Breuer Maria V1-C1 Exzerpt Verwendete Literatur: Andreas Mohr: Kinderlieder in Kinderbüchern – Förderung oder Gefährdung der Stimme? (alle Seiten 1-16) Lese-/Exzerpierdatum: 23.10.2005 Hauptaussage des Textes: Kinderlieder werden oft zu tief gesungen. Diese Tatsache ist vielen Autoren bekannt, jedoch wird keine Rücksicht darauf genommen und es kann zu schweren Schäden der menschlichen Stimme kommen. Eigene Meinung ist in Blau und Paraphrasierungen in Grün geschrieben. Am Beginn des Textes schreibt Mohr über den Begriff „Kinderlied“. Was wir eigentlich unter einem Kinderlied verstehen, ist eine gute Frage, da es die traditionellen Lieder im herkömmlichen Sinne ja heute nicht mehr gibt. So wurde Hänschen – klein schon längst von Lollipop abgelöst. Bei den alten Kinderliedern konnte man sich auf die Qualität verlassen, sonst hätten sie sich nicht Jahrtausende gehalten, die neunen Lieder aber müssen diese Qualität erst unter Beweis stellen. Es gibt einige wichtige Kriterien, wie das Kinderlied beschaffen sein muss, um eine stimmfördernde Aufgabe zu erfüllen. Das erst genannte Kriterium von Mohr ist der Tonumfang der Kinderstimme. Ein Kind hat einen Gesamttonumfang von 4 Oktaven, die es aber im Laufe der Zeit durch Üben erweitern kann. Ein Kind, das mit ca. 5 Jahren zu singen beginnt ist fähig vom e1 bis e2 zu singen, jedoch die tiefsten erreichbaren Töne vor der Pubertät liegen beim g0 oder f0. In Liedern sollte das kleine a0 daher nur mit sehr geübten Kindern gesungen werden. Besonders wichtig zu wissen ist, dass Kinder am liebsten in der Oktave f1 bis f2 singen, da diese in der Kinderstimme eine Klangheimat darstellt, in der sich die Sänger/innen besonders wohl fühlen. Man unterscheidet auch bestimmte Register beim Singen. Vom Brustregister redet man, wenn die ganze Muskelmasse der Stimmlippe schwingt. Es entsteht ein lauter, oft rauer, harter und ungehobelter Klang. Beim Heraufsingen mit Brustregister passiert es oft, dass die Kinder die Grenze bis zum c2 überschreiten und fügen sich oft irreparable Schäden an den Stimmlippen zu. Oft werden diese Schäden erst Monate oder Jahre später entdeckt. Wenn nur die Ränder der Stimmlippen schwingen entsteht im Kopfregister, ein weicher, leiser Klang, der im gesamten Tonumfang gesungen werden kann. Vom Mittelregister spricht man, wenn nicht die ganze Masse der Stimmlippenmuskulatur schwingt, aber auch nicht nur die Ränder. Es entsteht ein heller, metallischer Klang mittlerer Lautstärke. Das letzte Register ist das Pfeifregister. Hier liegen die Stimmlippen relativ straff aneinander und bilden eine schmale Ritze, durch die hindurch gepfiffen wird. Dies ergibt einen hohen, starren und durchdringenden Klang. Ein weiteres wichtiges Kriterium in der heutigen Zeit sind die Vorbilder, besonders die Medien. Eltern heutiger Kinder stammen bereits aus Familien, in denen zum größten Teil nicht oder kaum mehr gesungen wurde. Der Drang der Kinder zum Singen wird daher im Elternhaus kaum mehr gefördert und sucht sich seine eigene Befriedigung. Breuer Maria V1-C1 So wird heute die menschliche Stimme oft durch Mp3 Player oder Abspielen von Tonträgern ersetzt. Da Singen in die Erziehung miteinfließen soll, kann hier durchaus eine gewisse Problematik entstehen, denn ein Kassettenrekorder oder ein MP3 Player lässt sich kaum in derselben Weise lieb haben wie Mutter oder Vater. Eine weitere Problematik der elektronisch konsumierten Musik ist in der Mitsinglage zu sehen, die häufig viel zu tief für die