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Buchbesprechungen I Book Reviews
Hamish Kimmins, Juan A. Blanco, Brad Seely, Clive Welham und
Kim Scoullar. Forecasting Forest Futures: A Hybrid Modelling Approach to the Assessment of Sustainability of Forest Ecosystems and
their Values. 2010. 281 S. Hardcover. Earthscan, London. ISBN
978-1-84407-922-3. 51,75 €
Hamish Kimmins' Forest Ecology hat als Lehrbuch und Nachschlagewerk zu Waldökologie und Forstwissenschaft einen prominenten
Platz in den Regalen vieler Wissenschaftler, Forstpraktiker und Studierender gefunden. Forecasting Forest Futures widmet sich nun einem
speziellen Bereich der Waldökologie, zu dessen Entwicklung Hamish
Kimmins in wesentlichem Maße beitrug – der Modellierung und Simulation von Wäldern – mit dem Ziel, Entscheidungsgrundlagen
für ein nachhaltiges Management zu liefern. Das empfehlenswerte
Werk richtet sich an Leser, die sich für Ansätze und Methoden zur
Vorhersage der Entwicklung von Waldbeständen und Waldlandschaften in Abhängigkeit von Bewirtschaftung und Umweltfaktoren
interessieren. Es fasst nicht nur die Ergebnisse von über 30 Jahren
Forschung und Entwicklung der Arbeitsgruppe um Hamish Kimmins in gut gegliederter Form zusammen, sondern stellt die Themen
und Erkenntnisse im Zusammenhang des Forschungsfeldes Waldökosystemmodellierung und seiner Potenziale dar.
Im Zentrum steht der von den Autoren vertretene Ansatz einer
hybriden Modellierung, welcher versucht, Wissen auf der Basis
von Beobachtungen (empirisch-statistische Zusammenhänge) und
Erkenntnisse (zugrunde liegende Prozesse) in einer Modellanwendung zu kombinieren und mit der Familie der FORECAST Modelle
ausgearbeitet wurde. Die ersten drei Kapitel beleuchten den Bedarf
und die Rolle von Modellen in Entscheidungsfindungsprozessen in
Forstwirtschaft und Gesellschaft, begründen den verwendeten Ansatz der hybriden Modellierung unter praktischen und theoretischen
Gesichtspunkten und geben einen Überblick zur Entwicklung der
Waldökosystemmodellierung. In den drei folgenden Kapiteln, dem
Kern des Buches, werden Modelle und Anwendungen auf der Ebene
des Einzelbaumes, des Bestandes und der Landschaft detailliert besprochen. Das Kapitel 7 ist der Nutzung von Modellen in der Umweltbildung gewidmet. Von besonderem Interesse für Wissenschaftler und Studierende dürfte die in Kapitel 8 gegebene Einführung in
die Modellierung und Modellanwendung mit Beispielen sein. Die
abschließenden zwei Kapitel diskutieren die mögliche Rolle von
Waldmodellen in Forst- und Landnutzungsplanung und im Rahmen
der Zertifizierung und geben einen Ausblick auf Entwicklungstrends
und -potenziale. Jedes Kapitel schließt mit einer wohlausgewogenen
Take-Home-Message (für den schnellen Leser) und weiterführendem Material, u. a. zwei Modellbeispielen (Link: http://www.forestry.ubc.ca/ecomodels).
Peter Schall, Göttingen
Hans-Peter Blume, Rainer Horn und Sören Thiele-Bruhn (Hrsg.).
Handbuch des Bodenschutzes: Bodenökologie und Bodenbelastung – Vorbeugende und abwehrende Schutzmaßnahmen. 2011, 4.,
vollständig überarbeitete Ausgabe. 757 S., 277 Abb., 203 Tab.,
Hardcover. Wiley-VCH, Weinheim. ISBN 978-3-527-32297-8.
99,00 €.
