Visite am 25. Juli 2017 im NDR Fernsehen Vitaminzusatz im Essen: Nicht immer gesund Was leisten moderne Herzschrittmacher? Warum Blutspenden so wichtig ist Gelenkschmerzen durch Strecken lindern Dr. Wimmer: Das perfekte Arzt-Patient-Gespräch Welche Sonnenbrille schützt richtig? Vitaminzusatz im Essen: Nicht immer gesund "Extra Vitamine", "besonders fettarm", "gut für die Knochen": Die Lebensmittelindustrie ist mit gesundheitsbezogenen Aussagen auf Lebensmitteln, sogenannten Health-Claims, erfolgreich. Zwei Studien der Universität Kassel haben gezeigt, dass Verbraucher bevorzugt Lebensmittel kaufen, die ein besonderes Plus für die Gesundheit versprechen. Sie lassen sich unbewusst von Aufschriften wie "Vitamine" oder "Mineralstoffe" leiten und glauben, sich damit etwas Gutes zu tun. Dabei entpuppen sich die Gesundheitsversprechen oft als irreführend. Die Lebensmittel sind nicht gesünder, sondern können im schlimmsten Fall sogar schaden. EU prüft Werbeaussagen Genau das sollte die Health-Claims-Verordnung der Europäischen Union von 2012 eigentlich verhindern. Demnach müssen alle gesundheitsbezogenen Werbeaussagen vorher wissenschaftlich überprüft werden. Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA erteilt dann die Genehmigung und nur dann dürfen die Aussagen von der Industrie verwendet werden. Die EU-Behörde sieht Gesundheitsversprechen zum Beispiel in Bezug auf Kalzium wissenschaftlich als gut begründet, denn Kalzium ist für die Blutgerinnung wichtig oder für die Funktion der Muskeln. Auch Produkte mit Vitaminen dürfen mit diversen Gesundheitsversprechen werben, schließlich sind sie für den Körper nachweislich wichtig. Zusätze werden isoliert betrachtet Das Problem: Es werden oft nur isoliert einzelne Zusätze, wie zum Beispiel der Vitaminanteil, nicht aber das ganze Produkt betrachtet. Das bedeutet, dass Lebensmittel mit einem hohen Zuckeranteil mit einem gesundheitsbezogenen Spruch beworben werden dürfen - nur weil sie besonders viel Vitamin C, Kalzium oder Magnesium enthalten. Das heißt, die Industrie setzt Produkten, zum Beispiel Wellness-Getränken oder Müslimischungen, künstlich Vitamine oder Mineralstoffe zu - nur um diese mit den Slogans "für das Immunsystem", "Mineralhaushalt ausgleichen" oder "Muskelfunktion unterstützen" anpreisen zu können. Das bringt einen Imagegewinn und ist dazu günstig: 100 Milligramm Vitamin C kosten zum Beispiel nur 0,1 Cent. Gefahr der Manipulation Experten sehen in der EU-Regel daher fast schon eine Einladung zur Manipulation der Nahrungsmittel: Ein Schokoladenpudding erfährt durch ein paar Milligramm Vitamin C eine wundersame Wandlung: Schon darf der Hersteller mit einem ganzen Bündel von Claims werben, wofür der Pudding gut ist: Blutgefäße, Immunsystem, Knochen, Zähne, Zahnfleisch, Knorpel, Haut, Nervensystem, Stoffwechsel und die Psyche. Zudem schütze er vor Müdigkeit und oxidativem Stress. Es gibt eine Vielzahl von Produkten, die mit Vitaminen angereichert werden, obwohl wir gar keine Unterversorgung an diesen Vitaminen haben. Das heißt, diese Claims bedeuten eine Werbewirksamkeit, aber nicht wirklich einen Vorteil für die Verbraucher. Mit dem hohen Zuckergehalt in vielen Produkten wird natürlich nicht geworben. Überversorgung kann schaden Und nicht nur das Zuviel an Zucker ist ungesund - künstlich beigemengte Vitamine können sogar schädlich sein: So kann zum Beispiel zu viel Vitamin B bei Diabetikern zu Nierenschäden führen. Eine