23.07.2015 Das MILESTONE – Projekt: Übergänge auf dem Prüfstand Ulrike M.E. Schulze Wie können Übergänge in der Versorgung psychisch kranker junger Menschen besser funktionieren? Eine interdisziplinäre Herausforderung 22. Juli 2015 1 23.07.2015 Hintergründe Junge Menschen weltweit – mit durch psychische Erkrankungen belastet Gore et al. 2011 2 23.07.2015 DALY – zu verstehen als „krankheits- bzw. behinderungsbedingter Verlust von Lebensjahren“ • Hauptgründe für krankheitsbedingte Einschränkungen in der Altersgruppe der 10-24Jährigen: neuropsychiatrische Erkrankungen (45%), gefolgt von unbeabsichtigten Verletzungen (12%) sowie infektiösen und parasitären Erkrankungen (10%) • psychische Erkrankungen: unipolare Depression, Schizophrenie, Bipolare Störung, Alkohol-assoziierte Störungen, selbstverletzendes Verhalten Adoleszenz als kritische Lebensphase Obwohl die meisten Teenager den Übergang von der kindlichen Abhängigkeit hin zu einem Dasein als eigenständiges Mitglied der Gesellschaft erfolgreich meistern, stellt die Phase der Adoleszenz eine Zeit des erhöhten Auftretens verschiedener Arten psychiatrischer Erkrankungen dar (Giedd et al. 2008). 3 23.07.2015 Psychiatrische Störungsbilder – Erstmanifestationszeitpunkte Wie viel Wissen um neurobiologische Hintergründe des Entstehungszeitpunkts psychiatrischer Störungsbilder liegt bisher vor? Epidemiologie 4 23.07.2015 BELLA-Studie – http://www.bella-study.org Ansatzpunkte zur Förderung der psychischen Gesundheit - Ravens-Sieberer et al. 2007, Sauer et al. 2014 usw. Untersuchung von Kindern und Jugendlichen (Zufallsauswahl) im Alter zwischen 0 und 17 Jahren und deren Eltern aus 167 deutschen Städten und Gemeinden (Welle 3: Aufnahme von neuen Teilnehmern aus allen Altersgruppen: 3-23 J.): Entwicklungsverläufe psychischer Auffälligkeiten von der Kindheit und Jugend bis hin zum Erwachsenenalter, Identifikation von Risiko- und Schutzfaktoren psychischer Auffälligkeiten sowie Inanspruchnahme von Versorgungsangeboten des Gesundheitssystems • Ergebnisse: 22% der Kinder- und Jugendlichen zwischen 7 und 17 Jahren zeigten Zeichen allgemeiner psychischer Probleme • Störung des Sozialverhaltens: 8% • Depressivität: 5% • Ängste: 10% • ADHS: 2% Zum Verlauf einiger Störungsbilder 5 23.07.2015 TRAILS-Studie - Niederlande N=1.584 Kinder/Jugendliche im Alter von 11 (Baseline; CBCL) bzw. 19 Jahren (CIDI) Angststörungen am häufigsten, jedoch am wenigsten stark ausgeprägt, affektive und Verhaltensstörungen weniger häufig, höherer Schweregrad; Wiederauftreten/Chronifizierung v.a. bei affektiven und Angststörungen. Mütterl. psychosoz. Beeinträchtig. kindliche Verhaltensstörungen Adoleszente in den USA – Kessler et al. (2012) • Befragungen zu Prävalenz, Schweregrad, Komorbidität • N = 10 148 Jugendliche (13-17 Jahre; Interviews) sowie jeweils ein Elternteil (Fragebögen) • Ein-Jahres-Prävalenz über sämtliche psychische Störungen: 40,3% • hohe Komorbidität: 27,9% (durchschnittlich 3,5 Erkrankungen) • schwere emotionale Beeinträchtigung: 18,8% • häufig primäre (vorübergehende) phobische Störungen anderen Erkrankungen vorausgehend Präventionsansatz 6 23.07.2015 N=1943 8 Erhebungszeitpunkte (15,5-29,1Jahre) • längere Erkrankungsdauer während Adoleszenz = wichtigster Prädiktor für Erkrankung im Erwachsenenalter • weitere assoziierte Faktoren: weibliches Geschlecht, elterliche Trennung oder Scheidung • es besteht Grund optimistisch zu sein: frühe Interventionen präventiv wirksam? Psychische Störungen im Jugendalter – Verlauf und Prognose • Angststörungen: ausgeprägter Entwicklungsaspekt, Sonderstellung der sozialen Phobie, frühes Auftreten häufig mit einem chronischen Krankheitsverlauf assoziiert, Risiko einer komorbiden depressiven Erkrankung / von Substanzmissbrauch (Paus et al. 2008; Schulze et al. 2009) • Depressive Störungen: kritische Lebensereignisse als prämorbide Risikofaktoren (Essau et al. 2000), schlechte Prognose eher bei Auftreten in oder nach der Pubertät (Fombonne et al. 2002; Kölch & Freyberger 2009) • Essstörungen: hohe Komorbiditätsraten, ca. 50% „Heilung“, sehr schwere chronische Behandlungsverläufe • ADHS: hohe Persistenz (ca. zwei Drittel), zu wenig strukturierte Leitlinien zur „Übergabe“ zwischen den Systemen (Hall et al. 2013) • Suchtstörungen: hohe Komorbidität, „Intervallbehandlungen“ mit mehreren Aufnahmen bis zu 60% Erfolge, eher bezüglich der sozialen Wiedereingliederung , weniger im Hinblick auf Abstinenz (Schepker 2002) 7 23.07.2015 Warum bleibt nun was zu tun? Fakten und Erkenntnisse Rund die Hälfte aller psychiatrischen Störungen hat ihren Beginn im Teenager-Alter (Jones 2013), d.h. ist mit 14 Jahren manifest, nahezu alle im Alter von 24 Jahren. Ersterkrankungen (Mediane; Kessler et al. 2005): • Angststörungen: 6 Jahre: Behandlungsverzögerung bis zu 15 Jahren • Verhaltensstörungen: 11 Jahre • affektive Störungen: 13 Jahre: Behandlungsverzögerung bei Depressionen > 5mal so lang wie bei Erwachsenen (D=12,9 Jahre) ! • Suchterkrankungen: 15 Jahre Sie werden also häufig sehr spät diagnostiziert und behandelt, beeinträchtigen vor allem im Falle einer Chronifizierung die Lebensqualität und erschweren wichtige Entwicklungsschritte im Jugend- und frühen Erwachsenenalter. 8 23.07.2015 Dem gegenüber steht: Fakten und Erkenntnisse II Wie ein Review von WHO-Studien ergab, sind entsprechend der Wahl der Stichprobe und der Erkrankungsart 30-78% aller Erwachsenen, die an einer manifesten psychiatrischen Erkrankung leiden, unbehandelt (Thornicraft 2007). Deutschland gehört noch nicht zu den 7% aller Länder, in denen spezifische Behandlungsstrukturen zur Prävention psychischer Erkrankungen bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen verlässlich vorliegen („Early Intervention Services“; Karow et al. 2013). In den meisten entwickelten Ländern existieren keine kontinuierlichen Behandlungsangebote an der Schnittstelle zwischen Kinder- und Jugendpsychiatrie und Erwachsenenpsychiatrie (25% KJP/50% EP: keine Unterstützung) Behandlungsabbrüche (Costello et al. 2005; Singh et al. 2009; Karow et al. 2013). Early Intervention Services (EIS) – Prävention – Karow et al. 2013 Populationsbezogene Früherkennungs- und Behandlungsnetzwerke (z.B. in den USA, Kanada, Dänemark, England, Norwegen): Aufgaben: Verbesserung der Service-Inanspruchnahme, Verkürzung der Behandlungsverzögerung, Aufklärungs- und Entstigmatisierungsmaßnahmen, Fortbildungsprogramme, Verbesserung der Früherkennung („clearing“) und der Erstbehandlung (z.B. bei schizophrenen Psychosen) Effizienz: niedrigere Gesamtkosten, geringere Inanspruchnahme von