Der Kontakt zwischen Mentor und Mentee soll auf Augenhöhe erfolgen – dass dies gelingt und geschätzt wird, zeigt eine erste Evaluation des Projektes. Projekt im Fokus Menschen mit Behinderung sehen sich auf dem ersten Arbeitsmarkt oft mit Skepsis und Ablehnung konfrontiert. Das Mentoring von Impulse bietet ihnen Unterstützung bei der Stellen- und Lehrstellensuche – und baut bei Arbeitgebern Vorurteile und Unwissen ab. Dank Mentoring erfolgreich im ersten Arbeitsmarkt Nach einem Kletter-Unfall ändert sich das Leben von Alea Brunner (Fallbeispiel anonymisiert) radikal: Aufgrund einer schweren Verletzung kann sie nicht mehr in ihrem bisherigen Beruf arbeiten und erhält die Kündigung. Trotz einer Weiterbildung zur OnlineRedakteurin verläuft die Stellensuche harzig. Kurz bevor ihr Anspruch auf RAV-Taggelder ausgeschöpft ist, wendet sie sich an Impulse. Der gemeinnützige Verein setzt sich für die gesellschaftliche und berufliche Inklusion von Menschen mit Behinderungen in der Nordwestschweiz ein. Ein wichtiges Instrument ist dabei Mentoring: die Begleitung einer Stellensuchenden (Mentee) durch eine erfahrene Person (Mentor). Seit 2012 bietet Impulse ein Mentoring-Projekt für Stellensuchende an, seit 2016 zusätzlich auch für Lehrstellensuchende und Arbeitnehmende am Übergang vom geschützten Arbeitsmarkt in die freie Wirtschaft. Beratung zeigt neue Möglichkeiten auf Die Zielgruppe bilden Menschen mit Behinderung, die (zurück) in den ersten Arbeitsmarkt wollen. Auf diese Gruppe sind bisher kaum Angebote zugeschnitten. Schweizweit einzigartig ist, dass bei der beruflichen Inklusion von Menschen mit Behinderungen auf Mentoring gesetzt wird. Nach ersten Gesprächen wird klar, dass Alea Brunner eine Lehre als Kauffrau absolvieren möchte. Impulse klärt Ansprüche via RAV und IV ab und kann tatsächlich einen Weg aufzeigen. Doch die 37-Jährige muss nun innerhalb von drei Monaten eine Lehrstelle finden. Für die intensive Bewerbungsphase stellt ihr Impulse einen Mentor zur Seite. «In Ihrem Alter sollten Sie den Jungen Platz machen», bekommt Alea Brunner mehrfach zu hören. Doch ihr Mentor macht ihr immer Das Team von Impulse Basel ist zufrieden mit den Ergebnissen der ersten Pilotphase Thomas Moor, Geschäftsführer der Moor-Nebel Gärtnerei GmbH, hat einen Projektteilnehmenden und zieht eine positive Bilanz. wieder Mut und gibt wertvolle Tipps, wie und wo sie sich weiter bewerben könnte. len ein ganzes Netzwerk für den Erfolg verantwortlich ist. Der Mentor nimmt dabei eine spezielle Rolle wahr: «Ich fungiere oft als Querdenker», sagt Peter Paulmichl, der bereits zwei Mentees erfolgreich begleitet hat. Menschen mit Behinderungen schränken ihre Sicht auf ihre Möglichkeiten manchmal zusätzlich selber ein. Dann zeige er neue Wege auf: «Ich konnte eine sehbehinderte Frau davon überzeugen, dass sie auch eine Stelle ausserhalb ihres Wohnortes annehmen kann – diese Erweiterung des Horizonts hat die aktuelle Anstellung ermöglicht.» Mentoren können Bedenken auffangen Gleichzeitig aktiviert Impulse Kontakte im CHARTANetzwerk. Dieses besteht aus Verbänden und Arbeitgebern, die sich für die Inklusion von Behinderten ins Berufsleben einsetzen. Die Moor-Nebel Gärtnerei GmbH ist seit 2015 CHARTA-Unterzeichnerin. 2016 konnte eine Vakanz erfolgreich mit einem Mentee besetzt werden. «Der Kontakt zum Mentoringprogramm von Impulse gab uns die Sicherheit, dass wir einen Ansprechpartner haben, wenn Probleme auftauchen», sagt Geschäftsführer Thomas Moor. Das Mentoring-Programm trägt dazu bei, Ängste rund um die Anstellungen von Menschen mit Behinderungen abzubauen. Mentoren sind die Querdenker im Netzwerk Auch Alea Brunner findet dank Kontakten von Impulse eine Lehrstelle. Ihr Fall zeigt auf, dass zuwei- «Der Kontakt zum Mentoring gab uns Sicherheit, dass wir Ansprechpartner haben, wenn Probleme auftauchen» Thomas Moor, Geschäftsführer Eine externe Evaluation der ersten Pilotphase hat ergeben, dass 70 Prozent der Mentees, die das Programm abschliessen, (wieder) im ersten Arbeitsmarkt tätig sind. Weitere Teilnehmende konnten erste Zwischenerfolge verbuchen, etwa Einladungen zu Bewerbungsgesprächen nach der Überarbeitung des CV. Mentoring – Überblick Projekttitel: Das EBGB: Projektfinanzierung Trägerschaft: Mentoring für Menschen mit einer Behinderung Impulse Projektregion: Nordwestschweiz (AG, BS, BL, SO) Laufzeit: 1. Phase Pilotprojekt: 2012-2014 Das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung (EBGB) leistet finanzielle Unterstützung für Projekte zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. Der Beitrag des EBGB beträgt in der Regel maximal 50 Prozent der Gesamtkosten. 2. Phase Pilotprojekt: 2015-2017 Kontakt Finanzierung: EBGB, Nationales Programm zur Prävention und Bekämpfung von Armut, Sophie und Karl Binding-Stiftung, Swisslos-Fonds BS/BL, MBF Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen EBGB Inselgasse 1 3003 Bern Zielgruppe(n): Arbeitnehmende mit Behinderung, Wirtschaftsverbände und Arbeitgebende, Öffentlichkeit E-Mail [email protected] Webseite www.edi.admin.ch/ebgb Kontaktperson: [email protected] Webseite: www.impulse.swiss