Altern gestalten Medizin – Technik – Umwelt Heinz Häfner · Konrad Beyreuther · Wolfgang Schlicht (Herausgeber) Altern gestalten Medizin – Technik – Umwelt 123 Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Heinz Häfner Zentralinstitut für Seelische Gesundheit J5 D-68159 Mannheim [email protected] Prof. Dr. Dr. h.c. Konrad Beyreuther Netzwerk Alternsforschung Universität Heidelberg Bergheimer Strasse 20 D-69115 Heidelberg [email protected] Prof. Dr. phil. Wolfgang Schlicht Universität Stuttgart Institut für Sport- und Bewegungswissenschaft D-70569 Stuttgart [email protected] ISBN 978-3-642-14352-6 e-ISBN 978-3-642-14353-3 DOI 10.1007/978-3-642-14353-3 Springer Heidelberg Dordrecht London New York Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2010 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Einbandentwurf: WMXDesign GmbH, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem Papier Springer ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media (www.springer.de) Vorwort „Sind Bände über Jubiläumssymposien von Bedeutung für die Wissenschaft“ könnte oder sollte man sich sogar fragen, wenn über eine Veranstaltung im Jubiläumsjahr der Heidelberger Akademie der Wissenschaften zum Thema „Altern gestalten – Medizin, Technik, Umwelt“ berichtet wird. Und die Antwort ist ein klares Ja, wenn man sich die Randbedingungen, unter denen das Programm entstand und die das Symposium prägten, vor Augen führt. Die Akademie hatte sich in diesem Jahr der hundertsten Wiederkehr ihres Gründungsdatums mit den Universitäten des Landes Baden-Württemberg zu Veranstaltungen zusammengefunden, die wissenschaftliche Erkenntnisse und Arbeitsweisen einer größeren Öffentlichkeit darbieten sollten. Jede dieser Veranstaltungen hatte ein durch die gastgebende Universität in großem Maße mitbestimmtes eigenes Thema und eine eigene Form. Diejenige, die die Universität Stuttgart mit trug, war dem mit der Bosch Stiftung gemeinsam durchgeführten Vorhaben „Alter und Altern“ gewidmet. Hierbei haben sich höchst interessante Aspekte für die zu behandelnden Themen ergeben, denn die Universität Stuttgart, als eine der ältesten „Technischen Hochschulen“ verfügt über anerkannte Expertise im Bereich der Technik, der technischen Aspekte spezifischer medizinischer Fragestellungen und vor allem auch im Sektor Umwelt und Umweltgestaltung. Nicht zuletzt konnte ein weiterer Blickwinkel zum Thema Gesundheit im Alter durch die ebenfalls in Stuttgart vertretene Sport- und Bewegungswissenschaft berücksichtigt werden. In Thema und Inhalt der Beiträge zu dieser Veranstaltung schlugen sich also nieder, dass es zum einen ein Jubiläumsjahr war und zum anderen, dass dieses Ereignis in eine Reihe von Symposien gehört, die, von der Bosch Stiftung gefördert, gemeinsam mit der Stiftung veranstaltet werden und damit die wichtige Rolle einer Stiftung, gerade auch in diesem Bereich noch einmal verdeutlichen. Und alles zusammen, Datum, Thema und Kooperationspartner haben zu einer großen Sichtbarkeit dieses Ereignisses in der Öffentlichkeit geführt, haben die Akademie aus dem ihr sprichwörtlich zugeschriebenen Elfenbeinturm herausgeführt. Und das hat sich im Inhalt und in der Präsentation der wissenschaftlichen Beiträge gezeigt. v vi Vorwort Aufgrund dieser fachlichen Randbedingungen und den Spezifika des Veranstaltungsortes Stuttgart ist ein Vortragsprogramm (und damit ein Tagungsband) entstanden, der ganz neue Perspektiven in dem nun schon von vielen bearbeiteten Themengebiet der Altersforschung bietet: technische, medizin(techn)ische und umweltgestaltende Möglichkeiten sowie gesundheitsfördernde Maßnahmen durch Sport zur positiven Gestaltung des Prozesses des Alterns. Das Auditorium dieses im urbanen Raum stattfindenden Symposiums hat in der Vorbereitung der Veranstaltung die konkrete Ausgestaltung der einzelnen Themen positiv mit beeinflusst und dann im Ablauf in Darbietung und Diskussion für den so sehr gewünschten Transfer der Erkenntnisse einerseits aber auch die Rückübermittlung ungelöster Fragen gesorgt. Die Tagung hat den interessierten und vielleicht auch betroffenen Teilnehmern gezeigt, dass es eben nicht stimmt, was Siegfried Lenz in seiner Dankesrede zum Premio Nonino formuliert, dass „jede Auflehnung gegen das Alter chancenlos ist, . . . es zu einer langsamen Enteignung des Lebens [wird]“, sondern vielmehr, dass auch