Vorlehrstellen für Flüchtlinge gesucht

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Aufruf an die Betriebe
im Kanton Bern
Vorlehrstellen für
Flüchtlinge gesucht
Der Kanton Bern sucht Betriebe, welche jungen Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen im Anschluss an das Berufsvorbereitende Schuljahr eine Vorlehre
ermöglichen. Diese jungen Menschen sind persönlich und sprachlich bereit
für den Einstieg in die Arbeitswelt und verdienen eine Chance.
Nicht alle jungen Menschen können direkt in eine berufliche Grundbildung einsteigen. Für
sie gibt es Brückenangebote. Eines davon ist die einjährige Vorlehre. Während der Vorlehre
arbeiten die Jugendlichen oder jungen Erwachsenen an drei Tagen pro Woche in einem
Betrieb und lernen die Arbeitswelt kennen. An den restlichen Tagen besuchen sie die Berufsfachschule und erweitern ihre persönlichen und schulischen Kompetenzen. Die Vorlehre
bringt Erfolg: 80 Prozent der Absolventen/-innen steigen danach in eine Lehre ein.
Steigende Flüchtlingszahlen
Für jugendliche Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene stellt der Einstieg in eine berufliche Grundbildung eine besondere Herausforderung dar. Sie müssen sich zuerst mit Sprache und Kultur ihrer neuen Heimat vertraut machen und verfügen über kein Netzwerk, das
sie bei der Lehrstellensuche unterstützt. Für diese jungen Menschen gibt es im Kanton
Bern das Berufsvorbereitende Schuljahr Praxis und Integration (BPI). Es dauert ein bis
zwei Jahre.
Aufgrund der internationalen Entwicklung steigt die Zahl jugendlicher Flüchtlinge und
vorläufig Aufgenommener. Der Kanton Bern stellt deshalb mehr BPI-Plätze bereit. Die Zahl
ist von 170 im Jahr 2013 auf aktuell 670 gestiegen. Anfang 2017 kommen weitere 100 Plätze dazu. Trotzdem reicht das Angebot nicht, um die Nachfrage zu decken. Mehr noch: Wer
das BPI beendet, ist gut vorbereitet und braucht eine Anschlusslösung – zum Beispiel eine
Vorlehre. Sie ist in vielen Fällen ein wichtiges Bindeglied zwischen BPI und beruflicher
Grundbildung.
Chance für Betriebe
Der Kanton Bern appelliert deshalb an die Betriebe, diesen jungen Menschen mit einer
Vorlehrstelle eine Chance zu geben – und gleichzeitig eigene Chancen wahrzunehmen. Die
Betriebe lernen eine/-n potenzielle/-n Lernende/-n kennen, erhalten eine zusätzliche Unterstützung und positionieren sich als gesellschaftlich engagiertes Unternehmen. Vorlehrstellen bringen kaum administrativen Aufwand. Lehrbetriebe können ohne zusätzliche Bewilligung Vorlernende ausbilden, alle anderen Betriebe stellen anhand einer Checkliste ihre
Eignung fest und beantragen beim Mittelschul- und Berufsbildungsamt eine Bewilligung.
Weitere Informationen und Beratung
Mittelschul- und Berufsbildungsamt des Kantons Bern, Fachstelle Brückenangebote
031 633 84 54, [email protected], www.erz.be.ch/brueckenangebote
Vorlehre Standard
Kurzbeschrieb
Die Vorlehre Standard ist ein kantonales Brückenangebot.
Sie richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene (15 bis
25 Jahre), welche praktische Erfahrungen in einem Betrieb
sammeln und gleichzeitig ihre persönlichen und schulischen
Kompetenzen erweitern wollen.
Ziel
Die Absolventinnen und Absolventen können in eine berufliche
Grundbildung eintreten.
Dauer
1 Jahr
Aufbau
Pro Woche sind die Jugendlichen 3 Tage im Vorlehrbetrieb,
2 Tage an der Berufsfachschule.
Praxis
Im Betrieb erwerben die Jugendlichen grundlegende Kenntnisse
und Fertigkeiten im entsprechenden Berufsfeld.
Berufsfachschule
In der Berufsfachschule erweitern die Jugendlichen ihre persönlichen und schulischen Kompetenzen.
Unterstützung
Die Klassenlehrperson der Berufsfachschule, die Ausbildungsberatung und bei Bedarf das Case Management Berufsbildung
stehen den Betrieben und den Lernenden zur Seite.
