Klimawandel CO2 (ppm) www.staff.uni-mainz.de/curtius/Klimawandel/ Login: Klimawandel Password: CO2 WS 05/06 Joachim Curtius Institut für Physik der Atmosphäre Universität Mainz Jacques Chirac, französischer Präsident, 8.12.2005, aus einer Videobotschaft zur Klimakonferenz in Montreal: "Der Klimawandel ist zu einer brutalen und drängenden Realität geworden." Er sei "die größte Bedrohung" für die Zukunft der Menschheit. "Verheerende Naturkatastrophen, Konflikte um Energie-Ressourcen, Klimaflüchtlinge... die Rechnung könnte schnell zu hoch werden". "Was wir in unseren Händen haben, ist die Zukunft unseres Planeten." zitiert nach Spiegel on-line, 8.12.2005 Inhalt 1. Überblick 2. Grundlagen 3. Klimawandel heute: Beobachtungen 4. CO2 5. Andere Treibhausgase 6. Aerosole und Wolken 7. Solare Variabilität 8. Erwarteter zukünftiger Klimawandel 9. Klimageschichte 10. Klimaschutz [IPCC, 2001] Änderung der Wetterextreme [IPCC, 2001] Hurrican Katrina, 2005 Webster et al., Science, 2005: Zunahme der SST und Zunahme der Intensität von Hurrikanen Häufigkeit und Intensität von tropischen Stürmen • Anstieg der Ozeanfläche mit Oberflächentemperaturen >26°C läßt eine Zunahme von tropischen Stürmen plausibel erscheinen. • in 2004 und 2005: Hurrikane auch außerhalb der bisher bekannten Gebiete. • Vorsicht: natürliche Variabilität und Zyklen z.B. weniger Hurrikane in starken El Nino-Jahren. • neben SST >26°C auch andere Faktoren wie Stärke der vertikalen Scherwinde, Hochdruckrücken über zentralem und östlichem Nordatlantik etc.. • Probleme der Vergleichbarkeit von "alten" Daten... • Neueste Untersuchungen von Webster et al., 2005, und Emanuel, 2005, zeigen einen Anstieg der Intensität von tropischen Wirbelstürmen. • Anthropogener Einfluss sehr schwer zu zeigen! Zunahme der Häufigkeit und Intensität von Hitzewellen wie im Sommer 2003 in Europa ist sehr wahrscheinlich. Die Zunahme der Wahrscheinlichkeit für solche Hitzewellen ist auf anthropogene Einflüsse zurückführbar. [z.B.: Stott et al., Nature, 2004, 'Human contribution to the European heatwave of 2003'] Naturkatastrophen 1980-2004 weltweit rot: Erdbeben, Vulkane, Tsunami grün: Stürme blau: Überschwemmungen gelb: Hitze/Kältewellen Schäden durch Naturkatastrophen Zunahme der Schäden deutlich größer als Zunahme der Ereignisse wegen Bevölkerungswachstum, Wohlstandswachstum und zunehmender Besiedlung von gefährdeten Gebieten 4. CO2 Kohlenstoffkreislauf Entwicklung atmosphärisches CO2 anthropogene Quellen des CO2: fossile Brennstoffe, Brandrodung etc. Senken des CO2: Ozeane, Land-Biomasse Rückkopplungen Zeithorizonte, Emissionsszenarien Möglichkeiten der Speicherung von CO2 CO2 ist das mit Abstand wichtigste Klimagas für die aktuelle Klimawandelproblematik: mehr als 50% des geänderten Klimaantriebs geht auf CO2 zurück. unvermeidbares Produkt jeder Verbrennung von fossilen Brennstoffen: CxHy + O2 CO2 + H2O Atmosphärischer CO2-Kreislauf (in Gt C) CO2-Konzentration in der Atmosphäre atmosphärische CO2-Konzentrationen der letzten 650 000 Jahre [Siegenthaler et al., Science, 2005] Kopplung von Temperatur (D) und CO2, zeitlich versetzt um 1000-2000 Jahre... aber enge Rückkopplung neu: lange Warmzeiten; wenig Variation über 30 000 Jahre zwischen 560 und 590 kyr BP atmospärische CO2Konzentrationen in verschiedenen Zeitskalen: atmosphärische CO2-Konzentrationen waren kleiner als 300 ppm in den letzten 650 000 Jahren, vermutlich in den letzen 20 Mio. Jahren bis 2100 steigt CO2 auf 550-975 ppm IPCC 2001 Zeithorizonte: Anthropogen verursachte CO2-Emissionen Mittelwert der 1990er Jahre: aus fossilen Brennstoffen: 6.40.4 PgC/yr = 23.1 Gt CO2/yr (Einheiten: 1 Peta-Gramm Kohlenstoff pro Jahr entspricht 1 Giga-Tonnen C pro Jahr, entspricht 3.66 Gt CO2 pro Jahr) aus "land use change" (im wesentlichen Entwaldung): ~1.70.9 PgC/yr (1980er Jahre) Verbleib des CO2 aus fossilen Brennstoffen: Aufnahme Ozeane (~1.70.5 PgC/yr) Netto-Aufnahme in Land-Biosysteme (1.4 0.7 PgC/yr) Verbleib in der