Evaluation des Projektes: Zuschüsse zu den Personalkosten privater deutscher Träger in den Neuen Bundesländern einschließlich Berlin-Ost, PKF V Juli – Oktober 2012 Projektträger: Stiftung Nord-Süd-Brücken Greifswalder Straße 33 A 10405 Berlin Gutachterin: Christiane Schulte Winterfeldtstr. 97 10777 Berlin Inhalt Abkürzungsverzeichnis 3 Liste der Tabellen 4 Summary 5 1. Einführung 1.1. Gegenstand der Evaluierung 1.2. Evaluationsziele 1.3. Evaluationskonzeption 1.3.1. Theoretische Basis 1.3.2. Methodischer Ansatz und Evaluationsdurchführung 10 10 10 11 11 12 2. Rahmenbedingungen für Entwicklungspolitische Bildungsarbeit in Ostdeutschland 14 3. Projektkonzeption und -verlauf 3.1. Programmkonzeption und Projektziele 3.2. Programmverlauf 3.2.1. Programmvorbereitung und geförderte Vereine 3.2.2. Programmdurchführung 3.2.3. Vorbereitung auf das Förderende 3.2.4 Das Qualifizierungsprogramm für PKF-StelleninhaberInnen 15 15 17 17 18 19 19 4. Auswertung der qualitativen Interviews: Dynamische Entwicklung 21 5. Institutionelle Entwicklung in den Organisationen (Effektivität) 5.1. Zielakzeptanz bei den NRO 5.2. Personelle Veränderungen 5.3. PME und Wissensmanagement 5.4. Finanzielle Ressourcen 5.5. Stärkung von Tätigkeitsbereichen 5.5.1. MDO-Beratung 5.5.2. Faire-Handels-Beratung 5.5.3. Landesnetzwerke entwicklungspolitischer NRO 5.5.4. Schulische und außerschulische Bildungsarbeit 5.5.5. Ausland- und Inlandsarbeit 5.6. Kampagnenarbeit 5.7. Kooperation und Vernetzung zwischen geförderten Vereinen 24 24 25 26 27 27 28 28 29 30 30 31 31 6. Effizienz 32 7. Die NRO und ihr Umfeld (Wirkungen) 7.1. Kooperationspartner/ -netzwerke 7.2. Zielgruppenerreichung 7.2.1. Organisationen und Gruppen 7.2.2. Zielgruppen der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit 7.3. Wirkungen im Politikfeld 32 33 33 33 34 36 8. Anhänge zur Evaluation des 5. Personalkostenfonds (PKF) 8.1 Terms of Reference 8.2. Dokumenten- und Literaturliste 8.3. Interviewliste 8.4. Interviewleitfaden 8.5. Qualitative Auswertung der Interviews nach der Grounded Theory 8.6. Online-Befragungsbogen 38 39 43 44 45 47 50 2 Abkürzungsverzeichnis AGL BER BENBI BMZ BNE BREBIT BUFTI CEVal ENS FHB FÖJ FSJ GSE KATE LNW MDO NRO PKF PME RAA SAEBIT SEBIT SNSB SODI THEBIT VENRO VENROB Arbeitsgemeinschaft der Eine-Welt-Landesnetzwerke e.V. Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag e.V. Berliner Entwicklungspolitisches Bildungsprogramm Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Bildung für Nachhaltige Entwicklung Brandenburger Entwicklungspolitische Bildungstage Bundesfreiwilligendienst Centrum für Evaluation Entwicklungspolitisches Netzwerk Sachsen e.V. Faire-Handels-Beratung Freiwilliges Ökologisches Jahr Freiwilliges Soziales Jahr Gesellschaft für solidarische Entwicklungszusammenarbeit e.V. Kontaktstelle für Umwelt und Entwicklung e.V. Landesnetzwerke Migrantisch-Diasporische Organisationen Nichtregierungsorganisationen Personalkostenfonds Planung-Monitoring-Evaluation Demokratie und Integration Brandenburg e.V. Entwicklungspolitische Bildungstage Sachsen-Anhalt Sächsische Entwicklungspolitische Bildungstage Stiftung Nord-Süd-Brücken Solidaritätsdienst-international e.V. Entwicklungspolitische Bildungstage Thüringen Verband Entwicklungspolitischer Deutscher Nichtregierungsorganisationen e.V. Verband Entwicklungspolitischer Nichtregierungsorganisationen Brandenburgs e.V. 3 Liste der Tabellen Tabelle 1: Verteilung der Vereine nach Förderdauer und Größe 18 Tabelle 2: Erkenntniszugewinn in den Workshops 20 Tabelle 3: Praxisumsetzung durch Workshops 20 Tabelle 4: Durchschnittliche Zunahme von Personen im Verein 25 Tabelle 5: Einsatz von ReferentInnen mit Migrationshintergrund 26 Tabelle 6: Zielgruppen entwicklungspolitischer Bildungsarbeit 35 4 Summary Der vorliegende Bericht enthält die Ergebnisse der Evaluation des Projektes „Zuschüsse zu den Personalkosten privater deutscher Träger in den Neuen Bundesländern einschließlich Berlin-Ost, PKF V“. Das vom BMZ finanzierte Projekt wird von der Stiftung Nord-Süd-Brücken (SNSB) seit Mitte 2009 in ostdeutschen Bundesländern durchgeführt. Das vorgesehene Projektende Dezember 2011 wurde um ein Jahr auf Dezember 2012 verschoben. Ziel ist es, entwicklungspolitische NRO in ostdeutschen Bundesländern durch die Finanzierung von hauptamtlichen Personalstellen und deren Qualifizierung und Vernetzung so zu stärken, dass sie ihre entwicklungspolitischen Kernkompetenzen ausbilden und mehr Menschen mit entwicklungspolitischen Themen erreichen können. Die entwicklungspolitische Strukturbildung in der Region soll gefördert werden. Die Evaluation will darlegen, was der Personalkostenfonds (PKF) an belegbaren Ergebnissen und Wirkungen in den zweieinhalb Jahren für die geförderten Vereine erbracht hat, ob die geförderten Vereine institutionell und als entwicklungspolitische Akteure gestärkt sind, sie ihre entwicklungspolitische Arbeit qualifizierter durchführen und ob und in welchem Maße die begleitende Qualifizierung zur Stärkung der Akteure beigetragen hat. Die Evaluation soll außerdem die Steuerung durch die SNSB überprüfen und hinterfragen, ob die für das Programm entwickelte Zielsystematik angemessen war. Die Ergebnisse der Evaluation basieren auf empirischen Daten, die mittels qualitativer und Leitfrageninterviews mit StelleninhaberInnen, dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Stiftung Nord-Süd-Brücken (SNSB) erhoben wurden. Außerdem wurden bei allen geförderten Vereinen im Rahmen einer Online-Befragung Daten erhoben und Projektdokumentationen gesichtet. Der Bericht stellt zunächst kurz die Rahmenbedingungen vor und gliedert sich dann sukzessive in die Kapitel über Projektkonzeption und -verlauf, die qualitative Auswertung der Interviews, die institutionelle Entwicklung der Vereine und ihre externen Wirkungsfeldern. Die folgende Zusammenfassung enthält die Ergebnisse und Empfehlungen aus allen Kapiteln. Projektkonzeption Ergebnisse: 1. Die Projektkonzeption zielt darauf ab, die Nichtregierungsorganisationen (NRO) institutionell und als entwicklungspolitische Akteure durch die Finanzierung von Personal sowie deren Qualifizierung und Vernetzung zu stärken. Dieser Ansatz entspricht den prekären Rahmenbedingungen, unter denen ostdeutsche NRO 5 arbeiten und ist daher von hoher Relevanz. 2. BMZ und SNSB stimmen in ihrer Erwartung überein, dass der 5. PKF zu einer Stärkung der NRO und der entwicklungspolitischen Strukturen in ostdeutschen Bundesländern führt. 3. Die Zielsystematik entspricht den Logframestandards und ist mit relevanten Indikatoren bestückt. Die Indikatoren sind mehrheitlich quantitativ. Für unterschiedliche Tätigkeitsbereiche sind jeweils Indikatoren entwickelt worden. Größtenteils beziehen sich diese auf die Gruppe der NRO, die schulische und außerschulische Bildungsaktivitäten durchführen. Empfehlungen: 1. Es wird empfohlen, die institutionelle Stärkung der Vereine in einem neuen Förderformat zu berücksichtigen. 2. Das Zielsystem und die Indikatoren sollten in einem gemeinsamen Prozess mit den Vereinen erarbeitet und alle Tätigkeitsbereiche mit Indikatoren belegt werden. 3. Die Erstellung einer Baseline zu Beginn einer neuen Förderphase würde das Monitoring und weitere auf einzelne Phasen bezogene Evaluierungen erleichtern. Programmverlauf Ergebnisse: 1. Die SNSB hat entschieden, NRO in allen ostdeutschen Bundesländern und in verschiedenen Tätigkeitsbereichen zu fördern. Damit wurde die Voraussetzung für eine breit gestreute Stärkung entwicklungspolitischer Strukturen in ostdeutschen Bundesländern geschaffen. 2. Im PKF werden in erster Linie kleine NRO gefördert sowie größere Organisationen, die einen spezifischen Arbeitsbereich einrichten. Die Mehrheit der Vereine wurde bereits zuvor im Rahmen des PKF gefördert. 3. Die SNSB hat das Programm kompetent und professionell gesteuert. Die NRO schätzen den partnerschaftlichen und partizipativen Arbeitsstil der Stiftung. 4. Die NRO und die Stiftung arbeiten gemeinsam an einer Neugestaltung und Fortführung der Personalkostenfinanzierung im PromotorInnenmodell. Die große Mehrheit der Vereine ist auf eine Weiterfinanzierung ihrer Personalstelle angewiesen. 5. Die NRO haben sich intensiv am gemeinsam beschlossenen Qualifizierungsprogramm beteiligt. Sie konnten die Themenauswahl mitgestalten. Einen Erkenntniszugewinn hat es bei 90 Prozent der TeilnehmerInnen gegeben. Die Mehrheit konnte einen Teil ihrer Erkenntnisse in die Praxis umsetzen. Die regelmäßigen Treffen haben die überregionale Vernetzung befördert. Empfehlungen: 1. Eine Verteilung von Stellen auf alle ostdeutschen Bundesländer und auf verschiedene Arbeitsbereiche sollte beibehalten und zugunsten der bislang weniger geförderten Regionen ausgeglichen werden. 2. Der intensive Austausch zwischen den Vereinen sollte in einer weiteren Förderung fortgesetzt werden. 