46 zeigen wir, daß dies jeweils maximal Systeme sind. Eine Funktion F : S d−1 −→ C flächenfunktion vom Grad k ∈ N, genes harmonisches Polynom P vom linear unabhängige heißt eine Kugelwenn es ein homoGrad k gibt mit F (ω) = P(ω) = P(rω)/rk ∀ω ∈ S d−1 . (140) Es ist faszinierend, daß diese spärlichen Informationen bereits ausreichen um zu zeigen, daß die Kugelflächenfunktionen in L2 (S d−1 ) total sind: Satz VIII.1 (Approximationssatz) Zu jeder stetigen Funktion f : S d−1 −→ C und zu jedem ε > 0 existiert eine (endliche) Summe F von Kugelflächenfunktionen mit |f (ω) − F (ω)| < ε ∀ω ∈ S d−1 . Insbesondere ist die Menge der Kugelflächenfunktionen total in L2 (S d−1 ). Beweis VIII.2 Der Beweis ist eher technisch und wenig instruktiv für den weiteren Aufbau der Theorie, weshalb wir ihn der Mathematik überlassen. Sie können ihn in jedem guten Werk zur Theorie der Linearen Operatoren in Hilbert–Räumen finden. Grob ist die Idee folgende: Sie überzeigen sich zunächst von der Aussage, daß für jedes homogene (aber nicht notwendig harmonische) Polynom Q vom Grad l ∈ N gilt, � 2k Q(x) = |x| Hl−2k , Da φ ein harmonisches Polynom vom Grad l ist, gilt für alle ω ∈ S d−1 : � � 0 = ∆φ(x) |x=ω = ∆ |x|l Φ(x/|x|) |x=ω � �� � = ∆r + ∆Ω /r2 |x|l Φ(x/|x|) |x=ω = [l(l − 1) + (d − 1)l] |x|l−2 Φ(x/|x|) |x=ω +|x|l−2 ∆Ω Φ(x/|x|) |x=ω = l(l + d − 2)Φ(ω) + (BΦ) (ω) , also gilt BΦ = −l(l + d − 2)Φ. ∗–< [{; 0) Wir wollen uns nun einen Überblick über die Gesamtheit der Kugelflächenfunktionen verschaffen, d.h. insbesondere, daß wir die Anzahl N (l, d) der linear unabhängigen Kugelflächenfunktionen vom Grad l ∈ N in d ∈ N Variablen auf S d−1 bestimmen. Wir wissen bereits, daß N (0, d) = 1, N (1, d) = d ∀d, und N (l, 1) = 0 ∀l ≥ 2. Sei zunächst A(l, d) die Anzahl linear unabhängiger homogener (nicht notwendig harmonischer) Polynome vom Grad l ∈ N in d ∈ N Variablen. Da jedes homogene Polynom f vom Grad l > 1 ind d > 1 Variablen in der Form f (x1 , . . . , xd ) = Die zentrale Bedeutung der Kugelflächenfunktionen für die analytische Theorie des Bahndrehimpulses liegt in folgendem Satz VIII.2 Sei B der Laplace–Beltrami– Differentialausdruck auf S d−1 . Dann gilt (a): B ist auf C ∞ (S d−1 ) wesentlich selbstadjungiert. Die selbstadjungierte Vervollständigung nennen wir den Laplace–Beltrami–Operator in L2 (S d−1 ). (b): Jede Kugelfunktion F vom Grad l ist Eigenfunktion von B zum Eigenwert −l(l + d − 2). Insbesondere bilden Kugelfunktionen eine vONB. Beweis VIII.3 Wir zeigen hier nur (b). Ist Φ eine Kugelflächenfunktion vom Grad 0, so ist Φ konstant, also Eigenfunktion von B zum Eigenwert 0 = 0(0 + d − 2). Sei Φ eine Kugelflächenfunktion vom Grad l ≥ 1, � |x|l Φ(x/|x|) für x ∈ Rd − {0} , df φ(x) = 0 für x = 0 . l � gl−k (x1 , . . . , xd−1 ) (xd )k , k=0 mit homogenen Polynomen gp vom Grad p ∈ N in (d − 1) Variablen geschrieben werden kann, gilt A(l, d) = 0≤k≤l/2 mit homogenen harmonischen Polynomen Hp vom Grad p ∈ N. Im Beweis dieser Aussage steckt die Hauptarbeit. Dann nutzen Sie einen anderen berühmten Approximationssatz — den von Weierstraß — und sind am Ziel. ∗–< [{; 0) (141) l � k=0 A(k, d − 1) . (142) Mit Hilfe von A(l, 1) = 1 ∀l ≥ 0 und � � p � � � k p+1 = für p ≥ n , n n+1 (143) k=n erhalten wir durch vollständige Induktion � � l+d−1 A(l, d) = für d ≥ 1 , l ≥ 0 . d−1 (144) Um damit N (l, d) zu bestimmen, wollen wir zuerst die allgemeine Form eines homogenen harmonischen Polynoms u von Grad l ∈ N in d ∈ N Variablen ermitteln. Zunächst gilt wieder u(x1 , . . . , xd ) = l � k al−k (x1 , . . . , xd−1 ) (xd ) ,(145) k=0 mit homogenen Polynomen ap vom Grad p ∈ N. Damit ist u genau dann harmonisch, wenn mit ∆� := ∆ − (∂/∂xd )2 folgendes gilt: 0 = ∆u(x) = l−2 � ∆� al−k (x1 , . . . , xd−1 ) (xd ) k k=0 + l � k=2 k(k − 1)al−k (x1 , . . . , xd−1 ) (xd ) k−2 , 47 also (k + 2)(k + 1)al−2−k = −∆� al−k für k ∈ {0, . . . , l − 2}. Folglich können al und al−1 beliebig (aber homogen) gewählt werden, und dann daraus der Reihe nach al−2−k = − 1 ∆� al−k , k ∈ {0, . . . , l − 2} (k + 2)(k + 1) berechnen. Mit den so sukzessive bestimmten ap erhalten wir schließlich alle homogenen harmonischen Polynome vom Grad l ∈ N in x1 , . . . , xd und damit alle Kugelflächenfunktionen vom Grad l auf der Einheitskugel S d−1 . Die eben konstruierten homogenen harmonischen Polynome u1 , . . . , un , n ∈ N sind offenbar genau dann linear unabhängig, wenn die entsprechenden Anfangsterme {ak,l (x1 , . . . , xd−1 ) + ak,l−1 (x1 , . . . , xd−1 )xd : k ∈ {1, . . . , n}} linear unabhängig sind. Die Bezeichnungen sind hoffentlich klar. Folglich gilt mit der Eigenschaft (146) Wir fassen zusammen: Satz VIII.3 Für die Anzahl N (l, d) von linear unabhängigen Kugelflächenfunktionen vom Grad l auf S d−1 gilt für l ≥ 0 , d ≥ 2 N (l, d) = (2l + d − 2)(l + d − 3)! . l!(d − 2)! in L2 ((0, π)). Dies ist ein Sturm–Liouville– Differentialausdruck. Wir bezeichnen die selbstadjungierte Realisierung ebenfalls mit τk . Aus der Theorie des Eigenwertproblemes von Sturm–Liouville folgt dann, daß τk nur einfache Eigenwerte besitzt. Wie schaut nun der N (l, 3) = (2l + 1)–dimensionale Teilraum von L2 (S 2 ) der Kugelflächenfunktionen vom Grad l aus? Das ist ja der Eigenraum von B zum Eigenwert −l(l + 1). Da die Teilräume Tk den Operator B reduzieren, besitzt dieser Eigenraum eine Basis der Form Y�la (ϕ, θ) = exp (ika ϕ)� pla (θ) , für a ∈ {1, . . . , 2l + 1} , N (l, d) = A(l, d − 1) + A(l − 1, d − 1) � � � � l+d−3 (144) l + d − 2 = + d−2 d−2 (2l + d − 2)(l + d − 3)! = . l!(d − 2)! die den Hilbert–Raum L2 (S 2 ) ∼ = L2 ((0, 2π) × (0, π)) aufspannen. Die Einschränkung von B auf Tk (k ∈ Z) ist äquivalent zu einer selbstadjungierten Realisierung von � � � � 1 ∂ ∂ k2 τk f (θ) = s(θ) f (θ) − f (θ) s(θ) ∂θ ∂θ s(θ) (147) τka p�la (θ) = −l(l + 1)� pla (θ) , für a ∈ {1, . . . , 2l + 1} . Da die τk nur einfache Eigenwerte haben, müssen die ka paarweise verschieden sein. Für ka kommen lediglich die (2l + 1) Werte ka ∈ {−l, −l + 1, . . . , l − 1, l} in Frage, da andernfalls das entsprechende homogene harmonische Polynom yla (x, y, z), dessen Einschränkung auf S 2 gleich Yla ist, als Funktion der ersten beiden Koordinaten (x, y) bereits ein Polynom der Ordnung > l wäre. Also lassen