Die vierte Auflage des Lehr- und Handbuches hat tief greifende
Veränderungen im Inhalt und bei den Herausgebern erfahren (Besprechung der 3. Auflage im Forstarchiv 76 (2005), S. 66). Gleichzeitig hat ein Wechsel im herausgebenden Verlag stattgefunden. Die
Herausgeberschaft teilen sich nun H.-P. Blume (Bodengenese und
-verbreitung, Bodenrecht, Planung und Erziehung), R. Horn (Bodenphysik und Umwelttechnologie) und S. Thiele-Bruhn (Bodenund Umweltchemie). Neben den Herausgebern haben 44 Autoren
aus Deutschland Beiträge zum Buch geleistet.
Die neue Auflage des Standardwerks vereinigt in einem Band
umfassend alle Aspekte einer erfolgreichen Umsetzung von Bodenschutzmaßnahmen, von den Grundlagen der Bodenkunde und den
auftretenden Belastungen von Böden über die Bodeninventur bis hin
zu praktischen Schritten. Der Stoff erfuhr eine gründliche Aktualisierung bei gleichzeitiger Straffung, die zu einem rund 150 Seiten
geringeren Umfang geführt hat. Dies wurde erreicht, obwohl Abbildungen und Tabellen in der neuen Auflage mehr Platz eingeräumt
wurde.
Das Buch gliedert sich weiterhin in die fünf Teile: I Eigenschaften und Funktionen von Böden, II Veränderungen und Belastungen
von Böden, III Bodeninventur als Grundlage des Bodenschutzes, IV
Schutz von Böden, V Sanierung, Sicherung und Renaturierung von
Böden. Innerhalb der Teile haben einige Kapitel einen neuen Platz
zugewiesen bekommen. Stark überarbeitet wurde das Kapitel „Modellierung des Chemikalienverhaltens in Boden und Grundwasser“.
Im Teil II wurden die aktuellen Statistiken der Luftverschmutzung
und neue Konzepte der Critical Loads berücksichtigt. Die Ausführungen zu Pflanzenschutzmitteln und weiteren Organika wurden
völlig neu gestaltet. Neu aufgenommen wurden eigenständige Abschnitte zu den Cyaniden und biogenen pathogenen Agenzien. Teil
III wurde durch ein Kapitel über Precision Farming als Maßnahme
einer standortspezifischen und damit umweltschonenden Ausbringung von Düngern und Pflanzenschutzmitteln ergänzt.
Das Werk ist als Lehrbuch für die universitäre Ausbildung in angewandten Fachgebieten (Agrar- und Forstwissenschaften, Gartenbau, Landschaftsökologie,Umwelttechnik u. w.) verwendbar, kann
aber ebenso Behörden, Gewerbebetrieben oder privaten Büros, die
sich mit Problemen des Bodenschutzes befassen, als Nachschlagewerk dienen. Gegenüber der vorherigen Auflage wurde der Verkaufspreis für die Neuauflage um 29 € gesenkt.
Norbert Bartsch, Göttingen
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Buchbesprechungen
Hans-Peter Blume, Karl Stahr und Peter Leinweber. Bodenkundliches
Praktikum. 2010. 3. Aufl. 255 S., 55 Abb. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg. ISBN 978-3-8274-1553-0. 39,95 €.
Gleichgültig, welche Art von bodenkundlichem Praktikum man mit
Studierenden der Biologie, der Forst- und Agrarwissenschaften, des
Gartenbaus, der Geologie oder der Geografie unternehmen will, dieses Buch bietet die Grundlagen für eine große Bandbreite an Methoden, aus denen man je nach Zielsetzung und Zeitvorgabe nach
Belieben auswählen kann. Dazu gehören die Auswahl und Aufnahme
des Bodens im Gelände, die Verfahren der Bodenkartierung und natürlich die Analysen im Labor sowie Untersuchungen zum Wasser-,
Luft-, Energie- und Stoffhaushalt von Böden. Der Auswertung der
Untersuchungsbefunde wird abschließend fast 50 Seiten Raum gegeben. Dabei wird durchgängig auf ein von den Autoren intensiv
ausgewertetes Parabraunerde-Profil Bezug genommen, sodass die
Theorie rasch verständlich wird.
