Frauen des Mittelalters 2. Die Politikerin Theophanu aus

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Frauen des Mittelalters
2. Die Politikerin Theophanu aus Konstantinopel
Ein Film von Ursula Schlude
Beitrag: Gertraud Wagner
Inhalt
Griechische Adelige heiratet
römisch-deutschen Kaiserspross
Otto I. der Große hatte eine Vision: Die beiden
Kaiser der Christenheit sollten zu einem friedlichen Miteinander finden. Delegationen reisten
nach Byzanz, dem zweiten bedeutenden Staatsgebilde neben dem Heiligen Römischen Reich
Deutscher Nation. Tatsächlich konnte eine Ehe
angebahnt werden. Otto II., der Sohn des Herrschers, vermählte sich 972 in Rom mit Theophanu, der Nichte von Kaiser Johannes. Eine Prachturkunde belegt die Eheschließung, Theophanu
wurde zur Mitregentin erhoben.
Theophanu sichert die
Herrschaftsansprüche für ihren Sohn
Nach der Hochzeit kam
die gebildete Großstädterin in das wenig zivilisierte Sachsen, das vor
kaum mehr als hundertfünfzig Jahren christianisiert worden war. Ihre
Heimat wurde die Pfalz
in Quedlinburg, aber mit
dem Gemahl, inzwischen König und Kaiser,
zog sie meist von Pfalz
© Bayerischer Rundfunk
zu Pfalz. Da Otto II. schon im Jahr 983 starb,
musste Theophanu zusammen mit der Schwiegermutter Adelheid die Herrschaft für ihren kleinen Sohn sichern. Ein gefährlicher Gegner war
der Bayernherzog Heinrich II. der Zänker (951995), doch er musste klein beigeben und Otto III.
als Kaisernachfolger anerkennen. Mit etwa 31
Jahren starb Theophanu, die für einige Jahre
Kaiserin war und die Ottonen an der Macht hielt.
Sie wurde in St. Pantaleon in Köln begraben.
Der Film beschreibt an Originalschauplätzen und
anhand zeitgenössischer Darstellungen die Herkunft, das Leben und Wirken Theophanus.
Fakten
Kaiserin Theophanu
- eine Byzantinerin am deutschen Hof
Theophanu wurde etwa 960 geboren. Sie war die
Nichte des Johannes Tzimiskes, eines einflussreichen armenischen Generals. Dessen Vetter
Nikephoros Phokas hatte 963 nach dem Tod des
Kaisers Romanos II. den byzantinischen Thron
bestiegen, die Kaiserinwitwe geheiratet und damit die Vormundschaft über den unmündigen
Thronerben Basileios (Kaiser 976–1025) erhalten. Nikephoros Phokas wurde 969 ermordet; Johannes Tzimiskes selbst ergriff die Macht und
wurde Kaiser (969–976). Theophanu entstammte
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also dem byzantinischen Militäradel und wurde
wohl am Hof von Byzanz in der Umgebung der
kaiserlichen Familie erzogen.
972 wird Theophanu durch ihre Hochzeit mit Otto
II. (geb. 955), der schon 967 von seinem Vater
Otto I. (936–973) zum Mitkaiser gekrönt wurde,
zu einer Gestalt der deutschen Geschichte. Die
Heirat sollte auf Betreiben Ottos I. einen Ausgleich zwischen Byzanz und dem Heiligen Römischen Reich herbeiführen. Das antike Imperium
war 396 geteilt worden in ein ost- und ein weströmisches Kaisertum. Damit sollte die Idee eines
einheitlichen Kaisertums nicht aufgegeben werden. Nach dem Untergang des weströmischen
Reiches 476 blieb aber Ostrom die einzige Nachfolge des Imperium Romanum.
Die letzten Verhandlungen mit Byzanz führte
Gero, der Erzbischof von Köln (970–976). Er leitete die Gesandtschaft, die Theophanu 972 von
Byzanz feierlich nach Rom brachte.
