2 Gottesdienst-Werkstatt Ein Projekt der Kirchengemeinde

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Gottesdienst-Werkstat
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Ein Projekt der Kirchengemeinde Pollhagen
im Rahmen der Gottesdienst- Fortbildung
Der Anfang
Es ist Sonntag. Die Glocken läuten. Wer zum Gottesdienst kommt, wird am Eingang
freundlich begrüßt. An der Tür zum Hauptschiff steht eine Frau, die den Ankommenden aus der Taufschale ein Wasserkreuz in die Hand zeichnet. „Im Namen des
Vaters des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Ein Lächeln im Gesicht, der Blick auf
die Hand, so gehen die Menschen nach vorn und suchen sich ihren Platz. Die Orgel
spielt. Die Frau, die eben noch das Kreuz in die Hand gezeichnet hat, begrüßt die
Gemeinde und stellt das Gottesdienst-Team vor, freundlich und ohne viele Worte. Es
wird gesungen und ein Psalm gebetet. Einzelne sprechen die Verse des Psalms aus den
Reihen, die Gemeinde antwortet. Der Pastor/die Pastorin singt die Eingangsliturgie.
Die Lesungen werden vom Gottesdienst-Team gestaltet, jeweils mit zwei
Sprecher/innen. Eine Lesung wird im Stil einer Collage gehalten. Auch die Predigt
findet im Dialog statt. Kurze, knappe Statements zu einem Bibelwort. Wieder ist
neben dem Pastor/der Pastorin eine Frau aus dem Team dabei. Es gibt auch
Abendmahl im Gottesdienst. Die alte Form der Feier ist durch neue Elemente
ergänzt. Die sonst übliche Förmlichkeit und Starre weicht einer fröhlichen Gelassenheit. Diejenigen, die Abendmahl feiern, sind einander zugewandt und nicht
allein auf sich selbst konzentriert. Das Gottesdienst-Team leitet an und teilt mit
aus. Vertraute Elemente in neuen Formen. Neue Gesichter, die mitgestalten und
augenscheinlich Freude dabei haben. Das Ganze wirkt nicht angestrengt, sondern
selbstverständlich und sehr sicher. Denn es ist im Team entstanden und vorher
geübt worden. Der Gottesdienst endet mit Segen und Orgelspiel. Hinterher ist das
Team noch kurz zusammen und wertet aus. Einige aus der Gemeinde haben am
Ausgang schon gefragt: „Wann findet wieder so ein Gottesdienst statt?“
Solche Gottesdienste gibt es in der Gemeinde nicht immer, aber immer öfter. Entstanden sind sie aus der Arbeit der Gottesdienst-Werkstatt. Dieses Projekt gibt es
seit sechs Monaten. Am Anfang stand die Gottesdienst-Fortbildung des Pastors/der
Pastorin, zusammen mit dem Wunsch, das dort Gelernte in der eigenen Gemeinde
umzusetzen. Erste Versuche gab es mit zwei Gottesdienst-Seminaren im Abstand
von jeweils eineinhalb Jahren. Damit war der Boden bereitet für Neues. Es gab etwa
zehn bis fünfzehn Menschen in der Gemeinde, die Lust und Bereitschaft für diese
Arbeit mitbrachten. Das Ganze wurde mit dem Kirchenvorstand abgestimmt, einige
aus dem Gremium waren beim ersten Seminar mit dabei. Je sicherer und
selbstverständlicher das Team die Gottesdienste gestaltete, desto sicherer wurde
auch die Gemeinde im Umgang mit den neuen Gesichtern und Formen. Es wird
inzwischen nicht mehr gefragt: „Dürfen die das?“ oder „Wird jetzt immer so
gefeiert? Ist unser alter Gottesdienst damit abgeschafft?“. Die Fragen lauten eher:
„Wo habt ihr das gelernt?“ und „Wann gestaltet ihr wieder so einen Gottesdienst?“
Im Folgenden will ich versuchen, den Weg zu beschreiben, den die Gemeinde, das
Team und ich selbst dabei gegangen sind. Ein vorläufiges Ergebnis und ein Fazit am
Schluss werden das Ganze abrunden. Eines aber kann ich schon vorwegnehmen: Die
Durchführung des Projektes war über weite Strecken nicht kompliziert und weniger
anstrengend, als die Aufgabe, das Ganze zu beschreiben.
