Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk Oktober 2001 Seite 1 von 45 GESTALTUNGSFIBEL ALTSTADT PASEWALK Auftraggeber: Stadt Pasewalk Der Bürgermeister Haußmannstraße 1 17309 Pasewalk Sanierungsträger: Deutsche BauBeCon AG Grünstraße 12 17309 Pasewalk Auftragnehmer: Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH Rosenstraße 2 17033 Neubrandenburg Bearbeitung: Susann Milatz Architektin, Dipl.-Ing. Mitarbeit: Susanne Gorka Stud. Arch. Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr: 109/99 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk Oktober 2001 Seite 2 von 45 INHALT VORWORT 1. STADTGESCHICHTE 2. STADTANSICHT/STADTEINGÄNGE 3. STADTGRUNDRISS/PARZELLENSTRUKTUR 4. GELTUNGSBEREICH 5. STADTRAUM 5.1 Straßenraum 5.2 Gebäudeabfolge 6. BAUKÖRPER 6.1 Gebäudetypen 6.2 Höhe und Breite der Gebäude 7. FASSADE 7.1 Gliederung der Fassade 7.2 Material und Farbe 7.3 Fenster 7.4 Türen/Tore 8. DACH 8.1 Dächer/Dachaufbauten 9. DETAILS 9.1 Schaufenster 9.2 Vordächer/Markisen 9.3 Werbeanlagen 9.4 Einfriedungen/Vorgärten Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.:109/99 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk Oktober 2001 Seite 3 von 45 VORWORT Nicht nur das Pasewalker Sanierungsgebiet, sondern das gesamte Stadtzentrum ist durch eine rege Bautätigkeit gekennzeichnet. In den vergangenen Jahren sind bereits viele Häuser modernisiert, erweitert oder gar neu errichtet worden. Damit hat sich neben den Wohn- oder Nutzungsbedingungen das Stadtbild entscheidend verändert. Die Gestaltungsfibel soll also auch Grundlage des Rahmenplanes zur Erhaltung und behutsamen Weiterentwicklung des Stadtbildes beitragen. Sie soll sowohl entscheidende Gestaltungsmerkmale von privaten und öffentlichen Gebäuden erläutern als auch Hinweise zur baulichen Weiterentwicklung für private Bauherren und für die Verwaltung oder andere öffentliche Einrichtungen geben. Grundsätze der städtebaulichen Entwicklung wie z. B. die Leitbilder für das Wohnen, die Versorgung, die Grünflächen, den Verkehr, die Umwelt und die Ver- und Entsorgung sind im „Städtebaulichen Rahmenplan Altstadt“ für Pasewalk veranschaulicht. Mit dem darin enthaltenen Konzept werden erste Vorschläge für die bauliche Weiterentwicklung wie z. B. des Gebäudebestandes oder des Straßenraumes dargestellt. Auf ganz konkrete objekt-bezogene Gestaltungsmerkmale, z. B. die Proportionen von Fenstern oder Traufund Gebäudehöhen, geht ein Rahmenplan allerdings nicht ein. Für die Eigentümer von Gebäuden im Stadtzentrum ist es allerdings wichtig, bereits im Zuge der Planung von Baumaßnahmen oder baulichen Veränderungen zu wissen, auf welche Gestaltungsmerkmale und welche Ausbildung geachtet werden sollte. Die Eigentümer und Bauherren von Gebäuden oder Grundstücken wollen ja neben der Verbesserung der Funktionsfähigkeit oder der Schaffung neuer Gebäude mit ihren baulichen Maßnahmen auch zur Verbesserung bzw. Weiterentwicklung des Stadtbildes und damit einer Attraktivierung ihrer Stadt beitragen. Was ist in der Gestaltungsfibel dargestellt? Die vorliegende Gestaltungsfibel erläutert kurz die Grundlagen bzw. wichtigsten Etappen der städtebaulichen Entwicklung Pasewalks - die Stadtgeschichte, die Stadtansicht und eingänge, den Stadtgrundriss. Schwerpunkte der Gestaltungsfibel sind allerdings die Einordnung im Stadtraum sowie die Gebäudemerkmale der Baukörper (mit Gebäudetypen, Höhen und Breiten), die Fassaden (mit Gliederung, Material und Farbe, Fenster, Türen und Tore), das Dach (mit Dachaufbauten, Material und Farbe) und weitere wichtige Details (Schaufenster, Vordächer/Markisen, Werbeanlagen und Einfriedungen/Vorgärten)). Zu diesen einzelnen Gebäudemerkmalen ist jeweils die vorhandene Situation analysiert worden und davon abgeleitet werden Empfehlungen für bauliche Maßnahmen im Neubau bzw. für die Modernisierung gegeben. Diese Empfehlungen sind durch eine Vielzahl von Fotos bzw. Skizzen erläuternd untersetzt und sollen insbesondere dem Bauherrn helfen, seine Entscheidungen zu treffen. In diesem Sinne hoffen wir, dass die vorliegende Gestaltungsfibel dazu beitragen kann, Ihre Stadt Pasewalk auch weiterhin mit der ihr eigenen Identität zu entwickeln und das Besondere und Einmalige zu bewahren. Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr::109/99 Oktober 2001 Seite 4 von 45 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk 1. STADTGESCHICHTE Um 700 begann die Geschichte von Pasewalk. Das slawisch besiedelte Land war in Burgbezirke aufgeteilt, und Pozdevolk war einer im Uckerland. 1121 wird Pasewalk erstmals als „wehrhafte Burg“ erwähnt. Die Pommern erobern die Uckermark mit Pasewalk. 1250 wird Pasewalk brandenburgisch. 1276 ist die Stadt in einer Urkunde zum erstenmal als Stadt bezeichnet. Sie ist in Ober- und Unterstadt geteilt. Obere Marktstraße um 1895 Um 1400 war der Bau der mittelalterlichen Stadtbefestigungen mit der ringförmigen Feldsteinmauer, den Toren, Türmen und den etwa 50 Wiekhäusern abgeschlossen. 1464 - Pasewalk wird endgültig Besitz der Pommernherzöge. 1615 hatte die Stadt etwa 2000 Einwohner, 600 Häuser und Scheunen, doch in diesem Jahr wird ein Großteil der Gebäude durch ein Großfeuer in der Unterstadt vernichtet. 1618 beginnt der Dreißigjährige Krieg. Pasewalk wird 1630 belagert und abgebrannt. Nur noch wenige Häuser und Scheunen bleiben übrig. Das Rathaus und die Marienkirche sind zerstört und 50 Einwohner haben überlebt. Marktstraße von Nord nach Süd gesehen 1700 - 1720 wird Pasewalk mehrmals zum Kriegsschauplatz. Pasewalk kommt 1720 zu BrandenburgPreußen und wird 1721 Garnisionsstadt. Ab 1818 gehört Pasewalk zum Kreis Ueckermünde (Kreisreform). 1857 - Genehmigung zum Abriss des Stettiner und Anklamer Tores. Zerstörtes Stadtzentrum Ingenieubüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/ 21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr::109/99 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk Oktober 2001 Seite 5 von 45 1. STADTGESCHICHTE 1863 erhält die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung durch den Bau der Eisenbahnlinie. 1914 - 1918 sterben im 1. Weltkrieg 300 Einwohner. 1926 erhält Pasewalk ein Wasserleitungs- und Kanalisationssystem. 1942 hat Pasewalk 13.026 Einwohner. 1945 werden ca. 82 % der Stadt durch Bombenangriffe zerstört. 1951 - Grundsteinlegung für den 1. Neubau in der Stettiner Straße. Einige Straßenzüge werden komplex beräumt. Rohbauarbeiten am heutigen Landratsamt Zwischen 1952 und 1957 entstehen 138 neue Wohnungen, einige Läden und erste Großbetriebe. 