20 Jahre MSC 1997 war der MSC ein kühnes Vorhaben, mit dem der WWF und Unilever die nicht nachhaltige Fischerei in den Griff bekommen wollten. Heute, 20 Jahre später, ist diese gewagte Innovation ein bewährtes Konzept. Es ist eine Erfolgsgeschichte, die wir mit eindrücklichen Zahlen aus unserem diesjährigen Fortschrittsbericht belegen wollen. Diese Meilensteine in der nachhaltigen Befischung unserer Meere konnten wir nur dank der Unterstützung unserer zahlreichen Partner und Förderer erreichen. Doch diese Erfolge sind für uns erst der Anfang. Wir wollen die weltweiten Fischbestände und marinen Ökosysteme dauerhaft erhalten. Dazu braucht es erhebliche Anstrengungen, denn vor uns liegen gewaltige Herausforderungen. Ein Überblick über die Faktenlage: • Weltweit werden jährlich über 90 Mio. Tonnen Fisch und Meeresfrüchte gefangen. • Illegaler Fischfang macht nach Schätzungen bis zu 26 Mio. Tonnen aus. 12% • 56,6 Mio. Menschen sind in der Fischerei oder Aquakultur tätig (primärer Sektor). • 720-864 Mio. Menschen sind in der gesamten Fischereiindustrie tätig (das sind 10-12 Prozent der Bevölkerung). des weltweiten Fischfangs sind MSC-zertifiziert. • Fast ein Drittel der weltweiten Bestände ist überfischt. • 290 Fischereien aus 36 Ländern sind MSC-zertifiziert. Sie fangen 12 Prozent der weltweit gemeldeten Fangmenge laut FAO. Intakte Fischbestände, weniger Beifang, mehr Schutzgebiete, stärkere Kontrollen und detaillierte Forschung: MSC-zertifizierte Fischereien tragen dazu bei, den Lebensraum Meer für die Zukunft zu erhalten. Wir ziehen Bilanz: 1238 Jede Fischerei hat Auswirkungen auf den Lebensraum Meer. Auch in einer nachhaltigen Fischerei kann – und sollte – es Raum für weitere Verbesserungen geben. Deshalb bekommen viele Fischereien „Hausaufgaben“ auf: 94 Prozent der zertifizierten Fischereien mussten im Laufe der letzten Jahre ihre Leistung in mindestens einem Bereich weiter Mit nur 12 Prozent des weltweiten Fangs, der MSC-zertifiziert ist, bewegen wir uns immer noch in einer Nische. Es ist nicht mangelndes Interesse von Fischereiseite, das diesen Prozentsatz so niedrig hält. Viele Fischereien schaffen es einfach nicht. Um zu vermeiden, dass unnötig Geld, Zeit und Ressourcen in ein aussichtloses Verfahren investiert werden, durchlaufen die meisten Fischereien eine vertrauliche verbessern. Die Umsetzung solcher Zertifizierungsauflagen zeigen 1238 vielversprechende Ergebnisse. Die Langleinen-Fischerei auf Schwarzen Seehecht in Süd-Georgien ist ein Musterbeispiel für die Veränderungen durch den MSC: Der Seevogel-Beifang wurde von mehreren Tausend auf weniger als zehn pro Jahr gesenkt, die zuvor massive illegale Fischerei so gut wie gestoppt und auf jedem Schiff fahren heute unabhängige Beobachter mit. 50% Auch nach erfolgter Zertifizierung können sich die Fischereien nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. Unabhängige Zertifizierer prüfen einmal jährlich die Projektfortschritte. Kommen Fischereien ihren Auflagen nicht nach, droht eine Suspendierung. Im Jahr 2016 waren Vorbewertung, bevor sie sich entscheiden, in die öffentliche Vollbewertung zu gehen. Die Hälfte aller Fischereien, die zwischen 1997-2014 eine Vorbewertung durchlaufen haben, sind daraufhin nicht im selben Jahr in Vollbewertung gegangen. Viele dieser Fischereien investieren in der Folge in Verbesserungsprojekte, um zu einem späteren Zeitpunkt die MSC-Zertifizierung mit mehr Aufsicht auf Erfolg durchzuführen. 