der Position im Reaktor
leicht ab, da hier bereits Verarmungseffekte auftreten. Aus diesem Grund kann bei
1200°C nur die erste Probe in der isothermen Zone für die Berechnung der Aktivierungsenergie verwendet werden. Aus der Temperaturabhängigkeit lässt sich über die
Geradensteigung die Aktivierungsenergie von 210,2kJ mol-1 ermitteln. Der formalkinetische Parameter A0 der TiC-Abscheidung beträgt 3,04 x 105 m s-1.
109
-4,0
ln k [-]
-5,0
-6,0
EA = 210,2 kJ mol-1
-7,0
-8,0
0,00064
A0 = k0/cmCH4 = 3,04*105 m s-1
0,00068
0,00072
0,00076
0,0008
1/T [K-1]
Abbildung 5.16: Arrhenius-Diagramm für die Abscheidung von TiC
Simulation der Abscheidung mittels formalkinetischen Potenzansatz
Die berechneten formalkinetischen Parameter werden zur Simulation der Abscheiderate mittels folgendem Potenzmodell verwendet.
[
 2100000 
− 0,3
−2
−1
r = 3,04 ⋅ 10 5 ⋅ exp −
 ⋅ c TiCl4 ⋅ c H2 mol ⋅ m ⋅ s
R⋅T 

]
(5.6)
Die Ergebnisse der simulierten Abscheideraten werden mit den experimentell ermittelten Abscheideraten in Abhängigkeit von den Prozessparametern miteinander
verglichen. In Abbildung 5.17 ist die Verweilzeitabhängigkeit dargestellt. Die experimentelle Abscheiderate ist durch Messpunkte gekennzeichnet, die simulierte
Abscheiderate durch Kurven. Man sieht, dass unabhängig von der Verweilzeit im reaktionskontrollierten Bereich, im vorderen, nichtisothermen Bereich des Reaktors, die
Temperaturabhängigkeit der Abscheiderate sehr gut simuliert werden kann. Auch in
der isothermen Zone stimmen die simulierten Abscheideraten gut mit den experimentell ermittelten überein. Gegen Reaktorende weicht die Simulation nur bei einer
Strömungsgeschwindigkeit von 15cm/s ab. Ursache könnte der langsamere Abtransport der gasförmigen Reaktionsprodukte sein.
110
2
Abscheiderate, r [mmol / (m *s)]
0,40
45cm/s
0,35
0,30
25cm/s
0,25
20cm/s
0,20
15cm/s
0,15
0,10
0,05
0,00
-10
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Reaktorlänge, l [cm]
Abbildung 5.17: Simulierte(-) und experimentell (Symbol) ermittelte Verweilzeitabhängigkeit der Abscheiderate
Ein Vergleich der TiCl4-Konzentrations-Abhängigkeit in Abbildung 5.18 zeigt, dass
bei TiCl4-Molenbrüchen größer 1% die simulierte Abscheiderate am Reaktorende
etwas höher liegt als die experimentelle Abscheiderate. Dies kann man auf Adsorption von HCl auf der Substratoberfläche zurückführen, welches die Abscheidung von
TiC hemmt. Bei einem sehr kleinen Molenbruch von 1% zeigt sich, dass die simulierte Abscheiderate etwas niedriger ist als die tatsächliche.
In Abbildung 5.19 werden die simulierten und experimentellen Abscheideraten hinsichtlich des Wasserstoffüberschusses miteinander verglichen. Man sieht, dass bei
einem Wasserstoffmolenbruch von 21% ab Reaktormitte die simulierte Abscheiderate über der Experimentellen liegt und zum Reaktorausgang hin immer stärker
davon abweicht, was daran liegen kann, dass das entstehende HCl die Abscheidung
unterdrückt. Bei größeren Wasserstoffüberschüssen beobachtet man keine starke
Abweichung zwischen den simulierten und den experimentell ermittelten Abscheideraten.
111
2
Abscheiderate, r [mmol / (m *s)]
0,70
4,0%
0,60
3,0%
0,50
0,40
2,0%
0,30
0,20
1,0%
0,10
0,00
-10
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Reaktorlänge, l [cm]
Abbildung 5.18: Simulierte (-) und experimentell (Symbol) ermittelte TiCl4Molenbruchabhängigkeit der Abscheiderate
2
Abscheiderate, r [mmol / (m *s)]
0,40
21%
0,35
42%
0,30
0,25
84%
0,20
0,15
0,10
0,05
0,00
-10
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Reaktorlänge, l [cm]
Abbildung 5.19: Simulierte (-) und experimentell (Symbol) ermittelte H2Molenbruchabhängigkeit der Abscheiderate
112
2
Abscheiderate, r [mmol / (m *s)]
Die Temperaturabhängigkeiten der simulierten und experimentellen Abscheideraten
sind von 1000°C bis 1150°C in Abbildung 5.20 dargestellt. Bei Temperaturen kleiner
1150°C stimmen die Abscheideraten über den gesamten Beschichtungsbereich gut
überein. Bei 1150°C, beginnend bei einer Reaktorlänge von etwa 40cm, weicht die
simulierte von der experimentellen Abscheiderate gegen Reaktorende hin immer
stärker ab. Dies kann man auf den Beginn einer homogenen Gasphasenreaktion von
Methan zurückführen, da die Proben gegen Reaktorende hin nicht mehr hellgrau erscheinen sondern schwarz sind, was auf freien Kohlenstoff schließen lässt. Die
Schichtcharakterisierung mit XRD hat bereits gezeigt, dass bei 1200°C freier Kohlenstoff in den schwarz abgeschiedenen Schichten zu finden ist. Ein weiterer Grund
zwischen der Diskrepanz der Abscheideraten kann auch in der Bildung von HCl liegen. Betrachtet man nochmals Abbildung 5.10, so sieht man, dass von insgesamt
70% umgesetzten TiCl4 im Reaktor bei einer Länge von 40cm davon bereits fast alles umgesetzt worden ist. Das dabei entstandene HCl adsorbiert auf der
Substratoberfläche und hemmt die TiC-Bildung.
0,6
1150°C
0,5
0,4
1100°C
0,3
1050°C
0,2
0,1
1000°C
0,0
-10
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Reaktorlänge, l [cm]
Abbildung 5.20: Simulierte (-) und experimentell (Symbol) ermittelte Temperaturabhängigkeit der Abscheiderate
113
In einem Paritätsdiagramm, Abbildung 5.21, werden die simulierten und experimentell ermittelten Abscheideraten aus dem vorderen Bereich der isothermen Zone wo
der Prozess reaktionskontrolliert ist, für alle durchgeführten Parametervariationen
abschließend miteinander verglichen. Man sieht, dass alle Werte in einem Toleranzbereich von ±15% liegen. Der allgemein formulierte Potenzansatz eignet sich somit
sehr gut zur Beschreibung der Kinetik der Abscheidung von TiC.
Abscheiderate berechnet,
2
r [mol / (m *s)]
0,0008
+15%
0,0006
-15%
0,0004
0,0002
0,0000
0,0000
0,0002
0,0004
0,0006
0,0008
Abscheiderate gemessen, r [mol / (m2*s)]
Abbildung 5.21: Paritätsdiagramm bei Anwendung des Potenzansatzes
Hyperbolischer Ansatz
Für die Beschreibung des CVD-Prozesses von TiC wird ein hyperbolischer Ansatz
unter Berücksichtigung von Adsorptionsvorgängen verwendet. Grundlage ist die
Gleichung 5.7.
TiCl4
+
CH4
Æ
TiC
Für den Ansatz werden folgende Annahmen getroffen:
+
4HCl
(5.7)
114
•
Homogene Gasphasenreaktion:
TiCl4 (g) +
•
Æ TiCl3 (g) +
(5.8)
TiCl4 (g) +
z
↔ TiCl4-z
(5.9)
TiCl3 (g) +
z
↔ TiCl3-z
(5.10)
+
z
↔ H2-z
(5.11)
Oberflächenreaktion:
TiCl4-z + 2 H2-z + 2z Æ Ti-z
2 TiCl3-z + 3 H2-z + 3z Æ 2 Ti-z
•
HCl
Adsorption:
H2 (g)
•
½ H2
+
4 HCl-z
(5.12)
+
6 HCl-z
(5.13)
+
2 H2-z
(5.14)
Schichtbildungsreaktion:
Ti-z+
CH4 (g)
+ z
Æ TiC
Die Bildung von TiC erfolgt nicht direkt aus Methan, wie in Gleichung
5.14 vereinfacht dargestellt ist, sondern durch Bildung aktivierter, CSpezies aus der Zersetzung von Methan.
•
Desorption:
HCl-z
↔ HCl
+
z
(5.15)
H2-z
↔ H2
+
z
(5.16)
115
Wie bereits in Kapitel 2.4.2. beschrieben, werden bei der CVD von TiC in der Literatur Reaktionsmechanismen nach Langmuir-Hinshelwood verwendet. Bei einem
Langmuir-Hinshelwood Mechanismus adsorbieren beide Edukte, TiCl4 und CH4, auf
der Substratoberfläche und reagieren dann miteinander. Charakteristisch für diesen
Mechanismus ist, dass die Abscheiderate mit zunehmender Strömungsgeschwindigkeit ansteigt, bis sie ein Maximum erreicht. Bei weiterem Anstieg der
Strömungsgeschwindigkeit sinkt die Abscheiderate ab. Ursache für das Absinken der
Abscheiderate bei hohen Strömungsgeschwindigkeiten ist die langsame Desorption
der im Überschuss vorhandenen gasförmigen Produkte, welche eine Adsorption der
Edukte verhindern da die aktiven Zentren der Oberfläche bereits belegt sind.
