Schweizer Präzision für die Überwachung Stefano D’Abrusco italienischer Starkstrom-Netze Genau und verlässlich: Italienischer Energieversorger setzt SINEAX CAM zur Kontrolle seiner Netze ein In Zeiten liberalisierter und privatisierter Energiemärkte kommt der Überwachung der Stromnetze und dem Energiemanagement eine gestiegene Bedeutung zu: Mit beidem lassen sich Kosten senken und die Wettbewerbsposition eines Unternehmens stärken. Genaue Informationen über den Zustand der Netze, eine effektive Überwachung sowie erhöhte Zuverlässigkeit und Effizienz werden für die Betreiber von Verteilnetzen immer wichtiger. Auch das italienische Unternehmen A2A, drittgrößter Energieversorger Italiens, investiert in die Überwachung seiner Netze. Dabei kommen Geräte des Schweizer Messtechnikspezialisten Camille Bauer zum Einsatz. Der italienische Energiemarkt ist seit vielen Jahren im Umbruch. Seit 2002 ist er für Großabnehmer mit einem Jahresverbrauch von mehr als 0,1 Gigawattstunden geöffnet, die vollständige Liberalisierung erfolgte am 1. Juli 2007. Seit diesem Zeitpunkt können auch die privaten Haushalte ihre Stromlieferanten frei wählen. Darüber hinaus hat die Teilprivatisierung der beiden ehemals staatlichen Monopolisten Enel, zuständig für die Stromversorgung, und Eni, zuständig für den Gas- und Ölsektor, eine Welle von Übernahmen und Fusionen ausgelöst. Die Wettbewerbsöffnung Italiens im Energiesektor sowie die Trennung von Produktion und Autor: Stefano D’Abrusco, Vertriebsingenieur GMC-Instruments Italia S.r.l. Biassono, Italien www.gossenmetrawatt.com Zuständiger Produktmanager: El.-Ing. (FH) Roger Rölli Camille Bauer AG Wohlen, Switzerland [email protected] www.camillebauer.com Übertragungsnetzen im Strom- und Gasbereich haben jedoch bisher nicht zu konkurrenzfähigen Energiepreisen geführt. Italien hat, insbesondere was den Industriestrom betrifft, einen der höchsten Strompreise im EU-Raum. Grund dafür sind zum einen die überdurchschnittlich hohen Abgaben, zum anderen trägt aber auch der Importbedarf und die große Abhängigkeit von teurem Erdgas zu den hohen Preisen bei. Im Zuge der Marktöffnung verpflichtete die italienische Regierung bereits 1999 den Stromkonzern Enel, seine Hochspannungsnetze abzugeben. Diese wurden der inzwischen börsennotierten Netzgesellschaft Terna übertragen. Die Leitungsnetze in den Großstädten gingen dagegen an lokale Kommunalversorger wie ACEA in Rom und AEM in Mailand. Durch die Fusion von AEM SpA Milan und ASM SpA Brescia sowie die Übernahmen von Amsa und Ecodeco entstand am 1. Januar 2008 das Unternehmen A2A, das seinen Sitz in Mailand hat und mit einem Umsatz von 6,1 Milliarden Euro drittgrößter Energieversorger Italiens ist. A2A setzt in seinen Verteilstationen im Stromnetz der Stadt den Standardmessumformer SINEAX CAM mit Analogausgängen von ­Camille Bauer ein, einem Unternehmen der Metrawatt International GmbH Gruppe. In den Stationen lösen die Geräte den SINEAX DME442 ab, den der Energieversorger bisher genutzt hat. „Mit der Qualität der Geräte war unser Kunde sehr zufrieden, aber die Genauigkeit des SINEAX CAM ist noch höher, und sein Messsystem ist unempfindlich gegenüber Störungen im elektrischen Netz“, sagt Stefano D’Abrusco, Projektingenieur von GMC-Instruments Italia. „Für unseren Kunden ist eine hohe Verlässlichkeit der Messungen außerordentlich wichtig, und diese Anforderung erfüllt der SINEAX CAM voll.“ Der SINEAX CAM – „CAM“ steht für Controlling Analysing and Metering – erfasst die elektrischen Messgrößen eines Versorgungsnetzes lückenlos. Er ist eine universelle Starkstrom-Messeinheit, die Signale konventioneller Strom- und Spannungswandler verarbeiten kann. Diese universelle Messeinheit ist für Messungen in elektrischen Verteilnetzen oder Industrieanlagen konzipiert und wird sehr oft auch in Prüffeldern eingesetzt. Über bis zu 4 optionale I/O-Module kann das Gerät zudem optimal an die Anforderungen der Applikation angepasst werden. Das leistungsstarke Messsystem kann den aktuellen Netzzustand, die zusätzliche Belastung durch nichtlineare Verbraucher sowie die Gesamtauslastung des Versorgungssystems 1 ermitteln. Die lückenlose Messung garantiert zudem, dass jede Veränderung im Netz zuverlässig erfasst und in Messdaten sowie bei der Extremwert-Speicherung berücksichtigt