E 6 Risikogeburt 2. Prophylaxe der Uterusatonie bei Frauen, die nicht stillen. geprägter atonischer Nachblutung sollte man rasch auf die viel stärker wirksamen Prostaglandine zurückgreifen. 2. Prophylaxe der Uterusatonie: Zur Atonieprophylaxe sollten Ergotaminderivate nur bei Frauen eingesetzt werden, die nicht stillen. Hierfür sind Methergin-Dragees (3 q 1–2/die) oder -Tropfen (3 q 20 täglich) geeignet. Ein Dragee enthält 0,125 mg, 25 Tropfen enthalten 0,25 mg Methergin. 6.10.4 Tokolytika 6.10.4 Tokolytika Tokolytika stellen den Uterus ruhig. Unter der Geburt sind zur Wehenhemmung nur b-Sympathomimetika geeignet. Tokolytika sind Substanzen, die den Uterus ruhig stellen. Unter der Geburt sind zur Hemmung der Wehen nur b-Sympathomimetika geeignet. Indikationen. 1. intrauterine Reanimation 2. Dauerkontraktion oder Polysystolie 3. unkoordinierte Wehentätigkeit. Indikationen. 1. intrauterine Reanimation: Man verabreicht der in Linksseitenlage liegenden Gebärenden 25 mg Fenoterol (Partusisten) i. v. als Bolus. 2. Dauerkontraktion oder Polysystolie (mehr als 5 Wehen in 10 Minuten): Hier verabreicht man 25 mg Fenoterol (Partusisten) i. v. als Bolus. Anschließend wird eine Partusisten-Infusion angehängt; die Dosis richtet sich nach der wehenhemmenden Wirkung. 3. unkoordinierte Wehentätigkeit: Unkoordinierte Wehen bereiten meistens zu Beginn der Eröffnungsperiode Probleme. Hier kann eine Partusisten-Infusion verabreicht werden. Die Dosis richtet sich ausschließlich nach der Wirkung. 6.11 Geburtshilfliche Operationen 6.11 Geburtshilfliche Operationen Zu den geburtshilflichen Operationen zählen Eingriffe zur Unterstützung der Entbindung auf vaginalem oder abdominalem Weg, die Episiotomie und die Operationen in der Nachgeburtsperiode. Zu den geburtshilflichen Operationen zählen Eingriffe, die zur Entbindung auf vaginalem oder abdominalem Wege beitragen oder zur Erweiterung der Geburtswege durchgeführt werden, und die Operationen in der Nachgeburtsperiode. Zu den vaginalen Operationsverfahren, die zur Unterstützung der Geburt geeignet sind, gehören Vakuum- und Zangenextraktion, manuelle Entwicklungsmethoden des Kindes aus Beckenendlage, Wendungsoperationen und die Episiotomie. 6.11.1 Vakuumextraktion 6.11.1 Vakuumextraktion Voraussetzungen. 1. vollständige Eröffnung des Muttermundes 2. eröffnete Fruchtblase 3. Schädellage 4. Leitstelle unterhalb der Interspinalebene 5. Periduralanästhesie oder Pudendusblockade 6. Entleeren der Blase mittels Katheter. Voraussetzungen. 1. vollständige Eröffnung des Muttermundes 2. eröffnete Fruchtblase 3. Schädellage 4. Die Leitstelle muss mindestens in Beckenmitte stehen (unterhalb der Interspinalebene). 5. eine adäquate Anästhesie der Mutter entweder durch Periduralanästhesie oder Pudendusblockade 6. Entleeren der Harnblase mittels Katheter. Eine volle Harnblase ist ein mechanisches Geburtshindernis. Durchführung. 1. Saugglocke am Hinterhaupt anlegen, dann leichten Unterdruck erzeugen. Liegt die Glocke richtig, erfolgt ein weiterer Druckaufbau, anschließend ein Probezug. 2. Wehensynchroner Zug nach unten, gleichzeitig sollte eine Hilfsperson den Kristeller-Handgriff ausführen. 3. Bei Bedarf großräumige Episiotomie schneiden. 