Theophanu und die Kirche
St. Pantaleon in Köln
Erst die Wiederbelebung des weströmischen Kaisertums durch die Karolinger und in der Nachfolge durch Otto I. brachte die Konkurrenz zweier
Kaisertitel. Ziel Ottos war die Anerkennung seines westlichen Kaisertitels durch Byzanz. Es
ging dabei keineswegs nur um die ideelle Seite;
ebenso wichtig waren territoriale Ansprüche. Teile Süditaliens (Apulien und Calabrien) gehörten
zum Hoheitsgebiet von Byzanz, während Otto
Ansprüche auf ganz Italien aus seinem Kaisertitel ableitete. Es hatte auch schon erste militärische Auseinandersetzungen gegeben. Otto setzte auf Entspannungspolitik und versuchte seit
etwa 967 durch Verhandlungen mit Byzanz eine
Abgrenzung der Einflusszonen zu erzielen. Die
Einigung sollte durch eine Heirat seines Sohnes,
Ottos II., mit einer byzantinischen Kaisertochter
bekräftigt werden. Damit gleichzeitig sollte das
westliche Kaisertum als ebenbürtig anerkannt
werden.
© Bayerischer Rundfunk
Die Gesandtschaft brachte fürstliche Geschenke
aus Byzanz mit, darunter auch Reliquien des heiligen Pantaleon. Erzbischof Gero, der “Brautführer”, hat vermutlich Theophanu berichtet, dass in
Köln eine diesem Heiligen gewidmete Kirche eingestürzt war und wieder neu errichtet wurde. Mit
Theophanus finanzieller Unterstützung konnte die
wieder aufgebaute Kirche durch eine Apsis und
das beeindruckende Westwerk erweitert werden.
Während ihrer ganzen Regierungszeit behielt
Theophanu enge Verbindungen zu St. Pantaleon
und der dortigen Benediktinerabtei. Sie schenkte
den Mönchen Reliquien des heiligen Albinus, die
in einem kostbaren, Ende des 12. Jahrhunderts
vermutlich in der Klosterwerkstatt hergestellten
Schrein aufbewahrt werden. Häufige Aufenthalte
Theophanus in Köln sind belegt.
Es ist alte Kölner Überlieferung, in der Wissenschaft allerdings umstritten, dass das “Griechenviertel” (Großer Griechenmarkt und Nachbarstraßen) auf Künstler und Handwerker zurückgeht,
die Theophanu aus Byzanz mitgebracht bzw.
nachgeholt hat und die durch den viel höheren
dortigen Entwicklungsstand vielfältige Anregungen gaben und erheblichen Einfluss auf die Kunst
der Ottonenzeit ausübten. Die besondere Beziehung Theophanus zu St. Pantaleon zeigte sich
schließlich darin, dass die Kaiserin nach ihrem
Tod am 15. Juni 991 in Nymwegen in dieser Kirche beigesetzt wurde. Ihre Gebeine ruhen heute
in einem modernen Sarkophag im südlichen
Querhaus der Kirche. Das Steinrelief der Stirnseite zeigt Christus mit Otto und Theophanu mit zwei
Kirchen, St. Pantaleon und der Hagia Sophia aus
Byzanz (heute: Istanbul).
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In Rom fand am 14. April die Hochzeit mit Otto
II. statt. Papst Johannes XIII. segnete das Paar
im Petersdom und krönte Theophanu neben ihrem Gemahl zur Kaiserin. Ein Elfenbeinrelief
zeigt Jesus Christus mit den weltlichen Herrschern Otto II. und Theophanu.
Am Hof des deutschen Herrschers waren einige
Würdenträger zunächst enttäuscht, dass Theophanu keine geborene byzantinische Prinzessin
war, doch es gelang ihr durch Charme und Liebreiz schnell Anerkennung zu gewinnen. Hinzu
kam, dass mit der Bestätigung des Kaisertums
der Ottonen durch Byzanz der “Mangel” der Abstammung mehr als wettgemacht wurde. Nach
deutschem Eherecht erhielt Theophanu von Otto
II. bedeutende Liegenschaften in Italien und
Deutschland.
973 wurde Otto II. nach dem Tod seines Vaters
selbst Kaiser. Theophanu trug jetzt den Titel
“consors regni”, Mitregentin, ein Titel den es zuvor nicht gegeben hatte. Dass zwischen Otto und
Theophanu ein menschlich wie politisch gutes
Verhältnis geherrscht haben muss, belegen viele
Urkunden, in denen sich Otto ausdrücklich auf
Theophanu bezieht. In einigen Urkunden gilt
Theophanu sogar als “coimperatrix”, als Mitkaiserin. Otto und Theophanu hatten vier Kinder. Im
Anhang ist die Stammtafel des sächsischen
Kaiserhauses zu finden.
