Bergmannsheil Von uns, über uns!

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Bergmannsheil
Von uns, über uns!
Ausgabe 3/04
Fettabsaugen: von wegen harmlos
Unsere Spezialisten aus der Klinik für
Plastische Chirurgie, Professor Hans
Ulrich Steinau und Dr. Marcus Lehnhardt,
haben in einer Studie offen gelegt, was die
meisten nicht wahr haben wollen: Das Absaugen von Fett an Hüfte, Bauch und Brüsten ist
kein Gang wie zum Frisör. Dennoch werben
viele selbsternannte Schönheitschirurgen mit
der Harmlosigkeit dieses Eingriffes.
Die Realität sieht anders aus, wenn man die
Akten der Intensivstationen ausgewählter Kliniken sowie die Pathologien und Gerichtsmedizinischen Institute in Deutschland auf
Komplikationen infolge Liposuktion, wie man
das Fettabsaugen fachmännisch nennt, durchforstet.
Basierend auf dem Zeitraum 1998 bis 2002
haben Hans Ulrich Steinau und Marcus
Lehnhardt bisher 71 Patienten ausfindig gemacht, die nach einer Fettabsaugung mit
schwersten Infektionen, durchstochener
Darmwand oder Lungenembolien auf Intensivstationen um ihr Leben rangen. Für 19 dieser
Patienten war es ein Überlebenskampf, den sie
verloren. Die tatsächliche Zahl solcher Todesopfer wird in Deutschland auf 30 bis 50 pro
Jahr geschätzt. Das bedeutet jährlich ein Menschenleben auf rund 5.000 Liposuktionen.
Fachleute fragen sich, wie es dazu kommen
kann? Die Antwort kann nur lauten: Zu viele
Pfuscher sind auf diesem Gebiet tätig. Und zu
viele gutgläubige Opfer, animiert zur Fettabsaugung durch verharmlosende Beiträge in
Presse, Funk und Fernsehen. Hier setzt auch
die Kritik von Hans Ulrich Steinau an, der es
auf den Nenner bringt mit seiner Aussage: „Es
kann nicht sein, dass einer nach zwei Wochenendkursen fröhlich drauflosoperiert und
das Leben der Patienten riskiert“. Und dies oft,
ohne die Patienten zuvor in einem ausführlichen Aufklärungsgespräch auf die Risiken dieser Art von Eingriffen hinzuweisen.
Darüber hinaus belegt die Recherche unserer
beiden Plastischen Chirurgen, über die „Der
Spiegel“ in seiner Ausgabe 24 / 2004 ausführlich berichtete, dass es viele Operateure gibt,
die nicht nur stümperhaft operieren, sondern
die Nachsorge sträflich vernachlässigen. Im
Klartext heißt dies, dass Patienten mit auftre-
tenden Komplikationen allein
gelassen werden, bis sie
schließlich einen anderen Arzt
zu Rate ziehen, oftmals aber
zu spät. Denn wenn auch nur
ein Bruchteil der Operierten
tatsächlich verstirbt, die Zahl
der misslungenen Fettmodellierungen ist ungleich höher.
Hässliche Narben, Dellen und
Hautnekrosen zeugen oft lebenslang von den stümperhaften Eingriffen. Sie sind
nicht selten auch Gegenstand
von gerichtlichen Auseinandersetzungen, zu denen
Hans Ulrich Steinau als
Gutachter hinzugezogen
wird. Was hierbei dann zu
Tage kommt, spottet oft jeder Sie können aufgrund intensiver Recherchen belegen, dass
Beschreibung.
das Fettabsaugen nicht immer professionell durchgeführt
Traurig aber wahr ist, dass in wird und deshalb sogar mehrere Todesfälle zu beklagen sind.