1960 wird der 1. Wohnblock in Plattenbauweise in der Ueckerstraße errichtet. 1964 ist die Neugestaltung des Marktes abgeschlossen. Neuer Markt - fünfgeschossige Häuser Bis 1970 werden über 80% der Innenstadt wieder vollständig bebaut. 1979 wird die Umgehungsstraße durch die Ueckerwiesen für den Verkehr freigegeben. 1988 beginnt der Aufbau eines neuen Stadtzentrums. 1989 wird es übergeben (Neuer Markt). Denkmäler und Ringmauer werden im größeren Umfang erst Anfang der 90ziger Jahre instand gesetzt. Innenstadt heute 1991 wird die Bundeswehreinheit aus Pasewalk verlegt. 1993 wird Pasewalk Kreisstadt Uecker-Randow Kreises. des 1994 bekommt die Marienkirche eine neue Turmspitze. Heute werden viele Gebäude, u. a. Plattenbauten saniert und modernisiert. Modernisierter Wohnblock Ingenieubüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/ 21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr::109/99 Oktober 2001 Seite 6 von 45 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk 2. STADTANSICHT/STADTEINGÄNGE Stadtansichten und Stadteingänge prägen den ersten Eindruck des Ankommenden. Die Seitenansicht von Westen um 1610 entstammt einer unveröffentlichen spätmittelalterlichen Sammlung pommerscher Stadtansichten. Pasewalk vor der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg (Aquarell eines unbekannten Künstlers) Die historische Stadtsilhouette von Pasewalk auf der Lubinischen Karte von 1617 ist geprägt durch die Stadttore und Kirchtürme. Das Bild ist eine Ansicht vom Westen. Im Vordergrund sehen wir das Ueckertal mit seinen Wiesen und der alten Uecker. Deutlich sind Alt- (Unterstadt) und Neustadt (Oberstadt) getrennt. Vor der Altstadt sieht man den Wall mit Bäumen und Büschen bewachsen. Die Neustadt dagegen wird von einer Mauer begrenzt. Pasewalk um 1610 Pasewalk um 1615 Lubinische Karte 1617 Die nächste Ansicht von Osten auf die Stadt ist von 1840. Im Vordergrund sieht man die ehemalige Landstraße nach Stettin. Dahinter ist die Marienkirche, das Rathaus, das Stettiner Tor, die Scheunen vor dem Stettiner Tor, die Nikolaikirche und das Ziegentor (Pulverturm). Ansicht von Osten um 1840 Ingenieubüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/ 21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr::109/99 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk Oktober 2001 Seite 7 von 45 2. STADTANSICHT/STADTEINGÄNGE Durch die markanten Bauten ist die historische Stadtansicht auch heute noch nachvollziehbar. Stadtansicht um 1900 von Westen Bei der Annäherung an die Stadt von Westen, sieht man heute die Türme der St. Marienkirche, der Nikolaikirche sowie die noch erhaltenen Stadttürme und die Kürassierkaserne. Aber die grüne Ueckerlandschaft prägt nicht mehr wie früher den Vorbereich der Stadtansicht. Stadtansicht heute von Westen Der hohe Silo nördlich der Altstadt und das vorgelagerte Gewerbegebiet stört das historische Stadtbild und erweckt den Eindruck einer Industriestadt. Zur Erhaltung der historischen Stadtansicht sollen im Altstadtbereich keine höheren Neubauten entstehen. Die vorhandenen fünfgeschossigen Plattenbauten sollen Ausnahme bleiben. Ingenieubüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/ 21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr::109/99 Oktober 2001 Seite 8 von 45 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk 3. STADTGRUNDRISS Um die Mitte des 14. Jahrhunderts entstand die Ringmauer, welche aus Feldsteinen gebaut war und ellipsenartig um die Stadt verlief. Die Folge dieses festen Mauergürtels war eine dichte Bebauung des Stadtinneren mit engen Straßen. Plätze und Straßen waren noch nicht gepflastert. Durch die Neubesiedlung des Landes entstand die deutsche Oberstadt mit ihren geradlinigen Straßen und regelmä-ßig rechteckigen Wohnblöcken. Es ent-stand ein Gitternetz mit sich rechtwinklig kreuzenden Straßen. Der Marktplatz war von großer Bedeutung. Er war in rechtwinkliger Form angelegt und räumlich klar durch Bebauung begrenzt. Das historische Straßennetz hat sich mit der Zeit immer wieder verändert. Die in Nord-Süd Richtung verlaufenden Straßenzüge (Grün-, Uecker-, Markt-, Baustraße) sind bis heute erhalten geblieben. Im südlichen Teil ist das historische Gitternetz noch besonders gut zu erkennen, da auch die Querstraßen (Große Kirchenstraße, Bergstraße, Schulstraße, Klosterstraße) fast vollständig erhalten geblieben sind. Im Norden dagegen weicht die Bebauung vom historischen Straßenraster durch Überbauung vorhandener Straßen ab, so dass einige Querstraßen (Roßstraße, Große Ziegelstraße, Stettiner Straße, Grabenstraße, Kleine Kirchenstraße) unterbrochen wurden. Der historisch weitgehend geschlossene Straßen- und Platzraum wurde durch den Bau der offenen Bebauung (Zeilenbauten) verändert. Auch die Straßenaufweitungen haben einzelne Stadträume beeinflusst. Stadtgrundriss 1658 Stadtgrundriss 1717 Stadtgrundriss 19. Jh. Ingenieubüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/ 21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr::109/99 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk Oktober 2001 Seite 9 von 45 3. STADTGRUNDRISS Im Allgemeinen ist die mittelalterliche Stadtstruktur mit den vorhandenen Stadttoren und Türmen noch ablesbar, und die Bauten folgen den mittelalterlichen Straßenverläufen. Wenn Baulücken im Verlauf der historischen Bauflucht geschlossen und Eckbauten wieder errichtet werden, kann das historische Straßensystem und somit die alte Stadtstruktur (Quartiersstruktur) wiederhergestellt werden. Dabei muss die vorhandene Bebauung berücksichtigt werden. Durch das Anpflanzen von Baumreihen werden historische Strukturen wie Baufluchten und Straßenräume wieder aufgenommen. Stadtgrundriss heute PARZELLENSTRUKTUR Typisch sind in Pasewalk schmale und tiefe Flurstücke. Dadurch entstand eine überwiegend kleinmaßstäbliche Bebauung. Manche Gebäude werden auch über mehrere Flurstücke gebaut. Sie sollten dann entsprechend gegliedert werden. Es gibt auch größere Flurstücke bei besonderen Gebäuden. Die historische Parzellenstruktur sollte erhalten und weitergeführt werden. Flurstücke Literaturhinweis: - Plötz, Carsten: Pasewalk 1848-1845. Pasewalk 1999. - Pasewalk. Eine vorpommersche Stadt. Bilder aus Sieben Jahrzehnten. Leipzig 1993. - Pasewalk. Bilder aus Vergangenheit und Gegenwart. Leipzig 1993. - Pasewalker Heimathefte. Populärwissenschaftliche Schriftenreihe. Ingenieubüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/ 