sich die Kugelflächenfunktionen in der folgenden Form darstellen: Für m ∈ {−l, −l + 1, . . . , l − 1, l} ⊂ Z ist Ylm (ϕ, θ) = exp (imϕ)plm (θ) , , τm plm (θ) = −l(l + 1)plm (θ) . Speziell gilt (siehe auch Satz VI.7) N (l, 3) = 2l + 1 . (148) Wir wissen bereits, daß kinematische Aspekte des Bahndrehimpulses rein algebraisch behandelt werden können und insbesondere die explizite Form der Kugelflächenfunktionen hierfür nicht benötigt werden. Allerdings verlangen Fragestellungen, die mit der Dynamik eines quantenmechnischen Systems verknüpft sind, nach einer analytischen Behandlung. Deshalb und weil wir im nächsten Abschnitt das Wasserstoff–Atom diskutieren wollen, beschaffen wir uns noch rasch für den Fall d = 3 die Kugelflächenfunktionen ganz explizit. Für d = 3 hat B in Kugelkoordinaten S 2 � (x, y, z) = (sin θ cos ϕ, sin θ sin ϕ, cos θ) mit den üblichen Definitionsbereichen die Form � � 1 ∂2 1 ∂ ∂ Bf (ϕ, θ) = 2 f (ϕ, θ) + s(θ) f (ϕ, θ) , s (θ) ∂ϕ2 s(θ) ∂θ ∂θ wobei s(θ) := sin θ Es bietet sich offenbar ein Separationsansatz in der Gleichung Bf = −l(l + 1)f an. Etwas vornehmer heißt dies, daß B von den folgenden Teilräumen reduziert wird: � df � Tk = exp (ikϕ)f (θ) : f ∈ L2 ((0, π)) , k ∈ Z , Die Funktionen plm (θ) sind die sogenannten assoziierten Legendre–Polynome, � �l+m � �m/2 1 d l 2 plm (θ) = 1 − cos θ (cos θ − 1) . 2l l! d cos θ C. Zentralpotential & Das Wasserstoff–Atom In diesem Abschnitt behandeln wir die Quantenmechanik eines Teilchens im Zentralpotential V (r) , r ∈ R+ . Die Resultate aus dem vorherigen Abschnitt VIII B über die analytische Theorie des Bahndrehimpulses sind hierfür essentiell. Die Tatsache, daß V (r) invariant unter beliebigen Drehungen um den Ursprung ist, impliziert die Verträglichkeit des Hamilton–Operators � H = − 2µ (∆r + ∆Ω ) + V (r) 2 =− �2 2µ � ∂2 2 ∂ + ∂r2 r ∂r � + 1 ab δ La Lb + V (r) 2µr2 48 mit allen drei Komponenten des Bahndrehimpuls– Operators. Da die Bahndrehimpulskomponenten nicht untereinander verträglich sind, kann der quantenmechanische Zustand eines Teilchens im Zentralpotential durch die simultane Angabe der möglichen Eigenwerte von {H, La , L2 ≡ δ ab La Lb } , a ∈ {1, 2, 3} charakterisiert werden, wobei wir ohne Beschränkung der Allgemeinheit L3 auszeichnen. Als Zustandsbezeichner wählen wir also E ∈ M(H) , m : m� ∈ M(L3 ) , l : l(l + 1)�2 ∈ M(L2 ). Offenbar ist zumindestens E = f (l). Den stationären Energie–Eigenzustand geben wir also folgendermaßen an: |E, m, l� wobei die Bezeichner mit den Spektren wie oben angegeben zusammenhängen, und � � � � H, L3 , L2 |E, m, l� = E, m�, l(l + 1)�2 |E, m, l� . Wir haben bereits im letzten Abschnitt den zu {L2 , L3 } Satz von simultanen Eigenfunktionen ausgearbeitet. Die Logik der Separationstheorie gebietet daher folgenden Ansatz: Φ(r, θ, φ) ≡ �(r, θ, φ)|E, m, l� = R(r) Ylm (θ, φ) , (149) wobei der radiale Anteil R(r) der Wellenfunktion Φ(r, θ, φ) die folgende Eigenwertgleichung erfüllt: � 2 � � l(l + 1)�2 − ∆r + + V (r) R(r) = ER(r) . 