Die Gruppe
Im Verlauf des Projektes bin ich häufig von Kollegen/innen gefragt worden: „Wie
hast du die Leute gefunden für dieses Projekt? Wie hast du nach ihnen gesucht?“
Dazu will ich kurz einiges zu meiner gemeindlichen Situation sagen.
Ich bin in meiner Gemeinde seit sieben Jahren. Es ist meine zweite Stelle. Die Gemeinde
Pollhagen ist eine ländliche Gemeinde mit 1.300 Gemeindegliedern. Ich habe dort eine
volle Pfarrstelle mit nur einer Kirche. Diese äußeren Umstände, die zugegebenermaßen
gut, für manche sogar paradiesisch, klingen, sind jedoch weniger entscheidend für das
Gelingen eines solchen Projektes. Entscheidend scheint mir zunächst die eigene
Bereitschaft zu sein, ein solches Projekt in der eigenen Gemeinde zu beginnen. Hinzu
kommt die Vernetzung mit anderen Kollegen/innen. Möglich ist auch, sich Beratung und
Begleitung von außen (Bsp.: Gottesdienstinstitut) zu holen. Erst dann stellt sich die Frage
nach geeigneten Menschen in der Gemeinde.
Ich leite die Gottesdienst-Werkstatt zusammen mit einer Frau aus der Gemeinde.
Die Leitung im Team hat sich als sehr gut erwiesen. Vor allem die Kombination von
Geistlichen und Laien, bzw. Mann und Frau, eröffnet viele Möglichkeiten der
Gestaltung, der Planung und Auswertung. Eine Leitung allein durch den Pastor/die
Pastorin ist auch möglich, war aber nicht die erste Wahl. Nachdem die Leitung stand,
haben wir uns zusammengesetzt und das Konzept besprochen (siehe „Die Arbeit“).
Erst dann war die Frage nach den Teilnehmern/innen dran. Wir haben als Leitung
gemeinsam über mögliche Teilnehmer/innen gesprochen, mit Namen und Begründung,
warum wir diese Person gern dabei hätten. Anschließend haben wir diese dann
persönlich mit einem Brief eingeladen. Wer kein Interesse hat, kann den Brief an
andere weitergeben. Wir haben den Kreis der möglichen Teilnehmer/innen bewusst
sehr weit gezogen, über die Grenzen der Kerngemeinde hinaus. Es ist wichtig, hier
nicht zu eng zu werden, denn schließlich sollen diese Menschen mithelfen, etwas zu
verändern. Distanzierte bringen oft mehr Mut zur Veränderung und einen scharfen
Blick für Unstimmigkeiten in den alten Formen mit. Nach Absprache mit den
Kollegen/innen haben wir auch Gemeindeglieder aus anderen Kirchengemeinden
eingeladen. Wir haben auf diese Weise etwa dreißig Briefe versandt, dreimal soviel,
wie wir Teilnehmer/innen erwarteten. Es gab außerdem eine kurze Ankündigung im
Gemeindebrief. Keine große Pressearbeit, keine Bekanntgabe in allen
Gemeindegruppen, kein „Schrotschuss“ in die Gemeinde hinein, verbunden mit der
Hoffnung, irgendwen würden wir damit schon treffen. Auf die versandten Briefe
haben wir, bis auf ganz wenige Ausnahmen, auch Antwort bekommen. Am Ende haben
sich zwölf Menschen gefunden, die zu einer Teilnahme bereit waren. Trotz
verstärkter Werbung sind, außer mir, keine Männer darunter. Deshalb ist im
Folgenden von Teilnehmerinnen die Rede. Das Durchschnittsalter der
Teilnehmerinnen liegt bei etwa vierzig Jahren. Es sind Frauen aus der eigenen und
anderen Gemeinden.
Hier sind einige Auszüge aus den religiösen Biographien, welche die Teilnehmerinnen
selbst zusammengestellt haben:
Simone, 32 Jahre, verheiratet, drei Kinder, in der Kirchengemeinde angestellt als
Reinigungskraft, „Fortgeschrittene“ in Sachen Gottesdienst (hat das erste Seminar
mitgemacht), geprägt von Eltern, Konfirmandenunterricht, aber auch von
freikirchlichen Gottesdiensten in der Gemeinde des Ehemannes, will andere Gottesdienste für Menschen ihres Alters, bringt viel Mut und Lust auf Neues mit.