Im Vorwort zur ersten Auflage des Buches baten die Autoren
um Änderungsvorschläge. In der nun vorliegenden dritten Auflage
danken die Verfasser für Anregungen und Kritik. Dies zeigt, dass
der umfangreiche und detaillierte Abriss über die Grundlagen, die
Technik und die Auswertung von bodenkundlichen Untersuchungsmethoden im Gelände und im Labor von einer breiten Leserschaft
aufgenommen wurde. Bei der Lektüre der Neuauflage werden bereits
im Inhaltsverzeichnis Neuerungen im Vergleich zur 2. Auflage deutlich, die z. T. auch die geänderten Ansprüche an Böden erkennen
lassen. Dazu gehören z. B. Maßnahmen zum Bodenschutz, die digitale Bodenkartierung, die Erweiterungen zu den Themen organische
Substanz, Schadstoffbelastung und Habitatfunktion des Bodens.
Nach wie vor werden die einzelnen Themen am Anfang der Kapitel
kurz in der Theorie abgehandelt, sodass man den Zweck und die Bedeutung der Messmethode abschätzen kann. Sehr positiv ist zudem,
dass stets methodische Fehlerquellen angesprochen und geklärt sowie
Möglichkeiten aufgezeigt werden, diese klein zu halten. Ein großes Plus
des Buches sind schließlich auch die vielen sehr gut aufbereiteten Bestimmungsschlüssel, Tabellen und Abbildungen, die so übersichtlich
und inhaltsreich sind, dass man sie sich sofort kopieren und in Plastik
eingeschweißt für die eigenen Übungen und Praktika verwenden will.
Manche Kritiker mögen anmerken, dass sich viele in dem Buch
angesprochenen Aspekte auch in den jeweiligen bodenkundlichen oder standortkundlichen Kartieranleitungen finden lassen
und andererseits manche Themen (z. B. viele Methoden der Bodenbiologie) mit Verweis auf andere Quellen kaum behandelt
werden. Gerade dies trägt aber wesentlich dazu bei, dass das „bodenkundliche Praktikum“ genau das hält, was der Titel verspricht:
eine sehr praxisnahe, aus reichlich Erfahrung gewonnene Zusammenschau der allermeisten bodenanalytischen Methoden.
Etwas bedauerlich sind allerdings einige redaktionelle Fehler. So
wird im Kapitel „Humifizierungsart“ auf die Basensättigung in
Abschnitt 3.5.4.4 verwiesen, ein Abschnitt, den es in der dritten
Auflage gar nicht mehr gibt. Auf Seite 42 werden zudem weite mit
engen Grobporen verwechselt. Schließlich hätte man sich manches
genauer erklärt gewünscht (z. B. Tabelle 3.6.5, die „Belüftungsstufen“ und die Funktionsweise der Geräte zur Elementbestimmung).
Alles in allem aber ist das „Bodenkundliche Praktikum“ sowohl für
Dozenten wie für Studierende eine gelungene Anleitung zur Untersuchung von Böden im Hinblick auf deren vielfältige Eigenschaften
und Prozesse.
Sabine Ammer, Göttingen
Ewald Langenscheidt und Alexander Stahr. Berchtesgadener Land und
Chiemgau – Eine Geschichte von Bergen, Tälern und Seen. 2011.
189 S., 283 Farbabb., gebunden. Spektrum Akademischer Verlag,
Heidelberg. ISBN 978-3-8274-2757-1. 39,95 €.
Das Berchtesgadener Land und der Chiemgau sind zwei Landschaften, die sicher auch weit außerhalb deutscher Grenzen einen hohen
Bekanntheitsgrad haben. Watzmann, Königsee und Chiemsee haben
die Menschen angezogen, lange bevor sich der moderne Tourismus
entwickelt hat.
