WG Jugendwohngemeinschaft Westerholzstr. Jugendwohngemeinschaft Westerholz für unbegleitete, minderjährige Geflüchtete Konzeption Stand 19.12.2016 JWG Westerholz Westerholzstr.15 28237 Bremen Telefon: 0421 / 69641911 [email protected] Hans-Wendt-Stiftung - Verwaltung Am Lehester Deich 17 - 19 28357 Bremen Telefon: 0421 / 24 33 60 www.hans-wendt-stiftung.de Konzeption Seite 1 Seite Seite 2 Konzeption Inhalt 3 I Einleitung 3 II Rahmenbedingungen 3 2.1. Räumliche Bedingungen 4 2.2. Angebotsstruktur 4 2.3. Personal 4 2.4. Gesetzliche Grundlagen 4 2.5. Zielgruppe 5 III Pädagogische Arbeit 5 3.1. Konzeptionelle Leitgedanken 5 3.2. Ziele 5 3.3. Betreuungsphasen 5 3.4. Methoden 7 3.4. Arbeitsfelder 8 3.5. Bezugsbetreuungssystem 9 3.6. Partizipation und Beteiligung 10 3.7. Netzwerkarbeit 11 IV Qualitätssicherung 11 4.1. Dokumentation 11 4.2. Fachberatung und Supervision 11 4.3. Qualitätsmanagementsystem WG Jugendwohngemeinschaft Westerholzstr. I Einleitung I. Die Jugendwohngemeinschaft Westerholzstraße 15 ist eine stationäre Einrichtung der Jugendhilfe der Hans Wendt Stiftung in Bremen Hemelingen. Die Hans-Wendt-Stiftung ist eine öffentliche Stiftung privaten Rechts, die als gemeinnützig anerkannt ist. Die Hans-WendtStiftung (HWST) organisiert in Bremen für Kinder, Jugendliche und deren Familien verschiedene ambulante, teilstationäre und stationäre Angebote. Begründet in der Geschichte und ausgerichtet auf die Zukunft ist es die Aufgabe der HWST Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, sowie deren Familien zu fördern. Wir orientieren uns an systemischen und lerntheoretischen Grundlagen. Die Angebote und die Arbeit der HWST richten sich nach dem Hilfebedarf der Menschen, mit denen wir arbeiten. In den Prozessen unserer Arbeit haben wir einen „langen Atem“. Auch in scheinbar hoffnungslosen Lagen suchen wir nach hoffnungsvollen Lösungen. II Rahmenbedingungen 2.1. Räumliche I. Die Villa Westerholz ist ein ehemaliges Pfarrhaus, das 2015 zur Bedingungen Nutzung als Einrichtung für junge Geflüchtete saniert wurde. Bei der Sanierung wurde Wert darauf gelegt den besonderen Charakter des Hauses zu erhalten und dessen schlichte Eleganz zu bewahren. Auch bei der Einrichtung des Hauses haben wir in den repräsentativen Räumen eine klare, klassische Linie beibehalten. Die großzügigen Räumlichkeiten laden zum Verweilen, Treffen, gemeinsamen Kochen, spielen und essen ein und inspirieren Bewohner und Mitarbeiter gleichsam zum gemeinsamen Werterhalt. Im gesamten Haus wirkt eine exponierte Atmosphäre, die besonders im Erdgeschoss durch die offenen Räume verstärkt wirkt. Schallschutzfenster im Erdgeschoss schützen vor störenden Geräuschen (Züge, Industrie, Handwerk). Im Untergeschoss, das auch eine Verbindung zum Garten hat, befinden sich ein nach neuesten sportwissenschaftlichen Erkenntnissen eingerichteter Fitnessraum (funktionelle Fitness), eine Werkstatt, ein Hauswirtschaftsraum, ein Kicker-Raum, ein Personal-WC, sowie Abstellräume. Im Erdgeschoss sind das Wohnzimmer mit Terrasse, die Küche, das Mitarbeiterbüro, ein Badezimmer und ein Bewohnerzimmer. Wohnzimmer und Küche sind offen verbunden, können aber durch eine Schiebetür separiert werden. Im Obergeschoss befinden sich 5 Einzelzimmer, ein Doppelzimmer, sowie ein Bad für unsere Bewohner. Das Haus steht auf einem ca. 1000 m² Grundstück, mit Rasenflächen, angelegten Beeten und Ecken zum Verweilen. Der Bahnhof Hemelingen ist in 2 Minuten, der Bahnhof Sebaldsbrück in 15 Minuten zu Fuß erreichbar. Konzeption Seite 3 2.2. Angebotsstruktur Insgesamt wird von einer Belegung von 7 unbegleiteten minderjährigen männlichen Geflüchteten ausgegangen. Die Bewohner der Jugendwohngemeinschaft "Villa Westerholz" sind hinsichtlich alltagsbezogener Tätigkeiten bereits sehr selbstständig. Schule oder Ausbildung stellen einen festen Bestandteil in ihrem Tagesablauf dar, weshalb die Kernzeiten der pädagogischen Betreuung täglich zwischen 12 und 19h liegen. Außerhalb dieser Kernzeiten im Haus begleiten wir die Jugendlichen zu Terminen bei Ärzten, Schulen oder Ämtern, besuchen kulturelle Veranstaltungen und unternehmen gemeinsame Aktivitäten. 