Geschichtlicher und aktueller Stellenwert der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar Jahresarbeit von Lukas Bosold Jahrgang: Q1/2 Schule: Freiherr-vom-Stein-Schule Fachbereich: Deutsch Lehrerin: Frau Heckmann-Schminke Inhaltsverzeichnis Seite 1. Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2. Die Entwicklung der Herzogi n-Anna-Amalia-Bibliothek bis heute 2.1 Die Gründung der Bibliothek bis zur ersten Krise im Jahre 1743 . . . . . . . . . 2-3 2.2 Die Weimarer Bibliothek nach dem Tod von Ernst August . . . . . . . . . . . . . .3-4 2.3 Die Bibliothek unter Anna Amalia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4-5 2.4 Die Oberaufsicht der Bibliothek unter Goethe und Voigt . . . . . . . . . . . . . . . 5-6 2.5 Die Bibliothek im Zeitraum vom 19. Jahrhundert bis zum Beginn des 1. Weltkriegs (1914) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6-7 2.6 Die Bibliothek nach dem 1. Weltkrieg bis zum Jahr 1969 . . . . . . . . . . . . . . .7-8 2.7 Die Bibliothek von 1991 bis heute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8-10 3. Die Herzogin Anna Amalia 3.1 Ihre Kindheit bis zu ihrer Konfirmation (1739-1754). . . . . . . . . . . . . . . . . . .10 3.2 Vermählung mit Ernst August II. Constantin und Obervormundschaftliche Regierung in Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10-11 3.3 Anna Amalias Rückzug als Staatsperson . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 3.4 Anna Amalias Reise nach Italien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 3.5 Ihre letzten Lebensjahre .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 4. Der historische Stellenwert der Bibliothek . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12-15 5. Der heutige Stellenwert der Bibliothek . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15-16 6. Nachwort .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16-17 7. Bilder .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18-24 8. Literaturverzei chnis und Quel lenver zei chnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .25-26 9. Anhang .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27-28 Dokumentationsbericht zum Arbeitsprozess 1 1. Vorwort In meiner Jahresarbeit befasse ich mich mit der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar. Zu Beginn werde ich mich zum einen ausführlich mit der Entwicklung der Bibliothek und zum anderen mit der Namensgeberin Anna Amalia auseinandersetzen. Dabei werde ich auch ganz gezielt darauf eingehen, welchen Einfluss die Herzogin Anna Amalia auf die Bibliothek besaß. Zuletzt befasse ich mich mit meiner Fragestellung, was für einen historischen Stellenwert (1691-2004) und was für einen heutigen Stellenwert (2004 bis 2014) die Bibliothek besitzt. Ich möchte mich mit diesem Thema beschäftigen, weil ich mich sehr für geschichtliche Entwicklungen interessiere und da es mir Spaß macht, Unterschiede von früher und heute festzustellen. Außerdem mag ich auch Bibliotheken, da ich gerne lese und somit mich auch für Bücher interessiere. Eine zusätzliche Motivation gibt mir das Thema dadurch, dass ich die Möglichkeit besitze, die Bibliothek in Weimar zu besuchen und somit mir auch einen persönlichen Eindruck verschaffen kann. Demzufolge bin ich sehr zufrieden mit meinem Thema, da meine Jahresarbeit ein Kombination aus Deutsch und Geschichte ist. 2. Die Entwicklung der Anna Amalia Bibliothek bis heute 2.1 Die Gründung der Bibliothek bis zur ersten Krise im Jahre 1743 Das Gründungsdatum der Bibliothek ist der 12. Juli 1691. An diesem Tag fiel nämlich das thüringische Territorium Sachsen-Jena an das Herzogtum Sachsen-Weimar und zu einem kleinen Teil an Sachsen-Eisenach zurück. Die Residenzstadt Jena wurde ein Terra von Sachsen-Weimar. Der Grund der Aufteilung bestand darin, dass der Herzog von Sachsen-Jena Johann Wilhelm kinderlos im Jahre 1690 verstarb und es somit keinen Nachfolger mehr gab. Infolgedessen erlosch die Linie der Herzöge von SachsenJena. Durch den Erbvertag vom 12. Juli 1691 erhielt die Stadt Weimar 500 Bänder der erloschenen Jenaer Linie des ehemaligen Herzoghauses in Jena. Die 500 Bänder wurden zu der fürstlichen Kammerbibliothek, die ihren Sitz im Residenzschloss in Weimar hatte, hinzugefügt. Zu diesem Zeitpunkt besaß die fürstliche Bibliothek ungefähr eine Sammlung von tausend Bänden, darunter eine ganze Reihe von Drucken der Stadt Weimar. 1 Regierender Herrscher von Sachsen-Weimar war zu dieser Zeit Wilhelm Ernst. Dieser eigenwillige Herrscher, der im Gegensatz zu seinem Vater Johann Ernst der II. Bücher mochte und ihnen staatsrepräsentative Werte zuteilte, öffnete seine Bibliothek, allerdings sehr eingeschränkt für die Öffentlichkeit. 2 Seitdem war die Bibliothek nicht nur für den Hof und der fürstlichen Familie zugänglich, sondern auch für Professoren und Studenten. Des Weiteren nutzte er die fürstliche Bibliothek auch als ein Repräsentativinstrument, da sein Herzogtum sehr arm war und keinen großen Stellenwert im Deutschen Reich besaß. Daher hatte der Fürst die Absicht, dass viele Menschen nach Weimar reisen sollten. Diesen Wunsch wollte er dadurch erfüllen, indem er sein Herzogtum in eine Gelehrtenrepublik umwandeln wollte. Die erste große Bestandsvermehrung ging in Jahre 1704 von dannen. In diesem Jahr erwarb der Herzog die Büchersammlung von dem Dichter Friedrich von Logau. Die Sammlung umfasste 1 http://www.klassik-stiftung.de/upl oads/tx_lombkswmargcontent/3.1.2.4.4 Geschichte _aus fuehrlich_04.pdf Autor: Michel Knoche S.1 2 Verl ag: Insel, Die Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Autor: Annette Seemann S. 13 2 6687 Bänder und kostete 15000 Taler. Kurze Zeit später stellte er den berühmten Konrad Samuel Schurzfleisch, Professor für Poesie und Geschichte an der Kursächsischen Universität Wittenberg als Bibliotheksdirektor ein. Im selben Jahr erwarb Schurzfleisch im Auftrag seines Herzogs die Büchersammlung des verstorbenen Philologen Marquard Gude. Diese Büchersammlung beinhaltete 1000 Bänder. Als im Jahre 1708 Konrad Samuel Schurzfleisch verstarb, wurde dessen jüngerer Bruder Heinrich Leonhard Schurzfleisch sein Nachfolger. 3 Auch er hatte die Aufgabe, die Bibliothek zu erweitern. Zudem besaß er seit seiner Übersiedlung nach Weimar die Privatbibliothek seines verstorbenen Bruders. Die Sammlung bestand aus 7000 Bänden, von denen die meisten aus dem 16. und 17. Jahrhundert stammten. Als im Jahr 1722 Heinrich Leonhard Schurzfleisch verstarb, übernahm die fürstliche Bibliothek die ganze Privatsammlung von seinen älteren Bruder. Somit wuchs deren Bestand auf bis zu 18000 Bände an. 4 Im selben Jahr begann Schurzfleisch´s Nachfolger Johann Matthias Gesner, ein Katalog in alphabetischer Ordnung (Nominalkatalog) und einen nach der Systematik der Fächer (Realkatalog) anzulegen. Doch da er noch als Lehrer tätig war, hatte er nur wenig Zeit für die Bibliotheksarbeit, sodass auch unter ihn kein einheitlicher Katalog entstanden ist. 5 1728 kam die Bibliotheksentwicklung zum erlegen, da nach dem Tod von Wilhelm Ernst dessen Neffe Ernst August sein Nachfolger wurde. Dieser sah nämlich die Bibliothek nicht als ein Prestigegewinn an und gab aus diesem Grunde das Geld eher für den Bau bzw. Umbau von Lust- und Jagdschlössern aus. Das mangelnde Interesse des Herzogs, das Fehlen von qualifiziertem Personal sowie die fehlende finanziellen Mittel bewirkten, dass immer weniger Menschen die Bibliothek besuchten und sie sogar vorübergehend geschlossen 6 wurde. 