4. Entwicklung des Kopfes (s. Abb. E-6.39). Durchführung. 1. Eine Saugglocke von 50 mm Durchmesser wird am Hinterhaupt des Kindes angelegt. Die Saugglocke sollte niemals im Bereich der großen Fontanelle angebracht werden, da es sonst zu Gefäßverletzungen kommt. Zunächst wird ein Unterdruck von 0,2 kg/m2 angelegt; bei der Nachtastung überzeugt man sich, dass die Glocke richtig liegt und keine mütterlichen Weichteile von der Vakuumglocke erfasst wurden. Dann erfolgt ein weiterer Druckaufbau über 1–2 Minuten bis maximal 0,8 kg/m2. Anschließend wird durch einen Probezug kontrolliert, ob die Saugglocke fest am kindlichen Kopf haftet und der kindliche Kopf dem Zug folgt. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus M. Stauber, Th. Weyerstahl: Duale Reihe - Gynäkologie (ISBN 978-313-125343-9) © Georg Thieme Verlag KG 2007 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 678 679 E 6.11 Geburtshilfliche Operationen Vakuumextraktion a Zug nach unten in Beckenachse. E-6.18 b Drehung des Hinterhauptes um die Symphyse. Indikationen für die Vakuumextraktion c Dadurch wird der Kopf geboren. E-6.18 n Geburtsstillstand in der Austreibungsperiode n drohende kindliche Asphyxie (pathologische fetale Herzfrequenz in der Kardio- tokographie) n mütterliche Erkrankungen, bei denen das Mitpressen der Mutter unterbleiben sollte, z. B. proliferierende Retinopathie 2. Wehensynchron wird der Kopf mittels Saugglocke in der Beckenachse nach unten gezogen. Gleichzeitig sollte eine Hilfsperson den Kristeller-Handgriff ausführen (s. Abb. E-6.7b). 3. Bei Belastung des Damms wird eine großräumige Episiotomie geschnitten. 4. Es folgt die Entwicklung des Kopfes (s. Abb. E-6.39). Indikationen. Indikationen für eine Vakuumextraktion sind in Tab. E-6.18 aufgeführt. Indikationen s. Tab. E-6.18. Vorteile, Nachteile, Kontraindikationen. Der Vorteil der Vakuumextraktion liegt darin, dass eine rasche Geburtsbeendigung möglich ist. Im Gegensatz zur Zangenextraktion kann keine Kompression des kindlichen Kopfes erfolgen. Der Nachteil der Vakuumextraktion ist, dass infolge der Druckänderungen – insbesondere beim Abriss der Saugglocke – intrakranielle Blutungen auftreten können. Die Vakuumextraktion ist kontraindiziert bei Frühgeburt, da hier das Risiko intrakranieller Blutungen zusätzlich erhöht ist, bei Gesichtslage und wenn die Leitstelle oberhalb der Interspinalebene liegt. Vorteile, Nachteile, Kontraindikationen. Vorteil: Es ist eine rasche Geburtsbeendigung ohne Kompression des kindlichen Kopfes gewährleistet. Nachteil: Intrakranielle Blutungen sind möglich. Kontraindikation: Frühgeburt und Gesichtslage, Leitstelle oberhalb der Interspinalebene. 6.11.2 Zangenextraktion 6.11.2 Zangenextraktion Voraussetzungen. 1. vollständige Eröffnung des Muttermundes 2. eröffnete Fruchtblase 3. Beckenausgang nicht zu eng 4. Schädellage 5. Die Leitstelle muss mindestens in Beckenmitte stehen (unterhalb der Interspinalebene). 6. kindlicher Kopf „zangengerecht“: nicht zu groß oder zu klein. 7. adäquate Anästhesie des Beckenausgangs bzw. des Beckenbodens durch Periduralanästhesie oder Pudendusblockade. In Einzelfällen muss die Zangengeburt auch in Intubationsnarkose durchgeführt werden. 