Deutschland jeder approbier- Von links: Professor Hans Ulrich Steinau, Direktor unserer
te Arzt solche Schönheits- Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte, und
operationen durchführen darf, Dr. Marcus Lehnhardt.
sogar auch Zahnärzte, wie die
diesbezüglich eingehende Kenntnisse, ErfahStudie belegt. Ein Tatbestand, der von den
rungen und Fertigkeiten hinsichtlich Indikation,
seriösen Plastischen Chirurgen im Lande
Durchführung, Nachbehandlung und Komplischon lange bemängelt wird. Die Liposuktion
kationsmanagement erworben haben.
sollte deshalb zukünftig nur noch Ärzten vorbehalten sein, die aufgrund ihrer Weiterbildung
M. Krieg ❏
Blutgruppenbestimmung: technisch perfekt
Wenn man Blutgruppe liest, denken die
meisten von uns sicherlich an das ABNullund Rhesus-System. Dass der Mensch noch
weitere zusätzliche 17 Blutgruppensysteme
auf den roten Blutkörperchen haben kann, ist
dagegen meist nur den Spezialisten bekannt.
Denn wer kennt schon die Blutgruppen Sciarra, Dombrock, Cartwright oder Bombay, um
nur einige zu nennen? Sie alle können Bedeutung erlangen, vor allem in der Transfusionsmedizin, aber auch bei der Organtransplantation, in der Geburtshilfe und schließlich sogar
vor Gericht, wenn es um einen Vaterschaftsnachweis geht.
1 Redovacflasche ohne Schlauch
➮
1,15 E
1 Redovacflasche mit Schlauch
➮
1,45 E
1 Robinson-Drainage Ch 20
➮
6,35 E
1 Liquor-Drainage-Set (HanniSet)
➮
52,80 E
1 Liquor-Drainage-Beutel (zum Set) ➮
9,80 E
1 Thorax-Drainage-System Ocean
➮
53,45 E
1 Seldinger-Soft-Drainage-Set 8F
➮ 102,00 E
Klinisch ganz im Vordergrund steht allerdings
die Bestimmung des ABNull-Systems. Dies
deshalb, weil Menschen, deren rote Blutkörperchen die Blutgruppe A haben, in ihrem
Serum immer auch einen so genannten Anti-BAntikörper haben. Dieser Antikörper ist ein
Eiweißmolekül, das unerbittlich alle roten Blutkörperchen mit der Blutgruppe B verklumpt
und dadurch letztlich zerstört. Der Mensch leidet dann massiv unter dieser Zerstörung der
roten Blutkörperchen, vor allem weil Kreislauf
und Nieren zu versagen drohen. Deshalb darf
niemals ein Mensch mit der Blutgruppe A Blut
der Blutgruppe B transfundiert bekommen und
umgekehrt.
Jede ABNull-Blutgruppenbestimmung, von
denen wir im Zentrallabor im letzten Jahr rund
4.200 durchgeführt haben, muss deshalb
absolut eindeutig zu interpretieren sein. Nur so
kann garantiert werden, dass immer das passende Blut bereitgestellt wird. Dass die heutige
Durchführung einer Blutgruppenbestimmung
mit den ersten Versuchen, die Karl Landsteiner vor etwas mehr als 100 Jahren in Wien
unternommen hatte, nichts mehr gemein hat,
Fortsetzung Seite 2
Fortsetzung: Blutgruppenbestimmung
haben wir nicht zuletzt der Diagnostika-Industrie zu verdanken, die mittlerweile verschiedene Nachweisverfahren von höchster Qualität
auf den Markt gebracht hat. Die in unserem
Zentrallabor benutzte Gelzentrifugationstechnik ist die empfindlichste von allen.
Hierbei handelt es sich um kleine, oben breitere
und unten spitz zulaufende Kapillaren, die mit
einer gelartigen Masse gefüllt sind. Will man
nun wissen, ob die roten Blutkörperchen das
Merkmal A, B, AB oder Null haben, werden
zwei dieser Kapillaren, die in einer Karte eingeschweißt sind, benötigt. In die obere Öffnung
der beiden Kapillaren gibt man zunächst ein
paar Tropfen roter Blutkörperchen eines Patienten. Dann nutzt man die zuvor beschriebene Tatsache, dass nämlich ein Anti-A-Antikörper alle roten Blutkörperchen mit dem Merkmal
A verklumpt, ein Anti-B-Antikörper dagegen
alle mit dem Merkmal B. Folglich gibt man in
die eine Kapillare zusätzlich zu den roten
Blutkörperchen des Patienten ein paar Tropfen
Anti-A-Antikörper, in die andere ein paar
Tropfen Anti-B-Antikörper. Findet der Antikörper „sein“ Blutgruppenmerkmal wie ein Schlüs-
sel sein Schloss, kommt es nach kurzer
Zeit zu einer Verklumpung der roten Blutkörperchen, auch Agglutination genannt.
