BranchenReport zu WZ 86.23

Werbung
S Sparkassen-Finanzgruppe
Zahnärzte
BranchenReport 2015
WZ-Code 86.23
Inhalt
BranchenReport
1
2
3
3.1
3.2
4
4.1
4.2
5
6
Branche in Kürze
Branchenbeschreibung
Branche in Zahlen
Volkswirtschaftliche Kennzahlen
Branchenspezifische Kennzahlen der Sparkassen-Finanzgruppe
Branchenwettbewerb
Wettbewerbssituation
Bedeutende Unternehmen
Rahmenbedingungen
Trends und Perspektiven
Glossar
3
4
6
6
17
22
22
27
28
33
36
Sparkassen-Finanzgruppe
BranchenReport | WZ 86.23 | Bund
1 Branche in Kürze
Umsätze steigen, aber auch die Personalkosten
explodieren
Das Marktvolumen für die zahnärztliche Versorgung in Deutschland liegt im Jahr 2014 bei rund
24,8 Mrd. €, bei einem Marktwachstum von rund
4,8%. Damit hat sich das Wachstum weiter beschleunigt und der zahnärztliche Markt ist im Jahr
2014 schneller gewachsen als das nominale Bruttoinlandsprodukt und die ambulante ärztliche Versorgung, die im Jahr 2014 um 4,3% wuchs. Allerdings sind allein im Zeitraum von 2011 bis 2013 die
Lohnsummen in den Zahnarztpraxen um 457 Mio. €
bzw. 11% angestiegen.
In der Langfristbetrachtung ist ein Trend zur
kooperativen Praxisform zu erkennen
Auch in der Zahnmedizin ist – wie bei den Ärzten – in
der Langfristbetrachtung ein Trend zu kooperativen Praxisformen zu beobachten, allerdings ist dieser bei Weitem nicht so stark ausgeprägt wie in vielen fachärztlichen Disziplinen. Die Zahl der Berufsausübungsgemeinschaften (BAGs) hat seit dem
Jahr 2000 in Westdeutschland um 13,8% zugenommen und es gibt 2013 im Westen 15.498 Zahnärzte, die in 7.243 BAGs praktizieren. In Ostdeutschland ist die Zahl der Gemeinschaftspraxen
nicht so stark gestiegen wie im Westen. Im Jahr
2013 gab es 2.119 Zahnärzte, die in 1.034 Gemeinschaftspraxen tätig sind. Dies entspricht einem Anstieg von 7,1% seit dem Jahr 2000. In MVZ sind die
Zahnärzte bislang noch unterrepräsentiert im Gegensatz zu den MKG. Dies dürfte sich aber aufgrund
der aktuellen Rechtsprechung, die auch fachgleiche
MVZ zulässt, ändern.
schäft des Zahnarztes darstellt, ist der unternehmerische Handlungsspielraum eher im Qualitätswettbewerb zu sehen. Darunter wiederum lässt sich
der Wettbewerb durch Spezialisierung, über die Behandlungsqualität und auch die Praxisqualität subsumieren. Ein weiterer wichtiger Punkt in Zahnarztpraxen ist oft das Equipment, das für die meisten
Patienten als wesentlicher Indikator zur Beurteilung einer Zahnarztpraxis gilt.
Zahnarzt als zweiter Primärarzt neben dem
Hausarzt
Aus zahnärztlicher Sicht ist vor allem mit kollektiven
Selektivverträgen zu rechnen, die regional und vor
allem auch fachgruppenübergreifend sein werden.
In diesem Bereich sind kollektiv- bzw. gruppenprophylaktische Ansätze, sog. Public Health Strategien, zu fördern, wobei das zahnmedizinische Präventions- und Versorgungsangebot mit allgemein
gesundheitsfördernden Angeboten vernetzt werden sollte. Hier wird auch der Einsatz kommunaler
Kräfte zusammen mit den niedergelassenen Praxen
der Ärzte sowie Zahnärzte gefordert, genauso wie
die Krankenkassen als Kostenträger. Die Zahnärzteschaft kann und will sich stärker in die Lösung der
Versorgungsproblematik (vor allem der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum) einbringen.
Neben dem Hausarzt ist der Zahnarzt mit rund 20
Mio. Patientenkontakten im Quartal die am häufigsten und vor allem am regelmäßigsten frequentierte Arztgruppe.