6 Qualitative Analyse: Dynamische Organisationsentwicklung Ergebnisse: 1. Der PKF hat in den geförderten Vereinen einen dynamischen Organisationsentwicklungsprozess ausgelöst. Die Finanzierung einer Personalstelle markiert den Beginn einer internen und externen Dynamik. Es werden mehr Personen in den Verein eingebunden, neue Finanzquellen akquiriert, Arbeitsprozesse verbessert und neue Bildungsangebote erarbeitet. Bestehende Kontakte werden vertieft, die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern kontinuierlich weiterentwickelt. Neue Zielgruppen werden erreicht. 2. Diese interne und externe Dynamik der Organisationsentwicklung kann neue Engpässe auslösen, wenn die Nachfrage die vorhandenen Ressourcen übersteigt. Dann geraten die Vereine in eine Situation, in der sie Entscheidungen über die weitere Entwicklung ihrer Organisation treffen müssen. Zentral sind Diskussionen über die Spannungsfelder Ehrenamt versus Hauptamt und Innovation versus Konsolidierung. Empfehlungen: 1. Der Prozess der Organisationsentwicklung sollte von der Stiftung oder von externen BeraterInnen weiterhin eng begleitet werden. Ein Erfahrungsaustausch zwischen den Vereinen über die Bearbeitung von Spannungsfeldern (Ehrenamt versus Hauptamt; Innovation versus Konsolidierung) kann hilfreich sein. 2. Die Konsolidierung von existierenden Arbeitsprozessen und -beziehungen stärkt die Vereine und ermöglicht neue Dynamiken und sollte in zukünftigen Förderinstrumenten berücksichtigt werden. Institutionelle Entwicklung der Organisationen (Effektivität) Ergebnisse: 1. Das Programm stößt in den Vereinen auf eine hohe Akzeptanz. Ziele wurden von SNSB klar kommuniziert und waren für die Vereine zum Zeitpunkt der Erarbeitung eigener Anträge hilfreich. 2. Durch die PKF-Stellen konnten mehr Personen in die Arbeit des Vereins eingebunden werden, die Anzahl von Ehrenamtlichen, Freiwilligen und Hauptamtlichen hat seit 2008 zugenommen. 3. In der Antragsstellung und Berichterstattung hat ein Lernprozess stattgefunden. Die Vereine arbeiten mit einer Jahresplanung und werten diese regelmäßig aus. Für ihre Veranstaltungen nutzen die meisten Vereine Auswertungsbögen, zum Beispiel für SchülerInnen und LehrerInnen. Angaben zu den Veranstaltungen und TeilnehmerInnen sind in Datenbanken systematisiert und abrufbar. In einigen Fällen sind Bildungsmaßnahmen und andere Aktivitäten evaluiert worden. 4. Die Vereine konnten während der Förderphase ihre Finanzmittel nicht nur konstant halten, sondern darüber hinaus sogar erhöhen und zwar in erster Linie durch Drittmittelakquise. 85 Prozent der Vereine hatte 2011 höhere Gesamteinnahmen als 2011. Diese haben sich durchschnittlich um etwa 25 Prozent erhöht. 5. In allen Vereinen sind die Tätigkeitsbereiche, in denen die PKFStelleninhaberInnen aktiv waren, gestärkt worden. 7 6. Eine große Mehrheit, 80 Prozent der Vereine, hat sich in der Förderphase mehrmals an lokalen und regionalen Kampagnen beteiligt und damit relevante Themen des Globalen Lernens wie Klima- und Handelsfragen, Armut, Konflikte und internationale Finanzbeziehungen in die ostdeutsche Öffentlichkeit gebracht. 7. Die PKF-geförderten Vereine haben sich Landesgrenzen überschreitend eng miteinander vernetzt und vielfältige Kooperationsprojekte auf den Weg gebracht. Empfehlungen: 1. Die gelungenen Beispiele von Kompetenztransfer (Rostock-Greifswald) und Kooperation (RAA-GSE-Carpus) sind beispielhaft für weitere Vereine. Insgesamt sollten solche Formen der Zusammenarbeit forciert werden. 2. Einige Vereine haben weitgehende Erfahrungen mit Planung-MonitoringEvaluation-Instrumenten in der Bildungsarbeit, die sie an andere Vereine weitergeben können. 3. Die Integration der MDO-Beratung in die Landesnetzwerke (LNW) hat sich als vorteilhaft herausgestellt und könnte fortgeführt werden. Externe Wirkungsfelder Ergebnisse: 1. Fast alle geförderten Vereine haben ihre Kooperationsnetze seit 2009 qualitativ und quantitativ erweitert. Dadurch ist es gelungen, entwicklungspolitische Themen in neue gesellschaftliche Sektoren zu transportieren. 2. Die Landesnetzwerke vernetzen entwicklungspolitische NRO, werden als ihre Vertreter akzeptiert und konnten in einigen Fällen die Interessen der NRO in die politischen Gremien einbringen. 3. Die MDO-Beratung hat die Gründung von MigrantInnenorganisationen und ihre Nähe zu den entwicklungspolitischen NRO befördert. 4. In der Bildungsarbeit wurden mehr Menschen mit neuen Themen und Methoden erreicht. Der Anteil der Ausbildung von MultiplikatorInnen hat zugenommen. Dadurch können die Vereine der Nachfrage nach Bildungsarbeit nachkommen. 5. Durch die substantielle Teilnahme der PKF-Stellen an der Vorbereitung und der Durchführung von Entwicklungspolitischen Bildungstagen gibt es diese inzwischen in allen ostdeutschen Bundesländern, jeweils im Herbst. Sie werden von mehreren tausend Menschen besucht. 6. Kommunen und Länderregierungen nehmen die Arbeit der PKF-geförderten Vereine zunehmend zur Kenntnis, haben vereinzelt Kooperation angeboten und sich in einigen Fällen, mit Unterstützung der NRO, auf Fair-Trade-Townprozesse, Nachhaltigkeitsdebatten und entwicklungspolitische Leitlinien-Diskussionen eingelassen. Empfehlungen: 1. In der Bildungsarbeit der Vereine sollte die Ausbildung von MultiplikatorInnen ein Schwerpunkt sein, um der wachsenden Nachfrage nach Bildungsangeboten nachzukommen. 2. Die aktive Teilnahme von NRO an Kampagnen, Netzwerken oder Entwicklungspolitischen Bildungstagen sollte weiterhin gefördert werden. 3. Wirkungen im Politikfeld setzen eine Förderung über mehrere Förderphasen 8 voraus. Gesamtbewertung Die entwicklungspolitischen Strukturen in Ostdeutschland sind durch den 5. PKF deutlich gestärkt worden. Die NRO sind institutionell gewachsen und haben ihre Sichtbarkeit erhöht. Sie beteiligen sich aktiv an Netzwerken und stärken diese in und über die Region hinaus. Entwicklungspolitische Themen wurden durch vielfältige Bildungsveranstaltungen, insbesondere durch die Entwicklungspolitischen Bildungstage in sechs ostdeutschen Bundesländern, aber auch durch umfassende Kampagnenarbeit in die ostdeutsche Öffentlichkeit, in die Schulen und in andere gesellschaftliche Bereiche und Institutionen getragen. Kommunen und Landesregierungen erkennen die Kompetenzen von LNW und NRO zunehmend an. Die PKF-StelleninhaberInnen setzen sich mit sehr großem Engagement für ihre Vereine und ihre spezifischen Aufgaben ein. Dieses Engagement zeigten sie auch in ihrer Teilnahme an allen mit dem PKF verbundenen Aktivitäten, wie den verschiedenen Workshops und weiteren Treffen. Die gleiche engagierte Haltung und Offenheit zeigten sie ebenfalls während der Evaluation. Die guten Ergebnisse ändern aber nicht grundsätzlich die Abhängigkeit der NRO von externer Personalkostenfinanzierung. Die NRO sind aus sich heraus nicht fähig, die hauptamtlichen Arbeitsplätze finanziell abzusichern. Eine Weiterfinanzierung von Personalstellen zur Konsolidierung und Ausweitung der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit in ostdeutschen Bundesländern ist dringend notwendig und wird unbedingt empfohlen. 9 1. Einführung 1.1. Gegenstand der Evaluierung Gegenstand der Evaluierung ist das Programm: Zuschüsse zu den Personalkosten privater deutscher Träger in den Neuen Bundesländern einschließlich Berlin-Ost, kurz PKF V genannt. Der Personalkostenfonds existiert seit 1996, um NRO in ostdeutschen Bundesländern, insbesondere ihre personellen Kapazitäten, zu stärken. Das Programm zur 5. Förderphase wurde von Stiftung Nord-Süd-Brücken, SNSB, im Januar 2009 beim Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, BMZ, für 2,5 Jahren beantragt (Mitte 2009 bis Ende 2011). Die Laufzeit wurde Ende 2011 um ein Jahr verlängert, weil die Überführung des PKF in das bundesweite Eine-Welt-Promotor/innen verhandelt wird. Daran beteiligt sind auch die Arbeitsgemeinschaft der Eine-Welt-Landesnetzwerke e.V. (AGL) und der Verband Entwicklungspolitischer Deutscher Nichtregierungsorganisatonen e.V (VENRO). Zum Zeitpunkt der Evaluation ist das Verlängerungsjahr noch nicht abgeschlossen. Die Projektkomponenten des 5. PKF sind • die Bezuschussung von sozialversicherungspflichtigen Personalstellen mit mindestens 30 Stunden durch höchstens 15.000 € pro Jahr. Eine Kofinanzierung durch den Verein oder andere Geldgeber ist eine notwendige Voraussetzung für die Förderung. • die Weiterqualifizierung und Vernetzung der NRO durch eine begleitende Evaluierung. Zu Projektbeginn wurde gemeinsam von SNSB und den geförderten NRO beschlossen, anstelle der Evaluierung vier Workshops zu den Themen Selbstevaluation, Verbesserung der Mittelbasis, Wissensmanagement und Sichtbarkeit und Lobbyarbeit durchzuführen. Von einer potentiellen Zielgruppe von 250 Vereinen in ostdeutschen Bundesländern1 reichten 42 Organisationen Anträge auf Personalkostenförderung ein. Seit Juli 2009 wurden mit den Mitteln des BMZ und der SNSB sowie der von den Vereinen akquirierten Kofinanzierungen 28 Personalstellen bei 24 Vereinen gefördert. Der 5. PKF unterscheidet sich von den vorherigen PKF durch • die deutliche Schwerpunktsetzung auf die institutionelle Entwicklung der Vereine, • die begleitenden Qualifizierungsmaßnahmen, • die „thematische“ Besetzung der Personalstellen (LNW, FH-Beratung, MDOBeratung, Bildungsarbeit, Verknüpfung Auslands-Inlandsarbeit). 