Der Untertitel des Buches „Eine Geschichte von Bergen, Tälern
und Seen“ ist wörtlich zu nehmen, denn im Mittelpunkt steht die
erdgeschichtliche Entwicklung des Gebirges, die Herkunft seiner
Gesteine und die Entwicklung der sie bedeckenden Böden. Aus der
Sicht eines Geologen und eines Geografen werden viele Fragen kompetent und allgemein verständlich beantwortet, die sich interessierten Besuchern, Wanderern und Kletterern stellen, die vom Anblick
dieser großartigen Landschaften fasziniert sind!
Nachdem im Prolog das Gebiet der nachfolgenden Betrachtungen geografisch festgelegt wurde und die Grundzüge der Kontinentalverschiebungstheorie aufgezeigt worden sind, erklären die Autoren
im zweiten Kapitel die Prinzipien einer Gebirgsbildung anhand der
aufeinanderfolgenden Entwicklungsphasen. Daran schließt sich das
Kapitel „Erdgeschichte im Zeitraffer“ an, in dem zahlreiche Farbfotos und mehrfarbige grafische Darstellungen auf wenigen Seiten ein
sehr anschauliches Bild der wechselhaften Geschichte entstehen lassen: von der Sedimentationsphase in der Trias über die Faltungsphasen in Jura und Kreide bis hin zur Hebung der Alpen im Tertiär. Im
darauffolgenden Kapitel werden einige besonders markante Vertreter
der wichtigsten Gesteine der Region porträtiert. Einige dominieren
durch ihre räumliche Ausdehnung, andere sind für die Region von
großer wirtschaftlicher Bedeutung wie z. B. das Salz des Haselgebirges. Ein eigenes Kapitel widmet sich dem letzten wichtigen und
prägenden Abschnitt der Erdgeschichte: der Eiszeit. Eiszeitliche Phänomene wie das Auftreten von Löss und von Solifluktion werden
erklärt ebenso wie die landschaftsformenden Kräfte von Gletschern
und Schmelzwasser, deren Ablagerungen in Form von Moränen,
Schotterkegeln, Drumlins und Oser bis heute sichtbar sind.
Nach Auffassung der Autoren werden Böden in vielen Veröffentlichungen nicht ausreichend gewürdigt. Dabei sind Böden weit
mehr als nur „Dreck“, der das Schuhwerk verschmutzt! Aus diesen
Gründen werden in einem etwas umfangreicheren Kapitel die Böden
vorgestellt, die sich auf diesen unterschiedlichen geologischen Substraten im Anschluss an die Eiszeit entwickelt haben. Von Humusböden über tiefgründige Braunerden bis zu Podsol, Gley und Pseudogley und schließlich Moorbildung wird beschrieben, aus welchem
Ausgangsmaterial und durch welche Bodenentwicklungsprozesse der
jeweilige Bodentyp entstanden ist. Durch bis zu vier Farbfotos pro
Doppelseite und farbig hinterlegte Definitionskästen wird der Text
hervorragend illustriert, ergänzt und aufgelockert.
In den drei abschließenden Kapiteln kommen die Präsenz und
die Rolle des Menschen zum Tragen. Nach dem Ende der letzten
Eiszeit begann der Mensch im Laufe der Zeit, immer stärker Einfluss
auf das Landschaftsbild zu nehmen. Schaffung von Siedlungsraum
und Almflächen, Gewinnung von Holz für Salinen und Holzkohle,
Nutzung von Bodenschätzen wie Salz, Erzen und Werksteinen bis
hin zum Torfabbau haben die Region nachhaltig verändert. Ein umfangreiches Angebot an Vorschlägen für Ausflüge, Wanderungen und
lohnenswerte Ziele rundet das Buch ab.
Den Autoren ist es gelungen, auf knapp 200 Seiten komplexes
Fachwissen über Kontinentalverschiebung, 4,6 Milliarden Jahre Erdgeschichte, Gebirgsbildung und Bodenentwicklung kompetent und
zugleich sehr allgemein verständlich zu vermitteln. Touristen, Naturfreunde, Studierende und Wissenschaftler werden das anschaulich
aufbereitete Buch zu schätzen wissen.