21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr::109/99 Oktober 2001 Seite 10 von 45 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk 4. GELTUNGSBEREICH Die Gestaltungsfibel bezieht sich auf den dargestellten Geltungsbereich. Ingenieubüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/ 21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr::109/99 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk Oktober 2001 Seite 11 von 45 5. STADTRAUM 5.1 STRASSENRAUM 5.2 GEBÄUDEABFOLGE Ingenieubüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/ 21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Oktober 2001 Seite 12 von 45 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk 5.1 STRASSENRAUM Alle Neubauten und Modernisierungen oder sonstige Veränderungen an der äußeren Gestalt eines Gebäudes sollten so ausgeführt werden, dass sie die baukulturelle Bedeutung sowie die architektonisch-städtebauliche Eigenart des Straßenraumes sichern und fördern. STRASSENFÜHRUNG Die Straßen im Geltungsbereich weisen eine gerade oder eine leicht geschwungene Linienführung auf (siehe Stadtgrundriss). Von stadtbaugeschichtlicher und baukünstlerischer Qualität sind Straßenzüge am Prenzlauer Tor, am Pulverturm und am Mühlentor. Die Ringstraße verläuft ellipsenartig, der Stadtmauer folgend, um die Altstadt und ist eine der Besonderheiten Pasewalks. BAULÜCKEN Einzelne Baulücken an städtebaulich einprägsamen Stellen stören die stadträumlichen Qualitäten. Große Baulücken sollen durch Bebauung oder Vegetation geschlossen werden. Baulücke Grünstraße Schließen der Baulücke Ingenieubüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/ 21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk Oktober 2001 Seite 13 von 45 5.1 STRASSENRAUM BAUWEISE - OFFEN/GESCHLOSSEN Die Bauweise ist je nach Bereich offen oder geschlossen, meist auf einer Bauflucht am Straßenrand. Diese Flucht sollte für Neubebauungen maßgebend sein. Am Rand der Altstadt wird die Bauweise zunehmend offen (z. B. Haußmann-, Ring- und Gartenstraße). Offene Bebauung - Haußmannstraße Wegen der geschlossenen Bebauung sind vor allem die Grünstraße, die Stettiner Straße, die Prenzlauer Straße, die Große Kirchenstraße, die Baustraße, Teile der Gartenstraße und der Haußmannstraße von großer Bedeutung. Die wichtigsten Straßen in der Innenstadt mit z. T. noch vorhandener ge schlossener Bebauung sind die Ueckerstraße und die Marktstraße. Geschlossene Bebauung - Große Kirchenstraße PLATZ Der historische Marktplatz und der in den 80er Jahren entstandene „Neue Markt“ sind als die zentralen Platzräume aufzuwerten. Als Platzraum muss der Bereich um die Marienkirche erhalten bleiben. Auch die kleinen Plätze, wie der Museumsgarten und der Platz in der Gartenstraße, sind städtebaulich wichtig. Ingenieubüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/ 21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Oktober 2001 Seite 14 von 45 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk 5.2 GEBÄUDEABFOLGE Gebäude sind immer Teil einer Straße und der gesamten Stadt. Deshalb sollte nicht nur das Gebäude allein betrachtet werden, sondern der Gesamteindruck einer Abfolge von verschiedenen Gebäuden im Straßenraum ist wichtig. ALLGEMEIN Eine Gebäudeabfolge soll nicht monoton und undifferenziert wirken. Die Monotonie entsteht durch Gebäude in gleicher Bauweise, die Verwendung gleicher Bautypen und geringe Unterschiede in der Höhe und Breite. Vielfalt wird durch die Variation der Gebäudetypen und durch die individuelle Gestaltung jedes Gebäudes erreicht. Gebäudeabfolge - Große Kirchenstraße GESTALTMERKMALE Gebäude weisen verschiedene Gestaltmerkmale auf. Diese Merkmale können sein: - Höhe der Traufe, - Breite der Fassade, - Art und Maß der Fassadenplastizität, - Verhältnis Wandfläche zu Öffnungen, - Ausbildung von Öffnungen, - Brüstungshöhen, - Material, - Farbgestaltung. Die Gestaltmerkmale werden auf der nächsten Seite skizzenhaft erläutert. Gebäudeabfolge - Prenzlauer Straße Um ein vielfältiges Straßenbild zu erreichen, sollten sich benachbarte Gebäude in mindestens 2 Gestaltmerkmalen gleichen, aber auch eine Anzahl eigener Gestaltmerkmale entwickeln. Ingenieubüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/ 21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk Oktober 2001 Seite 15 von 45 5.2 GEBÄUDEABFOLGE Gestaltmerkmale einer Gebäudefolge - Große Kirchenstraße Gebäudehöhen, -breiten, Dachformen Horizontale Gliederung durch Sockel, Traufund Stockwerksgesimse Vertikale Gliederung durch Fenster und Türen auf Achsen Öffnungen Ingenieubüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/ 21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk Oktober 2001 Seite 16 von 45 6. BAUKÖRPER 6.1 GEBÄUDETYPEN 6.2 HÖHE UND BREITE DER GEBÄUDE Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Oktober 2001 Seite 17 von 45 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk 6.1 GEBÄUDETYPEN ANALYSE In Pasewalk gibt es verschiedene Haustypen. Alle Gebäude eines Typus entsprechen sich in ihren Grundzügen, aber sie unterscheiden sich in den Details. So entsteht eine lebendige Gebäudefolge. GEBÄUDETYPEN Wenn man durch Pasewalk geht, sieht man am häufigsten den Trauftyp. Vereinzelt entdeckt man auch Häuser mit einem Zwerchgiebel - Zwerchgiebeltyp. Sondergebäude sind z. B. die Kirche, das Amtsgericht und die Schule. TRAUFTYP Trauftypen haben meistens ein Satteloder Walmdach mit der Traufe parallel zur Straße. Die Dachneigung des symmetrischen Satteldaches liegt zwischen 25° und 55°. Die Traufe - der obere Fassadenabschluss - ist oft als Traufgesims (waagerecht aus der Mauer vortretender Streifen) ausgebildet. Das Traufgebäude hat 1 - 3 Geschosse, mit oder ohne Drempelgeschoss. Traufhaus - Ringstraße ZWERCHGIEBELTYP Der Zwerchgiebeltyp hat als Hauptdach ein Satteldach mit der Firstrichtung parallel zur Straße. Die Traufe wird mittig oder außermittig durch einen Zwerchgiebel unterbrochen, dessen Breite in der Regel ein Drittel der Gebäudebreite nicht überschreitet und der sich als symmetrischer Dreiecksgiebel, in der Regel bestehend aus einer Dreiecks- und einer Rechtecksfläche, darstellt. Seine Firstlinie liegt meistens unter der Firsthöhe des Hauptdaches. Dieser Typ tritt häufig 2-geschossig mit Drempelgeschoss auf und hat eine Dachneigung von ca. 45°. Zwerchgiebelhaus – Wilhelmstraße Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk Oktober 2001 Seite 18 von 45 6.1 GEBÄUDETYPEN