1.2. Evaluationsziele In den Terms of Reference, die die SNSB für die Evaluation festgelegt hat2, werden 1 2 Vgl. SNSB, Antrag an das BMZ, 2009. Vgl. die Terms of Reference, Anhang 1 10 die Ziele der Evaluation genannt: Die Evaluation soll offen legen, was der PKF an belegbaren Ergebnissen und Wirkungen in den zweieinhalb Jahren für die geförderten Vereine gebracht hat. Gefragt wird danach, ob die geförderten Vereine institutionell und als entwicklungspolitische Akteure gestärkt sind und ihre entwicklungspolitische Arbeit qualifizierter durchführen und ob und in welchem Maße die begleitende Qualifizierung zur Stärkung der Akteure beigetragen hat. Die Evaluation soll außerdem die Steuerung durch die SNSB überprüfen und hinterfragen, ob die für das Programm entwickelte Zielsystematik angemessen war. Der Schwerpunkt der Evaluation liegt auf den Wirkungen, die durch den 5. PKF in den Organisationen erzielt worden sind. Eine Reihe von Unteraspekten sollen diesbezüglich untersucht werden, und zwar: • • • • ob sich die Planungs- und Auswertungssysteme der Vereine verbessert haben, ob die finanzielle Mittelbasis der Vereine gestärkt ist, ob und welche Tätigkeitsbereiche der Vereine gestärkt wurden, und ob verstärkt ReferentInnen mit migrantischem Hintergrund eingesetzt werden. Gefragt wird auch nach externen Wirkungen, die die ostdeutschen Vereine durch den PKF in ihrem Umfeld und gegenüber ihrer Zielgruppe erreichen. Konkret geht es darum, • ob die schulische und außerschulische Bildungsarbeit gestärkt und mehr Angebote im ländlichen Raum gemacht wurden, • ob neue Zielgruppen angesprochen wurden, • ob Kooperationsnetze erweitert wurden, • ob die Vereine sich an entwicklungspolitischen Kampagnen beteiligt haben. Die Analyse der externen Wirkungen kann im Rahmen dieser Evaluation nur ansatzweise bearbeitet werden, da die Durchführung eines Zielgruppenbefragung den Rahmen der Evaluation gesprengt hätte. 1.3. Evaluationskonzeption 1.3.1. Theoretische Basis Die Konzeption der Evaluation lehnt sich an den Ansatz des Centrums für Evaluation (CEVal) an, insbesondere an drei theoretische Modelle: das Lebensverlaufs-Modell, das organisationstheoretische Wirkungsmodell und das Kausalmodell 3 in Verknüpfung mit einer Befragung und Auswertung der NRO mit qualitativen Methoden. Dieser qualitative Teil soll den Blick dafür öffnen, welche Aspekte der Organisationsentwicklung durch die Förderung betroffen sind und was an Veränderungen hervorgerufen wird. Das Lebensverlaufs-Modell basiert auf der Überlegung, dass Projekte einen typischen Phasenverlauf haben, der dem Denkmodell des Lebensverlaufs folgt: Planung und Vorbereitung, Implementation, Förderende und Nachförderphase. Die 3 Vgl. Stockmann, Reinhard (2006). Evaluation und Qualitätsentwicklung. Münster 11 Zeitachse verbindet die einzelnen Phasen miteinander. Das Gelingen der einen Phase hängt von dem Ergebnis der vorherigen ab. Der Prozesscharakter wird hier ebenso wie die Einbettung des Projektes in eine komplexe Umwelt betont. Das organisationstheoretische Modell basiert auf einem Verständnis von Organisationen als offene Systeme und dient der Analyse von Programm, Organisation und Umwelt. Zu den Organisationselementen gehören Ziele, Strategien, Mitglieder und finanzielle Ressourcen. Die Umwelt besteht aus Subsystemen, wie beispielsweise das Bildungssystem, das über die handelnden Menschen in die Organisation hineinwirkt und in das die Organisation hineinwirkt. Nach dieser Sichtweise entfalten Programme innerhalb von und durch Organisationen Wirkungen und sind gleichzeitig über ihre Trägerorganisationen externen Einflüssen durch die sie umgebenden System ausgesetzt. Die drei Ebenen Programm, Organisation und Umwelt sind interdependent, das heißt, sie beeinflussen sich gegenseitig. Das dritte Modell, das Kausalmodell, ermöglicht verschiedene kausale Betrachtungsweisen. Zunächst werden die Programminputs als unabhängige Variablen und die Organisationselemente als abhängige Variablen betrachtet, um zu überprüfen, ob die Intervention in der Organisation Veränderungen bewirkt hat. In einem zweiten Schritt werden die veränderten Organisationsdimensionen zu den unabhängigen Variablen, mit denen Veränderungen außerhalb der Organisation erreicht werden sollen, in Beziehung gesetzt. 1.3.2. Methodischer Ansatz und Evaluationsdurchführung Die Durchführung der Evaluation basiert einerseits auf einem partizipativen Ansatzes, das heißt, die Einbeziehung der verschiedenen Stakeholder in unterschiedliche Phasen der Evaluation (Diskussion der ToR, Datenerhebung, Diskussion vorläufiger Ergebnisse). Zentral für die Evaluation ist andererseits das Prinzip der Methodentriangulation, also die Anwendung von quantitativen und qualitativen Methoden. Konkret wurden im Rahmen der Evaluation folgende Erhebungs- und Auswertungsmethoden angewandt: • Dokumenten- und Aktenanalyse, • Durchführung und Auswertung von qualitativen ExpertInneninterviews nach der Grounded-Theory-Methode, • Durchführung und Auswertung von mündlichen und schriftlichen Leitfrageninterviews, • Durchführung und Auswertung einer Online-Befragung. Für den qualitativen Teil der Untersuchung wurden die Interviews mit einer offenen Frage eingeleitet, damit die interviewte Person in ihrem eigenen Referenzsystem über den Gegenstand spricht. Gefragt wurde in diesem Fall nach der Bedeutung, die der 5. PKF für die institutionelle Entwicklung des Vereins und für seine entwicklungspolitische Kompetenz hat. Ausgewertet wurde nach den Prinzipien der grounded theory. Dabei handelt es sich um eine Forschungsmethode, die aus den Daten eine Theorie über ein Phänomen entwickelt. Einige Prinzipien verdeutlichen die Methode. Es entsteht ein 12 Wechselprozess von Datenerhebung und Auswertung und Auswahl des Datenmaterials: Bereits das erste erhobene Datenmaterial wird umfassend ausgewertet. Diese erste Analyse steuert den weiteren Weg der Datenerhebung. Der orientiert sich an der Weiterentwicklung von Konzepten und Kategorien. Rohdaten werden zu Indikatoren für bestimmte Konzepte. Von Anfang an werden Phänomene und Konzepte mit anderen, ähnlich oder divergent gelagerten Phänomenen verglichen. Datenerhebung, Kodieren und Memoschreiben sind eng miteinander verzahnt. Der Forschungsprozess verläuft nicht linear, sondern gleicht einer Spirale. Für die weitere Analyse wurde ein Analyseleitfaden erarbeitet, der drei Bereiche und jeweils einige Untersuchungsaspekte enthält und die Systematisierung der Informationen aus den Dokumenten, den Leitfrageninterviews und der Umfrage orientiert: 1. Grunddaten und Projektverlauf: Programmdaten und -konzeption, Ressourcen, Kontextbedingungen, Programmverlauf. 2. Interne Wirkungsfelder: Zielakzeptanz, Personal, Finanzielle Ressourcen, Planung-Monitoring-Evaluation, interne Vernetzung, Tätigkeitsbereiche, Kampagnenarbeit 3. Externe Wirkungsfelder: Kooperationspartner und externe Vernetzung, Zielgruppenerreichung, Multiplikatoren, ländlicher Raum, Wirkungen im Politikfeld Durchführung der Evaluation: Die Evaluation wurde Im Zeitraum von Juni bis September 2012 mit folgenden Aktivitäten durchgeführt. • Juni 2012: vorbereitende Gespräche mit VertreterInnen von SNSB über die ToRs und das Wirkungsmodell des PKF 5. • Juli 2012: Dokumentenanalyse (Evaluationsberichte früherer Projektkostenförderungen, Antrag und Berichte von SNSB an das BMZ, Anträge und Berichte der NRO an SNSB). • Juli 2012: Interviews mit zwei VertreterInnen der SNSB und einer Vertreterin des BMZ; sechs Interviews mit sieben StelleninhaberInnen der PKF-Stellen bei den ostdeutschen Vereinen und ein Interview mit einem Vertreter eines nichtgeförderten Vereins. Der erste Teil der Interviews wurde offen gehalten, der zweite Teil der Interviews erfolgte halbstrukturiert nach einem Leitfaden. Diese Antworten wurden anschließend dem Analyseleitfaden entsprechend systematisiert. • August 2012: Durchführung einer Online-Befragung. Der Online-Fragebogen wurde an 24 geförderte und zwölf nicht-geförderte Vereine verschickt. Antworten liegen von 20 geförderten und vier nicht-geförderten Vereinen vor, drei sind ungültig. • September 2012: Präsentation vorläufiger Ergebnisse der Evaluation im Rahmen eines Workshops mit VertreterInnen der NRO und SNSB vorgestellt und diskutiert. Während des Workshops wurde vereinbart, eine zusätzliche schriftliche Befragung bezüglich der externen Wirkungen bei allen geförderten NRO durchzuführen. Zur Überprüfung der Wirkungen: Im Juni wurde mit SNSB ein Wirkungsmodell entwickelt, demzufolge die Leistung der PKF in der Bereitstellung von hauptamtlichen Personalstellen und deren 13 Qualifizierung besteht. Die PKF-StelleninhaberInnen nutzen ihre Arbeitszeit, um Ehrenamtliche zu koordinieren, Finanzmittel zu akquirieren, Kampagnen zu organisieren etc. Der Nutzen ist die institutionell gestärkte Organisation, die ihre