Internet: www.waldenser-freundeskreis.de Vorsitzende: Pfarrerin Cordula Altenbernd Tel.: 0201 - 4669928 D-45259 Essen Elsaßstraße 3-5 Email: [email protected] Konto: KD-Bank („Freundeskreis der Waldenser-Kirche e.V.“) BIC: GENODED1DKD, IBAN: DE94 3506 0190 1011 5530 16 Beim Runden Tisch in Bergamo: Kirchenältester Andrews Anim, Moderator Eugenio Bernardini, Übersetzer Jens Hansen Liebe Schwestern und Brüder, liebe Freundinnen und Freunde, „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.“ (Galater 5,22-23a) Mit diesem Spruch für den Monat Juni grüße ich Sie alle ganz herzlich. Die Frage der ersten Christen an ihren Apostel Paulus ist auch für uns heute noch sehr aktuell: Wie sollen wir uns verhalten, wenn wir auf Mitmenschen treffen, die mit unserem Glauben nichts anfangen können oder noch nie etwas von der frohen Botschaft gehört haben? Die Antwort des Apostels ist eindeutig. Ihr habt den Geist Gottes empfangen, also lebt bitte in diesem Geist. Alle Menschen: Freunde und Fremde, Wohlmeinende und Verächter . Dreierlei ist die Frucht des Geistes: Liebe zu Gott, Liebe zu meinen Mitmenschen und Liebe zu mir. Nur alle drei Bereiche zusammen sind die volle Liebe. Um Evangelisation –Werbung für die frohe Botschaft – geht es auch in vielen Berichten in diesem Rundbrief. Die diakonischen Werke der Waldenserkirche geben Zeugnis davon, wie Christinnen und Christen Gottes Liebe sichtbar und spürbar werden lassen können. Dieses Engagement wird von vielen durch die Otto-permille-Abgabe stark gewürdigt. Doch dass die Waldenser eine Kirche sind, wissen viele nicht. Darum hat die Tavola Valdese eine Kommission für Evangelisation ernannt. Der Vorsitzende, Giuseppe Ficara erläutert das Vorhaben. Der Servizio Cristiano freut sich über den unerwarteten Geldsegen und kann damit seine Projekte fördern. Marco Sorg berichtet von seinem letzten Besuch als Delegierter von der Versammlung der Freunde des S.C. „Essere chiesa insieme“ – „gemeinsam Kirche sein“ war das Thema des Runden Tisches in Brescia. Die vielen Migranten sind eine Chance und eine Herausforderung zugleich für viele Waldensergemeinden. Wie das gemeinsame Zusammenleben aussehen kann und welche Perspektiven sich für die Waldenserkirche ergeben, können Sie im ausführlichen Bericht von Thomas Fuchs erfahren. Unsere Schatzmeisterin Bettina Hoffmann berichtet von der Waldensersynode am Rio de la Plata in Uruguay. Auch hier steht das Thema „Evangelisation“ im Mittelpunkt. In diesem Jahr findet unsere Mitgliederversammlung am Sonntag, 9.11.2014 in Mönchengladbach statt. Merken Sie sich diesen Termin doch schon einmal vor. An dieser Stelle möchte ich Ihnen im Namen des Vorstandes ganz herzlich für Ihre Treue danken, mit der Sie die Arbeit des Freundeskreises unterstützen. Es grüßt Sie herzlich Ihre Cordula Altenbernd 2 Riesi im Glück Versammlung der Freunde des Servizio Cristiano am 22.03.2014 Der Servizio Cristiano erlebt eine glückliche Phase seiner Existenz. Schon das äußere Bild spricht für sich: Die Renovierungen an den zentralen Gebäuden (Speisesaal und Gästehaus) sind weitgehend abgeschlossen, der Kindergarten und die Grundschule erstrahlen in neuem Glanz, der Sportplatz hat einen neuen Belag bekommen. Schon jetzt sind gut 800.000 € investiert worden, für die Renovierung der Aula, der