Qualitätswettbewerb geht vor Preiswettbewerb
Berufs- und wettbewerbsrechtlich problematisch
wird es immer dann, wenn z.B. zahnärztliche Leistungen wie Implantate, eine andere prothetische
Versorgung, eine Zahnkorrektur, eine Zahnfüllung
oder auch eine PZR (professionelle Zahnreinigung),
die auch in der GOZ enthalten sind, zu Festpreisen,
stark rabattiert oder mit anderen Discounts angeboten werden. Anders sieht es hingegen bei Leistungen aus, die nicht in der GOZ enthalten sind, also
Wunschleistungen, deren Preise zwischen dem
Zahnarzt und dem Patient individuell vereinbart
werden können. Da dies aber nicht das Kernge-
© 2016 Deutscher Sparkassen Verlag GmbH
Stand: 10/2015 | 3
Sparkassen-Finanzgruppe
BranchenReport | WZ 86.23 | Bund
2 Branchenbeschreibung
Die Zahnheilkunde umfasst die Diagnose und Therapie von Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten. Als
Krankheiten gelten auch Anomalien der Zahnstellungen (Kieferorthopädie) und fehlende Zähne
(Prothetik). Der Branchenbericht umfasst jene
Zahnärzte, die diese Profession üblicherweise freiberuflich, d.h. in einer niedergelassenen Praxis ausüben und als Vertragszahnärzte sowohl für die Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) als auch
privatzahnärztlich tätig sind. Insbesondere der
Freiberuflichkeit fühlt sich der Berufsstand verpflichtet, bedeutet diese doch, dass der Zahnarzt
die notwendigen Diagnose- und Therapieentscheidungen frei und ohne Einwirkung Dritter zum Wohlergehen der Patienten treffen kann.
Die zahnärztliche Ausbildung umfasst gemäß § 2
AppOZ ein Studium der Zahnheilkunde von zehn
Semestern mit abschließender zahnärztlicher Prüfung (Regelstudienzeit: fünf Jahre und sechs Monate). Dabei bestehen an allen deutschen Hochschulen Zulassungsbeschränkungen für den zahnmedizinischen Studiengang. Die Zulassung als Kassenzahnarzt setzt anschließend eine zweijährige
Weiterbildungszeit als Assistent in einer Zahnarztpraxis oder an einer Uniklinik voraus.
Eine Novellierung der zahnärztlichen Approbationsordnung hat es seit rund 50 Jahren nicht mehr
gegeben. Im europäischen Kontext ist jedoch eine
Novellierung vorgesehen. Eine Verkürzung der Studienzeit oder eine Substitution zahnärztlicher Leistungen durch Assistenzpersonal lehnt die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) deshalb ab, weil das bestehende Niveau der zahnärztlichen Ausbildung in
Deutschland auf jeden Fall erhalten bleiben soll.
Neben der allgemeinzahnärztlichen Ausbildung
gibt es in Deutschland vier anerkannte Spezialgebiete:
Der Fachzahnarzt für Kieferorthopädie (KFO) absolviert nach der Approbation eine mindestens
dreijährige Zusatzausbildung; je nach Zahnärztekammer muss zusätzlich eine mindestens einjährige allgemeinzahnärztliche Tätigkeit nachgewiesen
1
werden. Der Kieferorthopäde ist auf die Behandlung von Fehlstellungen des Kiefers und der Zähne
spezialisiert. Üblicherweise stellt er Apparate (vor
allem Zahnspangen) im Eigenlabor her. Das zweite
Spezialgebiet ist die Oralchirurgie, die gleichfalls
über eine mindestens dreijährige Weiterbildung erreicht werden kann und zusätzlich die zahnärztliche
Chirurgie sowie die Traumatologie (Unfallheilkunde) des Gesichtsschädels umfasst. Weitere Gebietsbezeichnungen sind Öffentliches Gesundheitswesen und (nur in Westfalen-Lippe) Parodontologie.
Eine Sonderstellung nimmt die Mund-, Kiefer- und
Gesichtschirurgie (MKG) ein. Neben Zahnmedizin
hat der MKG-Chirurg auch Humanmedizin studiert
und absolvierte folglich eine rund 17-jährige Ausbildungszeit1, die dazu befähigt, besonders komplizierte Behandlungen von Erkrankungen, Frakturen und Fehlbildungen am Gesichtsschädel (inkl.
