Schulfernsehen Schulfernsehen Frauen des Mittelalters 2. Die Politikerin Theophanu aus Konstantinopel Ein Film von Ursula Schlude Beitrag: Gertraud Wagner Inhalt Griechische Adelige heiratet römisch-deutschen Kaiserspross Otto I. der Große hatte eine Vision: Die beiden Kaiser der Christenheit sollten zu einem friedlichen Miteinander finden. Delegationen reisten nach Byzanz, dem zweiten bedeutenden Staatsgebilde neben dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Tatsächlich konnte eine Ehe angebahnt werden. Otto II., der Sohn des Herrschers, vermählte sich 972 in Rom mit Theophanu, der Nichte von Kaiser Johannes. Eine Prachturkunde belegt die Eheschließung, Theophanu wurde zur Mitregentin erhoben. Theophanu sichert die Herrschaftsansprüche für ihren Sohn Nach der Hochzeit kam die gebildete Großstädterin in das wenig zivilisierte Sachsen, das vor kaum mehr als hundertfünfzig Jahren christianisiert worden war. Ihre Heimat wurde die Pfalz in Quedlinburg, aber mit dem Gemahl, inzwischen König und Kaiser, zog sie meist von Pfalz © Bayerischer Rundfunk zu Pfalz. Da Otto II. schon im Jahr 983 starb, musste Theophanu zusammen mit der Schwiegermutter Adelheid die Herrschaft für ihren kleinen Sohn sichern. Ein gefährlicher Gegner war der Bayernherzog Heinrich II. der Zänker (951995), doch er musste klein beigeben und Otto III. als Kaisernachfolger anerkennen. Mit etwa 31 Jahren starb Theophanu, die für einige Jahre Kaiserin war und die Ottonen an der Macht hielt. Sie wurde in St. Pantaleon in Köln begraben. Der Film beschreibt an Originalschauplätzen und anhand zeitgenössischer Darstellungen die Herkunft, das Leben und Wirken Theophanus. Fakten Kaiserin Theophanu - eine Byzantinerin am deutschen Hof Theophanu wurde etwa 960 geboren. Sie war die Nichte des Johannes Tzimiskes, eines einflussreichen armenischen Generals. Dessen Vetter Nikephoros Phokas hatte 963 nach dem Tod des Kaisers Romanos II. den byzantinischen Thron bestiegen, die Kaiserinwitwe geheiratet und damit die Vormundschaft über den unmündigen Thronerben Basileios (Kaiser 976–1025) erhalten. Nikephoros Phokas wurde 969 ermordet; Johannes Tzimiskes selbst ergriff die Macht und wurde Kaiser (969–976). Theophanu entstammte 1 Schulfernsehen Schulfernsehen also dem byzantinischen Militäradel und wurde wohl am Hof von Byzanz in der Umgebung der kaiserlichen Familie erzogen. 972 wird Theophanu durch ihre Hochzeit mit Otto II. (geb. 955), der schon 967 von seinem Vater Otto I. (936–973) zum Mitkaiser gekrönt wurde, zu einer Gestalt der deutschen Geschichte. Die Heirat sollte auf Betreiben Ottos I. einen Ausgleich zwischen Byzanz und dem Heiligen Römischen Reich herbeiführen. Das antike Imperium war 396 geteilt worden in ein ost- und ein weströmisches Kaisertum. Damit sollte die Idee eines einheitlichen Kaisertums nicht aufgegeben werden. Nach dem Untergang des weströmischen Reiches 476 blieb aber Ostrom die einzige Nachfolge des Imperium Romanum. Die letzten Verhandlungen mit Byzanz führte Gero, der Erzbischof von Köln (970–976). Er leitete die Gesandtschaft, die Theophanu 972 von Byzanz feierlich nach Rom brachte. Theophanu und die Kirche St. Pantaleon in Köln Erst die Wiederbelebung des weströmischen Kaisertums durch die Karolinger und in der Nachfolge durch Otto I. brachte die Konkurrenz zweier Kaisertitel. Ziel Ottos war die Anerkennung seines westlichen Kaisertitels durch Byzanz. Es ging dabei keineswegs nur um die ideelle Seite; ebenso wichtig waren territoriale Ansprüche. Teile