Wohnung des Direktors und der jetzt im unteren Be- reich des Olivenhügels untergebrachten Volontäre werden weitere Mittel zur Verfügung gestellt. All das ist möglich durch den einzigartigen Zuspruch, den die Waldenser-Kirche bei den 8/00-Mitteln erfährt. Bei der letzten Erhebung waren es 570.000 steuerpflichtige Italiener/innen, die ihr Kreuz bei der Waldenser-Kirche gemacht haben - das 30fache ihrer Mitgliederzahl: Die Waldenser selbst sprechen von einem „Wunder“. Es wird viel Mühe darauf verwandt, den Einsatz der Mittel für alle Italiener/innen transparent zu kommunizieren: In diesem Kontext ist auch ein Film mit Impressionen vom Servizio Cristiano entstanden, der auf YouTube frei verfügbar ist (http://www.youtube.com/channel/ UCg2rGohmbvTrxxkyKquXIzg). Der Kindergarten und die Grundschule standen bei der Vorstandssitzung und der Freundes-Versammlung im März dieses Jahres im Mittelpunkt. Rosalia Baldi, die bisherige didaktische Leiterin der beiden Einrichtungen, hat eine Stelle als Lehrerin in Florenz angenommen. Neue Leiterin ist nun Nuccia Burgio, die schon seit 3 einigen Jahren in der Beratungsstelle arbeitet. Die pädagogischen Einrichtungen wollen sich in Hinblick auf Inklusion und individuelle Förderung der Kinder weiter entwickeln. Dazu sollen zum einen die pädagogischen Kräfte fortgebildet werden. Zum anderen sollen spezifische Angebote für Kinder mit Lern- und Entwicklungsstörungen angeboten werden, was durch den Umzug der sozialen Dienste auf das Gelände des Servizio begünstigt wird. Die Anmeldezahlen für Kindergarten und Schule bleiben stabil, wenn auch auf niedrigem Niveau, was mit der ungünstigen demographischen Situation der Region zusammenhängt. In diesem Jahr hatte der Vorstand des Servizio ein Treffen mit der Schulpflegschaft. Die Eltern haben ihre große Wertschätzung für die pädagogischen Einrichtungen zum Ausdruck gebracht und äußerten den Wunsch, dass auch eine weiterführende Schule eingerichtet wird: ein schöner Gedanke, der allerdings aufgrund der geringen öffentlichen Unterstützung von Privatschulen in Italien finanziell nicht realisierbar ist. Die Erträge in der Landwirtschaft haben sich gut entwickelt: Im letzten Jahr sind fast 4.400 Liter Olivenöl produziert worden, deutlich mehr als ein Jahr zuvor. Leider ist die Zahl der Gäste, die den Servizio besucht haben, stark gesunken: Der Servizio würde sich freuen, wenn mehr Gruppenreisen nach Riesi organisiert würden, damit die frisch renovierten Gästezimmer intensiv genutzt werden. Für mich persönlich war es die letzte Reise als Mitglied im Vorstand und der Versammlung der Freunde des Servizio Cristiano – nach über 10 Jahren in dieser Funktion: Der warmherzige Abschied des Moderators und der Mitarbeiter/innen hat mich sehr bewegt. Für den Freundeskreis der Waldenser-Kirche wird von nun an Pfarrer Rafael Dreyer aus Plettenberg dieses Amt übernehmen: Er war selbst bis vor kurzem Gemeindepfarrer in Riesi und kennt von daher die örtlichen Verhältnisse sehr gut. Ich wünsche ihm von dieser Stelle viele erfüllende Erfahrungen bei diesem Engagement! Im meinem Grußwort vor der Versammlung der Freunde habe ich mich auf die Jahreslosung 2014 bezogen: „Gott nahe zu sein, ist mein Glück“ (Psalm 73,28). Der Servizio Cristiano ist ein Ort, an dem die Nähe Gottes spürbar ist – und in diesem Sinne ein Ort des Glücks. Marco Sorg 4 Gemeinsam Kirche sein Erlebte Gastfreundschaft und Information Tagung des Runden Tisches mit der Waldenser-Kirche 27. - 30. März Ich komme mittags am ‚Centro Pastorale Paolo Sesto‘ in Brescia an, dem diesjährigen Tagungszentrum des Runden Tisches mit den Waldensern. Zuerst erkunde ich die Stadt, die im Kern römisch und mittelalterlich geprägt ist. Nahe am Centro Paolo VI sind die Reste des kapitolinischen Zeustempels zusammengefügt; das Forum davor liegt heutzutage einige Meter über dem alten Niveau, wie man an Ausgrabungen sehen kann. Die nahe Piazza del Duomo heißt heute Piazza Paolo VI, und im neuen Dom selbst (erbaut 1604 bis 1825) steht eine Vollplastik Pauls VI., wie er 1975 das Heilige Jahr eröffnet. Ein wenig bin ich berührt davon, an einen Tag erinnert zu werden, an dem ich selber vor 39 Jahren vor Ort war. Zum Abend hin treffen die Delegierten für unsere Tagung ein: aus den Landeskirchen (Rheinland, Westfalen, Baden, Hessen-Nassau) und den kirchlichen Werken und Hilfsvereinen (Gustav-Adolf-Werk, Norddeutsche Mission, Hilfswerk der evangelischen Kirchen in der Schweiz, Freundeskreise aus Deutschland, der Schweiz und den USA) sowie natürlich der gastgebenden Waldenserkirche (Moderatore Eugenio Bernardini, Paolo Naso Prof. Paolo Naso, Pastor Jens Hansen) Nach dem gegenseitigen Vorstellen folgt am Freitagmorgen nach der Andacht der ‚Ortspfarrerin‘ Anne Zell (seit ca. 20 Jahren in Italien) die Einführung ins Thema durch Prof. Paolo Naso, dem Koordinator des Gesamtprojektes ‚Essere Chiesa Insieme‘: Immer mehr Immigranten – vor allem aus Afrika, aber auch aus Asien und Lateinamerika – drängen über Italien in die Europäische Union. In den letzten 25 Jahren sind etwa 20.000 von ihnen im Mittelmeer ertrunken. Viele der Einwanderer suchen Arbeit und Auskommen im Nordosten Italiens, vor allem in Mailand und in den östlich davon gelegenen Städten wie Bergamo und Brescia. Ein guter Teil von ihnen ist 5 evangelischer Herkunft, gehört in Afrika z.B. der presbyterianischen Kirche an und wendet sich für die geistliche Aufnahme und Beheimatung an die waldensisch-methodistischen Gemeinden. So wächst der Anteil der Zuwanderer in den althergebrachten Gemeinden ständig und hat mitunter 50% und mehr erreicht. Das seit einigen Jahren bestehende Projekt bzw. Programm ‚Essere Chiesa Insieme‘ (Zusammen Kirche Sein) zielt dabei auf Integration und nicht auf die Bildung eigener oder gar eigenständiger sogenannter ethnischer Gemeinden. Schwierig in der italienischen Gesellschaft ist das Problem der Immigration an sich: Einbürgerung ist oft ein unerreichbares Ziel, Aufenthaltserlaubnis ist an Arbeit gebunden, interkulturelle Sozialarbeit gibt es nicht, Spracherwerb wird nicht gefördert. Die europäischen Regeln zur Integration werden in Italien ignoriert bzw. gebrochen, politische Gruppierungen (z.B. Lega Nord) machen Stimmung gegen Immigranten aus ‚armen‘ Ländern. In Brescia haben sich vor ca. 20 Jahren die ersten evangelischen Afrikaner an die Waldenser-Gemeinde gewandt; inzwischen machen die Zuwanderer gut 40% der etwa 150 Gemeindeglieder aus. Das hat verschiedene Auswirkungen: afrikanisches Liedgut hat längst seinen normalen Platz neben den traditionellen europäischen Chorälen; Organistin Eva