Christine Rapp, Göttingen
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Anne E. Magurran und Brian J. McGill (Hrsg.). Biological Diversity – Frontiers in Measurement and Assessment. 2011. 368 S.,
70 Abb. Oxford University Press, Oxford. Hardcover: ISBN 9780-19-958066-8. 89,99 €. Paperback: ISBN 978-0-19-958067-5.
48,99   €.
Zwei Entwicklungen gaben am Ende des 20. Jahrhunderts der ökologischen Forschungsrichtung Erfassung und Bewertung der biologischen Diversität einen kräftigen Schub: zum einen die Erkenntnis,
dass biologische Diversität eine entscheidende globale Ressource
darstellt, die in einer zunehmenden Rate verloren geht, zum anderen Steigerungen in den Computerleistungen, die substanzielle Fortschritte bei Verfahren der Statistik und Modellierung ermöglichten.
Als Grundproblem der Erforschung der Vielfalt erweist sich deren
Komplexität. Nur durch die Festlegung auf eine definierte und erfassbare Messgröße wird die Biodiversitätsforschung zu einer anerkannten Wissenschaft. Die schnell fortschreitende Entwicklung
neuer Methoden und die inkonsistente und bisweilen konfuse Verwendung bewährter Methoden geben die Herausgeber als Motivation dafür an, ein Buch zusammenzustellen, das aktuell und anwendungsorientiert die Methoden zur Quantifizierung und Bewertung
der biologischen Diversität vorstellt.
Anne E. Magurran, Professorin für Ökologie und Evolution an
der Universität von St. Andrews/UK, ist durch zahlreiche Bücher
und Beiträge in Fachzeitschriften als Expertin der Biodiversitätsforschung ausgewiesen. Den neuen Sammelband gibt sie gemeinsam
mit einem Kollegen von der Universität von Maine/USA heraus.
Weitere 38 Autoren haben an Beiträgen dieses Werkes mitgewirkt.
Die Mehrzahl von ihnen arbeitet an Forschungseinrichtungen in den
USA, andere in Groß-Britannien, Australien, Südafrika, Kanada und
Norwegen.
Das Buch beginnt mit einem Überblick über grundlegende Probleme bei der Messung der Diversität (Part I Basic Measurements
Issues), die ein erfolgversprechendes Stichprobendesign verhindern
können. Hervorgehoben wird von den Autoren, dass vorrangig
Standardmethoden eingesetzt werden sollten, um den Vergleich
mit den Ergebnissen anderer Studien zu ermöglichen. In den folgenden Buchteilen (Part II Diversity, Part III Distribution, Part IV
Alternative Measures of Diversity) werden die Methoden zur Erfassung von Artenreichtum, Abundanz, Artendiversität, Ähnlichkeit,
Seltenheit und räumlicher Struktur von Biodiversität mit theoretischem Hintergrund, Modellgleichungen, Auswertungsverfahren und
Anwendungsbeispielen vorgestellt. Die in diesem Buch behandelten
Methoden sind für einen weiten Rahmen von theoretischen und angewandten Fragestellungen relevant. Im letzten Teil (Part V Applications) werden eine Reihe von Themen und Fallstudien vorgestellt, in
denen die Erfassung und die Bewertung der Diversität eine fundamentale Rolle spielen. Die Beispiele umfassen die weite Spanne von
der molekularen (genetischen) und mikrobiellen Diversität über den
Einfluss von Störungen auf die Diversität von Ökosystemen bis zur
Diversität auf Landschaftsebene.