2.2. Die Weimarer Bibliothek nach dem Tod von Ernst August: Neue Ordnungen und ein eigenständiger Etat Nach Ernst August`s Tod (19. Januar 1748) wurde sein elfjähriger Sohn Ernst August Constantin sein Nachfolger. Da er jedoch zu dieser Zeit noch nicht volljährig war, durfte er noch nicht die Regierung übernehmen. Somit übernahm eine obervormundschaftliche Regierung unter Friedrich III. von Sachsen-Gotha und Franz Josias von Sachsen-Coburg die Landesadministration. 7 Im Mai 1750 wurde der Theologe Wilhelm Ernst Bartholomaei als Bibliothekar eingestellt. Da er jedoch gesundheitlich nicht in bester Verfassung war, wurde er nur einen Monat später durch sein jüngeren Bruder Johann Christian unterstützt. Die beiden Brüder aktivierten die Erwerbungspolitik neu, indem sie besonders viel Wert auf die Anschaffung von aktueller Literatur sowie von größeren Sammlungen legten. Darüber hinaus legten sie eine neue Ausleihordnung fest. Demnach durfte jeder Bürger aus Weimar, der ein hohes Eigenkapital besaß, Bücher für vier Wochen ausleihen. Auswärtige benötigten dafür die Erlaubnis der Bibliothekskommission. Zu guter Letzt sah ihre neue Ordnung vor, dass 3 Verl ag: Insel, Die Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Autor: Annette Seemann S. 16 Verl ag: Insel, Die Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Autor: Annette Seemann S. 16, 18 5 Verl ag: Insel, Die Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Autor: Annette Seemann S. 18, 19 6 Verl ag: Böhl au, Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Autor: Miriam von Gehren S. 74, 75 7 Verl ag: Insel, Die Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Autor: Annette Seemann S. 23 4 3 der Nominalkatalog zu Ende geführt wurde und dass ein Entwurf zu einem Realkatalog angefertigt werden sollte. 8 1756 wurde der erste Realkatalog der Bibliothek veröffentlicht. Bei diesem handgeschriebenen Katalog handelte es sich um ein Archiv, indem der gesamte Buchbestand in sieben Hauptgruppen und unzählige Unterklassen unterteilt wurde. Dieser Katalog wurde alleine von den beiden Batholomaeis Brüder entworfen und nach dem Tod von Wilhelm Ernst Bartholomaeis (1752) von seinem jüngeren Bruder Johann Christian vervollständigt. Besonders erwähnenswert ist die im Jahre 1757 durch Johann Christian Bartholomaei erworbene Katechismussammlung von den Theologen Caspar Binder. In dieser 1200 Bände umfassenden Sammlung ging es um die Unterweisung der Grundfragen des christlichen Glaubens. Diese Sammlung besaß einen unheimlichen Wert und hatte vor allem bei den religiösen Bürgern einen großen Stellenwert inne. Da der Herrscher Ernst August Constantin so begeistert von der Bestandsergänzung war, beschloss er am 10. Februar 1758, dass der Bibliothek einen eigenen Jahresetat von 400 Reichstalern zugute steht. 9 Dadurch, dass die Bibliothek von nun an eigenständigen Etat besaß, wurde sie immer mehr in die staatliche Verwaltung integriert. Durch sie erlangte die Stadt Weimar einen immer größeren Stellenwert gegenüber den Bürgern und Auswärtigen. Die Bibliothek stand für die kostenlose Zugänglichkeit in die Welt der Literatur und Wissenschaft. Jedoch war die Bibliothek immer noch nicht für jeden Einzelnen zugänglich, da man in Weimar einen festen und gutbezahlten Beruf ausüben musste, um in die Bibliothek eintreten zu dürfen. 2.3 Die Bibliothek unter Anna Amalia Nach Ernst August II. Constantin´s Tod am 28. Mai 1758, übernahm seine Frau Anna Amalia die Regierung und war bis zur Volljährigkeit ihres bis dato einjährigen Sohnes Carl August das Staatsoberhaupt von Sachsen-Weimar. Während ihrer Regierungszeit war ihr vor allem die Umstrukturierung der Bibliothek wichtig. Zu Beginn ihrer Regierungsübernahme besaß die Bibliothek zwar eine beträchtliche Anzahl von 30.000 Büchern, jedoch war sie immer noch nur für bestimmte Berufsgruppen (zum Beispiel Professoren oder Theologen) zugänglich. 10 Anna Amalia wollte jedoch, dass die prachtvolle Bibliothek für alle Menschen benutzt werden durfte, sei es für Menschen, die nicht viel Geld besitzen oder für Auswärtige aus dem In- und Ausland. Die Regentin verlangte also, dass die Bibliothek nicht nur als „repräsentatives Schaustück“ dienen sollte, sondern auch ein Ort der Bildung für jedermann sein sollte. Zudem wollte die Herzogin, dass die Bibliothek in ein eigenständiges Gebäude untergebracht wird, da sich so die Bibliothek von dem Hof loslösen würde und man durch ein prachtvolles eigenständiges Bibliotheksgebäude das Ansehen des Herzogtums bzw. der Bibliothek steigern würde. 11 Zu guter Letzt war auch der Platzmangel eine Intention der Herzogin, die Bibliothek in ein eigenständiges Gebäude zu verlagern. In der Wilhelmsburg gab es nämlich für Neuanschaffungen von Büchern keinen Platz mehr und Anna Amalia bestand darauf, den Buchbestand so weit wie möglich zu erweitern. Und so kam es, dass die fürstliche Büchersammlung 1766 in das Renaissanceschlösschen einzog, nur wenige 8 Verl ag: Böhlau, Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Autor : Miriam von Gehren S. 76-77 Verl ag: Insel, Die Geschichte der Herzogin Anna Amali a Bibliothek, Autor: Ann ette Seemann S. 24 10 Audioguide der Anna Amalia Bibliothek (Vom 18.10.2013) 11 Verlag: Insel, Die Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Autor: Annette Seemann S. 27 9 4 hundert Meter von der Wilhelmsburg entfernt. Das Schloss, das zuvor als Aufbewahrungsstätte und Waffenkammer diente, konnte jedoch bis dato die komplette Büchersammlung nicht aufnehmen. Deshalb wurde das Gebäude grundlegend modernisiert. 12 Der Raum in der Mitte des Schlosses wurde umfangreich saniert und erweitert, sodass der dreigeschossige Raum von nun an als Schausaal (heute wird er als Rokokosaal bezeichnet) über drei (bzw. nach dem Brand von 2004 über zwei) Galerien verfügte. Die Galerien konnte man durch eine neu gebaute Treppe erschließen. Als Material für die Innenraumverkleidung wurde zum größten Teil Holz in den Farben Schwarz, Weiß und Gold verwendet. Im Gegensatz zu dem Schausaal wurde der Erdgeschosssaal nicht umgebaut. Dort hatten die übrigen Bücher der Bibliothek von nun an ihren Platz. Nach dem Umzug der Bibliothek, die seit dem für jeden Bürger zugänglich war, setzte sich die Herzogin für eine Bestandsvermehrung ein. So kaufte sie zum Beispiel 1767 ca. 500 Dramen aus der Zeit von 1450 bis 1750, die zuvor dem 1766 verstorbenen Schriftsteller Johann Christoph Gottscheds gehörten. Da die Herzogin sich auch sehr für Sprachen interessierte, kaufte sie sowohl für sich wie auch die für die Bibliothek seltene Editionen und Originalausgaben von englischer, französischer und deutschen Dichtungen. Als Anna Amalia am 10. April 1807 verstarb, erließ ihr Sohn Carl August einen Beschluss, wonach der Rest ihrer Büchersammlung in die Bibliothek eingehen sollte. Der Rest ihrer Sammlung war vor allem von italienischer Literatur geprägt, die sie seit den 1880er Jahren aus dem Grund ihrer geplanten Italienreise (1788-1790) sammelte. 13 Durch Anna Amalias Handeln bekam die Bibliothek einen noch größeren Stellenwert zugeschrieben. Zum einen deshalb, weil sie sich dafür sorgte, dass jeder Bürger, ob reich oder arm die Bibliothek als Wissensquelle benutzen durfte und zum anderen, weil sie sich aktiv mit der Buchvermehrung auseinandersetzte und ihre eigenen Büchersammlung, die 2000 Titel und 5000 Bände umfasste, der Bibliothek übergab. Obendrein war sie es auch, die auf die Idee kam, dass die Bibliothek ein eigenes Gebäude benötigte, da es einen erheblichen Platzmangel in der Wilhelmsburg gab. Auch der Dichter Friedrich von Schiller war bei seinem Eintreffen in Weimar (Sommer 1787) sehr begeistert von der Bibliothek. So schrieb er am 16. August 1787 Folgendes an seinen Freund Körner: „Die hiesige Bibliothek ist ansehnlich und in musterhafter Ordnung erhalten. Hier ist ein Realkatalog, dass jedes Buch in seinem Fach in wenigen Minuten zu finden ist. Die Geschichte und die klassischen Autoren sind vortrefflich besetzt.