2µ 2µr2 (150) Dies ist äquivalent zu folgender Aufgabenstellung: Gegeben sei ein Teilchen, welches sich in einer räumlichen Dimension im effektiven Potential Veff (r) = V (r) + l(l + 1)�2 2µr2 (151) befindet. Eine qualitative Diskussion dieser Aufgabe kennen wir bereits aus der klassischen Mechanik für V (r) ∝ 1/r, die sich dort beim reduzierten 2–Körper–Problem stellte (µ war dort die reduzierte Masse der Relativbewegung um den Massenschwerpunkt). Für das Wasserstoff– Atom ist V (r) = −e2 /r, wobei QP = +e die Ladung des Protons und QE = −e die Ladung des Elektrons in Vielfachen der Elementarladung e ist. Da das effektive Potential Veff von der azimuthalen Quantenzahl l : l(l + 1)�2 ∈ M(L2 ) abhängt, wird auch der Energie–Eigenwert E ∈ M(H) hiervon abhängen. Nun wird dieser sicherlich auch von dem Anteil der kinetischen Energie abhängen, der in die Radialbewegung investiert wird. Das Teilchen kann im Zentralpotential bei festgehaltener Energie, die in die Drehbewegung investiert wird, sicherlich unterschiedliche Mengen an kinetischer Energie in die Radialbewegung investieren. Daher braucht es noch eine weitere Quantenzahl, die radiale Quantenzahl k, welche bei festgehaltenem l den radialen Bewegungszustand charakterisiert. Hierbei liegt k ∈ I ⊂ R, wobei I a priori unbekannt ist. Wir haben also folgende Situation: Eigenwert Quantenzahl Ekl l(l + 1)�2 m� k l m Bezeichnung radiale Quantenzahl azimuthale Quantenzahl magnetische Quantenzahl Da der Hamilton–Operator von L3 ausschließlich über L2 abhängt, ist der Energie–Eigenwert mindestens (2l + 1)– fach entartet, was gerade der Anzahl von möglichen magnetischen Quantenzahlen bei fester azimuthaler Quantenzahl l entspricht. Diese Entartung heißt essentielle Entartung und wird von der zufälligen Entartung unterschieden, die durch Ek� l� = Ekl charakterisiert ist, und keinen fundamentalen Ursprung hat. Zur Vereinfachung des Differentialoperators in (150) redefinieren wir Rkl (r) =: Ukl (r)/r und finden als radiale Zustandsgleichung: � 2 2 � � d − + V (l, r) Ukl (r) = Ekl Ukl (r) . (152) eff 2µ dr2 Offenbar ist es wichtig, daß wir uns Gedanken über das Verhalten von Rkl (r) am Ursprung machen, der die Lage einer Quelle ist, die als Ursache für das Zentralpotential fungiert und den Ursprung übrigens überhaupt erst als solchen auszeichnet. Wir suchen Lösungen von (152), die am Ursprung hinreichend gutartig sind, und wagen den Ansatz (Ckl ∈ C , k ∈ I, l : l(l + 1)�2 ∈ M(l)) lim Ukl (r) ∼ Ckl rs+1 . r→0 (153) Einsetzen in (152) liefert für r −→ 0 die Bedingung s(s + 1) − l(l + 1) = 0, woraus s ∈ {l, −(l + 1)} folgt, also � rl+1 , wenn s = l lim Ukl (r) ∼ Ckl r→0 r−l , wenn s = −(l + 1) . Um den am Ursprung divergenten Lösungsast auszuschließen, setzen wir eine entsprechende Randwertbedingung, die die physikalische Lösung in Abhängigkeit von der radialen und azimuthalen Quantenzahl eindeutig als Funktion vom Abstand zum Ursprung bestimmt: � 2 2 � � d − + V (l, r) Ukl (r) = Ekl Ukl (r) , eff 2µ dr2 Ukl (0) = 0 . (154) Wir gehen zu dimensionslosen Variablen über. Dazu definieren wir in historischer Anlehnung folgende Größen: �2 (Bohr’scher Atomradius) , µe2 4 df µe EI = 2 (Bohr’sche Ionisierungsenergie) . (155) 