entwicklungspolitische Arbeit gegenüber den Zielgruppen qualifizierter durchführt. Veränderungen bei der Zielgruppe gehen damit über den Outcome hinaus und sind dem Impact zuzuordnen. Um Veränderungen auf die 5. PKF zurückführen zu können, wurde einerseits zwischen geförderten und nicht-geförderten Vereinen sowie andererseits die Zeitpunkte vor (2008) und zum Schluss der Förderung verglichen. • In der qualitativen Analyse wurde neben den Interviews mit VertreterInnen geförderter Vereine auch ein Interview mit einem Vertreter eines nicht-geförderten Vereins durchgeführt und ausgewertet. Die Kategorien wurden miteinander verglichen. • Im Onlinefragebogen wurden gezielt Daten zu den zwei Zeitpunkten abgefragt, zum Jahr 2008 bevor die Förderung begann, und zum Jahr 2011, dem geplanten letzten Förderjahr. Durch diesen Vergleich sollen Veränderungen im Projektzeitraum deutlich werden. Außerdem war die Umfrage an geförderte und nicht geförderte Vereine gerichtet. Ein Vergleich zwischen beiden Gruppen zu den beiden Zeitpunkten (vor der Förderung und im letzten Jahr der Förderung) hätte Informationen über die Wirkungen erbringen können, die auf die 5. PKF zurückzuführen sind. Leider erwies sich der Rücklauf von Antworten der nichtgeförderten Vereine zu gering für diesen Vergleich. • Ein weiteres methodisches Problem ergibt sich aus der Tatsache, dass eine Reihe von Vereinen schon vor der 5. PKF durch die 4. PKF und frühere Programme gefördert worden sind. Sowohl aus Sicht von SNSB als auch aus Sicht der StelleninhaberInnen ist eine klare Abgrenzung zwischen den Förderphasen schwierig. Wirkungen sind nicht immer eindeutig auf die 5. Förderphase zurückzuführen. • Hinzu kommt, dass die PKF-Finanzierung an eine Kofinanzierung gebunden war, die der Evangelische Entwicklungsdienst (EED), die AGL oder andere Geber bereitgestellt haben beziehungsweise durch Eigenmittel bereitgestellt wurden. Ergebnisse sind folglich immer auf beide Finanzierungsteile zurückzuführen. Die Evaluation wurde unter Beachtung der Standards der Deutschen Gesellschaft für Evaluation durchgeführt. 2. Rahmenbedingungen für Entwicklungspolitische Bildungsarbeit in Ostdeutschland An den schwierigen Rahmenbedingungen für entwicklungspolitische Bildungsarbeit in ostdeutschen Bundesländern, wie im Antrag von SNSB an das BMZ treffend beschrieben, hat sich seit Programmbeginn wenig verändert. 4 Die neuen Bundesländer selbst sind in der Unterstützung der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit und der entwicklungspolitischen NRO mit Ausnahme von Berlin weitgehend inaktiv. Die großen entwicklungspolitischen Organisationen wie 4 Vgl. Antrag von SNSB an das BMZ, 2009. Rosen, Andreas. Aufwerten oder weiter abkoppeln? Entwicklungspolitische Arbeit in den neuen Bundesländern. Verburg, Maria Magdalena. Ostdeutsche DritteWelt-Gruppen vor und nach 1989/90. 14 beispielsweise die Welthungerhilfe, Misereor oder Terres des Hommes sind hier nur ansatzweise oder gar nicht präsent. Die Evangelische Kirche ist mit ihrer Unterstützung für NRO in Ostdeutschland eine Ausnahme und steht in einer Tradition, die vor der Wende begann. Abgesehen von Berlin finden so gut wie keine großen entwicklungspolitischen Konferenzen in den ostdeutschen Bundesländern statt, in den ostdeutschen Medien sind entwicklungspolitische Themen unterrepräsentiert und ostdeutsche Akteure werden selten auf Podien der großen westdeutschen Veranstaltungen geladen. Von den insgesamt mehr als dreieinhalb Tausend hauptamtlichen Stellen in der Entwicklungspolitik sind nur wenige Prozente in ostdeutschen Vereinen angesiedelt. Entwicklungspolitische Bildungsarbeit wird in den ostdeutschen Bundesländern seit vielen Jahren von rund 250 Vereinen, Gruppen und Weltläden übernommen, die zu 80-90 Prozent ehrenamtlich arbeiten. Die Vereine tragen die entwicklungspolitischen Fragestellungen in die ostdeutsche Öffentlichkeit, sie werben für den Fairen Handel, sensibilisieren für weitere Themen des Globalen Lernens. Diese Arbeit ist demokratie- und toleranzfördernd und beugt rassistischen Tendenzen vor. Trotzdem erhalten die Vereine und Gruppen nur wenig Unterstützung von staatlichen und nichtstaatlichen Stellen. Es gibt mit Ausnahme von einigen größeren Organisationen fast keine hauptamtlichen Stellen. Die Spendenbereitschaft der ostdeutschen Bevölkerung liegt deutlich unter der in den alten Bundesländern. Die Drittmittelakquise setzt Kenntnisse und Zeitressourcen in und für die Beantragung und Verausgabung öffentlicher und privater Mittel voraus, die oft nicht vorhanden sind und in rein ehrenamtlichen Strukturen gar nicht zu leisten ist. Auch die Beteiligung an Netzwerken setzt Zeit und Mittel für Reisen voraus. Die ostdeutschen Vereine sind selbst beim entwicklungspolitischen Dachverband VENRO deutlich unterrepräsentiert. Die ostdeutschen Vereine und Gruppen arbeiten nicht nur unter sehr prekären Bedingungen, sie arbeiten zudem in einem Umfeld, in dem sie oft die einzigen Aktiven und Initiatoren von entwicklungspolitischen Aktivitäten sind. In diesem Umfeld beginnt die Bildungsarbeit oftmals bei Null und geringe Teilnehmerzahlen bei Veranstaltungen können als Erfolg gewertet werden. Finanzielle Unterstützung wird seit Jahren nur über die SNSB, den EED und von INWENT über das bisherige Programm FEB (heute Engagement Global) für Personal und Aktivitäten geleistet. 3. Projektkonzeption und -verlauf 3.1. Programmkonzeption und Projektziele Mit dem 5. Projektkostenfonds möchte SNSB dazu beitragen, dass in den „entwicklungspolitisch schwach aufgestellten“ Neuen Bundesländern entwicklungspolitische Themen stärker verankert sind [P] und sich mehr Menschen für Fragen der Einen Welt interessieren“. BMZ und SNSB stimmen in ihrer Erwartung überein, dass der 5. PKF kleine entwicklungspolitische Vereine und damit die entwicklungspolitischen Strukturen im Osten der Republik stärken soll. Durch die Förderung von Personalstellen, so das Projektziel, werden die geförderten Vereine als entwicklungspolitische Akteure 15 gestärkt. Sie können ihre entwicklungspolitische Arbeit qualifizierter durchführen und die Zielgruppen quantitativ und qualitativ besser ansprechen. Drei Unterziele konkretisieren das Projektziel: • Die geförderten Stellen leisten einen Beitrag dazu, die NRO/den Verein bis Mitte 2012 institutionell zu stärken. • Die Förderung der Stellen bewirkt, dass die jeweilige entwicklungspolitische Kernkompetenz qualitativ gewachsen ist. Dadurch werden Zielgruppen neu angesprochen bzw. in ihrer Handlungsorientierung gefördert. • Die geförderten Vereine qualifizieren ihre Arbeit durch den Austausch mit anderen Vereinen und im Rahmen der begleitenden Evaluierung und Qualifizierung. Der Programmkonzeption liegt folgende Wirkungslogik zugrunde: Die erfolgreiche Programmdurchführung führte dazu, dass die NRO institutionell und in ihrer entwicklungspolitischen Kernkompetenz gestärkt worden sind (interne Wirkungen). Die institutionelle Stärkung der Vereine und ihrer entwicklungspolitischen Kompetenz führt dazu, dass Zielgruppen neu angesprochen bzw. in ihrer Handlungsorientierung gefördert sind (externe Wirkungen). Im Projektantrag sind Projekt- und Unterziele mit Indikatoren bestückt. Viele dieser Indikatoren sind in den Interviews von Seiten der PKF-StelleninhaberInnen als Beispiel für Veränderungen genannt worden. Das bestätigt ihre Relevanz. Mehrere Indikatoren beziehen sich auf die schulische und außerschulische Bildungsarbeit. Für die Tätigkeitsbereiche der Landesnetzwerke, MigrantInnenberatungen und die Arbeit mit Auslandsprojekten fehlen vergleichbare Indikatoren. Die Indikatoren sind mehrheitlich quantitativ. Ergebnisse: 1. Die Projektkonzeption zielt darauf ab, die NRO institutionell und als entwicklungspolitische Akteure durch die Finanzierung von Personal sowie deren Qualifizierung und Vernetzung zu stärken. Dieser Ansatz entspricht den prekären Rahmenbedingungen, unter denen ostdeutsche NRO arbeiten, und ist daher von hoher Relevanz. 2. BMZ und SNSB stimmen in ihrer Erwartung überein, dass die 5. PKF zu einer Stärkung der NRO und der entwicklungspolitischen Strukturen in ostdeutschen Bundesländern führt. 3. Die Zielsystematik entspricht den Logframestandards und ist mit relevanten Indikatoren bestückt. Die Indikatoren sind mehrheitlich quantitativ. Für unterschiedliche Tätigkeitsbereiche sind jeweils Indikatoren entwickelt worden. Größtenteils beziehen sich diese auf die Gruppe der NRO, die schulische und außerschulische Bildungsaktivitäten durchführen. Empfehlungen: 1. Es wird empfohlen, die institutionelle Stärkung der Vereine in einem neuen Förderformat zu berücksichtigen. 2. Das Zielsystem und die Indikatoren sollten in einem gemeinsamen Prozess mit den Vereinen erarbeitet und für alle Tätigkeitsbereiche Indikatoren benannt werden. 3. Die Erstellung einer Baseline zu Beginn einer neuen Förderphase würde das 16 Monitoring und weitere auf einzelne Phasen bezogene Evaluierungen Phase erleichtern. 