Überversorgung mit Kalzium steht im Verdacht, Gefäßverkalkung zu fördern und damit die Gefahr eines Herzinfarkts zu erhöhen. Experten warnen, dass wirklich Gesundes aus dem Bewusstsein der Verbraucher gerät, weil sie glauben, mit den Zusätzen in den Lebensmitteln Gemüse oder Vollkornprodukte ersetzen zu können. Experten raten zu ausgewogener Ernährung Ernährungsmediziner raten zu einer ausgewogenen Ernährung, denn natürliche Lebensmittel brauchen keine Zusätze. Wer zum Beispiel ausreichend Salat, Gemüse und Milchprodukte zu sich nimmt, braucht kein extra Kalzium. Industriell beigefügte Vitamine und Mineralstoffe nutzen also in der Regel nicht unserer Gesundheit, sondern nur den Geldbeuteln der Lebensmittelhersteller. Interviewpartner im Beitrag Dr. med. Matthias Riedl, Diabetologe, Ernährungsmediziner, Internist Medicum Hamburg Beim Strohhause 2, 20097 Hamburg An der Walddörferbahn 15, 22159 Hamburg Tel. (040) 807 97 90 E-Mail: [email protected] Internet: www.medicum-hamburg.de Armin Valet; Referent für Öffentlichkeitsarbeit Ernährung und Lebensmittel Verbraucherzentrale Hamburg e.V. Kirchenallee 22, 20099 Hamburg Tel. (040) 24 83 21 44 Fax (040) 24 83 22 90 Internet: www.vzhh.de Weitere Informationen: Health-Claims-Verordnung Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft informiert. Internet: www.bmel.de/DE/Ernaehrung/Kennzeichnung/VerpflichtendeKennzeichnung/Allgemeine _Kennzeichnungsvorschriften/_Texte/NaehrwertinformationenHealthClaims.html Infos zur EU-Lebensmittel-Informationsverordnung aid infodienst -Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V. Internet: www.aid.de/verbraucher/kennzeichnung_faq_angaben.php Lebensmittelklarheit Ein Initiative der Verbraucherzentralen Internet: www.lebensmittelklarheit.de Was leisten moderne Herzschrittmacher? Schlägt das Herz krankhaft zu langsam, wird nicht mehr ausreichend Blut durch den Körper gepumpt. Schwäche und Luftnot sind die Folge. Im Gehirn führt die mangelnde Durchblutung zu Schwindel bis hin zur Ohnmacht. Im schlimmsten Fall bricht der Kreislauf zusammen. Doch in der Regel lässt sich die Gefahr mit einem Herzschrittmacher bannen. Weit mehr als 100.000 Herzschrittmacher werden in Deutschland im Jahr eingesetzt. Moderne Geräte haben ungefähr die Größe einer Zwei-Euro-Münze. So funktioniert ein Herzschrittmacher Dünne Drähte führen vom Herzschrittmacher ins Herz und registrieren dort den Herzrhythmus. Kommt es zu Störungen, ist dieser also zu langsam oder setzt ganz aus, gibt der Herzschrittmacher über Elektroden elektrische Impulse ab, die das Herz zum Schlagen antreiben. Der ursprüngliche Taktgeber des Herzens, der Sinusknoten, sendet zwar weiter Signale, wird aber vom Herzschrittmacher "übertönt". Arten von Herzschrittmachern Es gibt verschiedene Arten von Herzschrittmachern: Beim Einkammerschrittmacher führt eine Elektrode in die rechte Vor- oder Hauptkammer des Herzens. Beim Zweikammerschrittmacher führt jeweils eine Elektrode in die rechte Vorkammer und in die Hauptkammer. Beim Dreikammerschrittmacher führt zusätzlich eine Elektrode in die linke Hauptkammer. Welcher Schrittmacher eingesetzt wird, hängt von der Art der Herzrhythmusstörung ab. Menschen mit Herzschwäche, deren Herz auch keinen gesunden Takt hat, bekommen einen Dreikammerschrittmacher. Patienten mit schwerer Herzschwäche und einem hohen Risiko für einen plötzlichen Herztod erhalten Schrittmacher, die auch einen Defibrillator enthalten, der