Im Fokus Statements aus der Praxis „Nutzen erst auf den zweiten Blick?” von Dr. Georg Bayer, Dr. Steffen Kistler und Dr. Frank Kistler Die Frage, welchen Nutzen eine 3D-Diagnostik bietet, scheint auf den ersten Blick nicht unberechtigt. Lagen doch die Erfolgsquoten vor der Einführung dreidimensionaler Diagnostik schon bei über 90 Prozent. Und nach wie vor können langjährig erfahrene Implantologen so manches Implantat anhand ihrer chirurgischen Fertigkeiten und einer OPG-Aufnahme setzen. Doch dieselben Zahnärzte nehmen in komplexeren oder fraglichen Fällen die Option einer räumlichen Darstellung des Operationsfeldes wahr. Denn dafür spricht weit mehr als nur die forensische Sicherheit. Ein Patient will nachvollziehen, „ein”-sehen können, warum ihm sein Zahnarzt eine bestimmte und im Fall einer Implantat-Therapie nicht gerade niedrigpreisige Behandlungsvariante vorschlägt. Anhand einer digitalen Volumentomografie – wir haben ein DVT-Gerät (Galileos) in unserer Praxis stehen – kann der Behandler binnen weniger Sekunden nach der Aufnahme mit dem Patienten dessen orale Situation in aller Ausführlichkeit durchsprechen. Bei dieser bildgestützten Diagnose erlebt der Patient förmlich die Kompetenz seines Behandlers. Nicht selten fällt alleine schon dadurch eine Entscheidung pro Implantation. Der Behandler sieht anhand der hochpräzisen DVT-Aufnahme, welche Behandlungsschritte er aller Voraussicht nach einzuplanen hat. Das wiederum versetzt ihn in die Lage, seinem Patienten umgehend eine weitgehend realistische Kostenangabe machen zu können. Ein nicht zu unterschätzendes Argument in Sachen Patientenloyalität. Implantologen haben es mit räumlichen Strukturen zu tun. Zähne und Nerven, Hart- und Weichgewebe können adäquat nur dreidimensional wiedergegeben werden. Auf dieser Basis wird mit einer entsprechenden Navigationssoftware – wir verwenden ExpertEase (Dentsply Friadent) und med3D – eine ebenso realistische, virtuelle Fallplanung möglich. Erst die dreidimensionale Darstellung macht chirurgische Alternativen sichtbar. Sensible anatomische Strukturen können so schon in der Planung berücksichtigt werden. 342 teamwork J Cont Dent Educ Verschiedene Schnittbilder und 3D-Ansichten versetzen den Behandler in die Lage, wichtige Kriterien wie Positionierung, Angulation, Länge und Durchmesser der Implantate virtuell zu optimieren. Damit kann er seine Planung auf funktionelle, ästhetische, anatomische und chirurgische Aspekte hin überprüfen. Darüber hinaus eröffnen das Makro- und Mikrodesign moderner Implantatsysteme dem erfahrenen Implanteur neue chirurgische Möglichkeiten, die er ohne eine detailgetreue dreidimensionale Bildgebung nicht oder nur eingeschränkt nutzen kann. Je weniger aber augmentiert oder aufgeklappt werden muss, je mehr sich dadurch Dauer und Schwere des Eingriffs verringern, desto eher ist der Patient bereit, in die Behandlung einzustimmen. Und nicht zuletzt fördert die dreidimensionale Planung die Zusammenarbeit zwischen Chirurg, Prothetiker und Zahntechniker. Eine weitere, entscheidende Antwort auf die eingangs gestellte Frage nach dem Nutzen dreidimensionaler Diagnostik und Planung lautet damit: Planungssicherheit, Vorhersagbarkeit und Stressfreiheit. Wir meinen, das ist schon auf den ersten Blick lohnend. Dr. Georg Bayer, Dr. Steffen Kistler, Dr. Frank Kistler Landsberg am Lech Dr. Georg Bayer, Dr. Frank Kistler und Dr. Steffen Kistler (v.l.n.r.)