3.2. Programmverlauf 3.2.1. Programmvorbereitung und geförderte Vereine Der Antrag für den 5. PKF wurde von der SNSB im Januar 2009 beim BMZ mit einer Laufzeit von 2,5 Jahren (von Mitte 2009 bis Ende 2011) beantragt. Nach Bewilligung durch das BMZ hat die SNSB ihrerseits gegenüber den ostdeutschen NRO das Programm ausgeschrieben. Es richtete sich grundsätzlich an 250 Vereine in den ostdeutschen Bundesländern. Hierzu zählen Vereine der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit, Landesnetzwerke, Einrichtungen des Fairen Handels, MigrantInnenselbstorganisationen und Vereine, die Auslands- und Inlandsarbeit verbinden. Damit spricht das Programm eine recht heterogene Gruppe von Organisationen an. Gemeinsam ist den Vereinen, dass hauptamtliche MitarbeiterInnen fehlen, die die Inhalte der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit in den Schulen und Kommunen vermitteln. Vielerorts sind die einzigen entwicklungspolitischen Akteure ehrenamtliche Vereine und Gruppen.5 In einem Informationsworkshop zur Antragstellung, den einige StelleninhaberInnen als sehr hilfreich bezeichneten, wurde die Projektkonzeption vorgestellt. 42 Anträge auf Förderung gingen ein. Die Gremien der Stiftung entschieden im Mai 2009 über die Anträge. Über den Verlauf des Entscheidungsprozesses in den Gremien der SNSB hatten die befragten StelleninhaberInnen keine Informationen. Ab Juli 2009 wurden mit den Mitteln des BMZ und weiteren Mitteln der SNSB insgesamt 28 Stellen bei 24 Vereinen gefördert. Die geförderten 24 Vereine verteilen sich auf die sechs ostdeutschen Bundesländer: Berlin 7 Brandenburg 4 Mecklenburg-Vorpommern 4 Sachsen 6 Sachsen-Anhalt 2 Thüringen 1 Gesamt 24 In Berlin und Sachsen werden die meisten Vereine gefördert, gefolgt von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Sachsen-Anhalt und Thüringen sind vergleichsweise schlecht vertreten. Die Aufteilung der Personalstellen Schwerpunktsetzung: Landesnetzwerke 4 Faire-Handels-Beratung 3 MigrantInnen-Beratung 2 Bildungsarbeit 16 Auslands-Inlandsarbeit 3 Gesamt 28 5 nach Arbeitsbereichen zeigt folgende Vgl. Antrag von SNSB an das BMZ 17 Damit ist die schulische und außerschulische Bildungsarbeit der am stärksten geförderte Bereich. Die Förderung von Landesnetzwerken, Faire-Handels-Beratung, MigrantInnenberatungen und Stellen zur Verknüpfung von Inlands- und Auslandsarbeit ist relativ ausgeglichen. In der Bildungsarbeit wird eine migrantische Organisation gefördert. Wichtig an dieser Stelle ist die Feststellung, dass die Zielgruppe der LNW, Faire-Handels- und MDO-Beratungen andere Organisationen sind, während die Zielgruppen der Bildungsarbeit Personengruppen sind (SchülerInnen, LehrerInnen, Kinder, Erwachsene u.a.). Die geförderten Vereine unterscheiden sich nach Größe und Förderdauer. Hier zeigt sich, dass der PKF in erster Linie ein Programm für kleine Organisationen mit 1-3 MitarbeiterInnen ist und in zweiter Linie eine Förderung für größere Organisationen, in denen spezifische Arbeitsbereiche oder ein besonderer Stellenzuschnitt gefördert werden. Die Gruppe der NRO mit 4-7 MitarbeiterInnen hat den geringsten Anteil an der Förderung. Tabelle 1: Verteilung der Vereine nach Förderdauer und Größe Anzahl/Mitarb. Keine, 1 – 3 4–7 8 –13 und mehr Gesamt Bereits im 9 PKF4 gefördert 2 3 14 neu im PKF 5 6 1 3 10 Gesamt 15 3 6 24 Eigene Erstellung, Daten von 2008 Die Mehrheit der geförderten Vereine (14 von 10) wurde bereits durch das Vorgängerprogramm, den 4. PKF, gefördert, einige sogar seit Beginn der Projektkostenförderung, so INKOTA und KATE in Berlin und das Ökohaus Rostock in Mecklenburg-Vorpommern, das Entwicklungspolitische Netzwerk Sachsen (ENS) und das Eine-Welt-Haus in Jena, Thüringen. Von den zehn Vereinen, die neu in den 5. PKF aufgenommen wurden, haben nur fünf an keiner vorherigen PKF-Förderung teilgenommen (Maripa, Aha und das Jugend-, Kultur- und Umweltzentrum Oschatz in Sachsen, der Dachverein Reichenstraße und der Friedenskreis Halle in Sachsen). Alle anderen wurden bereits seit 1999 irgendwann in ihren Personalkosten gefördert. 3.2.2. Programmdurchführung Das Programm konnte wie geplant durchgeführt werden. 28 Stellen in 24 NRO wurden während der Projektlaufzeit finanziert. Ein Qualifizierungsprozess für die PKF-StelleninhaberInnen hat parallel stattgefunden. Einige Veränderungen haben sich im Projektverlauf ergeben. Zwei NRO haben sich während der Projektlaufzeit aufgelöst, eine NRO in Sachsen und eine in SachsenAnhalt. Beide Organisationen gehörten zu den kleinen Organisationen mit nur 1-3 MitarbeiterInnen. Eine von beiden war bereits durch den 3. und 4. PKF gefördert worden. Diese Situation verweist darauf, wie fragil die Vereine trotz der Förderung sind. In beiden Fällen konnte kurzfristig eine andere lokale NRO gefunden werden, die die PKF-Stelle und die StelleninhaberIn übernommen hat, so dass die begonnene Arbeit fortgeführt werden konnte. 18 Die PKF-geförderten Stellen waren in den NRO mehrheitlich kontinuierlich besetzt. In sechs NRO hat es einen Wechsel in der Besetzung der PKF-Stelle gegeben. Solch einen Stellenwechsel hat es in fünf von sechs Bundesländern gegeben und sowohl bei LNW, bei der FH-Beratung wie auch bei den Stellen der Bildungsarbeit. Die Stellenwechsel haben keine sichtbaren Auswirkungen auf die Ergebnisse gehabt. In einigen Fällen hat das im Workshop über Wissensmanagement erworbene Wissen zu einer reibungslosen Arbeitsübergabe beigetragen. Die Programmsteuerung durch SNSB wird sowohl vom BMZ als auch von den befragten StelleninhaberInnen als gut bezeichnet. Die Kommunikation zwischen BMZ und SNSB wird von beiden Seiten als offen und transparent bezeichnet. Aus Sicht des BMZ hat man es bei der SNSB mit einem erfahrenen Träger zu tun. Das BMZ schätzt die gute Vernetzung der Stiftung in den ostdeutschen Bundesländern. Auch die StelleninhaberInnen in den NRO sprechen von einer guten Zusammenarbeit mit SNSB und einem partnerschaftlichen Umgang. Geschätzt wird das Interesse der Stiftung an den NRO, der partizipative Ansatz und der offene Dialog, wenn Fragen oder Probleme auftauchen. Bisweilen wird die Rolle der SNSB dahingehend hinterfragt, dass nicht klar ist, ob sie nur Geldgeber und Förderer ist, sich als Sprachrohr auf Bundesebene fühlt oder eine Art Dachverband sein möchte. Hier könnten Rollenkonflikte zu existierenden Netzwerken auftreten. 3.2.3. Vorbereitung auf das Förderende Das Förderende des 5. PKF wurde um ein Jahr von Ende 2011 auf Ende 2012 verschoben. Zeitgleich wird mit dem BMZ und anderen Akteuren wie der AGL und dem VENRO über eine Neugestaltung der Personalkostenfinanzierung verhandelt. Es gibt aufgrund der Neugestaltung der Förderung intensive Kontakte zwischen den Stiftungen und den NRO. Die NRO schätzen das Engagement von SNSB: „Das hat einen beruhigenden Effekt.“ Die Diskussionen über ein Förderende oder Weiterförderung in einem anderen Modell ist auch deswegen wichtig, weil die NRO weiterhin auf eine Förderung angewiesen sind und das in den Interviews deutlich zum Ausdruck gebracht haben. • „Ohne PKF würden wir das System komplett auf Ehrenamt umschalten“. • „Also komplett finanzieren könnte der Verein die Stelle nie“. • „Ohne meine Stelle wird es schwierig für die Bildungsarbeit. Es wäre dann nur ehrenamtlich und sehr begrenzt“. • „Ohne die PKF-Stelle könnte das nicht ehrenamtlich aufgefangen werden“. Die NRO wissen, dass sie nicht automatisch im Rahmen des neuen Instruments weiter gefördert werden. Nur in einem Fall wurde berichtet, dass für die Anschlussfinanzierung bereits eine andere Lösung gefunden sei. 3.2.4 Das Qualifizierungsprogramm für PKF-StelleninhaberInnen Statt der ursprünglich geplanten begleitenden Evaluierung hat SNSB auf Wunsch der NRO ein Qualifizierungsprogramm in Form von vier Workshops angeboten. Die Themen wurden gemeinsam mit den PKF-StelleninhaberInnen festgelegt: 19 Selbstevaluation, Verbesserung der Mittelbasis, Wissensmanagement und Lobbyarbeit. Es fanden jeweils zwei Workshops pro Jahr statt. Die Beteiligung der geförderten Vereine an den Workshops war gut und lag laut den Berichten von SNSB an das BMZ bei 80-90 Prozent. In der Umfrage sind die StelleninhaberInnen danach befragt worden, wie hoch der Erkenntnisgewinn durch die einzelnen Workshops bei ihnen war. Tabelle 2: Erkenntniszugewinn in den Workshops Erkenntniszugewinn Selbstevaluation Erhöhung der Mittelbasis Wissensmanagement Lobbyarbeit Durchschnitt gering 11,8 5,9 6,7 11,8 9,05 mittel 41,2 52,9 53,3 58,8 51,55 hoch 47,0 41,2 40,0 29,4 39,40 Anteil in % 100 100 100 100 100 Eigene Erstellung Mehr als 50 Prozent der Befragten geben im Durchschnitt für alle Workshops einen mittleren Erkenntnisgewinn an, fast 40 Prozent sogar einen hohen. Besonders erkenntnisreich war der erste Workshop zum Thema Selbstevaluation, gefolgt vom Workshop zur Erhöhung der Mittelbasis und dem Wissensmanagement. Die Frage nach der Praxisumsetzung von neuen Erkenntnissen fällt folgendermaßen aus: 89 Prozent der StelleninhaberInnen geben für alle Workshops an, dass sie Erkenntnisse umgesetzt haben. Ein Viertel der