lebensgefährliche Rhythmusstörungen wie Kammerflimmern oder -flattern mit gezielten Stromstößen beenden kann. Operation unter örtlicher Betäubung Um abzuwägen, ob ein Herzschrittmacher sinnvoll ist, sind gründliche Untersuchungen erforderlich - einschließlich EKG, Langzeit-EKG und Echokardiografie. Ein Herzschrittmacher wird unter örtlicher Betäubung in Brusthöhe unter die Haut geschoben. Die Elektroden werden durch eine Vene ins Herz vorgeschoben, dort verankert und anschließend mit dem Schrittmacher verbunden. Noch während der Operation wird der Schrittmacher optimal eingestellt. Herzschrittmacher regelmäßig kontrollieren Regelmäßige Kontrollen sind erforderlich - nach einem Monat, nach drei Monaten und dann halbjährlich. Bei den Kontrollen werden die Funktion und die Batterieleistung des Herzschrittmachers überprüft. Dazu legt der Arzt einen Programmierkopf auf die Haut über dem Schrittmacher, der die Daten schmerzlos an das Programmiergerät überträgt. Der Erkrankte bekommt einen Herzschrittmacherausweis, den er ständig bei sich tragen sollte. Bei der Schrittmacherkontrolle kann der Arzt auch feststellen, ob die Elektroden verrutscht oder gebrochen sind. Solche Komplikationen treten aber eher selten auf. Moderne Herzschrittmacher für Sport geeignet Moderne Herzschrittmacher erlauben es den Patienten sogar Sport zu treiben, denn sie stellen sich auf die körperliche Belastung des Trägers ein. Die Geräte speichern auch Informationen über den Herzrhythmus, die der Arzt bei der Schrittmacherkontrolle abfragen kann. Das funktioniert inzwischen auch per Telefon: Ein kleines Zusatzgerät liest die Daten per Funk aus und überträgt sie automatisch an den Arzt. So lassen sich Störungen aus der Ferne frühzeitig erkennen. Vorsicht bei MRT-Untersuchungen Herzschrittmacher haben eine Lebensdauer von fünf bis zehn Jahren - abhängig davon, wie oft sie Impulse ans Herz geben. Ist die Batterie leer, muss der Schrittmacher ausgewechselt werden. Intakte Elektroden können im Herzen verbleiben. Technische Fehler treten bei modernen Schrittmachern nur selten auf. Mögliche Störquellen sind Geräte, die Signale senden, die denen des Herzens stark ähneln, zum Beispiel MRT-Geräte. Sie beeinflussen außerdem durch ihr Magnetfeld die Elektroden des Herzschrittmachers. Inzwischen gibt es in einigen Kliniken spezielle Schrittmacher-MRTs, mit denen eine Untersuchung möglich ist. Mini-Implantate direkt im Herz Eine Revolution in der Therapie mit Herzschrittmachern sind kabellose Nano-Implantate, die direkt im Herzen sitzen und es an Ort und Stelle stimulieren. Der Arzt schiebt sie per Katheter in die rechte Hauptkammer und verankert sie dort mit einer speziellen Schraube oder feinen Widerhaken. Diese Geräte eignen sich vor allem für Erkrankte, deren Herz zu langsam schlägt. Die Batterien der Mini-Implantate sollen mindestens neun Jahre halten, sie müssen dann ersetzt werden. Ob sie ausgewechselt werden oder neben dem Ersatzgerät im Herzen verbleiben können, ist noch unklar. Batterie durch die Haut aufladen An der Weiterentwicklung der Mini-Schrittmacher wird bereits gearbeitet: Künftig soll ihre Batterie durch die Haut per Induktion aufgeladen werden, sodass das Auswechseln überflüssig wird. In der Testphase ist auch ein System, dessen Elektrode so klein ist wie ein Reiskorn. Mit mehreren dieser Mini-Geräte, deren Stromimpulse durch einen Ultraschallsensor unter der Haut koordiniert werden, ließen sich auch