Grundpraktikum SS 2009 Steinberger/Jabornegg Gruppe: Montag/Primetzhofer Praktikumsversuch: Bestimmung der Gravitationskonstanten Verfasser: Steinberger Roland 0757456 Jabornegg Claudia 0655299 Durchführungsdatum: 09.03.2009 1/11 Grundpraktikum SS 2009 Steinberger/Jabornegg Gruppe: Montag/Primetzhofer 1. Verwendete Gerätschaften und Hilfsmittel Gravitationsdrehwaage nach Cavendish, Stoppuhr, Maßband, Rollmeter; 2. Versuchsaufbau Bleikugel 1 Masse m1: 1500 ± 5 g Durchmesser: 64 mm Bleikugel 2 Masse m2: 20 g Durchmesser: 15 mm Abstand d: 50 ± 1 mm Abstand b zwischen den Mittelpunkten der großen und der kleinen Kugel bei Gehäuseberührung (im Gleichgewicht): 47 mm Die Drehwaage nach Cavendish dient zur Bestimmung der Gravitationskonstanten durch direkte Messung von Massenanziehungskräften. Ein Torsionspendel mit einer Schwingungsdauer von etwa 10 min wird durch eine Positionsänderung der äußeren Massen m1, die auf den hantelförmigen Pendelkörper wirken, in seinem statischen Gleichgewicht (Stellung I) gestört; es führt gedämpfte Schwingungen aus und schwingt in eine neue Gleichgewichtslage (Stellung II) ein. Der Winkel zwischen beiden Gleichgewichtslagen ist ein Maß für die wirksame Gravitationskraft. Die Schwingung des Pendels, an dem ein Hohlspiegel angebracht ist, wird durch eine Lichtmarke mit sichtbarem Licht direkt auf einer mm-Skala angezeigt. Aus dem zeitlichen Verlauf der Schwingung, der Masse m1 und der Geometrie der Anordnung ermittelt man die Gravitationskonstante entweder nach der Endausschlagmethode oder nach der Beschleunigungsmethode. 2/11 Grundpraktikum SS 2009 Steinberger/Jabornegg Gruppe: Montag/Primetzhofer Endausschlagsmethode: Durch die Gravitation wird das Drehpendel ausgelenkt und mit dem ermittelten Endausschlag wird auf die Auslenkkraft rückgeschlossen. Das, auf das Drehpendel wirkende Drehmoment entspricht: M 2 F d und das Pendel der Drehwaage schwingt sich dabei beim Winkel α/2 ein. Somit lässt sich das Drehmoment auch so anschreiben: M D 2 , wobei D die Rückstellkonstante des Fadens ist. Jetzt lässt sich der Winkel aus folgendem Zusammenhang bestimmen: s S tan d 2L Um D zu ermitteln, muss die Differentialgleichung für die Bewegung des Drehpendels gelöst werden: I D mit 2 T 2 4 ² I T D Also ist D 4 ² I T² Das Massenträgheitsmoment I ist aus dem Versuchsaufbau zu berechnen: I 2m2 d ² also folgt D 8 ² m2 d T² Setzt man nun in die anfängliche Formel M D M 2 F d ein, so erhält man: M 2 ² m 2 d ² S m m2 d 2 F d 2G 1 T² L b² Somit lautet die Gleichung für G: G S ² b² d m1 T ² L 3/11 2 diesen Ausdruck Grundpraktikum SS 2009 Steinberger/Jabornegg Gruppe: Montag/Primetzhofer Beschleunigungsmethode: Gleich nach dem Umlegen der großen Kugeln werden die beiden kleineren durch die Gravitation beschleunigt. Diese Beschleunigung wird aus den Messwerten ermittelt und dann kann daraus die Gravitation bestimmt werden: a b² m1 m 2 G 0 b² 2m1 In der ersten Minute nach dem Umlegen erhält man a0. Die Bewegungsgleichung wird umgeformt: m 2 a 0 2G s(t ) s 0 v 0 (t t 0 ) a 0 (t t 0 )² v(t ) v 0 a0 (t t 0 ) 2 Wird v(t) über (t-t0) in einem Diagramm dargestellt, so erhält man eine Kurve mit der Steigung a0/2. 