Adelheid (977–1032)
wurde Äbtissin von
Quedlinburg
und
Gandersheim.
Die
zweite Tochter Sophia (978–1039), Äbtissin in Gandersheim und Essen, war
die erste deutsche
Prinzessin mit diesem
griechischen
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Namen. Eine dritte Tochter Mathilde (979–1024)
heiratete den Pfalzgrafen Ezzo. Das vierte Kind
war endlich 980 der ersehnte Thronfolger, der
schon aus dynastischen Gründen den Namen
Otto bekommen musste.
Otto II. versuchte die Politik seines Vaters fortzusetzen und die
Position
des
Deutschen Reiches als Vormacht des christlichen Abendlandes auszubauen.
Nach einem Aufstand von Heinrich dem Zänker, Vetter Ottos und
Herzog von Bayern, trennte er 976 die bayerische Ostmark (Österreich) vom Herzogtum Bayern ab und setzte einen Babenberger als Markgrafen ein. Kärnten wurde selbständiges Herzogtum. Heinrich kam in Haft. Anfang 982 zog Otto
nach Süditalien, um die Sarazenen, die von Sizilien aus auf das Festland vorgedrungen waren,
zu vertreiben. Außerdem wollte er die Gelegenheit nutzen, die byzantinischen Restgebiete
Süditaliens zu erobern. Am 13. Juli traf das Heer
Ottos südlich von Cotrone auf die Araber. Die
Truppen des Emirs Abul Kassim gerieten durch
einen Frontalangriff der kaiserlichen Reiterei in
Bedrängnis, ihr Führer fiel. Otto hatte bereits den
Sieg vor Augen, als plötzlich ein Reservekontingent der Sarazenen, das seine Späher übersehen hatten, über die überraschten Deutschen
herfiel und sie vernichtend schlug. Die Ritter waren bereits abgesessen, um mit ihren Knappen
die kostbaren Waffen der erschlagenen Araber
einzusammeln. Der Kaiser rettete sich durch
Flucht auf ein griechisches Schiff. In seinen De
episcopis Mettensibus libellus berichtet Alpert
von Metz, Theophanu habe ihren Mann vor dem
Feldzug gegen die Araber gewarnt. Durch die Erfahrungen ihrer Familie wusste sie um die
Schlagkraft der Sarazenen. Sie hatte mit ihren
Warnungen recht gehabt. Trotz der katastrophalen Niederlage hatte Otto Glück im Unglück.
Nach dem Tod Abul Kassims zogen sich die Sarazenen wieder nach Sizilien zurück. Die Stellung des Kaisers blieb auch deshalb unerschüttert, weil ihm die deutschen Fürsten ihre Unterstützung nach der Niederlage von Cotrone nicht
versagten.
Nach dem Reichstag von Verona (Mai 983) verfügte Otto II., dass sein Sohn am Weihnachtsfest
in der Pfalzkapelle Karls d. Gr. gekrönt werden
sollte. Nun wandte sich Otto erneut nach Süden.
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Ermutigt durch die Entsendung von Truppen
nach Italien und die Schwächung der Grenzverteidigung erhoben sich Dänen und Slawen gegen
ihre deutschen Herren. Havelberg und Brandenburg wurden verwüstet, Hamburg geplündert,
Magdeburg konnte sich mit Mühe halten. Im August 983 gelang es einem sächsischen Heer, wenigstens die Elbe-Saale-Grenze zu sichern doch das Aufbauwerk Ottos I. östlich von Elbe
und Saale war zerstört. Otto II. konnte nicht mehr
in den Konflikt eingreifen. Am 7. Dezember 983
starb er, 28 Jahre alt, an Malaria. Als einziger
deutscher Kaiser fand er sein Grab in St. Peter.
Als der dreijährige Otto gekrönt wurde, war sein
Vater längst tot, doch die Nachricht traf erst kurz
danach am Hof ein. Damit fiel infolge der Krönung die Herrschaft dem jungen König selbst zu,
in dessen Namen eine vormundschaftliche Regierung die Geschäfte des Reiches zu führen
hatte.
