6.11 Geburtshilfliche Operationen

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E 6 Risikogeburt
2. Prophylaxe der Uterusatonie bei
Frauen, die nicht stillen.
geprägter atonischer Nachblutung sollte man rasch auf die viel stärker
wirksamen Prostaglandine zurückgreifen.
2. Prophylaxe der Uterusatonie: Zur Atonieprophylaxe sollten Ergotaminderivate nur bei Frauen eingesetzt werden, die nicht stillen. Hierfür sind
Methergin-Dragees (3 q 1–2/die) oder -Tropfen (3 q 20 täglich) geeignet.
Ein Dragee enthält 0,125 mg, 25 Tropfen enthalten 0,25 mg Methergin.
6.10.4 Tokolytika
6.10.4 Tokolytika
Tokolytika stellen den Uterus ruhig. Unter
der Geburt sind zur Wehenhemmung nur
b-Sympathomimetika geeignet.
Tokolytika sind Substanzen, die den Uterus ruhig stellen. Unter der Geburt sind
zur Hemmung der Wehen nur b-Sympathomimetika geeignet.
Indikationen.
1. intrauterine Reanimation
2. Dauerkontraktion oder Polysystolie
3. unkoordinierte Wehentätigkeit.
Indikationen.
1. intrauterine Reanimation: Man verabreicht der in Linksseitenlage liegenden Gebärenden 25 mg Fenoterol (Partusisten) i. v. als Bolus.
2. Dauerkontraktion oder Polysystolie (mehr als 5 Wehen in 10 Minuten):
Hier verabreicht man 25 mg Fenoterol (Partusisten) i. v. als Bolus. Anschließend wird eine Partusisten-Infusion angehängt; die Dosis richtet sich nach
der wehenhemmenden Wirkung.
3. unkoordinierte Wehentätigkeit: Unkoordinierte Wehen bereiten meistens
zu Beginn der Eröffnungsperiode Probleme. Hier kann eine Partusisten-Infusion verabreicht werden. Die Dosis richtet sich ausschließlich nach der
Wirkung.
6.11
Geburtshilfliche Operationen
6.11 Geburtshilfliche Operationen
Zu den geburtshilflichen Operationen
zählen Eingriffe zur Unterstützung der
Entbindung auf vaginalem oder abdominalem Weg, die Episiotomie und die Operationen in der Nachgeburtsperiode.
Zu den geburtshilflichen Operationen zählen Eingriffe, die zur Entbindung auf
vaginalem oder abdominalem Wege beitragen oder zur Erweiterung der
Geburtswege durchgeführt werden, und die Operationen in der Nachgeburtsperiode.
Zu den vaginalen Operationsverfahren, die zur Unterstützung der Geburt
geeignet sind, gehören Vakuum- und Zangenextraktion, manuelle Entwicklungsmethoden des Kindes aus Beckenendlage, Wendungsoperationen und
die Episiotomie.
6.11.1 Vakuumextraktion
6.11.1 Vakuumextraktion
Voraussetzungen.
1. vollständige Eröffnung des Muttermundes
2. eröffnete Fruchtblase
3. Schädellage
4. Leitstelle unterhalb der Interspinalebene
5. Periduralanästhesie oder Pudendusblockade
6. Entleeren der Blase mittels Katheter.
Voraussetzungen.
1. vollständige Eröffnung des Muttermundes
2. eröffnete Fruchtblase
3. Schädellage
4. Die Leitstelle muss mindestens in Beckenmitte stehen (unterhalb der Interspinalebene).
5. eine adäquate Anästhesie der Mutter entweder durch Periduralanästhesie
oder Pudendusblockade
6. Entleeren der Harnblase mittels Katheter. Eine volle Harnblase ist ein
mechanisches Geburtshindernis.
Durchführung.
1. Saugglocke am Hinterhaupt anlegen,
dann leichten Unterdruck erzeugen.
Liegt die Glocke richtig, erfolgt ein
weiterer Druckaufbau, anschließend
ein Probezug.
2. Wehensynchroner Zug nach unten,
gleichzeitig sollte eine Hilfsperson den
Kristeller-Handgriff ausführen.
3. Bei Bedarf großräumige Episiotomie
schneiden.
4. Entwicklung des Kopfes (s. Abb. E-6.39).
Durchführung.