Das Buch ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie ein von zahlreichen Autoren verfasster Sammelband zu einem gemeinsamen
Werk werden kann, dass ein Wissensgebiet vollständig, kompetent
und aufeinander abgestimmt darstellt. Damit hebt es sich ab von
den zahlreich erschienenen Sammelbänden, in denen entweder Tagungsbeiträge oder sonstige Einzelbeiträge ohne erkennbares Konzept aneinandergereiht wurden. Das Buch wendet sich vorrangig an
Wissenschaftler, die in der Forschung die Auseinandersetzung mit
der Vielfalt des Lebens auf allen Ebenen suchen. Einzelne Kapitel
sind auch für die Lehre in Kursen der Master- und Doktorandenausbildung geeignet.
Norbert Bartsch, Göttingen
Buchbesprechungen
Martin Gorke. Eigenwert der Natur – Ethische Begründung und Konsequenzen. 2010. 252 S., 11 Abb., gebunden. S. Hirzel Verlag,
Stuttgart. ISBN 978-3-7776-2102-9. 39,90 €.
Der Autor dieses Buches ist habilitierter Privatdozent an der Universität Greifswald und derzeit als Ökologe im Biosphärenreservat
Schorfheide-Chorin tätig. Im Vordergrund seines Werkes stehen
Probleme der Ethik.
Naturschutz ist eine Macht in unserer heutigen Gesellschaft, dennoch hat er es schwer. Konflikte sind auszutragen zwischen Behörden, Verbänden und Personen, die sich allgemeinen oder bestimmten Naturschutzzielen verschreiben und solchen, die dessen Vorrang
nur bedingt oder wenig anerkennen. Daneben gibt es aber auch
Streit über Ziele und Verfahren unter den Naturschützern. Letzteres
wird im 1. Kapitel des Werkes allgemein und an Beispielen dargelegt, es nimmt aber auch im größten Teil des Buches weiten Raum
ein. Dabei geht es in erster Linie um Werte und Normen, die den
„Eigenwert“ von (belebten und unbelebten) Objekten bestimmen.
Darunter versteht der Autor, „dass eine Entität nicht nur aufgrund
ihres materiellen oder immateriellen Nutzens rücksichtsvoll behandelt werden soll, sondern auch um ihrer selbst willen“. Nach Art und
Ausmaß dieser Rücksichtnahme und der Reichweite direkter moralischer Verantwortung werden (ähnlich auch in anderen einschlägigen
Abhandlungen) unterschieden: Die anthropozentrische Umweltethik
betrachtet, ob und inwieweit Menschen beeinträchtigt werden. Die
pathozentrische Umweltethik bezieht alle leidensfähigen Naturwesen
in die Betrachtung ein, also solche, die bewusst etwas erleben, das
sind außer dem Menschen nur die sogenannten Höheren Tiere. Alle
Lebewesen sind Gegenstand der biozentrischen Umweltethik. Nicht
nur das Lebendige, sondern auch die unbelebte Materie ist Gegenstand der holistischen Umweltethik. „Nichts Natürliches existiert nur
als Mittel für Anderes.“
Ziel dieses Buches ist das Bemühen, die holistische Sicht der
Umwelt „von der theoretischen Begründung bis zu den praktischen
Konsequenzen“ zu beleuchten. Das geschieht mit außerordentlicher
Gründlichkeit unter Darstellung von nah- und fernliegenden Einwänden in einer klaren Sprache, die allerdings einige Anforderungen
an die stete Aufmerksamkeit des Lesers stellt. Die eigenen Argumente werden mit zahlreichen Literaturangaben in Beziehung gesetzt.
Bei aller Würdigung der philosophischen Aussagen bleiben für die
versprochenen praktischen Konsequenzen mancherlei Unsicherheiten bestehen. Wie weit reicht die holistische Ethik bei den Mikroorganismen, wo liegen Grenzen beim Prozessschutz? Die Merkmale
von Ökosystemen sind knapp und sicher dargestellt, aber was folgt
daraus für die holistische Ethik? Wie weit tragen hier die Argumente
für einen „abgestuften Eigenwert“ und eine „zweistufige holistische
Ethik“? Damit bleiben die praktischen Konsequenzen für eine gut
durchdachte Naturschutzarbeit, von der man bedauern mag, dass sie
sich zu einem beträchtlichen Teil auf die anthropozentrische Sicht
stützt, zwar sehr gründlich dargelegt, aber doch ambivalent.
