PlusEnergieschule Die Uhlandschule erzeugt mehr Energie... ... als sie verbraucht. Internet: www.stuttgart.de/plusenergieschule www.uhlandschule-rot.de Ansprechpartner: Dr.-Ing. Jürgen Görres E-Mail: [email protected] Telefon 0711/ 216-88 6 68 Landeshauptstadt Stuttgart Amt für Umweltschutz Abteilung Energiewirtschaft Herausgeberin: Landeshauptstadt Stuttgart Amt für Umweltschutz in Verbindung mit der Abteilung Kommunikation Gestaltung: Peter Schott Fotos: Kraufmann (Titel, Seite 1, 3, 4), EnBW (Seite 5, Seite 8), Stadtmessungsamt (Seite 2), Bosch (Seite 6), Saint-Gobain (Seite 7) Schaubild Seite 6: Fraunhofer-Institut für Bauphysik Kartenausschnitt: Stadtmessungsamt September 2010 Uhlandschule wird Plusenergieschule 1. Ziel des Projekts Angesichts knapper werdender Ressourcen stehen wir heute vor der Aufgabe, Strategien für eine zukunftsweisende Energieversorgung auch für öffentliche Gebäude zu entwickeln. Unseren Schulen kommt hierbei eine zentrale Rolle zu. Sie verfügen über mehr als 40 Prozent der städtischen Gebäudefläche und ihr Anteil an den Energiekosten der Stadt beträgt 20 Prozent – hier liegt ein enormes Einsparungspotenzial. Noch wichtiger ist die Bedeutung der Schulen, wenn es darum geht, möglichst vielen Menschen einen Ressourcen schonenden Umgang mit Energie zu vermitteln. Die bestehende Grund- und Werkrealschule der Uhlandschule in Stuttgart-Zuffenhausen soll im laufenden Schulbetrieb ganzheitlich energetisch verbessert und auf das Niveau einer Plusenergieschule gebracht werden. Um als Plusenergieschule zu gelten, muss die Gesamtliegenschaft über das Jahr gemittelt mehr Energie gewinnen als sie benötigt. Das Vorhaben sieht eine energetische Steigerung der Energieeffizienz durch Sanierungsmaßnahmen an der Gebäudehülle und der Anlagentechnik vor. Innovative Wärmedämmmaterialien und Lüftungskonzepte sollen eingebaut werden. Zudem wird über die regenerativen Energieträger Sonnenenergie und Erdwärme der verbleibende Energiebedarf für Strom und Wärme vor Ort erzeugt. Mit dem Umbau der Uhlandschule in Stuttgart-Zuffenhausen zur Plusenergieschule zeigt die Landeshauptstadt Stuttgart gemeinsam mit ihren Partnern das technisch Machbare bei der energetischen Gebäudesanierung. Der gesamte Energiebedarf soll durch Nutzung lokal verfügbarer erneuerbarer Energiequellen gedeckt werden. Das Projekt hat Vorbildcharakter, mit den Erfahrungswerten soll Anstoß für weitere Vorhaben zur energieeffizienten Sanierung gegeben werden. Partner der Stadt sind die EnBW Energie Baden-Württemberg AG, die Robert Bosch GmbH und die Saint-Gobain Gruppe. Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts liegt beim FraunhoferInstitut für Bauphysik (IBP). Das Projekt wird im Rahmen der Energieforschung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie gefördert. Die in Stuttgart realisierten Demonstrationsvorhaben zur Effizienzsteigerung und Energieeinsparung haben in der Vergangenheit gezeigt, dass Sanierungsmaßnahmen an Schulgebäuden durch umfassende Dokumentation der Einsparmaßnahmen und durch eine Visualisierung der erreichten Einsparziele beziehungsweise des Komforts das Bewusstsein der Öffentlichkeit gegenüber Energieeffizienz sensibilisieren kann. Über die Institution Schule kann eine starke Durchdringung der Gesellschaft erreicht werden, da