8. Entleeren der Harnblase mittels Katheter. Voraussetzungen. 1. vollständige Eröffnung des Muttermundes 2. eröffnete Fruchtblase 3. Beckenausgang nicht zu eng 4. Schädellage 5. Leitstelle mindestens unterhalb Interspinalebene 6. kindlicher Kopf „zangengerecht“ 7. Periduralanästhesie oder Pudendusblockade 8. Entleeren der Blase mittels Katheter. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus M. Stauber, Th. Weyerstahl: Duale Reihe - Gynäkologie (ISBN 978-313-125343-9) © Georg Thieme Verlag KG 2007 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. E-6.39 680 E-6.40 E 6 Risikogeburt E-6.40 In Deutschland gebräuchliche Zangentypen In Deutschland werden hauptsächlich zwei Zangentypen verwendet (Abb. E-6.40). In Deutschland werden hauptsächlich zwei Zangentypen verwendet (Abb. E-6.40). Die Naegele-Zange hat eine Kopf- und eine Beckenkrümmung sowie ein festes Schloss. Sie ist besonders als Beckenausgangszange geeignet. Die Kjelland-Zange hat eine Kopfkrümmung und ein Gleitschloss. Sie ist insbesondere bei höherstehendem Kopf geeignet. Durchführung. 1. Anlegen der Zange 2. Nachtastung zur Überprüfung der korrekten Lage 3. Probezug 4. wehensynchrone Extraktion des Kindes bis zur Geburt der Nacken-HaarGrenze (s. Abb. E-6.41a) 5. bei Belastung des Dammes Episiotomie 6. nach Entwicklung des Hinterhauptes Zange in Zugrichtung anheben (s. Abb. E-6.41b und c). 7. Abnehmen der Zange und Entwicklung des Körpers Durchführung. 1. Der Operateur hält die geschlossene Zange so vor die Vulva, wie sie am kindlichen Kopf liegen soll. Dann wird der linke Löffel mit der linken Hand gefasst und über die Innenfläche der im Becken liegenden rechten Hand an den kindlichen Kopf angelegt. Anschließend wird analog der rechte Löffel an den kindlichen Kopf angelegt. Die Zange muss sich anschließend mühelos schließen lassen. 2. Bei der Nachtastung überzeugt man sich, dass die Zange richtig angelegt ist und keine mütterlichen Weichteile mit der Zange gefasst wurden. 3. Mit dem Probezug wird kontrolliert, ob der kindliche Kopf dem Zug der Zange folgt. 4. Zur Extraktion des Kindes erfolgt der Zug an der Zange stets wehensynchron in der Führungslinie, bis die Nacken-Haar-Grenze geboren ist (s. Abb. E-6.41a). 5. Bei Belastung des Damms wird eine geräumige Episiotomie geschnitten. 6. Die Zange wird nach Entwicklung des Hinterhauptes in der Zugrichtung angehoben, damit das Hinterhaupt um die Symphyse rotieren kann (s. Abb. E-6.41b und c). 7. Anschließend wird die Zange abgenommen und der Körper wie üblich entwickelt. n Merke n Merke: Bei der Zangenextraktion darf nur gezogen werden. Jegliche Drehoder Hebebewegung sowie ein Zusammendrücken der Zangenblätter müssen unterbleiben. Der geübte Geburtshelfer kann mit der Zange den Kopf des Kindes ohne große Druckbelastung durch den Damm aus dem Beckenausgang herausführen. Indikationen. s. Tab. E-6.19. Indikationen. Indikationen für die Zangenextraktion sind in Tab. E-6.19 aufgeführt. Vorteile, Nachteile, Kontraindikationen. Vorteil: Es ist eine rasche Geburtsbeendigung möglich. An Instrumenten ist lediglich die Zange erforderlich. Vorteile, Nachteile, Kontraindikationen. Der Vorteil der Zangenextraktion liegt darin, dass ebenso wie bei der Vakuumextraktion eine rasche Geburtsbeendigung möglich ist. Im Vergleich zur Vakuumextraktion, bei der eine Saugglocke und eine (strombetriebene) Wasserpumpe erforderlich sind, benötigt man zur Zangenextraktion nur die Zange. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus M. Stauber, Th. Weyerstahl: Duale Reihe - Gynäkologie (ISBN 978-313-125343-9) © Georg Thieme Verlag KG 2007 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. a Naegele-Zange. b Kjelland-Zange. 681 E 6.11 Geburtshilfliche Operationen Zangenextraktion a Zug nach unten in der Beckenachse. E-6.19 b Hinterhaupt ist geboren. Indikationen für die Zangenextraktion c Zug nach vorn, dadurch Rotation des Nackens um die Symphyse: Geburt des übrigen Kopfes. E-6.19 n Geburtsstillstand in der Austreibungsperiode n drohende kindliche Asphyxie (pathologische Herzfrequenz in der Kardiotoko- graphie) n mütterliche Erkrankungen, bei denen das aktive Mitpressen der Mutter unterbleiben sollte, z. B. proliferierende Retinopathie n Frühgeburten Der Nachteil der Zangenextraktion ist die Verletzungsgefahr an Damm und Scheide bei der Mutter, beim Kind durch Kompression des kindlichen Kopfes. Bei durch Zangenextraktion geborenen Kindern kommen Fazialisparesen, in Einzelfällen sogar Schädelfrakturen und Plexusschäden vor. Steht die Leitstelle oberhalb der Interspinalebene, ist die Zangengeburt („hohe Zangengeburt“) streng kontraindiziert, da sie mit einer besonders ausgeprägten Verletzungsgefahr für Mutter und Kind einhergeht. Nachteil: Die Verletzungsgefahr für Mutter und Kind. 6.11.3 Sectio caesarea (Kaiserschnitt) 6.11.3 Sectio caesarea (Kaiserschnitt) n Definition: Geburt durch Laparotomie und Hysterotomie. Erfolgt die Sectio vor oder bei Beginn der Eröffnungswehen, spricht man von einer primären Sectio, erfolgt sie nach Beginn der Eröffnungswehen, von der sekundären Sectio. m Definition Kontraindikation: Leitstelle oberhalb der Interspinalebene. Die primäre Sectio kann in Peridural-, Spinalanästhesie oder Intubationsnarkose erfolgen, die Notsectio erfolgt immer in Intubationsnarkose. Die Gebärende wird in Linksseitenlage gelagert, um ein Vena-cava-Kompressionssyndrom zu vermeiden. Durchführung. 1. Eröffnung des Bauchraums durch suprasymphysären Querschnitt (nach Pfannenstiel oder J. Cohen). Die Bauchdecken werden dabei in wechselnder Richtung (Wechselschnitt) eröffnet. 2. Bei Reifgeburten wird die Uterotomie stets quer im unteren Uterinsegment durchgeführt. Zuvor muss das Blasenperitoneum eröffnet und die Blase vom unteren Uterinsegment scharf distanziert werden. Die Uterotomie im unteren Uterinsegment ist vorteilhaft, weil bei Reifgeburten das untere Durchführung. 1. Eröffnung des Bauchraums durch einen Querschnitt nach Pfannenstiel oder J. Cohen 2. bei Reifgeburten Blasenperitoneum eröffnen, dann Uterotomie im unteren Uterinsegment. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus M. Stauber, Th. Weyerstahl: Duale Reihe - Gynäkologie (ISBN 978-313-125343-9) © Georg Thieme Verlag KG 2007 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. E-6.41 682 Zugangsschnitte und Entwicklung des Kindes bei Sectio a Zugangsschnitte. E-6.20 b Herausführen des Kopfes aus dem Uterus. c Dabei Kristellerhilfe. E-6.20 Indikationen zur Sectio n Geburtsstillstand in der Eröffnungsperiode n drohende kindliche Asphyxie in der Eröffnungsperiode und in der Austreibungs- periode bei hoch stehendem vorangehendem Teil n Geburtsstillstand in der Austreibungsperiode im Beckeneingang, z. B. bei relativem Missverhältnis n Lageanomalien wie Querlage, Beckenendlage n Geburt von Mehrlingen n Frühgeburt vor der vollendeten 32. SSW bzw. I 1500 g n mütterliche Erkrankungen wie Rh-Inkompatibilität, schwere Präeklampsie n Placenta praevia totalis n starke Blutung bei Placenta praevia, vorzeitige Plazentalösung n Uterusruptur n Zustand nach Sectio vom isthmokorporalen Längsschnitt, Zustand nach Entfernung großer Uterusmyome oder nach Metroplastik n fetale Fehlbildungen mit günstiger kindlicher Prognose n Makrosomie bei Diabetes Bei einer Notsectio sollte die Entscheidungs-Entwicklungs-(E-E-)Zeit nicht mehr als 20 Minuten betragen. Uterinsegment dünn ausgezogen ist und im Vergleich zur Korpusmuskulatur viel weniger kontraktile Fasern enthält. Bei Frühgeburten muss die Uterotomie häufig vom isthmokorporalen Längsschnitt durchgeführt werden (Abb. E-6.42a). Diese Schnittführung ist insbesondere bei Oligohydramnion, sehr kleinen Frühgeborenen und Lageanomalien unbedingt erforderlich, damit zur Entwicklung des Kindes genügend Platz vorhanden ist. 3. Nach Amniotomie wird das Kind entwickelt (s. Abb. E-6.42b, c). 4. Kontraktionsmittel werden verabreicht, z. B. 3 IE Oxytozin i. v. im Bolus. 5. Die Plazenta wird manuell gelöst und das Uteruskavum ausgetastet, um sicherzugehen, dass keine Plazentareste verblieben sind. 6. Die Uteruswunde und die Bauchdecken werden verschlossen. Bei einer Notsectio sollte das Intervall zwischen der Entscheidung zur Notsectio und der Entwicklung des Kindes, die Entscheidungs-Entwicklungsoder E-E-Zeit, nicht mehr als 20 Minuten betragen. Indikationen. s. Tab. E-6.20. Indikationen. Indikationen zur Sectio sind in Tab. E-6.20 aufgeführt. Vorteile und Nachteile. Vorteil Es ist eine rasche Geburtsbeendigung ohne Kompression des kindlichen Kopfes möglich. Vorteile und Nachteile. Die Sectio caesarea kann in der Klinik jederzeit durchgeführt werden. Unter Notfallbedingungen ist eine rasche Geburtsbeendigung möglich. Bei der Entwicklung des Kindes wird der Kopf nicht komprimiert. Dies ist bei Frühgeburten von Vorteil. 3. 4. 5. 6. Bei Frühgeburten, Oligohydramnion oder Lageanomalien wird die Uterotomie häufig vom isthmokorporalen Längsschnitt durchgeführt, um ausreichend Platz zur Entwicklung des Kindes zu haben (Abb. E-6.42a). Nach Amniotomie Entwicklung des Kindes (s. Abb. E-6.42b, c) Gabe von Kontraktionsmittel manuelle Lösung der Plazenta, Nachtastung Verschluss der Uteruswunde und der Bauchdecken. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus M. Stauber, Th. Weyerstahl: Duale Reihe - Gynäkologie (ISBN 978-313-125343-9) © Georg Thieme Verlag KG 2007 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. E-6.42 E 6 Risikogeburt 683 Ein Nachteil für das Kind kann das Auftreten einer „nassen“ Lunge durch fehlende Thoraxkompression bei abdominaler Geburt sein. Dies führt zu Adaptationsstörungen unmittelbar post partum. Ansonsten liegen die Nachteile der Sectio caesarea einseitig bei der Mutter; Blutergüsse und Infektionen können zu Wundheilungsstörungen führen. Selten sind auch Verletzungen von Harnblase und Harnleitern möglich. Darüber hinaus besteht wie nach jeder Operation die Gefahr der Thrombose oder Embolie. Die mütterliche Morbidität ist 4–10-mal höher als bei der Spontangeburt. Seit kurzer Zeit wird häufig die Wunschsectio gefordert. Dieser Wunsch der Schwangeren beruht häufig auf der Angst vor Geburtsschmerzen und dem Risiko der postpartalen Harn- und Stuhlinkontinenz bei vaginaler Geburt. Es ist eine besonders sorgfältige Aufklärung vor der Operation erforderlich. Nachteil Durch fehlende Kompression des Thorax bei der abdominalen Geburt kann eine „nasse“ Lunge auftreten und zu Adaptationsstörungen führen. Die mütterliche Morbidität ist 4–10-mal höher als bei der Spontangeburt. Vor Wunschsectio verstärkte OP-Aufklärung. 6.11.4 Episiotomie (Dammschnitt) 6.11.4 Episiotomie (Dammschnitt) n Definition: Operative Erweiterung des Beckenausgangs durch Einschneiden des Dammes mit medianer, mediolateraler oder lateraler Schnittführung. Als frühzeitige Episiotomie bezeichnet man den Dammschnitt vor, als rechtzeitige Episiotomie den Dammschnitt beim Durchschneiden des Kopfes. Die Episiotomie ist die häufigste geburtshilfliche Operation. m Definition In den vergangenen Jahren haben große Evidenz basierte Studien gezeigt, dass der Dammschnitt keine bzw. nur sehr geringe Vorteile bietet. Die mögliche „Verstümmelung des Dammes“ nach Geburt kann zu erheblichen Beschwerden, wie z. B. zur Dysparenurie führen. Deshalb ist der „routinemäßige“ Dammschnitt heute obsolet und sollte nur noch indiziert durchgeführt werden. Vor einer frühzeitigen Episiotomie sollte eine Pudendusblockade erfolgen oder der Damm lokal infiltriert werden, bei der rechtzeitigen Episiotomie ist in der Regel keine Anästhesie notwendig, da der Damm gespannt und die Schmerzempfindlichkeit dort infolgedessen herabgesetzt ist. Der Dammschnitt sollte auf dem Höhepunkt einer Wehe erfolgen, da er so am wenigsten schmerzhaft ist. Der „routinemäßige“ Dammschnitt ist heute obsolet. Durchführung. Die Schnittführung bei der Episiotomie zeigt Abb. E-6.43. Durchführung. Die Schnittführung bei der Episiotomie zeigt Abb. E-6.43. Bei der medianen Episiotomie (1 in Abb. E-6.43) wird das Bindegewebe des Dammes durchtrennt, muskuläre Strukturen werden verschont. Daher ist die mediane Episiotomie in der Regel chirurgisch leicht zu versorgen, verursacht nur geringe Beschwerden und heilt komplikationslos ab. Wenn sie reißt, kann sie jedoch in einen Dammriss 3. Grades münden. Bei der medianen Episiotomie (1 in Abb. E-6.43) wird das Bindegewebe des Dammes durchtrennt. Sie heilt in der Regel komplikationslos ab, kann beim Einreißen jedoch in einen Dammriss 3. Grades münden. Bei der mediolateralen Episiotomie (2 in Abb. E-6.43), der häufigsten Form der Episiotomie, werden der M. bulbospongiosus und der M. transversus perinei superficialis durchtrennt. Die medioloaterale Episiotomie schafft mehr Raum und hat ein geringeres Risiko eines Dammrisses