Hans A. Pestalozzi

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Die Nach-Zukunft von Hans A. Pestalozzi haben wir bereits erreicht, denn dieses Buch ist
in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts entstanden. Die Welt hat sich demnach
anders entwickelt, als es der Verfasser für wünschenswert gehalten hat. Dennoch haben
seine Forderungen nichts an Aktualität verloren – auch ihre Realisierung würde der
Menschheit gut tun.
Wenn er kritisiert, dass ein an der Zunahme des Bruttosozialprodukts eines Landes
gemessener Wohlstand dann steigt, wenn „hochwertige Gebrauchsartikel zum alten Eisen“
geworfen werden, um sie durch neue zu ersetzen, dann stellt er dadurch auch die
Abwrackprämie infrage. Das ständige Streben nach immer mehr Wirtschaftswachstum hat
die Finanzkrise erst ausgelöst, weil die Staaten immer wieder schuldenfinanzierte
Konjunkturpakete auflegen mussten, um die Wirtschaft auf Kurs zu halten. In den guten
Jahren kommt es dann aber nicht zum Abbau der Verbindlichkeiten, wie es die Theorie des
Wirtschaftswissenschaftlers Keynes verlangt, weil man sich dem Ruf nach Steuersenkungen
nicht entziehen kann. Somit wird die heutige Gesellschaft nicht mehr von der Politik
gesteuert, sondern von der Wirtschaft. Spätestens durch die Finanzkrise hat sich gezeigt,
dass die Politiker nur noch Getriebene sind.
Pestalozzi propagiert den kritischen Verbraucher, der seinen Konsum nach ökologischen
Gesichtspunkten ausrichtet. In diese Richtung geht auch die Forderung, dass Waren, die
unter „einwandfreien Bedingungen“ hergestellt werden, ein Label verliehen bekommen. Bei
der Produktion müssen demnach die Löhne, Sozialleistungen und Arbeitsplätze
entsprechenden Anforderungen genügen. Eine unmenschliche Technik, die dem Menschen
die Entscheidungsfreiheit nimmt und zum irreversiblen Verbrauch von Ressourcen führt,
muss den Bedürfnissen der Menschen angepasst werden und nicht umgekehrt.
In einer Sozialbilanz sollen die Unternehmen zeigen, welche Wirkungen sie auf ihre Umwelt
im weitesten Sinne haben. Z. B. muss sich ein Einkaufszentrum auf der grünen Wiese
hinsichtlich Energieverbrauch und Infrastrukturkosten mit anderen Läden vergleichen
lassen, die in den Stadtzentren zu finden sind. Ferner sollten die sozialen Kosten mit
einbezogen werden.
Militär und Wirtschaft sind für Pestalozzi die Gegner der Demokratie. Um diesen
entgegenzuwirken, postuliert der Verfasser die folgenden Erziehungsziele: selbstständiges
Urteilen, Entscheiden und Handeln, um sich gegen fremde Normen wehren und sich
gesellschaftlichen Zwängen entziehen zu können. Da die größten Verbrechen des letzten
Jahrhunderts unter Berufung auf die Pflicht verübt worden sind, sollte die Verantwortung
höher als die Pflicht angesiedelt werden. Im Zweifelsfall gilt es deshalb, gegen die Pflicht
zu handeln.
Es handelt sich um ein Buch, das die totale Machtübernahme der Wirtschaft verhindern
will, indem es die Menschen autark gegenüber den Einflüsterungen der Werbewirtschaft
machen will. Wir sollen erkennen, dass unser Glück nicht vom Besitz der materiellen Güter
abhängt, die uns angepriesen werden. Selbstgenügsamkeit und Zufriedenheit sind die
Werte, die an die Stelle von Gewinnmaximierung rücken müssten. (ks)
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