alle Gesellschaftsschichten und Altersgruppen entweder direkt oder indirekt mit ihr im Alltag berührt sind. Bild 1: Die Uhlandschule besteht aus mehreren, unterschiedlich alten Gebäuden 1 Die Landeshauptstadt Stuttgart will mit dem Bauvorhaben den Innovationsgedanken aufgreifen und Gebäude nicht nur beispielhaft sanieren, sondern die Umwandlung in eine nachhaltige Energieversorgung vorantreiben. Den Schülern soll die Umsetzung von Energieeinsparmaßnahmen direkt vor Ort dargestellt werden. Dieser praxisnahe Bezug und die im Projekt gesammelten Erfahrungen werden zudem in dem Lehrstoff der Unterrichtsstunden aufgearbeitet und dienen dazu, den Schülern Wissen zum rationellen Energieeinsatz und Umweltschutz frühzeitig zu vermitteln. Hauptbau Pavillion Erweiterungsbau Turnhalle Leuchtturmprojekt „Energieeffiziente Schule“ 2 Im Rahmen der vom Bundeskanzleramt 2005 gestarteten Innovationsinitiative hat das Fraunhofer-Institut für Bauphysik im Impulskreis Energie die energieeffiziente Schulsanierung als Innovationsidee für die Effizienzsteigerung eingebracht. Das Projekt „Energieeffiziente Schulsanierung“ wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) als Initiative innerhalb der „High-Tech-Strategie Deutschland“ verankert und in den aktuellen Forschungsprogrammen fortgeschrieben. Als Schwerpunkt innerhalb der Forschungsinitiative EnOB konzentriert es sich derzeit auf die Entwicklung von Grundlagen für zukunftsorientierte Schulgebäudekonzepte. In Modellprojekten werden Lösungen erprobt, mit denen eine deutlich verbesserte Energieeffizienz bei gleichzeitiger Komfortsteigerung sichergestellt werden kann. Die Initiative strahlt als Leitprojekt bis in den europäischen Raum hinein. Weitere Informationen im Internet unter: www.eneff-schule.de; www.enob.info/de; www.buildup.eu/communities/schoolfuture 2. Objekt Die Auswahl der Grund- und Werkrealschule der Uhlandschule in Stuttgart-Zuffenhausen erfolgte auf Basis einer umfangreichen Analyse im Vorfeld des Projekts. Ausschlaggebend waren neben bevorstehenden umfassenden Instandsetzungsmaßnahmen die geografische Lage der Schule und die Übertragbarkeit der Rahmenbedingungen auf andere Objekte. Bild 2: Luftbildaufnahme der Uhlandschule Der Gebäudekomplex umfasst neben dem Hauptbau einen Pavillon, einen quadratischen Erweiterungsbau sowie eine Turnhalle (vgl. Bild 2). Der Hauptbau, der Pavillon und die Turnhalle wurden im Jahr 1954 errichtet. Die Fundamente und Untergeschosse bestehen aus Stampfbeton und die Erd- und Obergeschosse aus einem Stahlbetonskelett mit Ausfachung in Wabensteinen. Die Innenwände sind als Backsteinmauerwerk und die Decken allgemein als Massivbauten konzipiert. Während die Dachkonstruktionen aus Stahlbetonbinder zusammen mit Holzgebälk bestehen, sind die Dachdeckungen als Flachdachpfannen auf Schindelschirme konstruiert. Im Jahr 2003/2004 wurde das Schulareal durch einen Neubau erweitert, der als Stahlbetonkonstruktion errichtet wurde und eine umfassende Glasfassade aufweist. Die gesamte zu beheizende Fläche inklusive Turnhalle und Neubau beträgt 6.437 m². Der Hauptbau, ein lang gestrecktes Gebäude mit einer Grundfläche von 1.200 m², besitzt drei oberirdische und ein unterirdisches Geschoss. Im Erdgeschoss befinden sich Aufenthalts- und Werkräume sowie eine Hausmeisterwohnung. In