Nach Abbildung 5.3 ist jedoch auch ein bimolekularer Eley-Rideal Mechanismus
möglich, da die Abscheiderate auch bei hohen Strömungsgeschwindigkeiten nicht
absinkt sondern konstant bleibt. Ein Eley-Rideal Mechanismus setzt voraussetzt,
dass nur ein Edukt auf der Oberfläche adsorbiert, und der Reaktionspartner aus der
Gasphase kommt. In diesem Fall adsorbiert das TiCl4 auf der Oberfläche und das
CH4 zersetzt sich in der Gasphase unter Bildung verschiedener kohlenstoffhaltigen
Spezies.
Betrachtet man die irreversibel verlaufende Oberflächenreaktion als geschwindigkeitsbestimmenden Teilschritt, so kann anhand des formalen Reaktionsmechanismus folgende Reaktionsgeschwindigkeitsgleichung abgeleitet werden (Gl. 5.17).
rTiC = k TiC ⋅ ΘTiCl4 ⋅ cCH 4
(5.17)
K ads.TiCl4 ⋅ c TiCl4
1 + K ads.TiCl4 ⋅ c TiCl4
(5.18)
mit:
ΘTiCl4 =
Da Methan in einem Partialdruckverhältnis von 3:1 gegenüber TiCl4 eingesetzt wird,
kann Gleichung 5.17 folgendermaßen umgeformt werden.
rTiC = k TiC ⋅
K ads.TiCl4 ⋅ 3 ⋅ c 2TiCl4
1 + K ads.TiCl4 ⋅ c TiCl4
(5.19)
116
Durch Substitution mit k aus Gleichung 5.20
k = k TiC ⋅ K ads.TiCl4 ⋅ 3
(5.20)
und Linearisierung erhält man folgende Gleichung 5.21
c 2TiCl4 1 K ads.TiCl4
= +
⋅ c TiCl4
rTiC
k
k
(5.21)
Die graphische Darstellung der Linearisierung ist in Abbildung 5.22 gezeigt, aus deren Auswertung man folgende Werte für die Reaktionsgeschwindigkeitskonstante kTiC
und die Adsorptionskonstante Kads.TiCl4 erhält:
kTiC = 7,60 x 10-4 [m s-1]
Kads.TiCl4 = 115,46 [m3 mol-1]
140
2
c /r = Kads.TiCl4 /k cTiCl4 + 1/k
2
-4
(cTiCl4) / r [mol*s*m ]
120
3
-1
Kads.TiCl4 = 115,46 [m mol ]
100
4
-1
-1
k = 0,2633 [m mol s ]
80
60
40
20
0
0
0,05
0,1
0,15
0,2
0,25
Konzentration TiCl4, cTiCl4 [mol*m-3]
Abbildung 5.22: Linearisierung des hyperbolischen Ansatzes
0,3
117
Simulation der Abscheidung mittels hyperbolischem Ansatz nach Eley-Rideal
Beim hyperbolischen Ansatz werden die Ergebnisse der simulierten Abscheideraten
bei 1100°C in der isothermen Zone mit den experimentell ermittelten Abscheideraten
in Abhängigkeit von den Prozessparametern miteinander verglichen, da die Geschwindigkeitskonstante kTiC temperaturabhängig ist.
In Abbildung 5.23 ist die Verweilzeitabhängigkeit dargestellt. Die experimentelle Abscheiderate ist wiederum durch Messpunkte gekennzeichnet, die simulierte
Abscheiderate durch Kurven. Die simulierten Abscheideraten stimmen gut mit den
experimentell ermittelten Abscheideraten überein. Bei einer Strömungsgeschwindigkeit von 15cm/s weicht die simulierte Kurve gegen Reaktorende deutlich von der
experimentell ermittelten Abscheiderate ab. Dieser Effekt konnte auch bei der Simulation mit dem Potenzansatz beobachtet werden. Die Ursache könnte wie bereits
zuvor genannt an einem langsameren Abtransport der gasförmigen Reaktionsprodukte liegen.
Abscheiderate, r [mmol / (m2*s)]
0,4
45cm/s
0,3
25cm/s
20cm/s
0,2
15cm/s
0,1
0,0
-10
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Reaktorlänge, l [cm]
Abbildung 5.23: Eley-Rideal simulierte (-) und experimentell (Symbol) ermittelte
Verweilzeitabhängigkeit der Abscheiderate
Der Vergleich der TiCl4-Konzentrations-Abhängigkeit in Abbildung 5.24 zeigt, dass
bei einem sehr kleinen Molenbruch von 1% die simulierte Abscheiderate niedriger ist
als die tatsächliche Abscheiderate. Bei TiCl4-Molenbrüchen größer 2% ist eine sehr
gute Übereinstimmung zwischen der simulierten Abscheiderate und der experimen-
118
tellen Abscheiderate zu sehen. Nur gegen Ende der isothermen Zone treten deutliche Unterschiede der Abscheideraten auf, was man auf Adsorption von HCl und
anderer Nebenprodukte auf der Substratoberfläche zurückführen kann, was die Abscheidung von TiC hemmt.
2
Abscheiderate, r [mmol / (m *s)]
0,70
4,0%
0,60
3,0%
0,50
0,40
2,0%
0,30
1,0%
0,20
0,10
0,00
-10
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Reaktorlänge, l [cm]
Abbildung 5.24: Eley-Rideal simulierte (-) und experimentell (Symbol) ermittelte
TiCl4-Molenbruchabhängigkeit der Abscheiderate
Das Paritätsdiagramm unter Anwendung eines hyperbolischen Ansatzes nach EleyRideal zeigt in Abbildung 5.25, dass die simulierten und experimentell ermittelten Abscheideraten aus dem reaktionskontrollierten Bereich der isothermen Zone für die
durchgeführten Parametervariationen in einem Toleranzbereich von ±15% liegen.
Der hyperbolische Ansatz eignet sich somit ebenfalls zur Beschreibung der Kinetik
von TiC, auch wenn man bei einem niedrigen TiCl4-Molenbruch von 1% leicht außerhalb der Toleranzgrenzen liegt.
Vergleicht man das Paritätsdiagramm des Potenzansatzes (Abb. 5.21) mit dem des
hyperbolische Ansatzes (Abb. 5.25), so sieht man, dass beide Modelle die Abscheidung von TiC in etwa gleich gut beschreiben, wobei mit dem Potenzansatz zusätzlich
noch die Temperaturvariation bzw. der nicht isotherme Bereich simuliert werden
kann.
119
0,0008
Abscheiderate berechnet,
2
r [mol / (m *s)]
+15%
0,0006
-15%
0,0004
0,0002
0,0000
0,0000
1,0% TiCl4
0,0002
0,0004
0,0006
0,0008
2
Abscheiderate gemessen, r [mol / (m *s)]
Abbildung 5.25: Paritätsdiagramm bei Anwendung des Eley-Rideal Reaktionsmechanismus
5.4. Zusammenfassung der Ergebnisse der TiC-Abscheidung
Variation der Prozessparameter
•
CH4-Konzentration
Mit zunehmender Methankonzentration steigt die Abscheiderate von TiC unter
Ausbildung eines Maximums am Beginn der isothermen Zone. Die Verarmung
an TiCl4 nimmt mit Erhöhung der eingesetzte Methanmenge zu.
•
Verweilzeit
Die Verweilzeituntersuchungen zeigen, dass sich das Maximum der Abscheiderate mit zunehmender Strömungsgeschwindigkeit gegen Reaktorausgang
verschiebt. Bei Strömungsgeschwindigkeiten kleiner 15cm/s. liegt Stofftransportkontrolle auf Grund von Diffusion vor. Der reaktionskontrollierte Bereich
liegt bei Strömungsgeschwindigkeiten zwischen 15 und 25cm/s.
120
•
Konzentration von TiCl4
Mit steigender TiCl4-Konzentration nimmt die Abscheidung von TiC zu, wobei
sich ein Maximum am Beginn der isothermen Zone ausbildet. Auf Grund von
Verarmungseffekten von TiCl4 in der Gasphase sinkt die Abscheiderate gegen
Reaktorende hin ab. Bei einem TiCl4-Molenbruch von 1% wird ein nahezu
vollständiger Umsatz von 95% erreicht. Bei TiCl4-Molenbrüchen zwischen 2
bis 4% liegt der Umsatz bei 71%.
•
Konzentration von H2
Es ist ein signifikanter Einfluss des H2-Partialdruckes auf die Abscheiderate zu
beobachten. Mit sinkendem H2-Partialdruck steigt die Abscheiderate unter
verstärkter Ausbildung eines Maximums zu Beginn der isothermen Zone.
•
Temperatur
Der Einfluss der Reaktortemperatur auf die Abscheiderate und den dazugehörenden TiCl4-Umsatz zeigt, dass die Abscheiderate am Beginn der isothermen
Zone mit steigender Temperatur nicht linear ansteigt sondern exponentiell. Die
Ausbildung des Maximums der Abscheiderate verschiebt sich mit steigender
Temperatur zum Reaktoreingang hin. Bei 1000°C werden in etwa 25% des
eingesetzten TiCl4 zu TiC umgesetzt. Bei 1100°C wird ein Umsatz von 71%
erreicht, der durch weitere Temperaturerhöhung nicht mehr vergrößert werden
kann.
Schichtmorphologie und Schichtstruktur
Niedrige Eduktkonzentrationen an TiCl4 und CH4 sowie ein großer H2Überschuß bei niedrigen Temperaturen und kleinen Verweilzeiten führen zu
weniger rauen Schichtoberflächen, da bei diesen Parametern die Wachstumsgeschwindigkeit langsamer ist.
Die<200>-Struktur bei 41,70° steht für eine facettenartige oder pyramidenförmige Struktur und besitzt bei allen untersuchten Proben die höchste Intensität
mit Ausnahme der 1200°C-Probe. Der Aufbau aller Schichten ist polykristallin,
da immer mehrere TiC-Peaks gleichzeitig auftreten.
