Date: 20.06.2016 Hauptausgabe St. Galler Tagblatt / Ausgabe St. Gallen+GossauGenre de média: Médias imprimés 9001 St. Gallen Type de média: Presse journ./hebd. 071 272 77 11 Tirage: 25'272 www.tagblatt.ch Parution: 6x/semaine N° de thème: 310.012 N° d'abonnement: 310012 Page: 3 Surface: 76'579 mm² In Genf wird frisch renoviert Bund, Kanton und Stadt Genf greifen tief in die Tasche, um die internationalen Organisationen in Genf zu halten. Manchmal bleiben aus Furcht vor der Konkurrenz sogar unangenehme Informationen unter Verschluss. Bild: Ky/Magali Gi'ardin Die Organisation «Handicap International» stellte die Skulptur «Broken Chair» als Mahnmal gegen Personenminen in Genf auf. Observation des médias Analyse des médias Gestion de l'information Services linguistiques ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, case postale, 8027 Zurich Tél. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Réf. Argus: 61962777 Coupure Page: 1/3 Date: 20.06.2016 Hauptausgabe St. Galler Tagblatt / Ausgabe St. Gallen+GossauGenre de média: Médias imprimés 9001 St. Gallen Type de média: Presse journ./hebd. 071 272 77 11 Tirage: 25'272 www.tagblatt.ch Parution: 6x/semaine N° de thème: 310.012 N° d'abonnement: 310012 Page: 3 Surface: 76'579 mm² muss auch das Gebäude der wanderungspläne aufs Tapet ist nach dem welt- Internationalen Arbeitsorganisa- und lösen bei den Schweizern berühmten Jet d'Eau das am tion (IAO), und die Weltgesund- Hektik aus. Jüngstes Beispiel ist DENISE LACHAT GENF. Er zweithäufigsten fotografierte Monument Genfs: Der «Broken Chair» des Schweizer Künstlers Daniel Berset, der Stuhl mit dem zerfetzten vierten Bein. Er misst zwölf Meter, wiegt 5,5 Tonnen und ist ein Mahnmal gegen den Einsatz von Antipersonenminen und Streumunition, die trotz internationaler Ächtung jedes Jahr Zehntausende von Zivilisten grausam verstümmeln. Die regierungsunabhängige Organisation «Handicap International» hatte Broken Chair 1997 als Pro- visorium aufgestellt, doch den (WHO) heitsorganisation braucht einen Neubau. Die Schweiz verteidigt so ihre langjährige Tradition als Gast- die Internationale Telekommunikationsorganisation (ITU). Indien und die Arabischen Emirate wollten die ITU von Genf weg- staat internationaler Organisa- locken. Nach zwei Jahren Hin tionen. Den Grundstein legte und Her fiel Ende Mai der EntHenry Dunant vor über 150 Jah- scheid zum Verbleib in Genf. ren mit der Gründung des Inter- Welsche Medien schrieben, der nationalen Komitees des Roten Bund habe die gesamten 150 Kreuzes (IKRK) im Jahr 1863. Millionen Franken für den Neu1919, nach dem Ersten Welt- bau als Darlehen versprochen. krieg, kam zum humanitären Pol Das Aussendepartement (EDA) mit dem Völkerbund ein politi- widerspricht. Die Schweiz sei scher Pol hinzu. Nach dem Zwei- von der ITU wegen eines Darten Weltkrieg wurde aus Genf lehens angefragt worden, doch definitiv das internationale die Diskussionen hätten sich bisGenf, wie es heute in der ganzen her auf technische Fragen beWelt bekannt ist: Die Organisa- schränkt. Zudem werde jeder Genfern wuchs die Skulptur ans Herz. So thront er weiterhin wie eine stumme Anklage gegenüber dem «Palais des Nations», dem tion der Vereinten Nationen Kredit dem Parlament vorgelegt. (UNO) wählte Genf für ihren Sitz der UNO in Genf. Europasitz. In der Folge liessen Bericht unter Verschluss Kosten von über einer Milliarde sich zahlreiche Programme und Dennoch: Die Schweizer sind Vor kurzem renoviert, steht er Sonderorganisationen der UNO nervöser als auch schon, wenn nach dem Willen von «Handicap in der Rhonestadt nieder, neben es um die Interessen des Inter- International» heute auch als der WHO auch die Weltorganisa- nationalen Genf geht. So blieb Zeichen für die Instabilität der tion für geistiges Eigentum ein Bericht des Genfer RechWelt, für das Ringen um Balance, (WIPO), das UNO-Hochkomfür Flüchtlinge Ausgleich, Kompromiss. Damit missariat (UNHCR) oder jenes für Menentspricht der Broken Chair ganz schenrechte (OHCHR). dem Selbstverständnis des Internationalen Genf. Ein Selbstver- Zwei Jahre Ringen um die ITU nungshofs, welcher der Immobilienstiftung für die internationa(FIPOI) len Organisationen Günstlingswirtschaft und eine sehr ungefähre Geschäftsführung vorwarf, während Monaten Stand das Palais des Nations unter Verschluss. Nach dem heftigen Konkurrenz aus dem zunächst noch einsam auf der Motto: Jetzt bloss keine Polemik ständnis, das die Genfer und die Bundesbehörden angesichts der Ausland nun mit einem tiefen grünen Wiese, ist das Quartier in der heiklen Phase, in der die Griff in die eigene Tasche pfle- inzwischen dicht bebaut: 30 in- 173 Mitgliedländer der UNO Organisationen, über ihre Hälfte der Palastsaniegen. Renovation, Um- und Neu- ternationale bau des in die Jahre gekomme- mehr als 300 Nichtregierungs- rung debattieren. Die Renova- nen Immobilienparks werden organisationen und die ständi- tion ist im Trockenen. Wer die über eine Milliarde Franken ver- gen Vertretungen von 173 Län- Geheimhaltung veranlasst hat, schlingen. Alleine die Renova- dern machen Genf zu einem bleibt umstritten: Rechnungshof tion des in den Sechzigerjahren gebauten UNO-Sitzes ist auf 836 Millionen Franken budgetiert. Der Bund und die Genfer steuern die Hälfte in Form von Darlehen bei. Der Nationalrat gab letzte Woche grünes Licht für insgesamt 440 Millionen Franken. Denn renoviert werden Zentrum der «globalen Gouvernanz», wie es der Bundesrat in seiner Botschaft zur Stärkung der Rolle der Schweiz als Gaststaat formuliert. Die hohen Kosten in und FIPOI schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu. Ebenfalls noch ausstehend ist die Publikation des Berichts über die FIPOI, den das EDA beim Genf, der Spardruck auf den ehemaligen Bundesrichter Organisationen wie auch neue Claude Rouiller in Auftrag geTechnologien und Arbeitsme- geben hat. Mit dem Dossier verthoden bringen regelmässig Ab- traute Quellen wissen, dass Observation des médias Analyse des médias Gestion de l'information Services linguistiques ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, case postale, 8027 Zurich Tél. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Réf. Argus: 61962777 Coupure Page: 2/3 Date: 20.06.2016 Hauptausgabe St. Galler Tagblatt / Ausgabe St. Gallen+GossauGenre de média: Médias imprimés 9001 St. Gallen Type de média: Presse journ./hebd. 071 272 77 11 Tirage: 25'272 www.tagblatt.ch Parution: 6x/semaine N° de thème: 310.012 N° d'abonnement: 310012 Page: 3 Surface: 76'579 mm² Rouiller die Mängel bestätigt. Die FIPOI hat inzwischen einen neuen Direktor und soll ihre Arbeitsweise verbessert haben. Um Genf als Drehscheibe der Schweizer Diplomatie, der Aus- sen- und Wirtschaftspolitik zu erhalten, lässt die Schweiz den Organisationen viel Zeit. 50 Jah- re, um zinslose Darlehen für Neubauten zurückzuzahlen, 30 Jahre bei Renovationen zu zinsgünstigem Kredit. Böse Zungen behaupten, das sei kein Kredit, sondern ein Geschenk. Observation des médias Analyse des médias Gestion de l'information Services linguistiques ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, case postale, 8027 Zurich Tél. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Réf. Argus: 61962777 Coupure Page: 3/3