2� Die dimensionsbehafteten Größen drücken wir als Vielfache des Atomradius und der Ionisierungsenergie im Bohr’schen Atommodell aus: df a0 = df ρ = r/a0 , df � λkl = −Ekl /EI . (156) 49 Bemerken Sie, daß das Minuszeichen unter der Wurzel in (156) der Tatsache Rechnung trägt, daß wir uns für Bindungszustände interessieren, und diese wegen der Form von Veff allesamt durch negative Energie gekennzeichnet sind. Mit diesen Skalierungen kann die radiale Wellengleichung folgendermaßen umgeschrieben werden: � 2 � d l(l + 1) 2 2 − + − λkl Ukl (ρ) = 0 , dρ2 ρ2 ρ Ukl (0) = 0 . (157) Wir bestimmen zunächst das asymptotische Verhalten (ρ � 1) von (157). Offenbar gilt asymptotisch Ukl (ρ)a= exp (±ρλkl ) . (158) Aus Konsistenzgründen (Normierbarkeit) sind wir gezwungen, die exponentiell wachsende Asymptotik als unphysikalisch zu verwerfen. Die physikalisch sinnvolle Asymptotik ist also Ukl (ρ)a= exp (−ρλkl ) . (159) Eine schöne Eigenschaft dieser Asymptotik ist, daß sie das Verhalten der radialen Wellenfunktion im Intervall ρ ∈ [0, 1) nur wenig beeinflußt. Insbesondere wird das Exponential im Limes ρ −→ 0 gerade Eins und respektiert damit auch die Randbedingung Ukl (0) = 0. Dies motiviert folgenden Ansatz: Ukl (ρ) = exp (−ρλkl ) · Vkl (ρ) , ρ ∈ [0, ∞) . (160) Unsere neue Aufgabe lautet damit: � 2 � �� d 2 l(l + 1) d − 2λ + − Vkl (ρ) = 0 , kl dρ2 dρ ρ ρ2 Vkl (0) = 0 . (161) Die Randbedingung Vkl (0) = 0 und die Form der Differentialgleichung (161) motiviert einen Ansatz der Form Vkl (ρ) ∝ ρs Pkl (ρ) , R � s > 0, wobei Pkl (ρ) eine Potenzreihe in ρ ist (mit Koeffizienten R � Cq , q ∈ N). Einsetzen in (161) ergibt nach Ordnen nach Potenzen in ρ: 0= ∞ � q=0 + ∞ � q=0 Cq [(q + s)(q + s − 1) − l(l + 1)] ρq+s−2 + Cq 2 [1 − (q + s)λkl ] ρq+s−1 . (162) Nehmen wir an, daß C0 �= 0, so ist die niedrigste Potenz in ρ offenbar durch den Summanden mit q = 0 gegeben. Die Bedingung, daß dieser verschwindet ist s(s − 1) = l(l + 1) , (163) wobei s = l + 1 die einzige konsistente Lösung darstellt, die die Randbedingung Vkl (0) = 0 respektiert. Für ein gegebenes N � q �= 0 ist die niedrigste Potenz von ρ nun q + s − 2 = q + l − 1. Für die Koeffizienten erhalten wir damit folgende Rekursionsbeziehung (nach geeigneter Indexverschiebung): q(q + 2l + 1)Cq = 2 [(q + l)λkl − 1] Cq−1 , N � q �= 0 . (164) Nach Bestimmung von C0 (Normierung) folgen hieraus rekursiv alle Koeffizienten von Pkl (ρ). Weiterhin gilt, daß Cq /Cq−1 −→ 0 für q −→ ∞. Die Reihe konvergiert also. Aber Vorsicht, genauer haben wir ja für diesen Grenzfall Cq /Cq−1 −→ 2λkl /q. Sie können sich selbst davon überzeugen, daß Cq −→ (2λkl )q /q! für q −→ ∞ gilt. Für jedes l ∈ N/2 (hier eigentlich l ∈ N) und für jedes k ∈ I gibt es ein Q ∈ N mit CQ = (2λkl )Q /Q!