August 2010 UBS research focus Die Zukunft des Euro Die Existenz des Euro in Gefahr Die Aussichten für den Euro Die Umgestaltung der Eurozone Eine langsamere Expansion nach Osten Inhalt Editorial 3 In Kürze 4 Kapitel 1 Die Existenz des Euro in Gefahr 6 Kapitel 2 Die Aussichten für den Euro 15 Kapitel 3 Die Umgestaltung der Eurozone 20 Kapitel 4 Eine langsamere Expansion nach Osten 24 Auswirkungen für Anlegerinnen und Anleger 28 Bibliografie 29 Angaben zur Publikation 30 Ausgewählte UBS WMR-Publikationen 31 Dieser Bericht wurde durch UBS Financial Services («UBS FS») und UBS AG erstellt. Bitte beachten Sie die wichtigen rechtlichen Informationen am Ende der Publikation. Die Kurs-Entwicklung der Vergangenheit ist keine Indikation für die Zukunft. Die angegebenen Marktpreise sind Schlusskurse der jeweiligen Hauptbörse. Dies gilt für alle Kursdiagramme und Tabellen in dieser Publikation. Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Andreas Höfert Global Head Wealth Management Research Dirk Faltin Head Thematic Research Die westeuropäische Nachkriegsgeschichte war von Bestrebungen zu einer immer engeren Kooperation und Integration geprägt. Tatsächlich kann der Prozess sogar bis Anfang der 1920er Jahre zurückverfolgt werden, als die Schrecken des Ersten Weltkriegs die Politiker dazu veranlassten, die europäische Integration zu fördern, um damit jahrhundertealte Feindseligkeiten zu überwinden. Der Prozess wurde allerdings durch das Aufkommen des extremen Nationalismus unterbrochen und erst nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgenommen. Insbesondere Frankreich und Deutschland waren vom gemeinsamen Willen für einen Frieden auf der Basis von Freiheit und Wohlstand getrieben, und mittlerweile wird eine grössere Kooperation und Integration seit Jahrzehnten als Schlüssel zur Überwindung von Schwierigkeiten und Krisen in Europa angesehen. Die politischen Schwergewichte François Mitterrand und Helmut Kohl trugen entscheidend dazu bei, Europa zusammenzubringen und in der Folge durch eine gemeinsame Währung, den Euro, zu vereinen. Bei der Einführung des Euro waren die Erwartungen hoch gesteckt, dass eine gemeinsame Währung noch mehr Wohlstand, wirtschaftliche Konvergenz und Stabilität in Europa schaffen würde. Mehr als zehn Jahre später ist die Erfolgsbilanz des Euro jedoch durchwachsen. Das durchschnittliche Wirtschaftswachstum in den Ländern, die den Euro verwenden, war mager und in einigen Bereichen fand zwar eine Konvergenz statt, aber die Unterschiede zwischen den Pro-Kopf-Einkommen sind häufig immer noch gross. Vor allem aber traten statt der erhofften Stabilität im Zuge der Finanzkrise massive Ungleichgewichte innerhalb der Europäischen Währungsunion zu Tage, die den Euro und die europäische Integration gefährden. Irgendwann könnte die Krise die politischen Entscheidungsträger zwingen, die Entwürfe der europäischen Integration zu überarbeiten. Dabei müssen fundamentale Fragen angegangen werden. Zum Beispiel, ob eine Währungsunion ohne politische Union möglich ist oder ob wirtschaftliche Mittel eingesetzt werden können, um politische Ziele zu erreichen. Die Herausforderungen für die Eurozone sind enorm. In diesem UBS research focus befassen wir uns mit der «Zukunft des Euro». Wir untersuchen die Ursachen der aktuellen Staatsschuldenkrise, analysieren die fundamentalen Probleme der Mitgliedschaft in der EWU und nehmen die Optionen der künftigen Mitgliedsländer unter die Lupe. Für alle langfristigen Anleger im Euro und in den Ländern der Eurozone können die Folgen schwerwiegend sein. UBS research focus August 2010 3 In Kürze Die Zukunft des Euro Die Existenz des Euro in Gefahr Beim zehnten Jahrestag der Einführung des Euro wurde die Gemeinschaftswährung als rauschender Erfolg gepriesen. Die Inflation war gut unter Kontrolle und die Länder in Zentral- und Osteuropa standen Schlange, um dem exklusiven Club beizutreten. Die Kreditkrise und die «grosse Rezession» versetzten der Glaubwürdigkeit der Währung jedoch einen schweren Dämpfer. In vielen europäischen Ländern sind die Defizite und die Schuldenberge auf ungeahnte Höhen angewachsen und die Anlegerinnen und Anleger machen sich Sorgen, ob die offensichtlichen Brüche in der Eurozone die Union aufspalten könnten. Unsere Analysen haben ergeben, dass die Union auf der Basis der wirtschaftlichen Fundamentaldaten im Wesentlichen aus zwei gegensätzlichen Lagern besteht – aus Peripherie- und Kernländern. Die Peripherieländer sind immer weniger wettbewerbsfähig geworden und ihre Leistungsbilanzen haben sich zunehmend verschlechtert, da ihre Kosten für die Schuldenfinanzierung stiegen, während ihre Transfereinnahmen zurückgingen und ihre Handelsbilanzen immer ungünstiger ausfielen. Im Gegensatz dazu sind die Kernländer weltweit konkurrenzfähig und konnten ihre Leistungsbilanzüberschüsse steigern. Interessanterweise liegt die Wurzel der Probleme der Peripherieländer hauptsächlich im Privatsektor – da die einheitliche Zinspolitik der Eurozone diverse Konsum- und Wohnimmobilienbooms schürte. Die Aussichten für den Euro Die Eurozone steht am Scheideweg, aber viele der Ausgänge sind blockiert oder kaum gangbar. In der Welt vor der Eurozone wäre eine Abwertung über den nominalen Wechselkurs die Methode der Wahl gewesen, um die Probleme anzugehen. In der Europäischen Währungsunion steht diese Option jedoch nicht zur Verfügung. Eine weitere Integration Europas in Form einer fiskalischen Koordinierung oder gar eines Fiskalföderalismus könnte theoretisch funktionieren. Diese Optionen scheinen jedoch politisch nicht machbar zu sein. Damit bleibt nur noch eine reale Abwertung – bei der die Regierungen ihre Ausgaben, Löhne und Preise senken und die Steuern anheben. Auf den Strassen einiger europäischer Nationen kommt es bereits zu Protesten, und das noch bevor die schmerzlichen Folgen der Kürzungen wirklich spürbar sind. In den nächsten drei bis fünf Jahren dürften die politischen Entscheidungsträger alles tun, was nötig ist, um die Union zusammenzuhalten. Kurzfristig kann aber auch eine überraschende und schnelle Auflösung, ein plötzliches Ausscheiden eines Landes oder ein Auseinanderbrechen nicht völlig ausgeschlossen werden. Dies ist in unseren Augen jedoch unwahrscheinlich. Langfristig muss die Eurozone unserer Meinung nach umgestaltet werden. Das könnte auch heissen, dass einige Länder die Eurozone verlassen müssen, damit der Euro überleben kann. Die Faktoren, die zu den Ungleichgewichten in der Eurozone führten, sind struktureller und fundamentaler Natur. Daher lassen sie sich durch Rettungspakete oder Sparmassnahmen nicht lösen. Wenn die Kräfte in der Eurozone nicht auf irgendeine Weise neu verteilt werden, dürfte sie in der Zukunft immer wieder mit Problemen konfrontiert werden. Anhaltende Leistungsbilanzungleichgewichte Leistungsbilanzdefizite und Fiskalbilanzen In % des BIP in % des BIP, Blasen zeigen die Grösse der Volkswirtschaften an 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 1992 0 Finnland Italien -4 Slowenien -6 -8 Portugal -10 -12 1996 Kernländer Peripherieländer 2000 Eurozone Hinweis: Schattierter Bereich kennzeichnet Konjunkturabschwung Quellen: Ameco-Datenbank, UBS WMR 4 Haushaltsdefizit -2 Die Zukunft des Euro 2004 2008 Österreich Belgien Slowakei Niederlande Frankreich Spanien Griechenland Irland -14 Leistungsbilanzdefizit -16 -15 Deutschland -10 -5 Leistungsbilanzüberschuss 0 5 10 Leistungsbilanz Quelle: OECD, UBS WMR In Kürze Die Umgestaltung der Eurozone Unseres Erachtens besteht die Möglichkeit, dass die gegenwärtige Struktur der Eurozone auf lange Sicht nicht überlebt. Der Einheitszins für alle Mitgliedsländer und grosse strukturelle Unterschiede haben alle möglichen wirtschaftlichen Verzerrungen hervorgebracht. Griechenland, das im Zentrum der Schuldenkrise steht, verfügt über schwache wirtschaftliche Fundamentaldaten, die dafür sorgen, dass das Land selbst im Vergleich zu anderen südeuropäischen Ländern ausserordentlich schlecht abschneidet. Doch ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone würde die Probleme der Union nicht lösen. Der eigentliche Grabenbruch geht mitten durch die Eurozone. Es gibt fundamentale Argumente, warum Länder aus dem Kern oder der Peripherie langfristig einen Austritt aus der Eurozone in Erwägung ziehen könnten. Interessanter- und überraschenderweise scheint es am vernünftigsten, dass Deutschland ausscheidet. Seine exportgetriebene Wirtschaft und ihre Fokussierung auf Wettbewerbsfähigkeit und fiskalische Zurückhaltung dominieren die Zinspolitik der Eurozone und die Peripherieländer stecken einfach in einer wirtschaftlichen Zwangsjacke. Die wichtigste Motivation der Union war jedoch immer politischer Natur und der politische Wille, das europäische Projekt zusammenzuhalten, sollte keineswegs unterschätzt werden. Hier ist anzumerken, dass das Ausscheiden eines oder mehrerer Länder aus der Eurozone, wenn dies in einer strukturierten und geplanten Weise geschieht, für den Euro, das Wirtschaftswachstum und die politische Integration langfristig vorteilhaft sein könnte. Eine langsamere Expansion nach Osten Der Beitritt zur EWU war für viele zentral- und osteuropäische Länder bisher ein erstrebenswertes Ziel. Die Eurozone, so glaubte man, bringe Stabilität, fördere den Handel und schüre die Hoffnung auf Wirtschaftswachstum. In manchen dieser Länder hat sich die Meinung jedoch geändert, und das Tempo der Expansion dürfte sich verlangsamen. Einige Länder profitieren bereits von einem gewissen Grad der Konvergenz und konnten ihren Handel ankurbeln, ohne zur Eurozone zu gehören. Die stärkeren Volkswirtschaften – die Tschechische Republik und Polen – sind im Augenblick möglicherweise nicht allzu begierig, der Eurozone beizutreten, da die wirtschaftlichen Anreize und der politische Wille geringer sein dürften als vor einigen Jahren. Ungarn und Rumänien haben immer noch genügend Anreize für einen Beitritt, aufgrund ihrer schwachen wirtschaftlichen Fundamentaldaten ist dies jedoch auf absehbare Zeit unwahrscheinlich. Bulgarien, Lettland und Litauen sind dagegen de facto bereits Mitglieder der Eurozone, da ihre Wechselkurse an den Euro gekoppelt sind. Für diese Länder scheint es kein Zurück mehr zu geben. Sie werden versuchen, den Euro bald einzuführen. Aus der Sicht der Kapitalanlage ist die Zukunft der Eurozone von grosser Bedeutung. Die unmittelbaren Auswirkungen für die Anleger sind unserer Meinung nach jedoch gering. Es steht kaum zu erwarten, dass sich die Union in den nächsten drei bis fünf Jahren signifikant verändert. Daher würden wir Investoren raten, sich auf qualitativ hochwertige Euro-Anlagen und eine weltweite Diversifikation des Portfolios zu konzentrieren. UBS research focus August 2010 5 Kapitel 1 Kapitel 1 Die Existenz des Euro in Gefahr «In einer Gemeinschaft souveräner Staaten ….. kann nichts als absolut unumkehrbar gelten. Die Regierungen können jederzeit ihre Meinung ändern. Genau wie ein Ehering keine Garantie für den ewigen Bestand der Ehe bietet, bleibt die Scheidung auch für die Währungspartner eine reale Option». Benjamin J. Cohen, 2000 Bei der Einführung des Euro im Januar 1999 lautete bekanntlich die Prognose von Milton Friedman, einem der angesehensten Wirtschaftswissenschaftler der Zeit, dass die Gemeinschaftswährung die erste grosse Rezession in Europa nicht überleben würde. Angesichts der aktuellen Staatsschuldenkrise, die infolge der «Grossen Rezession» Griechenland erfasst hat und Spanien, Portugal und möglicherweise noch weitere Länder bedroht, steht zu vermuten, dass die erste grosse Bewährungsprobe für den Euro gekommen ist. Dabei stellt sich die Frage, ob die europäische Gemeinschaftswährung sich den Herausforderungen stellen und zurückschlagen kann oder ob Friedman am Ende Recht behält. Hinter der Einführung des Euro standen eher politische als ökonomische Motive. Man glaubte, mit der Schaffung einer europäischen Einheitswährung dem Traum von einem geeinten Europa als Garanten für Frieden und Stabilität näherzukommen, den wirtschaftlichen Wohlstand zu fördern und Europa mehr Geltung in der Welt zu verschaffen, um den USA auf Augenhöhe zu begegnen. Dabei räumte man zwar ein, dass der Euro eher auf einer ökonomischen Vision als auf ökonomischer Vernunft fusste, hoffte aber, dass die Einheitswährung eine strukturelle und wirtschaftliche Annäherung zwischen den Mitgliedsländern erzwingen würde. Hierzu wurden von diesen tief greifende wirtschaftliche Strukturreformen verlangt und die strengen Maastricht-Kriterien (siehe Seite 7) für die nationale Haushaltspolitik erlassen. Leider ist die wirtschaftliche Entwicklung jedoch anders verlaufen, als die «Väter» des Euro gehofft hatten. Gut zehn Jahre nach der Einführung der Gemeinschaftswährung steht die Europäische Währungsunion (EWU beziehungsweise Eurozone) bereits am Scheideweg. So zeichnen sich ständig wachsende wirtschaftliche Ungleichgewichte ab, die inzwischen ein solches Ausmass angenommen haben, dass sie unseres Erachtens zwangsläufig zu einer Neuordnung oder Aufspaltung der EWU führen werden, ausser die EWU und ihre Mitgliedsstaaten schaffen Abhilfe durch tief greifende strukturelle und institutionelle Reformen. 6 Die Zukunft des Euro In diesem Kapitel erforschen wir die Ursachen der aktuellen Schuldenkrise, indem wir die strukturellen Ungleichgewichte genauer beleuchten. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Zukunft des Euro. Hier gehen wir auf die Bedingungen ein, von denen die längerfristige Zukunft der EWU unseres Erachtens abhängt, und erläutern unsere Erwartungen. Im dritten Kapitel erörtern wir dann die Möglichkeiten einer Neuordnung der Eurozone einschliesslich eines ungeordneten Auseinanderbrechens. Im letzten Kapitel nehmen wir schliesslich die Aussenseiterperspektive ein und betrachten die Anreize und Argumente für potenzielle Neumitglieder der EWU in Mittelund Osteuropa. Dabei untersuchen wir die jeweiligen Auswirkungen auf die Finanzmärkte und geben Empfehlungen für Anlegerinnen und Anleger. Die Finanzkrise in Europa Vor nur wenigen Monaten hätten die meisten Beobachter, uns eingeschlossen, noch alle Spekulationen über ein Ende des Euro zurückgewiesen. Zweifel an der Überlebensfähigkeit der europäischen Währung gab es zwar auch schon vorher, aber noch nie ist die Gefahr eines Zerfalls der Währungsunion so nahe gerückt wie während der Staatsschuldenkrise, die Griechenland erfasst hat und sich auch auf andere Länder auszuweiten droht. Nachdem die Defizite und die Verschuldung in vielen Ländern der EWU auf ein beispielloses Niveau gestiegen sind, fragen sich die Anleger nun, ob die dadurch verursachten Spannungen letztlich zum Auseinanderbrechen der Währungsunion führen können. Einige Regierungen haben auf die Krise bereits mit strikten Sparprogrammen reagiert, die drakonische Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen vorsehen, welche im historischen Vergleich ausserordentlich hoch erscheinen. Dies wirft die Frage auf, ob die Bevölkerung dieser Länder solche Einschnitte hinnehmen wird. So ist es bereits vereinzelt zu Ausschreitungen und Demonstrationen gekommen, obwohl die schmerzlichen Folgen dieser Massnahmen noch gar nicht zu spüren sind. Wie würden sich beispielsweise die Menschen in Spanien, wo die Arbeitslosenquote jetzt schon bei 20 Prozent liegt, verhalten, wenn sie weiter ansteigt? Zudem stellt sich die Frage nach den Auswirkungen dieser Massnahmen auf die Wirtschaft. Schliesslich lässt sich der Haushalt kaum sanieren, wenn die Kürzungen ihrerseits zu einer weiteren Schrumpfung des BIP führen. Auf diese Weise kann eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt Die Existenz des Euro in Gefahr Die Schaffung der EWU Nach fast zehnjähriger Vorbereitung wurde am 1. Januar 1999 die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion (EWU) mit dem Euro als neuer Gemeinschaftswährung gegründet. Ursprünglich umfasste sie elf Länder, aber mittlerweile wurde sie auf 16 Länder mit rund 320 Millionen Einwohnern erweitert. Elf der 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) zählen also nach wie vor nicht zum Euroraum. Während sich einige per Gesetz (Grossbritannien und Dänemark) oder in der Praxis (Schweden) verweigern, erfüllt die Mehrheit noch nicht die Aufnahmekriterien. Estland wird der EWU voraussichtlich 2011 beitreten. Die institutionelle Konstruktion der EWU ist ein Unikum, da sie eine überstaatliche, föderale Währungsbehörde, die Europäische Zentralbank (EZB), mit einer völlig unabhängigen Finanzverwaltung der Nationalstaaten kombiniert. Da die EWU keine richtige politische Einheit bildet, gibt es keinen echten gemeinsamen föderalen Haushalt und keinen europäischen Staat, der hinter der Gemeinschaftswährung steht. Stattdessen haben sich die Mitgliedsstaaten darauf verständigt, den Euro gemeinsam zu kontrollieren. Das bedeutet, dass sie zwar ihre geld-, nicht aber ihre fiskalpolitische Souveränität aufgegeben haben. werden, bei der eine immer weiter sinkende Wertschöpfung immer stärkere Haushaltskürzungen erfordert, um die gewünschte Stabilisierung des Defizits zu erreichen. Die Europäische Union (EU) hat gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB) und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ein beachtliches Rettungspaket für Griechenland und die anderen betroffenen Länder der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWU) auf den Weg gebracht, das von den Finanzmärkten begrüsst wurde. Dabei stehen beträchtliche Mittel zur Verfügung. Diese sind jedoch an Bedingungen geknüpft, die noch grössere Anstrengungen zum Abbau der Defizite verlangen. Somit verhindert der Rettungsfonds ein Abweichen vom eingeschlagenen Sanierungskurs. Seit Juni warten die Finanzmärkte nun offenbar ab, ob die angewandte Strategie greift, das heisst ob eine nennenswerte Senkung der Haushaltsdefizite erreicht wird, ohne die wirtschaftliche Entwicklung zu bremsen, oder ob sich die Situation wieder verschärft – vielleicht gerade aufgrund der Versuche der Regierungen, einen politischen Kurs einzuschlagen, der eine gewisse Aussicht auf die Überwindung der Probleme bietet. Dennoch wurden im EU-Vertrag einige Schutzmechanismen verankert, um die Fiskalpolitik der einzelnen Länder zu harmonisieren und zu reglementieren. Insbesondere dürfen die EZB und die nationalen Zentralbanken aller EU-Mitgliedsstaaten, die gemeinsam das Europäische Zentralbanksystem (EZBS) bilden, keine Kredite an europäische Finanzbehörden gewähren und keine Schulden der öffentlichen Hand durch direkte Käufe von Staatsanleihen «monetarisieren» (Beistandsverbot). Ausserdem gelten Haushaltsdefizite, die 3 Prozent des BIP überschreiten, grundsätzlich als «überzogen», und bei Verstössen hat ein Staat gewöhnlich mit Sanktionen und Strafen im Rahmen des Defizitverfahrens zu rechnen, soweit er keine besonderen Umstände geltend machen kann. Diese im Maastricht-Vertrag formulierten Grundsätze wurden zusätzlich durch den so genannten Stabilitäts- und Wachstumspakt (SWP) untermauert, der von den Mitgliedern verlangt, im Laufe des Zyklus einen «ausgeglichenen Haushalt» oder einen «Haushaltsüberschuss» zu erzielen. Und schliesslich wurde zum Schutz der Nationalstaaten vor dem finanzpolitischen Versagen der anderen ein Beistandsverbot in den Vertrag aufgenommen, um gegebenenfalls auftretende Zahlungsschwierigkeiten eines Landes jeweils auf die nationale Ebene zu begrenzen. Die staatlichen Haushaltsdefizite sind nicht das (einzige) Problem Man könnte leicht vermuten, die Staatsschuldenkrise sei nur durch die mangelnde Haushaltsdisziplin der Regierungen in einigen Ländern der Eurozone ausgelöst worden. Das ist zwar an sich nicht falsch, aber die Wurzel des Problems reicht viel tiefer. Grundsätzlich kann man sich einen Staatshaushalt genauso vorstellen wie einen Privathaushalt. Wenn ein Haushalt mehr ausgibt, als er einnimmt, dann rutscht das Konto ins Minus und wird damit überzogen. Bei einem Staat funktioniert das genauso, wobei aber an die Stelle des Bankkontos die Leistungsbilanz tritt. Der Überziehungskredit eines Privathaushalts wird gewöhnlich von der Bank finanziert. Dagegen wird das Leistungsbilanzdefizit eines Staates von anderen Staaten finanziert, die statt eines Defizits einen Überschuss erzielen. Da es sich bei der EWU um einen relativ geschlossenen Wirtschaftsraum handelt, werden die Defizite einzelner Mitgliedsländer dabei überwiegend durch die Überschüsse anderer Mitgliedsländer finanziert. UBS research focus August 2010 7 Kapitel 1 Abb. 1.1 lässt ein stetig wachsendes Ungleichgewicht zwischen den Leistungsbilanzen zweier Ländergruppen erkennen, die wir als «Kernländer» (Österreich, Finnland, Deutschland und die Niederlande) und als «Peripherieländer» (Griechenland, Irland, Portugal und Spanien) bezeichnen. Zu beachten ist dabei, dass es sich hier um eine rein statistische Unterscheidung handelt, die nicht auf politischen oder geografischen Kriterien beruht.1 Irgendetwas veranlasst die Kerngruppe dazu, weniger auszugeben, als sie einnimmt, während die Länder in der Peripherie immer stärker ins Minus geraten. Die Leistungsbilanzen der beiden Gruppen entwickeln sich nahezu spiegelbildlich, was die Vermutung bestätigt, dass die Nettosparer in den Kernländern die Nettoschuldner in den Peripherieländern finanzieren. Die Ursache der Ungleichgewichte innerhalb der EWU Ein überzogenes Konto muss nicht unbedingt schlecht sein. Dies gilt zum Beispiel, wenn ein Haushalt das geliehene Geld einsetzt, um seine künftige Erwerbskraft durch Investitionen in eine Ausbildung oder Schulung zu verbessern. Eine solche Verschuldung wird aller Wahrscheinlich- Um zu veranschaulichen, wie sich die Schere immer weiter öffnet, haben wir die Mitgliedsstaaten in zwei gegensätzliche Gruppen unterteilt, die wir anhand des k-Means-Algorithmus auf der Grundlage der Leistungsbilanzdaten und der privaten Sparquoten ermittelt haben, wobei jeweils der absolute Stand und die erste Differenz herangezogen wurden. Dabei bilden sich unabhängig von der Wahl der Variablen und der Entscheidung für den absoluten Messwert oder die Differenz immer zwei Ländergruppen heraus, nämlich Österreich, Finnland, Deutschland und die Niederlande einerseits (Kerneuropa) sowie Griechenland, Irland, Portugal und Spanien andererseits (Peripherie). Die Zuordnung von Belgien, Frankreich, Italien und Luxemburg hängt jeweils davon ab, ob der absolute Stand oder die erste Differenz zugrunde gelegt wird, wobei jedoch die Wahl der Variablen keine Rolle spielt. Im ersten Fall gehören sie zur Kerngruppe, im zweiten zur Peripherie. In unserer Analyse konzentrieren wir uns auf die extremen Cluster und lassen Belgien, Frankreich, Italien und Luxemburg ausser Acht. Allerdings ändert sich an unseren Schlussfolgerungen kaum etwas, wenn Belgien, Frankreich und Luxemburg dem Kern zugerechnet werden und Italien zur Peripherie gezählt wird. Das ständige Defizit und das Kernproblem des Euro Die Überziehung des Privatkontos kann durch zu hohe Ausgaben des Ehemanns, der Ehefrau oder beider Partner zustande kommen. Auf der volkswirtschaftlichen Ebene kommen als Ursachen des Defizits zu hohe Ausgaben des privaten Sektors (Privathaushalte und Unternehmen), der öffentlichen Hand oder beider Seiten in Frage. In der aktuellen Finanzkrise geht man meistens davon aus, dass das Leistungsbilanzdefizit grundsätzlich auf zu hohe Staats-ausgaben zurückzuführen und somit der öffentlichen Hand anzulasten sei. Dies trifft jedoch nicht zu. Aus Abb. 1.3 geht hervor, dass die Anforderungen des Stabilitäts- und Wachstumspakts von den Regierungen in den Peripherieländern mehr oder weniger erfüllt wurden. Allerdings gibt es Ausnahmen. So hat etwa Griechenlands öffentlicher Sektor zweifellos deutlich über seine Verhältnisse gelebt. Spanien und Irland erzielten jedoch zwischen der Einführung des Euro und dem Jahr 2007 ausgeglichene Haushalte oder sogar Überschüsse. Dagegen haben sich die privaten Ersparnisse, wie Abb. 1.4 zeigt, seit der Einführung des Euro in den Peripherieländern extrem negativ entwickelt, während die Kernländer über den gesamten Zeitraum hinweg Nettosparer blieben. Abb. 1.1: Anhaltende Leistungsbilanzungleichgewichte Abb. 1.2: Relatives reales BIP pro Kopf im Vergleich In % des BIP Indizes und Durchschnittswerte = 100 % 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 1992 140 1 120 100 80 60 40 1996 Kernländer Peripherieländer 2000 Eurozone Hinweis: Schattierter Bereich kennzeichnet Konjunkturabschwung Quellen: Ameco-Datenbank, UBS WMR 8 keit nach nicht von Dauer sein. Genau dasselbe gilt auch für Staaten. Zweifellos können sich in einem relativ unterentwickelten Land mit einer niedrigen Kostenbasis viele Möglichkeiten für rentable Investitionen eröffnen. Wenn Investitionen in ein Land fliessen, fällt seine Leistungsbilanz negativ aus. Das Land überzieht also sein Konto. Mit steigender Produktivität gehen die Investitionsflüsse aber zurück und der Kredit wird wieder zurückgezahlt. Tatsächlich wurden die Leistungsbilanzdefizite in der EWU oft so interpretiert. Wenn dies zuträfe, müsste aber das Pro-KopfEinkommen in den defizitären Ländern ansteigen und sich demjenigen der Länder annähern, die Überschüsse erzielen. Abb. 1.2 zeigt jedoch, dass sich die Einkommen in der EWU kaum angenähert haben, was uns zu der Schlussfolgerung veranlasst, dass die Leistungsbilanzdefizite nicht durch einen harmlosen Annäherungsprozess bedingt sind. Die Zukunft des Euro 2004 2008 1992 1994 1996 1998 2000 Kernländer Peripherieländer Hinweis: Schattierter Bereich kennzeichnet Konjunkturabschwung Quellen: Ameco-Datenbank, UBS WMR 2002 2004 2006 2008 Die Existenz des Euro in Gefahr Nehmen wir einmal an, dass ein Privathaushalt einen Überziehungskredit haben muss, also aus irgendwelchen Gründen an der Rückzahlung seiner Schulden gehindert wird. Das würde bedeuten, dass mindestens ein Partner, der Ehemann oder die Ehefrau, einen negativen Saldo hat. Im privaten Kontext ist das ein unwahrscheinlicher Fall. Aber für manche Länder ist es sehr schwierig, ihr Leistungsbilanzdefizit abzubauen oder sogar ein positives Ergebnis zu erzielen. Wenn einige grosse Volkswirtschaften Überschüsse erwirtschaften, müssen andere zwangsläufig ein Defizit aufweisen. Vor der Krise im Jahr 2007 belief sich das Leistungsbilanzdefizit der in unserem Modell zur Peripherie gehörigen Länder insgesamt auf 10 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP). Davon entfielen 8 Prozent auf den Privatsektor und 2 Prozent auf die öffentliche Hand (das heisst (–8 Prozent) + (–2 Prozent) = –10 Prozent). Infolge der Krise schnellten die privaten Ersparnisse auf 4 Prozent des BIP in die Höhe, während das Leistungsbilanzdefizit auf rund 6 Prozent zurückging. Vor diesem Hintergrund stieg das staatliche Defizit hauptsächlich infolge sinkender Steuereinnahmen und steigender Ausgaben für Arbeitslosenunterstützung auf 10 Prozent des BIP (siehe Abb. 1.5). Im wirtschaftlichen Kontext steht dem Überschuss Deutschlands (und der anderen Kernländer) praktisch zwangsläufig ein ständiges Defizit (negativer Saldo) der Peripherieländer gegenüber. Mit dem Beginn der Krise fuhr dort der private Sektor seine Ausgaben stark zurück, unter anderem weil Kredite nicht mehr so leicht zu bekommen waren. Andererseits blieb dem Staat angesichts der steigenden Arbeitslosigkeit und der sinkenden Steuereinnahmen kaum etwas Anderes übrig, als mehr Schulden zu machen. Diese Verschiebung des Defizits vom Privatsektor zur öffentlichen Hand ist die Ursache für die Staatsverschuldungs- und Defizitproblematik in einigen Ländern der Eurozone, die nun die Existenz der EWU und des Euro bedroht. Abb. 1.3: Nettoersparnisse des öffentlichen Sektors Abb. 1.4: Nettoersparnisse des privaten Sektors In % des BIP In % des BIP 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 3 0 -3 -6 -9 -12 1992 Anhäufung von Auslandsschulden in den Peripherieländern Wenn ein Privathaushalt sein Konto immer weiter überzieht, häuft er Schulden an. Für Länder mit Leistungsbilanzdefiziten gilt genau dasselbe. Dabei erhöhen niedrige Zinsen den Anreiz, immer noch weitere Kredite aufzunehmen. Im Vorfeld der Gründung der EWU in den 90er Jahren sanken die Zinsen für die meisten potenziel- 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2004 2006 Kernländer Peripherieländer Kernländer Peripherieländer Hinweis: Schattierter Bereich kennzeichnet Konjunkturabschwung Quellen: Ameco-Datenbank, UBS WMR Hinweis: Schattierter Bereich kennzeichnet Konjunkturabschwung Quellen: Ameco-Datenbank, UBS WMR Abb. 1.5: Sektorbilanzen der Peripherieländer Abb. 1.6: Netto-Auslandsschulden (beziehungsweise Auslandsforderungen) In % des BIP (Näherungswerte) In % des BIP Bilanz des Privatsektors + Bilanz des öffentlichen Sektors Bilanz des = Aussensektors (Leistungsbilanz) 0 -20 -40 Vor der Krise -60 –8% + –2% = –10% -80 -100 Während der Krise +4% + –10% = –6% -120 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 Kernländer