komplexere Rhythmusstörungen behandeln. Im Studio: Prof. Dr. Wolfram Terres, Kardiologe Chefarzt der Klinik für Kardiologie Allgemeines Krankenhaus Celle Siemensplatz 4 29223 Celle Internet: www.akh-celle.de Im Beitrag: Dr. Thomas Uher, Kardiologe Oberarzt Klinik für Kardiologie Allgemeines Krankenhaus Celle Siemensplatz 4 29223 Celle Internet: www.akh-celle.de Weitere Informationen: Deutsche Herzstiftung e. V. Vogtstraße 50, 60322 Frankfurt/Main Tel. (069) 955 12 80, Fax (069) 955 12 83 13 Internet: www.herzstiftung.de Sonderband "Herzrhythmusstörungen" gegen 3 Euro in Briefmarken Ratgeber: Bundesärztekammer u.a. (Hg.): Leben mit Herzschwäche. 112 S.; Börm Bruckmeier (2013); € 4,95 Matthias Manz: Herzrhythmusstörungen. 208 S.; Hirzel (6. Aufl.; 2008); € 21,80 Warum Blutspenden so wichtig ist Blutkonserven sind bei vielen Operationen und Erkrankungen unverzichtbar. Doch dieser lebenswichtige Stoff wird immer knapper, sodass es selbst an großen Kliniken immer wieder zu Engpässen kommt. Vor allem in den Sommermonaten, wenn viele Blutspender in den Urlaub fahren, fehlt es an Nachschub. Dann werden zwar alle Notfälle und dringlich zu behandelnden Patienten mit Blut versorgt, geplante Operationen aber immer wieder verschoben. Zu wenige Spender Derzeit spenden nur drei Prozent der Deutschen regelmäßig Blut. Auf der anderen Seite werden 4,5 Millionen Konserven Jahr für Jahr benötigt. Je älter die Menschen werden, desto höher ist ihr Blutbedarf, denn die Mediziner führen heute immer aufwendigere Behandlungen auch bei älteren Patienten durch. Gleichzeitig ist die Spendenbereitschaft bei jüngeren Menschen gering. Deshalb wird es in Zukunft immer häufiger Engpässe geben, obwohl die Kliniken sehr sparsam mit dem kostbaren Saft umgehen. So werden Blutkonserven genutzt Vor allem die Blutgruppe "Null Rhesus negativ" ist ebenso knapp wie begehrt, denn nur diese ist im Notfall zur Transfusion geeignet, wenn die Zeit nicht ausreicht, die Blutgruppe des Empfängers zu testen: "Null negativ" vertragen alle Menschen, aber nur sieben Prozent der Bevölkerung haben selbst diese Blutgruppe. So kommt es ganz automatisch zu einer starken Verknappung von diesen Blutkonserven. Weil es viel zu wenig Spenderblut gibt, werden jeder Tropfen und jeder einzelne Blutbestandteil verwendet. Eine Zentrifuge trennt das Blut in feste und flüssige Bestandteile: rote Blutkörperchen und Blutplasma. Die roten Blutkörperchen (Erythrozytenkonzentrate) bekommen Patienten, die viel Blut verloren haben. Das Blutplasma enthält die Gerinnungsfaktoren und die Eiweißstoffe, die für Patienten mit Gerinnungsstörungen gedacht sind. Daneben wird aus dem Rest von vier Vollblutspenden ein Thrombozytenkonzentrat. Es enthält die für die Gerinnung unverzichtbaren Blutplättchen, die vor allem von Patienten in der Chemotherapie und Tumorpatienten benötigt werden. Die Suche nach künstlichem Blut Eine Alternative wäre künstliches Blut, daran wird auch schon seit Jahrzehnten intensiv geforscht. Perfluorcarbon, das erste Kunstblut, sah aus wie Wasser und transportierte Sauerstoff ebenso gut wie Blut. Doch die Substanz hatte zu viele Nebenwirkungen. Auch Versuche, aus Rinder- oder Schweineblut Blutkonserven herzustellen, waren bislang nicht erfolgreich. Französische Forscher suchen das Kunstblut inzwischen im Meer, genauer gesagt im Watt: Der gemeine Wattwurm hat ein Riesen-Hämoglobinmolekül, das im Blut den Sauerstofftransport übernimmt - genauso wie das Hämoglobin des Menschen, nur viel effektiver. Bis Kunstblut tatsächlich im OP verwendet werden kann, wird es aber noch viele Jahre dauern. Deswegen operieren die Ärzte blutarm, gehen sparsam mit Konserven um und werben händeringend um neue Blutspender. Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Andreas Greinacher, Leitender Arzt Abteilung Transfusionsmedizin Institut für Immunologie und Transfusionsmedizin Universitätsmedizin Greifswald Ferdinand-Sauerbruch-Straße, 17489 Greifswald Internet: www.medizin.uni-greifswald.de/transfus Dr. Andreas Gibb, Oberarzt, Leitender Notarzt Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerzmedizin Universitätsmedizin Greifswald Ferdinand-Sauerbruch-Straße, 17489 Greifswald Internet: www.medizin.uni-greifswald.de/intensiv Weitere Informationen: Paul-Ehrlich-Institut Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel Internet: www.pei.de Umfangreiche Informationen rund um Blutspende unter dem Stichwort "Blutsicherheit" Gelenkschmerzen durch Strecken lindern Abgenutzte oder blockierte Gelenke können so starke Beschwerden verursachen, dass sie die Beweglichkeit im Alltag stark einschränken. Typische Symptome sind Mühe beim Aufstehen und Schmerzen bereits beim Sitzen oder nach wenigen Schritten. Besonders die flachen Gelenke sind betroffen, zum Beispiel zwischen Wirbelsäule und Becken. Häufig ist das Iliosakralgelenk (ISG) blockiert und schmerzt. Eine andere Problemzone sind die kleinen Wirbelgelenke, auch Facettengelenke genannt. Sie sitzen links und rechts in der Wirbelsäule und sind beim Beugen des Körpers beteiligt. Wenn der Rücken blockiert, also in seiner Beweglichkeit eingeschränkt ist, sprechen Ärzte von einer funktionellen Störung. Sie ist harmlos, kann aber Schmerzen verursachen - und die können chronisch werden. Ursache für Blockaden Besonders Menschen, die viel sitzen, leiden unter Verspannungen und Schmerzen im Rücken. Die Ursache ist natürlicher Verschleiß: Mit zunehmendem Alter werden die Bandscheiben trocken und dünn. Dadurch sackt die Wirbelsäule in sich zusammen und die Wirbelgelenke verkanten. Als Folge verspannt die umliegende Muskulatur und das sorgt für Schmerzen. Sind Wirbelkörper blockiert, sitzen sie fest und unbeweglich aufeinander. In der Folge müssen die Wirbel darüber und darunter mehr arbeiten und werden dadurch überlastet. Wirbelsäule sanft strecken Lösen sich schmerzhafte Blockierungen nicht innerhalb kurzer Zeit, muss man sie behandeln lassen. Dabei kann eine sogenannte Traktion helfen: Der Therapeut zieht die Wirbelsäule des Patienten sanft auseinander. Dadurch werden im Rücken die Gelenke gelöst und in die richtige Position geschoben. Das Strecken ist nicht schmerzhaft. Nach der Traktion muss der Erkrankte regelmäßig die tiefe Rückenmuskulatur trainieren - zum Beispiel auf wackeligem Untergrund oder mit einem schwingenden Stab. Hüftgelenk durch Traktion entlasten Traktion hilft auch bei Hüftgelenkverschleiß: Dabei zieht der Therapeut das Bein vorsichtig aus der Hüftpfanne heraus. Durch den sanften Zug werden die Gelenkflächen nur Millimeter voneinander entfernt. Der Druck wird gemindert, der Schmerz lässt nach und es kommt zu einer Entspannung der Gelenkkapsel und der umliegenden Muskeln und Bänder. Traktion und anschließende Dehnung sorgen also für mehr Beweglichkeit. Schmerzen bei Arthrose lindern Heilen lässt sich ein Gelenkverschleiß in der Hüfte nicht. Sie kann aber Schmerzen