den Obergeschossen sind Klassenräume untergebracht. Das Untergeschoss unterkellert etwa die Hälfte des Gebäudes und umfasst Lager- und Technikräume. Der Pavillon mit einer Grundfläche von 460 m² besteht aus zwei oberirdischen Geschossen. Auf deren Südseite befinden sich Klassenräume, auf der Nordseite der Flurbereich mit auf der Stirnseite angeordneten Sanitärzellen. Die Hauptdachfläche ist mit einer Neigung von 16 Grad nach Süden ausgerichtet. Der Erweiterungsbau ist ein quadratisches Gebäude mit einer 32 m x 32 m großen Grundfläche und besteht aus zwei oberirdischen Geschossen sowie einem Souterraingeschoss. Das Gebäude beinhaltet ein zentrales Atrium, das auch als Aula genutzt wird und von dem aus die Klassenräume erschlossen werden. Sowohl die Fassade des Erweiterungsbaus als auch das Atriumsdach sind umlaufend vollverglast. Der Dachabschnitt über den Klassenräumen ist als Gründach ausgebildet. Die Turnhalle wurde zeitgleich mit dem Hauptbau und dem Pavillon errichtet und beinhaltet neben der eigentlichen Turnhalle Umkleide- und Sanitärräume. Die Turnhalle ist unterkellert und verfügt im Kellergeschoss über einen separaten Technikraum. Die Gebäude werden gegenwärtig über eine zentrale Warmwasserheizung durch einen älteren erdgasbefeuerten Standardkessel beheizt, der sich im Keller des Hauptbaus befindet. Über diese Anlage werden zusätzlich die Turnhalle und der Neubau versorgt. EnEff:Schule-Sanierungsstandards In den Demonstrationsvorhaben des Förderschwerpunkts EnEff:Schule wird gezeigt, welche unterschiedlichen innovativen Möglichkeiten es gibt, den Primärenergiebedarf für die Beheizung, Trinkwarmwassererwärmung, Lüftung, Kühlung und Beleuchtung deutlich zu reduzieren. Die eingebundenen Projekte werden durch Sanierung auf unterschiedliche energetische Niveaus gebracht. Plusenergieschulen haben die beste Energiebilanz. Sie erzeugen im Jahresmittel mehr Primärenergie als sie für Beheizung, Lüftung, Trinkwarmwassererwärmung und Beleuchtung benötigen – inklusive aller dafür notwendigen Hilfsenergien. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, werden in einem ersten Schritt die Wärmeverluste durch Transmission und Lüftung reduziert. Dies wird durch einen hohen Wärmeschutz der kompletten Gebäudehülle, der weitgehenden Beseitigung von Wärmebrücken sowie durch eine effiziente Lüftung erreicht. Im zweiten Schritt ist der verbleibende Wärmebedarf sowie der Bedarf an Elektrizität so effizient wie möglich mit erneuerbaren Energien zu erzeugen. Im dritten Schritt ist ein Energieüberschuss zu erzielen. 3-Liter-Schulen sind echte Energiesparer und bieten darüber hinaus ein gutes Raumklima. Sie benötigen für die Beheizung und Lüftung (einschließlich der dafür notwendigen Hilfsenergien) lediglich maximal 34 kWh/m²a Primärenergie. Dies entspricht dem Primärenergieinhalt von 3 Litern Heizöl oder 3 m³ Erdgas. Der Bedarf liegt etwa 70 Prozent unter dem Anforderungsniveau der Energieeinsparverordnung 2009. Niedrigenergieschulen unterschreiten die Anforderungen der Energieeinsparverordnung 2009 um 30 bis 50 Prozent und sind durch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen energetischer Effizienz und Wirtschaftlichkeit gekennzeichnet. Bild 3: Treppenhaus im Hauptbau 3 3. Bisheriger Energiebedarf – aktuelle Energiekosten Der