“14 2.4 Die Oberaufsicht der Bibliothek unter Goethe und Voigt Im Dezember 1797 setze der regierende Fürst Carl August die beiden Dichter Johann Wolfgang von Goethe und Christian Gottlob Voigt als neue Oberaufsicht über die Bibliothek ein. Zusammen mit Voigt und den Kollegen der Büchereikommission entwarf Goethe eine Benutzerordnung für die Bibliothek. Am 26. Februar 1798 trat die Ordnung, die nie gedruckt wurde, sondern nur auf zwei Seiten Papier verschriftlicht 12 . Verlag Insel, Die Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Autor : Ann ette Seemann S. 26, 27 Verl ag Insel, Die Geschichte der Herzogin Anna Amal ia Bibliothek, Autor: Ann ette Seemann S. 32 14 Vgl. http://www.klassik-stiftung.de/upl oads/tx_lombkswmargcontent/3.1.2.4.4 Geschichte_ ausfuehrlich_04.pdf Autor: Michel Knoche S.3 13 5 wurde, in Kraft. Die 16 Paragraphen beinhalteten unter anderem, dass man nur mittwochs und sonnabends von 9 bis 13 Uhr Bücher ausleihen durfte, dass die Leihfrist 3 Monate galt, sowie dass man beschädigte Bücher ersetzen musste. Außerdem konnten von nun an auch Kinder Bücher ausleihen. Voraussetzung war nur, dass man eine Unterschrift von den Eltern oder von den Lehrern dem Bibliothekpersonal vorzeigen musste. 15 In der ersten Phase der Oberaufsicht von Goethe und Voigt hatte die Bibliothek 476 eingetragene Leser, von denen etwa ein Drittel Hofangehörige waren. Der Rest kam aus zahlreichen Berufsgruppen, von Schauspielern bis zu Kupferstechern. Außerdem kann man aus den Ausleihbüchern entnehmen, dass auch 38 Schüler zu den eingetragenen Lesern gehörten. 16 Wegen der ständig wachsenden Anzahl von Ausleihen und Besuchern erstellte Herzog Carl August am 21. März 1810 eine neue Besuchs- und Gebrauchsanleitung, die erstmals gedruckt vorlag. Die Vorschriften, die Goethe und Voigt erließen, blieben zwar erhalten, doch von nun an musste jeder Benutzer, der ein Buch nach der festgelegten 3- monatigen Leihfrist nicht zurückgab, mit hohen Mahngebühren rechnen und sogar mit Hausdurchsuchungen. Zudem wurde es jedem Besucher untersagt, wertvolle, mit Kupferstichen ausgestatteten Bücher und Nachschlagewerke auszuleihen. 17 2.5 Die Bibliothek im Zeitraum vom 19. Jahrhundert Bis zum Beginn des 1. Weltkriegs (1914) Musealisierung und erneuter Ort der Wissenschaftspflege Nach dem Tod von Carl August (1828) und Goethe (1832) mussten sowohl Carl Augusts Nachfolger Karl Friedrich wie auch die nachfolgenden Direktoren der Bibliothek mit wesentlich weniger Geldmitteln auskommen. Das Herzogtum war wegen seinen vielen Schulden zum Sparen gezwungen, was dazu führte, dass die Bibliothek in den Folgejahren nur noch mit einer Summe zwischen 1000 und 2000 Talern zum Erwerb von Büchern zur Verfügung hatte. Im Jahr 1830 hatte man noch 10.000 Taler zur Verfügung. Deshalb ging die Erwerbungsrate von Büchern sehr stark zurück, was zur Folge hatte, dass zum Beispiel Studenten oder Wissenschaftler die Universitätsbibliothek in Jena von nun an bevorzugten. In erster Linie war die Bibliothek fast in dem kompletten 19. Jahrhundert eine museale Einrichtung. Ein Zeichen der Musealisierung der Bibliothek war die steigende Anzahl von Besuchern, die die Bibliothek besichtigten wollten. Im Laufe des 19. Jahrhunderts musste der 16 http://www.klassik-stiftung.de/upl oads/tx_lombkswmargcontent/3.1.2.4.4 Geschichte_ ausfuehrlich_04.pdf Autor: Michel Knoche S. 3 16 Verl ag: Insel, Die Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Autor: Annette Seemann S. 44 17 Verlag: Insel, Die Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Autor : Ann ette Seemann S. 56, 57 6 Besucher für das Betreten des prachtvollen Rokokosaals eine Gebühr von 50 Pfennigen bezahlen, die der Bibliothek zur Gute kam. 18 1875 umfasste die Bibliothek mittlerweile 175.000 Bände, darunter eine aus 6000 Einheiten umfasster Kartensammlung von Carl August sowie eine aus 1.600 Bänden umfassende Sammlung von seltenen italienischen Drucken. 19 Der letzte Bibliothekar vor dem Beginn des 1. Weltkriegs wurde im Jahre 1893 der Journalist und Schriftsteller Paul von Bojanowski. Noch im selben Jahr erwarb er durch Schenkung die Privatbibliothek von seinem Vorgänger Reinhold Köhlers. Seine Sammlung bestand aus 2600 Titeln, von denen die meisten Titel germanistische Werke, volkskundliche Werke, sowie seltene Märchen- und Volksliteratur waren. 1904 erwarb Bojanowski in München siebzehn Biografien von Luther sowie eine originale Handschrift mit 100 Liedern von dem Wormser Sänger Hans Folz. Jedoch war dieser kostenintensive Kauf eine Ausnahme zu dieser Zeit, da das Herzogtum wie die meisten anderen Provinzen im Deutschen Reich Finanzprobleme besaßen. Schließlich kam der Kauf in München nur durch eine zusätzliche Geldspende von der Regierung unter der Führung von Herzog Wilhelm Ernst zustande. Durch die Tätigkeiten von Bojanowski erlangte die Bibliothek wieder den Status als Ort für Wissenschaftspflege und Recherchierens. Jedoch wirken nicht nur die vielen neuen Bücher (ein Drittel der Neuanschaffungen seit 1875 lassen sich auf Schenkungen zurückführen) als Anziehungspunkt für Wissenschaftler und Studenten, auch durch die zahlreichen neuen Ausstellungen in den Bibliotheksräumen machten das Grüne Schlösschen zu einen wohlfühlsamen und besonders ansprechenden Ort. Ein wichtiges Beispiel von erfolgreichen Ausstellungen waren die Gedenktage zum 100. Todestag der Herzogin Anna Amalia. Bojanowski zeigte in dieser Ausstellung, die von 7. bis zum 11. April 1907 stattfand, 7 Büsten, 21 Gemälde sowie zahlreiche Handschriften von Anna Amalia. Darunter ist ihr persönliches Italienisches Tagebuch besonders hervorzuheben. 20 2.6 Die Bibliothek nach dem 1. Weltkrieg bis zum Jahr 1969 Nach dem Ende des 1. Weltkriegs und der Abdankung des letzten Weimarer Großherzogs Wilhelm Ernst wurde das Herzogtum Sachsen-Weimar Eisenach zum Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach und ging 1920 im neu gegründeten Land Thüringen auf, was dazu führte, dass die Bibliothek in die Trägerschaft der Thüringer 18 http://www.klassikstiftung.de/upl oads/tx_lombkswmargcontent/3.1.2.4.4Geschichte_aus fuehrli ch_04.pdf Autor: Michel Knoche S.5 19 http://www.buecher-wiki.de/index.php/BuecherWi ki/Herzogi nAnnaAmal iaBibliothek 20 Verlag: Insel Die Geschichte der Herzogin Anna Amal ia Bibliothek Autor: Annette Seemann S. 78, 79 ,80 21 Verlag: Insel, Die Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Autor : Ann ette Seemann S. 84 22 Verlag: Insel, Die Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Autor: Annette Seemann S. 88 7 Landesregierung wechselte und den Namen Thüringische Landesbibliothek erhielt. 21 Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht im Deutschen Reich übernahmen, musste sich auch die Bibliothek den Nationalsozialismus anpassen. Demzufolge musste die Weimarer Bibliothek wie auch alle anderen Bibliotheken in Deutschland antinationalsozialistische Bücher wie zum Beispiel sozialdemokratische Bände entfernen. 22 Kurz vor dem Ende des 2. Weltkriegs (1939-1945) wurde die Stadt Weimar am 9. Februar, 27. Februar sowie am 10 März 1945 durch Bombenangriffe der USA stark verwüstet. Zirka ein Drittel der Bauwerke Weimars wurden durch die verheerenden Luftangriffe zerstört. Die Landesbibliothek blieb jedoch unversehrt. Daher wurde die Bibliothek schon am 23. April 1945 wieder geöffnet. Nachdem die Sowjetunion am 1. Juli 1945 die Besatzungsmacht in Thüringen einnahm, wurden alle nazistischen, kriegsverherrliche, und imperialistische Bücher ausgesondert und an die sowjetische Behörde abgegeben. Insgesamt 10.000 Bücher bzw. Schriften waren von dieser Aussonderung betroffen. 