2.3. Personal Das Team der "Villa Westerholz" setzt sich derzeit im Verhältnis 80:20 aus PädagogInnen und anders qualifizierten MitarbeiterInnen mit langjähriger Erfahrung in der Jugendarbeit zusammen. Der aktuelle Betreuungsschlüssel liegt derzeit bei 1:2,5. Die Einrichtung wird durch eine Diplom-Sozialarbeiterin geleitet mit einer Zusatzqualifikation als systemische Therapeutin. Neben diesem Personal gibt es noch eine Reinigungskraft, sowie die Hausmeister der Stiftung, die für handwerkliche Tätigkeiten zur Verfügung stehen. Die Verwaltung der Einrichtung erfolgt über die zentrale Verwaltung am Lehester Deich. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit der Mitarbeit durch Freiwillige des FSJ. 2.4. Gesetzliche Unsere Arbeit basiert auf den §§ 34, (41) SGB VIII. Wir unterstützen Grundlagen unbegleitete minderjährige Geflüchtete, die aus unterschiedlichen Gründen nach Deutschland gekommen sind, ein selbständiges Leben aufzubauen 2.5.Zielgruppe Junge unbegleitete Geflüchtete im Alter von 16 – 21 Jahren, die: Zuverlässig, regelmäßig zur Schule oder zur Arbeit (EQ oder Ausbildung) gehen, die bereit sind, sich auf das gemeinsame Leben in einer Jugendwohngemeinschaft einzulassen, die in einer gepflegten Wohnumgebung leben möchten und bereit sind, diese, durch die Übernahme von Diensten und die Mitarbeit bei Reparaturen und Verschönerungen, auch mit zu erhalten, insgesamt also schon viele alltagspraktische Fähigkeiten mitbringen und bei der Verwirklichung ihrer Ziele, aufgrund ihrer Fluchtgeschichte, einer instabilen Gesundheit oder Unsicherheiten mit der deutschen Sprache noch professionelle Unterstützung benötigen. Seite 4 Konzeption WG Jugendwohngemeinschaft Westerholzstr. III Pädagogische Arbeit 3.1.Konzeptionelle I. Wir gehen davon aus, dass jedes Verhalten unserer Bewohner Leitgedanken sinnvoll ist. Wenn wir als BetreuerInnen es auch nicht so sofort verstehen, so gehen wir davon aus, dass es für den Bewohner eine Funktion hat. Kritik an uns oder der Einrichtung von unseren Bewohnern verstehen wir als Prüfung der Stabilität des Beziehungsangebotes der Betreuerinnen. Gleichzeitig sehen wir darin eine Einladung zum Dialog. Krisen empfinden wir als Chance zu Veränderungen. 3.2. Ziele Ein Schwerpunkt unserer pädagogischen Arbeit bilden die Ziele und Wünsche des Bewohners. Sie werden möglichst in der ersten Woche nach Beginn der Maßnahme gemeinsam mit dem Bewohner entwickelt. Die Zielvereinbarung bildet zusammen mit der Hilfeplanung des Jugendamtes die Grundlage zur Handlungsplanung. Sie soll möglichst in der ersten Woche der Maßnahme erfolgen. Mithilfe von Zielkarten oder Bildern formuliert der Bewohner Ziele, die auf seiner persönlichen Handlungsebene angesiedelt sind. D.h. sie beginnen mit: „Ich möchte gerne…. Diese erste Phase wird nicht von den PädagogInnen kommentiert, um den Gedankenfluss des Bewohners nicht zu unterbrechen. Die nächste Phase ist ein Gespräch über die Ziele: „Was meinst du denn damit?“ „Was bedeutet denn für dich…? Anschließend sortiert und skaliert der Bewohner seine Ziele. Gemeinsam mit dem Bewohner werden anschließend die in den Zielen enthaltenen Arbeitsaufträge besprochen. 