Befragten hat sogar einen erheblichen Teil ihrer Kenntnisse umgesetzt. Zehn Prozent hat nichts umgesetzt. Auch hier schneidet das Thema Selbstevaluation am besten ab. Tabelle 3: Praxisumsetzung von Workshops Praxisumsetzung nein Selbstevaluation Erhöhung der Mittelbasis Wissensmanagement Lobbyarbeit Durchschnitt 0 6,3 6,3 27,8 10,1 zum Teil 61,1 68,7 68,2 55,6 63,5 erheblich 38,9 25,0 25,5 16,6 26,4 100 100 100 100 100 Eigene Erstellung Die Workshops wurden von 80 Prozent der Befragten als sehr wichtig angesehen, also auch von denen, deren Erkenntnisgewinn und Praxisumsetzung mittelmäßig war. Das hängt damit zusammen, dass die Workshops die Möglichkeit boten, sich mit den anderen Vereinen auszutauschen und zu vernetzen. Dies ist von 90 Prozent der Befragten als wichtig bewertet worden. Die StelleninhaberInnen schätzen den intensiven Austausch mit anderen, sprechen von einem gewachsenen Vertrauensverhältnis, von gemeinsamer Reflexion und einer geschützten Diskussion. Die Inhalte der Workshops wurden als informativ und interessant, als Bereicherung, als gute Anregung empfunden und ermöglichten den Aufbau fachlicher Kompetenzen 20 und den Wissenstransfer: Ideen zum Fundraising wurden umgesetzt, Auswertungsbögen entwickelt und angewandt, Ideen für die Lobbyarbeit übernommen. Am Rande gab es wenige andere Stimmen: • „Die Workshops sind sehr schwierig, sehr wissenschaftlich – ich habe nicht viel mitgenommen“. • „Fundraising: es stand wie eine Forderung im Raum und es hat mich irgendwie erschlagen“. • „Soviel war für uns nicht dabei“. Ergebnisse: 1. Die SNSB hat entschieden, NRO in allen ostdeutschen Bundesländern und in verschiedenen Tätigkeitsbereichen zu fördern. Damit wurde die Voraussetzung für eine breit gestreute Stärkung entwicklungspolitischer Strukturen in ostdeutschen Bundesländern geschaffen. 2. Im PKF werden in erster Linie kleine NRO gefördert, außerdem größere Organisationen, die einen spezifischen Arbeitsbereich einrichten. Die Mehrheit der Vereine wurde bereits zuvor im Rahmen des PKF gefördert. 3. Die SNSB hat das Programm kompetent und professionell gesteuert. Die NRO schätzen den partnerschaftlichen und partizipativen Arbeitsstil der Stiftung. 4. Die NRO und die Stiftung arbeiten gemeinsam an einer Neugestaltung und Fortführung der Personalkostenfinanzierung im PromotorInnenmodell. Die große Mehrheit der Vereine ist auf eine Weiterfinanzierung ihrer Personalstelle angewiesen. 5. Die NRO haben sich intensiv am gemeinsam beschlossenen Qualifizierungsprogramm beteiligt. Sie konnten die Themenauswahl mitgestalten. Einen Erkenntniszugewinn hat es bei 90 Prozent der TeilnehmerInnen gegeben. Die Mehrheit konnte einen Teil ihrer Erkenntnisse in die Praxis umsetzen. Die regelmäßigen Treffen haben die überregionale Vernetzung befördert. Empfehlungen: 1. Eine Verteilung von Stellen auf alle ostdeutschen Bundesländer und auf verschiedene Arbeitsbereiche sollte beibehalten und zugunsten der bislang weniger geförderten Regionen ausgeglichen werden. 2. Der intensive Austausch zwischen den Vereinen sollte in einer weiteren Förderung fortgesetzt werden. 4. Auswertung der qualitativen Interviews: Dynamische Entwicklung Die qualitative Auswertung der Interviews hat deutlich gemacht, dass der PKF in den NRO zu einem dynamischen Entwicklungsprozess führt. „Prozess“ bedeutet, dass der PKF nicht einfach zu einer anderen Situation führt, sondern verschiedene aufeinanderfolgende Situationen auslöst, die einen Entwicklungsprozess markieren und jeweils Entscheidungen über die weitere Entwicklung erfordern. Drei Situationen konnten aus den Interviews herausgearbeitet werden (vgl. Anlage 5). 21 1. Auch wenn der Verein schon länger gefördert wird, war bei den interviewten Personen die Erinnerung an die Situation „vor der Förderung“ noch sehr präsent. Das Problem „fehlende Personalstellen in den NRO“ beinhaltet eine Reihe von Engpässen und Restriktionen für den Verein und seine Arbeit, die fast ausschließlich auf dem Ehrenamt beruht. Ehrenamtliche bringen sich je nach persönlichem Zeitbudget für spezifische Aufgaben punktuell in den Verein ein. Eine Geschäftsstelle existiert nicht immer oder ist nicht kontinuierlich besetzt. Die Ursache für diese Situation liegt in den schwachen entwicklungspolitischen Rahmenbedingungen in ostdeutschen Bundesländern und auch in der fehlenden finanziellen Versorgung mit privaten, Landes-, Bundes- und EU-Mitteln. Hier stellt die Personalkostenförderung eine Strategie dar, die Situation zu überwinden. 2. Eine zweite Situation wird beschrieben als „Kontinuität in der Arbeit“. Sie folgt aus der Personalkostenfinanzierung durch SNSB und der jeweiligen Kofinanzierung. Diese Situation markiert einen Bruch mit der vorherigen Situation. Es findet ein Übergang vom Ehrenamt zum Hauptamt statt. Die hauptamtliche Person ist kontinuierlich in der Geschäftsstelle präsent, kann dadurch zum verlässlichen Ansprechpartner bei Anfragen werden. Die PKF-StelleninhaberIn wird zu einer zentralen Figur, die weitere Menschen an den Verein bindet, die AnsprechpartnerIn für die Ehrenamtlichen ist und mit ihnen die Arbeit koordiniert. Außerdem werden Freiwillige durch den/die StelleninhaberIn betreut. InteressentInnen für ein Praktikum melden sich. In einigen Fällen gelingt es der PKF-StelleninhaberIn, Fördergelder für weiteres hauptamtliches Personal zu akquirieren. Es entsteht eine neue interne und externe Dynamik, zum Beispiel bei den Menschen, die den Verein unterstützen. In einigen Fällen kann der Verein durch die PKF-Stelle in eine neue Geschäftsstelle umziehen. Das ist besonders für die Weltläden von Bedeutung. Die zentrale Lage trägt dazu bei, dass der Verein bekannter wird und Menschen vorbeikommen. Zu der neuen Dynamik gehören auch eine stärkere Finanzmittelakquise und mehr Qualität im Ablauf von Arbeitsprozessen. Die Kontinuität in der Arbeit überträgt sich in kontinuierliche Kontakte zu Kooperationspartnern. Bestehende Kontakte werden vertieft, die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern wird institutionalisiert. Die PKF-Stelle ermöglicht die Beteiligung an Netzwerken. Der Vernetzungsgrad der Vereine nimmt zu. Die geförderten Vereine kooperieren untereinander und mit anderen Organisationen, die an ähnlichen Themen arbeiten. Sie bringen ihre entwicklungspolitischen Themen auch in Organisationen und Sektoren hinein, die bislang wenig Berührungspunkte mit den Themen haben, wie die Volkshochschulen und die Universitäten. Die Vereine beteiligen sich an Kampagnen und an gemeinsamen Bildungsprojekten. Die Landesnetzwerke werden durch ihre kontinuierliche Lobbyarbeit zu anerkannten Ansprechpartnern für politische Akteure. Der Bekanntheitsgrad wächst, die Sichtbarkeit der Vereine nimmt zu. Die Nachfrage nach den Angeboten des Vereines steigt. 3. Die dritte Situation wird als „unzureichende Arbeitsstruktur“ beschrieben und markiert einen Moment „positiver“ Krise, weil eine neue Entwicklungsetappe ansteht. Die Dynamik, die durch die PKF-Stelle ausgelöst wurde, führt zu vielen 22 Erwartungen innerhalb des Vereins und bei Kooperationspartnern und Zielgruppen. Es gibt einen Moment, in dem die Zeit der PKF-Stelleninhaber nicht mehr ausreicht, um alle Aufgaben zu erledigen und alle Anfragen zu bedienen. Diese neue Situation unterscheidet sich allerdings grundsätzlich von der Ausgangssituation. Interne Entwicklungsprozesse haben stattgefunden und die Beziehung nach außen ist gestärkt. Dabei sind Spannungsfelder aufgetreten: • Das Spannungsverhältnis zwischen Konsolidierung von bisheriger Arbeit und Innovation. Der/die PKF-StelleninhaberIn steht oft vor der Frage, ob Arbeitsbereiche konsolidiert oder neue Partner, Zielgruppen und Aktivitäten erreicht werden sollen. • Spannungsverhältnis zwischen interner und externer Entwicklung: Gerade bei den LNW stellt sich angesichts knapper Ressourcen die Frage, ob die internen Anfragen der Mitglieder nach Unterstützung bedient werden oder die Anfragen externer Akteure, wie Landesregierungen, Kommunen und Netzwerke. • Spannungen zwischen hauptamtlicher und ehrenamtlicher Arbeit: Ehrenamtliche lassen sich nicht wie Hauptamtliche einbinden, sondern engagieren sich entsprechend ihrer Interessen und Zeitbudgets und erwarten viel Flexibilität. Die Vereine greifen in dieser Situation zu verschiedenen Strategien: es gibt den Weg eines moderierten Organisationsentwicklungsprozesses, in dem die Beteiligten gemeinsam Überlegungen zum weiteren Verlauf anstellen. Einige Vereine entscheiden sich für Professionalisierung der Bildungsarbeit, durch Finanzmittelakquise, Weiterbildung von Multiplikatoren und der Beauftragung von ReferentInnen. Die Bildungsarbeit wird zunehmend koordiniert, die Verwaltungsarbeit nimmt zu. Ein dritte Gruppe begrenzt sich in der Situation durch eine Kombination von Haupt- und Ehrenamt auf das Machbare. Die Situationen lassen sich auch auf größere Organisationen übertragen, in denen durch die PKF-Förderung ein neuer Arbeitsbereich entsteht. In der Realität verläuft dieser Prozess bei jeder Organisation unterschiedlich. Der Fall des nicht-geförderten Vereins bestätigt die Analyse. Bei Antragsstellung befindet sich der Verein in einer Situation zwischen Expansion und Zusammenbruch. Die bisherigen Ehrenamtlichen sind inzwischen durch Familie und Beruf eingebunden. Es fehlt an Personen, die sich hauptamtlich einsetzen können. Als die Förderung nicht eintritt, steht der Verein längere Zeit vor der Auflösung. Erst eine neue Generation von Ehrenamtlichen bringt neue Dynamik in das Vereinsleben. Projektideen werden eingebracht und umgesetzt. Aber die Entwicklung bleibt begrenzt. Arbeitstreffen finden nur unregelmäßig statt, die Ressourcen für Miete sind beschränkt, eine Geschäftsstelle existiert nur rudimentär. Für die Teilnahme an Netzwerken ist weder Zeit noch Geld da: „Man stößt immer an Grenzen“. In den Interviews der geförderten Vereine sind eine Reihe von kurz-, mittel und langfristige, geplante und ungeplante Wirkungen benannt worden. Sie beziehen sich auf die interne Entwicklung und auf die Beziehung zur Zielgruppe und zum Umfeld. Sie werden in den kommenden Kapiteln aufgenommen. 