Aufenthalts-/Arbeits- Die Website der Berner Wirtschaft beco zeigt, welche Aufenthaltsbewilligungen
und Arbeitsbewilligungen für einen Vorlehrvertrag vorliegen müssen.
Vertrag
Der Betrieb und die/der Vorlernende schliessen einen Vorlehrvertrag ab. Verträge für das Schuljahr 2016/17 können bis am
31. Januar 2017 eingereicht werden.
Lohn
Die Arbeit im Betrieb wird entlöhnt (Richtwert: 90 Prozent
des Lohns im 1. Lehrjahr).
Bildungsbewilligung Lehrbetriebe brauchen keine zusätzliche Bewilligung. Alle anderen
Betriebe können ihre Eignung für die Vorlehre anhand einer
Checkliste feststellen. Das Mittelschul- und Berufsbildungsamt
besucht diese Betriebe während des Vorlehrjahrs.
Beratung und
Mittelschul- und Berufsbildungsamt des Kantons Bern
Information
Fachstelle Brückenangebote
031 633 84 54 / [email protected]
Links
www.erz.be.ch/vorlehre
Vorlehrvertrag elektronisch
Vorlehrvertrag Papier
Checkliste Vorlehrbetrieb
Aufenthalts-/Arbeitsbewilligungen (beco)
Berufsvorbereitendes Schuljahr
Praxis und Integration (BPI)
Kurzbeschrieb
Das Berufsvorbereitende Schuljahr Praxis und Integration (BPI)
ist ein kantonales Brückenangebot. Es richtet sich an Jugendliche
und junge Erwachsene (bis 22 Jahre), welche maximal drei Jahre
in der Schweiz leben und über Grundkenntnisse in Deutsch
(mind. Niveau A1) verfügen. Die Lernenden verbessern ihre
Sprachkompetenz und setzen sich mit der Kultur der Schweiz
auseinander.
Ziel
Die Absolventinnen und Absolventen können in eine berufliche
Grundbildung oder eine andere Anschlusslösung eintreten
(bspw. Vorlehre).
Dauer
bis zu 2 Jahren
Aufbau
Schwerpunkte 1. Jahr (BPI 1):
• Erwerb von Grundkenntnissen in der deutschen Sprache
• kulturelle Eigenschaften der Schweiz
• erste Berufsorientierung
Schwerpunkte 2. Jahr (BPI 2):
• Weiterentwicklung der Sprachkenntnisse
• Allgemeinbildung
• externe Praxiseinsätze (10 – 40 Prozent der Ausbildungszeit)
• Berufseinstieg
Beratung und
Mittelschul- und Berufsbildungsamt des Kantons Bern
Information
Fachstelle Brückenangebote
031 633 84 54 / [email protected]
Link
www.erz.be.ch/bvs
Vorlehre
«Wir sollten nicht nur den Besten eine Chance geben»
Urs Grädel ist Inhaber einer Automobilgarage in Huttwil (Grädel
& Cie AG) und überzeugter Anhänger der Vorlehre. Mit diesem
Brückenangebot ermöglicht er praktisch begabten Jugendlichen
den Einstieg in eine anspruchsvolle berufliche Grundbildung.
noten und ein überzeugendes Resultat im
Eignungstest sind Leistungsbereitschaft
und handwerkliches Geschick. Schulische
Lücken können die Jugendlichen im Rah­
men der Vorlehre schliessen.
Wie funktioniert die Vorlehre?
Die Vorlehre führt die jungen Menschen
mit der notwendigen Ruhe und Gelassen­
heit an eine berufliche Grundbildung her­
an. Sie arbeiten während dreier Tage pro
Woche im Betrieb und lernen so die prak­
tische Seite ihres künftigen Berufs ken­
nen. An den restlichen zwei Tagen be­
suchen sie die Berufsfachschule, wo sie
gezielt ihre schulischen Lücken füllen.
«Vorlernende sind produktiv und menschlich eine Bereicherung für den Betrieb»: Urs Grädel (links) zeigt Arian Krasniqi, wie
man ein Rad auswuchtet.
Interview und Bild: Rolf Marti
Wieso engagieren Sie sich in der Berufsbildung?
Die Zukunft gehört den Jungen. Das be­
deutet: Wir müssen unser Wissen an die
nächste Generation weitergeben. Als Un­
ternehmen tragen wir in diesem Punkt
eine besondere Verantwortung gegen­
über der Gesellschaft.
Wie viele Lernende bilden Sie in Ihrer
Garage aus?