3.3. Methoden Die angewandten Methoden stammen aus den Bereichen „Systemische Beratung“ und „Traumapädagogik“. Im Folgenden heben wir einige Methoden hervor, die uns in der Arbeit mit unseren Bewohnern als besonders wichtig erscheinen und als Basis-Methoden betrachtet werden können. Aktives Zuhören Die Methode „Aktives Zuhören“ bedeutet für uns eine grundsätzliche Haltung in den Gesprächen mit unseren Bewohnern, insbesondere dann, wenn Emotionen im Vordergrund der Botschaften stehen. Wir gehen davon aus, dass sich jemand, der sich verstanden und angenommen fühlt, besser auf seine neue Lebenssituation einlassen kann. Somit geht es bei dieser Methode um „ein zwischen den Zeilen hören“, darum, die in den Botschaften enthaltenen Gefühle aufzunehmen, wiederzugeben und zum Gegenstand des Dialoges zu gestalten. Dabei hören wir vor allem auf die un- oder halbausgesprochenen Emotionen und Erlebnisse unserer Bewohner. Das heißt, wir reagieren nicht nur auf die gesprochene Botschaft, sondern auf das, was – nach Konzeption Seite 5 unserem Verständnis - dahinter steckt. Emotional beladene Ereignisse können so der dialogischen Interaktion zwischen BetreuerIn und Bewohner zugänglich gemacht werden. Dem Bewohner sollen sein eigenes Erleben, seine Emotionen und Bedürfnisse sortiert zugänglich gemacht werden. Das Ziel hierbei ist, gemeinsam einen besseren Umgang in emotional belasteten Situationen einzuüben. Die Erfahrung, dass jemand aktiv zuhört und Emotionen nicht zur Eskalation sondern in die Sortierung und in einen Dialog münden, soll unseren Bewohnern helfen, noch sachlichere Entscheidungen zu treffen und selbst besser zuhören zu können. Die exponierte Bedeutung dieser Methode basiert auf der Erfahrung, dass gerade Menschen, die sich nach traumatischen Erfahrungen, in einer ungewohnten Umgebung, mit einer noch fremden Sprache mitteilen müssen, in besonderer Weise auf wohlwollende, geduldige Gesprächspartner*Innen angewiesen sind. Feedback Ein weiteres bedeutendes Element in der täglichen Kommunikation mit unseren Bewohnern stellt das Feedback da. Das Feedback, also die gegenseitige Rückmeldung über das Verhalten, dient der Orientierung und Einordnung des eigenen Verhaltens im Zusammenhang mit der Bewältigung der täglichen Herausforderungen, hier im Besonderen, in einer noch ungewohnten Umgebung mit teilweise fremden Gegebenheiten. Die Bewohner erfahren durch das Feedback, welches Verhalten gut war und welches Verhalten geändert werden sollte (immer vor dem Hintergrund der Verwirklichung der Ziele des Bewohners). Die Betreuer*Innen nehmen eine professionelle Haltung ein und wissen, eigene Vorstellungen und Werte, wenn überhaupt, sensibel und im Sinne der Ziele des Bewohners einfließen zu lassen. Wir geben unseren Bewohnern Feedback vor allem in der Form eines „Feedback auf adäquates Verhalten“ oder in Form eines „Feedback auf inadäquates Verhalten“. Der Anteil von positivem Feedback, also das „Feedback auf adäquates Verhalten“ sollte grundsätzlich deutlich überwiegen, damit die Bewohner Sicherheit und Stabilität erfahren. Erst auf dieser Grundlage bewerten wir ein „Feedback auf inadäquates Verhalten“ als sinnvoll. Ich Botschaften Um unsere Bewohner in ihrem Verhalten zu bestätigen oder gegebenenfalls zu Veränderungen zu stimulieren, nutzen wir die Technik „Ich –Botschaften“. Wir achten grundsätzlich darauf, dass wir langsam und deutlich sprechen im Besonderen in emotional geprägten Situationen. Ich-Botschaften nutzen wir u.a., um nicht in eine von Vorwürfen geprägten und in die Eskalation oder einen Rückzug führende Sprache zu gelangen, sondern einen konstruktiven Dialog zu gestalten. Seite 6 Konzeption WG Jugendwohngemeinschaft Westerholzstr. Wir nutzen zwei Grundformen der „Ich-Botschaften“: Die unterstützende und die konfrontierende, wobei wir darauf achten, dass der weitaus überwiegende Teil der Botschaften aus „Unterstützenden Ich-Botschaften“ besteht. Auch hier gilt der Grundsatz: Stabilität und Sicherheit vor Anreiz zur Verhaltensänderung. Das Narrativ Das Ziel des Narrativs (Geschichte, Erzählung) ist, den Lebensumständen oder bestimmten Verhaltensweisen eine neue Erklärung und damit einen Sinn zu geben. Das Narrativ besteht aus drei Teilen: Die Einführung (die gute Zeit), das krisenhafte Erleben und schließlich der Abschluss (die sichere und zukünftige Zeit). Wir können davon ausgehen, dass alle unserer Bewohner während ihrer Flucht traumatische Erfahrungen machen mussten. Da unsere Bewohner in der Regel zur Schule gehen oder schon einen Ausbildungsplatz gefunden haben, somit also lernen können, ist davon auszugehen, dass sie (noch) keine posttraumatische Belastungsstörung etabliert haben, die eine schnellstmögliche Psychotherapie erforderlich macht. Die Notwendigkeit, in einer Situation der Flucht zu überleben, hat allerdings Folgen für die Gesundheit und Auswirkungen auf das Verhalten. Sowohl was die (vermeintlich) körperlichen Symptome wie Verspannungen in Schulter- Nacken und Rückenbereich, Bauchschmerzen, Unwohlsein, Schlafstörungen angeht, als auch auf das Verhalten. Hier stellen sich oft Gefühle von Überforderung ein. Einen Einstieg in den Bereich traumapädagogische Methodik stellt das Narrativ da. Die Arbeit mit einem Narrativ kann in Biographie- und Genogrammarbeit münden, sofern der Bewohner offen hierfür ist. Der Dialog über das Narrativ kann auch psychoedukativ genutzt werden. Anhand des Beispiels aus der Geschichte bietet es sich möglicherweise an, die Funktion des dreigliedrigen Gehirns zu erklären, damit unsere Bewohner bestimmte Gefühle oder Verhaltensweisen besser verstehen können. 3.4.Arbeitsfelder Die oben genannten Methoden werden in verschiedenen Arbeitsfeldern angewandt: Alltagspraktische Fertigkeiten Die Jugendlichen, die zu uns kommen bringen bereits viele Fertigkeiten in diesem Bereich mit, z.B. können sie kochen und für ihre körperliche Hygiene sorgen. Unterstützung wird oftmals noch benötigt darin Briefe zu lesen, zu verstehen und entsprechend zu beantworten. Es geht auch darum vertraut zu werden mit den Institutionen in Bremen, die für ihre Belange wichtig sind. Konzeption Seite 7 Schulische berufliche Bildung Dieses Arbeitsfeld ist für unsere Jugendlichen sehr wichtig. Sie benötigen Beratung und Begleitung in ihrer schulischen Entwicklung, wann ist z.B. eine EQ Maßnahme geeignet für sie und wie kann man eine passende Praktikumsstelle finden, sind hier Themen die immer wiederkehren. Freizeit In diesem Bereich geht es darum mit den Jugendlichen gemeinsam zu schauen, was für sie eine geeignete Freizeitbeschäftigung wäre. Was wäre ein guter Ausgleich zu den sehr intensiven Lernphasen, die die Jugendlichen mitunter haben. Wichtig ist uns in dem Zusammenhang auch das gemeinschaftliche Freizeiterleben in der Wohngemeinschaft. Gesundheit Auf Grund ihrer persönlichen Geschichte haben einige unserer Bewohner gesundheitliche Probleme, die Begleitung zu Ärzten/ Fachärzten ist ein Teil unserer Arbeit. Psychosoziale Entwicklung Unsere Bewohner sind auf Grund ihrer Fluchtgeschichte und auch ihres Alters von 16- 21 Jahren in einer Lebensphase in der sie einen stabilen Rahmen benötigen, den wir ihnen gern bieten. Die weiter oben genannten Methoden dienen auch dazu sie in ihrer psychosozialen Entwicklung zu unterstützen. Ggf. begleiten wir die Jgdl. auch zu weiterführenden Therapien. Asyl- und ausländerrechtliche Angelegenheiten Die Klärung des Aufenthaltsstatus ist für unsere Bewohner von zentraler Bedeutung auf diesem Weg begleiten wir sie und kooperieren mit verschiedenen Beratungsstellen. 