Peripherieländer Quelle: UBS WMR Quellen: Lane und Milesi-Ferretti, UBS WMR UBS research focus August 2010 9 Kapitel 1 len Mitgliedsländer auf das niedrige Niveau, das bisher für Deutschland gegolten hatte. Dies förderte kreditfinanzierte Ausgaben in den weniger entwickelten Ländern. Allerdings war die Inflation in diesen Ländern deutlich höher als in Deutschland, sodass die realen Zinsen (das heisst der Nominalzins abzüglich der Inflationsrate) dort fast auf oder sogar unter null sank2. Was für eine Schuldenlast dadurch aufgetürmt wurde, lässt sich aus Abb. 1.6 ablesen, die Aufschluss über die so genannte Nettogläubiger- beziehungsweise Nettoschuldnerposition der Länder gibt. Die Nettoschuldnerposition der Peripherieländer verschlechterte sich rasant von circa 20 Prozent des BIP Anfang der 90er Jahre auf 100 Prozent im Jahr 2007. Dagegen gelang es den Kernländern, ihre Auslandsschulden dank ihrer Nettoersparnisse fast auf null zu senken. Wenn ein Privathaushalt Schulden anhäuft, steigt auch seine Zinsbelastung. Schraubt er seine Ausgaben nicht zurück, so kommen zum Überziehungsbetrag auch noch die steigenden Kreditkosten hinzu. Wie Abb. 1.7 zeigt, hat die Anhäufung von Auslandsschulden in den Peripherieländern zu steigenden Zinsverpflichtungen geführt, die hier zusammen mit den Dividenden, Mieten und Gewinnen als Nettofaktorzahlungen bezeichnet werden. Sinkende Wettbewerbsfähigkeit der Peripherie Während steigende Zinskosten erheblich dazu beitragen können, die Verschuldung eines Haushalts in die Höhe zu treiben, ist andererseits auch die Erwerbskraft ein entscheidender Faktor. Wenn sie im Laufe der Zeit sinkt, nimmt damit auch die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt ab, wodurch sich die Finanzlage weiter zuspitzt. Diese Wettbewerbsfähigkeit ist keine absolute, sondern eine relative Grösse. So können sich die Chancen des Haushalts auf dem Arbeitsmarkt trotz einer unverändert hohen absoluten Leistungsfähigkeit verschlechtern, wenn die Mitbewerber konkurrenzfähiger werden. Dies hat nachteilige Folgen für das Erwerbseinkommen. Die Kehrseite dieser Politik war eine Nachfrageflaute, welche die neu gegründete EZB dazu veranlasste, die Zinsen niedrig zu halten. Gleichzeitig verzeichneten jedoch die Peripherieländer eine stärkere Nachfrageentwicklung und eine höhere Inflation, wobei von den für dortige Verhältnisse extrem niedrigen Zinsen zusätzliche Impulse ausgingen2. All dies trieb die Löhne und Preise in die Höhe und schwächte die Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu Deutschland (siehe Abb. 1.8). Angesichts der steigenden Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zogen die deutschen Exporte in andere Länder der Eurozone kräftig an. Während zu niedrige Zinsen die Spanier und Iren ermutigten, sich neue Häuser zu bauen (und zwar oftmals unter Einsatz in Deutschland produzierter Baumaschinen), verdoppelten sich die deutschen Exporte zwischen der Einführung des Euro 1999 und Ende 2009. Dabei beträgt das Plus bei den Exporten nach Italien 75 Prozent und bei den Exporten nach Griechenland über 130 Prozent. Mit dem Handelsüberschuss Deutschlands wuchsen aber auch die Leistungsbilanzdefizite der schwächeren Volkswirtschaften. 2 So sanken beispielsweise in Portugal die nominalen Zinsen in diesem Zeitraum von rund 16 Prozent im Jahr 1992 auf 4 Prozent im Jahr 2001. Die realen Zinsen fielen dabei von rund 6 auf 0 Prozent. Abb. 1.7: Netto-Faktoreinkommen Abb. 1.8: Harmonisierter Wettbewerbsindikator der EZB In % des BIP Anhand der Verbraucherpreisindizes und des Handels innerhalb und ausserhalb der EWU 2 1 0 -1 -2 -3 -4 -5 -6 -7 1992 115 Sinkende Wettbewerbsfähigkeit 110 105 100 95 Steigende Wettbewerbsfähigkeit 90 1994 1996 Kernländer Peripherieländer 1998 2000 2002 Eurozone Hinweis: Schattierter Bereich kennzeichnet Konjunkturabschwung Quellen: Ameco-Datenbank, UBS WMR 10 Für die meisten Länder der Eurozone ist Deutschland der wichtigste Konkurrent. In den 90er Jahren und nach der Wiedervereinigung verschlechterte sich die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands, unter anderem weil sein Beitritt zur EWU zu einem überhöhten Wechselkurs erfolgte. Auf diesen Rückschlag reagierte Deutschland mit der einzig praktikablen Gegenstrategie, indem es die Lohn- und Preisentwicklung über längere Zeit dämpfte. Die Zukunft des Euro 2004 2006 2008 85 Jan-93 Jan-95 Kernländer Peripherieländer Quellen: EZB, UBS WMR Jan-97 Jan-99 Jan-01 Jan-03 Deutschland Jan-05 Jan-07 Jan-09 Die Existenz des Euro in Gefahr Spanien und Irland nutzten die übertrieben niedrigen Zinsen zum Aufbau grosser Bankensysteme, die ihre Immobilienblasen finanzierten. Dann folgte der Zusammenbruch aufgrund der internationalen Bankenkrise, der die beiden Volkswirtschaften stark belastete und einen massiven Anstieg der Staatsverschuldung auslöste. In Griechenland und Portugal kam es zu einem Boom der Privatausgaben herkömmlicherer Art, da Privatpersonen feststellten, dass die extrem niedrigen Zinsen BMWs oder Porsches plötzlich erschwinglich machten, während die Regierungen sich mit deutschen U-Booten und anderen Rüstungsgütern eindeckten. Die unterschiedliche preisliche Wettbewerbsfähigkeit der beiden Gruppen kommt auch in Abb. 1.9 zum Ausdruck, die Aufschluss über die Handelsbilanzen (das heisst die Differenz zwischen Exporten und Importen) gibt. Die Handelsbilanz der Kernländer verbesserte sich kontinuierlich von etwa 1 Prozent des BIP im Jahr 1992 auf über 6 Prozent des BIP im Jahr 2007. Andererseits stieg das durchschnittliche Defizit der Peripherieländer im selben Zeitraum von rund 1 Prozent des BIP auf 2,5 Prozent des BIP. Transferbezüge als schwindende Einnahmequelle der Peripherieländer Der letzte Faktor, der sich auf das Bankkonto eines Privathaushalts auswirken kann, sind Transferzahlungen von der Regierung oder von einem anderen Privathaushalt. Beispiele dafür sind die staatliche Vorsorge, Geschenke und Sozialleistungen. Auf der nationalen Ebene gehören zu diesen Zahlungen Entwicklungshilfe, Beiträge an internationale Organisationen und Einzahlungen in innergemeinschaftliche Fonds. Auf der Fahrt durch Spanien, Portugal und Irland konnte man in der Vergangenheit oft Schilder sehen, auf denen steht: «Diese Strasse wurde mit Mitteln der Europäischen Union finanziert». Diese Transferzahlungen waren für die Peripherieländer eine wichtige Einnahmequelle. So geht aus Abb. 1.10 hervor, dass die Transferzahlungen Anfang der 90er Jahre über 3 Prozent des BIP der Peripherieländer ausmachten. Allerdings ist dieser Anteil stetig bis knapp unter null im Jahr 2007 gesunken. Unsere Erklärung dafür lautet, dass die europäischen Transferzahlungen von den Peripherieländern der EWU in die neuen mittel- und osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten umgeleitet wurden (von denen die meisten den Euro noch nicht eingeführt haben). Andererseits haben die Kernländer über den gesamten Zeitraum hinweg kontinuierlich im Durchschnitt 1 Prozent ihres BIP abgeführt. Ein wichtiger Aspekt ist dabei, dass der erhebliche Umfang der laufenden Nettotransfers einen grossen Beitrag zur Finanzierung der Defizite in den Peripherieländern geleistet hat. Fazit Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich die Leistungsbilanzen der Peripherieländer stetig verschlechtert haben. Die Gründe dafür sind rückläufige Transferzahlungen, steigende Fremdfinanzierungskosten und eine Verschlechterung der Handelsbilanzen infolge der sinkenden preislichen Wettbewerbsfähigkeit. Dagegen gelang es den Kernländern, ihre Leistungsbilanzüberschüsse dank ihrer sinkenden Fremdfinanzierungskosten und steigenden Handelsüberschüsse auszubauen. Zurückzuführen ist diese gegensätzliche Entwicklung auf die Einheitszinssätze, welche die defizitären Länder dazu verleitet haben, sich immer mehr Geld zur Finanzierung ihres Konsums und ihrer Bauvorhaben zu leihen. Die dadurch ausgelösten Booms haben die Löhne in die Höhe getrieben und damit die preisliche Wettbewerbsfähigkeit dieser Länder insbesondere im Vergleich zu Deutschland stark beeinträchtigt, wo währenddessen eine Politik der Lohnzurückhaltung verfolgt wurde. Abb. 1.9: Handelsbilanz Abb. 1.10: Nettotransferzahlungen In % des BIP In % des BIP 8 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 -0,5 -1,0 -1,5 1992 6 4 2 0 -2 -4 1993 1995 Kernländer Peripherieländer 1997 1999 2001 Eurozone Hinweis: Schattierter Bereich kennzeichnet Konjunkturabschwung Quellen: Ameco-Datenbank, UBS WMR 2003 2005 2007 2009 1994 Kernländer Peripherieländer 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 Eurozone Hinweis: Schattierter Bereich kennzeichnet Konjunkturabschwung Quellen: Ameco-Datenbank und UBS WMR UBS research focus August 2010 11 Kapitel 1 Dadurch schwand die Fähigkeit der defizitären Länder, Einnahmen durch Handel zu erwirtschaften, was steigende Handelsdefizite zur Folge hatte. Die Leistungsbilanzdefizite wurden dabei vor allem durch zu hohe Ausgaben des Privatsektors und nur in geringerem Masse durch die Staatsausgaben verursacht. In der Rezession verlagerten sich die Defizite dann vom Privatsektor zur öffentlichen Hand, was nicht zuletzt mit den Schwierigkeiten dieser Länder zusammenhing, ihre Leistungsbilanzen vom Minus ins Plus zu drehen. Ein wichtiger Punkt ist dabei, dass die Ungleichgewichte in der EWU durch rein strukturelle Faktoren bedingt sind, was bedeutet, dass sie nach der aktuellen, durch den Konjunkturabschwung bedingten Annäherung höchstwahrscheinlich wieder auftreten werden. Zur Stabilisierung des Euro muss das Gleichgewicht zwischen den Ländern der EWU wieder hergestellt werden, indem Deutschland sich stärker auf die Binnennachfrage konzentriert, während einige Peripherieländer ihre Exportkraft stärken. Andernfalls riskieren die politischen Entscheidungsträger unseres Erachtens eine Wiederholung der aktuellen Schuldenkrise in der Zukunft. Europa ist mehr als die EWU Innereuropäische Organisationen Europäischer Wirtschaftsraum Europäische Union Eurozone Zypern Europäische Freihandelsgemeinschaft Bulgarien Irland Rumänien Grossbritannien Liechtenstein Österreich Belgien Finnland Frankreich Deutschland Griechenland Italien Luxembourg Malta Niederlande Portugal Slowakei Slowenien Spanien Tschechische Republik Island Schweiz Dänemark Estland Ungarn Lettland Norwegen Schweden Schengen-Raum Litauen Hinweis: Der Schengen-Vertrag ist eine Vereinbarung über den freien Personenverkehr. Quelle: UBS WMR 12 Die Zukunft des Euro Polen Die Existenz des Euro in Gefahr Wirtschafts- und Währungsunion: Zeittafel 1970 Der nach dem damaligen Luxemburgischen Premierminister benannte Werner-Bericht stellt einen dreigliedrigen Ansatz zur Verwirklichung der EWU vor. 1978 Einführung des Europäischen Währungssystems, das aus dem Wechselkursmechanismus (WKM) und der Europäischen Währungseinheit (EWE) besteht. 1989 Der nach dem damaligen Kommissionspräsidenten Jacques Delors benannte Delors-Bericht formuliert einen Dreistufenplan zur Verwirklichung der EWU. 1990 Beginn der Stufe I: Engere Abstimmung der Wirtschaftspolitik und Liberalisierung der Kapitalströme 1991 Ausarbeitung des Maastricht-Vertrags, in dem der Zeitplan für die EWU und die von den Mitgliedern zu erfüllenden Konvergenzkriterien bestimmt werden. 1994 Beginn der Stufe II: Gründung des europäischen Währungsinstituts (Vorläufer der Europäischen Zentralbank). 1995 EU-Gipfel in Madrid: Die Gemeinschaftswährung erhält den Namen «Euro». 1997 Unterzeichnung des Stabilitäts- und Wachstumspakts; Vereinbarung des neuen Wechselkursmechanismus (WKM II), der den Euro und die Währungen der nicht teilnehmenden Staaten aneinander koppelt. 1998 Der Europäische Rat beschliesst, am 1. Januar 1999 mit elf Staaten die Phase III der EWU einzuläuten; die Europäische Zentralbank tritt an die Stelle des Europäischen Währungsinstituts; die Wechselkurse werden festgelegt. 1999 Beginn der Stufe III: Der Euro wird zu einer eigenständigen Währung; die Banken und Unternehmen führen den Euro zu Abrechnungszwecken ein. 2001 Griechenland tritt als zwölftes Land dem Euroraum bei. 2002 Am 1. Januar werden in zwölf Ländern Euro-Scheine und Euro-Münzen in Umlauf gebracht. 2007 Slowenien tritt als 13. Mitglied dem Euroraum bei. 2008 Mit dem Beitritt Zyperns und Maltas steigt die Anzahl der Mitglieder auf 15. 