23 Am Anfang der 50er Jahre wuchs der Buchbestand unter anderem durch Nachlässe von Werner Deetjen auf 450.000 Bände an. Da die sowjetische Besatzungsmacht sehr viel Wert auf Bildung legte, wurde ein allgemeiner Bildungsauftrag formuliert, der auch für die Landesbibliothek gelten sollte. Demzufolge wurde der Stadt Weimar einen höheren Erwerbungsetat zugesprochen. Die Bibliothek sollte wieder als wissenschaftliche Quelle genutzt werden. Da die Landesbibliothek fortan keinen Wert mehr auf den Kauf von deutscher Literatur der klassischen Epoche legte, übernahm dies die Weimarer Zentralbibliothek im Jahr 1954. Ein Jahr später erhielt sie den Namen, „Nationale Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar“, kurz NFG. Die Zentralbibliothek war für all das verantwortlich, was zu der klassischen Epoche gehörte. Dazu gehörte unter anderem das Goethe- und Schillerhaus, sowie zahlreiche Schlösser und Bauten in Weimar. Zudem war die NFG für deren Erhaltung und Zugänglichkeit verantwortlich. 24 1969 wurde schließlich auch die Weimarer Landesbibliothek in die NFG überführt, was dazu führte, dass sie von nun an „Zentralbibliothek der deutschen Klassik“ hieß. Seit dieser Eingliederung spezialisierte sich die Bibliothek komplett auf die deutsche Literatur der Periode 1750 bis 1850. Insgesamt bedeutete die Überführung in die NFG eine Bestandsvermehrung von ca. 140.000 Bänden, die zum größten Teil die deutsche Literatur von der Aufklärung bis zur Spätromantik abdeckten. 25 Jedoch mussten auch mindestens 20.000 Bände, die sich nicht mit der Deutschen Klassik beschäftigten, ausgesondert werden. Die ausgesonderten Bände, darunter Bücher zum Thema Architektur- und Musikwissenschaft, Technik, Medizin und Sport, wurden an 26 verschiedene Institutionen abgegeben. 2.7 Die Bibliothek von 1991 bis heute 23 Verlag: Insel, Die Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Autor: Annette Seemann S. 90 Verlag: Insel, Die Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Autor: Annette Seemann S. 94 25 http://www.buecher-wiki.de/index.php/BuecherWi ki/Herzogi nAnnaAmal iaBibliothek 26 Verlag: Insel, Die Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Autor: Annette Seemann S. 99 24 8 Umbaumaßnahmen und ein verheerender Brand 1991 erhielt die Bibliothek den Namen ihrer Förderin Anna Amalia. Seitdem heißt sie Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek. Da auch zu dieser Zeit noch ein erhebliches Platzprobleme existierte, plante die Stadt Weimar den Bau eines Erweiterungsgebäudes. Schließlich entschied man sich für einen umfangreichen Erweiterungsanbau, indem die Bibliothek sich mit drei Gebäuden (Grünen Schloss, Gelben Schloss und Neue Wache) verbinden sollte. 27 Die drei Gebäude wurden mit Hilfe eines sogenannten unterirdischen Büchermagazins miteinander verbunden. Hier wurden seit der Fertigstellung (2005) besonders die sehr wertvollen Bücher gelagert. Außerdem wurde zwischen den Gebäuden ein quadratisches Gebäude errichtet, der sogenannte Bücherkubus. Der Bücherkubus, der sich in vier Geschossen unterteilt, nahm nach seiner Fertigstellung ca. 100.000 Bände auf, die in Fachgebiete und Unterkategorie unterteilt wurden. Doch kurz vor der Eröffnung der Erweiterungsanbauten ereignete sich etwas, womit niemand gerechnet hat. Ab 21. September 2004 brannte es auf einmal gegen 20:30 Uhr im Rokokosaal. Durch eine defekte Kabelleitung kam es zu einen so verheerenden Brand, dass die oberen zwei Stockwerke der Bibliothek völlig zerstört wurden. Schon ein paar Minuten später, nachdem der Brandmelder Alarm schlug, stürmte eine große Anzahl von Mitarbeitern sowie von Weimarer Bürgern in die Bibliothek, um die wertvollen Buchbestände zu retten. 28 Den furchtbaren Abend beschrieb der Bibliothekdirektor Michel Knoche (geb. 1951) folgendermaßen: „ Wir standen vor unserem Haus und konnten nichts mehr unternehmen… Irgendwann sagte ein Mitarbeiter, auch die Musikaliensammlung Anna Amalias mit den Notendrucken und handschriftlichen Partituren stünde mitten im Brandherd, ein kostbarer Schatz, den wir geplant hatten im Rahmen eines wissenschaftlichen Projekts besser zugänglich zu machen. Die Feuerwehrleute auf ihren Drehleitern spritzen Wasser aus vollen Rohren.“29 Neben der Musikaliensammlung von Anna Amalia fielen auch zahlreiche seltene Drucke sowie die meisten Bücher der Schurzfleischsammlung dem Brand zum Opfer. Rund 50.000 Bücher wurden an diesem Abend komplett vernichtet und weitere 118.000 beschädigt, davon ca. 62.000 durch Nässe. 30 Nach dem Brand wurden von den ca. 118.000 beschädigten Bücher 62.000 durchnässte Exemplare in das Zentrum für Bucherhaltung nach Leipzig gebracht, um dort mit der Gefriertrocknung wieder restauriert zu werden. 31 Die restlichen, durch Ruß- und Brandschäden beschädigten Bücher, wurden, bzw. werden immer noch in Weimar und in Leipzig restauriert. 32 Nach umfangreicher Sanierung (Kosten ca. 3,5 Millionen Euro), wurde die Bibliothek schließlich im Oktober 2007 wieder eröffnet. Seit dem 1. Dezember 2007 ist sie außerdem wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. 33 Während seiner Ansprache zur Eröffnung der Bibliothek hob der damalige Bundespräsident Horst Köhler die 27 Vgl. Verlag: Insel, Die Geschichte der Herzogin Anna Amali a Bibliothek, Autor: Annette Seemann S. 110 Verl ag: Insel, Die Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Autor: Annette Seemann S. 108-109 29 Vgl. Verl ag: Insel, Die Geschichte der Herzogin Anna Amali a Bibliothek, Autor: Ann ette Seemann S. 110 30 http://www.anna-amalia-bibliothek.de/de/buchverlust.html 31 http://www.anna-amalia-bibliothek.de/de/buchrestauri erung.html 32 Audioguide der Anna Amali a Bibliothek ( Vom 18.10.2013) 33 Audioguide der Anna Amali a Bibliothek ( Vom 18.10.2013) 28 9 Bedeutung des Gebäudes hervor. So sagte er, die Wiedereröffnung sei „trotz der unwiederbringlichen Verluste ein Freudentag für die Kulturnation Deutschlands.“34 Bis heute sind von den 50.000 verbrannten Büchern ca. 22.000 Exemplare neu erworben worden. Bis man alle vernichteten Werke wieder durch Neuanschaffung beisammen hat, werden jedoch noch Jahrzehnte vergehen, da dieser Vorgang sehr kostspielig ist. Des Weiteren soll die Buchrestaurierung der ca. 118.000 Exemplare (seit Oktober 2007 befinden sich 60.000 Bücher wieder in der Bibliothek) bis 2015 abgeschlossen sein. 35 Die Kosten für die Buchrestaurierung und Wiederbeschaffung schätzte der Bibliothekdirektor Knoche auf ca. 67 Millionen Euro. Heute umfasst die Herzogin Anna Amalia Bibliothek ca. eine Millionen Bücher, von denen die meisten aus dem Zeitraum von 1750 und 1850 stammen. Die finanziellen Mittel, die jährlich ca. 500.000 Euro betragen, stammen zu 45 % vom Bund, zu 45% vom Freistaat Thüringen und zu 10% von der Stadt Weimar. Seit 2013 wird außerdem in Thüringen diskutiert, dass der Bund die Hälfte der Kosten bereitstellen sollte. Der heutige thüringische Kultusminister begrüßte den Vorstoß, da es gut sei, wenn die Abgeordneten geschlossen an einem Strang ziehen würden. Außerdem sagte er, die Klassische Stiftung gehöre zu den bedeutendsten Kultureinrichtungen Deutschlands - deshalb stehe auch der Bund besonders in der Pflicht. 