17 Fischereien suspendiert. Das bedeutet, dass die betroffene Fischerei ihre Fische nicht mehr mit MSC Siegel verkaufen darf, solange sie die Schwachpunkte nicht behoben hat. Mehr Informationen auf www.msc.org 17 20 Jahre MSC 16 Das Gros der zertifizierten nachhaltigen Fischereien ist in europäischen und nordamerikanischen Gewässern anzutreffen. Der MSC will sein Programm aber allen Fischereien zugänglich machen, auch wenn sie klein und handwerklich sind und mit Problemen zu kämpfen haben, die für solche Fischereien und/oder für Fischereien in Die Gesundheit des Fischbestandes ist nur ein Aspekt von vielen Weiteren, der im Rahmen einer MSC-Zertifizierung geprüft wird. Eine nachhaltige Fischerei muss auch den Erhalt anderer Teile des marinen Ökosystems, wie zum Beispiel empfindliche Bodenhabitate gewährleisten. Die räumliche 117 Ein Fischereimanagement, das sowohl den Zustand der Fisch-­ bestände als auch des marinen Ökosystems beobachtet, bewertet und steuert, erfordert eine sehr umfassende Erhebung und Analyse von Informationen und Daten, die häufig sehr kostspielig ist. MSC-zertifizierte Fischereien leisten hier einen wichtigen Beitrag. 35 Fischereien haben Forschungsprojekte durchgeführt, um die 30% Die MSC-Zertifizierung bringt den Fischern vielseitige Vorteile: Einige berichten etwa, dass sie aufgrund des MSC-Zertifikats höhere Erzeugerpreise für ihren Fang bekommen. Anderen hat die Zertifizierung dabei geholfen, Kunden langfristig zu binden, neue Absatzmärkte zu erschließen 60 Prozent der weltweiten Fänge auf Schwarzen Seehecht stammen inzwischen aus MSC-zertifizierten Fischereien. Früher wurde der Fisch sehr stark illegal befischt. Gemeinsame Anstrengungen der Nationalen Ozeanographiebehörde der USA (NOAA) und des MSC haben bewirkt, dass die illegale Fischerei auf den Schwarzen Entwicklungsländern typisch sind: ineffektives Fischereimanagement, wenig staatliche Unterstützung, unzureichende Daten und finanzielle Ressourcen. In Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern, Umweltorganisationen und Fischereiexperten hat der MSC eine alternative Methode für die Bewertung von „datenarmen“ Fischereien entwickelt. Bis heute wurden 67 Fischereien mit Anwendung dieser Methode zertifiziert. 16 davon befinden sich in Entwicklungsländern. eigenen Auswirkungen auf den Meeresboden besser zu verstehen. So hat die Kaltwasserkorallenfischerei in Grönland eine Kameraanalyse des Meeresbodens in ihrem Fanggebiet gemacht. Die gewonnenen Ergebnisse haben bei der Etablierung eines marinen Schutzgebietes geholfen. 35 oder Arbeitsplätze zu sichern. So erhalten die zertifizierten deutschen Heringsfischer in der Ostsee dank des MSC-Siegels bis zu 30 Prozent mehr Geld pro Kilo Hering und in Südafrika hat die Zertifizierung der Kap-Seehechtfischerei indirekt dazu beigetragen, rund 12.000 Arbeitsplätze im Fischereisektor und den abhängigen Wirtschaftszweigen zu sichern. 95% BLICK IN DIE ZUKUNFT: Dass heute 14 Prozent der weltweiten Fangmenge entweder MSC-zertifiziert sind oder aus Fischereien stammen, die am MSC-Programm teilnehmen ist ein großer Erfolg, zeigt aber auch, dass es noch viel zu tun gibt. Der MSC möchte diese Zahl bis zum Jahr 2020 auf 20 Prozent und bis 2030 sogar auf ein Drittel steigern. Um dies zu erreichen, wird er seinen Fokus auf Ökosysteme richten, die derzeit im MSC-Programm unterrepräsentiert sind, jedoch hohe Fangmengen anlanden und deren Artenvielfalt Schließung von sensiblen Gebieten für den Fischfang in der Südgeorgischen Fischerei auf schwarzen Seehecht ist nur ein Beispiel von 117, wie MSC-zertifizierte Fischereien zum Erhalt des marinen Meeresbodens beitragen. Seehecht nahezu gestoppt werden konnte. Wurden im Jahr 1997 mutmaßliche 32.500 t schwarz gefischt, wurden die Fänge aus IUU-Fischerei für 2014 auf nur noch 1.500 t geschätzt (95 Prozent weniger illegal gefangener Schwarzer Seehecht). stark bedroht ist. Neben Thunfisch und kleinen pelagischen Arten, betrifft dies unter anderem auch Fischereien, die Tintenfisch und Oktopus fangen. Darüber hinaus möchte der MSC Fischereien aus Entwicklungsländern den Zugang zu seinem Programm weiterhin erleichtern. In den nächsten drei Jahren will der MSC die Anzahl von Fischereien aus Entwicklungsländern in seinem Programm verdoppeln. 20% Laden Sie sich den vollständigen ➜MSC-Fortschrittsbericht 2017 (auf Englisch) herunter.