Dr. F. Blankenstein: Was tun bei frakturierten Teleskop-Pfeilern? (Abstract des auf dem 8. Anatomie-Weitzerbildungsabend am 9.6.2004 gehaltenen Vortrages) Angesichts der hohen Belastung, die insbesondere bei Freiendsituationen auf die Pfeiler von Teleskopkronen wirkt, ist es nicht verwunderlich, daß es immer wieder zu Frakturen kommt. Daß dabei in erster Linie marktote Pfeiler, und darunter wiederum besonders Pfeiler mit einem Wurzelstift betroffen sind, liegt an der fehlenden Kaukraftregelung durch den Verlust der Propriozeption und am massiven Substanzverlust dieser Zähne. Es setzt sich deshalb allmählich die Ansicht durch, Zähne mit Wurzelstiften oder, noch schärfer, marktote Zähen nicht mehr als Teleskoppfeiler zu nutzen. Wenn es zu Frakturen von Teleskoppfeilern kommt, wird man zumeist versuchen, die vorhandene Prothese weiter verwendungsfähig zu gestalten. Dies erspart den Beteiligten Zeit und Kosten, die Patienten müssen sich nicht an einen neuen Zahnersatz gewöhnen. Voraussetzung ist selbstverständlich die Erhaltungswürdigkeit des betroffenen Zahnes/der betroffenen Wurzel. 1) Belassen der Wurzel als „Schläfer“ Eine ordnungsgemäß endodontisch behandelte, mit einer Wurzelkappe aus Komposit oder Metall abgedichtete Wurzel kann durchaus wertvolle Dienste leisten: Sie verhindert weiteren Knochenabbau und ein sonst rein schleimhautgelagerter Zahnersatz kann sich auf ihr noch etwas abstützen. Natürlich bietet dieser „Schläfer“ keine Retention. 2) Weiternutzen der Wurzel als Retentionsunterstützung des bestehenden oder eines neuen Zahnersatzes In diesem Falle muß ein Attachment zwischen Wurzel und Zahnersatz gefertigt werden. 2.1. Am einfachsten erscheint es, den Stumpf mit einem Wurzelstift neu aufzubauen und das vorhandene Innenteleskop neu zu zementieren. Voraussetzung ist natürlich, das Vorhandensein der intakten Präparationsgrenze. Allerdings handelt man sich mit dieser Lösung die ursprünglichen Probleme, die ja bereits zur Fraktur geführt haben, aufs Neue ein. Durch die Stiftinsertion kann es sogar zu einer Verlagerung des Problems, nämlich der potentiellen Frakturlinie in Richtung apikal kommen. Dann wäre allerdings keine Rettung des Pfeilerfragments mehr möglich. Im Falle von Freiendsituationen kann von diesem Vorgehen nur abgeraten werden. 2.2. Scheut man das „Dazwischenfummeln“ eines neuen Aufbaues und ist die frühere Präparationsgrenze ohnehin nicht mehr erhalten, muß ein neues Attachment eingeführt werden. Beliebt ist in solchen Fällen die Nutzung von Kugelankern (z.B. Bona-Ankern). Damit verbunden ist eine Wurzelstiftverankerung mit allen in diesem Zusammenhang bekannten mechanischen Problemen. Auch diese Anker haben eine gewisse vorgegebene Einschubrichtung, auch wenn diese nicht mit den Verhältnissen etwa bei Teleskopen oder Geschieben vergleichbar ist. Und schließlich übertragen die Kugel-Anker auch laterale Kräfte auf ihre Wurzel. Diese drei Dinge zusammen lassen nach einer weiteren Alternative suchen, bei der die Einschubrichtung vollkommen unproblematisch ist, die mit einem sehr kurzen (oder evtl. auch gar keinem?) Wurzelstift auskommen, weil sie keine Lateralkräfte übertragen. 2.3. Magnetattachments bieten diese Chance. Sie sind inzwischen in verschiedenen Ausführungen vorhanden, es findet sich fast für jedes Platzangebot ein geeignetes System. Zunächst muß der vorhandene Platz ausgemessen werden. Die Höhe ist durch weitere Präparation meist unproblematisch. Die seitliche Ausdehnung muß bei entsprechender Tiefe im vorhandenen Außenteleskop regelrecht vermessen werden. Dafür bietet sich eine Kunststoffausformung des Außenteleskopes an. In Deutschland stehen Magnetsysteme mit offenem Magnetfeld (Dyna) zur Verfügung, sie benötigen eine Gesamthöhe (Wurzelkappe plus Prothesenmagnet) zwischen 3 und 4 Millimetern. Ihr Durchmesser beträgt 4,7 mm. Etwas kleiner mit einer Gesamthöhe zwischen 2,5 und 3 mm und einer seitlichen Ausdehnung zwischen 3,4 und 4,9mm sind die Magfit EX und Magfit DX-Magnete, die darüber hinaus mit ihrem geschlossenen Magnetfeld auch eine höhere Haftkraft entwickeln. Allerdings fällt diese initial sehr hohe Kraft bauartbedingt schon bei einem sehr kleinem Magnetabstand sehr deutlich ab. Der Techniker benötigt für die Modellation der Wurzelkappe die vorhandene Prothese, die Wurzelkappe muß ja in den Hohlraum des Außenteleskopes eingefügt werden. Da die Patienten in der Regel nicht so lange auf ihren Zahnersatz verzichten können, muß man sich anders behelfen: In den zur Aufnahme der Wurzelstiftkappe vorbereiteten Kanal setzt man einen entsprechenden Stift, füllt das betreffende Außenteleskop mit einem Provisorienkunststoff und setzt die Prothese darüber. Dadurch entsteht eine Art Stumpfaufbau, der die genaue Beziehung zwischen Wurzelkappe und Außenteleskop wiedergibt. Mit Hilfe eines Vorwalles kann der Techniker nun die Wurzelkappe in die gewünschte Richtung modellieren. Falls kein Wurzelstift eingebracht werden kann / soll, ist bei der Präparation für die Wurzelkappe auf einen ausreichenden „ferrule“ zu achten. Momentan wird davon ausgegangen, daß eine zirkuläre Umfassung von 2mm Höhe ausreichend ist. Bei korrekter Gestaltung des Attachments ist eine weitere Zahnfraktur nahezu ausgeschlossen. Zahn 21 quer frakturiert Modellation einer „Übertragunghilfe“ zur korrekten Plazierung der Wurzelkappe Die fertige Wurzelkappe auf dem Modell und im Mund Literatur: Blankenstein F (Hrsg): Magnete in der Zahnmedizin, flohr-Verlag Rottweil 2001, Trilck E, Klein T: Ein neues Magnetattachment auf dem deutschen Markt: Magfit EX - ein klinischer Fall. Zahn Prax 7, 86 (2004)