Während der Unmündigkeit Ottos III. haben drei
Frauen, die Kaiserinwitwen Adelheid (Witwe Ottos I.) und Theophanu sowie Mathilde, Äbtissin
von Quedlinburg, Adelheids Tochter, die Last der
Verantwortung um die Geschicke des Reiches
mitgetragen.
Das Reich unter der Regentschaft
der Kaiserin Theophanu
Feste Regeln für
eine
Regentschaft
gab es im sächsischen
Kaiserhaus
nicht. Die Vertrauten
Ottos wandten sich
zuerst an die Witwe
Ottos I., Adelheid,
die sich mit ihrer
Tochter Mathilde und
ihrer Schwiegertochter Theophanu in der Herrscherpfalz zu Pavia
aufhielt, und ersuchten sie, unverzüglich nach
Deutschland zu kommen, um die Frage der vormundschaftlichen Regierung zu klären. Binnen
kurzer Zeit übernahm jedoch Theophanu als
Mutter des kindlichen Königs und “coimperatrix”
die Leitung des Reiches. Adelheid trat zunehmend in den Hintergrund.
Ottos plötzlicher Tod brachte für Theophanu eine
völlig neue Situation. Bisher “nur” einflussreiche
Gattin des Herrschers, war sie jetzt Witwe des
Kaisers und die entscheidend Verantwortliche für
die Erziehung des dreijährigen Königs bis zu
dessen Regierungsfähigkeit mit 16 Jahren. So
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tragisch der Verlust des Gatten für Theophanu
sicher war, nur durch dessen Tod und die damit
verbundene Vormundschaft über den gewählten
König konnte sie jahrelang die Reichsgeschicke
leiten. Häufig wurde ihr vorgeworfen, sie habe
die alternde Kaiserin Adelheid kalt gestellt und
gekränkt. Vor allem Adelheids Biograph, Abt
Odilo von Cluny, wurde nicht müde, ihr Herrschsucht vorzuwerfen. Historiker sehen den Grund
der Spannungen zwischen den beiden Kaiserinnen aber vor allem in der unterschiedlichen Auffassung über die Verwendung von Adelheids Gütern, die Theophanu als Reichsgut betrachtete.
Die fromme Mathilde soll mehr auf der Seite
Theophanus als auf der ihrer Mutter gestanden
haben.
Zunächst musste
Theophanu
die
Macht für sich
und den Sohn sichern.
Heinrich
der Zänker, von
Bischof Folkmar
von Utrecht aus
der Haft entlassen, entführte den
jungen König, um
sich selbst zum
Vormund und damit auch zum Regenten zu machen. Er versuchte, die Rivalitäten zwischen
Theophanu und ihrer Schwiegermutter auszunutzen und Theophanu als “Fremde” zu diskreditieren. Heinrich konnte mehrere Große, darunter einige Bischöfe, auf seine Seite ziehen. Zu Ostern
984 ließ er sich von seinen Anhängern zum König wählen. Doch mit der Krönung hatte Heinrich
den Bogen überspannt, ein Großteil der Fürsten
versagte ihm die Gefolgschaft. Den Kampf gegen Heinrich organisierten Erzbischof Willigis
von Mainz und Herzog Bernhard von Sachsen.
Im Mai 984 musste Heinrich den jungen Otto seiner Mutter ausliefern, doch die Kämpfe gingen
weiter. Erst im Juni 985 kam es zu einem Kompromiss: Heinrich unterwarf sich und bekam das
Herzogtum Bayern zurück.
Unterstützt von Erzbischof Willigis von Mainz
und Kanzler Hildebald von Worms konnte sich
Theophanu nun auf die Regierung konzentrieren.
Von 984 bis 991 regierte sie als von allen Seiten
anerkannte Kaiserin in der Vormundschaft ihres
Sohnes. Sie schützte die Ostgrenzen gegen immer wiederkehrende Aufstände und konnte auch
den Frieden für die Westgrenzen sichern. Dieser
war sehr stark gefährdet durch Erbstreitigkeiten
nach dem Tod Ludwigs V. von Frankreich im
Jahre 987, der keine Erben hinterließ. In der
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Auseinandersetzung zwischen Karolingern und
Kapetingern sicherte sich Hugo Capet mit Unterstützung Theophanus den Thron der französischen Könige. Die expansive Kaiserpolitik in Unteritalien stoppte die Byzantinerin Theophanu.