Frick trifft sich schon seit längerem jeweils vor dem Gottesdienst mit den ghanaischen Gemeindegliedern, um deren mündliches Liedgut zu verschriftlichen. Hier kommt auch gerne das zweisprachige Liederbuch ‚Cantiamo Insieme – Let’s Sing Together‘ (2007) mit seinen fast 100 neueren Liedern zum Einsatz. Zum Predigtdienst geeignete Immigranten und Italiener müssen natürlich auch theologisch geschult werden und predigen dann auch im ghanaischen Twi, auf Englisch und schließlich auch auf Italienisch. Der vom Bund der Evangelischen Kirchen in Italien im Zusammenarbeit mit Kirchen und kirchlichen Organisationen angebotene Kurs dauert drei Jahre und nennt sich LINFA (‚Lymphe‘/Lebenssaft), ein Akronym für die Kernwörter des Programms ‚Laboratorio INterculturale di Formazione e Accoglienza‘ (Labor für interkulturelle Bildung und Willkommenskultur). Die 20 Tutoren und Tutorinnen begleiten z. Zt. ca. 70 Studierende. In der Waldenser-Kirche von Brescia treffen wir Emmanuel Kodua aus Ghana, der seit 6 Jahren hier lebt und zusammen mit anderen Afrikanern und mit Italienern diese interkulturelle theologische Ausbildung absolviert hat; er berichtet stolz, dass er nun schon zweimal auf Italienisch gepredigt hat. Umgekehrt werden aber auch italienische Pfarrer nach Afrika geschickt, um dort vor Ort afrikanische Traditionen , Lebens- und Denkart kennenzulernen. 6 Wie schwierig ein gegenseitiges Anerkennen und Zusammenwachsen und ‚Zusammen Kirche Sein‘ ist, hat die Waldenser-Kirche erkannt und als Kulturvermittler oder Mediator den afrikanischen Pfarrer Elymas Newell angestellt; er besucht die ‚ g e mi s c h t e n ’ Gemeinden landauf landab, um Schwierigkeiten aufarbeiten zu helfen. Ein immer wiederkehrendes Problem ist z.B. die von Treffen mit der Gemeinde in Brescia den Waldensern praktizierte Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, die vielen Afrikanern ein Graus ist; dies ist auch aus der Tradition geboren, dass Paarbildung der Kinderzeugung und somit der wirtschaftlichen Absicherung der Familie dient. Die angestrebte Integration und gegenseitige Durchdringung mit den ‚neuen‘ Glaubensgeschwistern sieht Moderator Eugenio Bernardini als den vorgegebenen Weg der Waldenser-Methodisten-Kirche: „Interkulturelle Gemeinden sind die Zukunft unserer Kirche.“ Dass dies dennoch für manche ein schmerzhafter Prozess ist, bringt der Gemeinderatsvorsitzende Alberto Nencini zum Ausdruck: „Einige unserer Gemeindeglieder erkennen ihre Gemeinde nicht wieder und wünschen sich die Kirche ihrer Kindheit zurück.“ Nencini hat 2010 zusammen mit den anderen Mitgliedern des Kirchenvorstandes eine Festschrift zum 150jährigen Bestehen der Gemeinde Brescia herausgegeben. Darin heißt es über die vorangegangenen zwei Jahrzehnte: „Der Gottesdienst wird bereichert durch verschiedene Elemente, nach und nach bildete sich eine Gesangsgruppe, aus der schließlich ein Kirchenchor wurde, die Übersetzung ins Englische wurde zur Regel, ebenso bei den übrigen gemeindlichen Aktivitäten….In Brescia realisiert sich nach und nach 7 das Projekt ‚Essere Chiesa Insieme‘, wo eben die Kirche zum Begegnungspunkt der Glaubenden wird und die Liturgie des Gottesdienstes zur Durchmischung der Traditionen, der Kulturen, der Lebenserfahrungen eines jeden – mit dem Ziel, den eigenen Glauben in einem weitgefassten Miteinanderteilen und in der Geschwisterlichkeit mit allen zu bekennen.