2009 Zum zehnten Geburtstag des Euro kommt mit der Slowakei das 16. Mitglied hinzu. Quelle: Europäische Kommission UBS research focus August 2010 13 Kapitel 1 Die Europäische Union und die EWU Iceland Sweden Faeroe Islands Finland Norway Russia Estonia Latvia Denmark Lithuania Belarus Irish Republic United Kingdom Poland Netherlands Ukraine Belgium Germany Czech Republic Luxembourg Austria France Moldova Slovakia Liechtenstein Hungary Romania Switzerland Slovenia Croatia Bosnia & Herzegovina Serbia Bulgaria Montenegro Macedonia Po rt ug al Italy Albania Turkey Greece Spain Cyprus Malta EWU/Eurozone EU-Mitgliedsstaaten, die nicht der EWU angehören Länder, die weder der EU noch der EWU angehören Quelle: UBS WMR 14 Die Zukunft des Euro Die Aussichten für den Euro Kapitel 2 Die Aussichten für den Euro «Ich war immer der Ansicht, dass Europa in Krisenzeiten zusammenwachsen und die Summe der Lösungen sein wird, die in diesen Krisen gefunden werden.» Jean Monnet1 Im ersten Kapitel vertraten wir die Ansicht, dass die EWU in ihrer derzeitigen Form strukturell nicht stabil ist und sich verändern muss, wenn sie langfristig überleben will. In diesem Kapitel untersuchen wir die Aussichten für eine Veränderung und bilden uns eine Meinung zur Zukunft des Euro. Strukturelle Ungleichgewichte von der Art, wie wir sie in Kapitel 1 beschrieben haben, wären nicht aufgetreten, wenn die EWU eine so genannte «optimale Währungszone» wäre, in der alle Teilnehmer den gleichen Zinssatz verwenden und sich auch in anderer Hinsicht sehr ähnlich sind. Aber auch wenn ein Währungsgebiet suboptimal ist, hätte die Entstehung solcher Ungleichgewichte durch Anpassungsmechanismen wie Arbeitskräftemobilität und Lohn- und Preisflexibilität – die wichtige Faktoren für den Erfolg der US-Dollar-Union sind – verhindert werden sollen. In der EWU spielen diese Faktoren eine wesentlich geringere Rolle (siehe Abb. 2.1), und unserer Meinung nach können Reformen zur Verbesserung der Arbeitskräftemobilität und der Preisflexibilität nur ein Teil einer langfristigen Lösung sein. Die EWU braucht Anpassungsmechanismen, die viel schneller greifen. Ausserhalb der Währungsunion würde die erste Methode zur Überwindung einer schlechten Wettbewerbsfähigkeit in der Abwertung der nominalen Wechselkurse der Peripherie- Abb. 2.1: Geringe Arbeitskräftemobilität in Europa Prozentsatz der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter, *2004–2007, **2000–2005 3,5 3,0 länder bestehen. Dies ist zwar keine völlig schmerzlose Option, wie das jüngste Beispiel von Island zeigt, würde jedoch die Preiswettbewerbsfähigkeit fast sofort wiederherstellen und es den Defizitländern ermöglichen, durch mehr Exporte Wachstum zu erzielen. Solange die Länder jedoch Mitglieder der EWU sind, ist diese Möglichkeit versperrt. Daher fordern viele Beobachter jetzt eine fiskalische Integration in Form einer fiskalischen Koordinierung oder sogar einer Fiskalföderation, um den Euro zu retten2. Eine Fiskalintegration hätte wenig Aussicht auf Erfolg Hinter der fiskalischen Integration steht die Idee, die Ungleichgewichte dadurch auszugleichen, dass die finanziell besser gestellten Länder einen Teil ihres Wohlstands an die ärmeren abgeben. Insbesondere die französische Regierung trat intensiv für eine Form der fiskalischen Integration ein, die sie als fiskalische Koordination bezeichnete, und welche die Probleme des Euro lösen sollte. In diesem Zusammenhang bedeutet fiskalische Koordination, dass Länder mit relativ soliden Staatsfinanzen, insbesondere Deutschland, Steuern senken und die Staatsausgaben erhöhen würden, um die Nachfrage in der EWU anzukurbeln. Defizitländer würden gleichzeitig entgegengesetzte Anpassungen vornehmen. Die höhere Nachfrage aus den «Kernländern» nach Gütern und Dienstleistungen, die in den «Peripherieländern» hergestellt werden – um bei den in Kapitel 1 vorgestellten Kategorien zu bleiben – würde für eine Zunahme der Exporte aus der zuletzt genannten Gruppe sorgen und das nötige exportgetriebene Wachstum schaffen, um diese Länder aus der Rezession zu manövrieren. Eine Fiskalföderation würde dies noch weiter treiben und die Währungsunion durch ein System ergänzen, das einen Finanzausgleich schafft und geeignete politische Institutionen vorsieht. Eine Fiskalföderation wäre somit ein Eingeständnis, dass die Währungsunion eine politische Union braucht. Die EWU beruht jedoch auf dem Prinzip einer 2,5 2,0 1,5 1 1,0 Co-Autor der Römischen Verträge Tatsächlich sagte EZB-Präsident Jean Claude Trichet vor kurzem gegenüber dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlaments, dass «das Äquivalent für das erforderlich sei, was man in einer fiskalischen Förderation bekomme», um den Euro zu retten. Insbesondere forderte der EZB-Präsident einen «Quantensprung» bei der Steuerung der EWU und rief zur Schaffung einer unabhängigen Behörde auf, die vorzugsweise in der EU-Kommission untergebracht werden und über erhebliche Macht zur Koordinierung der Haushalts- und Wirtschaftspolitik der Mitgliedsländer verfügen sollte. 2 0,5 0,0 EU USA Arbeitskräftemobilität zwischen Staaten* EU USA Arbeitskräftemobilität innerhalb der Staaten** Quelle: European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions UBS research focus August 2010 15 Kapitel 2 strikt unabhängigen Währungsbehörde in Form der EZB und lehnt einen fiskalischen Föderalismus grundsätzlich ab. Eine Kehrtwende zu einer Fiskalföderation wäre demnach ein wahrhaft historischer Schritt. Hierzu wäre die Koordinierung, Vereinheitlichung und Zentralisierung der meisten politischen Bereiche nötig, womit die EWU in eine Art «Vereinigte Staaten von Europa» umgewandelt würde. Einzelne Mitgliedsländer müssten den Grossteil ihrer fiskalund wirtschaftspolitischen Souveränität an eine neue, übergeordnete Unionsbehörde abgeben, die ihre eigenen Steuern erheben und die Ausgaben über die Mitgliedsländer verteilen würde. Theoretisch könnte eine fiskalische Koordinierung und Föderation die bestehenden Ungleichgewichte beseitigen und das Auftreten neuer Ungleichgewichte in der Zukunft verhindern. Unserer Meinung nach ist jedoch keine der beiden Optionen politisch durchführbar. Wir stellen fest, dass das alte Zentrum und die treibende Kraft für Europa – Frankreich und Deutschland – fast diametral entgegengesetzte Meinungen darüber vertreten, wie es am besten weitergehen sollte. Die Franzosen forderten Deutschland auf, sein Defizit zu erhöhen und die Ausgaben anzukurbeln, während Deutschland genau gegenteilig reagierte. Die deutsche Regierung verlangt von allen EWU-Mitgliedsländern eine grössere Haushaltsdisziplin und hat selbst ein Gesetz verabschiedet, mit dem das Defizit bis 2016 auf nahezu Null verringert werden soll. Vor allem aber besteht kaum eine Chance, dass sich die deutsche Haltung in Zukunft nennenswert ändern wird. Eine fiskalische Koordination würde nicht nur eine einmalige Aufstockung des Haushalts bedeuten, sondern auch eine signifikante Ausweitung der deutschen Haushaltsdefizite auf viele Jahren hinaus, während die Peripherieländer ihre Anpassungsprogramme durchführen. Es wurde ins Feld geführt, dass Deutschland keine andere Wahl habe, als die Defizitländer in der Peripherie zu unterstützen, zumal das deutsche Bankensystem den Staatsschulden dieser Länder ausgesetzt sei. Aber wie wenig politisches Gewicht diese Überlegung in Wirklichkeit hat, zeigte sich bei der Abstimmung über das jüngste Rettungspaket im Bundestag: Trotz aller geäusserten Gefahrenpotenziale wurde es nur mit einer Mehrheit von sieben Stimmen verabschiedet. Unserer Meinung nach ist es so gut wie unvorstellbar, dass der Bundestag einer wesentlichen Erhöhung des Haushaltsdefizits zustimmen würde. Dies wäre kein einmaliger Akt, sondern ein Teil eines mehrjährigen Programms, und keine Reaktion auf die erkannten Bedürfnisse der deutschen Wirtschaft, sondern – wie es in Deutschland gesehen wird – eine Hilfe für Nachbarn, die dies nicht verdienen. der fiskalischen Koordination und des Föderalismus nicht einmal erwünscht wären. Solche Systeme würden unserer Meinung nach nur Missstimmungen unter den Mitgliedsländern hervorrufen. Nationale Spannungen sind bei Konflikten über die Verteilung von Ressourcen eine starke Zentrifugalkraft. Wenn neue, einkommensschwächere Länder in die EWU eintreten, werden diese politischen Herausforderungen noch grösser. Eine reale Abwertung verurteilt die EWU zu einem langsamen zukünftigen Wachstum Wenn wir die fiskalische Koordination als französischen Ansatz bezeichnen, dann wäre die deutsche Lösung die einer realen Abwertung. Diese erreicht im Prinzip denselben Effekt wie eine Abwertung des nominalen Wechselkurses, bei der im entsprechenden Land die Exportpreise sinken und der Kauf von Gütern und Dienstleistungen im Ausland für die inländischen Haushalte teuerer wird. Doch bei einer realen Abwertung werden die Preise und Löhne im Inland direkt gesenkt. Aus diesem Grund wird sie auch als deflationäre Politik bezeichnet und geht häufig mit Arbeitsmarkt- und anderen Strukturreformen einher, um die preisunabhängige Wettbewerbsfähigkeit eines Landes zu verbessern. Deutschland, das Anfang der 2000er Jahre auf eine solche Politik setzte, besteht nun auf einer gewissen realen Abwertung in den verschuldeten EWU-Ländern. Die meisten von ihnen haben unter dem Druck der Griechenlandkrise denn auch bereits drakonische Sparmassnahmen eingeführt oder angekündigt3. Die Frage ist nur, kann das funktionieren? Unserer Meinung nach lautet die kurze und knappe Antwort «nein» oder zumindest «nicht für jedes Land». Irland, das sehr exportorientiert und flexibel ist, mag vielleicht in der Lage sein, eine solche Politik erfolgreich zu realisieren, aber in Bezug auf Griechenland, Spanien und Portugal sind wir nicht so zuversichtlich. Erstens ist es in einer Währungsunion leichter gesagt als getan, einen Überschuss im öffentlichen Sektor zu erzielen. Wie in Kapitel 1 erklärt, wird ein Land mit einem praktisch unvermeidlichen Leistungsbilanzdefizit nicht einen Überschuss im öffentlichen Sektor erzielen können, ohne dabei ein Defizit im Privatsektor hinnehmen zu müssen. Solange die Leistungsbilanz in einem Sektor defizitär ist, muss ein Sektor ein Nettoschuldner sein. So machte das spanische Leistungsbilanzdefizit im Jahr 2007 etwa 10 Prozent des BIP aus. Es resultierte aus einem Defizit von 12 Prozent im 3 Wenn eine Koordination schon unwahrscheinlich ist, dann sind die Chancen, dass die EWU auf eine Fiskalföderation zustrebt, unserer Meinung nach praktisch null. Es wäre ein historisch beispielloses Ereignis, wenn eine grosse Zahl souveräner Länder friedlich und freiwillig so viel von ihrer Souveränität aufgeben würde. In der Tat scheint die Zeit der grossen Visionen von der europäischen Integration zu Ende zu gehen. Vor allem glauben wir, dass solche Mechanismen 16 Die Zukunft des Euro Das griechische Paket ist das tiefgreifendste: Mit einer Reihe von Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen, die sich im Jahr 2010 insgesamt auf 7 Prozent des BIP belaufen, soll das Defizit von 13,6 Prozent des BIP in den Jahren 2009 bis 2012 auf weniger als 3 Prozent gedrückt werden. Die spanische Regierung kündigte Pläne zur Reduzierung ihres Haushaltsdefizits von 11,2 Prozent im Jahr 2009 auf 9,3 Prozent im Jahr 2010 und 6,5 Prozent im Jahr 2011 an. Portugal plant eine Reduzierung von 9,4 Prozent im Jahr 2009 auf 5 Prozent im Jahr 2011, während Irland, das 2009 ein Defizit von 14,3 Prozent hatte, trotz harter Sparmassnahmen 2011 immer noch ein Defizit von mindestens 10 Prozent haben könnte. Die Aussichten für den Euro Privatsektor und einem Überschuss von 2 Prozent im öffentlichen Sektor. In der Krise schwenkte der Privatsektor von einem Defizit zu einem Überschuss von 6 Prozent um, und das Leistungsbilanzdefizit halbierte sich auf circa 5 Prozent. Das heisst, dass das Defizit des öffentlichen Sektors rund 11 Prozent ausmachte. Jetzt strebt der öffentliche Sektor danach, dieses Defizit zu reduzieren. Das heisst, dass entweder der Privatsektor erneut ein Defizit hinnehmen oder Spanien seine Handelsbilanz und damit seine Leistungsbilanz verbessern muss. Das wird jedoch schwierig sein, da der grösste Exporteur der EWU, Deutschland, Massnahmen ergreift, um seine Exportmaschine weiter zu verbessern (siehe Abb. 2.2). Zweitens ist eine reale Abwertung äusserst schmerzhaft. In Griechenland und anderen Peripherieländern ist es bereits zu Generalstreiks und Protesten gekommen und das noch bevor die schmerzlichen Folgen wirklich zu spüren waren. Die Politiker in diesen Ländern werden vor schwierigen Entscheidungen stehen. Lettland setzt derzeit auf eine reale Abwertung zur Lösung seiner Schuldenprobleme, da es an seiner Währungskopplung an den Euro festhalten möchte. Infolgedessen schoss die Arbeitslosenquote in nur zwei Jahren von rund 5 auf 20 Prozent in die Höhe. Deutschland machte etwa ein Jahrzehnt mit einer milden Abwertung durch, um die 25-prozentige geringere Wettbewerbsfähigkeit infolge der Wiedervereinigung wieder wettzumachen.4 In dieser Zeit war das Wachstum schwach und die Arbeitslosenquote stieg um rund 50 Prozent. Spanien, Griechenland, Irland und Portugal müssen ähnliche Einbussen bei der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Deutschland aufholen. Wenn die Arbeitslosigkeit in diesen Ländern ebenfalls um 50 Prozent steigt, würde sie in Griechenland von 10 auf 15 Prozent klettern und in Spanien von 20 Prozent auf nahezu unvorstellbare 30 Prozent. 4 Grossbritannien konnte durch eine Senkung des Wechselkurses im Laufe von zwölf Monaten eine ähnliche Wettbewerbslücke überbrücken. Abb. 2.2: Leistungsbilanzen und Haushaltsdefizite in % des BIP, Blasen zeigen die Grösse der Volkswirtschaften an 0 Finnland Italien Slowenien -6 Portugal -10 Österreich Belgien Slowakei Deutschland Niederlande Frankreich Spanien Griechenland Irland -14 Leistungsbilanzdefizit Leistungsbilanzüberschuss -16 -15 Insgesamt ist die deutsche Lösung für die Probleme des Euro kein leichter Weg. Er würde die EWU einer konstanten deflationären Tendenz mit schwachem Wirtschaftswachstum und potenziell hoher Arbeitslosigkeit aussetzen. Unter dem Schock der Griechenlandkrise haben sich die Länder bereitwillig einer solchen Vorgehensweise unterworfen. Unserer Ansicht nach ist es jedoch fraglich, ob alle Peripherieländer an dieser Politik festhalten können und werden, sobald sie wirklich schmerzhaft wird. Abb. 2.3: Vor der Krise war die Akzeptanz des Euro sehr stabil Haltung der EU-Bürger gegenüber dem Euro seit seiner Einführung, Okt./Nov. 2009, in % -4 -12 Im Augenblick haben Griechenland und die anderen Peripherieländer einen hohen Kreditbedarf. Und bei einem Zahlungsausfall würden sie vom Zugang zu den Finanzmärkten beziehungsweise im Fall Griechenlands vom Zugang zum Rettungspaket abgeschnitten. Sollte es diesen Ländern jedoch gelingen einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen, sodass sie nicht mehr auf Kredite angewiesen sind, könnten eine Zahlungsunfähigkeitserklärung oder eine Form der Umschuldung eher in Frage kommen. Ein Zahlungsausfall ist jedoch keine Lösung für das Problem der strukturellen Unterschiede in der EWU, sodass ein zahlungsunfähiges Land auch einen Rückzug aus der EWU erwägen könnte. Haushaltsdefizit -2 -8 Und es dürfte gar noch schmerzhafter werden. Wenn mehrere Länder in der gleichen Region mit engen Handelsbeziehungen eine Politik der realen Abwertung verfolgen, verstärken sich die negativen Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung und die Beschäftigung noch mehr. Alles in allem ist eine reale Abwertung eine höchst unangenehme Option für die verschuldeten EWU-Länder. Sie würde sie und damit die EWU als Ganzes auf Jahre hinaus zu einem sehr schwachen Wachstum und hoher Arbeitslosigkeit verurteilen. In einigen Ländern würde die Verschuldung gegenüber dem BIP vermutlich trotz der besten Bemühungen der Regierung steigen. In diesem Fall könnten eine oder sogar mehrere Regierungen zum Schluss kommen, dass eine staatliche Zahlungsunfähigkeit oder eine Form der Umschuldung die einzige Option ist. -10 -5 0 5 10 Leistungsbilanz Quelle: OECD, UBS WMR 70 60 50 40 30 20 10 0 Herbst 1999 Dafür Dagegen Frühjahr 2002 Herbst 2004 Frühjahr 2007 Herbst 2009 Weiss nicht Hinweis: Frage: «Was ist Ihre Meinung zu folgender Aussage? Bitte sagen Sie, ob Sie dafür oder dagegen sind. Eine europäische Währungsunion mit einer gemeinsamen Währung, dem Euro». Quelle: Eurobarometer der EU-Kommission, UBS WMR UBS research focus August 2010 17 Kapitel 2 Massnahmen zur Stabilisierung des Euro In den kommenden Jahren dürfte es an Reformen der Finanzpolitik der EWU nicht fehlen. Die Massnahmen dürften unter anderem eine Neuverhandlung des Stabilitätsund Wachstumspaktes umfassen, um ein strengeres Sanktionsregime und Anreize zur Verhinderung übermässiger Staatsausgaben in die Vereinbarung aufzunehmen. Ausserdem dürfte der Pakt durch einen permanenten Mechanismus zur Krisenbewältigung ergänzt werden, der unter anderem Bestimmungen für den Extremfall einer Schuldenrestrukturierung eines Landes vorsieht. Für extreme Umstände, in denen ein Land die Regeln nicht einhalten kann oder will, müsste auch ein glaubhafter Rahmen für einen Austritt eines Landes aus der Union geschaffen werden. In Kapitel 1 haben wir gezeigt, dass eine zu starke Zinskonvergenz in der EWU an den Problemen der Union mitschuldig war. Wenn es durch die oben beschriebenen Massnahmen gelingt, ein Umfeld zu schaffen, das eine korrekte Bewertung des Risikos in den verschiedenen Ländern sicherstellt, würde dies sicher sehr zur Stabilisierung des Euro beitragen, da die unterschiedlichen Finanzierungskosten die nachteiligen Effekte des einheitlichen Leitzinses begrenzen würden. ten wir jedoch für unwahrscheinlich. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass diese Reformbestrebungen nicht länger dauern werden als die Krise selbst. Aber auch wenn solche Reformen durchgeführt werden, bleiben die hohen Staatsschulden, die im letzten Jahrzehnt angehäuft wurden, weiter bestehen. Wenn ein Zahlungsausfall eines grossen EWU-Mitgliedslands die einzige Möglichkeit wäre, die Schulden auf ein tragbares Niveau zu reduzieren, könnte dies trotz der besten Absichten der politischen Entscheidungsträger eine Zerreissprobe für die EWU herbeiführen. Wir hatten jedoch argumentiert, dass eigentlich eine Änderung der Ausrichtung in der EWU nötig wäre. Mit anderen Worten müsste Deutschland auf einen stärker binnenorientierten Wachstumsmodus umschwenken, während einige der Peripherieländer stärkere Exporte bräuchten. Mit Finanzreformen allein wird sich das gewünschte Ergebnis nicht erreichen lasen. Eine Politik zur Unterstützung der Freizügigkeit von Arbeitskräften über die nationalen Grenzen der EWU hinweg würde eine grössere Flexibilität ermöglichen und die Wahrscheinlichkeit übermässiger Ungleichgewichte reduzieren. In einigen Ländern, zum Beispiel in Spanien, wurden Arbeitsmarktreformen (in Bezug auf die Regulierung und die Renten) bereits in die politische Agenda aufgenommen. Dass solche Reformen die nötige Umverteilung der Kräfte in der EWU bewirken, hal- Es ist grundsätzlich noch zu früh, um ein solches Urteil abzugeben, aber es wäre gut möglich, dass sich der Euro in seiner derzeitigen Zusammensetzung als Hindernis für die Integration erweist. Wie eingangs festgestellt, wurde der Euro aus politischen Gründen und mit einer fragwürdigen wirtschaftlichen Begründung eingeführt. Wenn sich herausstellt, dass er nicht funktioniert, sollte die EWU keine Skrupel haben, die Mitgliedschaft neu zu gestalten, um sie besser an die wirtschaftliche Realität anzupassen. Eine neue Generation von Politikern scheint eine pragmatischere Haltung in Bezug auf die europäische Integration einzunehmen. Künftig werden die wirtschaftlichen und politischen Kosten gegen die Vorteile abgewogen werden, die eine gemeinsame Währung in der gegenwärtigen Form den Mitgliedsländern bringt. Das Undenkbare denken In der Nachkriegszeit versuchte Europa, Krisen mit einer stärkeren Kooperation und Integration zu begegnen. Ein Auseinanderbrechen der EWU wäre zweifellos ein grosser Rückschlag. Kanzlerin Angela Merkel sagte vor dem Bundestag: «Es ist eine Frage des Überlebens. Der Euro ist in Gefahr. Scheitert der Euro, dann scheitert Europa. Wenn wir Erfolg haben, wird Europa stärker als zuvor sein.» Wir stimmen dieser Einschätzung nicht zu. Die Europäische Union bestand lange vor dem Euro, und der Euro ist für den Erfolg der EU nicht ausschlaggebend. Abb. 2.4: Euro-Akzeptanz in bestimmten Ländern Haltung der EU-Bürger gegenüber dem Euro seit seiner Einführung, Okt./Nov. 2009, in % Portugal Österreich Spanien Belgien Griechenland Finnland Italien Niederlande Deutschland Irland Frankreich 0 Dafür 20 40 60 80 100 0 20 40 60 Weiss nicht Dagegen Hinweis: Frage: «Was ist Ihre Meinung zu folgender Aussage? Bitte sagen Sie mir, ob Sie dafür oder dagegen sind. Eine europäische Währungsunion mit einer gemeinsamen Währung, dem Euro». Quelle: Eurobarometer der EU-Kommission, UBS WMR 18 Die Zukunft des Euro 80 100 Die Aussichten für den Euro Bis vor kurzem waren die Zustimmungsquoten für den Euro noch stabil (siehe Abb. 2.3 und 2.4). Die GriechlandKrise schuf jedoch Spannungen und führte in einigen Fällen sogar zum Aufflackern eines Nationalismus. Ungeachtet der wirtschaftlichen Vorteile besteht ein wichtiges Ziel der europäischen Integration und der EWU darin, den Frieden und die Verständigung zwischen den europäischen Nationen zu fördern. Wenn der Eindruck entsteht, dass die EWU genau das Gegenteil erreicht, würde ihr Daseinsgrund wegfallen, und radikale Reformen – auch Veränderungen an der Zusammensetzung der EWU – würden absolut notwendig. Im Augenblick gibt es keine klaren Pläne für eine geordnete Umgestaltung der EWU-Mitgliedschaft. Wahrscheinlich werden einige Jahre vergehen, bis die nötigen Verfahren und Prozesse, nicht zuletzt für die Bewältigung der zahlreichen technischen und rechtlichen Aspekte, ausgearbeitet sind. Unserer Ansicht nach würde sich die Aussicht auf eine Form der konstruktiven Neuordnung erheblich erhöhen, sobald ein solcher Plan vorliegt. Mit anderen Worten: Solange niemand wirklich weiss, wie eine solche Neuordnung aussehen könnte und wie es nachher weiter geht, wenden sich die politischen Entscheidungsträger natürlich Massnahmen zu, die ihrer Meinung nach die Funktionsfähigkeit der Union erhalten. Fazit Der Euro leidet nicht nur unter einer vorübergehenden fiskalischen Krise, sondern unter langfristigen strukturellen Ungleichgewichten. Innerhalb der Währungsunion sind die Optionen für die Bewältigung dieser Probleme begrenzt. Eine nominale Abwertung des Wechselkurses ist nicht möglich, und eine fiskalische Koordination oder ein fiskalischer Föderalismus wird unserer Meinung nach auf unüberwindbaren politischen Widerstand stossen. Damit bleibt nur die Option der realen Abwertung – eine Politik, mit der die EWU-Länder der deflationären Politik Deutschlands folgen – der Eindämmung des Lohn- und Preisanstiegs bei gleichzeitiger Reduzierung der Ausgaben und Anhebung der Steuern. Diese Option ist bestimmt mit grossen Entbehrungen für einige der Peripherieländer verbunden, und wir bezweifeln, dass auf diese Weise eine echte Umverteilung der Gewichte in der EWU erreicht werden kann. Längerfristig wird sich die EWU-Mitgliedschaft ändern müssen. Einige Länder stellen möglicherweise fest, dass sie ausserhalb der Eurozone besser fahren. Dies wird jedoch seine Zeit dauern. Bisher gibt es keine Pläne für solche Schritte, und einige Länder möchten vermutlich einen ausgeglichenen Haushalt erreichen, bevor sie eine Umschuldung mit einem geordneten Rückzug aus der EWU verbinden. Den Fall eines ungeordneten Auseinanderbrechens haben wir bisher nicht besprochen, da sich ein solcher per Definition nicht vorhersagen lässt. Unserer Meinung nach ist ein solches Szenario aber kaum denkbar, und wir würden ihm eine Wahrscheinlichkeit von weniger als 10 Prozent beimessen. In unserem Basisszenario wird die derzeitige Zusammensetzung der EWU mindestens noch für die nächsten drei bis fünf Jahre bestehen bleiben. Auf längere Sicht halten wir eine gewisse Umgestaltung der Mitgliedschaft der Union für eine reale Möglichkeit. Insbesondere sind wir der Ansicht, dass sich eine solche Vorgehensweise als einzige Möglichkeit erweisen könnte, den Pfad der Kooperation und Integration in Europa fortzusetzen. Wenn eine solche Reform erfolgreich durchgeführt werden kann, könnte sie sogar den Wohlstand und das Wachstum fördern. UBS research focus August 2010 19 Kapitel 3 Kapitel 3 Die Umgestaltung der Eurozone «Es gibt bekannte Bekannte. Das sind Dinge, von denen wir wissen, dass wir sie wissen. Es gibt bekannte Unbekannte. Damit meine ich, es gibt Dinge, von denen wir wissen, dass wir sie nicht wissen. Aber es gibt auch unbekannte Unbekannte: solche, von denen wir nicht wissen, dass wir sie nicht wissen.» Donald Rumsfeld1 (2002) Die Eurozone muss sich verändern. Die Krise hat die fundamentalen Lücken in der finanzpolitischen Governancestruktur aufgezeigt und inzwischen wurden Reformen in Gang gesetzt. Die Stabilitätsregeln der EWU haben versagt, werden in Zukunft aber sicher verschärft werden. Die EWUArchitektur dürfte durch eine Auffangfazilität für Notfälle ergänzt werden, möglicherweise in Form eines Europäischen Währungsfonds. Um das langfristige Problem der strukturellen Unterschiede zu lösen, fordert insbesondere Deutschland die anderen Länder auf, ihre Wettbewerbsfähigkeit durch Strukturreformen und eine zurückhaltende Lohn- und Preispolitik zu verbessern. Letzteres wird schmerzhaft sein, und es ist nicht klar, ob alle Defizitländer in der Peripherie dies auch wirklich durchziehen können. Tatsächlich sind wir, wie im letzten Kapitel besprochen, der Auffassung, dass eine Umverteilung der Kräfte in der Eurozone nur durch eine Form der konstruktiven Neuausrichtung erreicht werden kann, das heisst, dadurch, dass einige Mitgliedsländer in geplanter und geordneter Weise aus der Union ausscheiden. Vor allem aber vertraten wir die Meinung, dass eine solche Neugestaltung der Union die europäische Integration nicht zwangsläufig zurückwirft, sondern vielmehr zu einer Voraussetzung für eine weitere künftige Integration werden könnte. Wir betonen jedoch, dass diese Szenarien in weiter Ferne liegen. In den nächsten drei bis fünf Jahren dürfte die EWU all ihre derzeitigen Mitglieder behalten. In diesem Kapitel untersuchen wir die Fakten, die wir kennen, die Dinge, die wir nicht wissen, und wie sich die Unbekannten in Bezug auf die EWU künftig entwickeln könnten. Eine Neugestaltung – ausgehend vom Kern oder von der Peripherie In einem ersten Schritt müssen wir die Stellen finden, die man aus rein wirtschaftlicher Perspektive als Sollbruchstellen für die EWU bezeichnen könnte. Hierzu erweitern wir die Ländergruppenanalyse aus Kapitel 1 um eine Reihe fundamentaler wirtschaftlicher Indikatoren, die wir mit einem «Flow-Indikator» kombinieren, der Haushaltsdefizite, akkumulierte Inflation und Leistungsbilanzen repräsentiert. Darüber hinaus haben wir einen Bestandsindikator, der Informationen über die Staatsverschuldung und die Netto-Auslandsvermögen der Länder aufzeigt und dem Saldo aller Auslandsvermögen und -schulden entspricht. Wir sehen unseren Indikator als Massstab der Ungleichgewichte. Das Ergebnis unserer Berechnungen ist in Abb. 3.1 zu sehen. Abb. 3.1 verschafft uns eine klare Vorstellung von den Unterschieden unter den Ländern in der Union, mit einer Kerngruppe aus Deutschland, den Niederlanden, Finnland, Österreich und Luxemburg und einer Peripheriegruppe, bestehend aus Italien, Spanien, Portugal, Irland und – mit einigem Abstand – Griechenland. Frankreich fällt zwischen die beiden Cluster, befindet sich aber näher bei der zweiten Gruppe. Die Kerngruppe im blauen Oval schneidet sowohl beim Bestands- als auch beim Flow-Indikator besser ab. Das heisst, diese Länder haben eine niedrigere Staatsverschuldung und hohe Netto-Auslandsvermögen sowie geringere Haushaltsdefizite und erwirtschaften Leistungsbilanzüberschüsse. Die Peripheriegruppe hat dagegen ein geringeres Netto-Vermögen beziehungsweise in den meisten Fällen sogar Netto-Auslandsschulden. Diese Länder haben eine relativ hohe Verschuldung und mit Sicherheit hohe Haushaltsdefizite. Griechenland scheint in der EWU geradezu aus der Reihe zu tanzen, da seine wirtschaftlichen Fundamentaldaten auffällig schlechter sind als bei den schwächeren Ländern2. Eine wichtige Schlussfolgerung daraus ist, dass selbst bei einem Ausscheiden Griechenlands aus der EWU die wichtigsten Unterschiede zwischen den verbleibenden Peripherieländern und den Kernländern weiter bestehen würden. Daher würde ein möglicher Austritt Griechenlands aus der EWU das Problem der strukturellen Ungleichgewichte nicht lösen. Selbst wenn die anderen Peripherieländer ihre eigene Währungsunion bilden würden, wäre es nicht klar, ob ein Beitritt Griechenlands zu einer solchen Union vorteilhaft wäre. Am anderen Ende des Spektrums steht die Schweiz mit den solidesten Fundamentaldaten aller Länder in unserem Beispiel. Dänemark und Schweden würden bei 2 1 20 Früherer US-Verteidigungsminister Die Zukunft des Euro Rückblickend ist festzustellen, dass Griechenland die Bedingungen für die EWU-Mitgliedschaft nie erfüllt hatte. Die Umgestaltung der Eurozone einem Beitritt zur EWU zu den Kernländern gehören, während Grossbritannien – was möglicherweise überrascht – unter die Peripherieländer eingereiht werden müsste. Wichtig ist dabei jedoch, dass unsere Analyse nur eine hypothetische, wirtschaftliche Sollbruchstelle aufgezeigt hat, die leider quer durch die EWU verläuft. In der Realität wäre es unserer Meinung nach jedoch schwer vorstellbar, dass sich Deutschland und Frankreich am Ende in zwei verschiedenen Lagern befinden würden, was nicht zuletzt gegen eine wichtige Zielsetzung der europäischen Einigung verstossen würde. Daher wollen wir zum Zweck der Diskussion in diesem Kapitel – im Einklang mit den Aussagen von Kapitel 1 – annehmen, dass die Peripherie aus Griechenland, Spanien, Portugal und Irland besteht und die grössten Spannungen zwischen diesen Ländern und der übrigen EWU bestehen. Das bisher Undenkbare denken Deutschland steht im Zentrum des Euroraumes, und wenn die deutschen Regierungsvertreter die Zukunft des Euro offen diskutieren, so markiert dies eine bedeutende Wende. Der Finanzminister erläuterte vor kurzem klar die Haltung der deutschen Regierung bezüglich eines Austritts aus der EWU: «... sollte ein Mitglied der Eurozone letztlich feststellen, dass es nicht in der Lage ist, seinen Haushalt zu konsolidieren oder seine Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen, könnte dieses Land im schlimmsten Fall aus der Währungsunion ausscheiden, aber Mitglied der EU bleiben». Das Bemerkenswerte an dieser Stellungnahme ist nicht nur, dass die deutsche Regierung darin einen geordneten Austritt aus der Union befürwortet, sondern auch, dass sie andeutet, dass ein solcher Austritt auch unfreiwillig