+O(ε). Damit kann die Potenzreihe Pkl (ρ) folgendermaßen aufgespalten werden: Pkl (ρ) = Rkl (ρ) + ∞ q � (2λkl ) q ρ . q! (165) q=Q Im Grenzfall ρ −→ ∞ finden wir daher � � ρ→∞ Vkl (ρ) −→ lim ρl+1 R̃kl (ρ) + exp (2λkl ρ) ,(166) ρ→∞ �Q−1 wobei R̃kl (ρ) = Rkl (ρ) + q=0 (2λkl ρ)q /q!. Dies impliziert aber, daß Vkl (ρ) und sogar Ukl (ρ) nicht normierbar sind, da sie im Grenzfall ρ −→ ∞ divergieren, was natürlich keinen Sinn macht. Folglich muß die Rekursion (164) abbrechen, so daß Pkl (ρ) nur ein Polynom in ρ ist. Bricht die Rekusion ab, gibt es keine Normierungsprobleme, da das Dämpfungsexponential in Ukl (ρ) für eine physikalisch vernünfitge Asymptotik sorgt. Nehmen wir an, daß die Rekursion für q = q∗ abbricht. Dann gilt [(q∗ + l)λkl − 1]Cq∗ −1 = 0. Da C0 �= 0 ist auch Cq∗ −1 �= 0 und wir finden: λkl = 1/(q∗ + l). Mit anderen Worten, k = q∗ und die Rekursion bricht gerade für q = k ab. Dies schränkt I ⊂ R auf I = N/{0} ein. Der Energie– Eigenwert in Abhängigkeit von der azimuthalen und der radialen Quantenzahl ist somit Ekl = −EI , l ∈ N , k ∈ N/{0} . (k + l)2 (167) Die Funktion Vkl (ρ) ist daher ein Polynom in ρ von Ordnung l + k, wobei die niedrigste Potenz gerade l + 1 ist. Die Rekursionsbeziehung (164) wird Cq = − 2(k − q) Cq−1 , q(q + 2l + 1)(k + l) (168) wobei der Rekursionsabbruch offenbar implementiert ist. Es lohnt sich in einer ruhigen Minute Cq = f (C0 ) explizit herzuleiten. Bsp. VIII.1 Der radiale Anteil Rk,l (r) der stationären Wellenfunktion eines nichtrelativistischen Elektrons im klassischen Zentralpotential eines Protons (sogenanntes Wasserstoff–Problem) ist für einige radiale und 50 azimuthale Quantenzahlen explizit durch folgende Ausdrücke gegeben: R1,0 (r) = 2(a0 )−3/2 exp (−r/a0 ) , R2,0 (r) = 2(2a0 )−3/2 (1 − r/2a0 ) exp (−r/2a0 ) , R1,1 (r) = (2a0 )−3/2 3−1/2 (r/a0 ) exp (−r/2a0 ) . (169) Für festgelegtes l ∈ N gibt es unendlich viele Energiewerte Ekl ∝ −1/(k + l)2 , da k ∈ N/{0}. Jeder dieser Energiewerte ist wenigstens (2l + 1)–fach entartet: Diese essentielle Entartung hat ihren Ursprung in der Tatsache, daß die Gleichung für den radialen Anteil der Wellenfunktion lediglich von l aber nicht von m abhängt. Zusätzlich gibt es zufällige Entartung: Für Pärchen (k1 , l1 ) , (k2 , l2 ) mit k1 +l1 = k2 +l2 gilt ja Ek1 ,l1 = Ek2 ,l2 . Die zugehörigen Zustände sind also energetisch nicht zu unterscheiden. Speziell für das H–Problem ist es zweckmäßig, die sogenannte Hauptquantenzahl n := k + l einzuführen, da Ekl nur von dieser Kombination abhängt. Also, En ≡ Ek+l := Ekl = −EI /n2 . Prinzipiell haben wir die Wahl, entweder (k, l) oder (n, l) zu spezifizieren, um die Eigenzustände zu bestimmen. Wir folgen der üblichen Konvention und benutzen (n, l) als Quantenzahlen. Die Hauptquantenzahl n charakterisiert die sogenannte Elektronenschale. Da k ∈ N/{0} ist, gibt es für fixiertes n nur eine endliche Anzahl von l–Werten, nämlich l ∈ {0, 1, . . . , n − 1}. Also kann l bei fixiertem n gerade n unterschiedliche Werte annehmen. Daher hat sich folgende Sprechweise eingebürgert: Die mit der Hauptquantenzahl n bezeichnete Elektronenschale hat n Unterschalen, die eben durch l ∈ {0, 1, . . . , n−1} charakterisiert sind. Schließlich kann jeder dieser Unterschalen (2l + 1) unterschiedliche Zustände unterbringen, die durch die (2l + 1) möglichen Werte von m ∈ {−l, . . . , l} ⊂ Z gegeben sind bei festem l. Die totale Entartung ν(n) einer Elektronenschale n (Energie En ) ist somit