lindern. Bei Hüftarthrose ist zudem ein gezieltes Muskeltraining erforderlich, denn der Betroffene nimmt eine Schonhaltung ein und bestimmte Muskelgruppen an der Innenseite des Oberschenkels verkürzen sich. Die Muskeln an der Außenseite sind dann überdehnt. Interviewpartner im Studio: Alberto Schek Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie/Manuelle Medizin Roland-Klinik am Werdersee Niedersachsendamm 72/74 28201 Bremen Tel. (0421) 877 82 74 Internet: www.roland-klinik.de Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Christoph Gutenbrunner Direktor Peter Schäfer Leitender Physiotherapeut Klinik für Rehabilitationsmedizin Medizinische Hochschule Hannover Carl-Neuberg-Straße 1 30625 Hannover Internet: www.mh-hannover.de/rehabilitation.html Weitere Informationen: Deutsches Arthrose-Forum Internet: www.deutsches-arthrose-forum.de Internet-Selbsthilfe-Forum mit Infos, Tipps und Adressen Deutsche Arthrose Hilfe e. V. Postfach 1105 51, 60040 Frankfurt E-Mail: [email protected] Internet: www.arthrose.de Aktion gesunder Rücken (AGR) e. V. Postfach 103, 27443 Selsingen Tel. (0700) 24 71 11 11, Fax (0700) 24 72 22 22 Internet: www.agr-ev.de Ratgeber: Dr. Thomas Heim: Arthrose: Beweglich bleiben. 160 S.; Stiftung Warentest (2014); € 17,90 Ingo Froböse: Rücken-Akut-Training (mit DVD). 80 S.; Gräfe und Unzer (2015); 19,99 Dr. Wimmer: Das perfekte Arzt-Patient-Gespräch Kennen Sie das? Sie sind beim Arzt, er stellt eine Frage und Sie vergessen etwas Wichtiges zu erzählen. Oder Sie haben viele Fragen und beim Arzt fällt Ihnen nicht mehr ein, welche Sie stellen wollten. Damit Ihnen so etwas nicht mehr passiert, kann man folgende Tipps beherzigen: Das Gespräch mit Ihrem Arzt ist ein Geben und Nehmen. Auf der einen Seite stehen Sie und Ihre Fragen: Was interessiert Sie? Was haben Sie nicht verstanden? Damit Sie in der Aufregung nicht alles vergessen, schreiben Sie sich schon zu Hause auf, was Sie wissen möchten. Haben Sie keine Scheu, den Arzt mit Fragen zu löchern - es geht schließlich um ihre Gesundheit. Ein weiterer Tipp: Damit auch ihr Arzt bestens informiert ist, sollten Sie Informationen mitbringen. Hierzu empfiehlt es sich, einen Patientenordner zu führen. In einen solchen Ordner gehören auf jeden Fall eine Medikamentenliste, der Verlauf ihrer Krankengeschichte, Informationen über Allergien und Unverträglichkeiten, Dokumente wie Impfpass und Röntgenpass und natürlich Arztbriefe und Befunde. Mit einem solchen Ordner können Sie ihrem Arzt jeder Zeit Auskunft geben und sind für alle Fragen gewappnet. Das perfekte Arzt-Patienten-Gespräch ist also eine Kombination aus Informationen - die Sie ihrem Arzt geben - und Fragen - die Sie ihrem Arzt stellen. Also nutzen Sie ihre Chance und trauen Sie sich, denn es ist mittlerweile erwiesen, dass eine stärkere Beteiligung Ihrerseits zu besseren Behandlungsergebnissen und einer besseren Gesundheit führt. Übrigens: Machen Sie sich beim ihrem Arztbesuch gerne Notizen. So können sie zu Hause genau berichten, was der Arzt gesagt hat und diese in ihrem Patientenordner ablegen. Drehort im Beitrag: HAW Hamburg Fakultät Design, Medien und Information Finkenau 35, 22081 Hamburg Tel. (040) 428 75 76 09 E-Mail: [email protected] Weitere Informationen: Was Sie über gängige Krankheiten wissen müssen Dr. Johannes Wimmer gibt Auskunft: Internet: www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Dr-Johannes-erklaert-Krankheiten-imVideoglossar.doktorjohannes100.html