zustande kommen könnte, wenn ein Land bestimmte Bedingungen nicht erfüllen kann. Obwohl es lange Debatten über die rechtliche Machbarkeit eines Austritts von Ländern aus der EWU – ob freiwillig oder unter Zwang – gegeben hat, sind wir der Ansicht, dass diese Diskussionen nur begrenzten Wert haben. Die Zukunft der EWU ist derart wichtig, dass die Regeln zweifellos geändert würden, um sie den politischen Interessen anzupassen. Abb. 3.1: Indikator der Ungleichgewichte in der EWU Auf der Basis von 5 gleichgewichteten normalisierten fundamentalen Indikatoren, 2009 Flow-Wert 2,5 2,0 Schweiz Deutschland 1,5 Schweden Niederlande 1,0 Dänemark Österreich 0,5 Belgien Italien 0,0 Malta Irland -0,5 Luxemburg Finnland Frankreich Portugal Bestands-Wert Slowakei Slowenien Zypern Spanien -1,0 Grossbritannien -1,5 Griechenland -2,0 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 Länder ausserhalb EWU Länder innerhalb EWU Hinweis: Blasen zeigen die Grösse der Volkswirtschaften an Quelle: Reuters EcoWin, UBS WMR UBS research focus August 2010 21 Kapitel 3 Wegbrechen der Peripherieländer Es wäre vorstellbar, dass ein oder mehrere hoch verschuldete Peripherieländer aus der EWU ausscheiden. Die Beweggründe hinter einem solchen Schritt könnten unserer Meinung nach darin bestehen, dem Zwang zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit – durch den schmerzhaften Prozess einer fortgesetzten realen Abwertung durch höhere Steuern, Kürzungen der Staatsausgaben und niedrigere Löhne – zu entgehen. Stattdessen würden diese Länder danach streben, die Eurozone zu verlassen, um ihren Wechselkurs abzuwerten und dadurch die Wettbewerbsfähigkeit auf rasche und relativ schmerzlose Weise wiederherzustellen. Die Kosten einer solchen Veränderung der EWU-Mitgliederstruktur wären zweifellos sehr hoch. Wenn Länder sich jedoch entscheiden, einen solchen Weg einzuschlagen, wären sie vermutlich der Ansicht, dass die Vorteile die Kosten überwiegen. Solche Länder könnten möglicherweise den Austritt aus der Eurozone mit einer Restrukturierung, das heisst einer Reduzierung ihrer Staatsschulden, kombinieren. Daher wäre ein Austritt aus der EWU und die Einleitung einer Restrukturierung ihrer Schulden für die Peripherieländer erst dann interessant, wenn sie einen ausgeglichenen Haushalt erreicht haben und somit keine Kredite mehr an den Finanzmärkten aufnehmen müssen. Für Griechenland, das unserer Meinung nach seine Schulden irgendwann umstrukturieren muss, könnte dies eine gangbare künftige Option sein. Ein langfristiger Vorteil für Peripherieländer, die aus der EWU ausscheiden, könnte ein höheres Wirtschaftswachstum dank einer besseren internationalen Preiswettbewerbsfähigkeit sein. Für die Länder, die in der Union verbleiben, hätte ein solcher Schritt keinen klaren wirtschaftlichen Vorteil, abgesehen von der Tatsache, dass sich die Verpflichtung zur Finanzierung schwächerer Mitglieder verringern würde oder ganz wegfiele. Ein politischer Vorteil einer solchen Abspaltung könnte darin bestehen, dass die verbleibenden Länder vermutlich in der Lage wären, eine weitere politische Integration zu verfolgen, wenn sie dies wünschen. Abb. 3.2: Harmonisierter Wettbewerbsfähigkeitsindikator der EZB Auf der Basis der Lohnstückkosten 140 130 120 Verlust an Preiswettbewerbsfähigkeit 110 100 90 80 1995 Q1 Gewinn an Preiswettbewerbsfähigkeit 1998 Q1 Deutschland Irland 2001 Q1 2004 Q1 Griechenland Spanien Hinweis: Schattierter Bereich kennzeichnet Konjunkturabschwung Quelle: EZB, UBS WMR 22 Die Zukunft des Euro 2007 Q1 Frankreich Italien 2010 Q1 Niederlande Österreich Ausscheiden von Kernländern Eine zweite Option wäre ein Auseinanderbrechen der EWU infolge des Ausscheidens eines oder mehrerer der finanzstärkeren Länder aus der Union. Wenn der gewählte Kurs «Sparmassnahmen und reale Abwertung», der in Kapitel 2 besprochen wurde, keinen Erfolg zeitigt, könnte dies die fiskalische Koordinierung oder Föderation wieder auf die Tagesordnung bringen und ganz allgemein die Verpflichtung der Kernländer zur Finanzierung der Peripherieländer erhöhen. Aus diesem Grund könnten sich ein oder mehrere Kernländer für einen Austritt aus der Eurozone entscheiden. Das Land, das möglicherweise unter solchen Umständen aus der EWU ausscheiden würde, wäre Deutschland. Eine neue deutsche Währung würde gegenüber dem verbleibenden Euro deutlich aufwerten. Das heisst, dass die Preiswettbewerbsfähigkeit der deutschen Exporteure stark zurückgehen würde. Daher würde die deutsche Wirtschaft zunächst unter einem solchen Schritt vermutlich stark leiden. Längerfristig würde dies jedoch zu einer begrüssenswerten Umorientierung der deutschen Wirtschaft vom bisherigen Exportfokus auf die Binnensektoren führen. Damit könnten die Deutschen, die bisher nur wenig von der Exportstärke ihres Landes profitiert haben, einen höheren Anteil dessen geniessen, was sie produzieren. Darüber hinaus würde die Einführung einer neuen deutschen Währung die Staatsverschuldung reduzieren, wenn alte Verträge weiterhin auf den wohl möglich schwächeren, aber vermutlich stabileren Euro lauten würden. Ein Ausstieg Deutschlands hätte auch für die anderen Länder der Eurozone Vorteile. Wie in Kapitel 2 geschildert, dominiert die grosse exportgetriebene Wirtschaft Deutschlands die EWU. Die Bestrebungen Deutschlands zur Verbesserung seiner externen Preiswettbewerbsfähigkeit zwingt den übrigen EWU-Mitgliedsländern eine deflationäre Tendenz auf. Sie können entweder versuchen, das deutsche Modell nachzuahmen oder laufen Gefahr, grosse Defizite in ihren Leistungsbilanzen anzuhäufen. Ein Blick auf Abb. 3.2 lässt darauf schliessen, dass Deutschland und Österreich in Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit eine ähnliche Entwicklung durchgemacht haben. Die anderen wichtigen EWU-Länder wie Frankreich, Italien, die Niederlande und Belgien mussten seit der Einführung des Euro eine beträchtliche Verschlechterung ihrer Preiswettbewerbsfähigkeit hinnehmen. Daher ist nicht sicher, ob ein Ausscheiden der fiskalisch schwächeren Länder aus der EWU das Problem der strukturellen Ungleichgewichte unter den verbleibenden EWULändern lösen würde. Stattdessen könnten sich erneut Ungleichgewichte aufbauen, diesmal jedoch zwischen Deutschland und einigen der verbleibenden Kernländer. Die politische Tragweite und die Konsequenzen eines Ausscheidens von Deutschlands aus der EWU sind weitreichend und viele Beobachter würden zum Schluss kommen, dass dies sehr unwahrscheinlich ist. Unseres Erachtens ist die Auffassung, dass Deutschland den Euro selber aufgeben muss, wenn es ihn retten will, jedoch nicht aus der Luft gegriffen. Die Umgestaltung der Eurozone Gefahr eines ungeordneten Auseinanderbrechens Das Ausscheiden eines Landes aus der EWU wäre sehr kompliziert und vermutlich sehr teuer und es besteht immer die Gefahr, dass ein solcher Prozess aus dem Ruder läuft. Ein ungeordnetes Auseinanderbrechen könnte durch eine kritische Masse von Finanzmarktteilnehmern ausgelöst werden, die zum Schluss kommen, dass eine Neuordnung unvermeidlich ist. Analog zur jüngsten Griechenlandkrise würden die Kreditrisikoprämien auf Staatsanleihen steigen und es den Peripherieländern letztlich unmöglich machen, ihre Schulden zu refinanzieren. Die Garantien der EU und des IWF würden in Anspruch genommen und könnten sich als unzulänglich herausstellen. Die EZB müsste ihre Anleihenkäufe erheblich beschleunigen und der Euro würde gegenüber anderen Währungen fallen. Es muss darauf hingewiesen werden, dass ein Zahlungsausfall eines Peripherielands nicht zwangsläufig ein Auseinanderbrechen der Eurozone impliziert. Die politischen Entscheidungsträger stehen daher vor der wichtigen Herausforderung Pläne auszuarbeiten, um die Gefahr eines ungeordneten Auseinanderbrechens zu minimieren. Wenn zum Beispiel zu erwarten steht, dass ein hoch verschuldetes Land eine neue Währung einführt, könnte dies zu einer Kapitalflucht führen, da die Sparer danach streben würden, den Wert ihrer Einlagen zu schützen. Über attraktive Zinsen könnte das Problem allenfalls teilweise entschärft und ein Teil der Anleger dazu bewogen werden, ihr Geld in dem Land, das einen Austritt aus der EWU plant, zu lassen. Kapitalkontrollen hätten möglicherweise denselben Effekt, würden jedoch gegen EU-Regeln verstossen. Wiedereinführung nationaler Währungen Eine Wiedereinführung von nationalen Währungen würde auch die Frage aufwerfen, ob bestehende Verträge auf die neue Währung umgestellt werden sollen. Wenn es zu einer Umstellung kommt, werden Kreditnehmer wünschen, dass ihre Schulden auf die schwache Währung umgestellt werden, während es Gläubiger vorzögen, wenn ihre Vermögenswerte weiterhin auf die starke Währung lauten würden. Nationale Gesetze zur Umstellung auf die andere Währung würden vermutlich nur inländische Verträge abdecken, aber nicht solche, die mit Unternehmen und Privatpersonen im Ausland geschlossen wurden. Hier müsste auf freiwillige Umtauschangebote zurückgegriffen werden. Bei Betrachtung der Verkaufsprospekte für Anleihen, das heisst der Konditionen, unter denen Anleihen ausgegeben werden, stellen wir fest, dass eine Umstellung der Währung in den meisten Fällen nicht vorgesehen ist. Für eine Änderung dieser Prospekte wäre daher vermutlich die Zustimmung der Anleiheninhaber erforderlich. Wenn einzelne Länder die EWU verlassen, aber der Euro weiter besteht, würde dies nur eine Reduzierung der Zahl der Mitgliedsländer bedeuten, aber nichts am Status des Euro als frei handelbarer Währung ändern. Folglich wären Zahlungen in Euro weiterhin möglich. Ein Land, das sich für den Austritt aus der EWU entscheidet, wünscht jedoch höchstwahrscheinlich, dass seine Inlandsschulden auf seine neue Währung lauten. Gleiches gilt für die meisten inländi- schen Unternehmen. Freiwillige Umtauschangebote während einer Übergangsfrist könnten unserer Ansicht nach für austretende Länder eine Lösung sein. Um die rechtlichen Komplikationen zu reduzieren, gibt es vermutlich andere Optionen. So könnte die neue nationale Währung zunächst nur als parallele Abrechnungseinheit für neue Verträge eingeführt werden – während alle bestehenden Vermögenswerte, Verbindlichkeiten und Verträge weiterhin auf Euro lauten. Die juristischen Probleme wären zweifellos kompliziert, aber unserer Meinung nach nicht unüberwindbar. Fazit Wie zu Beginn dieses Kapitels festgestellt, muss sich die Eurozone verändern. Wir rechnen nicht mit einem Auseinanderbrechen der EWU in den nächsten drei bis fünf Jahren. Aber wie wir oben ausgeführt haben, kann eine schnelle und ungeordnete Auflösung auch nicht völlig ausgeschlossen werden. Unserer Meinung nach ist die gegenwärtige Struktur langfristig nicht stabil und muss sich ändern. Auseinanderbrechen und Neuordnung sind bedrohlich klingende Aussichten für den Euro. Wenn ein solches Ereignis ungeordnet eintritt, wären die Folgen sicherlich schwerwiegend. Sollte man deshalb jedoch zum Schluss kommen, dass die EWU-Mitgliederstruktur ungeachtet aller Kosten unverändert bleiben muss? Wir sind nicht dieser Ansicht. Unserer Meinung nach könnte das Ausscheiden eines oder mehrerer Länder aus der Union auf geordnete und geplante Weise eine positive Entwicklung für den Euro und für die Aussichten für das Wirtschaftswachstum und die weitere politische Integration in Europa sein. Die wirtschaftlich vernünftigste Bruchstelle verläuft quer durch die EWU und würde unter anderem Deutschland und Frankreich trennen. Daher könnte ein möglicher Ausstieg eines oder mehrerer der hoch defizitären Peripherieländer das Problem der dauerhaften Ungleichgewichte in der EWU unter Umständen nicht lösen. Auch wenn es sonderbar klingen mag, könnte aus wirtschaftlicher Sicht ein künftiges Ausscheiden Deutschlands aus der EWU als vernünftigste Option erscheinen. Allerdings wurde die EWU hauptsächlich als politische Union ins Leben gerufen, daher könnte die Politik die wirtschaftlichen Überlegungen in den Hintergrund drängen. Aber wie wir immer wieder erlebt haben, nicht zuletzt seit dem Ausbruch der Finanzkrise, können die Ereignisse manchmal eine unerwartete Wendung nehmen. Daher erwarten wir, dass die EWU in Zukunft ebenfalls unerwartete Richtungen einschlägt. Es gibt immer noch viele Unbekannte, und wir rechnen mit Überraschungen. UBS research focus August 2010 23 Kapitel 4 Kapitel 4 Eine langsamere Expansion nach Osten «Für mich gibt es einfach zu viele hypothetische Faktoren um Spekulationen darüber anzustellen, ob ein Beitritt zur Eurozone der tschechischen Wirtschaft zugute kommen würde.» Miroslav Singer1, 2010 In den vorhergehenden Kapiteln vertraten wir die Ansicht, dass sich die derzeitigen EWU-Mitgliedsstaaten auf gewaltige Herausforderungen in der Zukunft einstellen müssen. Die Unsicherheit ist gross und die potenziellen wirtschaftlichen Kosten sind hoch. Damit stellt sich die Frage, in welchem Umfang und mit welchem Tempo die Erweiterung der Eurozone nach Zentral- und Osteuropa weitergehen kann und wird. Mit Bulgarien, der Tschechischen Republik, Ungarn, Lettland, Litauen, Polen und Rumänien gibt es derzeit sieben Kandidaten in der Region. Die Zukunft dieser Expansionspläne hängt von der Attraktivität der Eurozone für die verbleibenden Kandidaten und von der Beurteilung dieser Länder durch die EU-Kommission und die Europäische Zentralbank (EZB) ab. Noch wichtiger ist aber vermutlich der politische Wille zur künftigen EWU-Expansion, sowohl bei den Kandidaten als auch bei den bestehenden Mitgliedsländern. 