Zahnapparat) zu behandeln. Als Zahnarzt und Chirurg bezieht der MKG die Honorare der GKV sowohl
über die Kassenzahnärztliche Vereinigung (KZV) als
auch über die Kassenärztliche Vereinigung (KV).
Abbildung 1:
Klassifikation der Wirtschaftszweige
Nr. der Klassifikation
der Wirtschaftszweige
86.23
Wirtschaftszweiggliederung
Zahnarztpraxen
Quelle: Statistisches Bundesamt
Für Zahnärzte gibt es eine Reihe von Tätigkeitsschwerpunkten, für die der Zahnarzt sich nach Abschluss seiner regulären Ausbildungszeit zusätzlich qualifizieren kann. Diese können in der späteren Niederlassung dazu dienen, sich fachliche Nischen zu erschließen und somit von der Konkurrenz
abzuheben.
Zahnärztliche Spezialgebiete:
B Ästhetische Zahnheilkunde: Zahnbehandlung,
die auf Aussehen und Schönheit ausgerichtet
ist.
B Endodontie: Hier werden Krankheiten des
Zahninneren behandelt und die Behandlung erfolgt vor allem durch neue mikroskopische sowie minimal-invasive Techniken in Form von
Vier Jahre Medizinstudium, vier Jahre Zahnmedizinstudium mit doppelter Approbation, sechs Jahre Facharztausbildung inkl.
Stations- und Zusatzzeiten, drei weitere Ausbildungsjahre für die Zusatzbezeichnung „Plastische Operationen“.
© 2016 Deutscher Sparkassen Verlag GmbH
Stand: 10/2015 | 4
Sparkassen-Finanzgruppe
B
B
B
B
B
B
BranchenReport | WZ 86.23 | Bund
Wurzelkanalbehandlungen oder speziellen Füllungstherapien.
Gnathologie (Funktionsdiagnostik): Die Wissenschaft/Lehre von der Funktion des Kauapparates. Funktionsstörungen, die in den Bereich
der Gnathologie fallen können, sind beispielsweise Kiefergelenkschmerzen oder -knacken,
migräneartige Kopfschmerzen, Ohrgeräusche
u.a.
Implantologie: Die Implantologie beschäftigt
sich mit dem Einpflanzen von Zahnimplantaten
in den Kieferknochen. Die Berufsbezeichnung
„Implantologe“ ist nicht geschützt; die Behandlung darf von jedem approbierten Zahnarzt
durchgeführt werden. In der Regel werden Implantate jedoch von MKGs, Oralchirurgen oder
besonders spezialisierten Zahnärzten gesetzt.
Pädodontie: Für die Kinderzahnheilkunde sind
meistens eine besondere Ausbildung und Apparaturen erforderlich.
Parodontologie: Die Lehre vom Zahnhalteapparat und seinen Erkrankungen. Die entsprechenden Leistungen werden oft in überregionalen
Spezialpraxen angeboten.
Prophylaxe: Vorbeugende Behandlung von Erkrankungen der Zähne und des Zahnhalteapparates. In der GKV ist Prophylaxe für Kinder (bis
18 Jahre) eine Kassen-, für Erwachsene eine
Selbstzahlerleistung.
Prothetik: In diesem Bereich geht es um den
künstlichen Ersatz von Zähnen und Kaueinheiten.
© 2016 Deutscher Sparkassen Verlag GmbH
Stand: 10/2015 | 5
Sparkassen-Finanzgruppe
BranchenReport | WZ 86.23 | Bund
3 Branche in Zahlen
B Der Gesundheitsmarkt wuchs 2015 um 4,8% auf
rund 330 Mrd. €.
B Der zahnmedizinische Markt (inkl. Laborleistungen) wuchs 2014 ebenfalls um 4,8% auf nunmehr 24,8 Mrd. €.
B Das Wachstum beschleunigt sich.
B Nicht alle Bereiche profitieren gleichermaßen,
Prothetikleistungen sind rückläufig.
B Die Zahl der Vertragsärzte ist rückläufig, die
Zahl angestellter Zahnärzte steigt schnell an.
B Immer weniger Einwohner je Zahnarzt erhöhen
vor allem in den bereits sehr dichten Regionen
wie Berlin den Wettbewerbsdruck.