3. Kurzbeschreibung Die Bewegung der Drehwaage wurde 27 Minuten lang im Minutenintervall erfasst, bevor die Kugeln umgelegt wurden. Der Grund für die Messung in der Ruheschwingung ist, dass sich der Versuchsaufbau zu Beginn des Experiments nie in vollständiger Bewegungslosigkeit befindet. Die Zeit wurde mit einer Stoppuhr gemessen und die Position des Lichtzeigers wurde an einem, im Praktikumsraum stationär montierten, Lineal abgelesen. Nach umlegen der Kugeln, direkt nach einem Ablesevorgang, wurde die Position des Lichtzeigers alle 15 Sekunden ca. 5 Minuten lang erfasst. Danach wurden die Messwerte wieder im Minutentakt notiert und dies so lange bis die Schwingung einigermaßen abgeklungen ist (etwa 60 Minuten). Zum Schluss wurde noch die Länge (L=6452 ± 2,5 mm)des Lichtzeigers ermittelt (durch messen der horizontalen und vertikalen Distanzen und dann durch Anwendung des Pythagoras). 4/11 Grundpraktikum SS 2009 t [min] s[cm] 0 58,5 1 57,7 2 57,6 3 58,1 4 58,7 5 59 6 58,7 7 57,9 8 56,5 9 54,9 10 53,5 11 52,4 12 51,7 13 51,4 14 51,5 15 51,7 16 52 17 52,2 18 52,1 19 51,7 20 51,3 21 50,7 22 50 23 49,3 24 48,9 25 48,7 26 48,8 27 49 Steinberger/Jabornegg t [min] s[cm] t [min] 27,25 48,7 38 27,5 48 39 27,75 46,9 40 28 45,5 41 28,25 43,6 42 28,5 41,7 43 28,75 39,3 44 29 37 45 29,25 34,5 46 29,5 32 47 29,75 29,5 48 30 27 49 30,25 24,7 50 30,5 22,7 51 30,75 20,7 52 31 18,9 53 31,25 17,4 54 31,5 16,2 55 31,75 15,2 56 32 14,6 57 32,25 14,3 58 32,5 14,3 59 32,75 14,5 60 33 15 61 34 19,4 62 35 26,3 63 36 33 64 37 37,9 65 Gruppe: Montag/Primetzhofer s[cm] 39,7 38 34 28,6 23,8 21 20,4 22,1 25,3 29 32 33,5 33,3 31,5 28,9 26,1 24 23 23,3 24,7 26,8 28,7 29,9 30,2 29,5 28,2 26,5 25,1 t [min] s[cm] 66 24,3 67 24,1 68 24,5 69 25,4 70 26,4 71 27,2 72 27,5 73 27,4 74 26,8 75 25,9 76 25,2 77 24,7 78 24,5 79 24,6 80 25,1 81 25,5 82 26 83 26,1 84 26,1 85 25,8 86 25,4 87 25 88 24,7 89 24,4 90 24,4 4. Auswertung Anhand der aufgenommenen Werte wird nun die Gravitationskonstante mit zwei verschiedenen Verfahren bestimmt. Das erste ist die so genannte Endausschlagmethode, welche die Schwingungsdauer und den Endausschlag S des Drehpendels zur Berechnung heranzieht. Die zweite Methode, die Beschleunigungsmethode, verwendet die Beschleunigung der drehbaren Kugeln zur Bestimmung der Konstanten. Endausschlagmethode Die Auslenkung s in Zentimetern wurde über der Zeit t in Minuten in einem Excel-Diagramm graphisch dargestellt. 5/11 s[cm] Grundpraktikum SS 2009 Steinberger/Jabornegg Gruppe: Montag/Primetzhofer 65 60 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 0 10 20 30 40 50 t[min] 60 70 80 90 100 Aus der Graphik kann man erkennen, dass die Kurve aus zwei Teilbereichen besteht. Zu diesen beiden Bereichen wurden im folgenden Diagramm jeweils die Einhüllenden gezeichnet und die jeweiligen Nulllagen wurden durch halbieren der Abstände zwischen den einhüllenden Kurven ermittelt. Die beiden Geraden, welche die Nulllage darstellen, wurden auf den Umlegezeitpunkt (bei 27 Minuten) extrapoliert und die zugehörigen Geradengleichungen bestimmt. 