Mit ihrer Romreise 989/990, über die uns die
Quellen nur spärlich Auskunft geben, wollte
Theophanu wohl ihre und die Ansprüche ihres
Sohnes auf das Kaisertum bekräftigen. Als versöhnliche Geste gewährte sie die Freilassung der
981 Otto II. als Geiseln ausgelieferten Fürstensöhne von Salerno und Amalfi. Außerdem
wird vermutet, dass sie von Rom aus über Byzanz Verbindung mit Russland aufnahm. Zu dieser Zeit war der Fürst von Kiew, Wladimir, bei
seiner Heirat mit einer byzantinischen Prinzessin
zum Christentum übergetreten. Damit konnte
das orthodox-griechische Christentum im Russischen Reich Fuß fassen und es lag wohl im Interesse Theophanus, eine führende Rolle in der
Ostmission zu übernehmen.
Ihrem Sohn hat Theophanu “die Schätze ihrer
Bildung erschlossen, sie hat ihn nicht seiner
sächsischen Herkunft entfremdet. Sie brachte
bedeutende kulturelle Anregungen aus dem byzantinischen Kulturraum nach Deutschland. Ein
stolzes Herrscherbewusstsein erfüllte sie, ein
starkes Rechtsempfinden zeichnete sie aus” (Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter, München: C.H.
Beck, 6. Auflage 1999, S. 67). Das Herrschafts-
konzept Otto III., die “renovatio imperii romani”,
die Wiederherstellung eines von Papst und Kaiser gemeinsam geleiteten, das ungeteilte Erbe
Roms fortsetzenden Reiches, ist ohne Theophanu kaum vorstellbar. Es blieb allerdings eine utopische, nie realisierte Idee. Theophanu starb
etwa 32-jährig am 15. Juni 991 in der Pfalz zu
Nimwegen und liegt heute in einem Sarkophag in
Sankt Pantaleon in Köln begraben, wo schon Ottos I. Bruder, der Kölner Erzbischof Benno, bestattet war.
Otto III. war mit nur elf Jahren noch nicht “voll jährig”. Seine Großmutter, Kaiserin Adelheid,
übernahm daher bis 996 die Vormundschaft. Als
Otto 997 zum Italienzug aufbrach, vertraute er
die Statthalterschaft in Deutschland einer Frau
an – seiner Tante Mathilde, die ihre Aufgabe mit
Bravour erfüllt, jedoch am 6. Februar 999 starb.
Kaiserin Adelheid überlebte alle ihre Kinder. Sie
starb am 16. Dezember 999 und fand ihr Grab in
der Benediktinerabtei Selz. Nur sechs Jahre eigener Regierungszeit verblieben Otto III., der
schon 1002 unverheiratet und ohne Erben starb.
Durch die kurze Regierungszeit ihres Mannes
wie ihres Sohnes wird der politische Einfluss und
die Bedeutung Theophanus für Mitteleuropa besonders deutlich. Vielleicht war sie die bedeutendste Kaiserin des europäischen Mittelalters;
sicher gehört sie zu den herausragenden Frauen
des Mittelalters.
Didaktische Hinweise
Die Sendung kann im Geschichts- und Religionsunterricht ab der 6. Jahrgangsstufe eingesetzt
werden.
Lernziele
Die Schülerinnen und Schüler sollen erfahren, dass trotz ihrer nahezu rechtlosen Stellung einige
Frauen im europäischen Mittelalter durch schriftstellerisches Talent, politische Tatkraft oder
besondere Mildtätigkeit eine Bedeutung erlangt haben, die bis heute andauert.
Folge 2: Die Politikerin – Theophanu aus Konstantinopel
Die Schülerinnen und Schüler sollen Einblick erhalten
•
in die Gründe einer außerordentlichen dynastischen Verbindung zwischen Byzanz und dem
Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation;
•
in die Regierungsarbeit zur Zeit der Ottonen;
•
in die politische Arbeit Theophanus als Mitregentin Ottos II. und Vormund Ottos III.
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Arbeitsaufträge
Zeichne im historischen Atlas die Einflussgebiete des ottonischen und des byzantinischen Reiches
nach!