23 Ergebnisse: 1. Der PKF hat in den geförderten Vereinen einen dynamischen Organisationsentwicklungsprozess ausgelöst. Die Finanzierung einer Personalstelle markiert den Beginn einer internen und externen Dynamik. Es werden mehr Personen in den Verein eingebunden, neue Finanzquellen akquiriert, Arbeitsprozesse verbessert und neue Bildungsangebote erarbeitet. Bestehende Kontakte werden vertieft, die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern kontinuierlich weiterentwickelt. Neue Zielgruppen werden erreicht. 2. Diese interne und externe Dynamik der Organisationsentwicklung kann neue Engpässe auslösen, wenn die Nachfrage die vorhandenen Ressourcen übersteigt. Dann geraten die Vereine in eine Situation, in der sie Entscheidungen über die weitere Entwicklung ihrer Organisation treffen müssen. Zentral sind Diskussionen über die Spannungsfelder Ehrenamt versus Hauptamt und Innovation versus Konsolidierung. Empfehlung: 1. Der Prozess der Organisationsentwicklung sollte von der Stiftung oder von externen BeraterInnen eng begleitet werden. Ein Erfahrungsaustausch zwischen den Vereinen über die Bearbeitung von Spannungsfeldern (Ehrenamt versus Hauptamt, Innovation versus Konsolidierung) kann hilfreich sein. 2. Die Konsolidierung von existierenden Arbeitsprozessen und -beziehungen stärkt die Vereine und ermöglicht neue Dynamiken und sollte in zukünftigen Förderinstrumenten berücksichtigt werden. 5. Institutionelle Entwicklung in den Organisationen (Effektivität) Aus den ToRs, den qualitativen Interviews und den zur Verfügung stehenden Dokumenten ergeben sich eine Reihe von Untersuchungsaspekten, die die institutionelle Entwicklung näher beleuchten. Dazu gehören die Zielakzeptanz bei den NRO, die personellen Veränderungen, Fortschritte im PME, die Ausweitung der Mittelbasis, die Stärkung von Tätigkeitsbereichen und die Vernetzung unter den PKFgeförderten Vereinen. Dabei stellt sich die Frage der Bewertung. In Vereinen, die schon vor dem 5. PKF gefördert wurden, ist das Thema der Konsolidierung von Arbeitsprozessen mitunter ebenso wichtig wie die ständige Ausweitung ihrer Ressourcen. Dieser Punkt wurde von den StelleninhaberInnen wiederholt betont. 5.1. Zielakzeptanz bei den NRO Die NRO stimmen der Programmkonzeption zu, sie wird als „schlüssig“ bezeichnet. In allen NRO gibt es nicht nur bei den StelleninhaberInnen, sondern auch in den Vorständen eine große Akzeptanz für das Projekt. Die Zielsystematik mit Projekt- und Unterzielen sowie Indikatoren war die Grundlage, auf der die Vereine ihren Antrag an die Stiftung geschrieben haben. Sie wurde 24 unterschiedlich, jedoch meist positiv, als hilfreich und übersichtlich, in Einzelfällen als schwierig bewertet. Die Umfrage hat zudem ergeben, dass • aus Sicht von 84 Prozent der StelleninhaberInnen die SNSB ihre Projektziele klar kommuniziert hat, • 68 Prozent die vorgegebenen Projektziele für die Formulierung eigener Ziele hilfreich fand, • 63 Prozent die vorgegebenen Indikatoren als geeignet beurteilt. Die StelleninhaberInnen wurden danach befragt, was sie am PKF im Vergleich zu ähnlichen Programmen innovativ fanden. Sie nannten insbesondere die Art und Weise, wie die Stiftung und die NROs miteinander arbeiten, die überregionale Vernetzung, und den Prozesscharakter, den das Projekt hat: • „Ein modernes Förderinstrument, wo die Geförderten ihre Freiräume haben. In der inhaltlichen Ausrichtung hat die Stiftung eine wichtige, aber keine dominante Stellung inne“. • „Das Besondere ist die Vernetzung und wie die Stiftung mit uns umgeht. Dass wir sehr offen mit der Stiftung reden können“. • „Der Austausch zusätzlich mit den anderen Vereinen. Überregional ist das sonst nicht machbar. Und dass gemeinsam an Themen gearbeitet wird“. 5.2. Personelle Veränderungen In den Interviews haben die StelleninhaberInnen berichtet, dass die Hauptamtlichkeit ihnen die Kapazitäten gegeben hat, weitere Menschen in den Verein einzubinden – Ehrenamtliche und ReferentInnen, Freiwillige und Praktikanten. In einigen Vereinen konnten Fördermittel für weitere hauptamtliche Stellen akquiriert werden. Tatsächlich ist eine Ausweitung des Personenkreises festzustellen, der die Vereine unterstützt. Die durchschnittliche Anzahl von Ehrenamtlichen hat sich von 27 im Jahr 2008 auf 43 im Jahr 2011 erhöht. Auch die durchschnittliche Anzahl von Hauptamtlichen ist von drei auf vier gestiegen. Tabelle 4: Durchschnittliche Zunahme von Personen im Verein Zunahme von 2008 2011 Hauptamtlichen 3 4 Ehrenamtlichen 27 43 Freiwilligen (FSJ, FÖJ, BUFTI) In 33% der Vereinen In 36% der Vereine Eigene Erstellung Die Vereine leben von der Arbeit mit den Ehrenamtlichen. Diese Arbeit erfordert allerdings eine große Flexibilität gegenüber den Ehrenamtlichen, Offenheit für ihre Ideen, ihre Arbeitsprioritäten und für ihren Rhythmus. „Ehrenamtliche bringen individuelle Motive für ihr Engagement mit. Sie sind nicht in jedem Fall für den bürokratischen Aufwand oder die Auseinandersetzung [P] zu gewinnen, die mit der Einführung von Planungs-, Monitoring- und Evaluationssystemen einhergehen.“ 25 Alle Vereine arbeiten mit bezahlten Referenten. Die PKF-Stelle ermöglichte es in einigen Fällen, zusätzlich Drittmittel für die Bezahlung von ReferentInnen zu akquirieren. Eine Zielstellung des Programms bestand darin, ReferentInnen mit Migrationshintergrund in die Arbeit einzubinden. Es lässt sich feststellen, dass 85 Prozent der Vereine ReferentInnen mit Migrationshintergrund einsetzt. In mehr als der Hälfte der Vereine haben ein Viertel der ReferentInnen diesen Hintergrund und in einem Viertel der Vereine hat die Hälfte der ReferentInnen mit Migrationshintergrund. Tabelle 5: Einsatz von ReferentInnen mit Migrationshintergrund Vereine ReferentInnen mit Migrationshintergrund 61% Bis zu 25% 12% Bis zu 50% 22% Mehr als 50% Eigene Erstellung Die Einbindung von Migranten in die Vereinsarbeit ist ein Ziel in vielen Vereinen. Einige Vereine kooperieren mit MigrantInnenvereinen, andere mit Einrichtungen, die mit Migranten arbeiten. Einige Vereine in Sachsen haben gemeinsam Qualifizierungsmaßnahmen für MigrantInnen durchgeführt. Die Arbeit der PKFgeförderten MigrantInnen-Beratung war für viele Vereine beim Kontakt zu ReferentInnen mit Migrationshintergrund hilfreich. 5.3. PME und Wissensmanagement Die Vereine haben auf Grundlage der in der Ausschreibung vorgegebenen Zielsystematik Anträge mit eigenen Zielen und Indikatoren erarbeitet. Die Anträge entsprechen den Logframeanforderungen und haben eine gute Qualität. Ihre Berichte erarbeiten die StelleninhaberInnen im gleichen Format. Außerdem haben 22 von 28 StelleninhaberInnen Ende 2011 zusätzlich ihre Ergebnisse an denen von SNSB definierten allgemeinen Indikatoren gemessen. Für einige waren die Anforderungen an die Antragstellung und Berichterstattung neu, sie wurden im Allgemeinen positiv aufgenommen und als hilfreich für die eigene Arbeit angesehen. Es ist deutlich, dass ein Lernprozess stattgefunden hat. Die Mehrheit der Vereine arbeitet mit einer Jahresplanung, die regelmäßig überprüft und aktualisiert wird. Das geschieht mehrheitlich in den regelmäßig stattfindenden Besprechungen im Team oder mit Team und Vorstand. Ein Großteil der Vereine dokumentiert systematisch Informationen über durchgeführte Veranstaltungen und deren TeilnehmerInnen. Diese Daten sind abrufbar und häufig in die Berichte eingeflossen, insbesondere bei den Vereinen, die in der Bildungsarbeit tätig sind. Viele Vereine wenden in ihrer Bildungsarbeit Auswertungsbögen an. Die FaireHandels-BeraterInnen haben im Rahmen eines Workshops gemeinsam ein Format zur Selbstevaluation von Beratungsprozessen entwickelt und im Verlauf der Förderung erfolgreich angewandt. Die MDO-Beratung in Berlin wertet die 26 Qualifizierungsarbeit ebenfalls mit schriftlichen Auswertungen aus. Einige Organisationen haben inzwischen Erfahrungen mit Evaluationen gemacht. Die Faire-Handels-Beratung wurde evaluiert, das Ökohaus Rostock und Weltblick in Greifswald haben ihre Bildungsarbeit ebenfalls auf Wirkungen hin evaluieren lassen. Einige Vereine haben Erfahrungen mit der Selbstevaluation gemacht. Die FHBeraterInnen haben ein gemeinsames Format entwickelt. Die Workshops haben diese Lernprozesse befördert, allen voran der Workshop zum Thema Selbstevaluation. Die im Workshop Wissensmanagement vermittelten Inhalte haben in vielen Vereinen den Umgang mit Informationen verändert. Es wird auf den Zugang aller zu Informationen geachtet. Der Begriff „PME-System“ wirkt überdimensioniert angesichts der Vereinsgrößen, mit denen der PKF arbeitet. Nichtsdestotrotz sind auf allen drei Gebieten, in der Planung, im Monitoring und in der Evaluation deutliche Fortschritte gemacht worden. 