NotfallBehandlungen, geringere Inanspruchnahme von rehabilitativen Einrichtungen, niedrigere Kosten durch verkürzte Behandlungsverzögerung, verbesserter Arbeitsstatus mit weniger Arbeitsausfällen • Einbindung aller für Früherkennung und Behandlung wichtiger Institutionen und Personen (Beratungsstellen, Jugendhilfe, schulpsychologische Dienste, Schulen, Hausärzte, Psychiater, Kinder- und Jugendpsychiater…) • Vereinbarung von Regeln der Überweisung und der gemeinsamen Behandlung gemäß spezifischer Qualitätssicherungsstandards • Fach-, alters- und diagnoseübergreifende Zusammenarbeit (gemeindenah und jugendfokussiert in Aufbau und Inhalt): Kinder- und Jugendpsychiatrie, Erwachsenenpsychiatrie, Psychosomatik, z.B. Bildung von Triage-Teams (fachübergreifend, 24h: mobile Früherkennung, häusliche Krisenintervention…), ambulante Früherkennung und Erstbehandlung (psychologisch, psychiatrisch, somatisch), Implementierung und Inanspruchnahme von störungsspezifischen ambulanten Behandlungsangeboten 9 23.07.2015 Mögliche Schlussfolgerungen • Die frühe Erkennung und Behandlung könnten dahingehend hilfreich sein, den Schweregrad der Ersterkrankungen abzumildern und einer Manifestation von Sekundärerkrankungen entgegenwirken (Kessler et al. 2007). • Übergänge sollten möglichst individuell, gleichzeitig strukturiert und effizient gestaltet werden. • Das Ergebnis eines Reviews zum Thema durch Paul et al. (2014) ergab jedoch: • einen Mangel an qualitativ hochwertiger Evidenz in Bezug auf Modelle der Übergangs-Versorgung sowie • die Notwendigkeit der Entwicklung von Programmen, die den vielschichtigen Bedürfnissen in der Behandlung “angehender Erwachsener” gerechter werden. • Darüber hinaus sollten Lücken zwischen Regelwerk und Praxis geschlossen und zugängliche, annehmbare, responsive, altersangemessene Zugangswege geschaffen werden. Das MILESTONE-Projekt 10 23.07.2015 http://milestone-transitionstudy.eu MILESTONE – Übergänge – Überlegungen • Aktuell: überwiegend klare Trennung zwischen der psychiatrischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen und der psychiatrischen Versorgung von Erwachsenen • Diskontinuität im Übergang von Versorgung möglicherweise mit negativen Auswirkungen auf die Gesundheit und das Potenzial dieser Altersgruppe große sozioökonomische und gesellschaftliche Herausforderung für die EU • weltweit Sorge dahingehend, dass junge Menschen in dieser Übergangsphase „auf der Strecke bleiben“ 11 23.07.2015 Übergänge – psychisch kranke junge Erwachsene (Singh et al. 2010) N=154 Evaluation des Übergangsprozesses, der outcomes sowie Erfahrungen von Patienten und Sorgeberechtigten in U.K. (London, West Midlands; Teil der TRACK-Studie) 1. Übergang in die erwachsenenpsychiatrische Versorgung bei 90 Patienten 2. Höhere Wahrscheinlichkeit bei schweren psychischen Störungen, medikamentöser Behandlung 3. Durchweg positive Erfahrungen nur bei 5% MILESTONE - Hintergründe The research leading to these results has received funding from the European Community‘s Seventh Framework Programme (FP7/2007– 2013) under grant agreement n° 602442 12 23.07.2015 Europäischer Kontext • sehr wenig Forschung (Ausnahmen: UK, Irland, Italien, Frankreich) • wenig Informationen zu Prozess, Verläufen, Erfahrungen bei Übergängen in unterschiedlichen Gesundheitssystemen