Chemische Zusammensetzung der Schicht
Die XRD-Messungen zeigen, dass nur bei 1200°C neben TiC freier Kohlenstoff in der Schicht detektiert wird. Die Peaklagen aller Proben stimmen mit
denen der Referenz für stöchiometrisches TiC überein. Es werden keine wei-
121
teren Peaks detektiert, so dass man davon ausgehen kann, dass nur stöchiometrisches TiC abgeschieden wird.
Reaktionstechnische Beschreibung des Abscheidungsprozesses
•
Potenzansatz
Im Strömungsrohrreaktor erhält man eine Reaktionsordnung für TiCl4 von 1
wobei die Methanmenge im Überschuss konstant gehalten wird. Bei der Variation der Strömungsgeschwindigkeit wird festgestellt, dass man erst bei Strömungsgeschwindigkeiten größer 15cm/s im reaktionskontrollierten Bereich
liegt. Die Aktivierungsenergie beträgt 210,2kJ mol-1 und der formalkinetische
Parameter A0 der TiC-Abscheidung liegt bei 3,04 x 105 m s-1.
In einem Paritätsdiagramm werden die simulierten und experimentell ermittelten Abscheideraten aus der isothermen Zone miteinander verglichen. Man
sieht, dass alle Werte in einem Toleranzbereich von ±15% liegen. Der allgemein formulierte Potenzansatz eignet sich somit sehr gut zur Beschreibung
der Kinetik von Titancarbid.
•
Hyperbolischer Ansatz
Für die Beschreibung des Prozesses bei 1100°C wird ein bimolekularer EleyRideal Mechanismus verwendet, unter der Annahme, dass TiCl4 auf der Oberfläche adsorbiert und das CH4 sich in der Gasphase unter Bildung verschiedener C-haltigen Spezies zersetzt.
Die graphische Darstellung ergibt für die Reaktionsgeschwindigkeitskonstante
kTiC = 7,60 x 10-4 [m s-1] und die Adsorptionskonstante Kads.TiCl4 = 115,46 [m3
mol-1]. Das Paritätsdiagramm zeigt, dass der Großteil der simulierten Abscheideraten ebenfalls in einem Toleranzbereich von ±15% liegen. Der hyperbolische Ansatz hat gegenüber dem Potenzansatz jedoch den Nachteil, dass
keine Temperaturabhängigkeit simuliert werden kann.
122
Kapitel 6
Tribologie
Im Rahmen der tribologischen Untersuchungen werden zunächst die erzeugten
Chromcarbidschichten und Titancarbidschichten getrennt voneinander hinsichtlich
Oberflächenrauheit, Haftfestigkeit sowie Reibung und Verschleiß beurteilt, wobei als
zu messende Größen neben dem Traganteil, die Haftfestigkeitsklasse, der Reibungskoeffizient und der volumetrische Verschleiß der Schichten zu bestimmen sind.
Anschließend werden die Chromcarbidschichten mit den Titancarbidschichten hinsichtlich Haftungsmechanismus sowie Reibung und Verschleiß miteinander
verglichen.
6.1. Chromcarbidschichten
6.1.1. Oberflächenrauheit
Das Tastschnittverfahren liefert als Ergebnis den Traganteil der abgeschiedenen
Schicht und somit die Rauheit der Oberfläche. Der Profiltraganteil ist definiert als das
Verhältnis der tragenden Länge des Profils zur Bezugsstrecke. Je höher der Traganteil, desto glatter ist die Oberfläche. Dieser Traganteil sollte unabhängig von der
Schichtdicke größer 90% sein, um technisch brauchbare Schichten erzeugen und
tribologisch testen zu können.
In Tabelle 6.1 ist der Traganteil bei einer Strömungsgeschwindigkeit von 100cm/s der
abgeschiedenen Chromcarbidschichten für unterschiedliche Substrate wie Magnesiumsilikatkeramik und diverse Stähle in 1µm Schichttiefe dargestellt. Es wird deutlich,
dass der minimale Traganteil von 90% auf allen beschichteten Substraten erreicht
wird und es somit zu einer konturgetreuen Nachbildung der Substratoberfläche
kommt.
123
Tabelle 6.1: Traganteil der Chromcarbidschichten auf unterschiedlichen Substraten
Substrat
MgSiOx
X40CrMoV5-1
X5CrNi18-10
X5CrNi18-9
X6Cr17
X90CrMoV18
X210CrW12
16MnCr5
S6-5-2
100Cr6
Traganteil [%]
100
100
100
100
100
100
100
94
100
100
6.1.2. Haftungsmechanismus
Mittels EDX werden an einem Kalottenschliff der Proben die Elemente Chrom und
Kohlenstoff in den Schichten auf einer Mikroplanscheibe (MgSiOx) nachgewiesen.
Der Haftungsmechanismus am Interface zwischen der Schicht und dem Substrat
wird mittels Elementverteilungsbildern (Röntgenmapping) untersucht, um evtl. Reaktionsschichten feststellen zu können.
In Abbildung 6.1 ist das Röntgenmapping der Elemente Cr und C für die Schicht sowie Mg und Si für das Substrat dargestellt. Die hellen Bereiche in jedem Bild stehen
für das jeweils auf der Schliffoberfläche in der Übergangszone zwischen Substrat
und Schicht detektierte Element.
Abbildung 6.1 zeigt, dass es einen breiten Übergangsbereich zwischen der kompakten Schicht (Cr und C)und dem reinen Substrat (Mg und Si) gibt, in der Inseln aus
Cr7C3 zu finden sind. Man sieht außerdem, dass keine Reaktionszonen entstehen,
die Schichthaftung also nur auf Mikroverzahnung beruht.
Eine rein mechanische Haftung aufgrund mechanischer Verankerung an der Grenzfläche durch Formschluss zwischen dem Schichtmaterial und der rauhen
Substratoberfläche bzw. den Poren stellt einen Interfacetypen dar, in dem nur vander-Waals-Kräfte auftreten [14].
124
C
Mg
Cr
Si
Abbildung 6.1: Röntgenverteilungsbilder für die Elemente Cr, C, Mg und Si
6.1.3. Haftfestigkeit
Die Haftfestigkeit der abgeschiedenen Schichten bestimmt im wesentlichen die
Einsatzmöglichkeiten des beschichteten Werkstoffes in einer technischen Anwendung. Das Interface zwischen Substrat und Schicht welches von atomaren
Bindungskräften, inneren Spannungen und den mechanischen sowie thermischen
Beanspruchungen abhängt ist für die Adhäsion der Schicht verantwortlich.
125
Die Überprüfung der Haftfestigkeit nach VDI3198 liefert folgende Ergebnisse, die in
Tabelle 6.2 gezeigt werden. Die Bewertung der Haftfestigkeit erfolgt in Stufen von 1
bis 6, wobei die 1 für „sehr gut“ steht und die 6 für „ungenügend“.
Tabelle 6.2: Rockwell-Haftfestigkeit nach VDI 3198
Substrat
MgSiOx
X40CrMoV5-1
X5CrNi18-10
X5CrNi18-9
X6Cr17
X90CrMoV18
X210CrW12
16MnCr5
S6-5-2
100Cr6
Haftfestigkeit
1
1
1
1-2
2
3
3-4
3-4
3-4
6
Eine „sehr gute“ Haftfestigkeit der Schichten wird neben der MgSiOx-Keramik nur auf
Stählen mit einem hohen Chromgehalt erreicht. Freller und Lorenz (1992) kommen
zu dem Ergebnis, dass sich in Hartstoffschichten, zu denen Chromcarbid gehört,
Druckspannungen ausbilden, wenn Stähle als Substrate dienen. Druckspannungen
erhöhen einerseits die Schichthärte können aber andererseits die Haftfestigkeit herabsetzten. Kleer und Döll (1993) zeigen bei Titannitridschichten (α ≈ 9,3 x 10-6K-1)
dass Druckspannungen in der Nähe von Schichtdefekten die Haftfestigkeit der
Schicht übersteigen und so zu Schäden in der Schicht führen, was zur Folge hat,
dass Schichtaufwölbungen und Schichtablösungen entstehen [41].
Da Cr7C3 einen höheren thermischen Ausdehnungskoeffizienten (α ≈ 10,6 x 10-6K-1)
hat als TiN, kann man davon ausgehen, dass die schlechte Schichthaftung auf
100Cr6 durch Druckspannungen im Zusammenhang mit Schichtdefekten verursacht
wird. In Abbildung 6.2 sieht man, dass dort wo die aufgewölbte Schicht entfernt wurde Korrosionsflecken auf dem Substrat zu beobachten sind. Diese Korrosion wurde
durch Rückstände der verwendeten Reinigungsmittel bei der Substratvorreinigung
ausgelöst.
Somit kann auch die gute Haftung auf den Stählen mit hohem Chromgehalt erklärt
werden, da diese allesamt korrosionsbeständig sind. In den abgeschiedenen Schichten auf den Stählen treten aber immer noch Druckspannungen auf. Bei der MgSiOxKeramik entstehen in der Schicht Zugspannungen, da der thermische Ausdehnungs-
126
koeffizient der Keramik kleiner ist, als der Ausdehnungskoeffizient der abgeschiedenen Schicht. Diese Zugspannungen wirken sich positiv auf die Schichthaftung aus.
Abbildung 6.2: Abgehobene Cr7C3-Schicht auf 100Cr6
6.1.4. Verschleiß
Auf Grund der Haftungsproblematik der Chromcarbidschichten auf Stählen werden
die Verschleißuntersuchungen nur auf beschichteten MgSiOx-Keramikscheiben
durchgeführt. Die Verschleißeigenschaften der beschichteten Proben werden mit der
Hilfe eines Kugel-Scheibe-Tribometers im Trockenlauf untersucht. Als Gegenkörper
werden Kugeln aus 100Cr6 sowie aus Si3N4 mit einem Durchmesser von 3,969mm
verwendet, so dass zu Beginn der tribologischen Beanspruchung ein punktförmiger
Kontakt entsteht, der sich mit zunehmendem Verschleiß zu einer Fläche ausbreitet.