B Die Zahl der Beschäftigten in der Branche steigt
kontinuierlich, damit allerdings auch die Lohnsumme.
B Allein zwischen 2011 und 2013 sind die durchschnittlichen Lohnsummen der Zahnarztbetriebe in Westdeutschland um 12,5% und in Ostdeutschland um 13,3% gestiegen.
B Die Verteilung des zahnärztlichen Einkommens
ist in West und Ost immer noch sehr unterschiedlich.
B Das Ausfallrisiko in der Branche wird als gering
eingestuft.
B Die Rentabilität der Praxen hat sich auch im Jahr
2013 sehr positiv entwickelt.
B Die Investitionsquote ist relativ stark angestiegen.
B Besonders positiv haben sich nach den Zahlen
der Sparkassen-Finanzgruppe die Liquiditätskennzahlen entwickelt.
3.1 Volkswirtschaftliche Kennzahlen
3.1 Volkswirtschaftliche Kennzahlen
Im Jahr 2014 ist das Wachstum in der Gesundheitswirtschaft weiterhin auf einem sehr hohen Niveau.
Nachdem im Jahr 2013 das Gesamtvolumen mit
314,9 Mrd. € angegeben wurde, nach 302,8 Mrd. €
im Jahr 2012 (+4%)2, sind im Jahr 2014 rund 330
Mrd. €3 in den Bereich Gesundheit geflossen. Damit
liegt das aktuelle Wachstum der Gesundheitsausgaben in Deutschland bei 4,8% und damit deutlich
oberhalb der Gesamtwirtschaft. Sowohl die Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) als auch die Privaten
Krankenkassen (PKV) melden für das Jahr 2014
2
3
4
Ausgabenanstiege je Versicherten von 4,9% bzw.
1,8%. Damit liegt das Wachstum in der PKV deutlich
unterhalb der in der GKV erzielten Ausgabensteigerungen.
Die Bedeutung des Gesundheitsmarktes – ausgedrückt im Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) – bleibt auf hohem Stand
und beträgt rund 11,4%. Der Anteil der Gesetzlichen Krankenversicherung lag im Jahr 2014 bei
205,3 Mrd. €. Dies entspricht Mehrausgaben in Höhe von rund 11 Mrd. € im Vergleich zu 2013 (B Abbildung 2a, S. 7 ) . Insgesamt erzielte auch der Gesundheitsfonds allerdings ein Defizit in Höhe von
1,12 Mrd. €. Dabei schlägt vor allem erneut die Abschaffung der Praxisgebühren zu Buche, die bei den
Krankenkassen Mehrausgaben von 1,8 Mrd. € generieren, als auch die gesetzlich veranlassten Ausgabensteigerungen in Krankenhäusern, die rund
0,6 Mrd. € betragen. Auch der Bundeszuschuss wurde vorübergehend um 3,5 Mrd. € abgesenkt, sodass
es im Gesundheitsfonds zu einer Entnahme aus der
Liquiditätsreserve kam, die nun noch bei 12,5
Mrd. € liegt. Darüber hinaus verfügen die Gesetzlichen Krankenkassen über Rücklagen von 15,5
Mrd. €, sodass sich dort weiterhin Finanzreserven in
Höhe von 28 Mrd. € angehäuft haben. Im Vergleich
zum Rekordschuldenstand, der Anfang 2004 bei
rund 8,3 Mrd. € lag, ist dies eine sehr positive Entwicklung und ein Zeichen erfolgreicher Gesundheitspolitik.4
Für die zahnärztliche Behandlung hat die GKV im
Jahr 2014 rund 500 Mio. € mehr ausgegeben als
noch 2013. Dies entspricht einem Zuwachs von
3,9% auf jetzt 13,07 Mrd. €. Damit betrug der Ausgabenzuwachs im Jahr 2014 rund 150 Mio. € mehr
als noch im Vorjahr und das Wachstum hat sich beschleunigt von 2,9% (2013) auf jetzt 3,9%.
Auf den Zahnersatz entfielen 3,21 Mrd. €, wobei es
dort zu einer Trendumkehr kam, denn im Vorjahr
waren in diesem Bereich die Ausgaben sogar zurückgegangen. Auch hier fand somit ein erfreuliches Wachstum in Höhe von rund 3,2% statt. Allerdings stagnieren in der Langfristbetrachtung (seit
Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes.