z.B. existieren Leitlinien zu Übergängen? • Ist die Schnittstelle zwischen KJP und EP überall problematisch? • europaweit unterschiedliche Altersgrenzen zwischen 16 und 21 Jahren, bestimmt durch Betreuungskapazitäten und begrenzungen • öffentliche / private Zugänge • enorme Unterschiede in der Qualität der Versorgung The research leading to these results has received funding from the European Community‘s Seventh Framework Programme (FP7/2007– 2013) under grant agreement n° 602442 Ziel von MILESTONE – Managing the Link and Strengthening Transition from Child to Adult Mental Health Care – in Europa * übergeordnetes Ziel sollte ein flexibles Betreuungssystem sein, welches sich nicht an starre Altersgrenzen hält, sondern an den individuellen Bedürfnissen der jungen Menschen orientiert Übergänge von der kinder- und jugendpsychiatrischen zur erwachsenenpsychiatrischen Versorgung in verschiedenen Gesundheitssystemen verstehen und verbessern* The research leading to these results has received funding from the European Community‘s Seventh Framework Programme (FP7/2007– 2013) under grant agreement n° 602442 13 23.07.2015 MILESTONE Partner University College Dublin, NUID University of Warwick Yulius Academy S. Singh, M. Paul, D. Wolke, S. Gates, J. Madan, C. Street, H. Tuomainen, P. Tah, J.Parker A. Maras, A. van Gool, G. Faber, L. Efstathopoulou, L. Vreeke Erasmus University Medical Centre F. McNicholas, B. Gavin, N. McNamara, L. O’Hara F. Verhulst, G. Dieleman, S. Gerritsen KCL, IOP University of Ulm P. Santosh, R. Ahmed, I. Rathwall, B. Clark, L. Adams, M. Votsi U. Schulze, S. Aslan, M. Saam, U. Breuninger, F. Keller, J.M. Fegert HealthTracker Ltd. Augsburg: M. Noterdaeme P. Santosh, N. Penkov, H. Furse, P. Gringras, A. Kolozsvari Weissenau: R. Schepker, B. Williams concentris Katholieke Universiteit Leuven A. Wohner, A. Schwalber S. Tremmery, M. Danckaerts Centre Hospitalier Universitaire de Montpellier D. Purper-Ouakil, N. Franc, A. Schandrin, F. Russet IRCCS Fatebenefratelli Brescia G. de Girolamo, S. Palazzi, E. Caffo, M. Riello, J. Dagani, V. Candini, G. Signorini University Hospital of Split T. Franić, S. Krnić, R. Roje, Ž. Karin, N. Davidovic The research leading to these results has received funding from the European Community‘s Seventh Framework Programme (FP7/2007– 2013) under grant agreement n° 602442 MILESTONE – wissenschaftliche und fachpolitische Agenda - Bestandsaufnahme (Tagungen, standardisierte Befragungen: Grundlagen, Strukturen, Abläufe) - Studie: begleiteter Übergang, Follow-up-Untersuchungen, Einbeziehung junger Menschen („Fokusgruppen“, Validierunsgstudie) möglichst zahlreiche Untersuchungs-Cluster innerhalb der einzelnen europäischen Länder, auch nachträgliches Einbeziehen von teilnehmenden Zentren/Ländern (z.B. Österreich). - Öffentlichkeitsarbeit/Dissemination: Schaffen von Bewusstsein, Informationsvermittlung und Einbeziehen von jungen Menschen, ihren Behandlern, Wissenschaftlern durch Flyer, Website, Tagungen, Knüpfen/Erweitern/Pflegen von Netzwerken, Schaffen von Foren, Vermittlung von Information/ fachlicher Austausch auf regionaler und überregionaler Ebene, Darstellen/Publizieren der Ergebnisse (Bestandsaufnahme, Studie), Kongressbeiträge, Aufzeigen insbesondere auch der wirtschaftlichen Aspekte, Erstellen