Energieverbrauch von Wärme, Strom und Wasser wird für den gesamten Gebäudekomplex seit 1998 durch das städtische Energiekontrollsystem (SEKS) kontinuierlich erfasst. Die beheizte Nettogrundfläche hat sich im Jahr 2004 aufgrund des Erweiterungsbaus von 4.252 m² auf 6.437 m² vergrößert. Dies ist bei der Darstellung des spezifischen, auf die Fläche bezogenen Kennwertes, zu berücksichtigen. Bild 5: Entwicklung des Stromkennwerts Im Jahr 2009 wurde in der Uhlandschule ein witterungsbereinigter Heizwärmeverbrauch von 1.016 MWh/a Endenergie benötigt. Gegenüber 2008 ist dies ein Verbrauchsrückgang von 9,1 Prozent, wobei der Wärmeverbrauch im Jahr 2008 aufgrund eines Kesseldefekts außerdurchschnittlich hoch ausfiel. Der durchschnittliche, über die vergangenen zehn Jahre gemittelte spezifische jährliche Heizwärmeverbrauch des Schulkomplexes beträgt 168,4 kWh/m² a. Nach der Sanierung zur Plusenergieschule soll der Heizkennwert auf 39 kWh/m² a reduziert werden (vgl. Bild 4). 4 Der Wasserverbrauch ist sehr gering. Frischwasser wird überwiegend in den Duschräumen der Turnhalle und in den Toilettenräumen benötigt. Im Jahr 2009 betrug der Bedarf an Frischwasser für den gesamten Schulkomplex 1.161 m³. Der durchschnittliche spezifische Wasserverbrauch der vergangenen zehn Jahren liegt bei 184,1 l/m²a. Die Energiekosten aus der Nutzung von Wärme, Strom und Wasser beliefen sich für die Uhlandschule im Jahr 2009 auf etwa 80.100 Euro. Bei den Verbrauchskosten dominieren die Heizkosten mit einem Anteil von über 75 Prozent. Strom nimmt einen Anteil von 20 Prozent und Wasser inklusive der Abwassergebühren einen Anteil von 5 Prozent der Kosten ein. Aus der Verbrauchskostenentwicklung der vergangenen Jahre ist ein steter Anstieg der Heizkosten zu entnehmen, der auf die Steigerung der Wärmepreise zurückzuführen ist. Gegenüber 2000 haben sich die Wärmepreise von 3,4 Ct/kWh auf 6,7 Ct/kWh nahezu verdoppelt. Bild 4: Entwicklung des Heizkennwerts Der Stromverbrauch der Uhlandschule reduzierte sich im Jahr 2009 gegenüber 2008 von etwa 99,8 MWh/a um 2,6 Prozent auf 97,2 MWh/a. Bezogen auf die Gebäudegrundfläche betrug der spezifische Stromverbrauch 15,5 kWh/m² a (vgl. Bild 5). Der durchschnittliche spezifische Stromverbrauch der vergangenen zehn Jahre im Zeitraum 2000 bis 2009 beträgt etwa 14 kWh/m² a. Der deutliche Anstieg des Stromverbrauchs aus dem Jahr 2005 wurde durch den zusätzlichen Baustellenstrom während der Errichtung des Neubaus verursacht. Nach der Sanierung ist mit einem spezifischen Stromverbrauch in Höhe von 9,3 kWh/m² a zu rechnen. Bild 6: Außenansicht des Treppenhauses 4. Projektablauf Die Projektdurchführung gliedert sich in Bestandsanalyse, Konzeption, Planung, Bau und Einregulierung. Mit der Bestandsanalyse wurde 2009 begonnen. Die umfangreichen Sanierungs- und Baumaßnahmen erfolgen in den Jahren 2012/13 und müssen eng mit dem Schulbetrieb abgestimmt werden. Nach Fertigstellung der Baumaßnahmen setzt die Messphase ein, in der mit einem detaillierten Messprogramm die Wirksamkeit der realisierten Maßnahmen nachgewiesen und ausgewertet wird. Die einzelnen Umsetzungen dokumentieren die Machbarkeit dieses Ansatzes. Die erzielten Einsparungen werden der Öffentlichkeit bekannt gegeben. 