60 y1 s[cm] 50 40 S y2 30 20 10 Umlegezeitpunkt t=27 min 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 t[min] 6/11 Grundpraktikum SS 2009 Steinberger/Jabornegg Gruppe: Montag/Primetzhofer Zur Ermittlung der Einhüllenden wurden die Maximal- bzw. Minimalwerte bei den Umkehrpunkten der Schwingung abgelesen und für diese Werte wurden dann jeweils Trendlinien gezeichnet. Die Punkte, welche den halben lotrechten Abstand jeweils zwischen der oberen und unteren Einhüllenden angeben, wurden dadurch bestimmt, indem die die Werte s an der oberen und unteren Einhüllenden abgelesen wurden, dann von einander subtrahiert und danach halbiert wurden. Für die daraus gefundenen Punkte wurden die Regressionsgerade für den Abschnitt y1 und y2 bestimmt und diese Geraden entsprechen dann den Nulllagengeraden. Gleichungen der beiden Nulllagengeraden: y1 0,4082 x 58,812 y2 0,0842 x 32,001 Setzt man in diesen Gleichungen für x den Umlegezeitpunkt ein und subtrahiert y2 von y1 so erhält man ein S= 18,06 ± 2,3 cm. Der Fehler von S ergibt sich aus der Gaußschen Fehlerfortpflanzung der Differenz der Funktionen der Nulllagengeraden. Zudem ist es erforderlich die Schwingungsdauer T aus dem Abstand der Maxima bzw. Minima zu bestimmen. Hierbei wird über mehrere Perioden gemittelt. Abstand zwischen Maxima in min: 11,3 11,7 11,0 11,5 ; Abstand zwischen Minima in min: 11,5 11,2 11,8 11,5 ; Also ist die mittlere Periodendauer 11,44 ± 0,25 min Aus dem Anhang der Versuchsanleitung erhält man folgende Formel zur Bestimmung der Gravitationskonstanten: G 2 b2 d S m1 T 2 L Durch einsetzen der Werte lautet das Ergebnis m3 kg s 2 Der Fehlerwert für G wurde unter Anwendung der Gaußschen Fehlerfortpflanzung auf die Formel für G berechnet. G= 4,32*10-11 ± 0,62*10-11 Der für G bestimmte Wert unterliegt aber einem systematischen Fehler, weil auch jeweils eine der kleinen Kugeln von der entfernteren zweiten großen Kugel angezogen wird (siehe nachfolgende Abb.). 7/11 Grundpraktikum SS 2009 Steinberger/Jabornegg Gruppe: Montag/Primetzhofer Laut Anhang der Versuchsanleitung wird folgender Korrekturfaktor verwendet: b3 (b 2 4d 2 ) b 2 4d 2 Durch einsetzen der korrekten Werte erhält man ein β= 7,696% und somit lautet das Ergebnis der Endausschlagmethode G= 4,65*10 -11 ± 0,67*10 -11 m3 kg s 2 Beschleunigungsmethode Gleich nach dem Umlegen der großen Kugeln erfahren die kleineren, Kugeln eine Beschleunigung aufgrund der Gravitation zwischen Körpern. Um die Anfangsbeschleunigung a0 zu bestimmen ist es notwendig die Messwerte im Umfeld des Umlegezeitpunkts auszuwerten. Dabei darf nicht vergessen werden, dass sich das Pendel bereits in Bewegung befindet und so eine Anfangsgeschwindigkeit v0 ungleich Null besitzt. Der Zusammenhang zwischen der Auslenkung s und der Anfangsgeschwindigkeit v0 sieht so aus: Die Geschwindigkeit v stellt sich so dar: Im nächsten Diagramm ist v(t) als Funktion von (t-t0) dargestellt, wobei t0 die Zeit und s0 die Auslenkung zum Umlegezeitpunkt sind, und die Steigung dieser Geraden ist a0/2. Da v ein negatives Vorzeichen hat, weil der Graph abfällt und so die Messwerte geringer werden, wird der Betrag von v eingetragen. 