Theophanu war als Kaiserin ständig auf Reisen, weil es keinen Kaisersitz gab. In Byzanz hatte sie in
einem Kaiserpalast gewohnt. Kannst du dir Gründe denken, weshalb das in Byzanz möglich war?
Wie wurde Heinrich der Zänker nach dem Tod Ottos II. Theophanus Hauptrivale?
Beschreibe den Konflikt! Wie endete er?
Literatur- und Internettipps
Eickhoff, Ekkehard. Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Stuttgart: Klett-Cotta, 1996.
Eine umfassende Darstellung der Entwicklung des ottonischen Reiches. Eickhoff schildert die Reisen
des kaiserlichen Hofes und erläutert ausgiebig die politischen Konstellationen, insbesondere die
Beziehungen zwischen Deutschem Reich und Byzantinischem Imperium.
Horst, Eberhard: Geliebte Theophanu. Deutsche Kaiserin aus Byzanz. München: List-Verlag, 2004.
Eine lesenswerte Biographie im Stil der erzählenden Geschichtsschreibung!
Kaiserin Theophanu – Begegnung des Ostens und Westens um die Wende des ersten Jahrtausends.
Gedenkschrift (1991), Schnütgen-Museum Köln.
Link
http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/T/Seiten/Theophanu.aspx
Informationen des Landschaftsverbandes Rheinland
Anhang
Der hl. Pantaleon
Gesicherte historische Daten über Pantaleon fehlen, vermutlich kam er während der Christenverfol gung unter Diokletian um 305 ums Leben. Nach der legendarischen Passio aus dem 5./6. Jahrhundert
war er der Sohn eines Heiden und einer Christin in Nikomedien und stieg zum Leibarzt des Kaisers
Maximianus Herculeus auf. Nach seiner Bekehrung durch den Priester Hermalaos wurde er von ei nem Kollegen denunziert, verhaftet, gefoltert und an einen Ölbaum gebunden. Dort erflehte er für seine Henker Gottes Barmherzigkeit. Die Stimme Christi nannte ihn daraufhin Panteleémon (All-Erbarmer) und versprach, dass viele Menschen durch ihn Erbarmen finden sollten. Dann wurde er enthauptet, doch statt Blut floss Milch aus seinem Körper.
Im Orient wurde Pantaleon als Megalomartyr (Großmärtyrer) und Wundertäter verehrt. Kaiser Justi tianos I. (527-565) baute ihm zu Ehren eine Kirche. In Konstantinopel, wo Theophanu vermutlich mit
dem Kult in Berührung kam, wurden Ampullen mit dem angeblichen Blut bzw. der Milch des Märtyrers
gezeigt. Im Abendland und in Nordafrika verbreitete sich ab Mitte des 5. Jahrhunderts sein Kult, allein
in Rom wurden vier Pantaleon-Kirchen gebaut.
Pantaleon wird häufig an einen Ölbaum gebunden abgebildet, die Hände auf das Haupt genagelt, ein
Arzneifläschchen in der Hand. Er ist Patron der Ärzte und Hebammen.
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Zur Bedeutung der Reisen Ottos II. und
Theophanus
Die Wege Theophanus, die ihren Mann
meist begleitete, können von der Lehrkraft
nachgezeichnet werden. Auf jeden Fall
sollte das außerordentlich Beschwerliche
im Leben der Kaiserin hervorgehoben werden, um ein wenig von dem Mythos der
Wunschprinzessin wegzukommen. Ihre
zahllosen Alpenüberquerungen hat sie zu
Fuß gemacht, Kutschen gab es nicht bzw.
sie ließen sich in der Wildnis oft nicht gebrauchen; auch Regenkleidung gab es
nicht. Die Reisen waren aber politisch
wichtig und konnten oft nicht auf eine angenehmere Jahreszeit verschoben werden.
In Byzanz, das seit langer Zeit Großstadt
war und eine entsprechende Wirtschaftsstruktur hatte, gab es eine Kaiserresidenz
und die Herrschaft war durch eine ausreichende Verwaltung gesichert. Beides fehlte im fränkischen Reich. Viele Städte waren seit der Römerzeit verfallen, andere
existierten nicht bzw. konnten nach der damaligen Ernährungssituation nicht versorgt
werden. Das Umherziehen, die ständige
Reisetätigkeit waren seit den Zeiten der
Völkerwanderung neben Reichtum die Mittel der Machtsicherung.
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