1. Eine Saugglocke von 50 mm Durchmesser wird am Hinterhaupt des Kindes
angelegt. Die Saugglocke sollte niemals im Bereich der großen Fontanelle
angebracht werden, da es sonst zu Gefäßverletzungen kommt. Zunächst
wird ein Unterdruck von 0,2 kg/m2 angelegt; bei der Nachtastung überzeugt man sich, dass die Glocke richtig liegt und keine mütterlichen Weichteile von der Vakuumglocke erfasst wurden. Dann erfolgt ein weiterer
Druckaufbau über 1–2 Minuten bis maximal 0,8 kg/m2. Anschließend
wird durch einen Probezug kontrolliert, ob die Saugglocke fest am kindlichen Kopf haftet und der kindliche Kopf dem Zug folgt.
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678
679
E 6.11 Geburtshilfliche Operationen
Vakuumextraktion
a Zug nach unten in Beckenachse.
E-6.18
b Drehung des Hinterhauptes um die Symphyse.
Indikationen für die Vakuumextraktion
c Dadurch wird der Kopf geboren.
E-6.18
n Geburtsstillstand in der Austreibungsperiode
n drohende kindliche Asphyxie (pathologische fetale Herzfrequenz in der Kardio-
tokographie)
n mütterliche Erkrankungen, bei denen das Mitpressen der Mutter unterbleiben
sollte, z. B. proliferierende Retinopathie
2. Wehensynchron wird der Kopf mittels Saugglocke in der Beckenachse nach
unten gezogen. Gleichzeitig sollte eine Hilfsperson den Kristeller-Handgriff
ausführen (s. Abb. E-6.7b).
3. Bei Belastung des Damms wird eine großräumige Episiotomie geschnitten.
4. Es folgt die Entwicklung des Kopfes (s. Abb. E-6.39).
Indikationen. Indikationen für eine Vakuumextraktion sind in Tab. E-6.18 aufgeführt.
Indikationen s. Tab. E-6.18.
Vorteile, Nachteile, Kontraindikationen. Der Vorteil der Vakuumextraktion
liegt darin, dass eine rasche Geburtsbeendigung möglich ist. Im Gegensatz
zur Zangenextraktion kann keine Kompression des kindlichen Kopfes erfolgen.
Der Nachteil der Vakuumextraktion ist, dass infolge der Druckänderungen –
insbesondere beim Abriss der Saugglocke – intrakranielle Blutungen auftreten
können.
Die Vakuumextraktion ist kontraindiziert bei Frühgeburt, da hier das Risiko
intrakranieller Blutungen zusätzlich erhöht ist, bei Gesichtslage und wenn
die Leitstelle oberhalb der Interspinalebene liegt.
Vorteile, Nachteile, Kontraindikationen.
Vorteil: Es ist eine rasche Geburtsbeendigung ohne Kompression des kindlichen
Kopfes gewährleistet.
Nachteil: Intrakranielle Blutungen sind
möglich.
Kontraindikation: Frühgeburt und
Gesichtslage, Leitstelle oberhalb der
Interspinalebene.
6.11.2 Zangenextraktion
6.11.2 Zangenextraktion
Voraussetzungen.
1. vollständige Eröffnung des Muttermundes
2. eröffnete Fruchtblase
3. Beckenausgang nicht zu eng
4. Schädellage
5. Die Leitstelle muss mindestens in Beckenmitte stehen (unterhalb der Interspinalebene).
6. kindlicher Kopf „zangengerecht“: nicht zu groß oder zu klein.
7. adäquate Anästhesie des Beckenausgangs bzw. des Beckenbodens durch
Periduralanästhesie oder Pudendusblockade. In Einzelfällen muss die Zangengeburt auch in Intubationsnarkose durchgeführt werden.
8. Entleeren der Harnblase mittels Katheter.
Voraussetzungen.
1. vollständige Eröffnung des Muttermundes
2. eröffnete Fruchtblase
3. Beckenausgang nicht zu eng
4. Schädellage
5. Leitstelle mindestens unterhalb Interspinalebene
6. kindlicher Kopf „zangengerecht“
7. Periduralanästhesie oder Pudendusblockade
8. Entleeren der Blase mittels Katheter.
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E-6.39
680
E-6.40
E 6 Risikogeburt
E-6.40
In Deutschland gebräuchliche Zangentypen
In Deutschland werden hauptsächlich zwei
Zangentypen verwendet (Abb. E-6.40).
In Deutschland werden hauptsächlich zwei Zangentypen verwendet (Abb.