5. Bestandsaufnahme und Sanierungskonzept Gebäudehülle In Abstimmung mit allen beteiligten Projektpartnern wird ein energetisches Gesamtkonzept für die Uhlandschule erarbeitet. Dazu erfolgt als erster Schritt eine Bestandsaufnahme der bisherigen Verbrauchsdaten, um auf dieser Basis die umfangreichen baulichen Maßnahmen aufeinander abzustimmen. Ein besonders guter baulicher Wärmeschutz ist notwendig, um die drei älteren Gebäudetrakte des Hauptbaus, des Pavillons und der Turnhalle auf das technisch höchste Bild 7: Kollektoren der Photovoltaikanlage Niveau zu bringen. Die Außenwände werden deshalb mit einem innovativen Wärmedämmverbundsystem versehen, die zum einen die hohen Anforderungen an den Brandschutz und zum anderen die geforderten Werte für einen exzellenten Wärmeschutz erfüllt. Wärme- und Schallschutz, Luftdichtheit und Brandschutz werden integral aufeinander abgestimmt. Um das betriebswirtschaftlich beste Ergebnis zu erzielen, werden mögliche Varianten miteinander verglichen. Die Dämmschicht der Außenwand dient auch zur Verlegung von Miniluftkanälen, Elektroinstallationen, von Rohren sowie der Integration solarer Elemente in der Wetterschutzschicht. Für die Dachmodernisierung ist ein Aufsparren-Dämmsystem vorgesehen, an das vergleichbare Anforderungen wie für die Außenwanddämmung gestellt werden. Hier sind ähnlich wie im Außenwandbereich Synergieeffekte in der Medienführung und Integration erneuerbarer Energiesysteme bei gleichzeitiger Sicherstellung der Luftdichtheit und der Wetterschutzanforderungen zu erlangen. Vakuumdämmsysteme sorgen für eine wirkungsvolle Wärmedämmung des Fußbodens. Vakuumdämmpaneele können heute schon einen Wärmeleitwert von 0,007 W/mK erreichen. Jedoch liegen bislang keine Erfahrungswerte bezüglich des Langzeitverhaltens von Vakuumdämmplatten unter Schwingböden in Turnhallen oder hoch frequentierten Bodenbelägen vor. 5 Transparente Fassaden aus einer wärmetechnisch hochwertigen Holz-/Aluminiumkonstruktion und einer Dreifach-Wärmeschutzverglasung mit einem Wärmedurchlasswert von ca. 0,8 W/m²K nutzen solare Wärme, bieten jedoch auch den erforderlichen Sonnenschutz. Die multifunktionale Scheibenkomposition ermöglicht eine optimale Tageslichtnutzung und trägt so zu einer positiven Gesamtenergiebilanz der transparenten Fassade bei. Schwachstellen wie Wärmebrücken oder mangelnde Luftdichtheit werden von vornherein durch den Einsatz hochwertiger Bauteilanschlüsse und ein ausgeklügeltes Luftdichtheitskonzept vermieden. 6. Sanierungskonzept technische Anlagen 6 Die gesamten Gebäude sollen neben den hocheffizienten Bau- und Anlagentechniken mit energiesparenden Geräten im IT- und Servicebereich ausgestattet werden (PC, Peripheriegeräte, Beamer, etc.), um den Gesamtstrombedarf der Schule konsequent zu senken. Um während der Ferien und am Wochenende die Schule komplett abschalten zu können, werden die Wärmeversorgungsstränge der Hausmeisterwohnung und der Turnhalle von den Strängen der Schule entkoppelt und separat eingerichtet. Der bestehende Erdgaskessel wird stillgelegt und entfernt. Die Wärmebereitstellung übernehmen zukünftig hocheffiziente Sole/Wasser-Wärmepumpen. Das neue Konzept basiert auf einer dezentralen Energieversorgung mit an den Verbrauch angepassten Wärmepumpen pro Bild 9: Energiekonzept der Plusenergieschule Bild 8: Neue Wärmeverteilung Gebäude. Durch die dezentrale