36 3.0 Die Herzogin Anna Amalia 3.1 Ihre Kindheit bis zu ihrer Konfirmation Anna Amalia wurde am 24. Oktober 1739 im Wolfenbütteler Schloss in Braunschweig als viertes Kind des Herzog Carl I. von Braunschweig- Lüneburg und der Preußenprinzessin Philippe Charlotte geboren. Ihre älteren Geschwister hießen Carl Wilhelm Ferdinand, Christian Ludwig und Sophie Caroline. Nach Anna Amalia Geburt gebar Charlotte noch sechs weitere Kinder. Anna Amalia wuchs in einem aufgeklärten sowie musik- und kunstinteressierten Hause auf. Ihr Vater bestelle sich sehr oft Bilder von bekannten Künstlern, die er in seinem Schloss aufhängte. Ihre Mutter musizierte sehr gerne und ging oft ins Theater. 37 Am 28. Dezember 1754 wurde sie in der Kapelle des Wolfenbütteler Schlosses konfirmiert. 38 3.2 Vermählung mit Ernst August II. Constantin und obervormundschaftliche Regierung in Weimar Im Februar 1755, also nur wenige Monate nach Anna Amalias Konfirmation nahm der Weimarer Hof Kontakt zum Braunschweiger Hof auf. Das Ziel der Kontaktaufnahme bestand darin, dass der 17-jährige unmündige Herzog Ernst August II. Constantin eine der Töchter von Carl I. heiraten würde und er somit Weimar einen Thronfolger „schenken“ könnte. Der Weimarer Hof hatte es so eilig, weil der 17-jährige Fürst krank 34 Vgl. http://www.focus.de/kultur/buecher/weimar_aid_136874.html Artikel vom 24.10.2007 11:16 http://www.anna-amalia-bibliothek.de/de/buchrestauri erung.html 36 http://www.di e-stiftung.de/news/thuri ngen-will-mehr-geld-fur-klassik-stiftung-2471 37 Verl ag Insel, Anna Amalia, Herzogi n von Weimar, Autor: Ann ette Seemann S. 11, 12 38 Verl ag Insel, Anna Amalia, Herzogi n von Weimar, Autor: Ann ette Seemann S. 22 35 10 war. Im Februar 1756 reiste er dann nach Braunschweig zur Brautschau. Seine Wahl fiel schließlich auf die 16-jährige Anna Amalia. Schon am 16. März 1756 haben die beiden geheiratet. 39 Nachdem die beiden geheiratet haben, zogen sie nach Weimar. Am 3. September 1757 bekam Anna Amalia ihr erstes Kind, das sie Carl August nannte. Währenddessen wurde Ernst August wegen seiner Krankheit immer schwächer, sodass er am 28. Mai 1758 verstarb. 40 Zuvor unterzeichnete er ein Testament, wonach bis zur Volljährigkeit Anna Amalias ihr Vater Carl I. die vorläufige Landesregierung übernimmt. Danach soll sie so lange als Herzogin von Sachsen-Weimar regieren, bis ihr Sohn Carl August sie nach 16 Jahren ablösen würde. Am 30. August 1759 trat sie in die alleinige Landesadministration und Obervormundschaft von Sachsen-Weimar-Eisenach ein. 41 Da das Herzogtum zu dieser Zeit sehr heruntergewirtschaftet war, wollte sie ihr Land konsolidieren. Die Sparmaßnahmen hatten zur Folge, dass unter anderem die Hofkapelle verkleinert und der Kapellmeister Johann Ernst Bach entlassen wurde. 42 Da sie auch durch eine Modernisierung das Ansehen ihres Hofes steigern wollte und sie somit in dieser Beziehung die strikte Sparsamkeit außen vor ließ, musste die Regentin die Steuern erhöhen. Das führte zu Protesten, da das kleine Herzogtum noch sehr unter der Armut litt. Trotzdem wurden für viel Geld die Bauwerke des Hofes instand gesetzt, was dazu führte, dass die Summe der Schulden im Jahre 1779 um die 130.599 Reichstaler betrug. Trotz der Unzufriedenheit des Volkes, da sie ein Widerspruch in Anna Amalias politischen Tätigkeiten sahen (Repräsentationsanspruch des Hofes vs. Notwenigkeit zu sparen), nahm sie auch positiven Einfluss auf die Innenpolitik des Herzogtums. So veränderte sie das Schulsystem derart, dass Geschichte, Geographie und Sprachen verstärkt angeboten wurden. 43 Am 6. Mai 1774 brannte aus unerklärlichen Gründen der Nord- und Westflügel der Wilhelmsburg ab. Verletzt wurde zwar niemand, jedoch hatten Anna Amalia und ihr Sohn Carl August keinen Wohnsitz mehr. Wegen der hohen Schuldenlast entschied man sich aber gegen einen sofortigen Wiederaufbau des Schlosses. Die herzogliche Familie siedelte noch im selben Monat in das im Jahre 1769 errichtete Wittumspalais um, was Anna Amalia bis zu ihrem Tode 1807 bewohnte. 44 Am 3. September 1775 übernahm schließlich der 18-jährige Carl August die Regentschaft, die zuvor seine Mutter 16 Jahre lang übernommen hatte. 45 3.3 Anna Amalias Rückzug als Staatsperson Nach der Regierungsübernahme ihres Sohnes stand sie nun nicht mehr im Mittelpunkt der Politik und sie konnte sich nun um ihre privaten Angelegenheiten kümmern. In ihrer Freizeit beschäftigte sie sich vor allem mit Musizieren und Lesen. Den Sommer verbrachte sie zum einen in dem Schloss Ettersburg und später im Schloss Tiefurt (Ortsteil von Weimar). Dort liebte sie vor allem den romantischen 39 Verl ag Insel, Anna Amalia, Herzogi n von Weimar, Autor: Ann ette Seemann S. 32 Audioguide der Anna Amali a Bibliothek ( Vom 18.10.2013) 41 Verlag: Böhl au, Die Herzogin Anna Amali a Bibliothek, Autor: Miriam von Gehren S. 33 42 http://www.sophi e-drinker-institut.de/cms/index.php?page=anna-amalia-herzogin-von-sachsenweimar-eisenach Autor: Chris tine Fornoff 43 Verl ag Insel, Anna Amalia, Herzogi n von Weimar, Autor: Ann ette Seemann S. 46, 47, 48 44 Audioguide der Anna Amali a Bibliothek ( Vom 18.10.2013) 45 Verl ag: Böhl au, Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Autor: Miriam von Gehren S. 35 40 11 Landschaftspark, sowie das naturreiche Umfeld. 46 Besonders bekannt geworden ist sie durch ihre gegründeten Tafelrunden, die sie regelmäßig im Winter im Wittumspalais und im Sommer auf Schloss Ettersburg bzw. ab 1781 auf dem Schloss in Tiefurt veranstaltete. In diesen gesellschaftlichen Runden, an denen auch bekannte Dichter und Denker wie Goethe, Schiller, Herder und Wieland teilnahmen, wurde über gelesene Literatur diskutiert, sowie musiziert und gezeichnet. 47 3.4 Anna Amalias Reise nach Italien Im Alter von 49 Jahren reiste die Herzogin für zwei Jahre (1788-1790) nach Italien. Sowohl die Inspirationen von den Reiseberichten von Goethe und von ihrem Bruder Maximilian Leopold, als auch ihr Interesse an der Antike und an der Natur waren ihre Gründe gewesen, dass sie zwei Jahre lang mit einer riesigen Kutsche durch Italien reisen wollte. 48 Während dieser Reise, bei der sie von neun Personen, darunter auch ein Arzt, begleitet wurde, besuchte sie die historischen Städte Mailand, Florenz, Rom und Neapel. Außerdem besichtigte sie unter anderem die Überreste der Stadt Pompeji, das Kolosseum in Rom sowie den Petersdom im Vatikan. 49 Dort hatte sie zudem am 23. November 1788 eine persönliche Audienz mit dem damaligen Papst Pius VI. Luise. 50 Die kunstbegeisterte Herzogin traf sich zudem während ihres Aufenthaltes in Italien mit vielen bedeutenden Malerinnen und Malern, unter ihnen der deutsche Johann Heinrich Wilhelm Tischbein und die Schweizerin Angelica Kauffmann. Von den beiden ließ sie sich auch porträtieren. 51 3.5 Ihre letzten Lebensjahre In ihren letzten Lebensjahren befasste sie sich weiter intensiv mit der italienischen Literatur und las zum größten Teil Bücher, die sie in Italien erworben hatte. Ab 1791 veranstaltete sie jeden ersten Freitag im Monat einen Vorlese- und Konzertabend im Wittumspalais. Zu dieser Veranstaltung kamen sämtliche Künstler und Wissenschaftler aus dem Weimarer-Umfeld und hielten Fachvorträge aus ihren Arbeitsgebieten. Schließlich verstarb sie am 10. April 1807 an einer fiebrigen Erkältung. 52 4. Der historische Stellenwert der Anna Amalia Bibliothek Zu Beginn der Gründung stand die Bibliothek nur für Adelige und für Personen, die aus dem fürstlichen Hof stammten, offen. Doch schon zu dieser Zeit konnte man durch ein 46 Verl ag Insel, Anna Amalia, Herzogi n von Weimar, Autor: Ann ette Seemann S. 83 Verl ag: Böhl au, Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Autor: Miriam von Gehren S. 36, 37 48 Verl ag Insel, Anna Amalia, Herzogi n von Weimar, Autor: Ann ette Seemann S. 108, 109 49 Audioguide der Anna Amali a Bibliothek (Vom 18.10.2013) 50 Verl ag Insel, Anna Amalia, Herzogi n von Weimar, Autor: Ann ette Seemann S. 121 51 Verl ag Insel, Anna Amalia, Herzogi n von Weimar, Autor: Ann ette Seemann S. 131 52 Verl ag Insel, Anna Amalia, Herzogi n von Weimar, Autor: Ann ette Seemann S. 143, 154 47 12 Beleg Bücher ausleihen und mit nach Hause nehmen. 