E-6.40). Die Naegele-Zange hat eine Kopf- und eine Beckenkrümmung sowie
ein festes Schloss. Sie ist besonders als Beckenausgangszange geeignet. Die
Kjelland-Zange hat eine Kopfkrümmung und ein Gleitschloss. Sie ist insbesondere bei höherstehendem Kopf geeignet.
Durchführung.
1. Anlegen der Zange
2. Nachtastung zur Überprüfung der
korrekten Lage
3. Probezug
4. wehensynchrone Extraktion des Kindes
bis zur Geburt der Nacken-HaarGrenze (s. Abb. E-6.41a)
5. bei Belastung des Dammes Episiotomie
6. nach Entwicklung des Hinterhauptes
Zange in Zugrichtung anheben (s. Abb.
E-6.41b und c).
7. Abnehmen der Zange und Entwicklung
des Körpers
Durchführung.
1. Der Operateur hält die geschlossene Zange so vor die Vulva, wie sie am
kindlichen Kopf liegen soll. Dann wird der linke Löffel mit der linken
Hand gefasst und über die Innenfläche der im Becken liegenden rechten
Hand an den kindlichen Kopf angelegt. Anschließend wird analog der
rechte Löffel an den kindlichen Kopf angelegt. Die Zange muss sich
anschließend mühelos schließen lassen.
2. Bei der Nachtastung überzeugt man sich, dass die Zange richtig angelegt ist
und keine mütterlichen Weichteile mit der Zange gefasst wurden.
3. Mit dem Probezug wird kontrolliert, ob der kindliche Kopf dem Zug der
Zange folgt.
4. Zur Extraktion des Kindes erfolgt der Zug an der Zange stets wehensynchron in der Führungslinie, bis die Nacken-Haar-Grenze geboren ist
(s. Abb. E-6.41a).
5. Bei Belastung des Damms wird eine geräumige Episiotomie geschnitten.
6. Die Zange wird nach Entwicklung des Hinterhauptes in der Zugrichtung
angehoben, damit das Hinterhaupt um die Symphyse rotieren kann
(s. Abb. E-6.41b und c).
7. Anschließend wird die Zange abgenommen und der Körper wie üblich entwickelt.
n Merke
n Merke: Bei der Zangenextraktion darf nur gezogen werden. Jegliche Drehoder Hebebewegung sowie ein Zusammendrücken der Zangenblätter müssen unterbleiben.
Der geübte Geburtshelfer kann mit der Zange den Kopf des Kindes ohne große
Druckbelastung durch den Damm aus dem Beckenausgang herausführen.
Indikationen. s. Tab. E-6.19.
Indikationen. Indikationen für die Zangenextraktion sind in Tab. E-6.19 aufgeführt.
Vorteile, Nachteile, Kontraindikationen.
Vorteil: Es ist eine rasche Geburtsbeendigung möglich. An Instrumenten ist lediglich die Zange erforderlich.
Vorteile, Nachteile, Kontraindikationen. Der Vorteil der Zangenextraktion liegt
darin, dass ebenso wie bei der Vakuumextraktion eine rasche Geburtsbeendigung möglich ist. Im Vergleich zur Vakuumextraktion, bei der eine Saugglocke
und eine (strombetriebene) Wasserpumpe erforderlich sind, benötigt man zur
Zangenextraktion nur die Zange.
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a Naegele-Zange.
b Kjelland-Zange.
681
E 6.11 Geburtshilfliche Operationen
Zangenextraktion
a Zug nach unten in der Beckenachse.
E-6.19
b Hinterhaupt ist geboren.
Indikationen für die Zangenextraktion
c Zug nach vorn, dadurch Rotation des
Nackens um die Symphyse:
Geburt des übrigen Kopfes.
E-6.19
n Geburtsstillstand in der Austreibungsperiode
n drohende kindliche Asphyxie (pathologische Herzfrequenz in der Kardiotoko-
graphie)
n mütterliche Erkrankungen, bei denen das aktive Mitpressen der Mutter
unterbleiben sollte, z. B. proliferierende Retinopathie
n Frühgeburten
Der Nachteil der Zangenextraktion ist die Verletzungsgefahr an Damm und
Scheide bei der Mutter, beim Kind durch Kompression des kindlichen Kopfes.
Bei durch Zangenextraktion geborenen Kindern kommen Fazialisparesen, in
Einzelfällen sogar Schädelfrakturen und Plexusschäden vor.