Süditaliens (Apulien und Calabrien) gehörten zum Hoheitsgebiet von Byzanz, während Otto Ansprüche auf ganz Italien aus seinem Kaisertitel ableitete. Es hatte auch schon erste militärische Auseinandersetzungen gegeben. Otto setzte auf Entspannungspolitik und versuchte seit etwa 967 durch Verhandlungen mit Byzanz eine Abgrenzung der Einflusszonen zu erzielen. Die Einigung sollte durch eine Heirat seines Sohnes, Ottos II., mit einer byzantinischen Kaisertochter bekräftigt werden. Damit gleichzeitig sollte das westliche Kaisertum als ebenbürtig anerkannt werden. © Bayerischer Rundfunk Die Gesandtschaft brachte fürstliche Geschenke aus Byzanz mit, darunter auch Reliquien des heiligen Pantaleon. Erzbischof Gero, der “Brautführer”, hat vermutlich Theophanu berichtet, dass in Köln eine diesem Heiligen gewidmete Kirche eingestürzt war und wieder neu errichtet wurde. Mit Theophanus finanzieller Unterstützung konnte die wieder aufgebaute Kirche durch eine Apsis und das beeindruckende Westwerk erweitert werden. Während ihrer ganzen Regierungszeit behielt Theophanu enge Verbindungen zu St. Pantaleon und der dortigen Benediktinerabtei. Sie schenkte den Mönchen Reliquien des heiligen Albinus, die in einem kostbaren, Ende des 12. Jahrhunderts vermutlich in der Klosterwerkstatt hergestellten Schrein aufbewahrt werden. Häufige Aufenthalte Theophanus in Köln sind belegt. Es ist alte Kölner Überlieferung, in der Wissenschaft allerdings umstritten, dass das “Griechenviertel” (Großer Griechenmarkt und Nachbarstraßen) auf Künstler und Handwerker zurückgeht, die Theophanu aus Byzanz mitgebracht bzw. nachgeholt hat und die durch den viel höheren dortigen Entwicklungsstand vielfältige Anregungen gaben und erheblichen Einfluss auf die Kunst der Ottonenzeit ausübten. Die besondere Beziehung Theophanus zu St. Pantaleon zeigte sich schließlich darin, dass die Kaiserin nach ihrem Tod am 15. Juni 991 in Nymwegen in dieser Kirche beigesetzt wurde. Ihre Gebeine ruhen heute in einem modernen Sarkophag im südlichen Querhaus der Kirche. Das Steinrelief der Stirnseite zeigt Christus mit Otto und Theophanu mit zwei Kirchen, St. Pantaleon und der Hagia Sophia aus Byzanz (heute: Istanbul). 2 Schulfernsehen In Rom fand am 14. April die Hochzeit mit Otto II. statt. Papst Johannes XIII. segnete das Paar im Petersdom und krönte Theophanu neben ihrem Gemahl zur Kaiserin. Ein Elfenbeinrelief zeigt Jesus Christus mit den weltlichen Herrschern Otto II. und Theophanu. Am Hof des deutschen Herrschers waren einige Würdenträger zunächst enttäuscht, dass Theophanu keine geborene byzantinische Prinzessin war, doch es gelang ihr durch Charme und Liebreiz schnell Anerkennung zu gewinnen. Hinzu kam, dass mit der Bestätigung des Kaisertums der Ottonen durch Byzanz der “Mangel” der Abstammung mehr als wettgemacht wurde. Nach deutschem Eherecht erhielt Theophanu von Otto II. bedeutende Liegenschaften in Italien und Deutschland. 973 wurde Otto II. nach dem Tod seines Vaters selbst Kaiser. Theophanu trug jetzt den Titel “consors regni”, Mitregentin, ein Titel den es zuvor nicht gegeben hatte. Dass zwischen Otto und Theophanu ein menschlich wie politisch gutes Verhältnis geherrscht haben muss, belegen viele Urkunden, in denen sich Otto ausdrücklich auf Theophanu bezieht. In einigen Urkunden gilt Theophanu sogar als “coimperatrix”, als Mitkaiserin. Otto und Theophanu hatten vier Kinder. Im Anhang ist die Stammtafel des sächsischen Kaiserhauses zu finden. Adelheid (977–1032) wurde Äbtissin