NEUBEBAUUNG Varianten der Grundtypen Wenn Sie ein Haus bauen wollen, entscheiden Sie sich zwischen einem Trauf- und einem Zwerchgiebelhaus. Die Dachneigung Ihres Neubaues sollte nur leicht von der der Nachbargebäude abweichen, es sollte auf jeden Fall ein eindeutiges symmetrisches Satteldach entstehen. Ein Zwerchgiebelhaus sollte in Farbigkeit und Material als Teil der Gesamtfassade gestaltet und nicht breiter als ein Drittel der Gebäudebreite sein. Ausnahmen bilden Sondergebäude, d.h. Gebäude,mit wesentlichem öffentlichem Interesse, die aufgrund ihrer Bedeutung abweichend gestaltet werden können. Traufhaus MODERNISIERUNG Bei Modernisierungen sollten die Gebäude mit den Geschossen, der Dachform und den Gliederungen in der Regel erhalten bleiben. Der Zwerchgiebel sollte die gleiche Farbe und das gleiche Material wie die Fassade haben. Zwerchgiebelhaus Sondergebäude z. B. Kirche Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Oktober 2001 Seite 19 von 45 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk 6.2 HÖHE UND BREITE DER GEBÄUDE ANALYSE Durch die typisch kleinen Flurstücke in der Altstadt entstand eine überwiegend kleinmaßstäbliche Bebauung. Die Maßstäblichkeit der Bebauung wird überwiegend durch Gebäude mit 1 bis 3 Geschossen und geringen Fassadenbreiten von 6 bis 15 m geprägt. Vorhandene Traufhöhen: -1-geschossig bis 3 m -2-geschossig bis 6 m -3-geschossig bis 10 m. Kleinmaßstäbliche Bebauung Grünstraße Besonders die alten Gründerzeitgebäude ragen in ihrer Höhe und Breite deutlich heraus. Traufhöhen bei 3 Geschossen mit Drempelgeschoss: ca. 8 - 13 m Fassadenbreite: ca. 13 - 20 m Gründerzeitgebäude - Gartenstraße Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk Oktober 2001 Seite 20 von 45 6.2 HÖHE UND BREITE DER GEBÄUDE NEUBEBAUUNG Trauf-, Firsthöhen und Fassadenbreiten benachbarter Gebäude sollten aufgenommen und aufeinander abgestimmt sein. Die vorgesehenen Traufhöhen liegen bei 3 – 10 m (in Abhängigkeit von der Geschosszahl). Fassadenbreiten sind abhängig von den Flurstücksbreiten. Bei geschlossener Bebauung sollte das Gebäude über die ganze Breite gebaut werden. Bei Einzelhausbebauung sollte man sich an Nachbargebäuden orientieren. Die Fassadenbreite bei Einzelhäusern sollte 15 m nicht überschreiten. Fassadenbreite anhand Flurstück Erweiterungs- und Neubauten, die die Obergrenzen der Gebäudebreiten überschreiten, sind in Fassadenabschnitte zu unterteilen, damit die vorhandenen Proportionen erhalten bleiben. MODERNISIERUNG Bei Modernisierungen bleiben Trauf-, Firsthöhen und Fassadenbreiten erhalten. Schließen einer Baulücke Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk Oktober 2001 Seite 21 von 45 7. FASSADE 7.1 GLIEDERUNG DER FASSADE 7.2 MATERIAL UND FARBE 7.3 FENSTER 7.4 TÜREN/TORE Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Oktober 2001 Seite 22 von 45 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk 7.1 GLIEDERUNG DER FASSADE ANALYSE Jede Fassade soll eine in sich geschlossene Einheit bilden, damit das Einzelgebäude auch in der Gebäudefolge erkennbar ist. FASSADE ALLGEMEIN Die Fassaden haben meist liegende Formate, d. h. ihre Länge ist größer als ihre Breite. Jede Fassade ist als Lochfassade mit rechtwinklig stehenden Fensterformaten gestaltet. Der Wandanteil beträgt mindestens 30 %. Lochfassade Es gibt noch etliche Häuser aus der Gründerzeit meist mit Backsteinfassade und alten Schmuckelementen, z. B. als Fenstereinfassungen und Gesimse. Erdgeschoß GLIEDERUNG Die Straßenfassaden sind in Sockelzone und/oder Erdgeschosszone, Obergeschosszone (Drempelgeschosszone) und Dach gegliedert. Sockelzone Gliederung in Erd-, Ober-, Drempelgeschoß und Dach Sockelzonen sind etwa bis zu 0,50 m hoch und oft in ihrer Gestalt hervorgehoben (andere Farbe oder Material, Sockelgesims), sie markieren häufig die Lage des Erdgeschossbodens. Fenster, Türen und Schaufenster der verschiedenen Geschosse liegen bei historischen Gebäuden immer aufeinander. Bei Neubauten beziehen sie sich manchmal nicht auf senkrechte Achsen. Gliederung Vertikal durch Achsen Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk Oktober 2001 Seite 23 von 45 7.1 GLIEDERUNG DER FASSADE Die horizontale Gliederung der Fassade erfolgt durch: - geschossweise Fensterreihung, - profilierte Traufen, - Stockwerksgesimse (waagerecht aus der Mauer vortretender Streifen), - Sockelzone, - Fugen/Einschnitte, - Vor- und Rücksprünge. Horizontale Gliederung Die vertikale Gliederung wird hervorgehoben durch: - auf Achsen übereinander liegende stehende Fenster, - gelegentlich auftretende Eckquadrierungen, - Lisenen (schwach vorspringende vertikale Mauerverstärkung), - Vor- und Rücksprünge. Vertikale Gliederung Die plastische Gliederung erfolgt durch: - zurückliegende Fenster, - leicht vorspringende Fensterumrahmungen, - Faschen (gemalte oder geputzte Umrahmung von Fenstern), - Fenstergesimse, - Dreiecks- oder Segmentgiebel über Fenstern, - Brüstungsfelder. Plastische Gliederung Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Oktober 2001 Seite 24 von 45 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk 7.1 GLIEDERUNG DER FASSADE NEUBEBAUUNG Die Proportionen der historischen Fassaden sollten auch maßgebend für neue Fassaden sein. Alle Neubauten sollten liegende Lochfassaden mit stehenden Fensterformaten haben. Die Fensteröffnungen sind bei Neubauten auf Achsen anzulegen, die im gleichen Abstand oder paarweise angeordnet sein könnten. Gleicher Achsabstand Schaufenster sind so anzulegen, dass sie sich in die Gesamtfassade einfügen, d. h. zum Beispiel, dass sie sich auf die Fensterachsen beziehen und als stehende Formate ausgebildet werden sollten. Paarweiser Achsabstand Die Sockel sollten maximal 0,50 m hoch sein bzw. sich an der angrenzenden Bebauung orientieren. Sie können aus anderen Materialien als die Fassade bestehen. Integration von Schaufenster Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk Oktober 2001 Seite 25 von 45 7.1 GLIEDERUNG DER FASSADE Auch Neubauten können eine leichte Ausformulierung von Gesimsen aufweisen. Besonders auf die plastische Ausbildung der Traufgesimse ist zu achten. Plastische Gliederungselemente sollten nur bis zu einer Tiefe von höchstens 0,25 m vor- und zurückspringen, damit sie die Fassadenebene nicht in einzelne Teile trennt. Fassade ohne Gliederung Türöffnungen und Fensterstürze im Erdgeschoss sollten möglichst die gleiche Höhe haben. Balkone verbessern zwar erheblich die Wohnqualität, aber zur Straße sollten keine