3.5.Bezugsbetreuungs- Generell arbeiten wir in der Villa Westerholz in einer system Bezugsbetreuung. Das heißt, jeder Jugendliche hat eine/n BezugsbetreuerIn, der/die als primäre/r AnsprechpartnerIn bei offiziellen Absprachen mit Schule, Arbeits- oder Praktikumsstelle, dem Casemanagement, der Vormundschaft und dem Amt fungiert und den Überblick über alle wichtigen Angelegenheiten behält und verantwortlich ist für deren Dokumentation. In der täglichen Arbeit mit den Jugendlichen legen wir jedoch viel Wert auf die Arbeit im Team. Die Jugendlichen finden in jeder/m BetreuerIn ein Gegenüber mit offenem Ohr und Interesse an den hervorgebrachten Anliegen. Dabei obliegt es der Entscheidung des Jugendlichen sich mit Fragestellungen und Anliegen an den/die BetreuerIn zu wenden, bei dem/r die jeweiligen Dinge gut angesprochen werden können. Essentiell ist dabei eine gute Kommunikation und Absprache im Team und die Rückmeldung an den/die BezugsbetreuerIn. Seite 8 Konzeption WG Jugendwohngemeinschaft Westerholzstr. 3.6. Partizipation und Nach unserem Verständnis sind eine von Wertschätzung und Beteiligung Annahme geprägte Haltung und ein Umgang auf Augenhöhe, eine wichtige Vorrausetzung für gelingende Teilnahmeprozesse. Im Vordergrund steht für uns die bewusste Förderung einer partizipatorischen Grundhaltung auf Seiten unserer Bewohner. Deren eigene Stimme wollen wir stärken und die Anteile von Entscheidungsfreiheit betonen und aufzeigen. Das bedeutet, dass wir MitarbeiterInnen offen sind für die Anliegen und Wünsche unserer Bewohner, dass auch unbequeme und von Adoleszenz geprägte Bedürfnisse oder solche, die ihren Ursprung im der Migrationsproblematik haben, ernst genommen werden. Hierzu halten wir auch eine Offenheit für neue und unbekannte Erfahrungen im Arbeitsalltag für erforderlich. Alle Ziele der Bewohner bedeuten für uns Gegenstand von Teilnahmeprozessen. Sie bilden u.E. eine Grundlage für unsere pädagogische Handlungsplanung. Unsere Bewohner sollen „Nein sagen“ dürfen und ihr eigenes Tempo bei der Bewältigung der Alltagsaufgaben wählen. Wir achten darauf, dass die Eigenständigkeit der Persönlichkeit gewahrt wird. Auf struktureller Ebene haben wir die Teilhabe unserer Bewohner mit einem regelmäßig stattfindenden Bewohnerforum verankert (jeder erste Mittwoch im Monat). Das Bewohnerforum beginnt mit einem gemeinsamen Essen. Später hat jeder Teilnehmer die Möglichkeit, seine Themen einzubringen. Nach der Sammlung der Themen, werden diese besprochen und gemeinsam Lösungen entwickelt. Wir achten auf eine verständliche Sprache unsererseits. Die Bewohner haben auch die Möglichkeit, in ihrer Sprache untereinander Ideen zu diskutieren, um zu eigenen Ergebnissen zu gelangen. Die Bewohner sind über Beschwerdemöglichkeiten aufgeklärt und können ihre Beschwerden mündlich oder auch schriftlich in einen Beschwerdebriefkasten anbringen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Gestaltung transparenter Arbeitsprozesse. Die Bewohner können Teile oder auch ihre gesamte Akte selbst aufbewahren und werden bei der Führung ihrer Akte unterstützt. Zum Thema Aufenthalt werden die Bewohner mittels Beratungsterminen eingebunden. Unsere Bewohner sind grundsätzlich an allen Entscheidung, die mit der Gestaltung des Zusammenlebens in unserer Jugendwohngemeinschaft zusammenhängen, beteiligt. So werden sie einbezogen bei der Belegung des Hauses, die Zusammensetzung der Gruppe, Freizeitangebote, Ferien- und Hausprogramm, Anschaffungen, Instandhaltung des Hauses, Entwicklung der Dienste (Küche, Bad, Garten etc.), sowie an der Entwicklung einer Hausordnung. 3.7. Netzwerkarbeit Neben der engen Zusammenarbeit im Team und dem regen Austausch mit der Leitung, sowie Kollegen aus anderen Einrichtungen der Hans- Wendt Stiftung, ist vorrangig eine gute Zusammenarbeit mit dem Casemanagement und der Vormund der Konzeption Seite 9 Jugendlichen wichtig um eine gute Ausgangsbasis für das Wohlergehen der Jugendlichen zu schaffen. Des Weiteren sind uns gute Absprachen und Kontakte mit Lehrer*Innen und Ansprechpartner*Innen in Praktikums- und Ausbildungsbetrieben wichtig, um am schulischen und betrieblichen Alltag der Jugendlichen teilzuhaben und eine gute Unterstützung darin bieten zu können. Ermöglicht wird dies auch durch das Engagement von Mentor*Innen und Freiwilligen, die den Jugendlichen zudem in mancherlei Fragestellung behilflich sind und einen von der Einrichtung unabhängigen und oftmals wichtigen Kontakt darstellen. Über den AK Jugend sind wir mit weiteren Einrichtungen in Hemelingen vernetzt, die in der Jugendhilfe tätig sind. Dort werden monatlich Informationen über Neuigkeiten und aktuelle Aktivitäten im Stadtteil ausgetauscht, um den Jugendlichen Möglichkeiten aufzuzeigen aktiv am Leben im Stadtteil und ihrer näheren Umgebung teilzuhaben. Auch der Austausch mit weiteren Institutionen ist uns ein großes Anliegen. Mit Fluchtraum; der Flüchtlingsinitiative; der Rechtsberatung, um Fragen der Jugendlichen zum aktuellen Stand des Aufenthaltsrechts zu klären; der Uni, um hinsichtlich der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Thema Migration und Flucht auf dem Laufenden zu bleiben. Unterstützung erfahren die Jugendlichen auch durch die Arbeit von Ehrenamtlichen im Haus, diese gehören zum Netzwerk der Einrichtung. Seite 10 Konzeption WG Jugendwohngemeinschaft Westerholzstr. IV Qualitätssicherung 4.1. Dokumentation Die Dokumentation der Arbeit findet im Rahmen eines elektronischen Datensystems (EDE) statt. Hierin werden Protokolle, Handlungspläne und Berichte erstellt. 4.2. Fachberatung und Die pädagogische Arbeit der Kollegen wird durch eine regelmäßige Supervision Fachberatung durch die Leitung begleitet. Darüber hinaus können die Mitarbeiter sich in Kindeswohlfragen durch eine insofern erfahrene Fachkraft beraten lassen. Und es besteht das Angebot eine Beratung durch eine Therapeutin der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Anspruch zu nehmen. Eine Supervision der Kollegen wird extern angeboten. 4.3. Qualitäts- Die Hans-Wendt-Stiftung ist zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2008. managementsystem Zur Sicherstellung der Qualitätsstandards werden jährlich interne und externe Audits durchgeführt. Das QM-Handbuch beschreibt durch Dienstanweisungen und Verfahrensvereinbarungen die Organisation und Arbeitsaufgaben der Hans- Wendt Stiftung. Gespräche zwischen der überweisenden Institution und den sozialpädagogischen Fachkräften des Trägers finden vorrangig in Gegenwart des jungen Menschen statt (§ 62(2) SGB VIII). Alle schriftlichen Berichte, Handlungspläne etc., die von der sozialpädagogischen Fachkraft angefertigt werden, respektive dem Jugendamt überlassen werden, werden vorher mit den jungen Menschen besprochen und von ihnen unterzeichnet, ggf. auch mit gegenteiligen Auffassungen. Der gesetzliche Vertreter wird ggf. einbezogen. Eine Ausnahme bildet die Situation einer akuten Kindeswohlgefährdung. Die JWG Westerholz für unbegleitete minderjährige Geflüchtete ist Teil des Qualitätsmanagements. Durch Verfahrensvereinbarungen und Dokumentationen soll sichergestellt werden, dass Aufnahme, Betreuung und Abschluss der Betreuung den Qualitätsstandards entsprechen. Ein Qualitätszirkel mit delegierten KollegInnen aus jedem Team überprüft einmal jährlich die bestehenden Verfahrensvereinbarungen auf ihre Umsetzung. Diese werden ggf. überarbeitet. Die vorliegende Konzeption wird alle zwei Jahre überarbeitet und anhand der neuen Entwicklungen und Anforderungen ergänzt. de Konzeption Seite 11 www.hans-wendt-stiftung.de Seite 12 Konzeption