von Quedlinburg und Gandersheim. Die zweite Tochter Sophia (978–1039), Äbtissin in Gandersheim und Essen, war die erste deutsche Prinzessin mit diesem griechischen © Bayerischer Rundfunk Schulfernsehen Namen. Eine dritte Tochter Mathilde (979–1024) heiratete den Pfalzgrafen Ezzo. Das vierte Kind war endlich 980 der ersehnte Thronfolger, der schon aus dynastischen Gründen den Namen Otto bekommen musste. Otto II. versuchte die Politik seines Vaters fortzusetzen und die Position des Deutschen Reiches als Vormacht des christlichen Abendlandes auszubauen. Nach einem Aufstand von Heinrich dem Zänker, Vetter Ottos und Herzog von Bayern, trennte er 976 die bayerische Ostmark (Österreich) vom Herzogtum Bayern ab und setzte einen Babenberger als Markgrafen ein. Kärnten wurde selbständiges Herzogtum. Heinrich kam in Haft. Anfang 982 zog Otto nach Süditalien, um die Sarazenen, die von Sizilien aus auf das Festland vorgedrungen waren, zu vertreiben. Außerdem wollte er die Gelegenheit nutzen, die byzantinischen Restgebiete Süditaliens zu erobern. Am 13. Juli traf das Heer Ottos südlich von Cotrone auf die Araber. Die Truppen des Emirs Abul Kassim gerieten durch einen Frontalangriff der kaiserlichen Reiterei in Bedrängnis, ihr Führer fiel. Otto hatte bereits den Sieg vor Augen, als plötzlich ein Reservekontingent der Sarazenen, das seine Späher übersehen hatten, über die überraschten Deutschen herfiel und sie vernichtend schlug. Die Ritter waren bereits abgesessen, um mit ihren Knappen die kostbaren Waffen der erschlagenen Araber einzusammeln. Der Kaiser rettete sich durch Flucht auf ein griechisches Schiff. In seinen De episcopis Mettensibus libellus berichtet Alpert von Metz, Theophanu habe ihren Mann vor dem Feldzug gegen die Araber gewarnt. Durch die Erfahrungen ihrer Familie wusste sie um die Schlagkraft der Sarazenen. Sie hatte mit ihren Warnungen recht gehabt. Trotz der katastrophalen Niederlage hatte Otto Glück im Unglück. Nach dem Tod Abul Kassims zogen sich die Sarazenen wieder nach Sizilien zurück. Die Stellung des Kaisers blieb auch deshalb unerschüttert, weil ihm die deutschen Fürsten ihre Unterstützung nach der Niederlage von Cotrone nicht versagten. Nach dem Reichstag von Verona (Mai 983) verfügte Otto II., dass sein Sohn am Weihnachtsfest in der Pfalzkapelle Karls d. Gr. gekrönt werden sollte. Nun wandte sich Otto erneut nach Süden. 3 Schulfernsehen Ermutigt durch die Entsendung von Truppen nach Italien und die Schwächung der Grenzverteidigung erhoben sich Dänen und Slawen gegen ihre deutschen Herren. Havelberg und Brandenburg wurden verwüstet, Hamburg geplündert, Magdeburg konnte sich mit Mühe halten. Im August 983 gelang es einem sächsischen Heer, wenigstens die Elbe-Saale-Grenze zu sichern doch das Aufbauwerk Ottos I. östlich von Elbe und Saale war zerstört. Otto II. konnte nicht mehr in den Konflikt eingreifen. Am 7. Dezember 983 starb er, 28 Jahre alt, an Malaria. Als einziger deutscher Kaiser fand er sein Grab in St. Peter. Als der dreijährige Otto gekrönt wurde, war sein Vater längst tot, doch die Nachricht traf erst kurz danach am Hof ein. Damit fiel infolge der Krönung die Herrschaft dem jungen König selbst zu, in dessen Namen eine vormundschaftliche Regierung die Geschäfte des Reiches zu führen hatte. Während der Unmündigkeit Ottos III. haben drei Frauen, die Kaiserinwitwen Adelheid (Witwe Ottos I.) und Theophanu sowie Mathilde, Äbtissin von Quedlinburg, Adelheids Tochter, die Last der Verantwortung um die Geschicke des