6. Juni 2011 Energieeinsparung mit System (EP) Energie ist teuer und mindert den Gewinn. Besonders bei Warmhauskulturen sind technische Strategien gefragt, um die Kosten im Rahmen zu halten. Jürgen und Stefan Bongartz haben einige von ihnen in ihrem Gartenbaubetrieb in Mönchengladbach umgesetzt. Jungpflanzen von Beet‐ und Balkonpflanzen in einem breiten Sortiment – das sind die Hauptkulturen im Gartenbaubetrieb der Familie Bongartz. Entsprechend hoch ist der Wärmebedarf. "20° C werden nur selten unterschritten", erzählt Stefan Bongartz. Da kommt nicht nur einiges an Energie zusammen, sondern auch schnell die Überlegung auf, wie sich dieser gewichtige Kostenfaktor minimieren lässt". Eines der Hauptprobleme im Betrieb Bongartz (wie allgemein im deutschen Gartenbau) ist die in Jahrzehnten gewachsene Betriebsstruktur. Auch wenn ein Neubau energietechnisch sicherlich sinnvoll wäre, so ist er in vielen Fällen nicht finanzierbar. Also bleibt nur die Kombination mit der Sanierung alter Bestände und bei Betriebserweiterungen die Konzentration auf neueste Technik. Bei Bongartz ist dieser Kompromiss exemplarisch umgesetzt worden. Zunächst erfolgte eine Veränderung in der Gewichtung der beiden vorhandenen Standorte. Rückzug aus dem in dichter Wohnbebauung eingeengten Betrieb Giesenkirchen hin zum Betriebsteil in Epsendorf mit der Möglichkeit zur Erweiterung. Hier verfügt das Unternehmen inzwischen über eine Hochglasfläche von rund 2,5 Hektar. 1,5 Hektar sind erst kürzlich neu hinzugekommen und ließen sich somit nach den neuesten energietechnischen Standards einrichten. Setzt sich durch: Einfachglas mit Doppelschirm Für die Durchführung des Projekts wurde die niederländische P.L.J. Bom Groep gewonnen. Gebaut wurde eine Venlohaus‐Konstruktion mit einer Stehwandhöhe von 5 m, Gitterbindern, einer extra schmalen Aluminiumrinne (weniger Kältebrücken) und einer Vierscheibenlüftung (zur besseren Klimaführung). Als Dacheindeckung dient normales 4 mm starkes Floatglas. "Das ist energietechnisch gesehen sicherlich nicht optimal" erzählt Stefan Bongartz, "aber andere Lösungen kamen entweder aus Kostengründen (z.B. Doppelglas) oder aus Gründen des Lichtdurchgangs und der zu hohen Luftfeuchte (Stegdoppelplatten, Doppelfolie) für uns nicht infrage". Um dennoch Energie einzusparen, wurde ein doppelter Energieschirm installiert, bestehend aus einem Schattiergewebe von Phormitec und einem Verdunklungstuch mit Aluminiumkaschierung zur besseren Isolierung von Svensson. Die Stehwände des Hauses besitzen allerdings zur besseren Isolierung Stegdoppelplatten aus Polycarbonat und zusätzlich noch einen Rollschirm von Svensson. Mit den Schirmen und der Regelung über den RAM‐Klimacomputer ist das Unternehmen nun in der Lage, den Energieverlust zu minimieren. "Exakte Zahlen gibt es aber noch nicht" erzählt Stefan Bongartz, denn die neuen Häuser sind erst seit kurzer Zeit in Betrieb. Zu spüren ist aber bereits allein aufgrund des großen Luftvolumens die bessere Klimatisierung und exaktere Steuerung. Auch das sind Aspekte, die zur Energieeinsparung beitragen". Oftmals sind es auch scheinbar unwichtige Aspekte, die zu einer besseren