Laut Berechnungen von REBMANN RESEARCH.
Laut Bundesministerium für Gesundheit, Pressemitteilung vom 4.3.2015.
© 2016 Deutscher Sparkassen Verlag GmbH
Stand: 10/2015 | 6
Sparkassen-Finanzgruppe
BranchenReport | WZ 86.23 | Bund
mal zum 1.4.2014 angepassten höheren Punktwerte für Zahnersatz. Für das Jahr 2013 wurde der
Punktwert um 2,03% und für das Jahr 2014 um weitere 2,81% erhöht. Dieser Anstieg der Punktwerte
entspricht der für diese Jahre maßgeblichen Veränderungsrate der beitragspflichtigen Einnahmen
der Versicherten.
2010) die Zahnersatzausgaben auf dem Niveau von
damals (B Abbildung 2b, S. 7 ) .
Das Marktvolumen für die zahnärztliche Versorgung in Deutschland liegt im Jahr 2014 damit bei
rund 24,8 Mrd. €.5 Den größten Zuwachs erzielte der
zahnärztliche Markt wieder im Bereich der privatzahnärztlichen Zuzahlungen. Insgesamt beträgt
das Marktwachstum im Jahr 2014 rund 4,8%. Damit
hat sich auch im zahnärztlichen Markt das Wachstum weiter beschleunigt, nachdem im Jahr 2013 eine Steigerung von 4,3% und davor im Jahr 2012
eine Steigerung von nur 3% erzielt worden war. Der
zahnärztliche Markt ist damit auch im Jahr 2014
schneller gewachsen als das nominale Bruttoinlandsprodukt (+3,4%). Auch im Vergleich zur ambulanten ärztlichen Versorgung, die im Jahr 2014
um 4,3% wuchs (B Abbildung 3, S. 8 ) , haben die
Zahnärzte im Jahr 2014 zum dritten Mal hintereinander die Nase vorne.6
Zuwächse im gesetzlichen Bereich dürften auch aus
dem neuen GKV-Versorgungsstrukturgesetz (GKVVStG) für die Behandlung Pflegebedürftiger resultieren.
Inwiefern die Abschaffung der Praxisgebühr zum
1.1.2013 das vorläufige Finanzergebnis der GKV
und die Aussagen zu den Wachstumsraten des
zahnärztlichen Marktes nach oben verzerrt, kann
gegenwärtig noch nicht abschließend beurteilt
werden. Jedenfalls betrug der Anteil der Praxisgebühr im Jahr 2012 rund 402 Mio. € bzw. 3,3% des
Honorarvolumens. Diese bislang von den Patienten
erbrachten Zuzahlungen sind nunmehr von der GKV
zu erbringen.
Wachstumstreiber für die zahnärztlichen Honorare
sind unter anderem die bereits 2013 und noch ein-
Abbildung 2a:
Leistungsausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherungen 2014
Leistungen
Deutschland 2013
Mrd. €
Deutschland 2014
%-Anteil
Mrd. €
Veränderung
%-Anteil
Krankenhausbehandlung
65,6
33,7
68,6
33,4
4,56
Behandlung durch Ärzte*
36,0
18,5
37,5
18,3
4,28
Arzneimittel aus Apotheken
32,4
16,7
35,4
17,2
9,04
Zahnärztliche Behandlung
12,6
6,5
13,1
6,4
3,98
9,8
5,0
10,6
5,2
8,92
38,2
19,6
40,2
19,6
5,37
194,5
100,0
205,3
100,0
5,60
Krankengeld
übrige Leistungen
Summe
* ohne Dialysekosten und ohne Soziotherapie
Quelle: GKV Spitzenverband, Kennzahlen der Gesetzlichen Krankenversicherung März 2015
Abbildung 2b:
Entwicklung der Ausgaben für zahnärztliche Behandlung (GKV)
- Gesamtdeutschland Leistungen
2010
2011
2012
2013
2014
5-JahresEntwicklung
Mrd. €
Mrd. €
Mrd. €
Mrd. €
Mrd. €
in %
Zahnärztliche Behandlung ohne Zahnersatz
8,65
8,77
9,10
9,46
9,86
Zahnersatz
3,22
3,28
3,12
3,11
3,21
-0,31
11,87
12,05
12.22
12,57
13,07
10,11
Zahnärztliche Behandlung insgesamt
13,99
Quelle: GKV Spitzenverband, Kennzahlen der Gesetzlichen Krankenversicherung März 2015
5
6
Laut Berechnungen von REBMANN RESEARCH.