die Welt des Alter(n)s eine lebenswerte sein kann. In einem Vorwort sind Worte des Dankes nicht nur erlaubt, sondern wohl auch erwartet. In diesem Fall geht der Dank der Heidelberger Akademie der Wissenschaften nicht nur, wie selbstverständlich an die Autoren und Herausgeber, sondern an die Universität Stuttgart, die Gastgeber für dieses Symposium war, und vor allem auch an die Bosch Stiftung, die mit der Finanzierung des gesamten Vorhabens „Alter und Altern“ auch dieses Symposium überhaupt ermöglichte. Es ist aber nicht nur diese Rolle, die der Stiftung gedankt werden soll. Vielmehr haben Stiftungen für die Akademien der Wissenschaften seit langer Zeit eine bedeutende Rolle gespielt, die zum einen schon in der Gründung der Heidelberger Akademie instrumentell war, zum anderen heute es den Akademien ermöglicht, wenn sinnvoll, aus ihrem Akademiealltag herauszutreten und sich mit dem, was ihnen eigen ist, umfassende und fachübergreifende wissenschaftliche Erkenntnis, an die Öffentlichkeit zu wenden. Januar 2010 Hermann Hahn Inhaltsverzeichnis Einleitung : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : Heinz Häfner, Konrad Beyreuther und Wolfgang Schlicht 1 Teil I Festvortrag Müssen, dürfen, sollen, können, oder wollen ältere Menschen noch arbeiten? : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : Axel Börsch-Supan 1 Müssen ältere Menschen noch arbeiten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Dürfen ältere Menschen noch arbeiten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Sollen ältere Menschen noch arbeiten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Können ältere Menschen noch arbeiten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Wollen ältere Menschen noch arbeiten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literaturhinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 8 9 11 15 18 19 20 Teil II Prävention und Regeneration Mit körperlicher Aktivität das Altern gestalten : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : Wolfgang Schlicht 1 Perspektiven des Themas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Die Konstrukte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Gelingend Altern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Körperliche Aktivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Präventive Wirkungen der körperlichen Aktivität im Alter . . . . . . . . . 3.1 Aktivität, Aktivität im Alter und Sterblichkeit . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Anpassungsvorgänge und gesteigerte Funktionstüchtigkeit . . . 3.3 Körperliche Aktivität, psychische Gesundheit und Wohlbefinden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4 Körperliche Aktivität und „Teilhabe am Leben“ . . . . . . . . . . . . 4 Ein Zwischenstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 25 26 27 27 29 30 32 34 35 36 vii viii Inhaltsverzeichnis 5 Aktivitätsempfehlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 6 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Neuronale Plastizität bei gesundem und pathologischem Altern : : : : : : : : : Iris-Tatjana Kolassa, Franka Glöckner, Vera Leirer und Carsten Diener 1 Strukturelle und funktionelle Veränderungen im gesunden alternden Gehirn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Strukturelle Veränderungen im Gehirn bei gesundem Altern . . . . . . . 3 Strukturelle Veränderungen bei MCI/AD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Funktionelle Veränderungen im Gehirn bei gesundem Altern . . . . . . . 5 Funktionelle Veränderungen bei MCI/AD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Inhibition im Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Sensorik und Sensomotorik im Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Kann die kognitive Leistungsfähigkeit im Alter erhalten oder verbessert werden? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Kognitive Trainings bei gesundem Altern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Kognitive Trainings bei leichter kognitiver Beeinträchtigung im Alter und bei Demenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Körperliche Aktivität im Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Körperliche Trainings bei gesundem Altern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Körperliche Aktivität bei leichter kognitiver Beeinträchtigung im Alter und bei Demenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Synergieeffekte von kombiniertem kognitiven und körperlichen Training . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Sensorische und sensorimotorische Trainings . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Zusammenfassung und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 42 42 44 45 47 47 48 49 50 52 54 55 57 59 59 61 61 Teil III Biologische und technische Assistenzsysteme Das Altern im Spiegelbild der Stammzellen : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : Patrick Wuchter, Wolfgang Wagner, Volker Eckstein und Anthony D. Ho 1 Stammzellen als Hoffnungsträger der modernen Medizin . . . . . . . . . . 2 Entwicklung der Stammzellforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Kampf der Kulturen – Adulte und embryonale Stammzellen . . . . . . . 4 Die Heilkraft adulter Stammzellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Einsatz von Stammzellen in der Regenerativen Medizin . . . . . . . . . . . 6 Regeneration von Gewebe im Reagenzglas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Stammzellen und Altern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Interaktion mit der Stammzellnische . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Induzierte Pluripotente Stammzellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Lektionen aus der Stammzellforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Fazit und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 69 70 71 72 73 73 74 75 76 76 78 79 Inhaltsverzeichnis Elektronische Systeme zum Ersatz der defizienten Hörleistung : : : : : : : : : : Peter K. Plinkert und Mark Praetorius 1 Funktionen des Hörens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Lärmexposition als Ursache der Schwerhörigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Ausfall des cochleären Verstärkers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Implantierbare Hörsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Teilimplantierbare Hörsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Ausfall der Transduktion: Cochlea Implantat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Hörverlust im Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Hybridversorgung bei erhaltenem Tiefton-Restgehör . . . . . . . . . . . . . 9 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ix 81 81 82 85 86 87 88 89 90 92 92 Endoprothetik und Alter : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 95 Kuno Weise 1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 2 Endoprothetische Ersatzoperation bei Verschleißerkrankungen großer Gelenke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 2.1 Hüftgelenk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 2.2 Kniegelenk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 2.3 Schultergelenk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 2.4 Ellbogengelenk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 2.5 Sprunggelenke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 3 Endoprothetische Ersatzoperationen bei frischer Gelenkverletzung oder posttraumatischer Arthrose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 3.1 Hüftgelenk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 3.2 Kniegelenk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 3.3 Schultergelenk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 3.4 Ellbogengelenk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 3.5 Sprunggelenk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 Teil IV Unterstützende Systeme in Technik, Umwelt und Pflege Fahrzeugentwicklung für eine Gesellschaft im demografischen Wandel : : : 109 Jochen Wiedemann, Matthias Horn, Wolfgang Rosenstiel und Enkelejda Tafaj 1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 2 Mobilität im Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 2.1 Bedeutung des Individualverkehrs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 2.2 Verkehrsauffälligkeit in Abhängigkeit vom Alter . . . . . . . . . . . 111 3 Automobilentwicklung für ältere Fahrzeugführer . . . . . . . . . . . . . . . . 112 3.1 Herausforderungen und Innovationsfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 3.2 Hilfsmittel bei der Fahrzeugentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 x Inhaltsverzeichnis 3.3 Angebote zur Unterstützung älterer Fahrzeugführer . . . . . . . . . 