Die Prüfbedingungen sind in Tabelle 6.3 gezeigt.
Tabelle 6.3: Prüfbedingungen beim Kugel-Scheibe Test
Prüfkraft
Gleitweg
Gleitgeschwindigkeit
Radius der Reibspur
Relative Feuchte
Umgebungstemperatur
20N
500m
0,05m/s
15,9mm
50%
18°C
127
In Tabelle 6.4 sind die Ergebnisse der tribologischen Untersuchungen zusammengefasst. Im System MgSiOx/100Cr6 liegt der Reibungskoeffizient bei etwa 0,5 während
er im System MgSiOx/Si3N4 bei 0,7 liegt. Man sieht, dass ohne Beschichtung der
Magnesiumsilikatkeramik mit Chromcarbid sich 100Cr6 besser als Gegenkörper eignet als Si3N4. Der Kugelverschleiß ist bei der Si3N4-Kugel zwar nur halb so hoch wie
bei der 100Cr6-Kugel, jedoch wird die Keramikscheibe durch die Si3N4-Kugel total
verschlissen.
Beschichtet man die MgSiOx-Keramik nun mit Chromcarbid und führt die Verschleißuntersuchungen mit 100Cr6 und Si3N4 als Gegenkörper durch, so stellt man fest,
dass unabhängig vom Material der Kugel der mittlere Reibkoeffizient für das System
(MgSiOx/Cr7C3) bei 0,5 liegt. Der Reibwert entspricht dem der unbeschichteten
MgSiOx-Keramik, mit 100Cr6 als Gegenkörper.
Bei Verwendung von 100Cr6 als Gegenkörper bestimmt die Verschleißrate der Kugel
den Gesamtverschleiß. Dieser kann mit einer Cr7C3-Schicht auf der Scheibe nicht
verringert werden. Bei Verwendung von Si3N4 als Gegenkörper bestimmt die Verschleißrate der Scheibe den Gesamtverschleiß. Der Gesamtverschleiß kann mit
einer Cr7C3-Schicht auf der Scheibe von 1,1mm3 auf 0,2mm3 verringert werden, er
liegt aber immer noch doppelt so hoch als bei Verwendung einer 100Cr6 Kugel.
Als Ergebnis der Verschleißuntersuchungen kann man bestätigen, dass sich Chromcarbid gegenüber 100Cr6 nicht als reibungsmindernde Schicht eignet, wie bereits
aus der Literatur entnommen werden konnte [47].
Chromcarbid eignet sich jedoch als reibungs- und verschleißmindernde Schicht auf
MgSiOx gegen Si3N4-Kugeln, da zum einen der Reibungskoeffizient von 0,7 auf 0,5
sinkt und zum anderen der Verschleiß der Scheibe und damit auch der Gesamtverschleiß von 1,1mm3 auf 0,208mm3 deutlich reduziert wird.
Tabelle 6.4: Ergebnisse beim Kugel-Scheibe Test mit Chromcarbid
Material
Scheibe
Schicht
Kugel
MgSiOx
MgSiOx
MgSiOx
MgSiOx
-
100Cr6
100Cr6
Si3N4
Si3N4
Cr7C3
Cr7C3
Reibkoeff.: Verschleiß: Verschleiß: Verschleiß:
gemittelt
Kugel
Scheibe
Gesamt
WV,Kugel
WV,Scheibe
WV,ges
µAv
3
3
[-]
[mm ]
[mm ]
[mm3]
0,52
0,110
0,00004
0,110
0,48
0,113
0,004
0,117
0,73
0,060
1,000
1,100
0,55
0,036
0,172
0,208
128
6.2. Titancarbidschichten
6.2.1. Haftungsmechanismus
Betrachtet man Abbildung 6.3, in der die Elementverteilung (heller Bereich) für Ti, C,
Mg und Si eines Kalottenschliffes gezeigt wird, so sieht man, dass die TiC-Schicht
nicht sehr stark mit dem Substrat verzahnt ist. Es gibt einen sehr scharfen Übergang
von Schicht zum Substrat in dem einige große und viele sehr kleine Inseln aus TiC
liegen. Die Schichthaftung erfolgt somit nur durch eine Mikroverzahnung.
C
Mg
Ti
Si
Abbildung 6.3: Röntgenverteilungsbilder für die Elemente Ti, C, Mg und Si
129
6.2.2. Verschleiß
Die Verschleißuntersuchungen bei TiC werden auf beschichteten MgSiOxKeramikscheiben mit kugelförmigen Gegenkörpern aus 100Cr6 und Si3N4 mit einem
Durchmesser von 3,969mm durchgeführt. Die Prüfbedingungen entsprechen denen
bei Cr7C3 und sind in Tabelle 6.3 gezeigt.
Die Ergebnisse der tribologischen Untersuchungen von TiC auf MgSiOx sind in Tabelle 6.5 zusammengefasst.
Tabelle 6.5: Ergebnisse beim Kugel-Scheibe Test mit TiC
Material
Scheibe
Schicht
Kugel
MgSiOx
MgSiOx
MgSiOx
MgSiOx
TiC
TiC
100Cr6
100Cr6
Si3N4
Si3N4
Reibkoeff.: Verschleiß: Verschleiß: Verschleiß:
gemittelt
Kugel
Scheibe
Gesamt
µAv
WV,Kugel
WV,Scheibe
WV,ges
3
3
[-]
[mm ]
[mm ]
[mm3]
0,52
0,11
0,00004
0,11
0,48
1,18
0,05
1,23
0,73
0,06
1,00
1,10
0,67
0,09
0,0003
0,09
Bei Verwendung von 100Cr6 als Gegenkörper zu MgSiOx oder TiC liegt der mittlere
Reibkoeffizient bei etwa 0,5. Bei Si3N4 als Gegenkörper zu MgSiOx bzw. TiC ist der
Reibkoeffizient höher und liegt bei 0,7. Der Reibwert entspricht somit jeweils dem der
unbeschichteten MgSiOx-Keramik, so dass man bei TiC nicht von einer reibungsmindernden Schicht sprechen kann.
Im System TiC/100Cr6 dominiert die Verschleißrate der Kugel den Gesamtverschleiß. Der Verschleiß der 100Cr6-Kugel ist bei Verwendung einer TiC
beschichteten Scheibe als Gegenkörper etwa um den Faktor 10 höher als bei einer
unbeschichteten MgSiOx-Keramik und damit ist auch der Gesamtverschleiß etwa 10
mal höher. Somit steht fest, dass 100Cr6 kein geeigneter Tribopartner für TiC darstellt.
Verwendet man statt 100Cr6 jedoch Si3N4 als Tribopartner zu der TiC-Schicht, so
steigt zwar der Reibkoeffizient von 0,5 auf 0,7 an, jedoch nimmt der Gesamtverschleiß von 1,23mm3 auf 0,09mm3 ab. Vergleicht man bei Verwendung der Si3N4Kugel den Verschleiß der unbeschichteten Scheibe mit dem der beschichteten, so
sieht man, dass der Scheibenverschleiß von 1,0mm3 um den Faktor 3000 auf
0,0003mm3 kleiner wird. Der Kugelverschleiß nimmt jedoch im Gegenzug von
0,06mm3 auf 0,09mm3 um 50% zu.
130
Bei den vier untersuchten Systemen in Tabelle 6.5 sieht man, dass TiC/Si3N4 den
geringsten Gesamtverschleiß besitzt. Somit eignet sich TiC als Verschleißschutzschicht auf MgSiOx wenn Si3N4 als Gegenkörper verwendet wird.
6.3. Vergleich von Chromcarbid- mit Titancarbidschichten
6.3.1. Haftungsmechanismus
Vergleicht man Abbildung 6.1, in der die Elementverteilung für Cr, C, Mg und Si gezeigt wird, mit Abbildung 6.3 für Ti, C, Mg und Si, so sieht man, dass die TiC-Schicht
nicht so stark verzahnt mit dem Substrat erscheint wie die Cr7C3-Schicht.
Dies wird deutlich durch Vergleich der beiden Elementverteilungen für Cr und Ti für
die jeweilige Schicht. Im Falle Cr liegen am Übergang viele große Inseln aus Cr7C3
vor, während bei TiC wenige große und viele sehr kleine Inseln zu sehen sind. Dies
weist darauf hin, dass die TiC-Schicht auch weniger gut haftet als die Cr7C3-Schicht.
6.3.2. Verschleiß
In Tabelle 6.6 sind die Ergebnisse der Verschleißuntersuchungen mit Cr7C3 und TiC
dargestellt.
Tabelle 6.6: Vergleich Kugel-Scheibe Test mit Cr7C3 und TiC
Material
Scheibe
Schicht
Kugel
MgSiOx
MgSiOx
MgSiOx
MgSiOx
MgSiOx
MgSiOx
-
100Cr6
100Cr6
100Cr6
Si3N4
Si3N4
Si3N4
Cr7C3
TiC
Cr7C3
TiC
Reibkoeff.: Verschleiß: Verschleiß: Verschleiß:
gemittelt
Kugel
Scheibe
Gesamt
µAv
WV,Kugel
WV,Scheibe
WV,ges
3
3
[-]
[mm ]
[mm ]
[mm3]
0,52
0,110
0,00004
0,110
0,48
0,113
0,004
0,117
0,48
1,18
0,05
1,23
0,73
0,06
1,00
1,10
0,55
0,036
0,172
0,208
0,67
0,09
0,0003
0,09
Bei Verwendung einer 100Cr6-Kugel als Gegenkörper zu MgSiOx oder Cr7C3 oder
TiC sieht man, dass der Reibkoeffizient unverändert bei etwa 0,5 liegt. In diesen drei
131
Systemen wird der Gesamtverschleiß immer vom Kugelverschleiß dominiert, wobei
der geringste Gesamtverschleiß im unbeschichteten System MgSiOx/100Cr6 auftritt.