von Expertisen? - Training: Vermittlung von Wissen um die Erkrankungen der jungen Menschen, deren mögliche Verläufe; unterschiedliche Auffassungen/ Sichtweisen (Befragungen/Bestandsaufnahme, Entwicklung von Trainingsmaterial für Fachpersonal) 14 23.07.2015 MILESTONE – wesentliche Inhalte • WP 1: Sammeln detaillierter Informationen zu kinder- und jugendpsychiatrischen und erwachsenenpsychiatrischen Versorgungssystemen, EU-weit, einschließlich legaler Aspekte (Umsetzungsaspekte/Modelle, Grenzziehungen z.B. bezüglich des Alters, Entscheidungsfindungsprozesse…) WP 2: E-Monitoring, Entwicklung und Validierung von standardisierten Erhebungsinstrumenten zur Erfassung der Qualität von Übergängen bzw. eines Bedarfs: TRaM – Transition Readiness Measure, TrOM – Transition Outcome Measure (Patienten, Eltern, Klinker) • WP 3: prospektive Kohortenstudie • WP 4: cluster randomisierte Studie • WP 5: Einbeziehung ökonomischer Aspekte • WP 6: Ethik (auch direkte Kontakte zu Patienten und ihren Angehörigen, Hauptinteressengruppen, Durchführung einer Studie zu Herausforderungen) • WP 7: Dissemination (public relations, Netzwerke, Kommunizieren wichtiger Ergebnisse) • WP 8: Training: u.a. Entwicklung von Trainingsprogrammen für Kliniker The research leading to these results has received funding from the European Community‘s Seventh Framework Programme (FP7/2007– 2013) under grant agreement n 602442 MILESTONE – ein paar Eckdaten Vorbereitende Treffen der Konsortiumsmitglieder Kick-off meeting (Februar 2014) Regelmäßige Telefonkonferenzen Steering Committee Meeting (September 2014) GA Meeting (Februar 2015) GA Meeting (September 2015) … „Consultation Meeting on Transition…“ 12.-13. Sept. 2014 … Drei-Länder-Fachtagungen zum Thema Übergänge • 17. Dezember 2013 (Ulm) • 18. November 2014 (Berlin) The research leading to these results has received funding from the European Community‘s Seventh Framework Programme (FP7/2007– 2013) under grant agreement n 602442 15 23.07.2015 Consultation meeting on transition from CAMHS to AMHS: from policy to practice in all Europe (Madrid, 12.-13.09.2014) • Beginn einer innereuropäischen Bestandsaufnahme zur kinderund jugendpsychiatrischen bzw. psychotherapeutischen Versorgung und den Übergängen ins Erwachsenenalter Beiträge von: Giovanni de Girolamo (Brescia, Italien, Gastgeber), Sue Baily & Julia Faulconbridge (UK), Roberta Dochnal & Ágnes Vetro (Ungarn), Rosa Calvo Escalona (Spanien), Eva Pollak (Österreich), Véronique Delvenne (Belgien), Michael Fitzgerald (Irland), Gerasimos Kolaitis (Griechenland), Therese van Amelsvoort (Niederlande), Julie Nordgaard (Dänemark), Bernardo Barahona Corrêa (Portugal), Joseph Spiteri (Malta), Maja Zorko, Mateja Gorenc & Tamara Polanič (Slovenien), Jörn von Wietersheim, Silvia Schneider & Sabine Loos (Deutschland), Katarina Dodig Ćurković (Kroatien) Consultation Meeting – Zusammenfassung der Ergebnisse • erhebliche – teils auch regionale – Unterschiede in der Versorgung psychisch Kranker • Übergänge selten strukturiert oder standardisiert • teilweise unterschiedliche Finanzierungen der verschiedenen Versorgungssysteme • zu wenig Kommunikation zwischen diesen 16 23.07.2015 Vorläufige Schlussfolgerung Übergänge sind auf unterschiedlichen Ebenen offensichtlich europaweit ein wichtiges