Petra, 48 Jahre, verheiratet, einen Sohn, ist zur Kath. Kirche konvertiert vor der
Hochzeit, hat vor neun Jahren zur ev. Kirchengemeinde gefunden, singt im Chor mit,
hat durch Erfahrungen in der Südafrika-Partnerschaft der Gemeinde Gottesdienst
kennen gelernt, die anders sind und von vielen gestaltet werden, wünscht sich mehr
Raum für Spontaneität und Spiritualität.
Marianne, 57 Jahre, verheiratet, vier Kinder, kommt aus einer anderen Gemeinde,
war lange Jahre dort im Kirchenvorstand, hat Gottesdienste in unterschiedlicher
Form erlebt, besonders ansprechend sind die Osterfrühgottesdienste und die
ökumenischen Gottesdienste, ihr Ehemann ist römisch-katholisch, sie feiern nicht
gemeinsam Abendmahl, weil sie sich beobachtet fühlen, möchte nach einer längeren
Pause in der Mitarbeit wieder einsteigen mit einem Thema, das ihr Spaß macht.
Dies sind Bilder aus der Gottesdienst-Werkstatt.
Die Arbeit
Während meiner Gottesdienst-Fortbildung habe ich eine Arbeitsweise kennen gelernt, die für mich sehr inspirierend war. Diese Arbeitsweise zeichnet sich nicht
durch Vortragen, Zuhören, Stillsitzen, Mitschreiben und lange, grundsätzliche
Überlegungen aus. Sie ist vielmehr geprägt von Ausprobieren, kurzen Vorbereitungszeiten, einem stetigen Wechsel zwischen Zweier- und Gruppenarbeit, sowie der
Präsentation der Ergebnisse vor der Gruppe mit der Möglichkeit der Korrektur in
einem zweiten oder dritten Versuch.
Es hat sich gezeigt, dass Dinge nicht besser werden, indem jede/r allein für sich
intensiv über ihnen nachdenkt. Dinge werden besser, wenn sie gemeinsam erarbeitet
und geübt, d.h. ausprobiert werden können. Das gilt in besonderer Weise für den
Gottesdienst.
Die Arbeitsweise in der Gottesdienst-Werkstatt lässt sich besser darstellen, indem
ich den Ablauf der Treffen skizziere. Dies will ich mit zwei Beispielen tun:
Texte im Gottesdienst lesen und gestalten
Ankommen, Lied, Gebet, Text-Portrait, Lied, Vaterunser, Segen
„Engelrunde“ (Teilnehmerinnen stellen sich vor mit Namen und der Antwort auf die
Frage „Bei welchen Texten bin ich angerührt, geht mir das Herz auf?“ Dabei wandert
ein kleiner Bronzeengel von Hand zu Hand)
Übungen zur Präsenz (leichtes Ausklopfen des eigenen Körpers, anschließend
Klatschkreis)
Stuhlkreis wird umgestellt, anschließend liest eine/r aus dem Leitungsteam einen
biblischen Text mit „typischen“ Fehlern (andauernde Betonung, wenig Pausen,
veränderte Stimmlage, etc.) vor. Die Teilnehmerinnen achten auf das, was sie
wahrnehmen und tragen es im Plenum vor. Es werden Zweiergruppen gebildet. Die
Aufgabe ist, einen biblischen Text auszuwählen und mit bestimmten, vorgegebenen
Regieanweisungen zu versehen. (Welche Bilder tauchen im Text auf, welche sehe ich?
Welche Betonungen nehme ich innerhalb eines Satzes vor (eine pro Halbsatz)? Wie
verläuft der Spannungsbogen im Text und gelingt es mir, ihn zu halten?).
Anschließend tragen die Teilnehmerinnen sich ihren jeweiligen Text in den
Zweiergruppen vor und bekommen eine Rückmeldung von der Partnerin. Zweiter
Versuch.
Pause
Im Plenum haben zwei bis drei Teilnehmerinnen die Möglichkeit, ihre Texte vorzustellen. Diesmal bekommen sie eine Rückmeldung aus der ganzen Gruppe und von
der Leitung. Zweiter Versuch.
Die nächste Aufgabe ist es, sich eine Gestalt aus dem Text auszusuchen, ein kurzes
Portrait von ihr zu entwerfen und es an den Text anzufügen. Es genügen drei bis
fünf Sätze als Einstieg in das Portrait. Dazu geht es zurück in die Zweiergruppen.