1 Abb. 4.2: Rückgang der Inflation Abb. 4.1: Niedrigere Zinsen fördern das Wirtschaftswachstum Inflationsgefälle zwischen Beitrittsländern und Industrieländern, in Prozentpunkten Zinsdifferenzen gegenüber deutschen Bundesanleihen, in Prozentpunkten 30 Irland, Portugal 25 EWU-Beitritt Griechenlands Griechenland 20 Slowenien 15 Slowakei 10 5 0 -5 1995 1997 Griechenland Portugal 1999 Die Zukunft des Euro 2001 Spanien Irland Quelle: Bloomberg, UBS WMR, per Juni 2010 24 Wie in Abb. 4.2 zu sehen, verzeichneten diese Länder auch eine deutliche langfristige Verringerung der Inflation. Eine niedrigere Inflation ist nicht nur eine wichtige Voraussetzung für sinkende Zinsen, sondern verbessert auch die gesamtwirtschaftliche Stabilität eines Landes. Somit sind die wirtschaftlichen Anreize für einen Beitritt zur Eurozone in Ländern wie Ungarn und Rumänien höher, wo die Inflation und die Zinsen über dem Niveau der derzeitigen Mitgliedsländer liegen. Ein weiterer Vorteil der Einführung des Euro ist ein stabiler Wechselkurs gegenüber den wichtigsten Handelspartnern. Geringere Wechselkursschwankungen unter Handelspartnern fördern den Handel und ausländische Direktinvestitionen und kommen damit dem Wirtschaftswachstum zugute. Gouverneur der tschechischen Nationalbank 8 7 6 5 4 3 2 1 0 -1 1993 Argumente dafür: niedrigere Zinsen und mehr Stabilität Aus wirtschaftlicher Sicht besteht ein wichtiger Vorteil eines EWU-Beitritts in den deutlich niedrigeren Zinsen. Abb. 4.1 zeigt die historischen Zinsdifferenzen Griechenlands, Irlands, Portugals und Spaniens gegenüber deutschen Bundesanleihen. Der Effekt der Euro-Einführung könnte unserer Meinung nach nicht deutlicher sein. In Griechenland ging die Zinsdifferenz von über 7 Prozent auf nur wenige Basispunkte zurück. Dies reduziert die Last des Schuldendienstes und unterstützt Investitionen und damit auch das Wirtschaftswachstum. Wie wir jedoch ausführlich dargelegt haben, kann diese Zinskonvergenz zu einem starken, nicht nachhaltigen Konsumwachstum führen. 2003 2005 2007 2009 1990 1994 Griechenland Irland 1998 Portugal Slowakei Hinweis: Schattierter Bereich kennzeichnet Prognose Quelle: IWF, UBS WMR, per Juni 2010 2002 2006 2010 Slowenien Jahr des Beitritts zur Eurozone 2014 Eine langsamere Expansion nach Osten Kasten 1: Die Europäische Union begrüsst Estland in der Währungsunion Im Mai dieses Jahres erhielt Estland inmitten der Rettungsaktion für Griechenland und der Gefahr des Übergreifens der Krise auf andere EWU-Länder grünes Licht für den Beitritt zur Eurozone und führt im Januar 2011 als 17. Land den Euro ein. Im Gegensatz zur scheinbar unbeirrten Entschlossenheit der EU-Kommission, die Expansion der EWU voranzutreiben, steht die Europäische Zentralbank (EZB) dem Beitritt Estlands jedoch offenbar skeptischer gegenüber. Die Nachhaltigkeit der Inflationskon- vergenz in Estland schien der EZB die grösste Sorge zu bereiten. Dabei war es sicherlich hilfreich, dass Estland aus wirtschaftlicher Sicht ein Leichtgewicht ist. Sein BIP macht nur etwa 0,15 Prozent des Gesamtumfangs der Eurozone aus. Die Euro-Ambitionen von Bulgarien, Lettland und Litauen könnten auf ähnliche Weise profitieren. Das gemeinsame BIP dieser drei Länder beträgt nur 0,9 Prozent des Gesamt-BIP der Eurozone. Keine vollkommene Garantie mehr Abb. 4.1 zeigt die allgemeine Konvergenz der Zinsspreads (Unterschied zwischen den Zinssätzen von Anleihen verschiedener Länder), hebt aber auch die jüngste Kehrtwende dieses Trends hervor. Die Spreads der schwächeren Mitgliedsländer stiegen wieder, als ernüchternd deutlich zu Tage trat, dass die Maastricht-Kriterien – eine Reihe von Regeln, die «sichere» Obergrenzen für Defizite, Schulden, Inflation und Wechselkursschwankungen vorschreiben – für den Beitritt zur Währungsunion zwar zwingend eingehalten werden müssen, für Länder, die der Gemeinschaft bereits angehören, aber offenbar zu freiwilligen Richtwerten werden. Für Mitgliedsländer, die in den kommenden Jahren von den wirtschaftlichen Vorteilen der Eurozone profitieren möchten, wird kein Weg um die fiskalische Disziplin herumführen. Daher müssen die Mitgliedsländer bereit und in der Lage sein, sich strikt an die Maastricht-Kriterien zu halten und damit die Inflation sowie die Höhe der Schulden und Defizite unter Kontrolle zu halten. Eine ungewisse Zukunft Die Zukunft der EWU ist unsicherer denn je. Erstens könnten starke oder schwache Mitgliedsländer gezwungen sein, die Gemeinschaft zu verlassen. Je nachdem, wer was tut, könnten die oben genannten gesamtwirtschaftlichen Anreize zum Beitritt grösser werden (zum Beispiel, wenn Griechenland beschliesst oder gezwungen wird, aus der Eurozone auszuscheiden) oder abnehmen (etwa wenn Deutschland keine Lust mehr hat, die Rechnung für die schwächeren Mitglieder zu zahlen, und ausscheidet). Die mangelnde Flexibilität in der EWU-Geldpolitik würde ähnlich beeinflusst. So würde ein Euro ohne Deutschland höchstwahrscheinlich schwächer werden. Dies würde wiederum dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und einen zeitweiligen Puffer während weltweiter Rezessionen bilden. Argumente dagegen: mangelnde Flexibilität der Geldpolitik In Rezessionen werten die Währungen aus Zentral- und Osteuropa in der Regel gegenüber dem Euro und dem USDollar ab. Für ein exportorientiertes Land mit soliden Fundamentaldaten ist eine solche Anpassung ein willkommener vorübergehender Puffer, wenn sich die globale Nachfrage abschwächt, da dies die Wettbewerbsfähigkeit der lokalen Exportindustrie unterstützt. Wie in Kapitel 1 zu sehen, verdeutlichte die aktuelle Krise, dass es vielen der schwächeren Mitgliedsländer in Südeuropa schwer fällt, ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit unter den geldpolitischen Rahmenbedingungen der EZB zu halten. Wenn es den Euro nicht gäbe, hätten die griechische Drachme, die italienische Lira und die spanische Peseta unseren Schätzungen zufolge in den letzten zehn Jahren gegenüber der deutschen Mark um rund 20 Prozent abgewertet, was die Wettbewerbsfähigkeit dieser Länder unter Umständen erhalten hätte. Die Mitglieder könnten in Zukunft auch aufgefordert werden, schwächere Mitgliedsländer finanziell zu unterstützen. Bei der jüngsten Rettungsaktion musste die winzige Slowakei schätzungsweise 6 Mrd. Euro zu den Rettungsbemühungen beitragen. Da die Slowakei in ihrem Etat nicht vorgesehen hatte, für Pensionsverpflichtungen ihrer Nachbarländer aufzukommen, muss das Land jetzt Mittel über die Kapitalmärkte aufnehmen. Grössere Skepsis auf beiden Seiten Die EU-Kommission, die Europäische Zentralbank (EZB) und einige EWU-Kandidaten betrachten die Expansionspläne der Eurozone mit zunehmender Skepsis. Während die Anreize für schwächere Länder wie Bulgarien, Ungarn oder Rumänien offenbar nach wie vor intakt sind, stimmten die fiskalischen Probleme Griechenlands die EU-Kommission und insbesondere die EZB vorsichtiger, wenn es darum geht, neue potenzielle Problemkinder in die EWU-Familie aufzunehmen. Im Zuge der Vorbereitung auf den EWU-Beitritt von Estland (siehe Kasten 1) warnte die EZB, dass der Inflationsdruck steigen könnte, wenn das Land gegenüber den wohlhabenderen Mitgliedern der Eurozone aufholt. UBS research focus August 2010 25 Kapitel 4 Andererseits dürften die stärkeren Volkswirtschaften in der Region, insbesondere die Tschechische Republik und Polen, in Bezug auf die Einführung des Euro in Zukunft vorsichtiger werden. Diese Länder könnten dem Beispiel Schwedens folgen (siehe Kasten 2), das heisst, sie könnten auf die Erfüllung der Maastricht-Stabilitätskriterien hinarbeiten, ohne den Euro tatsächlich einzuführen. Die Erfüllung dieser Kriterien trägt dazu bei, die Fundamentaldaten zu verbessern und führt auf diese Weise zu niedrigeren Zinsen, grösserer Stabilität und höchstwahrscheinlich höherem Wachstum. Am Ende ist es eine politische Entscheidung Es ist zwar wichtig, die wirtschaftlichen Argumente für und gegen die Übernahme des Euro abzuwägen, der politische Wille zur Einführung der Gemeinschaftswährung dürfte jedoch den Ausschlag geben. Wir sind generell der Ansicht, dass sich das Tempo der EWU-Expansion verlangsamen wird. In dieser Hinsicht ist es unserer Meinung nach nützlich, zwischen drei Gruppen von Ländern zu unterscheiden. Einige haben weniger Anreize zur Einführung des Euro … Für die Tschechische Republik und Polen könnten die wirtschaftlichen Anreize des Beitritts zur Eurozone nicht ausreichen, um die Aufgabe einer unabhängigen Geldpolitik zu rechtfertigen. Darüber hinaus war der politische Wille für einen EWU-Beitritt in diesen Ländern – schon lange bevor die Finanzprobleme Griechenlands und anderer südeuropäischer Länder weltweit Schlagzeilen machten – geringer als in Ungarn oder Rumänien. Aber wenn diese Länder an ihrer Politik der Haushaltsdisziplin festhalten und die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Volkswirtschaften weiter verbessern, womit wir rechnen, dürften die lokalen Wertpapierkurse weiter von diesem «Konvergenzprozess» profitieren. Dies gilt insbesondere für die Tschechische Republik, die heute ähnlich niedrige Zinsen hat wie ihr Nachbarland die Slowakei (siehe Abb. 4.3), die seit 2009 Mitglied der Eurozone ist. … einige bekommen den Euro möglicherweise nicht … Im zweiten Block sehen wir Ungarn und Rumänien, zwei Länder, die immer noch frei konvertierbare Währungen haben. Der politische Wille, auf die Erfüllung der Maastricht-Kriterien hinzuarbeiten, ist in diesen beiden Ländern zwar vergleichsweise stark. Aufgrund der schwachen Fundamentaldaten dieser Länder wird es jedoch noch einige Zeit dauern, bis sie wirkliche Kandidaten werden. Die tatsächliche Einführung des Euro ist noch unsicherer und könnte sich weiter hinauszögern, da die gegenwärtigen Mitglieder und die Europäische Zentralbank vermutlich skeptischer werden. Sobald diese Länder die Stabilitätskriterien tatsächlich erfüllen, könnten sie sich aber auch entscheiden, dem Vorbild Schwedens zu folgen und dem Wechselkursmechanismus II nicht beizutreten (siehe Kasten 2). Wir erwarten jedoch, dass die beiden Länder weiter auf die Verbesserung der Leistungsfähigkeit ihrer Volkswirtschaften und die Reduzierung der Defizit- und Schuldenhöhen sowie der Inflationsraten hinarbeiten. Die lokalen Wertpapierkurse sollten von diesen Trends profitieren, ungeachtet dessen, ob der Euro am Ende eingeführt wird oder nicht. … und einige haben den Punkt überschritten, an dem eine Umkehr möglich wäre Bulgarien, Litauen und Lettland (und bis vor kurzem auch Estland) gehören zu unserer dritten Gruppe von Ländern. Diese Länder haben ihre Lokalwährungen bereits an den Euro gekoppelt und gehören dem Wechselkursmechanismus II an (siehe Kasten 3). Um ihre Währungskopplungen während der Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 zu verteidigen, führten diese Länder strikte Sparmassnahmen ein, die unter anderem die Senkung der Löhne im öffentlichen Dienst und die Reduzierung von Rentenplänen umfassten. Da diese schmerzhaften Lohn- und Preissenkungen die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Volkswirtschaften verbesserten, besteht nun eine geringere Notwendigkeit einer Kasten 3: Der Wechselkursmechanismus II (WKM II) Kasten 2: Der schwedische Ansatz Schweden scheint derzeit keine Pläne zu haben, die schwedische Krone in naher Zukunft durch den Euro zu ersetzen. Gemäss dem Beitrittsvertrag von 1994 ist jedoch jedes Mitgliedsland der Europäischen Union – mit Ausnahme von Grossbritannien und Dänemark – dazu verpflichtet, sobald es die Maastricht-Kriterien erfüllt. Die Teilnahme am WKM II (siehe Kasten 3) ist jedoch ebenfalls ein erforderliches Kriterium, und da der Beitritt zum WKM II freiwillig ist, hat Schweden den Wechselkursmechanismus bisher als Hintertür verwendet. 26 Die Zukunft des Euro Der Wechselkursmechanismus (WKM II) wurde am 1. Januar 1999 eingeführt, um sicherzustellen, dass die Wechselkursbewegungen zwischen dem Euro und anderen EU-Währungen die wirtschaftliche Stabilität innerhalb des gemeinsamen Marktes der Europäischen Union nicht stören, und um Nicht-EWU-Mitgliedsländern dabei zu helfen, sich auf den Beitritt zum Euroraum vorzubereiten. Das Konvergenzkriterium der Wechselkursstabilität setzt eine Teilnahme am WKM II von mindestens zwei Jahren voraus. Derzeit nehmen Lettland, Litauen und Dänemark seit über zwei Jahren am WKM II teil, aber nur Dänemark erfüllt die MaastrichtKriterien. Eine langsamere Expansion nach Osten Wechselkursabwertung. Da sie diese harten Sparmassnahmen unter anderem mit den Plänen zur Einführung des Euro rechtfertigten, würden die Regierungen dieser Länder höchstwahrscheinlich einen hohen politischen Preis zahlen, wenn sie ihre Euro-Ambitionen in einem derart späten Stadium aufgeben würden. Daher sind wir der Ansicht, dass der politische Wille zum Beitritt zur Eurozone in diesen Ländern grösser ist als in Ländern mit einem flexiblen Wechselkursregime. Da es sich darüber hinaus um relativ kleine Länder handelt, könnten die gegenwärtigen Mitgliedsländer eher bereit sein, diese trotz ihrer schwächeren Fundamentaldaten und ihrer relativ schlechten Erfolgsbilanz bei der Erzielung wirtschaftlicher Stabilität in die EWU aufzunehmen (siehe Abb. 4.4 zur Euro-Akzeptanz in diversen Ländern). Fazit Unserer Meinung nach wird Expansion nach Osten infolge der Krise der Eurozone langsamer fortschreiten als bisher angenommen. Die stärkeren Volkswirtschaften – die Tschechische Republik und Polen – könnten daher im Augenblick nicht allzu begierig sein, der Eurozone beizutreten, da die wirtschaftlichen Anreize und der politische Wille geringer sein dürften als vor einigen Jahren. Ungarn und Rumänien könnten dagegen nach wie vor einen Beitritt wünschen, aber ihre Fundamentaldaten sind derzeit zu schwach, um den Euro in der nächsten Zeit einzuführen. Für einige Länder, die ihren Wechselkurs an den Euro gebunden haben, wie Bulgarien, Lettland und Litauen, scheint es dagegen kein Zurück mehr zu geben, weshalb sie versuchen dürften, den Euro so bald wie möglich einzuführen. Ihre relativ geringe Grösse könnte dazu beitragen, die Einführung des Euro zu beschleunigen. Abb. 4.3: Wenig Aufwärtspotenzial für die Tschechische Republik Abb. 4.4: Euro-Akzeptanz in diversen Ländern Zehnjährige Zinsen von Staatsanleihen, in Prozentpunkten Haltung der europäischen Bürger gegenüber dem Euro, Oktober/November 2009, in % Polen 14 Litauen 12 Lettland Tschechische Republik Bulgarien 10 8 6 Estland 4 Ungarn 2 Rumänien 0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Slowakei Polen Ungarn Tschechische Republik Quelle: Bloomberg, UBS WMR, per Juni 2010 0 Dafür 20 40 60 80 100 Weiss nicht Dagegen Quelle: Eurobarometer der EU-Kommission, UBS WMR UBS research focus August 2010 27 Auswirkungen für Anlegerinnen und Anleger Auswirkungen für Anlegerinnen und Anleger Wir haben die gegenwärtige Situation und die Aussichten für die EWU ausgiebig besprochen. Für Investoren lautet die wichtigste Frage jedoch: «Wie kann ich mein Portfolio schützen oder von der Entwicklung der Situation profitieren?» Zunächst einmal möchten wir betonen, dass die Szenarien, die wir besprochen haben, nicht über Nacht eintreten werden. Die unmittelbaren Auswirkungen für die Anleger sind daher gering. Wir raten nicht zum Verkauf von Anlagen in Euro. Vielmehr sollten sich die Anleger unserer Meinung nach auf qualitativ hochwertige EuroAnlagen und die Diversifikation ihres Portfolios konzentrieren. Volkswirtschaftliche Perspektive