Kinderstimme ist. Wegen der lauten und harten Schlagzeugbegeleitung von Pop-Songs ist zudem oft große Lautstärke gefordert, was in tiefer Lage zum Registerproblem der Kinderstimme führt. Das Singen im Kindergarten und in der Grundschule ist besonders wichtig. Leider wird viel zu wenig gesungen oder in zu tiefer Lage. Auch fehlt es oft am Erwerb eines Repertoires von Kinderliedern. Es gibt jedoch einige Richtsätze, die die mangelnde Qualifikation der Erzieherinnen etwas verbessert. Die Erzieherin muss mit ihrer eigenen Stimme so vorsingen, dass die Kinder etwas für ihre eigene Stimme Nachzuahmendes erkennen können. Bei der Liedeinstudierung kommt es häufig zu folgender Einstudierungsreihenfolge: Text vorsprechen und sprachlich und inhaltlich erarbeiten, Erarbeitung des Rhythmus. Als letztes kommt die Melodie an die Reihe, die nur vorgesungen, vorgespielt und nachgesungen wird. In dieser Phase kann es passieren, dass die Kinder das Interesse am singen verlieren. Eine weitere Richtlinie ist, dass man Kinder in guten Lagen singen lassen soll. Wenn Erzieherinnen selbst nicht in der Lage der Kinder singen können, sollen sie mit Hilfe von Instrumenten zwei verschiedene Lagen anbieten, eine tiefere für sich selbst und eine höhere für die Kinder. Ein Beispiel dafür, wäre das Spielen am Xylophon. Man sollte sich auch die Begleitinstrumente sorgfältig auswählen, da nicht jedes Musikinstrument für das Singen mit Kindern gleichermaßen geeignet ist. Neben der eigenen Singstimme können Blockflöte, Streichinstrumente und Stabspiele von Kinden gut wahrgenommen werden und erzeugen einen der Kinderstimme genügend ähnlichen Klang, so dass die Kinder eine Nachahmhilfe vorfinden. Die Gitarre ist nur bedingt geeignet, kann jedoch benutzt werden, wenn sie nicht zu tief und zu hart schlagend gespielt wird. Ebenso ist das Klavier nicht besonders hilfreich, da der harte Anschlag und der abnehmende Klang von Kindern nicht gut wahrgenommen werden kann. Das beste Begleitinstrument ist ohne Zweifel die menschliche Stimme. Einerseits wegen der unkomplizierten Wahrnehmbarkeit des produzierten Klanges, andererseits wegen der lebendigen Kommunikation. Nur durch das Anwenden dieser Richtlinien und ein konsequentes Singen ermöglichen den Kindern Zutrauen zur eigenen Stimme zu bekommen und allmählich Freude am Singen zu gewinnen. Als drittes Kriterium nennt Mohr die Gestaltung von Kinderliedern. Einige Autoren von Kinderliedern sind sich im Klaren darüber, dass ihre Lieder eigentlich zu tief notiert sind, jedoch wissen sie um das Singdefizit der heutigen Kinder und wollen sie durch die tiefere Notation zum Mitsingen ermuntern. Dass sich dabei die Stimmen der Kinder in Bruststimmlage festsingen und verkrampfen können, wird in Kauf genommen. Um den Teufelskreis zu durchbrechen, ist es notwendig, solche Lieder zu bevorzugen, die auch dann noch stimmförderlich wirken, wenn sie in tieferer Lage gesungen werden. Das erfordert allerdings eine sorgfältige Auswahl auf der Basis stimmbildnerischer Kriterien. In diesem Punkt werde ich nun die Begriffe Tiefe und Höhere Singlage erklären. Breuer Maria V1-C1 Bewegt sich eine Melodie überwiegend im Bereich der unteren Hälfte der eingestrichenen Oktave oder gar im oberen Bereich der kleinen Oktave und weist keine oder nur wenige Töne um c2 auf, befinden wir uns in einer tiefen Singlage für Kinder. Diese Lage ist gefährlich wegen des hier ungehindert einsetzenden Brustregisters. Von höherer Singlage spricht man, wenn sich Melodien