Anordnung werden die Wärmetransportverluste minimiert und das Niedertemperaturheizsystem im Ganzen effizienter. Die eingesetzten Wärmepumpen beziehen bis zu 75 Prozent der benötigten Wärme aus dem Erdreich. Zur Erschließung der Erdwärme werden Sonden bis zu 100 m abgeteuft. Die Wärme wird mit Hilfe von Speichersystemen mit unterschiedlichen Temperaturniveaus für die einzelnen Verbraucher vorgehalten. Den notwendigen Strom zum Betrieb der Wärmepumpe (im Heizkennwert enthalten) erzeugt künftig eine Photovoltaikanlage mit einer Gesamtfläche von 2.370 m². Das öffentliche Stromnetz dient als Zwischenspeicher, um Schwankungen zwischen Produktion und Bedarf auszugleichen. Die Photovoltaikanlage wird so ausgelegt, dass sie jährlich mehr Energie liefert, als in der Schule tatsächlich benötigt wird. Für die Grundbeheizung von Haupthaus, Pavillon und Turnhalle ist ein Flächenheizsystem auf Niedertemperaturbasis anstelle des bisherigen Betriebs mit Heizkörpern vorgesehen. Die Führung der Luftkanäle ist, wo erforderlich, im Dämmsystem vorgesehen. Mit der Bauteiltemperierung wird der Betrieb mit einem exergetisch günstigeren Temperaturniveau erreicht. Zusätzlich wird in den Gebäuden ein bedarfsorientiertes Lüftungssystem mit mindestens 90 Prozent Wärmerückgewinnung installiert. Dadurch kann die Nacherwärmung der Frischluft die Beheizung der Räume unterstützen. Während des Bedarfsfalls im Sommer werden die Flächen der Bauteiltemperierung zur natürlichen Kühlung unterstützend zur Nachtauskühlung herangezogen. Auf eine zentrale Warmwasserbereitung in der Schule wird weitestgehend verzichtet. Das in der Schulküche benötigte Warmwasser wird dezentral erzeugt. Die Sanitärbereiche der Turnhalle erhalten eine mit Solarenergie versorgte Warmwasserbereitung. In den Gebäuden werden hocheffiziente Leuchtensysteme mit elektronischen Vorschaltgeräten und tageslichtabhängiger Regelung eingebaut. Eine nutzungsgerechte und bedarfsorientierte Lichtsteuerung ist mit Hilfe von Anwesenheits- und Tageslichtsensoren zu erreichen. Eine Aufteilung in hochwertige, arbeitsplatzgebundene Beleuchtung und geringwertige Allgemeinbeleuchtung ist vorgesehen. Bild 10: Einbau von Vakuumdämmsystemen 7. Planungs- und Ausführungsphase Nachdem das energetische Gebäude- und Anlagenkonzept erarbeitet und dimensioniert ist, erfolgt die Detailplanung. Die Planung muss iterativ verlaufen, Planungsvarianten werden stets aktualisiert und einander gegenüber gestellt. Besonderes Augenmerk gilt der Detailplanung aller wärmetechnisch relevanten Bauteilanschlüsse, um mögliche Wärmebrücken bereits im Vorfeld auszuschließen. Um eine fehlerfreie Ausführung zu gewährleisten, wird eine Bauüberwachung projektbegleitend durchgeführt. 8. Inbetriebnahme Allgemein liegt für den Erweiterungsbau nahezu kein Sanierungsbedarf vor, da er erst vor sechs Jahren in Betrieb genommen wurde. Wenngleich der Wärmeschutz dieses Gebäudeteils mit erhöhten Anforderungen zur damaligen Zeit versehen wurde, ergeben sich nunmehr deutlich höhere Heizwärmebedarfswerte als für Plusenergieschulen üblich. Nichtsdestotrotz verbleibt das bestehende Heizsystem auf der bisherigen Betriebseinstellung. Die Anlagentechnik ist in das Energieversorgungssystem der Plusenergieschule zu integrieren und die Beleuchtungsanlage an das Niveau der