Jetzt müssen die Kapillaren nur noch ein
paar Minuten zentrifugiert werden und schon
können wir mit dem
bloßen Auge das Ergebnis ablesen. Denn
durch die Zentrifugalkraft werden alle roten
Blutkörperchen, die
nicht miteinander verklumpt sind, durch das
Gel getrieben und stellen sich als roter Bodensatz in der Kapillare
dar, wie die nebenstehende Abbildung verdeutlicht. Findet hingegen eine Agglutination
statt, reicht die Zentrifugalkraft nicht aus, um
Patientenentlassung: mehr als nur ade sagen
kann. Dieser beinhaltet vor allem die Abstimmung mit den Bezugspersonen des Patienten
und allen in der Nachsorge beteiligten Akteuren
hinsichtlich der absehbaren poststationären
pflegerischen Dienstleistungen.
Die Einführung solch eines von Experten standardisierten Entlassungsmanagements auf unseren Stationen bedarf naturgemäß eines Modellprojektes, für das wir die
Stationen M17 und M25
ausgewählt haben. Über
einen Zeitraum von sechs
Monaten wurde dort in
vier Phasen von dem
interdisziplinären Team
der Medizinischen Klinik III
schrittweise das EntlasEin multidisziplinäres Team unserer Medizinischen Klinik III hat sungsmanagement in die
sich maßgeblich bei der Planung und Umsetzung des Experten- tägliche Stationsarbeit instandards für das Entlassungsmanagement engagiert. Von links: tegriert, unterstützt von
PD Dr. Torsten Bauer, Nadja Nestler, Christiane Knecht, PD Dr. einer eigens hierfür eingeHans-Werner Duchna, Elisabeth Otwinowski, PD Dr. Maritta setzten Arbeitsgruppe.
Orth, Martina Rogalla, Professor Gerhard Schultze-Werning- Zunächst galt es, die 19
haus, Irina Schneider-Pakusch, Sandy Böttner, Katrin Senge. Standardkriterien des
Zur Arbeitsgruppe gehörten außerdem Katharina Lorych, Jutta E n t l a s s u n g s m a n a g e Brosche-Kastner, Dietmar Schmuck.
ments auf die Belange der
beiden Modellstationen
zuzuschneiden, wie beispielsweise das vorgedas Management der Patientenentlassung eischriebene Organigramm sowie die einzelnen
ne immer größere Bedeutung für unser Haus.
Standardarbeitsanweisungen. Auch die EinAuch für die Patienten selbst kann die Entlasschätzungs-, Planungs- und Dokumentatisung mit großen Problemen verbunden sein.
onsinstrumente mussten an die BesonderDenn nicht selten haben sie einen Hilfebedarf,
heiten pneumologischer Patienten angepasst
welcher über die Entlassung hinaus besteht.
werden.
Schon aus humanitären Gründen kann man
hierüber von Seiten der Station nicht einfach
Da Papier bekanntlich geduldig ist, galt es in
hinwegsehen. Deshalb haben sich Experten
der zweiten Phase, in mehreren Fortbildungsder Pflege diesem Problem professionell angeveranstaltungen die Inhalte der Standards den
nommen und einen Expertenstandard für das
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beider StaEntlassungsmanagement in der Pflege enttionen nahe zu bringen. Erst danach war es
wickelt. Diese Standards definieren den pflegemöglich, die Instrumente des Entlassungsrischen Beitrag im Rahmen der multidisziplinär
managements über mehrere Monate einzusetabzuwickelnden Entlassung eines Patienten.
zen. Was abschließend folgte, war ein Audit,
Worum geht es hierbei?
also eine interne Prüfung der Ergebnisqualität
durch Befragung von Patienten und Personal.