Balkons angebaut werden, weil es völlig untypisch ist. Fassade ohne Schmuckelemente Zu den Hofinnenseiten können die Fassaden freier gestaltet sein, wenn man in diese nicht von öffentlichen Flächen einsehen kann. MODERNISIERUNG Bei Modernisierung sollten alle Schmuckelemente der Fassade erhalten bleiben bzw. wieder in der Fassade dargestellt werden. Fassade mit Gliederung und Schmuckelementen Manche Fassaden wurden im Laufe der Zeit stark verändert. Eine Veränderung zur Ursprungsfassung würde sich oftmals positiv auswirken. Balkone dürfen bei Neuanbau nur zur Hofseite angebracht sein. Sie sind optisch zurückhaltend zu gestalten und sollten sich in die Fassade einfügen. Rückfassaden können freier gestaltet werden, wenn man diese von öffentlichen Flächen nicht sehen kann. Fassadenrückseite mit Balkone Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Oktober 2001 Seite 26 von 45 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk 7.2 MATERIAL UND FARBE ANALYSE Das Straßenbild wird geprägt durch die Art der Oberflächen, die durch Material, Struktur und Farbe bestimmt wird. MATERIAL Im Geltungsbereich befinden sich Fassaden mit Ziegelmauerwerk und verputzte, gestrichene Fassaden. Der Putz ist überwiegend feinstrukturiert. Fachwerkhäuser sind ausgemauert, verputzt oder mit sichtbarem Fachwerk versehen. Sondergebäude wie Kirche, Amtsgericht und Schule sind aus rotem Ziegelmauerwerk mit überwiegend weißer Putzornamentik errichtet worden. Alte historische Fenster sind aus Holz gefertigt. Sockel sind verputzt oder verklinkert vorhanden. FARBE Die typischen Fensterfarben sind weiß und braun. Die Farbigkeit der Fassaden reicht von weiß, gelb, grün über beige bis bräunlich. Haus - Gartenstraße Gesimse und Schmuckelemente sind häufig farbig abgesetzt. Sockel sind oft von der Fassade farblich abgesetzt. Dachflächen sind überwiegend mit roten bis rötlichbraunen, teilweise mit anthrazitfarbenen Ziegeln gedeckt. Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk Oktober 2001 Seite 27 von 45 7.2 MATERIAL UND FARBE NEUBEBAUUNG Bei Neubauten sind die Außenwandflächen vorzugsweise zu verputzen (zu verschlämmen, zu filzen) oder zu streichen. Putzflächen sind ungemustert, feinstrukturiert (Korngröße 3 mm) und ohne mineralisierter oder glänzender Oberfläche auszuführen. Unzulässig sind glänzende und spiegelnde Materialien aus Kunststoff, Metall o. ä.. Auch die Brandwandgiebel sind mitzuverputzen oder zu verkleiden. Mehr Farbigkeit kann das Stadtbild bereichern und aufwerten. Dabei sollten die Farben benachbarter Gebäude aufeinander abgestimmt sein. Daher sind die gewünschten Farben durch den Bauherren im Bereich folgender Farbpaletten des NCS-Systems, Edition 2, nachzuweisen. Die Fassaden sind mit einer Beschichtung von max. 20% Schwarzanteil und max. 40% Buntanteil auszuführen. Für Nebengebäude im rückwärtigen Bereich sind auch kräftigere Farben möglich. Sie unterliegen keiner Materialbeschränkung. Bei der Sockelgestaltung sollten keine Fliesen angewendet werden. Dächer können in ziegelroten bis rotbraunen und anthrazitfarbenen Tonziegeln oder Dachsteinen gedeckt werden. 3 Putzoberflächen Das Natural Color System (NCS) ist eines der am weitesten verbreiteten FarbSysteme der Welt. (Abb. Farbenkreis NCS oder Farbdreieck) Das Farbsystem besteht aus 1750 Farben, die gemäß den 6 Urfarben (Weiß, Schwarz, Gelb, Rot, Blau und Grün) und ihrem Schwarz- und Buntanteil geordnet sind (Darstellung in der Farbnummer). S 05 10 – Y 30 R 2.Edition 5%Schwarzanteil Gelb (mit 30% Rotanteil) 10% Buntanteil MODERNISIERUNG Vorzugsweise sollten Tondachziegel verwendet werden. Ansonsten gelten die Gestaltungsvorschläge für Neubauten. Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Oktober 2001 Seite 28 von 45 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk 7.3 FENSTER ANALYSE Fenster sind die „Augen“ einer Fassade. Die Größe, die Proportion, die Anzahl, die Anordnung und die Detailausbildung der Öffnungen prägen den Charakter des Hauses. FENSTERFORMEN UND -TEILUNG Alle historischen Fassaden haben als gemeinsames Grundelement Fenster mit stehend rechteckigen Formaten, oft auch mit Segmentbogen. Auftretende Fensterformen Ältere Fenster sind meist zwei- oder vierflüglig ausgeführt und haben ein Oberlicht mit vertikaler Teilung. Oft treten weitere Unterteilungen durch Sprossen auf. Historisch wurden Fenstersprossen als echte, glasteilende Sprossen ausgebildet (analog für Pfosten). Die Pfosten- und Sprossenteilung lässt die Fenster nicht als großflächige dunkle Höhlungen erscheinen, sie verstärkt die Gliederung der Fassade. Das historische Bild von geteilten Fenstern wird mehr und mehr durch ungeteilte Fenster aufgehoben. Neuere Fenster haben über einem einfachen oder doppelten Klappflügel ein Oberlicht und häufig auch gar keine Unterteilungen mehr. Im Drempelgeschoss treten anstatt rechteckige Formate auch quadratische Fensterformate auf. Manche Fenster sind noch mit Fensterläden ausgestattet. Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk Oktober 2001 Seite 29 von 45 7.3 FENSTER MATERIAL Die Rahmenhölzer alter historischer Fenster sind handwerklich filigran ausgeführt. Rahmenhölzer „moderner“ Fenster sind gegenüber historischen Vorbildern erheblich breiter geworden. Sie besitzen undifferenzierte und glatte Flächen. VERHÄLTNIS WAND/ÖFFNUNG Das Verhältnis der Öffnungen zur geschlossenen Wandfläche ist ausgewogen. Der Öffnungsanteil liegt bei ca. 30 % der Fassadenfläche. NEUBEBAUUNG Fensteröffnungen sind als stehendes Format zu gestalten. Dabei sollte die Höhe größer sein als das 1,2-fache der Breite. Bei Neubauten ist eine Aufteilung der Fensterflächen vorzunehmen. Bei einer Breite > 0,90 m sollte das Fenster vertikal durch Pfosten und ab einer Höhe von 1,30 m mit Kämpfern unterteilt werden. Weitere Unterteilungen können durch Sprossen vorgenommen werden. Sprossen bestehen aus einer Leiste und teilen die Glasfläche in zwei einzelne Scheiben. Der Ersatz einer kaputten Scheibe ist dadurch z. B. einfacher. Dadurch kann die Teilung in Erscheinung treten, d. h. dass aufgeklebte oder innenliegende Sprossen nicht angewendet werden sollten, da sie für die Gestaltung der Fenster nicht wirksam werden. Fensterteilung Vertikale Teilung ab B > 0,90 m Horizontale Teilung ab H > 1,30 m Ausnahmen für die Fensterteilung bilden Sonderbauten, d. h. Gebäude mit wichtigem öffentlichem Interesse. Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Oktober 2001 Seite 30 von 45 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk 7.3 FENSTER Fenster aus Kunststoff sollten wegen der breiteren Profile vermieden werden. Die Fenster sollten in der Regel mindestens 0,10 m tief in der Fassade liegen, um die plastische Wirkung zu erhöhen. Fenstersturz und Fensterbank können besonders gestaltet werden, um die horizontale Wirkung der Fassade zu verstärken. Der Übergang Fenster zur Fassadenfläche kann durch ein leicht profiliertes Gesims, Fenstereinrahmungen oder Faschen hergestellt werden. Beschreibung Fenster Höhe ist das 1,2-fache der Breite Die Gliederungselemente können bei hellem Putz der Außenwand farbliche Akzente setzen. Dunklere oder intensiver farbige Putze der Außenwand sollten nur helle bis weiße Ornamente erhalten. Gewölbtes Glas, reflektierende Sonnenschutzgläser und Glasbausteine sollten in Fenstern nicht verwandt werden. Weiterhin sind metallisch glänzende oder strukturierte Oberflächen von Fensterrahmen unzulässig. Rolllädenkästen sollten nicht auf der Fassade angebracht werden. Es werden Klappläden empfohlen. Sollten dennoch Rollläden gewünscht werden, so sollten diese innerhalb des Gebäudes angebracht werden. Fenster mit Fensterläden Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk Oktober 2001 Seite 31 von 45 7.3 FENSTER MODERNISIERUNG Die vorhandenen Fensteröffnungen sind beizubehalten bzw. gemäß dem historischem Vorbild wieder zu ergänzen. Die Schmuckelemente (Gesims, Faschen) um die Fenster sind zu erhalten oder wiederherzustellen. Sie können farblich von der Fassade abgehoben werden. Vielfalt von Fenstereinfassungen Speziell die Fensterbank und der Sturz können hervorgehoben werden. Bei Modernisierungen ist die historische Fensterteilung beizubehalten oder wiederherzustellen, d. h. Fenster breiter 0,90 m und höher 1,30 m sind vertikal bzw. horizontal zu gliedern und mehrflüglig auszubilden. Es wird empfohlen, nur Fenster aus Holz einzubauen. Die Unterteilung der Fensterflügel kann durch Sprossen erfolgen. Sprossen bestehen aus einer Leiste und teilen die Glasfläche in zwei einzelne Scheiben. Dadurch kann die Teilung optisch in Erscheinung treten, d.h. dass aufgeklebte oder innenliegende Sprossen nicht angewendet werden sollen, da sie für die Gestaltung der Fenster nicht wirksam werden. Gewölbtes Glas, reflektierende Sonnenschutzgläser und Glasbausteine in Fenstern sollten nicht verwandt werden. Metallisch glänzende oder strukturierte Oberflächen von Fensterrahmen, -pfosten und -sprossen sind bei Modernisierungen ebenfalls nicht vorzusehen. Fenstereinfassung - Baustraße Außen auf der Fassade sollten keine Rollläden und Rolllädenkästen angebracht werden. Besser wäre es, die Fenster mit Klappläden zu versehen. Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Oktober 2001 Seite 32 von 45 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk 7.4 TÜREN/TORE ANALYSE Die Türen und Tore sind ein besonderes Schmuckelement der Fassaden. Sie wurden mit viel Ideenreichtum von Tischler, Schlosser, Maler und Glaser gefertigt. Es ist wichtig die Türen zu erhalten, denn durch sie wird der Charakter eines Hauses geprägt. Die Türen und Tore im Geltungsbereich sind meist zweiflüglig und besitzen fast immer ein Oberlicht. Es gibt Türen mit rechteckigem Oberlicht, mit einem Segment- oder Rundbogen. Das Oberlicht ist fast immer symmetrisch durch Sprossen unterteilt. Alte aber auch neue Türen sind handwerklich gefertigte Holztüren und facettenartig gegliedert. Es gibt neuerdings leider auch neue Kunststofftüren. Bei historischen Holztüren sind nur die Oberlichter verglast. Historische Tür - Mühlenstraße Die Türen liegen oft außermittig in der Fassade. Die Farbgebung der Türen ist sehr unterschiedlich - vor allem braun, weiß oder auch grün. Die Tür liegt tiefer in der Fassade als die Fenster, um die plastische Wirkung zu steigern. Türgesimse und Stürze sind farblich abgesetzt. Historische Tür - Große Kirchenstraße Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk Oktober 2001 Seite 33 von 45 7.4 TÜREN/TORE NEUBEBAUUNG Eingangstüren sollten als besonderes Schmuckelement in der Fassade gestaltet sein. Neue Türen sollten sich an alten Formen orientieren. Als Material für Türen und Tore wird Holz empfohlen. Die Farbe der Türen sollte mit der der Fenster und Fassade abgestimmt sein. Der Übergang von Tür zu Fassade kann durch Gesimse oder Türeinrahmungen hervorgehoben werden. Türen und Tore sollten höchstens 0,25 m tief in der Fassade liegen. Der Glasanteil bei Türfüllungen sollte höchstens 30 % betragen. Die Füllungen sind symmetrisch zu gestalten. Glasflächen in Türen, die höher als 1,30 m sind, sollten unterteilt werden. Metallisch glänzende Oberflächen von Türen und Tore sind untypisch. Außerdem sollten gewölbtes Glas und Glasbausteine in Türen vermieden werden. Neue Tür - Baustraße MODERNISIERUNG Vorhandene historische Türen mit ihren Schmuckelementen sind nach Möglichkeit zu erhalten und aufzuarbeiten. Der Glasanteil bei Türfüllungen sollte max. 30 % betragen. Füllungen sollen symmetrisch gegliedert werden. Glasflächen, die höher als 1,30 m sind, müssen unterteilt werden. Metallisch glänzende Oberflächen von Türen und Tore und gewölbtes Glas und Glasbausteine in Türen sind untypisch und sollten daher nicht verwandt werden. Neue Tür – Grünstraße Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk Oktober 2001 Seite 34 von 45 8. DACH 8.1 DÄCHER/DACHAUFBAUTEN Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Oktober 2001 Seite 35 von 45 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk 8.1 DÄCHER/DACHAUFBAUTEN ANALYSE Bei den historischen Gebäuden sind Dachaufbauten, wenn vorhanden, oft nur klein ausgebildet. Dadurch wirkt die Dachfläche sehr geschlossen und ruhig. Dieser Eindruck sollte nicht durch übergroße und zu viele Dachaufbauten gestört werden. DACHFORMEN Sattel-, Walm-, Krüppelwalm- und Pultdach sind die am häufigsten vorkommenden Dachformen. Pultdächer sind vor allem bei alten Backsteingebäuden und das Berliner Dach (asymmetrisches Satteldach) bei den Gebäuden aus der Gründerzeit zu finden. Vorherrschend bei der Berliner Dachform ist Eindeckung des rückwärtigen flachen Bereiches mit Dachbahnen. Die Dachneigungen bei Satteldächern sind sehr unterschiedlich. Sie variieren von 25 -55°. DACHAUFBAUTEN/DACHEINSCHNITTE Im Geltungsbereich sind vor allem Giebel- und Schleppgauben vorhanden. Seltener treten Fledermaus-, Walm- oder Spitzgauben auf. Liegende Dachfenster sind für das historische Stadtbild untypisch, aber werden heutzutage immer häufiger eingebaut, dadurch wird die Dachlandschaft „unruhig“. Dachformen Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk Oktober 2001 Seite 36 von 45 NEUBEBAUUNG ALLGEMEIN Um die Grundform des Daches nicht zu stören, müssen Dachaufbauten, wie Gauben und Dachflächenfenster ausreichend Abstand zu Traufgang, Ortgang und First einhalten. Der Abstand untereinander, vom Traufgang und First sollte größer als 1,00 m und vom Ortgang größer als 1,30 m sein. Die Dachaufbauten sollten sich auf die Fenster- oder Gebäudeachsen beziehen. Die Dachaufbauten sollten nur in einer Ebene je Dach errichtet werden. In einer 2. Reihe (zur Belichtung und Belüftung des Spitzbodens sind nur Dachluken (max. 0,25m²) vorzusehen. Vorzugsweise sind die Dächer als symmetrische Satteldächer mit Dachneigungen von 38-48° auszubilden. Dachaufbauten sollten möglichst als Gauben ausgeführt werden. Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Oktober 2001 Seite 37 von 45 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk 8.1 DÄCHER/DACHAUFBAUTEN MATERIAL Im Geltungsbereich sollten ziegelrote bis rotbraune, anthrazitfarbene und nicht glänzende Tondachziegel oder Dachsteine verwendet werden. Bei Berliner Dächern ist es typisch, den rückwärtigen Dachteil mit der flacheren Neigung mit Dachbahnen einzudecken. DACHAUFBAUTEN Um die „Ruhe“ einer Dachfläche zu erhalten, sollten an einem Gebäude nur Gauben eines Types (z. B. Schleppoder Giebelgauben) errichtet werden. Die Breite der Einzelgaube sollte 1,25 m und die Höhe 1,60 m nicht überschreiten. Die Gesamtbreite der Dachflächenfenster sollte maximal 40 % der Firstlänge betragen. DACHFLÄCHENFENSTER Dachflächenfenster sind Öffnungen zur Beleuchtung und Belüftung des Dachraumes. Um ein Aufreißen der Dachfläche zu verhindern, sollte ein Fenster nicht größer als 1,30 m² sein. ANTENNEN/SATELITEN Antennen und Satelitenanlagen sollten nicht an Fassadenflächen montiert werden, sondern unter dem Dach. Bei nicht vermeidbarer Anbringung auf dem Dach sollten sie möglichst nur auf der von der öffentlichen Verkehrsfläche abgewandten Dachseite (mindestens 2,00 m unter dem First) angebracht werden. Gaubenarten Leitungen sollten nicht frei und nicht sichtbar auf den Fassaden angebracht sein. MODERNISIERUNG Bei Modernisierungen gelten die Gestaltungsvorschläge für Neubauten. Antennen und Sattelitenanlagen Löcknitzer Straße Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Proj.-Nr.: 109/99 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk Oktober 2001 Seite 38 von 45 9. DETAILS 9.1 SCHAUFENSTER 9.2 VORDÄCHER/MARKISEN 9.3 WERBEANLAGEN 9.4 EINFRIEDUNGEN/VORGÄRTEN Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Oktober 2001 Seite 39 von 45 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk 9.1 SCHAUFENSTER ANALYSE Kaufleute wollen große Schaufenster. Doch die Fenster müssen auch in die Fassade passen. Deshalb sind Schaufenster so zu gestalten, dass sie sich in Form, Größe, Material und Farbe in die Gesamtfassade einfügen. Schaufenster sind oft zu groß, so dass die Erdgeschosszone aufgerissen erscheint. Weiterhin beziehen sich manche nicht auf die Fensterachsen der Obergeschosse. NEUBEBAUUNG Die Gliederung des Erdgeschosses mit Schaufenstern sollte auf die Fassadengliederung der Obergeschosse bezogen sein. Schaufenster zu groß - EG aufgerissen Schaufenster sollten sich an der Größe der Fenster in den darüber liegenden Geschossen orientieren.Sie sollen die Breite der darüberliegenden Fenster nicht überschreiten. Sie dürfen maximal so breit wie ihre Höhe sein. So sollten Glasflächen, die breiter als 2,00 m sind, durch Pfosten symmetrisch unterteilt werden. Sind sie höher als 2,50 m, sollte eine Unterteilung durch Kämpfer erfolgen. Schaufenster sollten auch plastisch gegliedert sein (d. h. Rahmen mit Profil, Mindestlaibung 0,10 m). Reihungen von Schaufenstern sollten durch Pfeiler unterbrochen sein, um Bezug auf das gesamte Gebäude zu nehmen. Diese sind mindestens 0,40 m breit auszubilden. Zwischen Gebäudekante und Schaufenster muss mindestens ein Abstand von 0,50 m sein. Schaufenster fügen sich in die Gesamtfassade ein (Achsen) - Grünstraße Eine metallische Oberfläche von Schaufensterrahmen, -pfosten und -sprossen sollte vermieden werden. MODERNISIERUNG Bei Modernisierung gelten die Gestaltungsvorschläge für Neubauten. Fläche für Schaufenster Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk Oktober 2001 Seite 40 von 45 9.2 VORDÄCHER/MARKISEN ANALYSE Es werden Einrichtungen über Schaufenstern und Eingängen zum Schutz vor Wind, Wetter und Sonneneinstrahlung benötigt. Markisen und Vordächer müssen in Größe, Form und Farbe auf die Fassadengliederung abgestimmt sein. Vereinzelt stehen Vordächer an Eingängen. Es sind noch einige historische Markisen über Schaufenstern erhalten. Heute werden auch Markiseletten verwendet. Sie bestehen wie Markisen aus Stahlrahmen und textilem Material. NEUBEBAUUNG Vordächer und Markisen sollten die Gliederungs- und Schmuckelemente nicht überschneiden oder verdecken. Flächen für Markisen und Vordächer Markisen sollten nur im Erdgeschoss angebracht werden. Um den Gesamteindruck des Gebäudes zu bewahren, sollten bewegliche Sonnenschutzdächer und Markisen nicht mehr als 1,20 m auskragen, sie sollten seitlich offen sein und von Gebäudekanten mindestens 0,50 m Abstand halten. Markisen könnten ca. 20 % breiter als die einzelnen Schaufenster ausgebildet sein. Bespannungen von Markisen sollten aus textilem Material sein. Glänzende Materialien sollten nicht verwandt werden. Vordächer sollten nicht mehr als 1,00 m auskragen. Markise über Schaufenster Sicherheitseinrichtungen, wie Rollgitter sollten nicht außen auf die Fassade angebracht werden. MODERNISIERUNG Bei Modernisierungen gelten die Gestaltungsvorschläge für Neubauten. Markisen und Vordächer über Schaufenster und Eingängen Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Oktober 2001 Seite 41 von 45 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk 9.3 WERBEANLAGEN ANALYSE Häufig gibt es gestalterische Konflikte zwischen Werbeanlage und Fassade. Werbung muss sein, aber die Werbeanlagen sollen sich der Architektur des Gebäudes unterordnen und nicht beliebig groß und aufdringlich angebracht werden. Werbeschriftzüge sind horizontal über den Schaufenstern angebracht. Früher waren sie als Einzelbuchstaben auf die Fassade oder einem farblich abgehobenen Feld aufgemalt. Heute werden häufig Lichtwannen verwendet. Gelegentlich befinden