Nach der gegenseitigen Vorstellung der Ergebnisse haben noch einmal zwei Personen
die Möglichkeit, ihren Entwurf im Plenum vorzustellen. Jede, die sich traut, bekommt
nach der Vorstellung den Applaus der anderen. Das gilt immer und grundsätzlich.
Jede Kritik, die geäußert wird, findet in einem geschützten Raum statt und ist
grundsätzlich von Anerkennung getragen. Zum Schluss werden die Ergebnisse noch
einmal in einer Runde zusammengefasst. Termine werden gemacht, für die
kommenden Gottesdienste und das nächste Treffen. Ein Segenswort, im Kreis
gesprochen, beschließt den Abend.
Dauer des Treffens: zwei Stunden, incl. Pause (Eine Person der Leitung sollte immer
auf die Zeit achten)
Abendmahl feiern und austeilen
Ankommen, Lied, Gebet, kurzer Text zum Thema Abendmahl (Interview), Lied,
Vaterunser, Segen
„Engelrunde“ (Teilnehmerinnen stellen sich vor mit Namen und der Antwort auf die
Frage „Was ist mir wichtig/heilig beim Abendmahl?“ Dabei wandert ein kleiner
Bronzeengel von Hand zu Hand)
Übungen zur Präsenz (Gehen im Raum ) Dabei werden den Teilnehmerinnen nach
kurzer Zeit kleine Holzscheiben (Oblaten zum Üben) in die Hand gedrückt. Aufgabe
ist es, diese an andere weiterzugeben, verbunden mit einem Satz, der sagt, was mit
der Oblate weitergegeben wird. (Bsp.. „Ich gebe Dir mit diesem Brot das, was Du
nötig brauchst.“).
Anschließend werden die Teilnehmerinnen gebeten, die Weitergabe mit der traditionellen Spendeformel zu vollziehen, jedoch mit dem zuvor gebildeten Satz als
Hintergrund.
Die Bewegung im Raum wird unterbrochen und es stehen sich jeweils zwei Personen
gegenüber. Diese werden gebeten, sich für kurze Zeit zurückzuziehen und ein
gegenseitiges Interview zum Thema Abendmahl zu führen. Leitende Fragen dabei
sollen sein: Welche eigene Geschichte habe ich mit dem Abendmahl? Was ist mir
besonders wichtig? Was erscheint mir in der gängigen Praxis nicht stimmig? Eine
redet, die andere versucht, ihr Gegenüber durch aktives Zuhören zu mehr eigener
Klarheit zu bringen. Gegebenenfalls macht sie sich kurze Notizen. Kein gegenseitiges
Gespräch und keine Grundsatzdebatten!
Pause
Im Plenum werden die Ergebnisse vorgestellt. Die Zweiergruppen stellen sich
gegenseitig vor. Der Stuhlkreis wird aufgelöst und am Altar das Austeilen des
Abendmahls geübt. (Worauf ist zu achten? Was kann alles an Fehlern passieren?)
Abschließend wird den Teilnehmerinnen eine neuere Form, das Abendmahl miteinander zu feiern, vorgestellt und gleich auch eingeübt. Zum Schluss werden die Ergebnisse noch einmal in einer Runde zusammengefasst. Termine werden gemacht, für
die kommenden Gottesdienste und das nächste Treffen. Ein Segenswort, im Kreis
gesprochen, beschließt den Abend.
Dauer des Treffens: zweieinhalb Stunden incl. Pause (Eine Person der Leitung sollte
immer auf die Zeit achten)
Die Treffen der Gottesdienst-Werkstatt finden in der Kirche statt. In den Wintermonaten kann es günstig sein, in der Kirche zu beginnen und anschließend ins
Gemeindehaus zu wechseln. Die Treffen finden einmal im Monat statt. Vor Gottesdiensten, die das Team gestaltet, treffen sich alle Beteiligten zu einer Probe
vorher.
Denjenigen, welche die Gottesdienst-Fortbildung mitgemacht haben oder sonst an
Fortbildungen des Gottesdienst-Institutes teilgenommen haben, ist diese Arbeitsweise vertraut. Anderen wird sie neu und fremd erscheinen. Unsere Erfahrung
in der Gottesdienst-Werkstatt ist, dass sich auf diese Weise eine große Stimmigkeit
zwischen Inhalt und Form, eigener Person und Gruppe erreichen lässt. Es zeigt sich,
dass die Teilnehmerinnen große Sicherheit zeigen, wenn die Gottesdienste von der
Gruppe gestaltet werden. Die Gottesdienst-Werkstatt hat bisher vier Gottesdienste
vollständig gestaltet. Einzelne Teilnehmerinnen haben darüber hinaus an zehn
Gottesdiensten mitgewirkt, sowohl in der Kirchengemeinde Pollhagen als auch in
anderen Kirchengemeinden. Noch ist es zu früh, eine Gesamtauswertung des
Projektes vorzunehmen. Doch ein vorläufiges Fazit lässt sich bereits ziehen. Das soll
im Folgenden geschehen.