113 Neuartiger ganzheitlicher Entwicklungsansatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 4.1 Strategien zur Kompensation der kognitiven und reaktiven Defizite von Fahrzeugführern . . . . . . . . . . . . . . . 114 4.2 Sensierung fahrerischer Defizite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 4.3 Entwicklung einer Korrektur-Methodik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 5 Zusammenfassung und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 Literatur/Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 4 Wohnen im Alter : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 121 Tilman Harlander 1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 2 Altersgerecht – barrierearm – barrierefrei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 3 Versorgungssicherheit im Quartier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 4 Zurück in die Stadt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 5 Neue Wohnformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 6 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 Pflegerische Versorgung und Erhalt der Selbständigkeit im Alter : : : : : : : : 133 Adelheid Kuhlmey 1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 2 Altern und Gewinn an Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 3 Altern und Pflegebedürftigkeit als besondere Anforderung an die Versorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 4 Pflegerische Versorgungsanforderungen und Erhalt der Selbständigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 5 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 Teil V Einblick und Ausblick Chancen gesunden Alterns aus soziologischer Sicht : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 145 Johannes Siegrist 1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 2 Gesundheitliche Ungleichheit im höheren Lebensalter . . . . . . . . . . . . 146 3 Hemmnisse auf dem Weg zu gesundem Altern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 4 Gesellschaftspolitische Folgerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 5 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 Menschliches Sozialverhalten von der Jugend bis ins Alter : : : : : : : : : : : : : 159 Andreas Meyer-Lindenberg 1 Neurogenetik des menschlichen Sozialverhaltens . . . . . . . . . . . . . . . . 159 2 Ein instruktives „Experiment der Natur“: das Williams-Beuren-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 Inhaltsverzeichnis xi 3 Häufige genetische Varianten beeinflussen menschliche Gewaltbereitschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 4 Mechanismen von Gen-Umwelt-Interaktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 5 Verarbeitung des sozialen Status im menschlichen Gehirn . . . . . . . . . 163 6 Gehirnmechanismen des Sozialverhaltens im Alter . . . . . . . . . . . . . . . 165 7 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 Cicero, Jacob Grimm, Ernst Bloch : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 169 Otfried Höffe 1 Cicero: Die erste Altersstudie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 2 Jacob Grimm: Vom Glück des Älterwerdens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 3 Ernst Bloch: Zeit der Ernte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 Autorenverzeichnis Prof. Dr. Axel Börsch-Supan Universität Mannheim, mea, Gebäude L13, 17, 68131 Mannheim, [email protected] Dr. Carsten Diener Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Institut für Neuropsychologie und Klinische Psychologie, J5, 68159 Mannheim, [email protected] Dr. Volker Eckstein Universitätsklinikum Heidelberg, Medizinische Klinik, Innere Medizin V, Im Neuenheimer Feld 410, 69120 Heidelberg, [email protected] Dipl. Psych. Franka Glöckner Universität Konstanz, Klinische & Neuropsychologie, Postfach 5560, D25, 78457 Konstanz, [email protected] Prof. Dr. Tilman Harlander Universität Stuttgart, Institut Wohnen und Entwerfen, Fakultät für Architektur und Stadtplanung, Keplerstr. 11, 70174 Stuttgart, [email protected] Prof. Dr. Anthony D. Ho Universitätsklinikum Heidelberg, Medizinische Klinik, Innere Medizin V, Im Neuenheimer Feld 410, 69120 Heidelberg, [email protected] Prof. Dr. Dr. h.c. Otfried Höffe Universität Tübingen, Philosophisches Seminar, Bursagasse 1, 72070 Tübingen, [email protected] xiii xiv Autorenverzeichnis Dipl.