Christian Ulrich <[email protected]> Referat über Kernenergie und den geplanten Ausstieg aus der Atompolitik Christian Ulrich Die Elektroenergiegewinnung in der Bundesrepublik Deutschland zeichnet sich durch relativ gute Proportionen im Einsatz klassischer Energieträger aus. Die Ausgewogenheit ist gegenüber sehr einseitigen Energiestrukturen ein Vorteil und nicht zuletzt ein Ergebnis erfolgreicher Energiepolitik. 1997 wurden 36 % des gesamten Stroms von KKW erzeugt. 27% wurden aus Braunkohle gewonnen, 25% aus Steinkohle. Der Rest kam aus Erdgas und – Ölkraftwerken sowie aus Anlagen, die erneuerbare Energien nutzen. Kritisch wird von vielen Menschen der hohe Anteil der Kernenergie an der gesamten Stromerzeugung des Landes gesehen. Kernkraftwerke sind in Deutschland zur Stromerzeugung seit 1966 in Betrieb. Der Ausbau der Kernenergie auf den heutigen Stand erfolgte vor allem in den siebziger Jahren. In der politischen Diskussion hatte damals, angesichts der ersten Ölkrise, vor allem das Argument Gewicht, daß durch Förderung der friedlichen Nutzung der Kernenergie eine geringere Abhängigkeit von Erdölimporten zu erreichen sei. Kernenergie sollte langfristig mit heimischer Kohle eine sichere Stromversorgung gewährleisten. Der Ausbau der Kernenergie war in der Bundesrepublik sehr umstritten. Die Auseinandersetzung fand u.a. Ausdruck in zahlreichen Großkundgebungen, der zeitweiligen Besetzung von Baugelände für kerntechnische Anlagen, der Blockade von Verkehrswegen und einer Reihe von langwierigen Gerichtsverhandlungen. In den achtziger Jahren wurde die politische Durchsetzbarkeit von neuen Projekten immer schwieriger. Reaktorunfälle wie der in Harrisburg (USA 1979) und vor allem die Katastrophe von Tschernobyl (Ukraine 1987) hatten gezeigt, daß die Bedenken von Kernkraftgegnern, daß von KKW eine ständige Gefährdung der Bevölkerung ausgehe, nicht unbegründet waren. Von den deutschen und europäischen KKW-Betreibern wurde zwar immer wieder auf den hohen Sicherheitsstandard ihrer Anlagen hingewiesen, doch gab es auch dort zahlreiche Störfälle. Eine einheitliche politische Bewertung der Kernenergie ist zur Zeit nicht zu erkennen. Während z.B. in Frankreich noch weitere KKW im Bau oder in Planung sind, ist in Schweden der Ausstieg aus der Kernenergie zur Jahrtausendwende beschlossene Sache. Auch die neue Regierung der Bundesrepublik will in der Atompolitik umsteuern. Der von den Grünen geforderte Sofortausstieg mußte jedoch der weicheren Ausstiegslinie der SPD weichen, was angesichts des Kräfteverhältnisses beider Parteien nicht überrascht. Der Ausstieg wird nicht nach einem Hauruck Verfahren bewerkstelligt sondern es wird ein Konsens mit der Atomwirtschaft gesucht. Doch durch den Ausstieg Deutschlands aus der Atompolitik entstehen andere gravierende Risiken. Deutschland ist international Spitzenreiter in der Sicherheit der Kernkraftanlagen ist und übt sehr viel Einfluß auf die internationalen Aufsichtsbehörden aus. Dieser Einfluß geht dann verloren. Also würde die Sicherheit der Anlagen im benachbarten Ausland, vor allem die der ohne hin schon unter dem westlichen Sicherheitsstandard liegenden Osteuropäischen Anlagen sinken. Im Falle eines GAU bei einem dieser Kraftwerke bliebe auch Deutschland höchstwahrscheinlich nicht verschont.