Klimaschutz – Im Spannungsfeld Zwischen Schutz und Verbrauch von Landschaft Prof. Dr. Weiger Immenstadt 18.10.2009 Klimawandel ist Realität Gletscherleiche „Ötzi“ Alpengletscher vor 100 Jahren und heute Aus der Spiegel 29/2002 Klimawandel: Belastung von Natur und Landschaft Folgen des Klimawandels für die Natur: • Wassermangel in Flüssen, Mooren und Feuchtgebieten aller Art bei sommerlichen Hitzeperioden • Veränderungen im Verhalten, Zusammenspiel und Vorkommen (Wanderungen!) von Arten • Höhengrenzen (z.B. in Alpen) steigen: Verschiebung Vegetationszonen: Je +1°C: ca. 200-300 km polwärts b zw. ca. 200 Höhenmeter aufwärts. • Isolierte Arten, verinselte Biotope in intensiver Nutzlandschaft anfälliger als unter natürlichen Bedingungen • usw. Prognostizierte Biodiversitätsverluste: 10 – 50 % (weltweit) 5 – 30 % (Deutschland, BfN) Aktuelles (oben) und künftiges (unten) simuliertes Verbreitungsgebiet des Rotmilan (Milvus milvus) in Europa, Simulation der künftigen Der Klimawandel ist hausgemacht Die derzeit vorrangig genutzten Ressourcen sind endlich Mrd. t SKE im Jahr Uran Weltweite Energiereserven 10 Reichweite bei konstantem Verbrauch Öl Daten des Bayer. Wirtschaftsministeriums 1998 5 Gas Kohle 2000 2025 2050 2075 2100 2125 2150 2175 2200 2225 2250 Jahr Schutz von Klima und Natur Energieposition BN 9000 Reduzierung CO2-Ausstoß um 83% möglich. Erneuerbare PJ Atom 8000 7000 Kohle Einsparung 62 % 6000 5000 Gas 4000 3000 CO2 - 83% Wind Öl solar Geothermie Biomasse 2000 fossil 1000 0 Endenergie 2007 Ausgangsdaten BM Wi Dez. 2008 Endenergie 2007 nachhaltige Technik Bayern: Reduzierung von derzeit 100 Mio. T CO2 (2007) auf 15 Mio. T/ Jah möglich Klimaschutzmaßnahmen dürfen nicht Natur und Landschaft belasten Beispiele: flächiger Maisanbau für Biogas neue Trinkwassertalsperren großtechnische Eingriffe in Gewässer zum Hochwasserschutz Übernutzung der Wälder für Brennholz Spannungsfeld: Flächenkonkurrenz Mais für Biogaserzeugung: • erosionsanfällig, • Monokultur, • verengt die Vielfalt, • verdichtet den Boden • Konkurrenz Nahrungsmittelproduktion Biomasse Spannungsfeld: Flächenkonkurrenz Anteil Silomais an Ackerfläche in Bayern - Biogasanlagen Rückgang Grünland: Biomasse Spannungsfeld: Flächenkonkurrenz Wiesenrückgang in FFHGebieten: 2005 - 2008: circa 1000 Hektar Biomasse Naturverträgliche Lösungen Integration statt Segregation Biomasse Mischkultur: schont Boden, bringt Vielfalt in die Landschaft und Ölerzeugung Spannungsfeld: Flächenkonkurrenz Biomasse Integration statt Segregation: Autarke Energieversorgung vom Acker durch Mischfruchtanbau Fruchtfolgebeispiel 1 (auf 1 Hektar berechnet) (2 jähriges) Kleegras: kein Ölertrag Sommerweizen – Leindotter: 150 Liter Öl Sommergerste – Leindotter: 150 Liter Öl Erbse – Leindotter: 200 Liter Öl Sommergerste – Leindotter: 150 Liter Öl Ertrag gesamt in 6 Jahren: 650 Liter Öl Verbrauch geschätzt im Bioanbau für 6 Jahre: 600 Liter Öl Spannungsfeld: Flächenkonkurrenz Photovoltaik Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen: • beeinträchtigen Landschaftsbild • reduzieren Lebensraum für Arten • konkurrieren mit Nahrungsmittelproduktion Solarpark Workerszell, Lkr. EI Vorrang für Dachflächen Keine Freilandanlagen z.B. in Naturschutzgebieten, geschützten Biotopen Solarpark Helmeringen beim AKW Gundremmingen Unter bestimmten Bedingungen sind aber auch Freiflächenanlagen zu akzeptieren: Vorrang haben Lärmschutzwälle bzw.- wände, Autobahnböschungen, Mülldeponien Standorte außerhalb dieser Bereiche müssen nach den Vorgaben eines kommunalen Landschaftsplans gesucht werden Spannungsfeld: Flächenkonkurrenz Windenergie Windräder können das Landschaftsbild beeinträchtigen und können einige Fledermaus- und Vogelarten (z.B. Rotmilan) gefährden BN für Windkraft nach Plan Festlegung von Vorrang- und Tabugebieten in der Regionalund Landesplanung Wasserkraft Bayern letzte frei fließende Gewässer müssen erhalten bleiben Foto: LBV Fehlentwicklungen bei der „Anpassung“ an den Klimawandel: Schneekanonen: mit energieintensivem Kunstschnee gegen den Klimawandel? Waldwegebau: „nötig“ für den Waldumbau? Bergwaldoffensive als „Wegebauoffensive“ Hochwasserschutz: Polder und höhere Deiche – ohne etwas an den Ursachen der Hochwasserprobleme zu ändern? Naturschutz ist Klimaschutz Moorschutz, Waldschutz, Extensive klima- und naturverträgliche Landnutzung Renaturierung und Reaktivierung von Flüssen und Auen/ Feuchtgebieten Gewässerschutz Flächenschutz Vermeidungs- und Anpassungsmaßnahmen Alte - neue – Synergien: Naturschutz ist Klimaschutz Extensive klima- und naturverträgliche Landnutzung mit angepasster Düngung und Schutz der Böden vermeidet CO2Ausstoß. Vermeidbare Treibhausgas-Emissionen der andwirtschaft urch vollständige Umstellung auf Ökolandbau: 7 Mio. T C02äq urch Wiedervernässung von Mooren und Verzicht uf Grünlandumbruch: 37 - 42 Mio. T C02äq Extensive klima- und naturverträgliche Landnutzung Humus und seine Bedeutung für den Klimaschutz: • CO2-Speicher, • Wärmespeicher, • Wasserspeicher, • Sonnenkollektor Alte - neue – Synergien: Naturschutz ist Klimaschutz Renaturierung und Reaktivierung von Flüssen/ Auen/ Feuchtgebieten ührt zu Verbesserung des gesamten Landschaftswasserhalts Breite Auen statt technischer Lösungen Flächeschutz ist Klimaschutz Innenentwicklung statt Gewerbegebiete auf der grünen Wiese Verkehrsvermeidung und Stärkung ÖPNV statt neuer Autobahnen Biotopverbund ist Klimaschutz + Biotopverbund als Anpassung an Klimawandel 3. Alte - neue – Synergien: Naturschutz ist Klimaschutz