53 Da das Herzogtum SachsenWeimar durch die Gründung einer Gelehrtenrepublik seinen Prestige gegenüber der reicheren und mächtigeren Herzogtümer zeigen wollte, sollte die Bibliothek vor allem von Gelehrten genutzt werden. Jedoch spezialisierte sich die Bibliothek nicht auf bestimmte Gattungen von Büchern, sodass bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts jegliche Arten von wissenschaftlichen Büchern erworben wurden, sei es aus den Bereichen Medizin, Theologie oder Mathematik. 54 Leider besitzt man erst seit 1792 Zahlen von der jährlichen Anzahl von Ausleihen, da man erst ab diesem Zeitpunkt ein sogenanntes Ausleihbuch führte. So wurden in den Jahren von 1792-1797 466 Benutzer (Personen, die ein Buch ausgeliehen haben) verzeichnet, was ca. 7 % der damaligen Bevölkerungszahl von Weimar ausmachte. Von den 466 Benutzern gehörten über ein Drittel der Leser dem Weimarer Hof an. 8 % übten einen akademischen Beruf aus, von denen die Hälfte Theologen waren, weitere 8 % waren Gymnasiasten, 4% waren Studenten, 3 % waren Schauspieler und von 25 % der Benutzer waren keine Berufsbezeichnungen angegeben. Des Weiteren benutzten auch sehr berühmte Persönlichkeiten die Bibliothek, wie zum Beispiel Herder, Schiller und Goethe. 55 Da seit 1792 Ausleihbücher benutzt wurden, konnte man herausfinden, dass Goethe von 1792 bis 1832 2276 Bücher entlieh. 56 Außerdem hatte die Bibliothek laut den Ausleibüchern von 1.4.1849 bis zum 30.4.1850 insgesamt 745 Benutzer. 57 Da die Bibliothek auch in ihren Räumlichkeiten sehr sehenswert war, (wertvolle Gemälde, prachtvoller Rokokosaal und verschiedene Büsten von wichtigen Persönlichkeiten Weimars), wurde die Bibliothek besonders seit dem Beginn der 1830er Jahre musealisiert. Vor allem adelige und fürstliche Personen, Gebildete und Kleriker kamen aus den entferntesten Ländern (zum Beispiel aus Russland, Amerika, Afrika, Japan) nach Weimar gereist. So trug sich zum Beispiel im Jahr 1870 der russische Schriftsteller Iwan Turgenew in das Besucherbuch der Bibliothek ein. 58 Der Grund, warum seit den 1830er die Musealisierung so in den Vordergrund gerückt ist, lässt sich damit erklären, dass die Bibliothek zu diesem Zeitpunkt nur noch 1000 bis 2000 Taler für den jährlichen Büchererwerb zur Verfügung hatte. 59 Dies hatte zur Folge, dass der Stellenwert der Bibliothek weit hinter den Hofund Staatsbibliotheken wie diejenigen in Berlin oder Dresden lag, da diese Bibliotheken mehr Geld für den Büchererwerb zur Verfügung hatten. Besonders die Universitätsbibliothek in Jena wurde immer beliebter bei Studenten und Professoren. 60 Dass die Bibliothek jedoch im musealen und repräsentativen Bereich eine sehr große Rolle im ganzen Deutschen Bund spielte, wird unter anderem dadurch deutlich, dass Goethes 100. Geburtstag unter anderem am 28. August 1849 in der Weimarer Bibliothek “gefeiert“ wurde. 61 Der Grund bestand darin, dass die Bibliothek für den 53 Vgl. Verl ag: Böhlau, Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Autor : Miriam von Gehren S. 84 Audioguide der Anna Amali a Bibliothek (Vom 18.10.2013) 55 Vgl. Verl ag: Böhlau, Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Autor : Miriam von Gehren S. 84 56 Vgl. Verl ag: Insel, Die Geschichte der Herzogin Anna Amali a Bibliothek, Autor: Ann ette Seemann S. 36 57 Vgl. Verl ag: Böhlau, Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Autor : Miriam von Gehren S. 84-85 58 Vgl. Verl ag: Insel, Die Geschichte der Herzogin Anna Amali a Bibliothek, Autor: Ann ette Seemann S. 67-68 59 Vgl. http://www.klassik-stiftung.de/upl oads/tx_lombkswmargcontent/3.1.2.4.4 Geschichte_ ausfuehrlich_04.pdf Autor: Michel Knoche S. 5 60 Vgl. Verl ag: Insel, Die Geschichte der Herzogin Anna Amali a Bibliothek, Autor: Ann ette Seemann S. 78-79 61 . Verl ag: Insel, Die Geschichte der Herzogin Anna Amali a Bibliothek, Autor: Ann ette Seemann S. 69 54 13 ehemaligen Bibliothekar Goethe ein Art zweites Zuhause war und er sich sehr für die Bibliothek engagiert hatte. Zu dieser Zeit beschrieb der Schriftsteller Adolf Stahr (1805-1876) die Bibliothek folgendermaßen: „Ich wüsste mich nicht zu erinnern, dass ich irgendwo in Deutschland in dieser Beziehung etwas Aehnliches gesehen hätte. Der Gedanke, die Aufbewahrungsstätte literarischer Geistesschätze zugleich durch die portraitierende Kunst des Malers und Bildhauers an die Erinnerung von Deutschlands glänzender Literaturperiode zu knüpfen, und mit denselben die großen Namen des Weimarisachen Fürstenhauses, und die bedeutungsvoll in den Weimarischen Kreis hineinragenden Zeitgenossen zu verbinden, ist ein so glücklicher, und die Art und Weise der Ausführung, bei geringen Mitteln, durch ein Zusammentreffen günstiger Umständen, eine so würdige zu nenne, dass man in diesem Betrachte unbedenklich diese Bibliothek von Weimar zu den gelungensten monumentalen Schöpfungen neuerer Zeit zählen kann.“62 Eine weitere Tendenz der Musealisierung war die steigende Zahl von Besuchern, die die Bibliothek besichtigten wollten. Aus diesem Grund wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts die Besucherzeiten bis auf 9 Stunden täglich ausgedehnt. Außerdem musste man für das Betreten des Rokokosaals eine Gebühr von 50 Pfennigen bezahlen. 63 Auch nachdem die Bibliothek in die Trägerschaft der Thüringer Landesregierung wechselte (1918) und sie seitdem den Namen Thüringische Landesbibliothek trug, änderte sich nicht die finanzielle Lage der Bibliothek. So sank der Ankaufsetat von Jahr zu Jahr weiter. In den 1920er Jahren betrug der Vermehrungsetat ca. 5000 Reichsmark und in den 1930er Jahren sogar nur 3000 Reichsmark. 64 Nach dem 2. Weltkrieg und der Besetzung Weimars durch die Sowjetunion, zeichnete sich bezogen auf die Struktur der Bibliothek eine Wende zum Guten ab. Der Grund dafür bestand darin, dass die sowjetische Besatzungsmacht sehr viel Wert auf Bildung legte, sodass sie einen allgemeinen Bildungsauftrag formulierte, der auch für die Landesbibliothek gelten sollte. Demnach wurde der Stadt Weimar einen höheren Erwerbungsetat zugesprochen. Die Bibliothek sollte wieder als wissenschaftliche Quelle von Lehrern und Studenten benutzt werden. 1950 erhielt die mittlerweile auf 450.000 Bände anwachsende Landesbibliothek mehr Personal und bekam einen größeren Etat zugeschrieben. Da Weimar ein recht ansehnlicher Studienort für Architektur,- Musik-, Naturwissenschaften und Technik war, mussten die Bestände in diesen vier Bereichen ausgebaut werden. Somit geriet der ehemalige Schwerpunkt der Bibliothek (deutsche Literatur der klassischen Periode) in den Hintergrund. 65 Da die Bibliothek von nun an für Architektur,- Musik- und Naturwissenschaftsstudenten geeignet war, wurde sie auch wieder von vielen Studenten und Lehrern benutzt. 