Wir haben insgesamt vier Lehrstellen in
den Berufen Automobil-Mechatroniker
und Automobil-Fachmann.
Sie nehmen auch immer wieder Jugendliche in eine Vorlehre. Wieso?
Wir sollten nicht nur den Besten eine
Chance geben. Wichtiger als gute Schul­
Welche Erfahrungen machen Sie mit den
Vorlernenden?
Ausschliesslich positive. Diese jungen Leute sind in der Regel schulmüde. Durch
die praktische Arbeit leben sie auf. Sie
spüren, dass sie bei uns gebraucht werden und zum Erfolg des Unternehmens
beitragen. Das motiviert sie und stärkt
ihr Selbstvertrauen, was sich auch auf die
Leistungen an der Berufsfachschule aus­
wirkt. Viele bringen zum ersten Mal in
ihrem Leben gute Noten nach Hause.
Kurz: Die Vorlehre ist das ideale Brücken­
angebot für Jugendliche, die noch nicht
bereit sind für den Einstieg in eine beruf­
liche Grundbildung, aber gerne praktisch
arbeiten. Die Vorlehre führt sie auf direk­
tem Weg zum angestrebten Beruf.
Nach welchen Kriterien entscheiden Sie,
ob eine Bewerberin bzw. ein Bewerber
eine Vorlehre macht oder direkt in die
Lehre einsteigt?
Wir verlangen von allen, dass sie den
branchenspezifischen Eignungstest absol­
vieren. Schneidet dabei jemand, den ich
als motiviert, leistungsbereit und prak­
tisch begabt erachte, schlecht ab, emp­
fehle ich ihm und seinen Eltern als Zwi­
schenlösung die Vorlehre. Wer sich in
diesem Jahr bewährt, kann bei uns in
die Lehre einsteigen. Bisher haben Eltern
und Jugendliche stets positiv auf diesen
Vorschlag reagiert.
Welche Kompetenzen erwerben die Jugendlichen in diesem Jahr?
Zunächst viele sogenannte Basiskompe­
tenzen. Sie lernen, exakt und zuverlässig
zu arbeiten, Verantwortung zu über­neh­
men und Abmachungen einzuhalten, mit
Kundinnen und Kunden bzw. mit Team­
kolleginnen und -kollegen umzugehen usw.
Dann lernen sie den Berufsalltag kennen:
früh aufstehen, lange arbeiten, wenig Fe­
rien und Freizeit haben. Hinzu kommen
die fachlichen Kompetenzen: Die Vorler­
nenden arbeiten in der Werkstatt mit, be­
dienen an der Tankstelle, wechseln Reifen,
rechnen die Kasse ab und vieles mehr.
Wie viel Aufwand bedeutet es für einen
Lehrbetrieb, eine Vorlehre durchzuführen?
Der Aufwand ist gleich null – vorausge­
setzt, der Betrieb bildet bereits Lernende
aus. Aus betrieblicher Sicht sehe ich nur
Vorteile. Vorlernende sind produktiv und
menschlich eine Bereicherung für den Be­
trieb. Kommt hinzu, dass sie anschlies­
send dem Betrieb für drei bis vier wei­te re Jahre – also während der Lehrzeit –
er­halten bleiben. Abgesehen davon: Die
Tat­sache, dass wir Jugendlichen mit er­
schwerten Startbedingungen eine Chance
geben, wird von unserem Umfeld durch­
wegs positiv aufgenommen.
[email protected]
Zum Beispiel Arian Krasniqi
Die Vorlehre ist ein duales Brücken­
angebot für Jugendliche und junge
Erwachsene, die aufgrund ihrer per­
sönlichen oder schulischen Vorausset­
zungen mehr Zeit für den Einstieg in
eine berufliche Grundbildung benöti­
gen – so wie Arian Krasniqi. Der junge
Mann (18) kam vor gut 3 Jahren aus
dem Kosovo in die Schweiz, wo er die
8. und 9. Klasse absolvierte.
Aufgrund seiner damaligen Deutsch­
kenntnisse wäre der direkte Einstieg
in eine berufliche Grundbildung nicht
realistisch gewesen. Doch nach drei
Vierteln seiner Vorlehre, die er bei
der Grädel & Cie AG (siehe Interview)
absolviert, ist er so weit: Im Sommer
2015 kann Arian Krasniqi in die vier­
jährige berufliche Grundbildung als
Automobil-Mechatroniker EFZ einstei­
gen. «Ich bin stolz und sehr glücklich,
dass ich im Eignungstest so gut ab­
geschnitten habe, dass es für die an­
spruchsvollere vierjährige Grundbildung
reicht», sagt Arian Krasniqi. Und der
junge Mann hat Pläne. «Nach der
Lehre will ich an einer Fachhochschule Automobilingenieur studieren.» Um
dieses Ziel zu erreichen, arbeitet er
hart an seinen Deutschkenntnissen –
in der Berufsfachschule und im Rah­
men privater Nachhilfestunden.