Es mag paradox klingen, aber das Entlassungsmanagement beginnt bereits am AufAufschlussreich war das Audit insofern, als von
nahmetag. Dann bereits gilt es, systematisch
121 Patienten immerhin 37 mit einem postjene Patienten zu identifizieren, die offensichtstationären Pflege- und Unterstützungsbedarf
lich einen poststationären Unterstützungsidentifiziert werden konnten. Die Befragung der
bedarf haben. Im weiteren Verlauf des staPatienten zwei Tage nach Entlassung offenbartionären Aufenthaltes kommen dann Einte ein hohes Maß an Zufriedenheit hinsichtlich
schätzungsinstrumente zum Einsatz, die den
der Überleitung in die poststationäre VersorUnterstützungsbedarf individualisieren, sodass
schließlich ein Entlassungsplan erstellt werden
Fortsetzung Seite 3
Das neue Fallpauschalengesetz gibt vor,
wann ein Patient bei welcher Diagnose
frühestens und wann spätestens entlassen
werden sollte. Diesen Zeitkorridor von wenigen
Tagen gilt es einzuhalten, um nicht mit Erlösabzügen belastet zu werden. Somit gewinnt
die miteinander verklumpten roten Blutkörperchen auf den Boden der Kapillare zu schleudern. Vielmehr bleiben
sie schon nach einer
kurzen Wegstrecke im
Gel stecken und bilden
dort eine markante rote
Linie.
Die Abbildung zeigt ein
Patientenblut mit der
Blutgruppe A, die in
Mitteleuropa mit gut
44% am häufigsten
gefunden wird. Logischerweise hieße das
Ergebnis „Blutgruppe
B“, wenn ein spiegelbildlicher Befund vorläge, wobei knapp 11%
von uns B als Blutgruppe haben.
Daneben sind noch
zwei weitere Ergebnisse möglich: Findet
man nämlich in beiden
„Gel-Küvetten“ den roten Bodensatz, dann handelt es sich um rote
Blutkörperchen mit der Blutgruppe Null, die,
wie der Name erahnen lässt, weder das Anoch das B-Merkmal aufweist und mit 40% die
zweithäufigste Blutgruppe ist. Schließlich haben knapp 5% von uns die Blutgruppe AB, also
beide Merkmale und jeder Leser kann sich
ausmalen, wie das Befundmuster aussehen
müsste.
C. Bscheidl, M. Krieg ❏
B.R. - lesen und schmunzeln
Politische Systeme mal anders gesehen:
Demokratie pur: Sie besitzen zwei Kühe.
Ihr Nachbar besitzt keine. Na und?
Sozialismus pur: Sie besitzen zwei Kühe.
Ihr Nachbar besitzt keine. Die Regierung
nimmt Ihnen eine ab und übereignet sie
Ihrem Nachbarn. Daraufhin werden Sie
gezwungen, eine Genossenschaft zu
gründen, um Ihrem Nachbarn bei der
Tierhaltung zu helfen.
Kommunismus pur: Sie besitzen zwei
Kühe. Ihr Nachbar besitzt keine. Die
Regierung beschlagnahmt beide Kühe
und verkauft Ihnen die Milch, für die Sie
zuvor stundenlang anstehen müssen.
Kapitalismus pur: Sie besitzen zwei
Kühe. Sie verkaufen eine Kuh und kaufen dafür einen Bullen, um eine Herde zu
züchten.
EU-Bürokratie pur: Sie besitzen zwei
Kühe. Die EU-Kommission nimmt Ihnen
beide ab, tötet die eine, melkt die andere
und zahlt Ihnen eine Entschädigung aus
dem vermeintlichen Verkaufserlös der
Milch, nimmt diese und schüttet sie in die
Nordsee.