vorwiegend in der oberen Hälfte der eingestrichenen Oktave bewegen und auch Töne über c2 aufweisen. In dieser Lage wird lockeres Benützen der Stimme gefördert und das Abgleiten ins Brustregister relativ erschwert. Abgesehen von der Singlage eines Liedes hat die melodische Faktur einen großen Einfluss auf die Art und Weise, wie die Stimme benutzt wird. Es gibt Tonbewegungen, die von oben und andere die von unten gesungen werden. Die Tonbewegungen, die von oben nach unten führen, bewirken in den Muskulaturen, die beim Singen benutzt werden, eine kontinuierliche Abnahme der Kontraktionsspannung. Diese Tatsache kann schlankes, weiches und randschwingungsbetontes Singen fördern, kann jedoch bei zu starkem Nachlassen der Muskelspannungen auch zu haltloser Tonproduktion mit zu tiefen Tönen führen. Umgekehrt nehmen beim Aufwärtssingen alle Muskelspannungen zu. Dies kann helfen, höhere Lagen zu erreichen oder die nötige Haltekraft für lang ausgehaltene und laute Töne zu erzeugen. Kann jedoch auch zu Verspannungen und pressen beim Ansingen höherer Töne führen. Die Tonart ist ein weiteres wichtiges Kriterium bei Kinderliedern. Kinderlieder werden bevorzugt in C-Dur, also ohne Vorzeichen notiert. Oft werden für die Notation neuer Kinderlieder solche Tonarten bevorzugt, die auf der Gitarre leicht zu greifen sind. Dies führt häufig zu einer zu tiefen Notation. Einzig entscheidend ist die richtige Singlage, nicht die Kinder sollen sich in die Singlage der Lehrperson begeben, sondern umgekehrt. In neuen Kinderliedern fällt auf, dass oft eine Sprache verwendet wird, die sich an Slangausdrücken der Kinder und Jugendsprache orientiert. Stimmfördernd ist jedoch eine vokalreiche Sprache. Dies kann man zum Beispiel durch Konsonantenhäufungen, Klangsilben wie summ, summ, summ trainieren. Das Trainieren der Sprechwerkzeuge ist eine wichtige Aufgabe beim Singenlernen während der ersten Lebensjahre. Alle, die mit Kindern singen, sind aufgefordert, hier tätig zu werden, da im Elternhaus heute oftmals nicht mehr genügend Sorgfalt auf richtige Aussprache gelegt wird. Das letzte Kriterium das Mohr behandelt ist die Einheit von Text und Musik. In der heutigen Zeit werden bestehenden Liedern neue Texte zugewiesen. Zum Beispiel heißt das bekannte Kinderlied „Horch was kommt von draußen rein“ plötzlich „Modenschau auf Burg Schreckenstein.“ Im Volks und Kinderlied bilden Text und Musik aber eine Einheit, die weit über das bloße Zusammenstellen von Wort und Ton hinausgeht. Das Aufwachsen mit diesen Liedern bedeutet für viele Bildung von Geist und Seele. Im frühkindlichen Stadium werden durch das Singen von Kinderliedern vielfältige intellektuelle und emotionale Lernprozesse ermöglicht. Abschließend möchte ich meine eigene Meinung über dieses Thema bekannt geben. Ich persönlich finde es sehr schade, dass unsere gängigen Kinderlieder, wie BackeBacke-Kuchen von englischen Hits (Lollipop) abgelöst werden. Ich denke noch gerne Breuer Maria V1-C1 an meine Kindheit zurück, wo wir gemeinsam Hänsel und Gretel gesungen haben. Diese Lieder sind für mich Kulturgut und können Selbstentfaltung, sowie Entwicklungshilfen für Kinder sein. Meiner Meinung nach, sollen Kinder mit mehr deutschen Liedertexten aufwachsen, da in der heutigen Zeit die meisten Lieder auf Englisch gesungen werden. Dies wird vor allem durch die Medien gefördert. Wenn es nach mir ginge, würden die traditionellen Kinderlieder nicht abkommen, denn ich werde bestimmt mit meinen Kindern Hänschen- klein singen.