Energiebilanz beitragen. So wurde der neue Komplex in quadratischer Form dem Betrieb angegliedert. Das minimiert gegenüber anderen Formen die Angriffsfläche und trägt somit zu einer Einsparung an Energie bei. Zentralverband Gartenbau e.V., Dr. Bente Jacobsen, Projektleitung "Effizienter Energieeinsatz im Gartenbau" Godesberger Allee 142‐148, D ‐ 53175 Bonn Tel.: 0228 81002‐25, Fax: 0228 81002‐48, E‐mail: zvg.jacobsen@g‐net.de www.energieportal‐hortigate.de Die Häuser selber lassen sich darüber hinaus noch durch Rollschirme abtrennen, so dass Bereiche mit unterschiedlichen Temperaturen gefahren werden können. Auch das ist eine sinnvolle Investition für Betriebe wie Bongartz, die viele unterschiedliche Kulturen in ihrem Programm vereinen. Eine exakte Temperaturführung verbessert nicht nur das Kulturergebnis, sondern spart spürbar an Energie. So banal es klingt, aber auch sauber Scheiben tragen zu einer besseren Energiebilanz bei. Sie erhöhen den Lichtdurchgang und erzeugen somit indirekt mehr Wärme. Ein Aspekt, der vor allem in der kalten Jahreszeit hilft, Energie einzusparen. Die neuen Häuser sind bei Bongartz daher mit einer Konstruktion für automatische Dachwaschgeräte ausgestattet. Beauftragt werden dann Lohnunternehmen, die mit entsprechenden Geräten die Scheiben regelmäßig reinigen. Einsatz alternativer Energieträger Trotz aller Maßnahmen zur Energieeinsparung ist es dennoch notwendig, Energieverluste zu ersetzen. Das energieneutrale Gewächshaus ist derzeit jedenfalls noch nur ein interessantes Gedankenmodell. Um auch auf Seite des Energieeintrages Kosten einzusparen, hat sich Bongartz zu mehreren alternativen Lösungen entschlossen. Interessant ist in diesem Fall die Kombination aus einer Holzhackschnitzel‐Verbrennung und einer durch Biogas betriebenen Kraft‐Wärme‐ Kopplungsanlage. Beide Anlagen nutzen nachwachsende Rohstoffe. Als regenerative Energieträger sind sie von der Kostenseite her recht attraktiv und darüber hinaus klimaneutral, d.h. sie tragen nicht zur weiteren Erhöhung der CO2‐Konzentration in der Erdatmosphäre bei. Bei den Holzhackschnitzeln handelt es sich um Abfallstoffe der Holzindustrie. Das Biogas wird von einem benachbarten Landwirt produziert und per Ferngasleitung in den Gartenbaubetrieb geleitet. Hier steht ein Blockheizkraftwerk (BHKW) zur Gewinnung von elektrischer Energie und Wärme. Während die Wärme komplett für die Beheizung der Gewächshäuser genutzt wird, gelangt der produzierte Strom in das öffentliche Netz und wird entsprechend vergütet. Um ein solches BHKW effektiv zu betreiben, ist die Kombination mit einem Wärmespeicher sinnvoll. Bei Bongartz steht dafür ein Speicher von 350 m³ für warmes Wasser zur Verfügung. Wird zuviel Wärme produziert, dann kann der Überschuss hier zwischengelagert werden und steht später bei Bedarf zur Verfügung. Das verbessert die Auslastung einer bewusst kleiner ausgelegten Anlage, weil der Gasmotor bei Volllast weiter arbeiten kann und nicht immer wieder entsprechend der Wärmeanforderung geregelt werden muss. Die Hackschnitzelverbrennung ist für Bongartz quasi der Joker. Sollte das Wärmeangebot des BHKW nicht ausreichen, wird zugeschaltet. In