Reiches mitgetragen. Das Reich unter der Regentschaft der Kaiserin Theophanu Feste Regeln für eine Regentschaft gab es im sächsischen Kaiserhaus nicht. Die Vertrauten Ottos wandten sich zuerst an die Witwe Ottos I., Adelheid, die sich mit ihrer Tochter Mathilde und ihrer Schwiegertochter Theophanu in der Herrscherpfalz zu Pavia aufhielt, und ersuchten sie, unverzüglich nach Deutschland zu kommen, um die Frage der vormundschaftlichen Regierung zu klären. Binnen kurzer Zeit übernahm jedoch Theophanu als Mutter des kindlichen Königs und “coimperatrix” die Leitung des Reiches. Adelheid trat zunehmend in den Hintergrund. Ottos plötzlicher Tod brachte für Theophanu eine völlig neue Situation. Bisher “nur” einflussreiche Gattin des Herrschers, war sie jetzt Witwe des Kaisers und die entscheidend Verantwortliche für die Erziehung des dreijährigen Königs bis zu dessen Regierungsfähigkeit mit 16 Jahren. So © Bayerischer Rundfunk Schulfernsehen tragisch der Verlust des Gatten für Theophanu sicher war, nur durch dessen Tod und die damit verbundene Vormundschaft über den gewählten König konnte sie jahrelang die Reichsgeschicke leiten. Häufig wurde ihr vorgeworfen, sie habe die alternde Kaiserin Adelheid kalt gestellt und gekränkt. Vor allem Adelheids Biograph, Abt Odilo von Cluny, wurde nicht müde, ihr Herrschsucht vorzuwerfen. Historiker sehen den Grund der Spannungen zwischen den beiden Kaiserinnen aber vor allem in der unterschiedlichen Auffassung über die Verwendung von Adelheids Gütern, die Theophanu als Reichsgut betrachtete. Die fromme Mathilde soll mehr auf der Seite Theophanus als auf der ihrer Mutter gestanden haben. Zunächst musste Theophanu die Macht für sich und den Sohn sichern. Heinrich der Zänker, von Bischof Folkmar von Utrecht aus der Haft entlassen, entführte den jungen König, um sich selbst zum Vormund und damit auch zum Regenten zu machen. Er versuchte, die Rivalitäten zwischen Theophanu und ihrer Schwiegermutter auszunutzen und Theophanu als “Fremde” zu diskreditieren. Heinrich konnte mehrere Große, darunter einige Bischöfe, auf seine Seite ziehen. Zu Ostern 984 ließ er sich von seinen Anhängern zum König wählen. Doch mit der Krönung hatte Heinrich den Bogen überspannt, ein Großteil der Fürsten versagte ihm die Gefolgschaft. Den Kampf gegen Heinrich organisierten Erzbischof Willigis von Mainz und Herzog Bernhard von Sachsen. Im Mai 984 musste Heinrich den jungen Otto seiner Mutter ausliefern, doch die Kämpfe gingen weiter. Erst im Juni 985 kam es zu einem Kompromiss: Heinrich unterwarf sich und bekam das Herzogtum Bayern zurück. Unterstützt von Erzbischof Willigis von Mainz und Kanzler Hildebald von Worms konnte sich Theophanu nun auf die Regierung konzentrieren. Von 984 bis 991 regierte sie als von allen Seiten anerkannte Kaiserin in der Vormundschaft ihres Sohnes. Sie schützte die Ostgrenzen gegen immer wiederkehrende Aufstände und konnte auch den Frieden für die Westgrenzen sichern. Dieser war sehr stark gefährdet durch Erbstreitigkeiten nach dem Tod Ludwigs V. von Frankreich im Jahre 987, der keine Erben hinterließ. In der 4 Schulfernsehen Schulfernsehen Auseinandersetzung zwischen Karolingern und Kapetingern sicherte sich Hugo Capet mit Unterstützung Theophanus den Thron der französischen Könige. Die expansive Kaiserpolitik in Unteritalien stoppte die Byzantinerin Theophanu. Mit ihrer Romreise 989/990, über die uns die Quellen nur spärlich Auskunft geben, wollte Theophanu wohl ihre und die Ansprüche ihres Sohnes auf das