KUNSTSTOFF-BAUTEILE MIT INTEGRIERTER ZUSTANDSÜBERWACHUNG Institut für Polymer Spritzgießtechnik und Prozessautomatisierung Institut für Elektrische Messtechnik Einleitung In vielen Bereich des alltäglichen Lebens werden Metalle durch faserverstärkte Kunststoff-Bauteile substituiert. Speziell in der Automobilindustrie trägt dies zu teils erheblichen Gewichtsreduktionen einzelner Bauteile und somit zu einer Veringerung des Fahrzeuggesamtgewichts bei. In der Folge kann der Treibstoffverbrauch gesenkt und immer restriktivere Abgasnormen eingehalten werden. Werden sicherheitsrelevante metallische Strukturen (z.B. ein Bremspedal) durch Kunststoffbauteile ersetzt, kann es sinnvoll sein, die auf das Bauteil wirkenden Belastungen zu überwachen. Diese Arbeit zeigt eine sehr einfache und kostengünstige Variante eines solchen Systems sowie die Bauteilherstellung im Spritzgießverfahren. Messtechnik (EMT) Prozesstechnik (IPIM) Die Verwendung funktionaler Tinten – bestehend aus z.B. leitfähigen Nanopartikeln (Silber, Gold, Carbon Black, PEDOT:PSS) in H2O gelöst – in einem Piezo- oder Bubble-Jet Drucker ermöglichen die Herstellung von lowcost Sensoren und Aktoren. Gedruckt wird mit einem kommerziell erhältlichen Drucker auf Fotopapier. Gedruckte Ag-N (Silbernano-Partikel) Schichten weisen ähnliche elektrische und mechanische Eigenschaften wie ein Festkörper bestehend aus Silber auf. Die mit dem links beschriebenen Verfahren bedruckte Folie wird in das Spritzgießwerkzeug eingelegt und über Vakuum im Formnest gehalten. Während der Füllphase des Spritzgießprozesses wird die Folie mit dem Dehnungsmesssteifen (DMS mit einer geeigneten Polymerschmelze hinterspritzt. Handelsübliches Fotopapier weist eine Polyethylen (PE) Schutzschicht auf, wodurch beim Hinterspritzen mit PE eine gute Haftung zwischen Fotopapier und Bauteil entsteht. Fotopapier Schmelzestrom Leiterbahnen Abbildung 1.: Gedruckte Nanopartikel Piezo-Jet gedruckte leitfähige Silberschicht Abbildung 3.: Schmelzestrom beim Hinterspritzen der Folie im Formnest Zur Messung mechanischer Kräfte kommen Dehnungsmesstreifen zum Einsatz – leitfähige Materialien ändern den elektrischen Widerstand bei Dehnung oder Stauchung nach ∆𝑅/𝑅0 = 𝐾 ∙ 𝜀 = 𝐾 ∙ ∆𝑙/𝑙0 , obwohl die Änderung ∆𝑅 sehr klein ist kann diese mit einer elektronischen Schaltung gut ausgewertet werden. 1.2 Linearer Bereich Ausgleichsgerade (K = 3.004) 1 R/R0 in ‰ 0.8 Formnest Bei Verwendung geeigneter Haftvermittler können aber auch andere Polymertypen zum Hinterspritzen der Folie verwendet werden. Nach dem Erstarren der Schmelze in der Kavität wird das Bauteil entformt, die mit dem DMS bedruckte Folie ist nun fest mit dem Bauteil verbunden. Bei einer Biegebelastung des Bauteils ändert sich die Länge der Leiterbahn und somit der Wiederstand der leitfähigen Struktur. 0.6 F 0.4 DMS t 0.2 F0 -0.2 0 50 100 150 200 Dehnung = l/l0 in ppm 250 300 F+ 350 Abbildung 2.: links: Dehnungsmessstreifen mit Elektronik, rechts: Widerstandsänderung in Abhängigkeit der Dehnung R t Abbildung 4.: Wiederstandänderung bei wechselnder Biegebeanspruchung Adressee: Ergebnisse Institute für Polymer-Spritzgießtechnik und Prozessautomatisierung Johannes Kepler Universität Linz 69 könnenAltenberger mit derStraße dargestellten Methode sehr rasch und 4040 LINZ, Austria Durch Einsatz handelsüblicher Drucker und Fotopapier Kunststoffbauteile mit „Health Monitoring“ Funktionen versehen werden. Klaus Straka, Thomas Mitterlehner, Georg Steinbichler, JKU / IPIM, Altenberger Straße 69, 4040 Linz, Austria Christoph Beisteiner, Bernhard Zagar, JKU / EMT, Altenberger Straße 69, 4040 Linz, Austria kostengünstig www.jku.at/ipim www.jku.at/emt