Impressum
Herausgeber: Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannsheil
– Universitätsklinik –, Bürkle-de-la-Camp-Platz 1, 44702 Bochum
Internet: http://www.bergmannsheil.de
Redaktion: Michael Krieg (v.i.S.d.P.), Geschäftsführung, Tel.: 6650
Christiane Knecht, Tel.: 6375, Manfred Ammon, Tel.: 6110
Bilder: Abteilung für Fotografie und Mediendesign
Druck: Brochmann GmbH, Girardetstraße 76, 45131 Essen
Auflage: 2.500 Exemplare · Erscheinungsweise: quartalsmäßig
Die Redaktion übernimmt für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder
keine Verantwortung.
Nachdruck – auch auszugsweise – sowie Herstellung von fotografischen
Vervielfältigungen sind nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion
und unter genauer Quellenangabe gestattet.
Fortsetzung: Patientenentlassung
gung. Positiv nahm sich auch die gesamte
Dokumentenanalyse aus. Sie ergab ein hohes
Maß an Transparenz und Systematik hinsichtlich aller entlassungsrelevanten Aspekte des
ärztlichen und pflegerischen Dienstes.
Einen Wermutstropfen gilt es jedoch nicht zu
verschweigen: Es haperte oftmals am Angebot
einer Pflegeübergabe direkt am Patientenbett
an die nachsorgende Pflegeeinrichtung. Die
Realisierung dessen hängt allerdings in hohem
Maße von der Bereitschaft der Pflegekräfte in
den nachsorgenden Einrichtungen ab, dieses
Angebot auch wahrzunehmen.
Es bleibt also noch viel Detailarbeit bezüglich
eines optimalen Entlassungsmanagements
übrig. Arbeit, die möglichst bald angegangen
werden muss vor dem Hintergrund der Zwänge, die die Einführung des Fallpauschalengesetzes mit sich gebracht hat.
C. Knech ❏
Herr über zehntausend Schlüssel
Wussten Sie schon, dass ...
❋ im letzten Jahr im Bergmannsheil Le-
bensmittel im Wert von gut 1,5 Mio. E
umgesetzt wurden
❋ sich im letzten Jahr im Bergmannsheil
die Kosten für Wasser, Energie und
Brennstoffe auf knapp 2,1 Mio. E beliefen
❋ im letzten Jahr im Bergmannsheil
die Personalkosten insgesamt rund
65,2 Mio. E betrugen
... ?
Seit mehr als 15 Jahren schon verwaltet Siegmund Gutknecht im Bergmannsheil das
Schlüsseldepot, das sich hinter einer Hochsicherheitstür in einem rund 16 Quadratmeter
großen Raum befindet. 10.000 größere und kleinere Schlüssel, die zwischen 8 und 19 E
kosten, hängen fein säuberlich sortiert an hunderten von Haken, damit es keine Probleme
mit den rund 2.000 Schlössern im Bergmannsheil gibt, falls mal ein Schlüssel verloren
oder auch kaputt gehen sollte. Täglich nimmt Siegmund Gutknecht irgendwo im Haus
kurzfristig im wahrsten Sinne des Wortes eine Schlüsselposition ein, indem er meist leicht
genervten und ratlosen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen hilft, ihr Refugium wieder betreten zu können. Mit einem der wenigen im Haus verfügbaren Generalschlüssel in der
Hand, ist Siegmund Gutknecht dann der einzige, dem der Zauberspruch „Sesam, öffne
dich!“ gelingt.
Wenn mehr als der Schrecken bleibt ...
Experten, die sich kürzlich auf einem
liche Albträume oder auch im Wachzustand,
einbeziehen, damit es vor allem nicht mit andeSymposium bei uns im Bergmannsheil mit
indem das Schreckenszenario vor dem geistiren psychischen Veränderungen wie vorüberzahlreichen Mitarbeitern der Berufsgenossengen Auge auftaucht und den Betroffenen eingehenden Angst- und Zwangsstörungen, die
schaften trafen, nennen es posttraumatische
fängt, als wenn es gerade real existieren würde.