Steht die Leitstelle oberhalb der Interspinalebene, ist die Zangengeburt („hohe
Zangengeburt“) streng kontraindiziert, da sie mit einer besonders ausgeprägten Verletzungsgefahr für Mutter und Kind einhergeht.
Nachteil: Die Verletzungsgefahr für Mutter und Kind.
6.11.3 Sectio caesarea (Kaiserschnitt)
6.11.3 Sectio caesarea (Kaiserschnitt)
n Definition: Geburt durch Laparotomie und Hysterotomie. Erfolgt die Sectio
vor oder bei Beginn der Eröffnungswehen, spricht man von einer primären
Sectio, erfolgt sie nach Beginn der Eröffnungswehen, von der sekundären Sectio.
m Definition
Kontraindikation: Leitstelle oberhalb der
Interspinalebene.
Die primäre Sectio kann in Peridural-, Spinalanästhesie oder Intubationsnarkose erfolgen, die Notsectio erfolgt immer in Intubationsnarkose. Die Gebärende wird in Linksseitenlage gelagert, um ein Vena-cava-Kompressionssyndrom zu vermeiden.
Durchführung.
1. Eröffnung des Bauchraums durch suprasymphysären Querschnitt (nach
Pfannenstiel oder J. Cohen). Die Bauchdecken werden dabei in wechselnder
Richtung (Wechselschnitt) eröffnet.
2. Bei Reifgeburten wird die Uterotomie stets quer im unteren Uterinsegment
durchgeführt. Zuvor muss das Blasenperitoneum eröffnet und die Blase
vom unteren Uterinsegment scharf distanziert werden. Die Uterotomie
im unteren Uterinsegment ist vorteilhaft, weil bei Reifgeburten das untere
Durchführung.
1. Eröffnung des Bauchraums durch
einen Querschnitt nach Pfannenstiel
oder J. Cohen
2. bei Reifgeburten Blasenperitoneum
eröffnen, dann Uterotomie im unteren
Uterinsegment.
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E-6.41
682
Zugangsschnitte und Entwicklung des Kindes bei Sectio
a Zugangsschnitte.
E-6.20
b Herausführen des Kopfes aus dem Uterus. c Dabei Kristellerhilfe.
E-6.20
Indikationen zur Sectio
n Geburtsstillstand in der Eröffnungsperiode
n drohende kindliche Asphyxie in der Eröffnungsperiode und in der Austreibungs-
periode bei hoch stehendem vorangehendem Teil
n Geburtsstillstand in der Austreibungsperiode im Beckeneingang,
z. B. bei relativem Missverhältnis
n Lageanomalien wie Querlage, Beckenendlage
n Geburt von Mehrlingen
n Frühgeburt vor der vollendeten 32. SSW bzw. I 1500 g
n mütterliche Erkrankungen wie Rh-Inkompatibilität, schwere Präeklampsie
n Placenta praevia totalis
n starke Blutung bei Placenta praevia, vorzeitige Plazentalösung
n Uterusruptur
n Zustand nach Sectio vom isthmokorporalen Längsschnitt, Zustand nach
Entfernung großer Uterusmyome oder nach Metroplastik
n fetale Fehlbildungen mit günstiger kindlicher Prognose
n Makrosomie bei Diabetes
Bei einer Notsectio sollte die Entscheidungs-Entwicklungs-(E-E-)Zeit nicht
mehr als 20 Minuten betragen.
Uterinsegment dünn ausgezogen ist und im Vergleich zur Korpusmuskulatur viel weniger kontraktile Fasern enthält.
Bei Frühgeburten muss die Uterotomie häufig vom isthmokorporalen
Längsschnitt durchgeführt werden (Abb. E-6.42a). Diese Schnittführung
ist insbesondere bei Oligohydramnion, sehr kleinen Frühgeborenen und
Lageanomalien unbedingt erforderlich, damit zur Entwicklung des Kindes
genügend Platz vorhanden ist.
3. Nach Amniotomie wird das Kind entwickelt (s. Abb. E-6.42b, c).
4. Kontraktionsmittel werden verabreicht, z. B. 3 IE Oxytozin i. v. im Bolus.
5. Die Plazenta wird manuell gelöst und das Uteruskavum ausgetastet, um
sicherzugehen, dass keine Plazentareste verblieben sind.
6. Die Uteruswunde und die Bauchdecken werden verschlossen.
Bei einer Notsectio sollte das Intervall zwischen der Entscheidung zur Notsectio und der Entwicklung des Kindes, die Entscheidungs-Entwicklungsoder E-E-Zeit, nicht mehr als 20 Minuten betragen.