Der Scheibenverschleiß ist gegenüber dem Kugelverschleiß sehr gering was darauf
zurückzuführen ist, dass im Vergleich zur MgSiOx-Keramik bzw. Cr7C3 oder TiC der
100Cr6-Stahl weich ist. Extrem hoch ist der Kugelverschleiß im System TiC/100Cr6.
Als Ergebnis kann man festhalten, dass weder Cr7C3 noch TiC sich als Tribopartner
zu 100Cr6 eignen.
Bei Verwendung einer Si3N4-Kugel als Gegenkörper zu MgSiOx und TiC sieht man,
dass der Reibkoeffizient bei etwa 0,7 liegt, während bei Cr7C3 ein niedrigerer Reibkoeffizient von 0,5 erreicht wird. Bei Verwendung von Si3N4-Kugeln kann der
Gesamtverschleiß durch Beschichtung der MgSiOx-Keramik mit Cr7C3 oder TiC deutlich reduziert werden, wobei der geringste Gesamtverschleiß im System TiC/Si3N4
erreicht wird. Den geringsten Si3N4-Kugelverschleiß erreicht man mit einer Cr7C3Schicht als Tribopartner. Somit eignen sich Cr7C3 wie auch TiC als verschleißmindernde Schichten auf MgSiOx gegenüber Si3N4.
Kapitel 7
Zusammenfassung und Ausblick
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der chemischen Gasphasenabscheidung
von Chromcarbid und Titancarbid, die den keramischen Schutzschichten zugeordnet
werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Untersuchung des Abscheidungsprozesses in Abhängigkeit von den Betriebsparametern.
Ziel dieser Arbeit ist die Abscheidung tribologisch geeigneter Hartstoffschichten unter
ökonomischen und ökologischen Aspekten um die Standzeiten von Schneidwerkzeugen wie z.B. Bohrern zu erhöhen. Dies umfasst auf der einen Seite eine
Ermittlung der optimalen Beschichtungsparameter des jeweiligen CVD-Prozesses
und die zugehörige mathematische Beschreibung des Vorganges und auf der anderen Seite eine Charakterisierung der erzeugten Schichten. Mit den daraus
gewonnenen Erkenntnissen erfolgt dann eine Untersuchung der Schichten hinsichtlich ihrer tribologischen Eigenschaften.
132
7.1. MOCVD von Chromcarbid
Die Abscheidung von Chromcarbid wurde in zwei geometrisch unterschiedlichen Reaktoren durchgeführt. Für die Ermittlung der Kinetik wurde ein Strömungsrohrreaktor
verwendet, in dem die Abscheidung mit einer durchschnittlichen Standardabweichung von ±10% reproduziert werden konnte.
Das Verweilzeitverhalten der Cr7C3-Abscheidung zeigt, dass der reaktionskontrollierte Bereich bei Strömungsgeschwindigkeiten zwischen 150 und 200cm/s liegt. Mit
steigender BEBCr-Konzentration, nimmt die Abscheidung zu, wobei sich ein Maximum am Beginn der isothermen Zone ausbildet. Der reaktionskontrollierte Bereich
liegt bei Molenbrüchen zwischen 1,5 und 4,5%.
Der Einfluss der Reaktortemperatur auf die Abscheiderate zeigt, dass die Abscheiderate am Beginn der isothermen Zone mit zunehmender Temperatur ansteigt. Ein
Temperaturanstieg von 400 auf 500°C bewirkt einen exponentiellen Anstieg der Abscheiderate. Der integrale Umsatz von BEBCr steigt mit zunehmender Temperatur
von 400°C auf 450°C bis er ein Maximum erreicht. Durch weitere Erhöhung der
Temperatur fällt der Gesamtumsatz auf Grund homogener Gasphasenreaktion.
Im Strömungsrohrreaktor erhält man eine Reaktionsordnung von 0,75 bezüglich
BEBCr. Die Aktivierungsenergie beträgt 83,9kJ mol-1 und der Stoßfaktor liegt bei
751m s-1.
Die simulierten und experimentell ermittelten Abscheideraten liegen in einem Toleranzbereich von ±25%.
Für die Beschreibung des Reaktionsmechanismus nach Langmuir-Hinshelwood ergibt die Auswertung eine Reaktionsgeschwindigkeitskonstante von 2,8 x 10-5mol m-2
s-1 und eine Adsorptionskonstante von 1,33 x 1024(m3 mol-1)1/7. Im Paritätsdiagramm
wird gezeigt, dass der Großteil der simulierten Abscheideraten in einem Toleranzbereich von ±25% liegt, obwohl die Streuung der Ergebnisse breiter ist als beim
Potenzansatz.
Die Morphologie der abgeschiedenen CrxCy-Schichten auf unterschiedlichen Substratmaterialien zeigt, dass diese vom Substratmaterial unabhängig ist. Die Schicht
bildet generell die Oberfläche nach.
Erheblichen Einfluss auf die Morphologie hat die Strömungsgeschwindigkeit. Im reaktionskontrollierten Bereich werden glatte, geschlossene Schichten mit einer
Korngröße von ca. 4µm abgeschieden.
133
Eine Reduzierung der BEBCr-Konzentration bewirkt, dass die Oberfläche glatter
wird. Eine Temperaturerhöhung von 425°C auf 500°C bewirkt keine Änderung der
Oberflächenrauheit.
Die Schichtzusammensetzung wird aus den Ergebnissen der durchgeführten XPSMessungen und der Glimmentladungsspektroskopie (GDOS) abgeleitet. Beide Analyseverfahren kommen zu dem Ergebnis, dass Chrom und Kohlenstoff in einem
konstanten Atomverhältnis von 2,3:1 vorliegen, welches dem von Cr7C3 (2,33:1) entspricht.
Um den Abscheidungsprozess bei der Beschichtung kommerzieller Bauteile wirtschaftlicher gestalten zu können, ist es unabdingbar diesen in einer isothermen
Beschichtungsanlage durchzuführen, in der hohe Strömungsgeschwindigkeiten und
gute, homogene Konzentrationsverteilungen möglich sind. Von Vorteil ist zudem eine
Dosierung in Konvektionsrichtung sowie eine Bewegung der Substrate.
Eine In-Situ Plasmareinigung der Substrate in der Beschichtungsanlage ist ebenfalls
sinnvoll, da so Verunreinigungen auf den Proben effizient entfernt werden können.
Eine saubere, gereinigte Oberfläche ist Grundlage für eine gute Schichthaftung auf
dem Substrat.
Da der Precursorpreis der entscheidende Faktor für eine wirtschaftliche, preisgünstige Beschichtung ist, ist es sinnvoll, wenn dieser über ein umweltschonendes
Elektronenstrahlverfahren selbst hergestellt werden kann.
7.2. CVD von Titancarbid
Der CVD-Prozess von Titancarbid wird bei Atmosphärendruck, einem konstanten
CH4/TiCl4-Partialdruckverhältnis von 3, und Temperaturen kleiner 1200°C bei der
Beschichtung von Graphitsubstraten untersucht.
Die auftretenden Hauptspezies sind TiCl4 und TiCl3, sowie CH4 und H2 [55]. Es wird
gezeigt, dass die Bildung von TiC bei 1100°C auch ohne Methan vonstatten geht.
Das Verweilzeitverhalten zeigt, dass der reaktionskontrollierte Bereich bei Strömungsgeschwindigkeiten zwischen 15 und 25cm/s liegt.
Mit steigender TiCl4-Konzentration nimmt die Abscheidung zu, wobei sich ein Maximum am Beginn der isothermen Zone ausbildet. Der integrale Umsatz bleibt mit 71%
bei TiCl4-Molenbrüchen von 2-4% unverändert.
134
Mit sinkendem H2-Partialdruck steigt die Abscheiderate unter verstärkter Ausbildung
eines Maximums zu Beginn der isothermen Zone, jedoch nimmt die Gleichmäßigkeit
der Beschichtung über die Reaktorlänge hin ab.
Der Einfluss der Reaktortemperatur auf die Abscheiderate zeigt, dass ein Temperaturanstieg von 1000 auf 1200°C einen Anstieg der Abscheiderate von 0,1 auf
0,8mmol/m2 s bewirkt.
Die Ableitung eines Potenzansatzes unter Berücksichtigung sämtlicher Edukte führt
zu einer Reaktionsgeschwindigkeitsgleichung in der die Reaktionsordnung für TiCl4
1,0 und für Wasserstoff –0,3 beträgt. Aus der Temperaturabhängigkeit lässt die Aktivierungsenergie von 210,2kJ mol-1 ermitteln. Der formalkinetische Parameter A0 der
TiC-Abscheidung beträgt 3,04 x 105m s-1.
In einem Paritätsdiagramm, werden die simulierten und experimentell ermittelten Abscheideraten für alle durchgeführten Parametervariationen miteinander verglichen.
Man sieht, dass alle Werte in einem Toleranzbereich von ±15% liegen. Der allgemein
formulierte Potenzansatz eignet sich somit sehr gut zur Beschreibung der Kinetik von
TiC.
Neben dem Potenzansatz wird ein bimolekularer Eley-Rideal Mechanismus angewendet. Die Auswertung der graphischen Darstellung ergibt für kTiC = 7,60 x 10-4 [m
s-1] und für Kads.TiCl4 = 115,46 [m3 mol-1]. Das Paritätsdiagramm für den Eley-RidealMechanismus zeigt, dass die simulierten und experimentell ermittelten Abscheideraten aus dem reaktionskontrollierten Bereich der isothermen Zone bei 1100°C in
einem Toleranzbereich von ±15% liegen. Der hyperbolische Ansatz eignet sich somit
gut zur Beschreibung der Kinetik von TiC.