interdisziplinäres Thema! MILESTONE Studiendesign 8 Länder, 9 Zentren (Warwick & London); angestrebt: mind. 5 KJPInstitutionen/Land Ziel: 1000 Teilnehmer EUweit Begleiteter Übergang: Ermittlung des Übergangsbedarfs, Ergebnisse werden den Behandlern mitgeteilt Dauer des Übergangs: 1 Jahr The research leading to these results has received funding from the European Community‘s Seventh Framework Programme (FP7/2007– 2013) under grant agreement n 602442 17 23.07.2015 MILESTONE – Einschlusskriterien I • ernsthafte und lang anhaltende psychiatrische Erkrankungen, einschließlich Schizophrenie/ psychotischer Erkrankungen, bipolarer affektiver Störungen, depressiver Episoden mit psychotischen Symptomen • emotionale/neurotische Störungen, einschließlich Angst, Depression (ohne psychotische Symptome); Posttraumatische Belastungsstörung, Zwangsstörungen • Essstörungen, einschließlich Anorexia nervosa, Bulimia nervosa, atypische Essstörungen • Störungen des Sozialverhaltens • beginnende Persönlichkeitsstörungen • neuropsychiatrische Störungen*, wie z.B. AD(H)S, Autismusspektrumstörungen, Tourette-Syndrom * Diese Patientengruppe wurde bisher vergleichsweise benachteiligt The research leading to these results has received funding from the European Community‘s Seventh Framework Programme (FP7/2007– 2013) under grant agreement n° 602442 MILESTONE - Ausschlusskriterien * • Forensische Zentren • Kliniken / Institutionen, die ausschließlich zuständig sind für • Kinder mit neurologischen Erkrankungen • Erwachsene * wichtig: Jugendliche mit schwerer Lernbehinderung oder mit geistiger Behinderung werden eingeschlossen! The research leading to these results has received funding from the European Community‘s Seventh Framework Programme (FP7/2007– 2013) under grant agreement n° 602442 18 23.07.2015 MILESTONE – begleiteter Übergang • Protokollgerichtet, evidenz-basiert, Entscheidungsfindungsprozess • TRaM Kategorien: diejenigen identifizieren, bei denen Bedarf vorliegt • Übergang in die erwachsenenpsychiatrische Versorgung • Übergang in ein nicht-medizinisches Versorgungs-Setting • kein weiterer Bedarf (begleiteter Abschluss der kinder- und jugendpsychiatrischen Behandlung) • Interventions-Arm: • Der wissenschaftliche Mitarbeiter wird die Ergebnisse der standardisierten Untersuchung aller jungen Menschen an den betreffenden Fallführenden in der Kinder- und Jugendpsychiatrie rückmelden. • Der wissenschaftliche Mitarbeiter wird anbieten, besagte Ergebnisse an den weiterbehandelnden Erwachsenenpsychiater erklärend weiterzuleiten • Sammeln von Follow-up Daten (e.g. TRoM) unter Einbeziehung der weiterbehandelnden Ärzte The research leading to these results has received funding from the European Community‘s Seventh Framework Programme (FP7/2007– 2013) under grant agreement n° 602442 Fragebögen zur Hauptstudie Klinische Diagnose, Problemidentifikation (ASEBA (Youth/Adult Self Report, CBCL/ABCL) Krankheitswahrnehmung (BIPQ) Soziodemographische Daten (der Eltern und Patienten, des Klinikers) TRaM und TrOM Lebensqualität, Gesundheit/Wohlbefinden (WHOQOL, EQ-5D-5L, DAWBA, Barriers to Care Self, Life Events Self, Bullying Self) Ethische Aspekte der Transition und Status Inanspruchnahme von Gesundheits-und Sozialdiensten (CSRI, IBDCS) 19 23.07.2015 TraM und TroM - Inhalte