geplanten Beleuchtungstechnik anzupassen. Die komplexe Anlagentechnik mit der darauf abgestimmten Gebäudeleittechnik bedarf einer ausreichenden Einregulierungsphase, bevor die messtechnische Validierungsphase aufgenommen werden kann. Die messtechnischen Kenngrößen beziehen sich auf alle relevanten Energiekennwerte und auf aussagekräftige Parameter zur Bewertung der Qualität der Lern- und Lehrstätten (thermische, akustische, visuelle, luftqualitätssichernde Messwerte). Neben der Gebäudekonstruktion hängt der Energieverbrauch eines Gebäudes wesentlich von der Anlageneffizienz der Heiz-, Lüftungs-, Beleuchtungs-, Regel- und Steuerungskomponenten, vom Außenklima und vom Nutzer ab. 7 Daher ist eine umfangreiche Messtechnik erforderlich, um einerseits eine exakte Energiebilanz erstellen zu können, aus der die einzelnen Verlust- und Gewinnkomponenten hervorgehen, und um andererseits Folgerungen für zukünftige Verbesserungsvorschläge qualitativ bewerten zu können. Die Messkonfiguration wird so ausgelegt, dass die Bildung vollständiger monatlicher Energiebilanzen möglich ist. Dazu ist neben der kontinuierlichen Messung von Raumluftemperaturen, CO2-Konzentrationen und Fensteröffnungszeiten in repräsentativen Räumen die fortlaufende Erfassung der Solarbeiträge, Stromverbräuche und Konditionierungsenergien notwendig. Dies erfordert die Installation einer Datenerfassungsanlage mit den entsprechenden Sensoren, die mit der Gebäudeleittechnik und dem städtischen Langzeitmonitoringsystem abgeglichen wird. Bild 11: Thermische Solaranlage 9. Finanzierung 8 Die Gesamtkosten des Bauvorhabens liegen bei 12,3 Millionen Euro. Die Kosten werden anteilig vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Förderkennzeichen: 0327430J), von dem projektbegleitenden Industriekonsortium, bestehend aus der EnBW Energie BadenWürttemberg AG, der Robert Bosch GmbH, der SaintGobain und der Landeshauptstadt Stuttgart, getragen. Das BMWi beteiligt sich mit 4,4 Millionen Euro an den förderfähigen Investitionskosten der innovativen Systemkomponenten. 10. Projektpartner Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik begleitet als wissenschaftlicher Forschungspartner das Projekt und überprüft das energetische Gesamtkonzept sowie dessen Effektivität und Akzeptanz in der Praxis. Bosch Thermotechnik engagiert sich im Projekt Uhlandschule, weil das Energie-Plus-Haus der richtige Weg zur Erreichung der Klimaschutzziele ist. Es lässt sich mit heute verfügbarer Technik umsetzen, auch in weiten Teilen des Gebäudebestands. Das Energie-Plus-Haus ist für Bosch Thermotechnik daher der Gebäudestandard der Zukunft. Ziel der Saint-Gobain-Gruppe ist es, Gebäude der Zukunft zu realisieren: Für die Plusenergieschule werden Innovationen bereitgestellt, mit denen höchst energieeffizient modernisiert und somit den Herausforderungen des Klimaschutzes begegnet werden kann. Beachtung findet zudem die Erkenntnis, dass eine Schule den Schülern und den modernen pädagogischen Anforderungen gerecht werden soll. Seit Jahren engagiert sich die EnBW Energie Baden-Württemberg AG in der Entwicklung innovativer Gebäudeenergiekonzepte. Nach ihrer Überzeugung kommen hierbei der Energieeffizienz und dem rationellen Energieeinsatz eine besondere Bedeutung zu: Sie sind Voraussetzung für einen wirksamen Beitrag