OT/SZ/GT az gesamt Kanton Solothurn 4.Februar 2013 «Wir werden kein neues AKW mehr bauen» Olten Die Regionalgruppe «Nie wieder AKW» Solothurn gibt Wahlempfehlungen für Kandidierende von acht Parteien ab Julia Egenter (Text und Bild) Da sitzen Grüne neben EDU oder EVP Politikerinnen und Politikern und alle ziehen am gleichen Strang – zumindest bei einem Thema. «Erneuerbar statt atomar» lautet die Empfehlung der Regionalgruppe «Nie wieder Atomkraftwerke» (NWA) des Kantons Solothurn für die kommenden Wahlen. Und für diesen Slogan steigen Vertreterinnen und Vertreter von insgesamt acht Parteien gemeinsam ins Boot. «Da gilt es, breite Bündnisse zu schliessen», so Philipp Hadorn, Präsident der Regionalgruppe, zu den etwa 30 Anwesenden im Aarhof Olten. Auffallend früh führte die Regionalgruppe dieses Jahr ihre Mitgliederversammlung durch, sind am Horizont doch bereits die Wahlen in Sicht. So erhielten die Kandidierenden für Kantons- und Regierungsrat die Möglichkeit, sich und ihre politischen Anliegen vorzustellen. Dabei legten die meisten ihren Fokus wohlweislich auf sicheres Terrain – denn was AKWs betrifft, da zumindest war man sich einig. Energiemafia oder Kinder T-Shirt? Das Prinzip ist einfach: Unterstützt wird, wer NWA-Mitglied ist. Für 42 Kandidierende gibt die NWA Solothurn Wahlempfehlungen ab, etwas mehr als die Hälfte davon stellen die SP/Juso mit insgesamt 24 NWA-Mitgliedern. Die Grünen/Jungen Grünen sind immerhin mit zehn Kandidierenden dabei, die GLP mit drei, gefolgt von BDP, CVP, EDU, EVP und FDP mit jeweils einer Parteivertretung. Am zahlreichsten erschienen an der Mitgliederversammlung die Grünen/Jungen Grünen mit acht Kandidierenden. Die junge Generation war vertreten durch Cyrill Bolliger (Solothurn), Christoph Schauwecker (Solothurn) und Laura Gantenbein (Solothurn). Besonders Christoph Schauwecker, Generalsekretär Junge Grüne Schweiz, sparte nicht an kritischen Worten: In Olten gäbe es eine Energiemafia. Wie eine Mafia würden die Energieversorger im Hintergrund agieren, «da weiss man nie, was als Nächstes kommt.» Doch auch bei den Grünen hatte es einige Alteisen dabei, die immer noch unentwegt glühen. Stefan Buchloh (Solothurn) betonte seine Sorge um den Atommüll und die damit angehenden Gefahren. Auch Heinz Flück (Solothurn), der sich bereits seit Jahrzehnten in Anti-AKW-Bewegungen engagiert, zeigte fehlendes Vertrauen: Insbesondere darin, dass der Ausstiegsentscheid auch wirklich sofort durchgesetzt würde. Siv Lehmann (Olten), Gewerkschaftssekretärin der Unia, trumpfte ebenfalls mit langjähriger Erfahrung in Anti-AKW-Aktivismus auf: «Es braucht Leute, die beharrlich sind.» Und Barbara Wyss Flück (Solothurn) grub sogar ein Kinder T-Shirt, das sie früher getragen hatte. Das Logo: Ein AKW, von einem dicken roten Balken überdeckt. Als einzige anwesende Regierungsratskandidatin erzählte Brigit Wyss (Solothurn) von ihrer Zeit im Nationalrat, als der Ausstieg beschlossen wurde. Dies habe ihr Hoffnung gegeben: «Ich bin überzeugt, wir werden kein AKW mehr bauen.» «AKWs bruche mer nümme!» Für die SP präsentierten sich fünf Kandidierende an der Mitgliederversammlung. Da war Tvrtko Brzovic (Solothurn), der seinen Namen zum Programm macht. Auf Deutsch hiesse er nämlich ungefähr Hartmut Schnellmann und das liesse sich auf seine Art zu politisieren übertragen. Fabian Müller (Olten) politisiert bereits im Kantonsrat, dort brachte er verschiedenste Aufträge bezüglich erneuerbaren Energien ein. Ebenfalls im Kantonsrat ansässig und spätestens seit ihrem Amtsantritt als Präsidentin allen ein Begriff: Susanne Schaffner (Olten). Sie betonte, wie wichtig es sei, dass die Anliegen der NWA im Kantonsrat auch finanziell gestützt werden könnten. Und Walter Schürch (Grenchen), seit 1997 im Kantonsrat, brachte es auf den Punkt: «AKWs bruche mer nümme!» Einzig Urs Von Lerber (Luterbach) wich etwas von der Schiene ab, indem er meinte, Bildung sei sein Kerngeschäft, nicht Energiepolitik. Vorstand und Budget bestätigt Für die EDU war als Vertreter Joachim Gangl (Lostorf) vor Ort, für den Fukushima den Ausschlag für seinen Beitritt zu NWA gegeben hatte. Auch Marcel Gygax (Niedergösgen) zeigte sich als einziges Gesicht seiner Partei – der CVP-Politiker betonte seinen Schwerpunkt in erneuerbaren Energien und Bildung. Die EVP wurde von Joel Studer (Niedergösgen) vertreten, der Jungpolitiker liess sich nicht nur in die Energiepolitik-Karten schauen, sondern versuchte zudem, mit anderen Themen zu trumpfen: Familien stärken und Bildungsreformen stoppen, das waren seine Anliegen. War zwar die Präsentation der unterstützten Kandidierenden ein Hauptanliegen der NWA Solothurn, kamen doch die weiteren Geschäfte nicht zu kurz. So wurde der Vorstand, bestehend aus Beat Hodel, Roberto Aletti, Corinne Thor und Philipp Hadorn einstimmig wiedergewählt und auch der Revisor Markus Schär bekam sein Amt unter Applaus ein weiteres Mal bestätigt. Zudem winkten die Anwesenden das schmale Budget ohne Gegenstimmen durch. Das Prinzip ist einfach: Unterstützt wird, wer NWA-Mitglied ist.