“ In Bergamo ist die Situation ähnlich. Die Gemeinde wurde 1807 im ‚napoleonischen‘ Königreich Italien von Schweizern und Franzosen gegründet; heute gehören nur noch Bibel und Kelch in der Kirche von Bergamo ca. 24 Personen aus den Ursprungsfamilien dazu, die anderen etwa 250 Gemeindegliedern kommen aus ca. 20 Nationen. Der Umgestaltungsprozess vollzog sich hier ebenfalls seit ca. 1985, seit vor allem aus Ghana evangelische Christen zuzogen. Seit 2013 ist Winfrid Pfannkuche hier Gemeindepfarrer; er kam vor fast zwei Jahrzehnten von Deutschland nach Italien und wurde 1997 auf der Synode in Torre Pellice ordiniert; seither ist er in den Waldensertälern (Pramollo und Prali) und in Süditalien/Sizilien (Palermo und Taranto-Grottaglie-Brindisi) tätig gewesen. Er führt die Arbeit seiner unmittelbaren Vorgängerin Janique Perrin sowie der pensionierten Pfarrer Thomas Soggin und Salvatore Ricciardi weiter; die beiden letzteren sind bei unserer Gemeindebegegnung mit anwesend: geEliana Briante bei der Katechese mit Kindern meinsames 8 Bibelstudium, gemeinsamer Konfirmandenunterricht, zweisprachige Gottesdienste. In der Gemeinde hat sich nie eine „ethnische Unterabteilung“ gebildet. Zum Abschluss der Tagung erfahren und erleben wir in Mailand, wie ‚Essere Chiesa Insieme‘ sich im Gottesdienst vollzieht: In der methodistischen Gemeinde leitet Pfarrerin Eliana Briante den Gottesdienst, der immer wieder auch englische Anteile hat: bei den Liedern und Gebeten, bei der Predigtzusammenfassung. Wie schon bei den Treffen in den Gemeinden Brescia und Bergamo erleben wir nach dem Gottesdienst wieder eine überwältigende Gastfreundschaft – außer der Reihe und wieder von vielen Gemeindegliedern zusammengetragen. Und zum Abschied bekommt jeder von uns eine Geschenktüte mit Süßigkeiten und dem Liederbuch ‚Cantiamo Insieme –Let’s Sing Together‘. An dieser Stelle ein ganz herzlicher Dank an unsere italienischen Gastgeberinnen und Gastgeber. Thomas E. Fuchs Fast niemand weiß, dass es eine protestantische Kirche gibt Das Evangelisationsprojekt der Waldenserkirche Nach dem Besuch des Moderators Eugenio Bernardini auf unserer Mitgliederversammlung im vergangenen Jahr hat der Freundeskreis 3.000 Euro für das Evangelisationsprojekt der Waldenserkirche zur Verfügung gestellt. Hier erläutert, der Koordinator der Kommission für die Evangelisation, Giuseppe Ficara, das Warum und Wie des Vorhabens. Die Tavola Valdese hat im Auftrag der Waldensersynode eine Kommission für die Evangelisation ernannt. Die Synode hat die Bedeutung des Zeugnisses der Kirche als erste Priorität unserer Berufung betont. Sie hat dazu eingeladen, den Italienern die Inhalte unseres Glaubens zu vermitteln, die Realität unseres Zeugnisses der mit der ausdrücklichen Verkündigung er Liebe Gottes in Jesus Christus verbunden ist. Warum? Weil in Italien, das überwiegend katholisch ist, nahezu niemand weiß, dass eine protestantische Kirche wie die unsere existiert. Es gibt immer noch Menschen, die glauben, dass die Protestanten keine Bibel haben oder nicht an Gott glauben oder Heiden sind. 9 Es gibt aber auch viele Katholiken, die sich aus verschiedenen Gründen außerhalb ihrer Kirche fühlen, weil sie nicht mit der