Laut REBMANN RESEARCH.
© 2016 Deutscher Sparkassen Verlag GmbH
Stand: 10/2015 | 7
Sparkassen-Finanzgruppe
BranchenReport | WZ 86.23 | Bund
Die Zahl der in eigener Praxis niedergelassenen
Vertragszahnärzte ist seit 2007, d.h. mit der Einführung des Vertragsrechtsänderungsgesetzes
(VÄndG), rückläufig. Auch im Jahr 2013 betrug der
Rückgang 464 Zahnärzte bzw. 1%. Der Rückgang ist
relativ betrachtet im Osten mit 1,2% etwas stärker
als im Westen mit 0,9% (B Abbildung 4, S. 8 ) .
Ende 2013 waren in Deutschland insgesamt 69.730
Zahnärzte (inkl. Oralchirurgen und Kieferorthopäden) behandelnd tätig. Damit ist die Zahl der Zahnärzte sogar um 494 oder 0,7% gestiegen. Davon
waren 76% (53.303) als Vertragszahnärzte mit einer eigenen Praxis niedergelassen, die übrigen
24% waren in Praxen, Zahnkliniken oder anderen
Organisationen angestellt.
Abbildung 4:
Entwicklung der Zahnärztedichte 2000-2013
Jahr
Wohnbevölkerung
in Mio.
behandelnd tätige Zahnärzte
Zahnärzte
insgesamt
niedergelassene Zahnärzte
Assistenten,
Beamte, Angestellte
total
Nicht- oder
fremdberuflich tätig
Einwohner je
behandelnd
tätigen Zahnarzt
Alte Bundesländer
2000
68.410
65.874
43.950
8.082
52.032
13.842
1.315
2010
68.886
72.202
45.240
11.420
56.660
15.542
1.216
2011
67.755
73.178
44.897
12.688
57.585
15.593
1.182
2012
67.994
74.314
44.480
13.526
58.006
16.308
1.172
2013
68.270
75.202
44.121
14.338
58.459
16.743
1.168
Entw.
-0,20%
14,16%
0,39%
77,41%
12,35%
20,96%
-11,18%
2000
13.850
12.825
9.964
1.206
11.170
1.655
1.240
2010
12.865
14.226
9.443
1.705
11.148
3.078
1.154
2011
12.573
14.361
9.389
1.822
11.211
3.150
1.123
2012
12.530
14.568
9.287
1.943
11.230
3.338
1.116
2013
12.498
14.718
9.182
2.089
11.271
3.447
1.109
Entw.
-9,76%
14,76%
-7,85%
73,22%
0,90%
108,28%
-10,56%
2000
82.260
78.699
53.914
9.288
63.202
15.497
1.302
2010
81.752
86.428
54.683
13.125
67.808
18.620
1.206
2011
80.328
87.539
54.286
14.510
68.796
18.743
1.195
2012
80.524
88.882
53.767
15.469
69.236
19.646
1.163
2013
80.768
89.920
53.303
16.427
69.730
20.190
1.158
Entw.
-1,81%
14,26%
-1,13%
76,86%
10,33%
30,28%
-11,06%
Neue Bundesländer
Deutschland
Quelle: Bundeszahnärztekammer, Statistisches Bundesamt, KZBV Jahrbuch 2014
© 2016 Deutscher Sparkassen Verlag GmbH
Stand: 10/2015 | 8
Sparkassen-Finanzgruppe
BranchenReport | WZ 86.23 | Bund
Trotz dieser Entwicklung bei den niedergelassenen
Zahnärzten nahm die Zahnarztdichte in Deutschland nicht ab, da der Rückgang der selbstständigen
Vertragszahnärzte durch den Anstieg der angestellt
tätigen Zahnärzte überkompensiert wurde. Deren
Zahl betrug Ende 2013 bereits 7.733 (+12% im Vergleich zu Ende 2012). Damit hat sich auch hier der
Trend zum angestellten Zahnarzt etwas abgeschwächt, denn im Vorjahr hatte der Anstieg auf das
Gesamtjahr betrachtet noch 16% betragen. Per
30.6.2014 setzt sich der Trend zum Angestelltenverhältnis fort. In nur einem halben Jahr sind weitere 407 angestellte Zahnärzte hinzugekommen,
sodass jetzt bereits 8.398 Zahnärzte in angestellter
Tätigkeit behandeln. So lag die Gesamtzahl der Vertragszahnärzte und der bei ihnen angestellten
Zahnärzte Mitte 2014 bei 61.348 (+1% gegenüber
Mitte 2013).