einem großen Bunker steht ausreichend Brennmaterial zur Verfügung. So lassen sich Bedarfsspitzen flexibel überbrücken. Exakte Temperaturregelung durch Spezialrohre Energieeinsparung ist auch immer verbunden mit einer exakten Regelung der Temperatur. Deshalb haben sich Jürgen und Stefan Bongartz auch für die Ausrüstung des gesamten Betriebes mit Alu‐ Flügelrohren entschieden. Die Spezialrohre besitzen die gleiche Wärmeabstrahlung wie normale Heizungsrohre, führen aber weniger Wasser. Dadurch mindert sich die zu regelnde Wassermenge, was eine exaktere Steuerung zur Folge hat. Pendelt bei normalen Rohren die Temperatur gut 1 bis 2° C über oder unter den Sollpunkt, so die Erfahrungen von Stefan Bongartz, dann ist es bei den Flügelrohren eine Differenz von nur 0,5° C. Wie inzwischen im Gartenbau üblich, wird dabei die Hauptenergie in den Pflanzenbestand, bzw. unter die Tische gebracht. Nur rund 30 % wird für die Raumheizung verwendet. Auch das reduziert letzten Endes die Energiekosten. Zentralverband Gartenbau e.V., Dr. Bente Jacobsen, Projektleitung "Effizienter Energieeinsatz im Gartenbau" Godesberger Allee 142‐148, D ‐ 53175 Bonn Tel.: 0228 81002‐25, Fax: 0228 81002‐48, E‐mail: zvg.jacobsen@g‐net.de www.energieportal‐hortigate.de Darüber hinaus werden Ventilatoren eingesetzt, um einer Temperaturschichtung bei geschlossenem Energieschirm vorzubeugen. Je größer diese Temperaturdifferenz am Energieschirm, desto stärker ist der Wärmeverlust. Ventilatoren verhindern die Temperaturschichtung und transportieren zudem noch Wärme in den Pflanzenbestand. Ebenso auf dem neuesten, energiesparenden Stand befindet sich bei Bongartz die Form der Pflanzenbewässerung über Ebbe‐Flut‐Tische. Verdunstet Wasser, dann entzieht es der Luft Energie. Besser im Sinne einer Energieeinsparung ist daher Bewässerung, bei der nur kurz geflutet wird, die Pflanzen sich Wasser nehmen und dann wieder trocken stehen. Ideal ist, wenn die Tanks dafür im Haus stehen. Dadurch ist das Wasser bereits angewärmt und entzieht der Luft nicht so viel Energie Fazit des Unternehmers: "Wir müssen Energiekosten reduzieren und uns stärker auf alternative Energieträger konzentrieren. Wer so weitermacht wie bisher, der wird bei den Preisen zukünftig nicht mehr wettbewerbsfähig sein können". EP/Peter Springer Jungpflanzen von Beet‐ und Balkonpflanzen in einem breiten Sortiment – das sind die Hauptkulturen im Gartenbaubetrieb Bongartz. Entsprechend hoch ist der Wärmebedarf. (EP/Peter Springer) Zentralverband Gartenbau e.V., Dr. Bente Jacobsen, Projektleitung "Effizienter Energieeinsatz im Gartenbau" Godesberger Allee 142‐148, D ‐ 53175 Bonn Tel.: 0228 81002‐25, Fax: 0228 81002‐48, E‐mail: zvg.jacobsen@g‐net.de www.energieportal‐hortigate.de Mit einem doppelten Energieschirm (Schattiergewebe plus Verdunklungstuch) und Alu‐ Flügelrohren als Heizsystem spart der Betrieb Energie ein. (EP/Peter Springer) Zentralverband Gartenbau e.V., Dr. Bente Jacobsen, Projektleitung "Effizienter Energieeinsatz im Gartenbau" Godesberger Allee 142‐148, D ‐ 53175 Bonn Tel.: 0228 81002‐25, Fax: 0228 81002‐48, E‐mail: zvg.jacobsen@g‐net.de www.energieportal‐hortigate.de