katholischen Theologie oder dem Papst einverstanden sind oder weil sie wegen einer Scheidung abgelehnt werden oder weil sie homosexuell sind etc… Es handelt sich um Gläubige, die die Hoffnung verlieren ihren Glauben in einer Gemeinschaft der Gläubigen leben zu können. Verschiedene Erfahrungen in Waldensischen Gemeinden haben hingegen deutlich gemacht, dass diese Personen in der Waldenserkirche angenommen werden können und dort ihren Glauben in Gemeinschaft leben können. Sie müssen aber wissen, dass es diese Möglichkeit gibt. Deswegen unsere „Evangelisation“. Die Kommission für die Evangelisation wird jedes Jahr von der Tavola Valdese benannt und besteht aus Giuseppe Ficara (Pfarrer Luserna S. Giovann), Claudio Pasquet (Pfarrer San Secondo), Simona Menghini (Kommunikationsexpertin Mailand), Roberto Davide Papini (Journalist, Florenz), Greetje Van der Veer (Lokalpredigerin Fermo/Porto S. Giorgio in den Marken), Mario Cignoni (Bibelgesellschaft Italien, Rom) Was macht die Kommission? Die Kommission hat Material zur Lektüre erarbeitet, das Personen angeboten werden kann, damit sie nicht nur die Geschichte der Evangelischen Theologie kennenlernen, sondern auch erfahren, dass Gott ein Gott der Liebe ist, der nahe ist, zuhört, erhört, vergibt - im Gegensatz zu der verbreiteten Meinung, dass Gott schwer straft und diejenigen in die Hölle schickt, die sich von der Kirche entfernen. • Wir haben 20.000 Broschüren gedruckt mit dem Titel „Andere Reden – was glauben von A bis Z“, ein Büchlein 30 Seiten, das Schlüsselwörter rund den Glauben in einem evangelischen phabet erläutert. wir mit um Al- • Wir haben 50.000 Flugblätter mit dem Titel „die frohe Botschaft“ gedruckt in denen Bibelverse zitiert und kurz kommentiert werden. • Wir haben 5.000 Exemplare des Neuen Testaments und der Psalmen gedruckt, deren Titelseite der Evangelisation gewidmet ist und auf der steht „Ein Geschenk für dich“. • Wir haben ein Video produziert für den internen Gebrauch in unserer Kirche, um alle zur Evangelisation zu ermutigen: „Sag es, Zeig es, lebe es“. • Wir haben 1.500 Plakate gedruckt: „Der Wind weht wo er will – Eine neue Welt ist möglich“. 10 Beispiele konkreter Aktionen Die Synode hat eine nationale „Woche der Evangelisation“ beschlossen vom 5.-11. Mai. Alle unsere Kirchen sind von der Kommission für die Evangelisation eingeladen aus den Kirchen herauszutreten und einen Gottesdienst auf der Piazza anzubieten oder einen Bibel-Marathon, Flashmob, Bücherstände, VideoBoxen, Ausstellungen, Konzerte, öffentliche Diskussionen etc. Hierzu konnten die Materialien der Kommission eingesetzt werden. Wir haben auch vier Beispielspredigten für die Evangelisation erarbeitet, die nutzen konnte, wer sie brauchen konnte. Darüber hinaus hat die Kommission eine Internetseite gemacht (www. Evangelizzazione.chiesavaldese.org) über die die Kirchen das Material, das sie benötigen, beziehen können und es gibt eine Facebookseite (www.facebook.com/labuonanotizia), die sich an alle wendet. Die Woche der Evangelisation hat jede Gemeinde so gestaltet, wie sie es selber wollte. In Florenz wurde ein Bibelmarathon veranstaltet, es gab Gottesdienste auf der Piazza mit Chören, in Pinerolo wurde ein großes Festzelt gemietet, es gab Gemeinden, die nicht rausgegangen sind, sondern wie z.B. in