-Ing. Matthias Horn Universität Stuttgart, Institut für Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen, FKFS, Pfaffenwaldring 12, 70569 Stuttgart, [email protected] Dr. Iris-Tatjana Kolassa Universität Konstanz, Klinische & Neuropsychologie, Postfach 5560, D 25, 78457 Konstanz, [email protected] Prof. Dr. Adelheid Kuhlmey Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie, Thielallee 47, 14195 Berlin, [email protected] Dipl. Psych. Vera Leirer Universität Konstanz, Klinische & Neuropsychologie, Postfach 5560, D25, 78457 Konstanz, [email protected] Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, J5, 68159 Mannheim, [email protected] Prof. Dr. Dr. h.c. Peter K. Plinkert Universitätsklinikum Heidelberg, Hals-Nasen-Ohrenklinik mit Poliklinik, Sektion Otologie und Neuro-Otologie, Im Neuenheimer Feld 400, 69120 Heidelberg, [email protected] PD Dr. Mark Praetorius Universitätsklinikum Heidelberg, Hals-Nasen-Ohrenklinik mit Poliklinik, Sektion Otologie und Neuro-Otologie, Im Neuenheimer Feld 400, 69120 Heidelberg, [email protected] Prof. Dr. Wolfgang Rosenstiel Universität Tübingen, Wilhelm-Schickard-Institut für Informatik, Sand 13, B207, 72076 Tübingen, [email protected] Prof. Dr. Wolfgang Schlicht Universität Stuttgart, Institut für Sport- und Bewegungswissenschaft, 70569 Stuttgart, [email protected] Prof. Dr. Johannes Siegrist Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Medizinische Soziologie, Universitätsstraße 1, 40225 Düsseldorf, [email protected] Autorenverzeichnis xv Dipl. Inf. Enkelejda Tafaj Universität Tübingen, Wilhelm-Schickard-Institut für Informatik, Sand 13, B205, 72076 Tübingen, [email protected] Dr. Dr. Wolfgang Wagner Universitätsklinikum Heidelberg, Medizinische Klinik, Innere Medizin V, Im Neuenheimer Feld 410, 69120 Heidelberg, [email protected] Prof. Dr. Kuno Weise Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik, Schnarrenbergstr. 95, 72076 Tübingen, [email protected] Prof. Dr. Jochen Wiedemann Universität Stuttgart, Institut für Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen, Pfaffenwaldring 12, 70569 Stuttgart, [email protected] Dr. Patrick Wuchter Universitätsklinikum Heidelberg, Medizinische Klinik, Innere Medizin V, Im Neuenheimer Feld 410, 69120 Heidelberg, [email protected] Einleitung Heinz Häfner, Konrad Beyreuther und Wolfgang Schlicht Mit dem Symposium zum Thema „Gesundheit unser höchstes Gut“ (Häfner H, 1999), das im November 1999 in Heidelberg stattfand und unter dem gleichen Titel veröffentlicht wurde, begann eine Reihe von Symposien der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (der Landesakademie Baden-Württemberg) mit Unterstützung der in der Landeshauptstadt Stuttgart ansässigen und auf breiten Fördergebieten von Völkerverständigung, Bildung und Gesundheit tätigen Robert Bosch Stiftung. Der Erfolg der anspruchsvollen Analysen großer Gegenwartsfragen der Gesundheitspflege und des Gesundheitswesens aus natur-, verhaltens- gesellschafts- und politikwissenschaftlicher Sicht gab den Anstoß für eine Fokussierung des Programms. In Absprache mit der Robert Bosch Stiftung wurde über eine Serie von drei Symposien eines der großen Menschheitsprobleme der Gegenwart aufgegriffen: die kontinuierliche Verlängerung der Altersphase im menschlichen Lebenszyklus und das Altern der Gesellschaft, meist mit dem Begriff ,demographischer Wandel‘ umschrieben. Mittlerweile nimmt dieses lange vernachlässigte Thema im Bewusstsein der Menschen, im Horizont wissenschaftlicher Analysen und in ersten politischen Maßnahmen wachsenden Raum ein. In den letzten Jahren wurden mehrere Projekte, Veranstaltungen, mehr oder weniger hochkarätige Publikationen und eine neunbändige Analyse der Nationalen Akademie der Wissenschaften LEOPOLDINA zusammen mit ACATECH über „Altern in Deutschland“ dem Thema gewidmet. „Muss man mitreden, wenn ohnehin schon alle darüber reden?“ fragte der Präsident der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Prof. Peter Graf Kielmansegg in seinem Vorwort zur Publikation der Vorträge des ersten Symposiums der neuen Reihe „Was ist Alter(n)“ (Staudinger UM, Häfner H, 2008), das im November 2006 in Heidelberg mit Unterstützung der Robert Bosch Stiftung veranstaltet worden war. „Das hängt davon ab, ob man etwas zu sagen hat“, war seine Antwort. Dieser Überlegung hatten wir uns aufmerksam und kritisch gestellt, als wir das Programm planten. Wir haben registriert, dass die meisten wissenschaftlichen Analysen zum Thema ,Altern‘ das Gewicht auf begrenzte Ausschnitte aus dem umfassenden Horizont der Probleme gelegt hatten. Mit dem scheinbar alltäglichen Titel „Was ist Alter(n)?