1967 gehörten 50 % der 3000 registrierten Leser zur Gruppe der Studenten und Schülern an. Außerdem nahmen auch die Entleihungen vor Ort, im Lesesaal und über 62 Vgl. http://www.klassik-stiftung.de/upl oads/tx_lombkswmargcontent/3.1.2.4.4 Geschichte_aus fuehrlich_04.pdf Autor: Michel Knoche S. 5-6 63 Audi oguide der Anna Amalia Bibliothek (Vom 13.10.2013) 64 http://www.klassik-stiftung.de/upl oads/tx_lombkswmargcontent/3.1.2.4.4 Geschichte_aus fuehrlich_04.pdf Autor: Michel Knoche S. 6 65 Vgl. Verl ag: Insel, Die Geschichte der Herzogin Anna Amali a Bibliothek, Autor: Ann ette Seemann S. 94 14 den Fernleihverkehr immer weiter zu. 66 Doch schon am Ende der 1960er kam es für die Bibliothek zu einem weiteren Einschnitt. Nachdem nämlich 1969 die Landesbibliothek in die Nationale Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur (NFG) überführt wurde, wurde sie wieder zu einem festen Bestandteil der klassischen deutschen Literatur. Von nun an war die Bibliothek nicht nur ein Ort der Wissenschaftspflege in den Bereichen Musik, Architektur und Naturwissenschaften, sondern auch eine Quelle der deutschen Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts, wobei die drei wissenschaftlichen Bereiche immer weiter in den Hintergrund gerieten, weil sich die Bibliothek fortan als Forschungsbibliothek für Literatur- und Kulturgeschichte mit besonderem Schwerpunkt auf der deutschen Literatur von der Aufklärung bis zur Spätromantik bezeichnete. 67 5. Der Stellenwert der Bibliothek nach de m Brand Nach dem Brand bemühte man sich, so schnell wie möglich die Bibliothek wieder zu restaurieren. So stimmte der Stiftungsrat der Klassik Stiftung Weimar bereits acht Tage nach dem Brand darüber ein, dass der Bibliothek ca. drei Millionen Euro mehr zur Sanierung zur Verfügung steht. Schon vor dem Brand standen der Stadt Weimar 12 Millionen Euro zur Verfügung, da man ein neues Studienzentrum (das Studienzentrum bildet das Gelbe Schloss, das Rote Schloss und die Neue Wache), sowie den Innenraum der Bibliothek teilweise sanieren wollte. 68 Doch ohne die ca. 22.000 Privatspenden (rund 11,6 Millionen Euro) wäre dieses Bauvorgaben sicherlich gescheitert, da alleine schon die Sanierung des historischen Gebäudes ca. 12,8 Millionen Euro kostete. Hinzu kamen die Gesamtkosten der Restaurierung und Wiederbeschaffung der Buchbestände (ca. 67. Million Euro). 69 Seit der Einweihung des Gebäudeensemble beziehungsweise des Studienzentrums (4. Februar 2005) sowie der Anna Amalia Bibliothek (24. Oktober 2007), dienen diese historischen Gebäude zum einen als Forschungsplätze und zum anderen als historische bzw. museale Sehenswürdigkeiten. Das Studienzentrum mit seinem dreistöckigen Bücherkubus ist heute ein sehr beliebter Ort für Studenten und Wissenschaftler aus sämtlichen Teilen Deutschlands. Auch der damalige Bundespräsident Horst Köhler hob an seiner Ansprache zur Eröffnung der Bibliothek die Bedeutung des Gebäudes hervor. So sagte er, die Wiedereröffnung sei „trotz der unwiederbringlichen Verluste ein Freudentag für die Kulturnation Deutschlands.“70 Nachdem man sich heute vor Ort oder per Internet für das Studienzentrum angemeldet hat, erhält man den Zutritt für alle Lesebereiche, in denen mehr als 700 aktuelle Zeitschriften sowie 100.000 Bände neuerer Fachliteratur (größtenteils aus den geistes- und kulturwissenschaftlichen Gebieten) vorzufinden sind. 71 Des Weiteren besteht die Möglichkeit, historische Literatur zu studieren (erster 66 http://www.klassik-stiftung.de/upl oads/tx_lombkswmargcontent/3.1.2.4.4Geschichte_ ausfuehrlich_04.pdf S. 7 67 Verl ag: Insel, Die Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Autor: Annette Seemann S. 96, 97 68 Verl ag: Böhl au, Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Autor: Miriam von Gehren S. 149 69 http://www.n-tv.de/panorama/Spendenflut-fuer-Anna-Amal ia-einmalig-article842023.html 70 Vgl. http://www.focus.de/kultur/buecher/weimar_aid_136874.html Artikel vom 24.10.2007 11:16 71 Vgl. http://www.klassik-stiftung.de/index.php?i d=50 15 Stock), Internetrecherche zu führen (Erdgeschoss) und Seminare bzw. seit 2006 auch Schülerseminare zu führen (zweiter Stock). Wenn man sich vor Ort die Bücher durchlesen will, existiert für jeden Leser die Möglichkeit, individuelle Arbeitsplätze zu beziehen. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit einer Ausleihe, die man auch per Internet betätigen kann, da heute rund 85 % des Bestandes in dem Online-Katalog vorzufinden ist. Nach ihrer Eröffnung kann man auch Werke aus der Anna-AmaliaBibliothek ausleihen. Die ca. 60.000 Bücher, die sich in der 323 Jahre alten Bibliothek befindet, stammen aus dem Zeitraum von 1750 bis 1850 und bildeten den Sammelschwerpunkt (deutsche Kultur- und Literaturgeschichte) der Bibliothek. Darüber hinaus dient das historische Gebäude auch als eine Art Museum. So dürfen täglich gegen eine Gebühr zwischen 2,50 bis 7,50 Euro 300 Personen den Rokokosaal besichtigen. Neben den antiquitätischen Büchern sind auch die Büsten und Portrait von Weimars Persönlichkeiten (zum Beispiel Goethe, Schiller, Anna Amalia und die ehemaligen Fürsten von Weimar) in dem Rokokosaal vorzufinden. Des Weiteren können die Besucher im Rahmen einer Sonderbesichtigung den Bibliotheksturm besichtigen, indem sich zwölf Globen aus dem 16. und dem 19. Jahrhundert befinden, sowie eine alte Medaillen- und Münzensammlung. Dass die Anna Amalia Bibliothek heute einen beträchtlichen Stellenwert für Weimar darstellt, wird durch die Besucherund Benutzerzahlen verdeutlicht. So wird die Bibliothek jährlich von ca. 80.000 Personen benutzt und von 90.000 touristischen Besuchern besichtigt. (Stand Januar 2014). 72 Außerdem ist der Rokokosaal heute für die Touristen das begehrteste Besucherziel Weimars. Der aktuelle Bibliothekar erklärte den Grund des hohen Andrangs folgendermaßen: „Wo alle Welt sich mehr und mehr tran sitorisch bewegt, wächst das Bedürfnis, etwas Gewachsenes zu sehen, einen Ort der Muße und Sammlung“.73 Dies verdeutlicht noch einmal, dass die Herzogin Anna Amalia eine der wichtigsten und bekanntesten Aufbewahrungsstätte der deutschen Literatur ist. 6. Nachwort Nachdem ich mich nun intensiv mit der Anna Amalia Bibliothek befasst habe, möchte ich nun ein Fazit ziehen, bezogen auf meine beiden Fragestellungen, was für einen historischen und heutigen Stellenwert die Bibliothek besaß bzw. besitzt. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Bibliothek in ihrer 323-jährigen Geschichte viele Höhen und Tiefen erlitten hat, sodass ihre Bedeutsamkeit immer wieder schwankte. Kurz nach der Entstehung der Bibliothek (1691) sollte sie vor allem das Prestige des Herzogtums Sachsen-Weimar steigern. Die Stadt Weimar sollte also ein Anziehungspunkt für Gelehrte des hohen Standes sein, wobei es noch keine Rolle spielte, aus welchen Wissenschaftsgebieten die Gelehrten kamen, da die Bibliothek sich noch nicht auf bestimme Fächer spezialisierte. Dieser Zustand der Bibliothek als Objekt der Prestigesteigerung dauerte bis 1758, also bis zum Beginn der Herrschaft von Anna Amalia. Die Herzogin wollte nämlich, dass die Bibliothek für jeden Menschen zugänglich sei und dass die Bibliothek in ein eigenes Gebäude ziehen sollte, da die 72 http://www.klassik-stiftung.de/upl oads/tx_lombkswmargcontent/Bestand_ an_Buechern _in_der_Herzogi n_Anna_Amal ia_Bibliothek.pdf S. 3 73 Vgl. http://www.tagesspiegel.de/kultur/lage-der-bi bliotheken-speicherstadt-deswissens/1968882.html Artikel vom 28.10.2010 22:00 Uhr Autor: Jan Röhnert 16 Bibliothek sich bisweilen nur in der Wilhelmsburg befand. Nachdem die Bibliothek 1766 in das Renaissanceschlösschen umgezogen war, wurde sie sehr gerne von der gesamten Bevölkerung der Stadt Weimar genutzt. Während dieser Zeit, die ca. bis zum Jahr 1830 ging, kann man von einen Glanzzeit der Bibliothek sprechen. Die Bibliothek wurde von unterschiedlichsten Berufsgruppen genutzt und war obendrein durch die systematische Aufstellung der Bücher sehr benutzerfreundlich. Doch nachdem die Bibliothek seit Beginn der 1830er Jahre immer weniger Geld zur Verfügung hatte, geriet ihr Ansehen als Wissensquelle immer weiter in den Hintergrund. Daher rückte die Musealisierung der Bibliothek immer weiter in den Vordergrund. So war sie bis zum Ende des 2.Weltkriegs eher ein Museum statt eine Bibliothek. Die Besucher waren schon damals sehr