Erfahrungen hinsichtlich der psychiatrischen Versorgung/Behandlung Suizidalität Engagement im Hinblick auf die Behandlung Häusliche Bedingungen Einnahme psychotroper Medikation Stationiäre psychiatrische Behandlungen/ ambulante Notfallvorstellungen Risikoverhalten Signifikante und durchgängige psychopathologische Veränderungen Substanzmissbrauch Berührungspunkte mit Forensik Self-Management Skills Wissen um die Erkrankung Erfahrungen im Gesundheitssystem Fertigkeiten sich selbst zu vertreten / sich einbezogen fühlen / bevollmächtigt zu entscheiden Soziale Unterstützung / Einbezogensein in die Gesellschaft MILESTONE – Studien – aktueller Zeit- und Arbeitsplan • Beginn der Validierungsstudie mit Hilfe eines kleineren Patientenkollektivs (vor und nach Transition): Validierung der (neu entwickelten und überwiegend online angewandten) Untersuchungsinstrumente • September/Oktober 2015: Beginn der sog. Hauptstudie • Dies bedeutet: wir würden gern zeitnah mit der Rekrutierung der Patienten beginnen 20 23.07.2015 MILESTONE – Studie – Ulm Wir bitten um Ihre konkrete Unterstützung … in der Werbung um 40 psychisch kranke junge Menschen, welche eingeladen werden sollen zur Teilnahme an unserer Studie (Kontrollgruppe), um uns dabei – für eine kleine Aufwandsentschädigung – zu helfen, über 36 Monate (an vier Untersuchungszeitpunkten) mehr zum Thema Übergänge zu erfahren, um diese zukünftig europaweit verbessern zu können. Wir werden auch jeweils Ihre Rückmeldung benötigen! … bitte wenden Sie sich an folgende Ansprechpartnerinnen PD Dr. Ulrike Schulze - Projektleitung: [email protected] Melanie Saam - wissenschaftliche Mitarbeiterin: Tel 0731 /500/ 61702; [email protected] Sonja Aslan - wissenschaftliche Mitarbeiterin: Tel 0731 /500 /61659; [email protected] Ulrike Breuninger – Studienassistenz: Tel 0731 /500/ 61605; [email protected] MILESTONE – Studie – Ablauf • erste Kontaktaufnahme, vermittelt durch Sie als KollegInnen • Baseline ≙ T1: Einwilligungen; persönliches Interview (Klinik) und Online-Fragebogen (passwortgeschützte Datenbank) • T2 (9 Monate nach T1): Beantworten von Fragebögen online, telefonisch oder im persönlichen Gespräch • T3 (18 Monate nach T1): wie T2 • T4 (27 Monate nach T1): wie T1 Dauer der Untersuchung: jeweils 30-45 min Aufwand für die behandelnden Kollegen: ein maximal 20 minütiges Telefonat mit einer unserer Mitarbeiterinnen 21 23.07.2015 Interview mit dem Behandler – Inhalte Alter, Arbeitserfahrung Welche Störung (D, Manie, Angst, PSD, Psychose, Borderline, Antisoziale P, AD, Probleme in soz. Kommunikation, Essprobleme, Stress, Risikoverhalten, Selbstverletzung, suizidale Handlungen/ Gedanken, Risiko für andere/ durch andere) zeigte der Patient/die Patientin in den letzten 6 Monaten und wie wirkte sich das auf Beziehungen, Familie, Freunde, Schule/Arbeit, Selbstfürsorge aus? Vergleichbar mit anderen Personen gleicher Störung: Wie krank ist die betreffende Person? Versteht der Patient/die Patientin seine/ihre Krankheit? Aggression, Substanzmissbrauch, somatische Erkrankung/Behinderung Wie arbeitet er/sie mit? Wie viel von der Veränderung bei Patienten kommt durch Medikation zustande? Ist die Therapie effektiv? Was empfehlen Sie an Weiterbehandlung? Haben Sie Fragen? 22 23.07.2015 Danke für Ihre Aufmerksamkeit! 23