Atmosphäre (3.2 0.1 PgC/yr) IPCC 2001 offene Fragen insbesondere zu "land-use change", "terrestrial sink", und Ocean-Atmosphere-Flux Verbleib des anthropogen verursachten CO2: Aufschlüsselung der Senken durch Vergleich von Abnahme O2 und Zunahme CO2 sowie bekannter Verbrennungsstöchiometrie der fossilen Brennstoffe [IPCC, 2001] Cox et al., Nature, 2000: Akkumulierte Kohlenstoff-Budgets. Aufnahme von CO2 in Böden nimmt ab, Land-Biota wird sogar zur Quelle von CO2 Rückkopplungen: Höhere Temperaturen führen zu niedrigerer Löslichkeit von CO2 im Wasser der Ozeane. Stärkere Stratifizierung der Ozeane bei steigender Oberflächentemperatur führt zu langsamerem Transport von CO2 im Wasser.... CO2-Aufnahme durch Land-Biosysteme ist abhängig von der Temperatur, der Bodenfeuchte und Niederschlägen, dem CO2-Gehalt der Luft, Art der Bewirtschaftung, etc. Permafrostböden tauen auf und setzen große Mengen CO2 und CH4 frei. Derzeit große Unsicherheiten bezüglich der zukünftigen Aufnahme von CO2 durch Land-Biosysteme! Anthropogen verursachtes CO2 [IEA, 2005] Kopplung und Entkopplung von Wirtschaftswachstum und CO2-Emissionen Deutschland DIE ZEIT, 8.12.2005 pro-Kopf-Emissionen CO2: Bangladesch: ca. 133 Mio. Einwohner, ~0,2 t/Kopf China: 1.27 Mrd. Einwohner, inzwischen ~3,0 t/Kopf D: 81 Mio. Einwohner, ~11 t/Kopf USA: 294 Mio. Einwohner, ~21 t/Kopf Weltdurchschnitt: ~4,0 t/Kopf CO2 aus "veränderter Land-Nutzung" Indonesien im El Nino-Jahr 1997/1998: Riesige Wald- und Torfbrände... Abschätzung Siegert et al., Nature, 2001: Schäden in unberührtem Tropenwald gering (5%) Schäden in Tropenwald mit selektivem Einschlag hoch (60%) Schäden in kultivierten Gebieten sehr hoch (>70%) Abschätzung Page et al., Nature, 2002: 0.8-2.6 PgC freigesetzt in Indonesien im Jahr 1997! 13-40% der jährlichen Menge an fossilen Brennstoffen! durchschnittlich 50 cm Torf abgebrannt. Risiko für weitere Feuer gestiegen. in Indonesien noch ca. 25-50 Gt C im Torf gelagert. Indonesien im El Nino-Jahr 1997/1998: Kalimatan und das "Mega Rice Project" mehr als 60 000 Brandherde im Jahr 1998 Verbrannte Fläche größer als die Schweiz [Spektrum der Wissenschaft, 2004] Indonesien im El Nino-Jahr 1997/1998: vollständig zerstört schwere Schäden leichte Schäden [Siegert et al., Nature, 2001] Globale Zerstörung der tropischen Regenwälder: 1 Hektar pro Sekunde (~ 2 Fußballfelder) 86 000 Hektar pro Tag (> Fläche New York) 31 Millionen Hektar pro Jahr (> Fläche Polen) neben CO2-Freisetzung auch viele andere Probleme wie Vernichtung von Tier- und Pflanzenarten, Veränderung des lokalen und regionalen Klimas. 1983 Rondonia, 1970 2000 Zerstörung des tropischen Regenwalds: COUNTRY (in km2) Bolivia (1,098,581) ORIGINAL EXTENT OF FOREST COVER PRESENT EXT. OF PRIMARY FOREST COVER ANNUAL DEFOREST. (km2) 90,000 45,000 1,500 2,860,000 1,800,000 50,000 C. America (522,915) 500,000 55,000 3,300 Columbia (1,138,891) 700,000 180,000 6,500 Congo (342,000) 100,000 80,000 700 Ecuador (270,670) 132,000 44,000 3,000 1,220,000 530,000 12,000 Cote D'Ivoire (322,463) 160,000 4,000 2,500 Laos (236,800) 110,000 25,000 1,000 62,000 10,000 2,000 400,000 110,000 7,000 72,000 10,000 4,000 Philippines (299,400) 250,000 8,000 2,700 Thailand (513,517) 435,000 22,000 6,000 Brazil (8,511,960) Indonesia (1,919,300) Madagascar (590,992) Mexico (1,967,180) Nigeria (924,000) Vgl. EU-25: 3,977,000 km2 CO2-Lagerung Der Spiegel, 28.11.2005 [IPCC, SRCCS, 2005] CO2-Lagerung CO2 wird aus dem Abgas von Kraftwerken herausgefiltert und per pipeline transportiert und dann unterirdisch oder in der Tiefsee eingelagert technisch machbar Kosten: 1-5 cent/kWh zusätzlich einige Verfahren in der Erprobung unterirdische CO2-Lagerung [IPCC, SRCCS, 2005] CO2-Lagerung in der Tiefsee [IPCC, SRCCS, 2005] Vergleich von CO2-Produktion und CO2-Emissionen [IPCC, SRCCS, 2005] Mögliches Entweichen von CO2 zurück in die Atmosphäre [IPCC, SRCCS, 2005] Ein mögliches Zukunfts-Szenario... [IPCC, SRCCS, 2005] Schätzung IPCC, 2001: