Dr. Albert Rohan: Laudatio für Rubina Möhring „Jeder hat das Recht

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Dr. Albert Rohan:
Laudatio für Rubina Möhring
„Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie
Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen
ungehindert anzuhängen und über Medien jeder Art und ohne
Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu
empfangen und zu verbreiten.“
So lautet Art. 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte,
welche von der UNO Generalversammlung am 10. Dezember 1948
angenommen wurde.
Medienfreiheit als unveräußerliches Menschenrecht ist auch der
Leitfaden für Rubina Möhrings berufliches Leben und Wirken.
Als Historikerin ausgebildet, ist sie mit Leib und Seele Journalistin.
Sie begann ihre Karriere bei der Tageszeitung „Die Presse“, wo sie
zunächst mit sozialen Fragen und später in der Auslandsredaktion mit
außenpolitischen Themen befasst war. Bald wechselte sie in den ORF
und arbeitete dort viele Jahre lang in verschiedenen Funktionen. Sie
drehte Dokumentationen über internationale Politik und Geschichte,
war Redakteurin des „Auslandsreport“ und der Nachrichtensendung
„Zeit im Bild“, Chefin von „Zeit im Bild I“ und schließlich
Repräsentantin des ORF für 3Sat und Leiterin der Bereiche Kultur und
Wissenschaft.
Heute ist sie freie Journalistin, regelmäßige Beiträge aus ihrer Feder
können unter anderem in der Tageszeitung „Der Standard“ gelesen
werden.
Rubina Möhring ist eine Aktivistin, sie kämpft für ihre Anliegen, ihre
Waffen sind das geschriebene und das gesprochene Wort. Ihre
zahlreichen Auftritte als Panelistin oder Moderatorin bei
internationalen Konferenzen und Seminaren, ihre Vorlesungen an
Universitäten, Beiträge zu Radio- und Fernsehprogrammen und ihre
Publikationen lassen klar erkennen, wofür sich Rubina Möhring mit
all ihrer Kraft und Persönlichkeit einsetzt:
die Freiheit der Medien, die Rechte der Frauen und der Schutz der
Schutzbedürftigen.
Die unabhängigen Medien sind immer das erste Opfer autoritärer
Tendenzen, wie wir sie heute in vielen Ländern der Welt und nicht
zuletzt in unserer näheren und weiteren Nachbarschaft feststellen
müssen. Journalisten, die ihrem Beruf in professioneller und
objektiver Weise nachgehen, riskieren oftmals ihr Leben, sie werden
mit Freiheitsentzug bedroht oder verlieren die wirtschaftliche
Grundlage ihres Daseins.
Als Präsidentin der österreichischen Sektion der angesehenen
Nichtregierungsorganisation „Reporter ohne Grenzen“ hat es sich
Rubina Möhring zur Aufgabe gemacht, immer wieder auf die
Unterdrückung freier Medien aufmerksam zu machen und die
Unterstützung für aus politischen Gründen inhaftierte Journalisten
einzumahnen.
Ihre in den letzten Monaten veröffentlichten Appelle betreffen so
unterschiedliche Situationen wie die widerrechtliche Verurteilung des
Journalisten Bekhi Makubu im südafrikanischen Swaziland, die
völlige Gleichschaltung der Medien in der Krim nach ihrer Annexion
durch Russland, die Ermordung des bekannten jemenitischen
Journalisten und Menschenrechtsaktivisten al Khaivani in Jemen’s
Hauptstadt Sanaa und das Schicksal des zu tausend Peitschenhieben
verurteilten saudi-arabischen Bloggers Raif Badawi. Der
unermüdliche Einsatz von Reporter ohne Grenzen Österreich unter der
Leitung von Rubina Möhring für die Freiheit der Medien wurde 2007
durch die Verleihung des Dr. Karl Renner Preises der Stadt Wien
öffentlich anerkannt und gewürdigt.
Auch der von Rubina Möhring 2002 initiierte „Press Freedom Award
- A Signal for Europe“ dient dem Zweck, den freien und demokratisch
orientierten Journalismus in Ost- und Südost Europa zu fördern.
Inzwischen wurde der von „Reporter ohne Grenzen“ jährlich
verliehene Preis jungen Journalisten und Journalistinnen aus
insgesamt 16 Ländern zuerkannt.
Die Rechte der Frauen und ihre Gleichberechtigung in der Arbeitswelt
sind ein weiteres Gebiet von Rubina Möhring’s Engagement. In ihrer
Zeit beim ORF initiierte sie den ersten ORFAusschuss für
Frauenfragen und setzte die Eröffnung eines Betriebskindergartens im
Wiener ORF Zentrum durch. Sie ließ vergleichende Statistiken über
Gehälter und Karrieren von Frauen und Männer im ORF erheben und
begründete mit ihnen die Forderung nach einer Frauenquote von
mindestens 30% in Führungspositionen. An den Universitäten von
Wien und Innsbruck hielt sie Vorlesungen zum Thema „ Frauen in
den Medien“, mehrere ihrer Publikationen sind der Situation von
Frauen im Mittleren Osten und in Indien gewidmet.
Im Rahmen ihrer humanitären Bemühungen setzt sich Rubina
Möhring nicht nur für verfolgte Journalisten in aller Welt ein, sondern
auch für Menschen, die als Asylsuchende nach Österreich kommen
und in unserem Land vielerlei Unbill erfahren müssen. In ihrem Buch
„Die Asylfalle“ beschreibt sie in kritischer Weise das österreichische
Asylrecht sowie die von den Behörden geübte restriktive und oft
inhumane Praxis im Umgang mit Asylanten. Mit der Aufnahme einer
Asylantenfamilie in ihrem eigenem Heim hat Rubina Möhring in
eindrucksvoller Weise gezeigt, dass sie sich nicht auf schöne Worte
beschränkt, sondern nötigenfalls bereit ist, auch selbst zur Tat zu
schreiten.
Gesellschaftspolitisches Engagement ist für Rubina Möhring eine
Selbstverständlichkeit. Sie kämpft gegen Intoleranz, Fremdenhass,
Rassismus, Antisemitismus ebenso wie gegen das Vergessen und die
Leugnung der Vergangenheit. Diesem Zweck diente auch ihre
Beteiligung am „Vienna Project“ im vergangenen Jahr. Diese
Initiative“, so Rubina Möhring, „entziehe alle damaligen Opfer der
Gefahr des Vergessens und mahne gerade heute wieder die
unantastbare Würde des Menschen und die sorgsame Respektierung
der Menschenrechte ein. „Nie wieder“ sei der Leitgedanke der UNO
Menschenrechtserklärung, „nie wieder“ sei heute so aktuell wie nie“.
Eine dynamische und engagierte Zivilgesellschaft wird oft als das Salz
der Demokratie bezeichnet. Rubina Möhring ist eine herausragende
Repräsentantin einer solchen Zivilgesellschaft und ich freue mich,
dass sie mit dem Concordia Publizistik Preis 2014 geehrte wird.
Der Preisträgerin darf ich zu dieser Auszeichnung sehr herzlich
gratulieren.
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