Welche Sonnenbrille schützt richtig? Sonnenbrillen sind als Mode-Accessoire nicht mehr wegzudenken. Es gibt sie in unzähligen Farben und Formen und zu jedem Preis. Aber die Sonnenbrille ist mehr als nur ein Modeartikel. Sie ist vor allem der beste Schutz unserer Augen vor UV-Strahlen. Denn diese können nicht nur zu einer Horn- oder Bindehautentzündung führen, auf lange Sicht ruft UV- Strahlung in der Linse Eintrübungen hervor - ein Katarakt entsteht, der graue Star. Auch die Gefahr von Krebs am und im Auge besteht. "UV400" oder "100 Prozent UV-Schutz" wichtig Der maximale UV-Schutz ist bei Sonnenbrillen an der Aufschrift "UV400" oder "100 Prozent UV-Schutz" zu erkennen. Diese Kennzeichnung versichert dem Träger, dass die Brille Licht von einer Wellenlänge bis 400 Nanometer nicht durchlässt und den Augen so Schutz vor schädigenden UV-Strahlen bietet. Allerdings ist kein Hersteller verpflichtet, Brillen mit maximalem UV-Schutz zu produzieren. Das CE-Zeichen hingegen müssen alle Sonnenbrillen tragen, die in Deutschland verkauft werden: Es zeigt an, dass mindestens ein UV-Schutz bis 380 Nanometer vorhanden ist - allerdings wird diese Angabe von keiner unabhängigen Stelle überprüft. Guter Schutz für die Augen muss nicht teuer sein Die Annahme, je dunkler, desto besser der UV-Schutz, ist falsch. Die Tönung, also die Farbe der Gläser, sagt nichts darüber aus, wie viel Prozent UV-Schutz eine Brille bietet. Den kann nur der Optiker messen. Der Preis spielt übrigens keine Rolle beim UV-Schutz: Ob für viel Geld beim Optiker oder als Urlaubserinnerung billig bei einem Straßenhändler gekauft alle von Visite geprüften neueren Brillen boten 100 Prozent UV-Schutz. Aber Vorsicht bei älteren Brillen: Sie schützen leider wohl nicht so gut. Im Visite-Test ließ ein älteres Modell 40 Prozent der UV-Strahlen durch - es ist dann sogar gesünder, gar keine Sonnenbrille zu tragen als eine mit schlechtem UV-Schutz, denn hinter dunklen Gläsern öffnen sich unsere Pupillen und lassen so mehr Strahlen ins Auge. Farbe der Brillengläser zweitrangig Wichtig ist neben dem UV-Schutz auch die Form: Eine Sonnenbrille sollte möglichst nah am Auge liegen, es nach oben und unten gut abdecken. Breitere Bügel schützen zudem vor Streulicht von der Seite. Außerdem dürfen Gläser keine Einschlüsse oder Unschärfen haben. Das Bild darf nicht wabern oder gebogen wirken, denn das kann zu Kopfschmerzen führen. Ob bräunlich, grünlich oder bunt - die Farbe der Brillengläser ist eigentlich nur Geschmackssache. Orangefarbene Gläser sind bei Sportlern sehr beliebt, weil alles Grüne viel satter wirkt. Für den Straßenverkehr sind sie jedoch nicht geeignet, denn sie verfremden Schilder und Warnlichter. Interviewpartnerinnen im Beitrag: Dr. Cornelia Baldermann Bundesamt für Strahlenschutz Willy-Brandt-Straße 5 38226 Salzgitter Internet: www.bfs.de Claudia Leuschner Dipl.-Augenoptikerin/Optometristin (FH) Optik Weser GmbH Spitalerstraße 9 20095 Hamburg Tel. (040) 32 70 07 Internet: www.optik-weser.de Weitere Informationen: Bundesamt für Strahlenschutz Tägliche UV-Prognose (April bis September) für zehn Vorhersagegebiete in Deutschland: www.bfs.de/DE/themen/opt/uv/uv-index/prognose/prognose_node.html (Die Redaktion erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit der angegebenen Adressen und Buchhinweise.) Impressum: NDR Fernsehen Redaktion Medizin Hugh-Greene-Weg 1 22529 Hamburg Tel. (040) 4156-0 Fax (040) 4156-7459