Ernst Röhrig, Göttingen
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Buchbesprechungen
Konrad-Lorenz-Gesellschaft für Umwelt- und Verhaltenskunde
(Hrsg). Antal-Festetics-Festschrift: Was ist Leben? Entstehung, Erforschung, Erhaltung. 2010. 238 S., zahlr. Farbotos und Grafiken, gebunden. Verlag J. Neumann-Neudamm, Melsungen. ISBN: 9783-7888-1355-0. 49,95 €.
Die von der Konrad-Lorenz-Gesellschaft herausgegebene „AntalFestetics-Festschrift“ führt die Beiträge der Redner zum 300. (und
letzten) Wildbiologischen Seminar des (ehemaligen) Institutes für
Wildbiologie der Universität Göttingen aus dem Jahr 2005 in einem
großformatigen Band zusammen.
Eingeleitet wird das Werk mit Grußnoten von Prinz Philip von
Edinburgh, diverser Politiker sowie Kollegen von Antal Festetics aus
der Forstlichen Fakultät der Universität Göttingen. Zum Thema
„Was ist Leben?“ referieren anschließend auf 117 Seiten der Humanethologe Prof. Irenäus Eibl-Eibesfeld (Gefährden wir uns selbst?), der
Chemiker und Nobelpreisträger Prof. Manfred Eigen (Wie entsteht
Leben?), der Biologe Prof. Bernhard Hassenstein (Leben ist Lernen),
die Zoologen Prof. Dietrich von Holst (Leben ist Spannung) und
Prof. Josef Reichholf (Leben ist Wettlauf ), der Botaniker Prof. Micheal Succow (Leben braucht Raum), der Verhaltenspsychologe Prof.
Wolfgang Wickler (Leben ist Fortpflanzung), der damalige Generaldirekter des WWF Dr. Claude Martin (Gefährdetes Leben) sowie
Prof. Antal Festetics selbst (Leben ist Überleben).
Die Beiträge sind überwiegend von Interesse, behandeln sie
doch das fundamentalste aller Themen – das Leben selbst. Der publikationserprobte Irenäus Eibl-Eibesfeld holt zum (sozial)kritischen
Rundumschlag aus und schreibt wie gewohnt professionell, auch die
Artikel von Hassenstein und Wickler sind hochinteressant, erklären teilweise Komplexes gut verständlich. Manfred Eigen bearbeitet
ein spannendes Gebiet, vermittelt sein Wissen mitunter aber recht
theoretisch und nicht immer leicht fassbar. Der 44-seitige Beitrag
von Antal Festetics ist reich bebildert und widmet sich getreu dem
Thema „Leben ist Überleben“ überwiegend den Räuber-Beute-Beziehungen.
Anschließend an diese Beiträge beleuchtet Antal Festetics auf gut
80 bildlastigen Seiten sein über drei Jahrzehnte währendes Wirken
als Professor des Institutes für Wildbiologie und Jagdkunde der
Georg-August-Universität Göttingen. Dieser Teil schwächelt etwas
und bleibt gegenüber den Fachbeiträgen der anderen Autoren wegen
seiner vielen Bilder und Grafiken, aber kaum greifbaren Ergebnisse
zurück. Die Mehrzahl der Illustrationen in diesem Teil des Buches
versprüht zudem den stillen Charme der frühen 1980er-Jahre, wirkt
mithin also etwas antiquiert. Bei den Grafiken häufen sich die bei
Festetics anscheinend hoch im Kurs stehenden Dreiecke zur Erklärung von Sachverhalten, Beziehungen oder Meinungen. Das wirkt
auf die Dauer etwas einfallslos.