Indikationen. s. Tab. E-6.20.
Indikationen. Indikationen zur Sectio sind in Tab. E-6.20 aufgeführt.
Vorteile und Nachteile. Vorteil Es ist eine
rasche Geburtsbeendigung ohne Kompression des kindlichen Kopfes möglich.
Vorteile und Nachteile. Die Sectio caesarea kann in der Klinik jederzeit durchgeführt werden. Unter Notfallbedingungen ist eine rasche Geburtsbeendigung
möglich. Bei der Entwicklung des Kindes wird der Kopf nicht komprimiert. Dies
ist bei Frühgeburten von Vorteil.
3.
4.
5.
6.
Bei Frühgeburten, Oligohydramnion
oder Lageanomalien wird die Uterotomie häufig vom isthmokorporalen
Längsschnitt durchgeführt, um ausreichend Platz zur Entwicklung des Kindes zu haben (Abb. E-6.42a).
Nach Amniotomie Entwicklung des
Kindes (s. Abb. E-6.42b, c)
Gabe von Kontraktionsmittel
manuelle Lösung der Plazenta, Nachtastung
Verschluss der Uteruswunde und der
Bauchdecken.
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E-6.42
E 6 Risikogeburt
683
Ein Nachteil für das Kind kann das Auftreten einer „nassen“ Lunge durch fehlende Thoraxkompression bei abdominaler Geburt sein. Dies führt zu Adaptationsstörungen unmittelbar post partum.
Ansonsten liegen die Nachteile der Sectio caesarea einseitig bei der Mutter;
Blutergüsse und Infektionen können zu Wundheilungsstörungen führen. Selten
sind auch Verletzungen von Harnblase und Harnleitern möglich. Darüber
hinaus besteht wie nach jeder Operation die Gefahr der Thrombose oder Embolie. Die mütterliche Morbidität ist 4–10-mal höher als bei der Spontangeburt.
Seit kurzer Zeit wird häufig die Wunschsectio gefordert. Dieser Wunsch der
Schwangeren beruht häufig auf der Angst vor Geburtsschmerzen und dem
Risiko der postpartalen Harn- und Stuhlinkontinenz bei vaginaler Geburt. Es
ist eine besonders sorgfältige Aufklärung vor der Operation erforderlich.
Nachteil Durch fehlende Kompression des
Thorax bei der abdominalen Geburt kann
eine „nasse“ Lunge auftreten und zu
Adaptationsstörungen führen.
Die mütterliche Morbidität ist 4–10-mal
höher als bei der Spontangeburt.
Vor Wunschsectio verstärkte OP-Aufklärung.
6.11.4 Episiotomie (Dammschnitt)
6.11.4 Episiotomie (Dammschnitt)
n Definition: Operative Erweiterung des Beckenausgangs durch Einschneiden
des Dammes mit medianer, mediolateraler oder lateraler Schnittführung. Als
frühzeitige Episiotomie bezeichnet man den Dammschnitt vor, als rechtzeitige
Episiotomie den Dammschnitt beim Durchschneiden des Kopfes. Die Episiotomie ist die häufigste geburtshilfliche Operation.
m Definition
In den vergangenen Jahren haben große Evidenz basierte Studien gezeigt, dass
der Dammschnitt keine bzw. nur sehr geringe Vorteile bietet. Die mögliche
„Verstümmelung des Dammes“ nach Geburt kann zu erheblichen Beschwerden, wie z. B. zur Dysparenurie führen. Deshalb ist der „routinemäßige“
Dammschnitt heute obsolet und sollte nur noch indiziert durchgeführt werden.
Vor einer frühzeitigen Episiotomie sollte eine Pudendusblockade erfolgen oder
der Damm lokal infiltriert werden, bei der rechtzeitigen Episiotomie ist in der
Regel keine Anästhesie notwendig, da der Damm gespannt und die Schmerzempfindlichkeit dort infolgedessen herabgesetzt ist. Der Dammschnitt sollte
auf dem Höhepunkt einer Wehe erfolgen, da er so am wenigsten schmerzhaft
ist.
Der „routinemäßige“ Dammschnitt ist
heute obsolet.
Durchführung. Die Schnittführung bei der Episiotomie zeigt Abb. E-6.43.
Durchführung. Die Schnittführung bei der
Episiotomie zeigt Abb. E-6.43.