8/11 Grundpraktikum SS 2009 Steinberger/Jabornegg Gruppe: Montag/Primetzhofer Da aber nur die Positionen des Lichtzeigers abgelesen werden konnten, muss auf die Bewegung der kleinen Kugeln rückgeschlossen werden und zwar mit folgendem Zusammenhang: s S , wobei d 2L s: der Weg der kleinen Kugeln In der Waage, d: der Abstand der kleinen Kugeln von der Achse, S: der Weg des Lichtzeigers Auf der Wand, L: der Abstand der Wand vom Spiegel der Waage Somit wird s berechnet aus S, d, L und dieses s wird auch zur Berechnung der Geschwindigkeit für das Diagramm verwendet. Ab dem Zeitpunkt 28,75 min beginnt der Graph merklich von einer Geraden abzuweichen und deshalb werden nachfolgende Werte nicht mehr für die Berechnung der linearen Regression verwendet. 5,5 5 4,5 4 |v | [µm/s] 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 0 15 30 45 60 75 90 105 120 135 150 165 180 195 210 225 240 255 270 285 300 (t-t 0 ) [s] 9/11 Grundpraktikum SS 2009 Steinberger/Jabornegg Gruppe: Montag/Primetzhofer Die Gleichung der Ausgleichsgeraden ist y = (0,0332*x + 0,2914)*10-6. m Daraus erkennt man, dass die Steigung 3,05*10-8 beträgt. s² m Somit ist a0/2= 3,32*10-8 ± 0,013*10-8 . s² Um die Gravitationskonstante zu berechen wird nachfolgende Formel verwendet: G a0 b ² 2 m1 also ist G= 4,9*10 -11 ± 0,1*10 -11 m3 kg s 2 Die Ungenauigkeit für G wurde unter Anwendung der Gaußschen Fehlerfortpflanzung auf die obige Formel für G in Excel berechnet. Genau wie bei der Endausschlagmethode ist wieder eine Korrektur um den Faktor β= 7,696% nötig. -11 G= 5,28*10 ± 0,11*10 -11 m3 kg s 2 5. Interpretation der Ergebnisse und Sonstiges Der Literaturwert für die Gravitationskonstante ist G (6,67428 0,00067 ) *10 11 m3 kg s 2 Die im Experiment bestimmten Werte weichen von diesem Wert um einiges ab, nämlich bei der Endausschlagmethode liegt das Ergebnis um 30,3% darunter und bei der Beschleunigungsmethode wird der Literaturwert um 20,9% unterboten. Wenn man das Diagramm der Schwingung betrachtet, kann man erkennen, dass die Ruheschwingung nicht sehr regelmäßig ist und dadurch wird die Nulllagengerade der Einhüllenden im Abschnitt y1 der Kurve nicht besonders genau und dies beeinflusst wesentlich das Ergebnis der Endausschlagmethode. 10/11 Grundpraktikum SS 2009 Steinberger/Jabornegg Gruppe: Montag/Primetzhofer Weiters ist ein wesentlicher Faktor für die Abweichungen zum Literaturwert die Ablesung der Messwerte. Erstens ist immer ein gewisser Parallaxefehler vorhanden, da man nicht exakt im korrekten Blickwinkel die Messwerte ablesen kann. Zweitens kann es auch sein, dass die Werte zum festgesetzten Ablesezeitpunkt entweder etwas zu früh oder zu spät abgelesen wurden. Zudem ist der Faktor Mensch noch als Störgröße zu beachten, denn durch die ständigen Bewegungen im Raum, auch nahes Vorbeigehen an der Drehwaage, wurde die Messung sicherlich beeinflusst. Mit den zugehörigen Messfehlern wird der Literaturwert der Gravitationskonstante dennoch nicht erreicht und deshalb liegt die Vermutung nahe, dass dieser Versuch einem gewissen systematischen Fehler unterliegt/unterlag. Alle Berechnungen wurden in Excel oder mit Hilfe eines Taschenrechners durchgeführt. Die Diagramme wurden in Excel erstellt und der Literaturwert für die Gravitationskonstante stammt von Wikipedia. 11/11