Man gewinnt leider auch den Eindruck, Antal Festetics sei in seiner Zeit als aktiver Professor hauptsächlich damit beschäftigt gewesen, Exkursionen zu tätigen und zu Pferde oder aus der Luft, allein
oder mit Studenten Vögel und Seehunde zu beobachten, während
seine Mitarbeiter und Diplomanden Rehkitze und andere Tiere mit
der Flasche großgezogen haben. Das wird diesen Menschen und ihrer
Arbeit sicher nicht gerecht. Auch wenn sich Antal Festetics einleitend
darauf zurückzieht, „… keineswegs alle Forschungsvorhaben und Ergebnisse unseres Institutes im Einzelnen vorstellen …“ zu können,
und sich „…deshalb auf die Vielfalt wildbiologischer Arbeitsmethoden sowie eine kleine Auswahl von Ereignissen …“ das Institut betreffend beschränkt: Zu einem Rückblick auf drei Jahrzehnte Wirken
gehören auch (Forschungs-)Ergebnisse. Antal Festetics verkauft sich
hier unter Wert. Es wirkt leider so, als habe dieser über die Grenzen Europas hinaus bekannte und unter seinen Kollegen geschätzte
Wissenschaftler keine Forschungsergebnisse vorzuweisen. Das hätte
nicht sein müssen.
Das Buch schließt mit einer 21-seitigen Biografie des honorigen
Jubilars ab. Da „… das allgemeine Interesse an der Geschichte Mit-
teleuropas und insbesondere des Kaiserreichs Österreich-Ungarn in
jüngster Zeit sprunghaft angestiegen …“ ist, informiert Henry Makowski von der Konrad-Lorenz-Gesellschaft ausführlich über die herausragende Abstammung von Antal Festetics sowie seiner Vorfahren
und deren bedeutsames Wirken in der Geschichte Österreichs. Dass,
wie zu Beginn des Kapitels herausgestellt, Adelstitel und Abstammung Menschen natürlich nicht über ihre Zeitgenossen vom „einfachen“ Volk erheben, mag man nach diesen geballten Belegen der
Schaffenskraft der Familie Festetics kaum mehr so recht glauben.
Während die vielen Fotografien eindrucksvoll Zeugnis von den
Kontakten zu bedeutsamen Persönlichkeiten aus Politik und Zeitgeschichte ablegen, bleiben die wissenschaftlichen Leistungen von
Festetics in seiner Zeit als Professor für Wildbiologie und Jagdkunde
nahezu unerwähnt. Schade ist, dass im Werk bei aller Ausführlichkeit
,was die Geschichte der Familie und den Lebenslauf von Festetics im
Speziellen angeht, eine Bibliografie des Jubilars fehlt. Da im Buch
selbst kaum Ergebnisse der Forschungen von Antal Festetics aufgezeigt werden, kann sich der interessierte Leser diese aufgrund der
fehlenden Bibliografie leider auch nicht eigenständig erlesen.
Preislich liegt das Werk mit knapp 50 € auf dem Niveau besserer Fachliteratur – bei teilweise interessantem, für Laien und Fortgeschrittene aber nicht befriedigendem Inhalt. Wer in irgendeiner
Weise eine positive Bindung an die Wildbiologie in Göttingen unter
Antal Festetics hat, mag über einen Kauf nachdenken. Außenstehende werden keinen übermäßigen Erkenntnisgewinn verzeichnen und
auch sonst wenig Zugang zur „Antal-Festetics-Festschrift“ finden.
Einen etwas schalen Nachgeschmack hinterlässt zudem die Tatsache,
dass es offenbar kein anderer Wildbiologe für geboten hielt, Antal
Festetics für sein jahrzehntelanges herausragendes Wirken auf dem
Gebiet der Wildbiologie zu danken oder ihm im Buch einen Beitrag zu widmen – das schmerzt, schließlich wird man nicht aus dem
Mund von fachfremden Laudatoren, sondern erst durch das Lob von
Meistern des eigenen Metiers wirklich „geadelt“.
Martin Scholz, Schotten
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