begeistert von dem Rokokosaal und von den vielen Büsten und Portraits. Ihr Ruf als Museum verlor sie nach dem 2. Weltkrieg, da die sowjetische Besatzungsmacht einen Bildungsauftrag formulierte, in der die Bibliothek auch einbezogen wurde. Durch die Aufstockung des Erwerbungsetats konnte man nun solche Bücher ausleihen, die sich mit diesem Themen befassten, die man in Weimar studieren konnte, zum Beispiel Musik- und Architekturwissenschaften. Doch schon 1969 erhielt sie durch die Eingliederung in die NFG einen weiteren Einschnitt, da sie von nun an als eine Forschungsbibliothek für Literatur- und Kulturwissenschaften angesehen wurde. Dieser Zustand hat sich bis heute nicht geändert. Ganz im Gegenteil, er wurde durch die Einrichtung des Studienzentrums (2005) weiter verstärkt. Auch der verheerende Brand im Jahr 2004 konnte den Stellenwert der Bibliothek als Quelle der deutschen Literatur nicht zerstören trotz der Tatsache, dass viele antiquarische Bücher völlig zerstört wurden. Interessant ist außerdem, dass die Bibliothek besonders nach der Wiedereröffnung (2007) auch wieder einen musealen Charakter besitzt, da die Bibliothek täglich von knapp 70 Besuchern besichtigt wird. (Mehr wie 70 Besucher sind am Tag nicht erlaubt). Damit spielt die Bibliothek heute in doppelter Hinsicht (Museum und Bildungseinrichtung) eine wichtige Rolle für die thüringische Stadt Weimar. Fazit: Somit komme ich zu dem Entschluss, dass die Bibliothek heute nicht mehr aus Weimar wegzudenken ist und dass sie zusammen mit dem angrenzenden Studienzentrum eine der wichtigsten Einrichtungen der Stadt Weimar ist. Auch ich war nach meinem Besuch in der Bibliothek sehr begeistert von der antiquarischen Aufbewahrungsstätte, die heute ca. 1 Millionen Bücher umfasst. Daher kann ich nur sagen, dass die Herzogin Anna Amalia Bibliothek zu Recht ein Teil des UNESCOWeltkulturerbes ist. 17 7. Bilder Abb. 2: Die Außenfassade der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Abb. 3: Der Bibliotheksturm 18 Abb.4: Der Rokokosaal Abb. 5: Ein Bücherregal des Rokokosaals 19 Abb. 6: Die Bücherregale und Büsten der Bibliothek Abb. 7: Portrait von Goethe und von der Herzogin Anna Amalia 20 Abb.8: Der Brand der Bibliothek am 02.08.2004 Abb.9: Das zerstörte Dach des Rokokosaals nach dem Brand 21 Abb. 10: Das Wittumspalais (Anna Amalia‘s Wohnhaus von 1774-1807) Abb. 11: Das Wohnzimmer des Wittumspalais, mit Landschaftsbildern aus Italien 22 Abb. 12: Das im Jahre 2005 eingeweihte Studienzentrum in Weimar Abb. 13: Der Bücherkubus des Studienzentrums 23 Abb. 14: Ein Teil des unterirdischen Tiefmagazins, welches eine Verbindung zwischen dem Studienzentrum und der Anna Amalia Bibliothek darstellt Abb. 15: Die Wilhelmsburg in Weimar (ehmaliger Aufbewahrungsstätte der fürstlichen Bibliothek) 24 8. Literaturverzeichnis- und Quellenverzeichnis Bücher - Die Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Autor: Annette Seemann Verlag: Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 2007 - Anna Amalia Herzogin von Weimar Autor: Annette Seemann Verlag: Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 2007 - Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar Autor: Miriam von Gehren Verlag: Böhlau Verlag, Köln 2013 Tonaufnahme - Audioguide der Herzogin Anna Amalia Bibliothek vom 13.10.2013 Bilderquellen: Abb. 1: Titelblatt: http://www.goruma.de/export/sites/www.goruma.de/Globale Inhalte/Bilder /Content/W/Weimar_Herzogin_Anna_Amalia_Bibliothek_1600.jpg (Stand: 07.12.2013) Abb. 2: Eigene Aufnahme vom 13.10.2013 25 Abb. 3: Eigene Aufnahme vom 08.03.2014 Abb. 4: Eigne Aufnahme vom 13.10.2013 Abb. 5: Eigene Aufnahme vom 13.10.2013 Abb. 6: Eigene Aufnahme von 13.10.2013 Abb. 7: http://www.klassik-stiftung.de/uploads/pics/goethe_anna_amalia.jpg (Stand: 18.04.2014) Abb. 8: http://www.anna-amalia-bibliothek.de/pic/stammhaus/b0423-schuck-500.jpg (Stand: 18.04.2014) Abb. 9: http://www.fotoagentur-wenzel-orf.de/agentur/data/ media/770/Anna-auen-5881.jpg ( Stand: 18.04.2014) Abb. 10: Eigene Aufnahme vom 08.03.2014 Abb. 11: Eigene Aufnahme vom 08.03.2014 Abb. 12: Eigene Aufnahme vom 08.03.2014 Abb. 13: http://images.fotocommunity.de/bilder/architektur/profanbauten/ buecherkubus-19a30834-dae5-48e5-8e90-c8728a940e3a.jpg (Stand: 18.04.2014) Abb. 14: Eigene Aufnahme vom 08.03.2014 Abb. 15: Eigene Aufnahme vom 08.03.2014 26 9. Anhang Internetquellen - Knoche, Michael: Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek , 01.03.2014, http://www.klassik-stiftung.de/uploads/tx_ lombkswmargcontent/3.1.2.4.4 Geschichte_ausfuehrlich_04.pdf - Autor: Unbekannt, Bücher-Wiki, Herzogin Anna Amalia Bibliothek, 15.03.2014, http://www.buecher-wiki.de/index.php/BuecherWiki/ HerzoginAnnaAmaliaBibliothek - Text stammt aus der Klassischen Stiftung Weimar, Hilfe für Anna Amalia →Kategorie: Buchverluste und Wiederbeschaffung, 28.03.2014 http://www.anna-amalia-bibliothek.de/de/buchverlust.html - Text stammt aus der Klassischen Stiftung Weimar, Hilfe für Anna Amalia → Kategorie: Buchrestaurierung, 28.03.2014 http://www.anna-amalia-bibliothek.de/de/buchrestaurierung.html - Autor: Unbekannt, Anna Amalia Bibliothek eröffnet (Bericht aus Focus Online) Veröffentlicht: Mittwoch, 24.10.2007, 11:16, 30.03.2014 http://www.focus.de/kultur/buecher/weimar_aid_136874.html - Fornoff, Christine: Anna Amalia, Herzogin von Sachse-Weimar, 05.04.2014 http://www.sophie-drinker-institut.de/cms/index.php?page=anna-amaliaherzogin-von-sachsen-weimar-eisenach - Lauschner, Antje: Literarisches Gedächtnis, Spendenflut für Anna Amalia einmalig , Veröffentlicht: Montag, 26.10.2010 ( Bericht aus n-tv.de) 29.03.2014 http://www.n-tv.de/panorama/Spendenflut-fuer-Anna-Amaliaeinmalig-article842023.html - Autor: Unbekannt, Text stammt aus klassik-stiftung.de → Kategorie: Einrichtungen, → Unterkategorie: Forschungsbibliothek 29.03.2014 http://www.klassik-stiftung.de/index.php?id=50 27 - Röhnert, Jan: Speicherstadt des Wissens, Veröffentlicht: 28.10.2010 22:00 ( Bericht aus tagesspiegel.de) 30.03.2014 http://www.tagesspiegel.de/ kultur/lage-der-bibliotheken-speicherstadt-des-wissens/1968882.html Dokumentation des Arbei tsprozess Zuerst habe ich am 13.10.2013 die Bibliothek in Weimar besucht. Dabei machte ich mit Hilfe eines Audioguide eine Führung durch die Bibliothek. Während der Besichtigung schrieb ich das Wichtigste heraus, was ich aus dem Audioguide entnommen habe. Außerdem machte ich noch reichlich Foto von der Bibliothek, um diese dann für meine Jahresarbeit verwenden zu können. Der nächste Schritt bestand darin, mir Bücher zu beschaffen. Dabei wurde ich einmal in der Universitätsbibliothek in Kassel fündig und zweimal beim Internetanbieter Amazon. Nachdem ich dann im Dezember meine Gliederung erstellt hatte, befasste ich mich immer mit einem bestimmten Punkt aus der Gliederung. So las ich zum Beispiel zu Beginn nur etwas über die Entwicklung der Bibliothek und ließ die anderen Punkte erstmal außen vor. Informationen zu den einzelnen Punkten bekam ich aus den drei Büchern, aus dem Audioguide und aus verschiedenen seriösen Internetseiten. Nachdem ich die Infos aus den Quellen rausgeschrieben hatte, fing ich an, die jeweiligen Kapitel zu schreiben. Besonders wichtig war mir bei meiner Recherche die jeweiligen Informationen mit Fakten zu belegen, zum Beispiel mit Hilfe von Zahlenangaben. Vor allem bei den beiden Kapiteln über den Stellenwert der Bibliothek waren mit Benutzerzahlen sehr wichtig, um die Bedeutung der Bibliothek hervorzuheben. Nachdem ich ein persönliches Fazit zog, habe ich noch 14 Bilder eingefügt. Zu guter Letzt habe ich meine ganzen Quellen angegeben, die ich vorher schon rausgeschrieben habe. 28