wird. Die Grundgenauigkeit beträgt 0,1 Prozent für Spannung und Strom sowie 0,2 Prozent für andere Größen. Durch die programmierbare Erfassungsperiode und die hohe Abtastrate ist das Gerät für die Erfassung von Eingangssignalen mit variablem Messintervall (zum Beispiel Vollwellensteuerungen), mit veränderter Sinus-Form (zum Beispiel PhasenanschnittSteuerungen) oder starker Verzerrung prädestiniert. Das optionale I/O-Interface lässt sich individuell auf alle Bedürfnisse anpassen. Es stehen bis zu vier Klemmengruppen zur Verfügung, denen jeweils eine von fünf möglichen Funktionen zugeordnet werden kann. A2A ist außerdem am Einsatz des SINEAX CAM mit IEC61850-Interface-Protokoll interessiert. Die IEC (Internationale Elektrotechnische Kommission) ist ein Normierungsgremium mit Sitz in Genf und hat mit der IEC61850 ein allgemeines Übertragungsprotokoll für die Schutzund Leittechnik in elektrischen Schaltanlagen der Mittel- und Hochspannungstechnik entwickelt. Die Normenreihe definiert vor allem allgemeine Festlegungen für Schaltanlagen, die wichtigsten Informationen für Funktionen und Geräte, den Informationsaustausch für Schutz, Überwachung, Steuerung und Messung, eine digitale Schnittstelle für Primärdaten und eine Konfigurationssprache. Da sich der SINEAX CAM mit einem solchen IEC61850-Protokoll noch in der Einführungsphase befindet, hat A2A in den Energieverteilungsnetzen der Stadt Mailand zunächst mit der Installation des SINEAX CAM mit EthernetSchnittstelle und Modbus/TCP Protokoll begonnen. „Die ersten Kommentare der Techniker sind äußerst positiv“, berichtet D’Abrusco. Mit dem SINEAX CAM kann Camille Bauer dem Kunden A2A ein Gerät zur Verfügung stellen, das sämtliche Anforderungen erfüllt. A2A SpA Das Unternehmen mit Sitz in Mailand ist der drittgrößte Energieversorger Italiens. Es entstand am 1. Januar 2008 durch die Fusion von AEM SpA Milan und ASM SpA Brescia sowie die Übernahmen von Amsa und Ecodeco. Mit einem Anteil von je 27,5 Prozent sind die 2 SINEAX CAM Städte Mailand und Brescia die Hauptanteilseigner von A2A. Die Geschäftsaktivitäten der Unternehmensgruppe konzentrieren sich auf die Produktion, den Verkauf und die Verteilung von Strom, den Verkauf und Vertrieb von Gas und die Abfall- und Wasserbewirtschaftung. Die Gesellschaft betreibt eigene Wasser- und Wärmekraftwerke mit einer installierten Kapazität von rund 3,4 Gigawatt und verkauft Strom, Gas und nicht gasförmige Brennstoffe an nationale und internationale Großhändler. A2A unterhält ein Netzwerk von 15’000 Kilometern Niederstrom-, 180 Kilometern Starkstrom- und 8’000 Kilometern Gasleitungen. In der Abfallbewirtschaftung konzentriert sich A2A auf die Abfallentsorgung und -verwertung zur Erzeugung von Strom und Biogas in fünf Kraftwerken sowie auf die Entsorgung in Verbrennungsanlagen oder Deponien. Der Bereich Wasserbewirtschaftung umfasst die Einsammlung von Wasser, die Verwaltung der Aquädukte, die Wasserversorgung und die Abwasserentsorgung und -reinigung mit einem 5’000 Kilometer langen Netzwerk. Energiemarkt Italien Italien ist der viertgrößte Strommarkt und der drittgrößte Gasmarkt in Europa. Seit Ende der 80er-Jahre hat Italien im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern auf Kernenergie verzichtet. Damals hatten sich rund zwei Drittel der Italiener in einer Volksabstimmung angesichts der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl für den Ausstieg aus der Kernenergie entschieden. Nun jedoch gewährt Italien der Atomwirtschaft einen neuen Anlauf: Im Februar 2010 hat die Regierung ein Dekret über die Zulassungs- und Standortkriterien bei der geplanten Wiedereinführung der Kernenergie erlassen. Im Jahr 2013 sollen die Bauarbeiten für neue Kernkraftwerke beginnen. Bis zum Jahr 2030 will die Regierung Berlusconi 25 Prozent des nationalen Strombedarfs mit Kernenergie decken. Gründe für die Wiedereinführung der Atomenergie sind steigende Kosten für Öl und Gas sowie die große Abhängigkeit (85 Prozent) von Importen. Über die Hälfte der italienischen Stromproduktion basiert auf Erdgas. Mehr als 50 Prozent aller Erdgasimporte stammen aus Russland und Algerien. Die Energiekosten für die Industrieunternehmen in Italien liegen bis zu 30 Prozent über dem EU-Durchschnitt und belasten die Wettbewerbsfähigkeit der Exportwirtschaft.