ebenfalls Folgen eines lebensbedrohlichen ErBelastungsstörung, welche immer mehr wisUnd dies, obwohl der Patient ständig versucht,
eignisses sein können, gleichgesetzt oder versenschaftliches Interesse bei Psychiatern,
jede Erinnerung an die auslösende Situation zu
wechselt wird. Kennzeichnenderweise, und
Neurologen, Psychologen und Schmerztheraverdrängen. Diese Vermeidungsstrategien fühdies ist das eigentliche Problem bei der
peuten findet. Es geht um die Menschen, die
ren häufig zum sozialen Rückzug. Die BetrofErfassung der posttraumatischen Belastungsreaktiv psychische Auffälligkeiten entwickeln,
fenen werden schwermütig, mürrisch, nicht
störung, bagatellisieren die Betroffenen ihre
nachdem sie ein furchtbares Erlebnis durchleiselten aber auch aggressiv und reizbar. All dies
psychischen Probleme gegenüber ihren Ärzden mussten, seien es Kriege, Terroranschläge
verstärkt sich durch die bleibenden und quäten. Sie sprechen nur selten freiwillig über das
oder schwere Unfälle. Das Verständnis für dielenden Schlafprobleme.
Schreckenserlebnis und die seelischen Folgen,
ses Syndrom wächst anlässlich der aktuellen
nicht zuletzt auch aus der Furcht heraus, wieMediziner
und
Psychologen
haben
längst
Horrornachrichten, von denen die Presse jeden
der von den Schreckensszenarien eingeholt zu
erkannt,
dass
das
Beschwerdebild
begleitet
Tag voll ist. Gleichzeitig wächst aber auch der
werden. Oft flüchten sie in Ausreden, wenn sie
wird
von
schweren
Störungen
der
GehirnfunkBedarf an professioneller Diagnostik und Beihre Arbeit oder auch eine Umschulung nicht
tion,
aber
auch
von
vielen
hormonellen
Funkhandlung.
antreten können und nehmen dabei in Kauf, als
tionsausfällen sowie daraus resultierenden neSimulanten verkannt zu werden.
Da solche das normale Erleben weit übergativen Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufschreitenden Ereignisse auch im
Beruf beziehungsweise auf dem ➣ Denken Sie häufig an das schreckliche Ereignis, ohne es zu wollen Experten haben herausgefunden, dass
Berufsweg vorkommen können, ist
oder drängen sich Erinnerungsbilder auf?
man mit vier einfadieses Thema auch für die Berufsgenossenschaften von zunehmen- ➣ Vermeiden Sie Dinge, die Sie eigentlich wieder tun können oder möch- chen Fragen, wie sie
ten, um nicht an das zurückliegende Ereignis erinnert zu werden? nebenstehend forder Relevanz. Beispielsweise wenn
muliert sind, den
es um einen verschütteten Berg- ➣ Sind Sie seitdem vermehrt schreckhaft, angespannt oder leiden Sie
Verdacht auf eine
mann geht, der organisch vielleicht
unter Albträumen?
posttraumatische
nur eine Fingerverletzung erlitten
hat, aber über viele Stunden seiner ➣ Haben Sie sich seit dem schrecklichen Ereignis in Ihrem Wesen geändert Belastungsstörung
zumindest soweit eroder sagen Ihnen nahe stehende Menschen, Sie hätten sich verändert?
Verschüttung ständig mit dem Tod
härten kann, dass
rechnen musste. Eine Situation, die
eine weitere Exploration durch Fachleute angetypischerweise eine posttraumatische BelasSystem und die Immunabwehr. Die Behandschlossen werden sollte.