ν(n) = n−1 � für die Hauptquantenzahl N � n ≥ 1 gilt. Folglich muß die radiale Quantenzahl k = 1 sein und für die azimuthale Quantenzahl l = 0 ↔ s gelten. Der 1s–Zustand weist hinsichtlich der magnetischen Quantenzahl keine Entartung auf und es ist m = 0. Der energetisch nächst tiefliegende Zustand hat n = 2. Dies ergibt für die azimuthale Quantenzahl folgende Wertemöglichkeiten: l ∈ {0, 1} ↔ {s, p}. Die möglichen Zustände zu n = 2 korrespondieren somit zu den Unterschalen 2s und 2p. Der 2s–Zustand weist hinsichtlich der magnetischen Quantenzahl keine Entartung auf, der 2p– Zustand dagegen ist hinsichtlich der magnetischen Quantenzahl dreifach entartet: m ∈ {−1, 0, 1}. Die totale Entartung ist somit ν(2) = 4, was der Anzahl der möglichen unterscheidbaren Zustände zu n = 2 entspricht. Für n = 3 ist l ∈ {s, p, d}, die möglichen Unterschalen sind also mit 3s, 3p und 3d bezeichnet. Neu ist die azimuthale Quantenzahl l = 2 ↔ d, für die m ∈ {−2, −1, 0, 1, 2} ist. Zu n = 3 gibt es 1+3+5 = 9 unterscheidbare Zustände, die alle auf dem gleichen Energieniveau liegen. Beachten Sie, daß E1 /E2 = 4 , E1 /E3 = 9 und E2 /E3 = 9/4 ist. Bsp. VIII.3 (Einige Wellenfunktionen) Die 1s– Unterschale wird von einem Zustand mit folgender Wellenfunktion Φn,l,m im Ortsraum populiert: Φ1,0,0 = √ 1 πa03 0 Die 2p–Unterschale ist hinsichtlich der magnetischen Quantenzahl dreifach entartet. Die zugehörigen Wellenfunktionen sind (s(θ) := sin θ , c(θ) := cos θ): r −r/2a0 e πao3 a0 Φ2,1,−1 = √1 4 l=0 Bsp. VIII.2 (Einige Energiestufen des H–Atoms) Der energetisch tiefliegendste Zustand eines Elektrons im Coulomb–Potential des Protons ist der 1s–Zustand, da 8 c(θ) , r −r/2a0 e πao3 a0 Φ2,1,1 = − √1 IX. s(θ)e−iϕ , r −r/2a0 e 2πao3 a0 Φ2,1,0 = √ 1 (170) Aus historischen Gründen, die vor der Entwicklung der Quantenmechanik ihren Ursprung haben, hat sich folgende spektroskopische Bezeichnung eingebürgert, die auch heute noch im Gebrauch ist und ein quasi botanisches Erbe darstellt: l = 0 ↔ s , l = 1 ↔ p , l = 2 ↔ d , l = 3 ↔ f , · · · . Für N � l > 3 werden die l–Quantenzahlen mit den Buchstaben nach f in der korrekten alphabetischen Reihenfolge bezeichnet. Wie oben dargelegt werden Unterschalen durch Wertepaare (n, l) charakterisiert, wobei in der spektroskopischen Schreibweise nl benutzt wird und l durch den entsprechenden Buchstaben ersetzt wird. (171) Die Wellenfunktion im Ortsraum zum 2s–Zustand ist: � � 1 Φ2,0,0 = 8πa 1 − 2ar 0 e−r/2a0 . (172) 3 8 (2l + 1) = n2 . e−r/a0 . (173) s(θ)e+iϕ . ELEMENTARE STREUTHEORIE Streuungen sind die elementaren Bausteine vieler physikalischer Prozesse, die wir in der Natur beobachten, und stehen zudem in direktem Zusammenhang mit den fundamentalen Wechselwirkungen, die in den Quantentheorien der Felder formuliert und studiert werden. Aber bereits in der Quantentheorie eines Massepunktes kann der formale Rahmen hierfür entwickelt und studiert werden, auch wenn die Streuung dann nur an einem externen Potential stattfindet, welches bezüglich seiner quantenmechanischer Freiheitsgrade nicht aufgelöst wird und daher als klassisch angenommen wird.