Die Morphologie der abgeschiedenen TiC-Schichten wird mit der Rasterelektronenmikroskopie (REM) untersucht. Die Reduzierung der Strömungsgeschwindigkeit und
somit eine Erhöhung der Verweilzeit bewirkt eine rauhere Schichtoberfläche, da die
Kristallgröße bei unveränderter Struktur zunimmt.
Ein Anstieg der Beschichtungstemperatur von 1100°C auf 1200°C bewirkt, dass die
Kristalle auffallend an Größe zunehmen und eine Veränderung der Struktur zu beobachten ist.
Niedrige Eduktkonzentrationen an TiCl4 und CH4 sowie ein großer H2-Überschuß bei
niedrigen Temperaturen und kleinen Verweilzeiten führen zu weniger rauhen
Schichtoberflächen, da bei diesen Parametern die Wachstumsgeschwindigkeit langsamer ist.
135
Die Strukturbestimmung von TiC mit Röntgendiffraktometrie zeigt, dass die Schichten polykristallin sind, wenngleich die <200>-Struktur dominiert. Eine Reduzierung
der Eduktkonzentrationen von TiCl4 und CH4 sowie eine Erhöhung des H2Partialdruckes bewirken eine stärkere Strukturänderung hinsichtlich <111> und
<220>. Die Erhöhung der Beschichtungstemperatur auf 1200°C zeigt, dass neben
TiC auch freier Kohlenstoff abgeschieden wird.
Der CVD-Prozess von TiC bei Atmosphärendruck hat zu sehr rauhen Schichten mit
einem hohen Reibungskoeffizienten geführt. Aus der Literatur sind für TiC Reibungskoeffizienten von 0,14 bekannt. Aus diesem Grund muss die Abscheidung
hinsichtlich tribologischer Aspekte optimiert werden. Deswegen sollte die Abscheidung bei reduziertem Betriebsdruck durchgeführt werden, da so ein langsameres
Schichtwachstum mit kleineren Korngrößen erreicht wird. Zudem sollten die Temperatur und die Eduktkonzentrationen von TiCl4 und CH4 gesenkt und der
Wasserstoffüberschuss erhöht werden.
7.3. Tribologie von Chromcarbid und Titancarbid
Der Haftungsmechanismus am Interface zwischen der Schicht und dem Substrat
wird mittels Elementverteilungsbildern (Röntgenmapping) für Chromcarbid und Titancarbid auf einer Magnesiumsilikatkeramik untersucht. Das Röntgenmapping zeigt,
dass bei beiden Schichtmaterialien die Haftung auf Grund von Mikroverzahnung erfolgt.
Bei Gebrauch einer 100Cr6-Kugel als Gegenkörper zu MgSiOx bzw. Cr7C3 und TiC
sieht man, dass der Reibkoeffizient bei etwa 0,5 liegt. In diesen drei Systemen wird
der Gesamtverschleiß immer vom Kugelverschleiß dominiert, wobei der geringste
Gesamtverschleiß im unbeschichteten System MgSiOx/100Cr6 auftritt. Als Ergebnis
kann man festhalten, dass weder Cr7C3 noch TiC auf MgSiOx sich als Tribopartner
für 100Cr6 eignen.
Mit einer Si3N4-Kugel als Gegenkörper zu MgSiOx und TiC liegt der Reibkoeffizient
bei 0,7, während mit Si3N4-Kugel und Cr7C3-Schicht ein Reibkoeffizient von 0,5 erreicht wird. Mit Si3N4-Kugeln kann der Gesamtverschleiß durch Beschichtung der
MgSiOx-Keramik mit Cr7C3 oder TiC deutlich reduziert werden. Damit eignen sich
Cr7C3 wie auch TiC als verschleißmindernde Schichten auf MgSiOx gegenüber Si3N4.
136
Literaturverzeichnis
[1] Bunk W., Hansen J., Geyer M.
Tribologie: Reibung - Verschleiß - Schmierung.
Springer Verlag Berlin 1981.
[2] Dowson D.
History of Tribology.
Longman, London, 1979.
[3] Czichos H., Habig K. H.
Tribologie Handbuch: Reibung und Verschleiß.
Vieweg, Braunschweig, 1992.
[4] Thümmler F.
Keramische Werkstoffe für den Maschinenbau.
In Weber A. (Hrsg.), Neue Werkstoffe, VDI Verlag Düsseldorf, 1989, S. 129 136.
[5] Dünner P.
Tribologische Schichten - Verschleißminderung.
In Mertz K. W., Jehn H. A. (Hrsg.), Praxishandbuch moderne Beschichtungen.
Advanced Surface Coatings, Carl Hanser Verlag München Wien, 2001, S. 22 54.
[6] Ullmann
Ullmanns Encyclopädie der technischen Chemie.
VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim, 4. Auflage, Band 9, 1978.
[7] http://www.gft-ev.de/tribologie.htm
[8] http://www.pausenhof.de/referate/refphy/refphyr001.asp
[9] Jelinek T. W.
Reinigen und Entfetten in der Metallindustrie.
Eugen G. Leuze Verlag, 1999.
[10] Pritzlaff D., Lautner V.
CVD-Beschichtungstechnik.
Eugen G. Leuze Verlag, 1997.
137
[11] Taube K., Bewilogua K.
Tribologische Schichten - Reibungsminderung.
In Mertz K. W., Jehn H. A. (Hrsg.), Praxishandbuch moderne Beschichtungen.
Advanced Surface Coatings, Carl Hanser Verlag München Wien, 2001, S. 55 68.
[12] Jehn H. A., Kappl H.
PVD-Verfahren.
In Mertz K. W., Jehn H. A. (Hrsg.), Praxishandbuch moderne Beschichtungen.
Advanced Surface Coatings, Carl Hanser Verlag München Wien, 2001, S. 153 165.
[13] Popovska N., Wunder V.
Skript zur Vorlesung moderne Beschichtungstechnologien.
WS 2000/2001.
[14] Haefer A.
Oberflächen- und Dünnschichttechnologie, Teil 1 Beschichtungen von Oberflä
chen.
Springer-Verlag, Berlin, 1987.
[15] Wunder V. K.
Keramische Schutzschichten durch Chemische Gasphasenabscheidung.
Dissertation, Universität Erlangen-Nürnberg, 2001.
[16] Fischer R. A.
Erzeugung dünner Schichten: Neue Herausforderung für die Metallorganische
Chemie.
Chemie unserer Zeit, 29(3): 141 - 152, 1995.
[17] Maury F.
Trends in Precursor Selection for MOCVD.
Chemical Vapor Deposition, 2(3):113 - 116, 1996.
[18] Baerns M., Hofmann H., Renken A.
Chemische Reaktionstechnik, Lehrbuch der Technischen Chemie – Band 1.
Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2. Auflage, 1992.
[19] Kodas T. T., Hampden-Smith M. J.
The Chemistry of Metal CVD.
VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim, 1996.
138
[20] Sattler K.
Thermische Trennverfahren.
VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim, 1988.
[21] Maury F.
Organochromium Precursors for Low-Temperature OMCVD of Chromium-Based
Coatings.
Applied Organometallic Chemistry, 6: 619 - 626, 1992.
[22] Aleksandrov Y. U., Dyagileva L. M., Tsyganova E. I.
Thermal Decomposition of Ethyl-Substituted Bis(Arene)Chromiums.
Zhurnal Obshchei Khimii, 47(7): 1554 - 1557, 1977.
[23] Polikarpov V. B., Luzin A. S., Dodonov V. A.
Influence of Chlorinated Hydrocarbons on Deposition of Chromium by Thermal
Decomposition of Bis(Arene)Chromium Complexes.
Zhurnal Prikladnoi Khimii, 57(3): 680 - 682, 1984.
[24] Fischer E. O., Seeholzer J.
Untersuchungen zur Di-Benzol-Chrom-Synthese mittels Aluminium(III)- Halo
geniden.
Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie, 312: 244 - 263, 1961.
[25] Klabunde K. J.
Chemistry of Free Atoms and Particles.
Academic Press, New York, S. 49 – 81,1980.
[26] Elschenbroich C., Salzer A.
Organometallchemie.
B. G. Teubner, Stuttgart, 1986.
[27] Cerius2.
BIOSYM / Molecular Simulations, 1995.
[28] Fomin V. M., Alexandrov Yu. A., Umilin V. A.
Autoxidation of Chromium and Molybdenum Arene Complexes.
Journal of Organometallic Chemistry, 61: 267 - 269, 1973.
[29] Travkin N. N., et al.
Thermographic Investigation of Organometallic Compounds, I. Thermal Decomposition of Bis(Arene)Chromiums.
Zhurnal Obshchei Khimii, 40(12): 2677 - 2679, 1969.
139
[30] Devyatykh G. G., Umilin V. A., Zverev Yu. B.
Saturated Vapor Pressure of Some Alkylbenzene Π-Complexes of Chromium.
Izestiya Akademii Nauk SSSR, 4: 949 - 951, 1969.
[31] Domrachev G. A., Vyshinskii N. N.
Mechanism of the Thermal Decompositon of Bisarenechromium(0) and Other
Organometallic Compounds.
Doklady Akademii Nauk SSSR, 194(3): 583 - 586, 1970.
[32] Petukhov G. G., Artemov A. N.
Thermal Decomposition of Bisarene Pi-Complexes of Chromium and Molybdenum.
Tr. Khim. Khim. Tekhnol., 3: 169 - 174, 1969.
[33] Dyagileva L. M., Pudeev L. M.
Kinetic of Thermal Decomposition of Bisarene Compounds of Chromium and
Vanadium.
Zhurnal Prikladnoi Khimii, 48(6): 1367 - 1369, 1975.
[34] Leonov M. R., Solov'ea G. V., Bukina T. V.
Thermal Decomposition of Bisarene Compounds of Chromium in Presence of
Aromatic Compounds.