sich vor und an Gebäuden zu viele Schilder. Oder es gibt störende Plakate und Schilder direkt an den Schaufenstern. NEUBEBAUUNG Historische Werbeanlagen Werbeanlagen sollten so gestaltet sein, dass Form, Maßstab, Anbringungsort, Material und Farbe die Einheit der Fassade nicht beeinträchtigen und wesentliche Fassadenelemente nicht verdecken oder überschneiden. Werbeanlagen sollten grundsätzlich nur im Bereich des Erdgeschosses und unterhalb der Fenster des 1. Obergeschosses angebracht werden. Werbeanlagen bestehen in der Regel aus Einzelbuchstaben, die direkt und ohne Grundplatte auf oder vor der Fassade angebracht sind. Sie sollten aber nicht mehr als 0,10 m vorspringen. Flächen für Werbeanlagen Einzelbuchstaben auf einer gemeinsamen Grundplatte sollten nur dann verwandt werden, wenn die Platte nicht länger als zwei Fensterfelder des Obergeschosses ist. Zwischen Gebäudekante und Werbeanlage sollte ein Abstand von mindestens 0,50 m bleiben. Werbung an Gebäuden Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk Oktober 2001 Seite 42 von 45 9.3 WERBEANLAGEN Die maximal zulässige Länge der Werbeanlage sollte 50 % der Fassadenbreite, jedoch nicht mehr als 5,00 m betragen. Die maximal zulässige Höhe der Schriften sollte 0,30 m betragen, einzelne Zeichen können bis zu 0,40 m hoch sein. Aushängeschilder sollten nur im Bereich der Erdgeschosszone bis zur Unterkante Brüstung der Obergeschosszone angebracht werden. Sie sind individuell gestaltet als transparente Berufs- und Gewerbeschilder, die bis zu 1,00 m gegenüber der Fassadenfläche auskragen, möglich. Höhe von Schriften Werden in einem Gebäude mehrere Leistungen angeboten, so wird empfohlen, die Werbeanlagen nach einem gemeinsamen Motiv bzw. mit gleichem Schrifttyp zu gestalten. Freistehende Werbeanlagen sollten als ortsuntypisch nicht aufgestellt werden. Werbeanlagen sollten nicht auf Markisen und Vordächer angebracht werden. Aushängeschilder Beleuchtete Werbeanlagen sollten nur als angeleuchtete Schriften, Tafeln und hinterleuchtete Einzelbuchstaben oder Zeichen verwandt werden. Die Beleuchtung muss blendfrei ausgeführt werden. Lichtwerbung in grellen Farben, mit wechselndem oder bewegtem Licht sollten in der Altstadt vermieden werden. Leuchtstoffröhren und -wannen, die größer als 0,50 m² sind, sollten nicht angebracht werden. Aushängeschild - Ringstraße MODERNISIERUNG Bei Modernisierung gelten die Gestaltungsvorschläge für Neubauten. Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Oktober 2001 Seite 43 von 45 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk 9.4 EINFRIEDUNGEN/VORGÄRTEN ANALYSE Einfriedungen, z. B. Zäune oder Mauern, sind Teil der Straße und für jeden Vorbeikommenden sichtbar. Sie sollten in die Straße passen, aber auch zum Gebäude. Einfriedungen sollten ortstypisch sein. ALLGEMEIN In Pasewalk sind vor allem Zäune vorhanden. Seltener sieht man Hecken oder Mauern. Einfriedungen sind vor allem bei Einzelhausbebauungen vorhanden (Ring-, Garten-, Haußmannstraße). Auf den Grundstücken, besonders im Verlauf der Stadtmauer (Ring-, Gartenstraße), sind begrünte Vorgärten vorhanden. einfacher Holzzaun mit Sockel aus Beton oder Mauerwerk Man findet sehr viele verschiedene Zaunarten. Am häufigsten kommen einfache und massive Holzzäune, Zäune aus Drahtgeflecht und Schmiedezäune vor. Bretterzäune in massiver Bauweise wurden entlang der Ringstraße im Verlauf der Stadtmauer errichtet. Kopfformen von Latten Die Zäune besitzen oft einen Betonsockel oder auch Betonpfeiler. Die Latten sind mit oder ohne Abstand an die Pfosten angebracht. Sie haben verschiedene Kopfformen. MATERIAL UND FARBE Bei den einfachen Holzzäunen sind die Latten aus Holz und die Pfosten aus Stahl, Beton, Mauerwerk oder Holz. Alter Kunstschmiedezaun - Wilhelmstraße Historisch wurden die Zäune in der Kunstschmiede hergestellt. Die Pfosten und Stäbe sind verziert. Holzzäune sind meist braun gestrichen oder natur belassen. Heute werden auch weiße Zäune aufgestellt. Die Zäune aus Draht gibt es mit verschiedenen Geflechten. Das Draht ist meist mit grünem Kunststoff überzogen. viereckig sechseckig Drahtgeflechte Wellengitter Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk Oktober 2001 Seite 44 von 45 9.4 EINFRIEDUNGEN/VORGÄRTEN NEUBEBAUUNG VORGÄRTEN Vorgärten grenzt man meist zum Bürgersteig hin ab. Es sollten aber keine hohen Bäume und Einfassungen verwendet werden (siehe Einfriedungen). Die Vorgärten sollte man gärtnerisch mit einheimischen Gewächsen und Gehölzen gestalten. Hauseingänge kann man durch einheimische Solitärsträucher oder -bäume betonen. Auch die Hauswände können mit Klettergehölzen, wie z. B. Efeu (Hedera helix), Geißblatt (Lonicera caprifolia), Waldrebe (Clematis in Sorten) oder Kletterrosen (Rosa in Sorten) begrünt werden. einfacher Holzzaun mit Pfeilern aus Mauerwerk - Wilhelmstraße Der Vorgartenbereich sollte kein Lagerplatz oder Stellplatz für Mülltonnen sein. EINFRIEDUNGEN Als Umgrenzungen von Ihrem Grundstück können Sie Zäune oder standortgerechte Hecken verwenden. Man sollte aber vom Fußweg aus in die Vorgärten einsehen können. Deshalb ist zu empfehlen, die Zäune und Hekken zur Straßenseite niedrig zu halten. Optimal wäre eine Höhe bis 1,00 m. Bei Laubhecken werden zusätzlich innenliegende Drahtzäune bis zu 1,00 m Höhe verwendet. Holzzaun mit Holzpfeilern- Gartenstraße An den Seite und im hinteren Bereich können die Einfriedungen höher sein bis zu 1,50 m. Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH, August-Bebel-Straße 29, 17389 Anklam, Tel. 03971/21 04 88, Fax 83 30 40 Oktober 2001 Seite 45 von 45 Gestaltungsfibel Altstadt Pasewalk 9.4 EINFRIEDUNGEN/VORGÄRTEN Als Heckeneinfassungen können z. B. Buchsbaum (Buxus sempervirens), Dentzie (Dentzia gracilis) oder Zierquitte (Chanenomeles japonica) verwendet werden. Holz oder Schmiedeeisen sollte für Zäune als Material verwendet werden. Draht- und Lamellenzäune sollten nicht zur Straßenseite aufgestellt werden. Sie können das Grundstück zur Seite oder nach hinten begrenzen. Gartentür aus der Kunstschmiede Die Farbe des Zaunes sollte in die Straße und zum Haus passen. MODERNISIERUNG Alte Zäune, vor allem die Kunstschmiedezäune, sollten erhalten bleiben. Sie können kunstvoll oder schlicht gearbeitet sein, sollten sich aber in ihrer Farbigkeit dem Haus anpassen. Für Vorgärten und Einfriedungen gelten die Gestaltungsvorschläge für Neubauten. Schmiedezaun - Gartenstraße Ingenieurbüro D. 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