als die mediane Episiotomie. Sie ist jedoch mit einem größeren Blutverlust verbunden, schwieriger zu versorgen und heilt schlechter. Bei der lateralen Episiotomie (3 in Abb. E-6.43) werden der M. bulbospongiosus, der M. transversus perinei superficialis und der M. levator ani durchtrennt. Sie ist somit die Form der Episiotomie, die am meisten Raum schafft. Nachteilig sind der starke Blutverlust – er ist größer als bei den anderen Formen der Episiotomie –, die schwierige Rekonstruktion der anatomischen Verhältnisse, die häufigen Wundheilungsstörungen und ausgeprägten Beschwerden. Aus diesen Gründen wird die laterale Episiotomie nur noch selten angewandt. Bei Episiotomie-Naht wird die Vagina durch fortlaufende Naht, die Muskulatur durch Einzelknopf-Nähte und die Dammhaut durch Intrakutan-Naht versorgt. Bei der mediolateralen Episiotomie (häufigste Form, 2 in Abb. E-6.43), werden Mm. bulbospongiosus und transversus perinei superficialis durchtrennt. Sie schafft mehr Raum, heilt jedoch schlechter als die mediane Episiotomie. Indikationen. Indikationen zur Episiotomie sind in Tab. E-6.21 aufgeführt. Bei der lateralen Episiotomie (3 in Abb. E-6.43) werden die Mm. bulbospongiosus, transversus perinei superficialis und levator ani durchtrennt. Sie schafft von allen Formen am meisten Raum, heilt jedoch schlecht und wird nur noch selten angewandt. Indikationen. s. Tab. E-6.21. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus M. Stauber, Th. Weyerstahl: Duale Reihe - Gynäkologie (ISBN 978-313-125343-9) © Georg Thieme Verlag KG 2007 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. E 6.11 Geburtshilfliche Operationen 684 E-6.43 E 6 Risikogeburt E-6.43 Schnittführung bei der Episiotomie E-6.21 E-6.21 Indikationen zur Episiotomie n Frühgeburten n alle operativen vaginalen Geburten (Vakuumextraktion, Zangenextraktion, Beckenendlagenentwicklung) n Geburt von Zwillingsschwangerschaften n drohender Dammriss, z. B. bei hohem Damm, großem Kind Klinische Zeichen des drohenden Dammrisses sind der blasse, nicht mehr dehnbare Damm und die frühzeitige vaginale Blutung. 6.12 Müttersterblichkeit n Definition Ursachen sind Infektionen, hypertensive Schwangerschaftserkrankungen, Hämorrhagien und Embolien. 6.12 Müttersterblichkeit n Definition: Nach den Empfehlungen der WHO wird Müttersterblichkeit definiert als „der Tod einer Frau während der gesamten Schwangerschaft oder innerhalb von 42 Tagen nach der Entbindung“, wenn die Todesursache in Beziehung zur Schwangerschaft oder deren Behandlung steht. Sie wird als Sterbefälle pro 100 000 Lebendgeborene angegeben. Die Müttersterblichkeit in Deutschland betrug im Jahr 2003 0,12 ‰. Die häufigsten Ursachen für Müttersterblichkeit sind Infektionen (25 %), hypertensive Schwangerschaftserkrankung (Präeklampsie, HELLP-Syndrom) (15–20 %), Hämorrhagien (10–20 %, Auftreten vor allem in der Nachgeburtsperiode) und Embolien. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus M. Stauber, Th. Weyerstahl: Duale Reihe - Gynäkologie (ISBN 978-313-125343-9) © Georg Thieme Verlag KG 2007 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 1 mediane Episiotomie 2 mediolaterale Episiotomie 3 laterale Episiotomie