Zhurnal Prikladnoi Khimii, 52(8): 1848 - 1853, 1979.
[35] Devyatykh G.G., et al.
Kinetics of the Growth of Chromium Films by the Thermal Decomposition of
Bis(ethylbenzene)chromium and Ethylbenzene-diethylbenzenechromium Va
pours.
Russian Journal of Physical Chemistry, 49(3): 355 - 358, 1975.
[36] Lieberman V., Gorovoy A.
Properties of MOCVD Wear and Corrosion Resistance Coatings.
Surface and Coatings Technology, 69/69: 234 - 237, 1994.
[37] Schuster F., Maury F., Nowak J.F.
Influence of Organochromium Precursor Chemistry on the Mircrostructure of
MOCVD Chromium Carbide Coatings.
Surface and Coatings Technology, 43/44: 185 - 198, 1990.
[38] Vahlas C., Maury F., Gueroudji L.
A Thermodynamic Approach to the CVD of Chromium and of Chromium
Carbides Starting from Cr(C6H6)2.
Chem. Vap. Deposition, 4: 69 –76, 1998.
140
[39] Kostenkov V. A., et al.
Effect of the Mechanical Properties of Substrate Metal on the Formation of Pyro
lytic Chromium Coatings.
Fiz. Khim. Obrab. Mater., 2: 109 – 113, 1979.
[40] Freller H., Lorenz H. P.
Beschichtung mit Hartstoffen.
VDI Verlag, Düsseldorf, 21ff, 1992.
[41] Kleer D., Döll W.
Untersuchungen zum Einfluss von Schichtherstellparametern auf Hochtempera
tur- und Verschleißverhalten von PVD-Schichten.
Mat.-wiss. u. Werkstofftech., 24: 80 - 85, 1993.
[42] Umilin V. A., et al.
Influence of the Conditions of Thermal Decomposition of Organometallic Chro
mium Compounds on the Structure and Physical and Mechanical Properties of
Coatings.
Zhurnal Prikladnoi Khimii, 62(6): 1226 - 1230, 1989.
[43] Pashkin V.A., Shiryaev A. M.
Influence of Substrate Surface State on the Adhesion of Chromium Carbide lay
ers.
Izestiya Akademii Nauk SSSR, 3: 106 – 109, 1982.
[44] Fainshtein A. I., Roikh I. L., Sokolov A. D.
Possible Mechanisms of Vacuum Coating Adhesion.
Fizika I Chimija Obrabotki Materialov, 5: 107-109, 1975.
[45] Hankó K., Vass G., Szepes L.
Arene-Transition Metal Complexes as Precursors of Hard Coatings Prepared by
the Chemical Vapor Deposition Technique.
Journal of Organometallic Chemistry, 492: 235 – 239, 1995.
[46] Kostenkov V. A., Krasheninnikov V.
Operational Properties of Pyrolytical Chromium Carbide Coatings.
Primen. Metalloorg. Soedin. Poluch. Neorg. Pokrytii Mater.,234 – 243, 1986.
[47] Habig K. H., Evers W., Hintermann H. E.
Tribologische Prüfungen an Oberflächenschichten aus Titancarbid, Titannitrid,
Chromcarbid und Eisenborid.
Z. Werkstofftechnik, 11: 182 – 190, 1982.
141
[48] Hintermann H. E.
Tribological and Protective Coatings by Chemical Vapour Deposition.
Thin Solid Films, 84: 215 – 243, 1981.
[49] Thienel P., Saß R.
Oberflächenbehandlungen von Spritzgießwerkzeugen.
Metalloberfläche, 45(7): 313 – 322, 1991.
[50] Paramês M. L. F., Conde O.
Growth of TiC Films by Thermal Laser-Assisted CVD.
Applied Surface Science, 109/110: 554 – 558, 1996.
[51] Pierson H. O.
Handbook of Chemical Vapor Deposition (CVD) - Principles Technology and
Applications.
Noyes Publications, Park Ridge, 1992.
[52] Haupfear E. A., Schmidt L. D.
Kinetics and Multiple Steady States in the CVD of Titanium Carbide.
Journal of the Electrochemical Society, 140(6): 1793 – 1801, 1993.
[53] Bartsch K., Wolf E., Leonhardt A.
Some Aspects of Deposition Kinetics Concerning the Layer Formation in CVD of
Hard Materials.
Inorganic Films and Coatings, 11 – 18, 1995.
[54] Konyashin I. Y.
Thin TiCx Films Chemically Vapour Deposited Onto Cemented Carbides from the
TiCl4-CCl4-H2 Mixture.
Thin Solid Films, 278: 37 – 44, 1996.
[55] Teyssandier F.; Allendorf M. D.; Ho A.
Thermodynamics and Kinetics of Gas-Phase Reactions in the Ti-C-Cl-H System.
Electrochemical Society Proceedings, 98(23): 313 – 318, 1999.
[56] Konyashin I. Y.
The Influence of Fe-Group Metals on the CVD of Titanium Carbide.
Chemical Vapor Deposition, 2(5): 199 – 208, 1996.
142
[57] Eroglu S., Gallois B.
Growth and Structure of TiC Coatings Chemically Vapor Deposited on Graphite
Substrates.
Journal of Materials Science, 30: 1754 – 1759, 1995.
[58] Vincent H., et al.
Formation of Thin TiC-SiC Layers on Graphite Substrate by Reactive CVD.
Materials at High Temperatures, 10(81): 2 – 10, 1992.
[59] Stjernberg K. G., Gass H., Hintermann H. E.
The Rate of Chemical Vapor Deposition of TiC.
Thin Solid Films, 40: 81 – 88, 1977.
[60] Fukunaka Y., et al.
Growth Rate of TiC Film in Thermal CVD Process.
The Minerals, Metals and Materials Society: 77 – 91, 1994.
[61] Leonhardt A. Wolf E.
Der Einfluss unterschiedlicher Kohlenwasserstoffe auf Darstellung, Struktur und
Verschleißfestigkeit von CVD-TiCx-Hartstoffschichten.
Mat.-wiss. u. Werkstofftechnik, 25: 79 – 85, 1994.
[62] Choy K. L., Derby B.
The CVD of Ceramic Protective Coatings on SiC Monofilaments.
Materials Research Society Symposium, 250: 257 – 262, 1992.
[63] Pierson H. O.
Titanium Carbonitrides Obtained by Chemical Vapor Deposition.
Thin Solid Films, 40: 41 – 47, 1977.
[64] Maiya P. S., Erck R. A., Moon B. M.
Failure and Corrosion Resistance of TiN and TiC Coatings Deposited on Graph
ite by CVD.
Surface & Coatings Technology, 102: 218 – 222, 1998.
[65] Hornbogen E., Skrotzki B.
Werkstoffmikroskopie.
Springer Verlag, Berlin-Heidelberg, 1993.
[66] Stüwe H. P., Vibrans G.
Feinstrukturuntersuchungen der Werkstoffkunde.
BI Wissenschaftsverlag, Zürich, 1994.
143
[67] Moulder J.F., et al.
Handbook of X-ray Photoelectron Spectroscopy.
Perkin-Elmer Corporation, Minnesota, USA, 1992.
[68] Satschko M.
Chemische Gasphasenabscheidung (CVD) von keramischen Schichten.
Universität Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für Technische Chemie 1,
Diplomarbeit, 1998.
[69] Strem Chemicals Inc., Vol. 16
ABCR GmbH, D-76151 Karlsruhe; 1995-1997.
[70] Nikolaev P. N.; et al.
Specific Heat and Solid-State Transitions of Bis(arene)chromium Halides.
Tr. Khim. Khim. Tekhnol., 2: 54 - 60, 1972.
[71] Tel`noi V. I.; Rabinovich I. B.; Umilin V. A.
Thermochemistry of Certain Bis-Arene Compounds of Chromium.
Doklady Akademii Nauk SSSR, 209(1): 127 - 129, 1973.
[72] http://webbook.nist.gov/cgi/cbook.cgi
[73] Drothler C.
Chemische Gasphasenabscheidung (CVD) von elektrisch leitfähigen Schichten
und Verschleißschutzschichten auf keramischen Werkstoffen.
Universität Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für Technische Chemie 1,
Diplomarbeit, 1998.
144
Anhang A
Symbolverzeichnis
Lateinische Symbole
A0
ci
cp
d
dKugel
D
EA
EKin
EBi
FN
FR
h
Ki
k
k0
ki
l
li
M
mi
n
n
ni
p
pi
R
R
R
RD
Rz
r
r
formalkinetischer Parameter
Konzentration der Komponente i
Wärmekapazität
Gitterebenenabstand
Durchmesser der Kugelverschleißfläche
mittlerer Durchmesser Verschleißspur
Aktivierungsenergie
kinetische Energie
Bindungsenergie
Normalkraft
Reibungskraft
Reaktorhöhe
Adsorptionskonstante für Komponente i
Geschwindigkeitskonstante
Stoßfaktor
Proportionalitätsfaktor der Komponente i
Reaktorlänge
Reaktionsordnung der Komponente i
molare Masse
Reaktionsordnung der Komponente i
Gitterkonstante
Stoffmenge
Reaktionsordnung der Komponente i
Druck
Partialdruck der Komponente i
Abscheiderate
allgemeine Gaskonstante
Kugelradius
mittlere Abscheiderate
Rauhtiefe
Abscheiderate
Reaktionsgeschwindigkeit
[m s-1]
[mol m-3]
[J mol-1 K-1]
[nm]
[mm]
[mm]
[J mol-1]
[J mol-1]
[J mol-1]
[N]
[N]
[cm]
[m3 mol-1]
variabel
variabel
variabel
[cm]
[-]
[g mol-1]
[-]
[-]
[mol]
[-]
[mbar]
[Pa]
[mol m-2 s-1]
[J mol-1 K-1]
[mm]
[mol m-2 s-1]
[µm]
[mol m-2 s-1]
[mol m-2 s-1]
145
T
Temperatur
u
Strömungsgeschwindigkeit
Wq,Scheibe
planimetrischer Verschleißbetrag der Scheibe
Verschleißvolumen gesamt
WV,ges
WV,Kugel Verschleißvolumen der Kugel
Verschleißvolumen der Scheibe
WV,Scheibe
X
integraler Umsatz
xi
Molenbruch der Komponente i
z
Oberflächenplatz
[°C], [K]
[cm s-1]
[mm2]
[mm3]
[mm3]
[mm3]
[%]
[%]
[-]
Griechische Symbole
α
ΦS
λ
µAv
µmax
µmin
µStart
π
Θ
θ
ρ
τ
thermischer Ausdehnungskoeffizient
Konstante des Spektrums
Wellenlänge
durchschnittlicher Reibkoeffizient
maximaler Reibkoeffizient
minimaler Reibkoeffizient
Reibkoeffizient zu Beginn
Kreiszahl
relativer Oberflächenplatz
Beugungswinkel
Dichte
Verweilzeit
Indizes
0
ads
des
eq.