tungsstörung auszulösen vermag. Verständlich
lung ist schwierig. Sie setzt viel Erfahrung vorist, dass dessen rasche fachkundige Diagaus, wie sie beispielsweise im Bergmannsheil
Im Bergmannsheil haben sich hierfür Neuronosestellung für den Betroffenen sehr wichtig
in der Kooperation von Neurologen, Psychialogen (Prof. Martin Tegenthoff), Psychologen
ist, denn diese Störung kann nicht nur unmitteltern, Psychologen und Schmerztherapeuten
(Dr. Jutta Frettlöh) und Schmerztherapeuten
bar die Arbeits- und Lebensgrundlage zerexistiert. Verhaltenstherapeutische Maßnah(Prof. Christoph Maier) zu einem berufsgestören, sondern sie vermag auch neue Krankmen, die auf das Wahrnehmungsvermögen
nossenschaftlichen Kompetenzzentrum zuheiten auszulösen. Es gilt somit, neben der
des Patienten ausgerichtet sind, stehen im Vorsammengeschlossen, um Versicherte mit „PsyVersorgung der sichtbaren Verletzung die
dergrund der Therapie. Oft kann hiermit eine
chischen Störungen nach Arbeitsunfällen“ interGesamtsituation des traumatisierenden EreigLinderung der Belastungsstörung erreicht werdisziplinär versorgen zu können. Ziel dieser benisses zu erfassen.
den, bei frühzeitiger Diagnose und fachkomperufsgenossenschaftlichen Sprechstunde ist eitenter Betreuung auch eine Heilung.
ne frühzeitige Erkennung psychischer StörunUnter welchen Beschwerden leiden die Begen und ein gezieltes Fallmanagement der
troffenen? Zum Vollbild dieser Erkrankung geWichtig erscheint, dass alle, die sich der
ansonsten oft frustran verlaufenden Heilverhört insbesondere die Unfähigkeit, den immer
Wiedereingliederung von sehr schwer Traumafahren.
wieder zwanghaft aufdrängenden Erinneruntisierten annehmen, dieses Syndrom ständig
gen zu entkommen. Sie tauchen auf als nächtdifferenzialdiagnostisch in ihre Überlegungen
J. Frettlöh, C. Maier, M. Tegenthoff ❏
Aktuelles in Kürze
❋ Chefarzt
Dr. Krishna Khargi, zuletzt Oberarzt an unserer Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie, ist seit
dem 1. Juli 2004 Chefarzt der Kardiochirurgie
am Haga Ziekenhuis, dem Herzzentrum in Den
Haag mit 850 Betten und rund 1.600 Herzoperationen jährlich.
❋ Selbstsicherheitstraining
Unsere Gleichstellungsbeauftragte Brigitte
Hamacher organisierte von November 2003
bis April 2004 wegen der großen Nachfrage
gleich fünf Kurse in Sachen Selbstsicherheitstraining für Frauen, geleitet von erfahrenen
Polizeibeamtinnen des Kommissariats Vorbeugung. Die Kursinhalte orientierten sich an den
Gegebenheiten des Alltags und gliederten sich
wie folgt: Erkennen und Vermeiden von gefährlichen Situationen, Umfang und Grenzen der
Notwehr, Gebrauch technischer Hilfsmittel wie
Tränengas und Elektroschocker, Trainieren einfacher Abwehrgriffe, Sexualdelikte: „Was erwartet mich bei der Polizei und Justiz?“, Informationen zum Gewaltschutzgesetz sowie Fragen
zum Leistungsumfang verschiedener Hilfsorganisationen und zur Frage: „Wie funktioniert
der Opferschutz?“
❋ 1000. Mitglied
Institut für Pathologie
Das Institut für Pathologie der Ruhr-Universität-Bochum an den Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannsheil – Universitätsklinik – wurde in einer Feierstunde am 21. Juli
2004 offiziell eröffnet. Das neue 3.200 Quadratmeter umfassende Institut wurde in rund zweieinhalb Jahren für zirka 12 Mio. E errichtet. Es ist eines der modernsten universitären Institute
dieser Art in Deutschland.
Viel Prominenz hat
sich am 21. Juli 2004
eingefunden, um in
Grußworten die Bedeutung des neuen
Instituts für die BBG,
die Stadt Bochum
sowie die Ruhr-Universität herauszustellen.