Weitere Informationen für Lehrbetrie­
be, Jugendliche und junge Erwachse­
ne, die sich für die Vorlehre interes­
sieren, gibt es unter www.erz.be.ch/
vorlehre.
«espace einsteiger» ist eine Dienstleistung der Espace Media AG und des Mittelschul- und Berufsbildungsamtes des Kantons Bern und wird in Zusammenarbeit mit folgenden Partnern realisiert: BEKB | BCBE (www.bekb.ch) •
Die Schweizerische Post, Berufsbildung (www.post.ch/lehrstellen oder 0848 85 8000) • Berufsbildung Bundesverwaltung (www.epa.admin.ch/dienstleistungen/lehrstellenangebote) • Meyer Burger AG (www.meyerburger.ch)
Vorlehre
«Ich fühle mich bestens vorbereitet für die Lehre»
Shahla Widjdani flüchtete mit 18 aus dem Iran. Heute ist sie 24 und
beginnt nach den Sommerferien die berufliche Grundbildung als
Fachfrau Gesundheit EFZ. Nach einer Vorlehre in ihrem künftigen
Lehrbetrieb ist sie darauf bestens vorbereitet.
«Ich habe das ganze Aufgabenspektrum einer Fachfrau Gesundheit kennengelernt»: Shahla Widjdani steigt nach der Vorlehre in die
berufliche Grundbildung ein.
Rolf Marti
«Ich bin glücklich und stolz, endlich eine
Lehrstelle zu haben», sagt Shahla Widjdani.
Die junge Frau sitzt auf der Dachterrasse
des Betagten- und Pflegeheims Centre Rochat in Biel und erzählt ihre Geschichte.
2010 flüchtete sie mit ihrer Familie aus
dem Iran, mit 18 kam sie in die Schweiz –
ein Alter, in dem andere eine Lehre oder
eine Mittelschule absolvieren. Auch Shahla
Widjdani hätte gerne eine Ausbildung gemacht. Doch dafür fehlten ihr zwei Voraussetzungen: Sie hatte keine Arbeitsbewilligung und sprach kein Deutsch. «Das war
eine enorm schwierige Zeit», resümiert sie
rückblickend. «Ich war zum Nichtstun verdammt.»
2014 änderte sich ihre Ausgangslage.
Shahla Widjdani erhielt den Aufenthaltsstatus als «vorläufig aufgenommene Ausländerin». Sie durfte arbeiten. Und sie hatte
sich in der Zwischenzeit einige Deutschkenntnisse angeeignet – im Selbststudium.
Shahla Widjdani ging zur Regionalen Arbeitsvermittlung und wurde ins Motivationssemester «Move» geschickt – ein Pro-
gramm zur beruflichen Integration von
Jugendlichen. In diesem Rahmen absolvierte sie eine Schnupperlehre als Fachfrau Gesundheit EFZ im Centre Rochat. Für die
junge Frau ein grosser und ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu ihrer Lehrstelle.
Drei Tage im Betrieb, zwei Tage an der
Berufsfachschule
«Shahla hat uns vom ersten Tag an überzeugt», sagt Dominique Eberli. Sie leitet im
Centre Rochat den Pflegedienst und ist
verantwortlich für die Ausbildung der Lernenden. «Shahlas Motivation, ihre rasche
Auffassungsgabe, ihre guten Umgangsformen: Alles sprach dafür, sie als Lernende in
den Betrieb zu nehmen – alles, mit Ausnahme ihrer Deutschkenntnisse. Sie hätten
wohl kaum gereicht, um in einer dreijährigen Lehre zu bestehen.»
Was nun? «Wir haben Shahla letzten Sommer in die Vorlehre aufgenommen», sagt
Dominique Eberli. «Sie ist für Jugendliche,
die aufgrund ihrer Voraussetzung etwas
mehr Zeit brauchen, die ideale Vorbereitung auf den Lehreinstieg.» Die Vorlehre
zählt zu den kantonalen Brückenangeboten und dauert ein Jahr. Die Jugendlichen
arbeiten drei Tage pro Woche in einem
Lehrbetrieb und lernen dabei die praktische
Seite ihres künftigen Berufs kennen. An
den anderen beiden Wochentagen sind sie
an der Berufsfachschule und erweitern ihre
persönlichen und schulischen Kompetenzen.