Kaisertum bekräftigen. Als versöhnliche Geste gewährte sie die Freilassung der 981 Otto II. als Geiseln ausgelieferten Fürstensöhne von Salerno und Amalfi. Außerdem wird vermutet, dass sie von Rom aus über Byzanz Verbindung mit Russland aufnahm. Zu dieser Zeit war der Fürst von Kiew, Wladimir, bei seiner Heirat mit einer byzantinischen Prinzessin zum Christentum übergetreten. Damit konnte das orthodox-griechische Christentum im Russischen Reich Fuß fassen und es lag wohl im Interesse Theophanus, eine führende Rolle in der Ostmission zu übernehmen. Ihrem Sohn hat Theophanu “die Schätze ihrer Bildung erschlossen, sie hat ihn nicht seiner sächsischen Herkunft entfremdet. Sie brachte bedeutende kulturelle Anregungen aus dem byzantinischen Kulturraum nach Deutschland. Ein stolzes Herrscherbewusstsein erfüllte sie, ein starkes Rechtsempfinden zeichnete sie aus” (Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter, München: C.H. Beck, 6. Auflage 1999, S. 67). Das Herrschafts- konzept Otto III., die “renovatio imperii romani”, die Wiederherstellung eines von Papst und Kaiser gemeinsam geleiteten, das ungeteilte Erbe Roms fortsetzenden Reiches, ist ohne Theophanu kaum vorstellbar. Es blieb allerdings eine utopische, nie realisierte Idee. Theophanu starb etwa 32-jährig am 15. Juni 991 in der Pfalz zu Nimwegen und liegt heute in einem Sarkophag in Sankt Pantaleon in Köln begraben, wo schon Ottos I. Bruder, der Kölner Erzbischof Benno, bestattet war. Otto III. war mit nur elf Jahren noch nicht “voll jährig”. Seine Großmutter, Kaiserin Adelheid, übernahm daher bis 996 die Vormundschaft. Als Otto 997 zum Italienzug aufbrach, vertraute er die Statthalterschaft in Deutschland einer Frau an – seiner Tante Mathilde, die ihre Aufgabe mit Bravour erfüllt, jedoch am 6. Februar 999 starb. Kaiserin Adelheid überlebte alle ihre Kinder. Sie starb am 16. Dezember 999 und fand ihr Grab in der Benediktinerabtei Selz. Nur sechs Jahre eigener Regierungszeit verblieben Otto III., der schon 1002 unverheiratet und ohne Erben starb. Durch die kurze Regierungszeit ihres Mannes wie ihres Sohnes wird der politische Einfluss und die Bedeutung Theophanus für Mitteleuropa besonders deutlich. Vielleicht war sie die bedeutendste Kaiserin des europäischen Mittelalters; sicher gehört sie zu den herausragenden Frauen des Mittelalters. Didaktische Hinweise Die Sendung kann im Geschichts- und Religionsunterricht ab der 6. Jahrgangsstufe eingesetzt werden. Lernziele Die Schülerinnen und Schüler sollen erfahren, dass trotz ihrer nahezu rechtlosen Stellung einige Frauen im europäischen Mittelalter durch schriftstellerisches Talent, politische Tatkraft oder besondere Mildtätigkeit eine Bedeutung erlangt haben, die bis heute andauert. Folge 2: Die Politikerin – Theophanu aus Konstantinopel Die Schülerinnen und Schüler sollen Einblick erhalten • in die Gründe einer außerordentlichen dynastischen Verbindung zwischen Byzanz und dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation; • in die Regierungsarbeit zur Zeit der Ottonen; • in die politische Arbeit Theophanus als Mitregentin Ottos II. und Vormund Ottos III. © Bayerischer Rundfunk 5 Schulfernsehen Schulfernsehen Arbeitsaufträge Zeichne im historischen Atlas die Einflussgebiete des ottonischen und des byzantinischen Reiches nach! Theophanu war als Kaiserin ständig auf Reisen, weil es keinen Kaisersitz gab. In Byzanz hatte sie in einem Kaiserpalast gewohnt. Kannst du dir Gründe denken, weshalb das in Byzanz möglich war? Wie wurde Heinrich der Zänker nach dem Tod Ottos II. Theophanus Hauptrivale? Beschreibe den Konflikt! Wie endete er? Literatur- und Internettipps Eickhoff, Ekkehard. Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Stuttgart: Klett-Cotta, 1996. Eine umfassende Darstellung der Entwicklung des ottonischen Reiches. Eickhoff schildert die Reisen des kaiserlichen Hofes und erläutert ausgiebig die politischen Konstellationen, insbesondere die Beziehungen zwischen Deutschem Reich und Byzantinischem Imperium. Horst, Eberhard: Geliebte Theophanu. Deutsche Kaiserin aus Byzanz. München: List-Verlag, 2004. Eine lesenswerte Biographie im Stil der erzählenden Geschichtsschreibung! Kaiserin Theophanu – Begegnung des Ostens und Westens um die Wende des ersten Jahrtausends. Gedenkschrift (1991), Schnütgen-Museum Köln. Link http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/T/Seiten/Theophanu.aspx Informationen des Landschaftsverbandes Rheinland Anhang Der hl. Pantaleon Gesicherte historische Daten über Pantaleon fehlen, vermutlich kam er während der Christenverfol gung unter Diokletian um 305 ums Leben. Nach der legendarischen Passio aus dem 5./6. Jahrhundert war er der Sohn eines Heiden und einer Christin in Nikomedien und stieg zum Leibarzt des Kaisers Maximianus Herculeus auf. Nach seiner Bekehrung durch den Priester Hermalaos wurde er von ei nem Kollegen denunziert, verhaftet, gefoltert und an einen Ölbaum gebunden. Dort erflehte er für seine Henker Gottes Barmherzigkeit. Die Stimme Christi nannte ihn daraufhin Panteleémon (All-Erbarmer) und versprach, dass viele Menschen durch ihn Erbarmen finden sollten. Dann wurde er enthauptet, doch statt Blut floss Milch aus seinem Körper. Im Orient wurde Pantaleon als Megalomartyr (Großmärtyrer) und Wundertäter verehrt. Kaiser Justi tianos I. (527-565) baute ihm zu Ehren eine Kirche. In Konstantinopel, wo Theophanu vermutlich mit dem Kult in Berührung kam, wurden Ampullen mit dem angeblichen Blut bzw. der Milch des Märtyrers gezeigt. Im Abendland und in Nordafrika verbreitete sich ab Mitte des 5. Jahrhunderts sein Kult, allein in Rom wurden vier Pantaleon-Kirchen gebaut. Pantaleon wird häufig an einen Ölbaum gebunden abgebildet, die Hände auf das Haupt genagelt, ein Arzneifläschchen in der Hand. Er ist Patron der Ärzte und Hebammen. © Bayerischer Rundfunk 6 Schulfernsehen Schulfernsehen Zur Bedeutung der Reisen Ottos II. und Theophanus Die Wege Theophanus, die ihren Mann meist begleitete, können von der Lehrkraft nachgezeichnet werden. Auf jeden Fall sollte das außerordentlich Beschwerliche im Leben der Kaiserin hervorgehoben werden, um ein wenig von dem Mythos der Wunschprinzessin wegzukommen. Ihre zahllosen Alpenüberquerungen hat sie zu Fuß gemacht, Kutschen gab es nicht bzw. sie ließen sich in der Wildnis oft nicht gebrauchen; auch Regenkleidung gab es nicht. Die Reisen waren aber politisch wichtig und konnten oft nicht auf eine angenehmere Jahreszeit verschoben werden. In Byzanz, das seit langer Zeit Großstadt war und eine entsprechende Wirtschaftsstruktur hatte, gab es eine Kaiserresidenz und die Herrschaft war durch eine ausreichende Verwaltung gesichert. Beides fehlte im fränkischen Reich. Viele Städte waren seit der Römerzeit verfallen, andere existierten nicht bzw. konnten nach der damaligen Ernährungssituation nicht versorgt werden. Das Umherziehen, die ständige Reisetätigkeit waren seit den Zeiten der Völkerwanderung neben Reichtum die Mittel der Machtsicherung. © Bayerischer Rundfunk 7