Bei der medianen Episiotomie (1 in Abb. E-6.43) wird das Bindegewebe des
Dammes durchtrennt, muskuläre Strukturen werden verschont. Daher ist die
mediane Episiotomie in der Regel chirurgisch leicht zu versorgen, verursacht
nur geringe Beschwerden und heilt komplikationslos ab. Wenn sie reißt,
kann sie jedoch in einen Dammriss 3. Grades münden.
Bei der medianen Episiotomie (1 in Abb.
E-6.43) wird das Bindegewebe des Dammes durchtrennt. Sie heilt in der Regel
komplikationslos ab, kann beim Einreißen
jedoch in einen Dammriss 3. Grades
münden.
Bei der mediolateralen Episiotomie (2 in Abb. E-6.43), der häufigsten Form der
Episiotomie, werden der M. bulbospongiosus und der M. transversus perinei
superficialis durchtrennt. Die medioloaterale Episiotomie schafft mehr Raum
und hat ein geringeres Risiko eines Dammrisses als die mediane Episiotomie.
Sie ist jedoch mit einem größeren Blutverlust verbunden, schwieriger zu versorgen und heilt schlechter.
Bei der lateralen Episiotomie (3 in Abb. E-6.43) werden der M. bulbospongiosus, der M. transversus perinei superficialis und der M. levator ani durchtrennt.
Sie ist somit die Form der Episiotomie, die am meisten Raum schafft. Nachteilig
sind der starke Blutverlust – er ist größer als bei den anderen Formen der Episiotomie –, die schwierige Rekonstruktion der anatomischen Verhältnisse, die
häufigen Wundheilungsstörungen und ausgeprägten Beschwerden. Aus diesen
Gründen wird die laterale Episiotomie nur noch selten angewandt.
Bei Episiotomie-Naht wird die Vagina durch fortlaufende Naht, die Muskulatur
durch Einzelknopf-Nähte und die Dammhaut durch Intrakutan-Naht versorgt.
Bei der mediolateralen Episiotomie (häufigste Form, 2 in Abb. E-6.43), werden
Mm. bulbospongiosus und transversus
perinei superficialis durchtrennt. Sie
schafft mehr Raum, heilt jedoch schlechter
als die mediane Episiotomie.
Indikationen. Indikationen zur Episiotomie sind in Tab. E-6.21 aufgeführt.
Bei der lateralen Episiotomie (3 in Abb.
E-6.43) werden die Mm. bulbospongiosus,
transversus perinei superficialis und levator ani durchtrennt. Sie schafft von allen
Formen am meisten Raum, heilt jedoch
schlecht und wird nur noch selten angewandt.
Indikationen. s. Tab. E-6.21.
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684
E-6.43
E 6 Risikogeburt
E-6.43
Schnittführung bei der Episiotomie
E-6.21
E-6.21
Indikationen zur Episiotomie
n Frühgeburten
n alle operativen vaginalen Geburten (Vakuumextraktion, Zangenextraktion,
Beckenendlagenentwicklung)
n Geburt von Zwillingsschwangerschaften
n drohender Dammriss, z. B. bei hohem Damm, großem Kind
Klinische Zeichen des drohenden Dammrisses sind der blasse, nicht mehr
dehnbare Damm und die frühzeitige vaginale Blutung.
6.12
Müttersterblichkeit
n Definition
Ursachen sind Infektionen, hypertensive
Schwangerschaftserkrankungen, Hämorrhagien und Embolien.
6.12 Müttersterblichkeit
n Definition: Nach den Empfehlungen der WHO wird Müttersterblichkeit definiert als „der Tod einer Frau während der gesamten Schwangerschaft oder
innerhalb von 42 Tagen nach der Entbindung“, wenn die Todesursache in
Beziehung zur Schwangerschaft oder deren Behandlung steht. Sie wird als
Sterbefälle pro 100 000 Lebendgeborene angegeben.
Die Müttersterblichkeit in Deutschland betrug im Jahr 2003 0,12 ‰.
Die häufigsten Ursachen für Müttersterblichkeit sind Infektionen (25 %),
hypertensive Schwangerschaftserkrankung (Präeklampsie, HELLP-Syndrom)
(15–20 %), Hämorrhagien (10–20 %, Auftreten vor allem in der Nachgeburtsperiode) und Embolien.
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1 mediane Episiotomie
2 mediolaterale
Episiotomie
3 laterale Episiotomie
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