der erneuerbaren Energien zum Klimaschutz. Die Umwandlung der Uhlandschule in eine Plusenergieschule bietet der EnBW Gelegenheit, von den Partnern zu lernen und eigenes Knowhow einzubringen. Dabei kann die EnBW auf vielfältige Kompetenzen im Bereich der erneuerbaren Energien, wie beispielsweise der Photovoltaik zurückgreifen. Kooperationspartner Bosch Thermotechnik ist ein führender europäischer Hersteller von ressourcenschonenden Heizungsprodukten und Warmwasserlösungen. Im Geschäftsjahr 2009 erzielte der Bosch-Geschäftsbereich mit rund 13.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 2,87 Milliarden Euro, davon 66 Prozent außerhalb Deutschlands. Bosch Thermotechnik verfügt über starke internationale und regionale Marken und ein differenziertes Produktspektrum, das in insgesamt 21 Werken in elf Ländern Europas, Nordamerikas und Asiens produziert wird. Am Projekt Uhlandschule ist Bosch Thermotechnik mit seinen Marken Buderus und Junkers beteiligt. Mit rund sechs Millionen Kunden und über 21.000 Mitarbeitern hat die EnBW Energie Baden-Württemberg AG 2009 einen Jahresumsatz von über 15 Milliarden Euro erzielt. Als drittgrößtes deutsches Energieversorgungsunternehmen konzentrieren wir uns auf die Tätigkeitsbereiche Strom – unterteilt in die Geschäftsfelder Erzeugung und Handel sowie Netz und Vertrieb, – Gas, Wasserversorgung sowie Energie- und Umweltdienstleistungen. Wir bekennen uns zum Standort Baden-Württemberg und Deutschland. Hier ist der Fokus unserer Aktivitäten. Darüber hinaus sind wir auch auf weiteren Märkten Europas aktiv. Saint-Gobain ist eines der weltweit führenden Unternehmen bei der Gestaltung und Schaffung von Lebensräumen, in denen der Mensch wohnt, arbeitet und seine Freizeit verbringt. Die internationale Gruppe ist in 64 Ländern mit 191.000 Mitarbeitern präsent. Das bereits 1665 gegründete Unternehmen, das in Deutschland rund 20.000 Mitarbeiter beschäftigt, entwickelt, produziert und vertreibt in erster Linie Produkte und Systeme, die hervorragende Lösungen für ein nachhaltiges und umweltfreundliches Bauen und Modernisieren bieten. An dem Projekt Uhlandschule ist Saint-Gobain mit seiner Hauptsparte Construction Products beteiligt, in der unter anderen so bekannte Marken wie ISOVER, Rigips und Weber-Maxit zu finden sind. Bauphysik ist ein entscheidender Faktor, der Bauen erfolgreich macht. Die Aufgaben des Fraunhofer IBP konzentrieren sich auf Forschung, Entwicklung, Prüfung, Demonstration und Beratung auf den Gebieten der Bauphysik. Dazu zählen insbesondere Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz, Optimierung der Lichttechnik und die Entwicklung innovativer Konzepte für energieeffizientes Bauen. Produkte, Prozesse und Dienstleistungen werden unter ökologischen, sozialen und tech- nischen Gesichtspunkten analysiert, um damit die Nachhaltigkeit, die nachhaltige Optimierung und die Förderung von Innovationsprozessen zu bewerten. Das Fraunhofer IBP forscht verstärkt auf den Gebieten der rationellen Energieverwendung sowie der Entwicklung von anlagentechnischen Komponenten. Gleichzeitig bietet die Einbindung in die lokalen Hochschulstandorte und eine direkte Anbindung an die regionale Industrie ein Höchstmaß an Präsenz der jeweiligen Fachkompetenz. Lageplan: Uhlandschule, Tapachstraße 4, 70437 Stuttgart