Das Ziel
Bei einem der ersten Treffen sagte eine Teilnehmerin: „Ich weiß gar nicht, ob ich
hier richtig bin. Denn ich gehe nicht regelmäßig in den Gottesdienst. Ich kann mir
vorstellen, Gottesdienste mit zu gestalten. Doch ob das dazu führen wird, regelmäßig
den Gottesdienst zu besuchen, weiß ich nicht. Vielleicht solltet ihr Leute ansprechen,
die häufiger zum Gottesdienst kommen.“
Wir haben als Leitung versucht, darauf zu antworten. „Unser vorrangiges Ziel ist es
nicht, zu einem regelmäßigen Gottesdienstbesuch einzuladen. Wir haben auch nicht
die Absicht, die Zahl derjenigen, die den Gottesdienst besuchen, innerhalb eines
Jahres zu verdoppeln. Unser Ziel ist die Veränderung des Gottesdienstes, hin zu
mehr Klarheit und Ausstrahlung. Den Gottesdienst, den ihr in euren Wünschen
beschrieben habt, gibt es noch nicht. Es gibt ihn zumindest nicht überall und nicht zu
jeder Zeit. Diejenigen, die Sonntag für Sonntag kommen, sind häufig weniger bereit,
etwas zu verändern. Deshalb brauchen wir eure Hilfe. Gerade, weil ihr
Schwierigkeiten mit der bestehenden Form habt, sie nicht versteht oder anders
wünscht, seid ihr wichtig für uns. Es geht bei dieser neuen Gestalt nicht um mehr
Besucher, sondern um eine größere Stimmigkeit zwischen Form und Inhalt, zwischen
eigener und Gottes Geschichte, zwischen Alltag und Sonntag. Der Weg, den wir mit
der Gottesdienst-Werkstatt beschreiten, ist lang, aber lohnend. Die Arbeit, die wir
dabei leisten, tun wir für uns und für andere, die Ähnliches spüren und denken. Wir
werden für diese Arbeit einen langen Atem und Gottes Geist brauchen, was
manchmal dasselbe sein kann. Wir freuen uns, dass du dabei bist.“
Inzwischen hat die Arbeit der Gottesdienst-Werkstatt Kreise gezogen. Die Gemeinde
freut es, dass sich unterschiedliche Menschen, neben dem Pastor/der Pastorin, um den
Gottesdienst mühen. Den Kollegen/innen in anderen Gemeinden ist aufgefallen, dass es
hier von Zeit zu Zeit Gottesdienste in anderer Gestalt gibt. Sie fragen nach und sind
neugierig geworden. Manche laden die Gottesdienst-Werkstatt in die eigene Gemeinde
ein, um einen Gottesdienst zu gestalten oder ein Seminar anzubieten. Die Arbeit der
Gottesdienst-Werkstatt wirkt auch in andere Bereiche der Gemeinde hinein. Die
Jugend- und Konfirmandengottesdienste werden anders gestaltet. Die Abendmahlspraxis
beginnt, sich zu wandeln. Die Frauenhilfe (Seniorengruppe) hat sich mehr als einmal mit
dem Thema Gottesdienst beschäftigt und trägt das neu Entstandene mit.
Offen bleibt die Frage, warum fast ausschließlich Frauen diese Arbeit tragen (In den
beiden voran gegangenen Seminaren waren auch Männer dabei). Dies ist jedoch kein
spezifisches Merkmal der gottesdienstlichen Arbeit. Andere Bereiche der
gemeindlichen Arbeit weisen ebenfalls einen sehr hohen Frauenanteil auf.
Als Fazit lässt sich sagen, dass die Gottesdienst-Werkstatt eine wichtige Rolle in
der Gemeindearbeit spielt. Für mich als Pastor dieser Gemeinde ist sie zu einer
Einrichtung geworden, die ich nicht mehr missen möchte.
Pollhagen, im April 2009
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