“ haben wir nicht nur eine Vielfalt von Wissenschaften um Ihren Beitrag zur Altersforschung H. Häfner, K. Beyreuther, W. Schlicht (Hrsg.), Altern gestalten © Springer 2010 1 2 H. Häfner, K. Beyreuther und W. Schlicht gebeten, sondern den Blick über Disziplinen und über Problemfelder hinweg auf eine umfassende Sicht des Themas zu lenken versucht. Wissenschaftliche Antworten müssen auf einer Ebene gefunden werden, die frei ist vom Druck des politischen Alltags und von der Verzerrung traditioneller Vorurteile. Kaum eine Institution ist für diese Aufgabe besser geeignet als eine Akademie der Wissenschaften. Sie verfügt über Repräsentanten vieler wissenschaftlicher Disziplinen, die sich durch ihre Leistungen ausgewiesen haben. Wissenschaftliche Akademien sind der Ort des interdisziplinären Gesprächs und der Entwicklung disziplinübergreifender Sichtweisen. So hat sich die Heidelberger Akademie mit Unterstützung der Robert Bosch Stiftung der Aufgabe gestellt, in der angesprochenen Symposiumsreihe zu erarbeiten, was die Wissenschaften gemeinsam zum Thema Alter und Altern beitragen können. Die erste dieser Veranstaltungen im November 2006 war unter den Titel „Was ist Alter(n)?“ gestellt. Mit dieser wissenschaftlichen Bestandsaufnahme zum Thema Alter(n) vor einem weiten interdisziplinären Horizont wurde die Reihe der drei Symposien eingeleitet und unter dem gleichen Titel im Springer Verlag Heidelberg (2008) erfolgreich publiziert. Im November 2009 folgte das zweite Symposium unter dem Titel „Altern gestalten – Medizin, Technik, Umwelt“, das eine Vertiefung der Analysen des Themas aus der Sicht von Naturwissenschaften, Biologie, Medizin und Ingenieurwissenschaften zum Ziel hatte. Der vorliegende Band enthält die Beiträge zu diesem Symposium. Im Jahr 2009 feierte die Heidelberger Akademie der Wissenschaften das hundertjährige Jubiläum ihrer Wiedergründung. Zu den Jubiläumsfestlichkeiten zählten gemeinsame Veranstaltungen der Wissenschaftsakademie des Landes BadenWürttemberg mit den acht Universitäten des Landes. Das Präsidium der Akademie, das Rektorat und der Senat der Universität Stuttgart beschlossen, mit Zustimmung der Robert Bosch Stiftung, eines dieser Jubiläumssymposien gemeinsam zu organisieren. Das Thema war vorgegeben. Die vorwiegend technischen Forschungsschwerpunkte der Universität Stuttgart haben das Programm fruchtbar mitbestimmt. Die Themenfelder des Symposiums konzentrierten sich zunächst auf Plastizität im biologischen Altersprozess mit seinen molekularen und zellulären Elementen, im Besonderen auf das von der häufigsten Alterskrankheit Demenz bedrohte Gehirn. Die Analysen galten der Plastizität des Gehirns (KOLASSA/DIENER), den biologischen Reparationsprozessen von Defekten, ihrer präventiven und aktuellen Unterstützung und ihrem möglichen Ersatz durch Stammzellen (HO). Auf der technologischen Ebene wurden Assistenzsysteme von der Medizin bis zur Architektur und dem Städtebau behandelt. In den medizinischen Beiträgen wurde deutlich, dass nicht nur die Verschiedenheit der Menschen in der späten Phase ihres Lebens, dem Alter, ein Maximum erreicht, sondern auch, dass der individuelle Alterungsprozess des Organismus stark ungleich verläuft. Das Altern der großen Gelenke, der Hüftund Kniegelenke im Besonderen, tritt oft bei sonst weitgehend funktionsfähigem Organismus ein (WEISE). Es beeinträchtigt die Mobilität und dadurch auch die Autonomie und Qualität der Lebensführung und mitunter auch die restliche Lebenserwartung. Einleitung 3 Das gleiche gilt für die Sinnesorgane, für Augen und Ohren. Die elektronischen Assistenzsysteme, die – von selektiver Schallverstärkung durch elektronische Hörhilfen bis zum vollständigen Organersatz durch Cochlea-Implantate – Hörfähigkeit wiederherstellen können (PLINKERT), und die enorm wachsende Zahl der Gelenkimplantate sind Beiträge, die Zahl krankheitsfreier autonomer Lebensjahre zu verlängern. Den individuellen Assistenzsystemen stehen kollektive Maßnahmen zur Seite, etwa Bau- und Stadtplanung, die mit der Gestaltung einer