Mailand die Stadt zu einem Tag der offenen Tür in der Kirche eingeladen haben mit Video, Bücherständen, Ausstellungen, Informationen über die Bibel und die Theologie etc… Tatsache ist, dass die Woche der Evangelisation auch uns gedient hat, weil die Gemeinden sich engagiert und mobilisiert haben mit großer Anstrengung und Energie und dafür schöne positive Rückmeldungen bekommen haben. Giuseppe Ficara, Koordinator der Kommission für die Evangelisation Übersetzung: Bettina Hoffmann *** Redaktion: Bettina Hoffmann, Fotos: Marco Sorg (Riesi), Thomas Fuchs (Titel, Runder Tisch) 11 Befähigung zur Mission: Tradition und Erneuerung in den Diensten der Kirche“ – Auch Waldenserkirche am Rio de la Plata thematisiert Evangelisation Vom 8.-10. Februar dieses Jahres fand in Colonia Valdense/Uruguay die Synode der dortigen Waldenserkirche statt. An drei statt wie sonst an fünf Tagen stand erstmal die Auseinandersetzung mit einem Thema im Mittelpunkt des Treffens. Ähnlich wie in der italienischen Waldenserkirche steht derzeit die Frage im Zentrum, wie die Kirche auf die Menschen zugehen kann. Es scheint sich der Gedanke durchzusetzen, dass die Zukunft der Waldenserkirche nicht allein aus sich selbst heraus, nur durch die eigenen Kinder, gedacht werden kann. Als Gast brachte Pastor Marcelo Gomes von der Unabhängigen Presbyterianische Kirche Brasiliens seine Erfahrungen ein. In vielen Kirchen werde die Anwesenheit des Pfarrers für alle möglichen Bereiche gefordert, Er selber habe beinahe seine Familie verloren wegen der überbordenden Arbeit. Heute sei ihm klar, dass er vor allem andere befähigen müsse. Er sei heute Teil einer Kirche, die in „Zellen“ organisiert sei. Mit 12 Personen in einem Klassenraum habe er angefangen; heute gebe es 100 Gruppen zu je 20 Personen. Jeder Gläubige sei ein Leiter für diejenigen, die ihn als solchen anerkennen. Er strich heraus, dass diese Auffassung mit der reformierten Tradition der universellen Priesterschaft der Gläubigen übereinstimme. Es sei nötig aus der Kirche herauszutreten, so wie Jesus in den Häusern und Straßen agiert habe. Die „institutionelle Mentalität denke über ausreichende Ressourcen nach, während die „Mentalität des Glaubens“ überlege: Was habe ich zu geben? Die Frohe Botschaft müsse an alle Menschen weitergegeben werden, nicht nur an Bedürftige. Die erste Verantwortung der Gläubigen sei die Verkündigung, daraus folge die Diakonie als Konsequenz. In den Workshops wurde über die verschiedenen Aufgaben der Kirche diskutiert. Es wurde festgestellt, dass bei der Verteilung von Aufgaben zu wenig auf die Gaben und Fähigkeiten der Einzelnen geachtet werde, sondern es mehr darum gehe wer bereit sei, eine Verantwortung zu übernehmen. Es wurde auch deutlich, dass viele Erwartungen an die Pfarrer gestellt werden. Die Botschaft, die Marcelo Gomes mitgebracht hat, wurde dabei gewürdigt. Gleichzeitig erinnerten einige Methoden und Themen sehr an die Pfingstler und wurden deswegen intensiv diskutiert. Neben der inhaltlichen Diskussion gab es natürlich auch einige Entscheidungen zu treffen. So wurde die Kirchenleitung „Mesa Valdense“ gewählt. Dabei wurden Oscar Oudrì in seinem Amt als Moderador und Carola Tron als seine „Vize“ wiedergewählt. Bettina Hoffmann (nach Informationen aus „Riforma“ und „Pagina Valdense“) 12