Anschließend traf
man sich im großzügig gestalteten
Lichthof des Instituts
zum Smalltalk. Von
links: Bernd Tönjes
( Vo r s t a n d s v o r s i t zender der BBG),
Professor Gert Muhr
(Ärztlicher Direktor
des Bergmannsheil und Dekan der Medizinischen Fakultät), Gabriele Schäfer
(Bürgermeisterin der Stadt Bochum), Assessor Willi Lange (Hauptgeschäftsführer der
BBG), Cornelia Prüfer-Storcks (Staatssekretärin im Ministerium für Gesundheit,
Soziales, Frauen und Familie des Landes NRW), Dr. Joachim Breuer (Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Berufsgenossenschaften), Professor Thomas Brüning
(Direktor des BGFA), Professor Konrad Morgenroth und Professor Klaus-Michael
Müller (die beiden Direktoren des neuen Instituts) sowie Assessor Theodor Bülhoff
(Direktor bei der BBG).
Die Freiwillige Soziale Leistungskasse (FSLK) am
Bergmannsheil konnte am 5. August 2004 Frau Sylvia
Felderhoff (Mesotheliomregister) als 1000. Mitglied begrüßen.
Aus diesem Anlass wurde ihr durch den Vorstand der Kasse,
Michael Voß (rechts im Bild) und Klaus Lautenschläger,
ein Blumenpräsent als Willkommensgruß überreicht.
Und wächst, und wächst ...
❋ Kooperation
Eine enge Kooperation auf dem Gebiet der Laboratoriumsdiagnostik
wurde zwischen unserem Institut für Klinische Chemie, Transfusionsund Laboratoriumsmedizin und dem Berufsgenossenschaftlichen
Unfallkrankenhaus in Hamburg beschlossen.
Veranstaltungen im Bergmannsheil
18.09.2004
Satellitenkonferenz: 4. Symposium: Herz und Diabetes; Leitung: Prof. Dr. Klein
22.09.2004
DCCV-Veranstaltung: Arzt-Patienten-Seminar; Leitung: Prof. Dr. Reiser,
Prof. Dr. Schmiegel
14.10.2004
Informationsveranstaltung für BG-Mitarbeiter: Spezielle BG-liche Behandlungsangebote im Bergmannsheil; Leitung: Prof. Dr. Maier, Dr. Meindl,
Prof. Dr. Tegenthoff
20.10.2004
Neues zur Pathophysiologie der Migräne; Leitung: Prof. Dr. Maier,
Prof. Dr. Tegenthoff, Prof. Dr. Zenz
03.11.2004
Bochumer Rheumagespräch: Kollagenosen - Interdisziplinäres Management
Leitung: Prof. Dr. Klein, PD Dr. Meyer
03.11.2004
Evidenz-basierte Symptomkontrolle in der Palliativmedizin
Leitung: Prof. Dr. Maier, Prof. Dr. Tegenthoff, Prof. Dr. Zenz
10.11.2004
Neuropathischer Schmerz; Leitung: Prof. Dr. Maier, Prof. Dr. Tegenthoff
12.11. - 13.11.2004
Neurologische Begutachtung, Teil III; Leitung: Prof. Dr. Tegenthoff
19.11. - 21.11.2004
QN-Somnologie-Kurs, Teil 3: Messmethoden-Bewertung unter besonderer
Berücksichtigung der Neurophysiologie; Leitung: PD Dr. Kotterba
02.12. - 03.12.2004
40. Tagung der Gesellschaft für Lungen- und Atmungsforschung: Infektion,
Allergie und chronische Atemwegserkrankungen
Leitung: Prof. Dr. Schultze-Werninghaus
04.12.2004
Koronarphysiologie im Herzkatheterlabor: Intrakoronare Druckmessung und
„Virtual histology“ in der Interventionellen Kardiologie; Leitung: Dr. Bojara
Mittlerweile sind 40.600 Kubikmeter Raum für das neue Bettenhaus verbaut. Hierfür wurden allein 5.000 Kubikmeter Beton und
900 Tonnen Stahl verarbeitet. Der Neubau wird nach Fertigstellung
86.500 Kubikmeter umfassen, was dem Raum von rund 180
Einfamilienreihenhäusern entspricht. Die Aufnahme vom 4.9.2004
verdanken wir dem Architekturbüro Ludes.
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