Einblick in die berufliche Praxis
Shahla Widjdani hat in der Vorlehre viel gelernt – im Lehrbetrieb wie in der Berufsfachschule. Im Centre Rochat stand die Arbeit im Dienste der Bewohnerinnen und
Bewohner im Zentrum: Körperpflege, Essensausgabe, Aktivierung, Alltagsgestaltung und vieles mehr. «Ich habe das ganze
Aufgabenspektrum einer Fachfrau Gesundheit kennengelernt und durfte in allen
Bereichen mithelfen», sagt Shahla Widjdani. «Nur medizinaltechnische Arbeiten
durfte ich nicht ausführen, weil mir die
Ausbildung dazu noch fehlt.»
Und was hat sie in der Berufsfachschule gelernt? «Deutsch, ein klein wenig Französisch, dazu Mathematik. Aber Letzteres war
für mich eher Repetition. Sehr interessant
war der Staatskundeunterricht. Ich habe
viel über die Schweiz und die hiesige Gesellschaft erfahren – darunter ganz praktische Dinge. Was leistet eine Krankenkasse,
welche Versicherungen brauche ich usw.?»
Shahla Widjdani lehnt sich in ihrem Stuhl
auf der Terrasse zurück und sagt: «Ich fühle
mich bestens vorbereitet für die Lehre.»
«Hebamme ist mein Traumberuf»
Dominique Eberli zweifelt nicht daran, dass
Shahla Widjdani die berufliche Grundbildung als Fachfrau Gesundheit mit Erfolg
meistern wird. «Es ist unglaublich, wie
Shahla in diesem Jahr ihre Sprachkompetenz verbessert hat. Sie spricht fliessend
Deutsch. Ihre Sozialkompetenz sowie ihre
kognitiven Fähigkeiten standen sowieso
nie zur Diskussion.» Beste Voraussetzungen also für eine erfolgreiche berufliche
Entwicklung. Und Shahla Widjdani hat
auch schon weitergehende Pläne: «Nach
der Lehre möchte ich die Berufsmaturitätsschule absolvieren und anschliessend an
der Fachhochschule Hebamme studieren.
Hebamme ist mein Traumberuf.»
Dank der Vorlehre wird Shahla Widjdani der
Einstieg ins Berufsleben gelingen. Der etwas längere Weg hat sich also gelohnt.
Auch für das Centre Rochat stimmt die Bilanz. Dominique Eberli: «Nach einer Vorlehre weiss ich sicher, ob sich jemand für
die Lehre eignet oder eben nicht. Für einen
Betrieb, der bereits Lernende ausbildet,
bringt die Vorlehre keinen grossen Aufwand mit sich. Die Strukturen sind da, der
administrative Aufwand ist gering. Kurz:
Wer Lernende ausbildet, kann auch Vorlernende ausbilden und damit jungen Menschen mit erschwerten Startbedingungen
eine Chance geben.»
[email protected]
Vorlehrbetriebe gesucht
Der Kanton Bern benötigt mehr Vorlehrstellen, auch angesichts steigender Flüchtlingszahlen. Die Vorlehre
richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene, die mehr Zeit für den
Einstieg in eine berufliche Grundbildung brauchen. Besonders Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen
ermöglicht sie eine gute Vorbereitung
auf eine Berufslehre.
Betriebe, die berufliche Grundbildungen anbieten, brauchen für die Vorlehre keine zusätzliche Bewilligung,
alle anderen können ihre Eignung als
Vorlehrbetrieb anhand einer Checkliste feststellen und beim Mittelschulund Berufsbildungsamt (MBA) eine
entsprechende Bewilligung beantragen.
Auskünfte und Informationen:
031 633 84 54
[email protected]
www.erz.be.ch/vorlehre
«espace einsteiger» ist eine Dienstleistung der Espace Media AG und des Mittelschul- und Berufsbildungsamtes des Kantons Bern und wird in Zusammenarbeit mit folgenden Partnern realisiert: BEKB | BCBE (www.bekb.ch) •
Die Schweizerische Post, Berufsbildung (www.post.ch/lehrstellen oder 0848 85 8000) • Berufsbildung Bundesverwaltung (www.epa.admin.ch/dienstleistungen/lehrstellenangebote) • Meyer Burger AG (www.meyerburger.com)
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