f
g
i
kin
l
NP
s
x
y
Anfangszustand
Adsorption
Desorption
Gleichgewicht
flüssig
gasförmig
Komponente i
kinetisch
liquid
Nebenprodukt
solid
Stöchiometrie Zahl
Stöchiometrie Zahl
[K-1]
[eV]
[nm]
[-]
[-]
[-]
[-]
[-]
[-]
[°]
[g cm-3]
[s-1]
146
Abkürzungen
ACVD
AES
APCVD
BEBCr
BBCr
CKW
CrC
CVD
DLC
EDX
ER
GC-MS
GDOS
HTCVD
ICP-OES
LH
LPCVD
MOCVD
Me-DLC
MTCVD
MW
NTCVD
OMCVD
PACVD
PECVD
PVD
REM
RDS
RF
UPS
UV-VIS
X-DLC
XPS
XRD
Anorganische Chemical Vapor Deposition
Augerelektronenspektroskopie
Atmospheric Pressure Chemical Vapor Deposition
Bis-Ethylbenzol-Chrom
Bis-Benzol-Chrom
Chlorierte Kohlenwasserstoffe
Chromcarbid
Chemical Vapor Deposition
Diamond like carbon
Energy-Dispersive-Analysis of X-rays
Eley-Rideal
Gaschromatograph-Massenspektrometer
Glow Discharge Optical Spectroscopy
Hoch-Temperatur Chemical Vapor Deposition
Inductively coupled plasma optical emission spectroscopy
Langmuir-Hinshelwood
Low pressure Chemical Vapor Deposition
Metallorganische Chemical Vapor Deposition
Metal-diamond like carbon
Mittel-Temperatur Chemical Vapor Deposition
Mikrowellen
Nieder-Temperatur Chemical Vapor Deposition
Organometallische Chemical Vapor Deposition
Plasma activated Chemical Vapor Deposition
Plasma enhanced Chemical Vapor Deposition
Physical Vapor Deposition
Raster-Elektronen-Mikroskopie
Rate determining step
Radiofrequenz
Ultraviolet-Photoelektronen-Spektroskopie
Ultraviolet-visible
Non metal-diamond like carbon
X-Ray-Photoelektronen-Spektroskopie
X-Ray-Diffraction
147
Anhang B
Temperaturprofile
B.1. Strömungsrohrreaktor Chromcarbidabscheidung
600
Temperatur, T [°C]
500
550°C
400
500°C
300
450°C
400°C
200
100
0
-10
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100 110 120
Reaktorlänge, l [cm]
Abbildung B.1: Temperaturprofile im Strömungsrohrreaktor für Einstelltemperaturen von 400°C, 450°C, 500°C und 550°C zur Chromcarbidabscheidung
148
B.2. Technikumanlage Chromcarbidabscheidung
Reaktorhöhe, h [cm]
20
16
12
8
4
0
250
300
350
400
450
500
Temperatur, T [°C]
Abbildung B.2: Vertikales Temperaturprofil in der Technikumanlage für eine
Einstelltemperatur von 550°C zur Chromcarbidabscheidung
149
B.3. Strömungsrohrreaktor Titancarbidabscheidung
1300
1200°C
1100°C
Temperatur, T [°C]
1150
1000°C
1000
850
700
550
400
-10
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
Reaktorlänge, l [cm]
Abbildung B.3: Temperaturprofile im Strömungsrohrreaktor für Einstelltemperaturen von 1000°C, 1100°C und 1200°C zur Titancarbidabscheidung
150
Anhang C
Stoffdaten
C.1. Precursoren
C.1.1. Bis-Ethylbenzol-Chrom
Siedetemperatur (p=1Torr)
Siedetemperatur (p=1bar)
Zersetzungstemperatur
Schmelztemperatur
Standardbildungsenthalpie
Standardbildungsenthalpie
Standardentropie
spez. Wärmekapazität
bei T=298K
Molekülmasse
Dichte
Dampfdruckkurve
Ts
140 - 160
322
Ts
Tzer
330
Tsch
2,6
-∆H°f (g) -129,2
-∆H°f (l) -61,3
S°liquid 406,7
°C
°C
°C
°C
kJ mol-1
kJ mol-1
J mol-1 K-1
[69]
[29]
[29]
[70]
[71]
[71]
[70]
Cp°liquid 393,3
J mol-1 K-1
M
264,33
g mol-1
ρ
1,14 - 1,18 g cm3
[70]
log (p[Torr]) = -4039·T-1 + 9,66
T[K]
[69]
[29]
C.1.2. Titantetrachlorid
Siedetemperatur
Schmelztemperatur
Standardbildungsenthalpie
Standardbildungsenthalpie
Standardbildungsenthalpie
Standardentropie
Standardentropie
Standardentropie
spez. Wärmekapazität
bei T=298K
Molekülmasse
Dichte
136,4
Ts
Tsch
-24,1
-∆H°f (g) -763,16
-∆H°f (l) -804,16
-∆H°f (s) -815,03
S°gas
354,84
S°liquid 221,93
S°solid 209,05
°C
°C
kJ mol-1
kJ mol-1
kJ mol-1
J mol-1 K-1
J mol-1 K-1
J mol-1 K-1
[72]
[72]
[72]
[72]
[72]
[72]
[72]
[72]
Cp°liquid 145,2
M
189,7
ρ
1,7 g cm3
J mol-1 K-1
g mol-1
[72]
[72]
151
Dampfdruckkurve
p[Pa]
T[°C]
= A·T2 + B·T1 + C
[73]
A = 1,8174
B = 20,557
C = 67,588
C.2. Schichtmaterialien
C.2.1. Chromcarbid Cr7C3
Dichte
Schmelztemperatur
Molekülmasse
Thermischer
Ausdehnungskoeffizient
Vickershärte
Elektrische Leitfähigkeit
Thermische Leitfähigkeit
ρ
Tsch
M
6,92
1782
400,1
g cm3
°C
g mol-1
[15]
[15]
α
HV
10,6
1340
84
0,11
ppm °C-1
kg mm-2
µm ohm·cm
W (cm °C)-1
[15]
[15]
[15]
[15]
ρ
Tsch
M
4,93
3250
59,9
g cm3
°C
g mol-1
[15]
[15]
α
HV
7,6
3200
60
0,17
ppm °C-1
kg mm-2
µm ohm·cm
W (cm °C)-1
[15]
[15]
[15]
[15]
C.2.2. Titancarbid TiC
Dichte
Schmelztemperatur
Molekülmasse
Thermischer
Ausdehnungskoeffizient
Vickershärte
Elektrische Leitfähigkeit
Thermische Leitfähigkeit
152
Anhang D
Zusammensetzung der getesteten Stähle
Tabelle D.1: Zusammensetzung der getesteten Stähle
Bezeichnung
WerkstoffNummer
Stahlgruppe
100Cr6
16MnCr6
39CrMoV13-9
S6-5-2
X155CrVMo12-1
X210CrW12
X40CrMoV5-1
X5CrNi18-10
X90CrMoV18
1_3505
1_7131
1_8523
1_3343
1_2379
1_2436
1_2344
1_4301
1_4112
Wälzlagerstahl
Edelbaustahl, leg.
Nitrierstahl
Schnellarbeitsstahl
Werkzeugstahl, leg.
Werkzeugstahl, leg.
Werkzeugstahl, leg.
Nichtrostend
Nichtrostend
C
Zusammensetzung in Gew.-% (Mittelwerte)
Si Mn
Cr
Mo
V
W
N
Ni
1,05
0,17
0,39
0,90
1,55
2,13
0,40
0,07
0,90
0,25
0,40
0,28
0,45
0,25
0,25
1,05
1,00
1,00
0,35
1,15
0,55
0,40
0,30
0,30
0,40
2,00
1,00
1,48
0,95
3,25
4,15
11,50
11,50
5,15
18,25
18,00
0,10
0,95 0,20
4,95 1,85 6,35
0,70 1,00
0,70
1,35 1,00
0,11 9,25
1,10 0,10
1
Lebenslauf
Persönliche Angaben
Vor- und Zuname
Geburtsdatum
Familienstand
Michael Satschko
02.11.1969 in Kötzting
verheiratet, zwei Kinder
Berufliche Tätigkeit
Seit 07/2002
Ingenieur im Bereich Produkttechnik bei Interpane Glasgesellschaft mbH & Co. KG. Plattling
01.1999-04.2002
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Technische Chemie I der Universität Erlangen-Nürnberg
Hochschulausbildung
10.1991-07.1998
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Fachrichtung: Chemie-Ingenieurwesen
Bundeswehr
06.1989-05.1991
Schulbildung
09.1976-06.1989
Comenius Gymnasium Deggendorf
Herunterladen