Die Ursache dieser Entwicklung ist vor allem im
VÄndG zu sehen, welches seit dem 1.1.2007 deutlich erweiterte Optionen zur Anstellung von Zahnärzten in Praxen ermöglicht. Weiterhin führt die
stetig steigende Frauenquote in der Zahnmedizin
dazu, dass die Möglichkeiten der Anstellung verstärkt genutzt werden. Die Frauenquote in den Pra-
xen liegt gegenwärtig bei 42,3% und damit um 6%
höher als noch im Jahr 2000. Es scheint, als würde
die Zielsetzung des Gesetzgebers – eine bessere
Vereinbarkeit von Familie und (zahn-)ärztlicher Tätigkeit – erreicht werden.
In der langfristigen Betrachtung war nach einem
starken Wachstum in den 1970er- und 1980er-Jahren eine abgeflachte Wachstumskurve in den
1990er- und 2000er-Jahren (bis 2006) zu beobachten. Die Zahnarztdichte steigt im Zeitablauf kontinuierlich an. Während Anfang der 1990er-Jahre
noch rd. 1.400 Einwohner auf einen behandelnd tätigen Zahnarzt kamen, lag dieser Wert Ende 2013
nur noch bei 1.158 Einwohnern. Dabei liegt die
Zahnarztdichte mit 1.109 Einwohnern in Ostdeutschland noch immer leicht über den Werten in
Westdeutschland (1.168). Dieser scheinbare Widerspruch zu der rückläufigen Zahnarztzahl im Osten
ist dadurch zu erklären, dass die Bevölkerungszahl
dort stärker zurückgeht als die Zahl der Zahnärzte.
Zu einer weiteren Verschlechterung der Einwohner
je Zahnarzt-Relation hat auch der Zensus 2011 beigetragen, auf dessen Grundlage nunmehr die Bevölkerungszahlen deutlich niedriger ausgewiesen
sind als noch vor der jüngsten Volkszählung.
Abbildung 5:
Anzahl der Zahnärzte in den Bundesländern
- 2013 Alle Zahnärzte
Bundesländer
Anzahl
Niedergelassene Zahnärzte
%-Anteile
Anzahl
%-Anteile
Anzahl der
Einwohner in
1.000
Einwohner
je niedergelassenen
Zahnarzt
Baden-Württemberg
11.549
12,84%
6.584
12,35%
10.631
1.615
Bayern
15.239
16,95%
8.345
15,66%
12.604
1.510
Berlin
5.392
6,00%
2.986
5,60%
3.421
1.146
Brandenburg
2.662
2,96%
1.619
3,04%
2.449
1.513
702
0,78%
396
0,74%
657
1.659
Hamburg
2.627
2,92%
1.411
2,65%
1.746
1.237
Hessen
6.715
7,47%
4.110
7,71%
6.045
1.471
Mecklenburg-Vorpommern
2.041
2,27%
1.167
2,19%
1.596
1.368
Niedersachsen
7.669
8,53%
5.250
9,85%
7.790
1.484
18.196
20,24%
10.430
19,57%
17.571
1.685
3.003
3,34%
2.234
4,19%
3.994
1.788
Saarland
836
0,93%
533
1,00%
990
1.857
Sachsen
5.037
5,60%
3.053
5,73%
4.046
1.325
Sachsen-Anhalt
2.388
2,66%
1.621
3,04%
2.244
1.384
Schleswig-Holstein
3.274
3,64%
1.842
3,46%
2.815
1.528
Thüringen
2.590
2,88%
1.722
3,23%
2.160
1.254
89.920
100,00%
53.303
100,00%
80.759
1.515
Bremen
Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz
Deutschland
Quelle: Bundeszahnärztekammer, Statistisches Bundesamt, Berechnungen REBMANN RESEARCH, Bevölkerung auf Grundlage des Zensus 2013
© 2016 Deutscher Sparkassen Verlag GmbH
Stand: 10/2015 | 9
Herunterladen