altengerechten Umwelt und mit Generationen umgreifenden Wohn- und Siedlungsprojekten helfen können, Gesundheitsrisiken im Alter zu vermindern (HARLANDER). Für die wachsende Zahl behinderter alter Menschen, die etwa an Bewegungsunsicherheit, Gehbehinderung und Sehschwäche leiden, soll die Welt überschaubar und risikoärmer werden. Die hohe interindividuelle Varianz des Alterns und der Lebenserwartung hat nicht nur genetische Ursachen. Die präventive Bedeutung einer aktiven Lebensgestaltung mit Sport und Bewegung von frühen bis zu späten Lebenstagen für ein langes krankheitsfreies Alter steht außer Zweifel (SCHLICHT). Die epidemiologischen Analysen zeigen das Gewicht des Sozialgradienten und den hohen Anteil der sozialen Position in Beruf und Gesellschaft für die Vorhersage von Krankheitsrisiken und Lebenserwartung. Lösungswege für diese sozialen Problemlagen werden klar vermittelt (SIEGRIST). Die Interaktionen zwischen Dimensionen des Sozialverhaltens und genetisch gesteuerten Veränderungen von Hirnmorphologie und -funktion tragen als Risiko- und Schutzfaktoren für und gegen psychische Krankheiten in allen Lebensphasen bei (MEYER-LINDENBERG). Auch die technischen Möglichkeiten der Automobilindustrie, alten Menschen auch bei kleineren Einschränkungen von Beweglichkeit und Kraft, Sicht und Reaktionsgeschwindigkeit durch Assistenzsysteme noch Benutzungs- und Bedienungskomfort sowie Fahrsicherheit zu gewähren, fanden großes Interesse bei den Tagungsteilnehmern (WIEDEMANN). Selbst wenn beschwerdefreie Lebenszeit im Alter durch die Vertiefung unserer biologischen Kenntnisse und die Erhaltung von Mobilität, Autonomie und Lebensqualität durch präventive Maßnahmen und biologische und technische Assistenzsysteme verlängert werden kann, es bleibt eine letzte Lebensphase, die mit schweren Behinderungen und mit Pflegebedürftigkeit belastet ist. Die überproportionale Zunahme sehr alter Menschen (über 85) lässt den Bedarf an Pflegeleistungen und Pflegeeinrichtungen in den nächsten Jahrzehnten ansteigen. Die häusliche Pflege wird immer weniger durch solidarische Unterstützung von Familienangehörigen geleistet werden können. Sie bedarf der verstärkten Rekrutierung professioneller Hilfen und für beides die Bereitstellung der notwendigen Mittel. Die Schätzung dieser Entwicklung bis 2050, ihre Konsequenzen und ihre Kosten erfährt eine sorgfältige Analyse vorhandener Daten (KUHLMEY). Der einleitende Festvortrag widmete sich der sozialwissenschaftlichen und politischen Analyse des Problems einer wachsenden Zahl alter Menschen im Nacherwerbsalter, die von der schrumpfenden Zahl jüngerer Erwerbstätiger erhalten werden müssen. 4 H. Häfner, K. Beyreuther und W. Schlicht Mit dem Verweis auf die vergleichsweise niedrige Erwerbsquote in Deutschland und auf das Fehlurteil, die Frühberentung älterer Menschen würde Arbeitsplätze für jüngere freimachen, betonte BÖRSCH-SUPAN, dass die Volkswirtschaft alle Hände und Köpfe benötigt, um den Auswirkungen der demographischen Entwicklung und der drohenden Absenkung des Lebensstandards gerecht zu werden. Sein Lösungsvorschlag fordert die Freiheit der Entscheidung. Im Hinblick auf die Ungleichheit des Alterns sollte jenem, der über die Altersgrenze hinaus länger Erwerbstätigkeit leistet, eine entsprechende Zulage, und jenem, der eine frühere Berentung anstrebt, eine entsprechende Minderung der Entlohnung gewährt werden. Mit diesem Beitrag war die wissenschaftliche Analyse in die Formulierung politischer Lösungsalternativen eingetreten. Am Schluss des Symposiums gelang es durch philosophische Betrachtungen des Alters aus drei Epochen der Geistesgeschichte (Cicero, J. Grimm und E. Bloch) eine Brücke zu schlagen zum gegenwärtigen Diskurs des Themas (HÖFFE). Die Diskussionen, die hier nicht wiedergegeben werden können, haben gezeigt, dass ein aufgeschlossenes und kritisch mitdenkendes Publikum die Botschaften aufgenommen hat. Damit sind die ersten beiden Schritte auf das Ziel der drei Symposien zum Thema Alter(n) getan. Mit der intensiven Bearbeitung des naturwissenschaftlichmedizinisch-technischen Schwerpunkts in diesem Symposiumsband ist zugleich der Blick auf das letzte der drei Symposien frei geworden, das mit einem geisteswissenschaftlichen Schwerpunkt im März 2011 in Heidelberg stattfinden wird. März 2010 Heinz Häfner Konrad Beyreuther Wolfgang Schlicht Teil I Festvortrag