Forschung: Fortschritt und mehr - Institut für Geschichte des

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Wissenschaft
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© Donau-Universität Krems
© NDU St. Pölten
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© ALWS
Niederösterreich
Forum Campus Krems, Foto: Suzy Stöckl
Unten: (1) Studenten der New Design University
St. Pölten, (2) Labyrinth vor dem Tagungszentrum
des Wittgenstein Symposiums in
Kirchberg am Wechsel
Forschung: Fortschritt und mehr
Forschungszentren. Wie hat sich das Bauernleben
in den vergangenen Jahrzehnten verändert?
Welche Herausforderungen bringen Migration und
Globalisierung? Wie passen moderne Architektur
und traditionelle Kleinstädte zusammen? Das sind
nur einige der vielen Fragen, die Wissenschaftler in
Niederösterreich beantworten wollen.
Von Lukas Plank
F
orschung ist überall. Sie steckt in jedem Smartphone, jedem medizinischen Gerät, jedem Auto. Doch Forschung
ist mehr als Technik. Sie muss nicht immer zu neuen
Geräten führen – sie kann uns auch helfen, uns selbst,
andere und unsere gemeinsame Vergangenheit besser zu verstehen. Joachim Rössl, Leiter der Abteilung Wissenschaft und
Forschung des Landes Niederösterreich, ist überzeugt, dass die
Grundlagenforschung, und hier speziell die Geistes-, Sozial- und
Kulturwissenschaften, weiter gefördert werden müssen: „Ohne
freie, primär vom Wunsch nach neuer Erkenntnis getriebene Forschung ist substanzieller Fortschritt nicht möglich. Wenn wir an
die Option einer ständigen Weiterentwicklung glauben, muss die
öffentliche Hand dafür risikobereit sein und Mittel zur Verfügung
stellen.“ Aktuell ist laut Rössl ein Kompetenzzentrum für Kulturgeschichte und Sammlungswesen an der Donau-Universität
Krems geplant. In Raabs an der Thaya, nahe der tschechischen
Grenze, soll sich außerdem ein Zentrum für Zeitgeschichte etablieren. „Dieses könnte ein Leuchtturm der grenzüberschreitenden
Kooperation im Bereich der Geisteswissenschaften werden.“
Geschichte verstehen
Geschichtliches untersuchen Forscher an vielen anderen
Standorten in Niederösterreich. Zum Beispiel am Institut für
Geschichte des ländlichen Raumes. Seit 2002 beschäftigen
sich hier bis zu sechs wissenschaftliche Mitarbeiter damit, wie
Menschen in verschiedenen Zeiten und Orten im ländlichen
Raum arbeiteten und lebten. In den vergangenen Jahren beleuchtete man dabei unter anderem die Landwirtschaftspraxis
im Nationalsozialismus oder auch die Anfänge des Biolandbaus in Österreich. Zudem hat die European Rural History Organisation ihren Sitz hier in St. Pölten. Besonders stolz ist Institutsleiter Ernst Langthaler auf das Projekt zu den Landwirtschaftsstilen in Niederösterreich von 1945 bis 1980. Die Ergebnisse
dieses Projekts könnten laut Langthaler sogar dazu führen, dass
Lehrbücher umgeschrieben werden müssen. „Darstellungen behaupten, dass der selbstgenügsame Bauer vom marktorientierten Landwirt einfach abgelöst wurde“, sagt Langthaler. „Wir
haben aber festgestellt, dass viele Betriebsinhaber beides zugleich
waren – Bauer und Landwirt. Neben dem oftmals beschriebenen
,Bauernsterben‘ gab es eine erstaunliche Überlebensfähigkeit,
ein Balancieren zwischen Autonomie und Abhängigkeit.“
Vernetzt forschen
Während Institute bisher häufig weitgehend unabhängig voneinander geforscht haben, glaubt Langthaler, dass Forschungskooperationen in Niederösterreich in den kommenden Jahren
häufiger werden. Gründe dafür seien vor allem neue Förderinstrumente, aber auch die wissenschaftliche Neugierde. „Es macht
durchaus Sinn, wenn Wissenschaftler mit unterschiedlichem
Background zusammenkommen und verschiedene Sichtweisen
aufeinandertreffen. Durch diesen spannenden Austausch kann
viel Neues entstehen.“
Ganz im Zeichen des wissenschaftlichen Austauschs steht
auch das Internationale Ludwig Wittgenstein Symposium.