In den nächsten drei bis fünf Jahren dürfte das Wirtschaftswachstum in der EWU relativ verhalten bleiben. In Peripherieländern, die sich zu Sparmassnahmen und Lohnzurückhaltung verpflichtet haben oder dabei sind, zur Verbesserung ihrer Haushaltspositionen solche Programme einzuführen, sind die Aussichten besonders düster. In diesen Ländern dürfte die Nachfragelage schwach bleiben. Deutschland und einige der anderen finanziell stärkeren, exportorientierten Volkswirtschaften sollten jedoch vergleichsweise gut abschneiden. Tatsächlich dürfte die EZB die Zinsen noch für einige Zeit auf dem ausserordentlich niedrigen Niveau halten, da sie befürchtet, eine Erholung in den schwächeren Volkswirtschaften abzuwürgen. Vor diesem Hintergrund dürfte die Inflation niedrig bleiben. Für Deutschland könnten sich die Zinsen als zu niedrig erweisen. Das heisst, dass das Wirtschaftswachstum sogar stärker angekurbelt werden könnte als nötig und die Wachstumszahlen möglicherweise positiv überraschen. Mittelfristig bleibt die Eurozone intakt Trotz der jüngsten Schwierigkeiten dürfte die EWU auf Sicht von drei bis fünf Jahren intakt bleiben. Das heisst, sie wird ihre gegenwärtigen Mitglieder behalten und möglicherweise sogar einige neue Länder aufnehmen. Infolge der einheitlichen Zinspolitik und der verschiedenen Rettungsbemühungen ist zu erwarten, dass sich die Renditen auf europäische Staatsanleihen wieder bis zu einem gewissen Grad angleichen. Da die Ungleichgewichte jedoch weiter bestehen, könnte die Staatschuldenproblematik wiederholt in den Vordergrund rücken. Bei den Staatsanleihen vieler Peripherieländer ist es bereits zu massiven Verkaufswellen gekommen. Trotz einer gewissen Entspannung der Lage – dank diverser Rettungsmassnahmen – würden wir Anlegern nach wie vor raten, sich von der zusätzlichen Rendite südeuropäischer Staatsanleihen nicht verlocken zu lassen. Der Euro selbst wird unserer Meinung nach volatil bleiben, da die Märkte auf die verschiedenen politischen und wirtschaftlichen Probleme in der EWU reagieren. Er könnte sich von seinem Tiefpunkt gegenüber dem US-Dollar erholen, dürfte den US-Dollar als Reservewährung jedoch nicht in Frage stellen. Wir erwarten allerdings nicht, dass der Euro in den nächsten drei bis fünf Jahren vor einem Zusammenbruch stehen wird. Der Euro ist seit seinem Höhepunkt bereits drastisch gefallen, und wir gehen davon aus, dass er gegenüber dem US-Dollar und möglicherweise auch gegenüber einigen anderen Währungen wieder etwas an Wert gewinnen wird, wenn die unmittelbare Krise abflaut. Im Hinblick auf die Aktienanlage bedeuten die Sparmassnahmen in Südeuropa, dass insbesondere der Nicht-Basiskonsumgütersektor und Unternehmen, die hauptsächlich an den Inlands- 28 Die Zukunft des Euro märkten dieser Länder aktiv sind, unter Druck geraten werden. Im Gegensatz dazu sehen wir Wert- und Wachstumspotenzial bei deutschen Exportunternehmen – insbesondere solchen, die nach Asien exportieren. Deutsche Unternehmen sind wettbewerbsfähiger als ihre europäischen Konkurrenten, da die Lohnstückkosten in Deutschland nicht so stark gestiegen sind. Der weitgehend günstige fundamentale wirtschaftliche Hintergrund, attraktive Bewertungen und eine stabile Dividendenrendite (von rund 3%) machen deutsche Aktien attraktiv. In ähnlicher Weise werden Unternehmensanleihen von solchen Unternehmen in einem Umfeld der gedämpften Inflation profitieren. Die Immobilienpreise in einigen Peripherieländern mögen zwar attraktiv erscheinen – wir glauben jedoch, dass sich zu einem späteren Zeitpunkt günstigere Einstiegspunkte ergeben werden. Gewisse längerfristige Umgestaltung der Eurozone Unserer Meinung nach wird sich die Eurozone im Laufe der Zeit verändern müssen – einige Länder werden beitreten, aber andere dürften gezwungen sein auszuscheiden. In erster Linie ist daher die Portfoliodiversifikation von entscheidender Bedeutung, und der Grossteil der Positionen sollte unserer Meinung nach auf Anlagen und qualitativ hochwertige Unternehmen in den starken Kernländern entfallen. Über die Wahrscheinlichkeit eines geordneten oder ungeordneten Austritts von Ländern haben wir in den vorhergehenden Kapiteln gesprochen. Übergangszeiten sind generell verwirrend und gehen mit Phasen erhöhter Risikoaversion einher in denen Anlagen, die als sichere Häfen gelten, steigen. Daher würden wir mit einem Anstieg des US-Dollar, des Schweizer Franken und des Goldpreises rechnen, wenn ein Kern- oder Peripherieland aus der EWU ausscheidet. Wie oben erläutert, gibt es ein nicht unbedeutendes Risiko, dass Griechenland auf längere Sicht aus der EWU austritt. Darüber hinaus besteht das Risiko eines Übergreifens auf ähnliche Peripherieländer und die Möglichkeit, dass der Euro zunehmend unter Druck gerät. Eine Umgestaltung der Eurozone könnte jedoch ein höheres Wirtschaftswachstum und eine grössere langfristige Stabilität zur Folge haben. Nach einer harten Übergangsphase könnte die Lockerung der Sparmassnahmen dazu beitragen, den Konsum und die allgemeine Wirtschaftsaktivität anzukurbeln. Ohne die Zwangsjacke des Euro werden die Zinsen für europäische Staatsanleihen der verschiedenen Regionen voneinander abweichen und Risiken werden effizienter bewertet. Langfristig wird der Euro die wirtschaftliche Stärke der Union widerspiegeln. Wenn zum Beispiel das bisher stärkste Mitgliedsland ausscheidet, würden wir mit einem Absinken des durchschnittlichen Wechselkurses, dafür mit mehr Stabilität rechnen. Auch wenn es widersinnig erscheinen mag, dürfte die Union wirtschaftlich stabiler und stärker werden, wenn ihr stärkstes oder ihr schwächstes Mitglied ausscheidet. Zu Beginn dieses research focus zitierten wir Milton Friedman mit dem Ausspruch, der Euro würde die erste grosse Wirtschaftsrezession in Europa nicht überstehen. Nimmt man die Aussage wörtlich, dürfte sie sich unserer Meinung nach als falsch herausstellen. Stattdessen hatte Jean Monnet, den wir zu Beginn des zweiten Kapitels zitierten, vermutlich Recht, als er sagte, dass in Krisenzeiten Lösungen gefunden werden können. Die EWU hat sich in den letzten Monaten sicherlich als widerstandsfähig und kreativ erwiesen. Es gibt jedoch immer noch zu viele Unbekannte und viele hypothetische Faktoren, die Politikern und Notenbankchefs Kopfzerbrechen bereiten. Aber eines ist unserer Meinung nach sicher: Der Euro wird sich anpassen müssen, wenn er überleben will. Bibliografie Bibliografie – Ahearne, A, Schmitz, B. v. Hagen, J. 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Juli 2010 Projektmanagement: Valérie Iserland Desktop: WMR Desktop Titelbild: www.dreamstime.com Druck: Fotorotar, Egg, Schweiz Übersetzung: CLS Communication, Basel, Schweiz Sprachen: Erscheint in Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Russisch Kontakt: [email protected] © UBS AG 2010 SAP NO. 82092D-1005 IMO-COC-028635 Bestellungen oder Abonnements Als UBS-Kundin oder -Kunde können Sie «UBS research focus» abonnieren und zusätzliche Exemplare dieser Publikation über Ihre Kundenberaterin oder Ihren Kundenberater oder die Mailbox von Printed & Branded Products bestellen: [email protected] Eine elektronische Abonnierung ist zudem über das WMR-Portal via UBS Quotes möglich. Wealth Management Research wird produziert durch Wealth Management & Swiss Bank und Wealth Management Americas, Unternehmensbereiche von UBS AG (UBS) oder einer ihrer Tochtergesellschaften. In bestimmten Ländern wird UBS AG als UBS SA bezeichnet. Diese Publikation dient ausschliesslich zu Ihrer Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Offertenstellung zum Kauf oder Verkauf von Anlage- oder anderen spezifischen Produkten dar. Die hierin enthaltenen Analysen basieren auf zahlreichen Annahmen. Unterschiedliche Annahmen könnten zu materiell unterschiedlichen Ergebnissen führen. Einige Dienstleistungen und Produkte unterliegen gesetzlichen Beschränkungen und können deshalb nicht unbeschränkt weltweit angeboten und/oder von allen Investoren erworben werden. Alle in diesem Dokument enthaltenen Informationen und Meinungen stammen aus als zuverlässig und glaubwürdig eingestuften Quellen, trotzdem lehnen wir jede vertragliche oder stillschweigende Haftung für falsche oder unvollständige Informationen ab (hiervon ausgenommen sind Offenlegungen, die sich auf UBS und ihre verbundenen Unternehmen beziehen). 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Wir können nicht auf die persönlichen Anlageziele, finanziellen Situationen und Bedürfnisse unserer einzelnen Kunden eingehen und empfehlen Ihnen deshalb, vor einer Investition in eines der in dieser Publikation erwähnten Produkte Ihren Finanz- und/oder Steuerberater bezüglich möglicher – einschliesslich steuertechnischer – Auswirkungen zu konsultieren. Dieses Dokument darf ohne vorherige Einwilligung von UBS oder einer Konzerngesellschaft von UBS weder reproduziert noch vervielfältigt werden. UBS untersagt ausdrücklich jegliche Verteilung und Weitergabe dieses Dokuments an Dritte. UBS ist nicht haftbar für jegliche Ansprüche oder Klagen von Dritten, die aus dem Gebrauch oder der Verteilung dieses Dokuments resultieren. Die Verteilung dieser Publikation darf nur im Rahmen der dafür geltenden Gesetzgebung stattfinden. 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UBS Deutschland AG ist von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht lizenziert und wird durch diese beaufsichtigt. Dubai: Der Vertrieb von Research erfolgt durch UBS AG Dubai Branch innerhalb DIFC ausschliesslich an professionelle Kunden und darf nicht innerhalb der Vereinigten Arabischen Emiraten weitergegeben werden. Frankreich: Diese Publikation richtet sich an Privatkunden und «Prospects» der UBS (France) SA mit einem Aktienkapital von € 125.726.944, 69, boulevard Haussmann F-75008 Paris, R.C.S. Paris B 421 255 670 und wird von dieser verteilt. UBS (France) SA ist als Finanzdienstleister entsprechend den Bestimmungen des französischen «Code Monétaire et Financier» ordnungsgemäss zugelassen und ist eine unter der Aufsicht der französischen Bank- und Finanzaufsichtsbehörden sowie der «Banque de France» und der «Autorité des Marchés Financiers» stehenden Bank. Hongkong: Diese Publikation wird durch die Niederlassung von UBS AG in Hongkong, einem nach der «Hong Kong Banking Ordinance» lizenzierten und gemäss den Bestimmungen der «Securities and Futures Ordinance» registrierten Finanzinstitut, an Kunden der Niederlassung von UBS AG in Hongkong verteilt. Indonesien: Dieses Research- oder Publikationsmaterial ist nicht zum Zwecke eines öffentlichen Zeichnungsangebots gemäss indonesischem Kapitalmarktrecht und dessen Umsetzungsbestimmungen ausgelegt und erstellt. Die hierin erwähnten Wertpapiere sind und werden nicht gemäss indonesischem Kapitalmarktrecht und dessen Bestimmungen eingetragen. Italien: Dieses Dokument wird an Kunden der UBS (Italia) S.p.A., via del vecchio politecnico 4 – Mailand, eine ordnungsgemäss von der «Banca d’Italia» als Finanzdienstleister zugelassene und unter der Aufsicht von «Consob» und der «Banca d’Italia» stehende italienische Bank, verteilt. 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VAE: Diese Research-Publikation stellt in keiner Weise ein Angebot, einen Verkauf oder eine Lieferung von Aktien oder anderen Wertpapieren gemäss den Gesetzen der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) dar. Der Inhalt dieser Publikation wurde und wird nicht durch irgendeine Behörde der Vereinigten Arabischen Emirate einschliesslich der VAE-Zentralbank und der «Dubai Financial Services Authority», der «Emirates Securities and Commodities Authority», des «Dubai Financial Market», des «Abu Dhabi Securities Market» oder einer anderen Börse in den VAE genehmigt. Stand Januar 2010. © UBS 2010. Das Schlüsselsymbol und UBS gehören zu den eingetragenen bzw. nicht eingetragenen Markenzeichen von UBS. Alle Rechte vorbehalten. 30 Die Zukunft des Euro Ausgewählte UBS WMR Publikationen UBS research focus: «Geopolitik: der tote Winkel» Geopolitische Ereignisse erscheinen häufig unvorhersehbar und unwahrscheinlich. Daher beschäftigen sich Marktteilnehmer zumeist erst im Nachhinein mit diesem Thema. Dies halten wir jedoch für einen Fehler. Die Geopolitik kann das Wirtschaftswachstum und die Anlagerenditen massiv beeinflussen und einem Anlageportfolio unverhofft einen Schlag versetzen. 44 Seiten A4; Deutsch, Englisch, Italienisch; Juli 2010. Bestell-Nr. 82092D-1004 UBS investor’s guide Diese Research-Publikation erscheint monatlich und beinhaltet aktuelle Informationen und Prognosen, welche für die finanziellen Überlegungen und Anlageentscheide aktiver Wealth Management-Kunden von Bedeutung sind. «UBS investor’s guide» begründet die aktuelle Anlagestrategie von UBS sowie die jüngsten globalen wirtschaftlichen Entwicklungen und enthält Marktanalysen sowie Empfehlungen zu Aktien, Anleihen, Devisen und Schwellenländern. Bitte fragen Sie Ihre Kundenberaterin oder Ihren Kundenberater. UBS research focus: «Gold – die ultimative Währung» Seit 2001 befindet sich das Gold gegenüber allen wichtigen Währungen unaufhaltsam im Aufwärtstrend. Da das Vertrauen in Papiergeld während der Finanzkrise stark erschüttert wurde, scheint das Gold seine frühere Rolle als ultimative, schuldenfreie Währung zurückzuerlangen. In diesem Bericht gehen wir auf die Aussichten für den Goldpreis ein und zeigen, wie Anlegerinnen und Anleger von der erwarteten Goldperformance profitieren können. 32 Seiten A4; Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch; Juni 2010. Bestell-Nr. 82092D-1003 UBS global outlook: 3. Quartal 2010 UBS global outlook ist eine führende Publikation von UBS Wealth Management Research, die eine umfassende Beurteilung der globalen gesamtwirtschaftlichen Aussichten, der wesentlichen Anlagemöglichkeiten und der bedeutenden Risiken an den Finanzmärkten beinhaltet. Der Bericht erscheint vierteljährlich. 20 Seiten A4; Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Russisch, Chinesisch (traditionelle und vereinfachte Form); Juni 2010. Bestell-Nr. 83351D-1002 48 Seiten A5; Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch; Juni 2010. Bestellen oder abonnieren: Als Kundin /Kunde von UBS können Sie die oben aufgeführten Publikationen bestellen bzw. abonnieren. Wenden Sie sich hierfür bitte an Ihren Kundenberater oder senden Sie ein E-Mail an folgende Adresse: [email protected] Öffentlich verfügbare Publikationen finden Sie auf www.ubs.com/research (frei zugängliche Inhalte).