Jedes Jahr diskutieren führende Philosophen und Geisteswissenschaftler philosophische Themen und die Philosophie
Ludwig Wittgensteins in Kirchberg am Wechsel. Seit 2009
findet vor der Symposiumswoche außerdem die Wittgenstein
Summerschool statt, die vor allem von Studierenden besucht
wird.
Aktuelle Herausforderungen meistern
Andere wissenschaftliche Einrichtungen wollen sich besonders
intensiv mit gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen
auseinandersetzen. So zum Beispiel das Department für Migration und Globalisierung der Donau-Universität Krems. Hier hat
man es sich zur Aufgabe gemacht, für besseres gegenseitiges
Verständnis zu sorgen sowie Lebensqualität und sozialen Zusammenhalt zu sichern – einerseits durch mehrere Lehrgänge und
Seminare, andererseits auch durch Grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung.
Bestehende Ressourcen nutzen
An der New Design University in St. Pölten dagegen will man in
Zukunft verstärkt die Rolle der Kleinstadt untersuchen. „Wenn
heute über städtisches Leben diskutiert wird, redet man meist
über Shanghai, Dubai und bestenfalls Istanbul. Dabei spielen Kapitalinteressen eine große Rolle“, sagt Stephan Schmidt-Wulffen.
„Aber das geht völlig vorbei an unseren Traditionen – unsere
Städte haben Kultur und Geschichte als größtes Kapital“, so der
Rektor weiter. „Anstatt große Einkaufszentren am Stadtrand zu
bauen, sollte man sich fragen, wie man das Bestehende besser
nutzen und mit neuen Ideen verbinden kann.“
Die Erforschung unseres kulturellen Umfelds stellt entscheidende Weichen für künftige Entwicklungen: „In einer stark
technikorientierten Zeit dürfen die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften als Fundament europäischer Kultur nicht in den
Hintergrund gedrängt werden“, ist Joachim Rössl überzeugt.
www.forschungsatlas.info
www.noe.gv.at/wissenschaft
www.viennaregion.at
Ausstellungstipps
RaiFFeisen-TIpp
Bis 17. 11. 2013, tägl. 9–17 Uhr
A. D. 313. Von Carnuntum zum Christentum
Museum Carnuntinum, 2405 Bad Deutsch-Altenburg, Badgasse 40–46
T: 02163 3377-0, www.carnuntum.co.at
Bis 3. 11. 2013, tägl. 9–18 Uhr
Niederösterreichische Landesausstellung 2013: Brot & Wein
Urgeschichtemuseum Asparn a. d. Zaya, 2151 Asparn a. d. Zaya, Schlossgasse 1
Ausstellungsgelände, 2170 Poysdorf, Brünner Straße 28
T: 02552 3515-30, www.noe-landesausstellung.at
Bis 10. 11. 2013, Mo.–Fr. 9–17 Uhr, Sa., So., Fei. 9–18 Uhr
Das Indien der Maharadschas
Renaissanceschloss Schallaburg, 3382 Schallaburg 1
T: 02754 6317-0, www.schallaburg.at
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Bis 17. 11. 2013, tägl. 9–17 Uhr
Archäologischer Park Carnuntum
2404 Petronell-Carnuntum, Hauptstraße 1a
T: 02163 3377-0, www.carnuntum.co.at
Bis 17. 11. 2013, tägl. 9–17 Uhr
Gladiatoria Carnuntina. Welt der Arena
Amphitheater Bad Deutsch-Altenburg, 2405 Bad Deutsch-Altenburg, Wiener Straße
T: 02163 3377-0, www.carnuntum.co.at
Bis 26. 1. 2014, Di.–So., Fei. 9–17 Uhr
Hl. Leopold. Mensch, Politiker, Landespatron
Landesmuseum Niederösterreich, 3100 St. Pölten, Kulturbezirk 5
T: 02742 908090-999, www.landesmuseum.net
Bis 6. 4. 2014, tägl. 10–17 Uhr
Raffael Rheinsberg. Die Seele der Dinge
Kunstraum Stein, 3504 Krems-Stein, Minoritenplatz 4
T: 02732 908010, www.kunsthalle.at
Bis 17. 11. 2013, tägl. 9–17 Uhr
Im Lot. Gebaute Geschichte in Carnuntum
Kulturfabrik, 2410 Hainburg a. d. Donau, Kulturplatz 1
T: 02163 3377-0, www.carnuntum.co.at
k2 02 | 13 www.k2centrope.com
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