5.4. Finanzielle Ressourcen Ein Ziel des Projektes war die Erhöhung der Mittelbasis. Grundsätzlich zeigt sich bereits für 2008 ein heterogenes Bild bezüglich der Finanzen. Rund 20 Prozent der Vereine hat jährlich bis zu 50.000 € zur Verfügung, weitere 57 Prozent bis zu 200.000 €. 10 Prozent liegt mit ihren Einnahmen zwischen 200.000 und 500.000 € und 10 Prozent liegt darüber. Bis 2011 haben sich die Finanzen gut entwickelt. • Lässt man die beiden Vereine mit Jahresfinanzmitteln über 500.00 € außer Betracht, dann haben sich die Finanzmittel der Vereine von durchschnittlich 120.700 € auf 151.500 €, also um 25,5 Prozent erhöht. Betrachtet man nur die Vereine mit jährlichen Gesamteinnahmen bis zu 200.000 €, ergibt sich ebenfalls eine Erhöhung um 25 Prozent. 6 Die Vereine konnten ihre Mittelbasis in erster Linie über eine Zunahme von Drittmitteln und in zweiter Linie über Spenden und Mitgliedsbeiträge erhöhen. An dritter Stelle wurden Einnahmen aus Veranstaltungen und der Verkauf von Materialien genannt. Der Workshop zur Mittelbasis hat diesen Prozess unterstützt. Fast 95 Prozent der TeilnehmerInnen konnte Erkenntnisse aus dem Workshop umsetzen. 5.5. Stärkung von Tätigkeitsbereichen Der 5. PKF zielte darauf ab, dass die Vereine einzelne Tätigkeitsbereiche und damit ihre entwicklungspolitische Kernkompetenz stärken. Das ist in allen Vereinen geschehen. Die Vereine haben die Personalkostenförderung genutzt, um jeweils ein 6 Im Durchschnitt aller Vereine sind die Finanzen von 309.000 € im Jahr 2008 auf 399.700 € im Jahr 2011, also um 29,3 Prozent, gestiegen. 27 sehr umfangreiches Programm an Aktivitäten anzubieten und Kompetenzen weiterzuentwickeln. 5.5.1. MDO-Beratung Die Beratung von Migrantisch-Diasporischen Organisationen und Gruppen (MDOBeratung) ist eine neue und erfolgreiche Komponente des 5. PKF. Das Ziel ist die Stärkung der MDO innerhalb der entwicklungspolitischen Arbeit. Damit sollen ihre Chancengleichheit und Partizipation gestärkt und bisherige Ausgrenzung und Diskriminierung überwunden werden. 7 Im 5. PKF werden zwei MDOBeratungsstellen gefördert. Sie sind an Landesnetzwerke angebunden, an den BER in Berlin und das ENS in Sachsen. Die StelleninhaberInnen beraten und stärken MigrantInnenorganisationen, fördern ihre Vernetzung untereinander und an der Schnittstelle zwischen Migration und Entwicklung. Sie führen auch Qualifizierungsmaßnahmen für migrantische Multiplikatoren durch. Eine weitere Stelle ist bei Talide in Rostock eingerichtet. Hier wird eine migrantische Organisation direkt gefördert. Die MDO-BeraterInnen haben sich in den PKF-Workshops zusammengeschlossen und sich auch mit BeraterInnen in anderen Bundesländern vernetzt. Im Februar 2011 fand das erste bundesweite Austausch- und Vernetzungstreffen der MDOBeraterInnen statt. Das Treffen hat zu der Gründung des Fachkreises MigrationEntwicklung-Partizipation geführt. Die ostdeutschen MDO-BeraterInnen sind gut in diesen bundesweiten Prozess eingebunden. Die Landesnetzwerke sind durch die MDO-Beratung erheblich gestärkt worden. Sie haben neue Mitgliedsorganisationen aus dem Bereich der MDO gewonnen, in Berlin sind allein bis 2011 drei Organisationen eingetreten und drei weitere haben einen Antrag gestellt. 5.5.2. Faire-Handels-Beratung Die Faire-Handels-Beratung (FHB) hat zum Ziel, Weltläden und Fair-HandelsGruppen in ihrer Handlungsorientierung zu stärken. Grundlage der Arbeit ist das Rahmenkonzept der FHB von 2002. Im 5. PKF werden drei FHB-Stellen gefördert. Zwei sind beim Baobab angebunden und beraten Gruppen in Berlin/Brandenburg und Sachsen und eine Stelle ist beim Eine-Welt-Landesnetzwerk MecklenburgVorpommern eingerichtet. Die Aufgaben umfassen die Begleitung von Gruppenprozessen, die Fachberatung beim Verkauf, in der Bildungsarbeit und bei der Kampagnenarbeit, Vernetzung und die Schulung von MitarbeiterInnen. Die FH-BeraterInnen kommen in ihren Bundesländern viel herum und häufig an Orte, wo sonst wenig passiert. In Berlin/Brandenburg werden 35 Weltladengruppen an unterschiedlichen Orten betreut und gestärkt, in Sachsen sind es 40. Diese Gruppen sind oft die einzigen entwicklungspolitischen Akteure vor Ort, mehrheitlich in ländlichen Regionen. Ihnen kommt eine wichtige Funktion in der Sensibilisierung für Eine-Welt-Themen zu. 7 Vgl. Lucia Muriel (2011). in: Geschäftsbericht 2010 der Stiftung Nord-Süd-Brücken. 28 Die FH-Beratung wurde bereits während der vorherigen Förderphase finanziert. Ein gewisser Teil der Arbeit besteht deshalb in der Kontinuität von initiierten Beratungsprozessen. Vereinzelt kommen neue Gruppen hinzu und neue Arbeitsakzente werden gesetzt. Zum 9. Mal hat im Rahmen der Fairen Woche die Fair-Tour stattgefunden und führte durch Städte in Thüringen, Sachsen und Sachsen Anhalt. Die Beraterin für Sachsen hat sich mit anderen FH-BeraterInnen zusammengeschlossen, um diese Tour zu organisieren. Ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit in Mecklenburg-Vorpommern war während des 5. PKF der Aufbau von Schulweltläden und das Projekt „Faire Snackbar“. Die Snackbar kann überall hingestellt werden und fördert deshalb den Zugang zu Fairen Produkten für Menschen, die nicht zum Eine-Welt-Laden gehen. Ebenfalls in MecklenburgVorpommern hat die FH-BeraterIn die Kirchengemeinden in ihrer siebenwöchigen „fairen“ Fastenaktion begleitet. Der Baobab und das LNW Mecklenburg-Vorpommern gehen gestärkt aus der Arbeit hervor. Die FH-BeraterInnen bringen sich über ihre thematische Arbeit aktiv in das Vereinsleben ein. Darüber hinaus profitieren die Vereine durch die Vernetzung mit den Gruppen. 5.5.3. Landesnetzwerke entwicklungspolitischer NRO Das Ziel der Landesnetzwerke ist die Vernetzung der entwicklungspolitischen NRO nach innen und die Vertretung ihrer gemeinsamen Interessen nach außen. 8 Ihre Zielgruppen sind einerseits die Mitgliedsorganisationen und andere Vereine und Gruppen im Land, andererseits Politik und Verwaltung und die politische Öffentlichkeit. Im Rahmen des PKF werden die Landesnetzwerke in Berlin, Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern gefördert. Die Landesnetzwerke haben auch in dieser Förderphase ihren Mitgliedsorganisationen Weiterbildungen angeboten und regelmäßig Netzwerktreffen durchgeführt. Öffentlichkeitsarbeit erfolgt über ihre Website, Rundbriefe, neuerdings auch soziale Netzwerke (Facebook) und durch Fachveranstaltungen. Die Lobbyarbeit ist einer der Schwerpunkte der vier Landesnetzwerke. Damit das gelingt, mussten die LNW zum Ansprechpartner für die Politik und Verwaltung werden. Das ist nach Selbstaussage der PKF-StelleninhaberInnen nach jahrelanger Arbeit inzwischen gelungen. Die Landesnetzwerke in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern haben Lobbystrategien entwickelt und entwicklungspolitische Positionspapiere überarbeitet. Ein Erfahrungsaustausch mit dem Berliner Entwicklungspolitischen Netzwerk BER hat dabei neue Ideen gegeben. Zum Gegenstand der Lobbyarbeit ist auch das zur Diskussion stehende Eine-Welt-PromotorInnenmodell geworden. Die LNW werben gegenüber ihren Landesregierungen für die vorgesehene Kofinanzierung. Erfolgsnachrichten gab es bereits in Berlin und werden für Brandenburg erwartet. Auch andere PKF-geförderte Vereine sind in der Lobbyarbeit, oft auf kommunaler Ebene aktiv, zum Beispiel im Rahmen der Prozesse Fair-Trade-Town oder von Städtepartnerschaften. 8 Vgl. Alexander Schudy (2011). in Geschäftsbericht 2010 der Stiftung Nord-Süd-Brücken 29 5.5.4. Schulische und außerschulische Bildungsarbeit Sechszehn PKF-Stellen von insgesamt 28 werden explizit für die entwicklungspolitische Bildungsarbeit und das Globale Lernen gefördert. Die Themen der Bildungsarbeit sind vielfältig und reichen vom Fairen Handel über Klimafragen, Länder- und Regionalthemen, Kinder-, Jugend- und Menschenrechte, Ernährung, Globalisierung, Wasser, Migration bis hin zu Fußball und Musik. Alle Vereine haben seit dem Förderbeginn neue Bildungsmaterialien erarbeitet: Es gibt vielfältige Themenkoffer und -kisten (one-world-tour, Bananen- und Kaffeekoffer, Indien-, Afrika- und Äthiopienkoffer), Ausstellungs- und Begleitmaterial, DVDs, Broschüren, Bücher, Filme, Landkarten. Die Vereine nutzen diese Materialien für ihre Aktivitäten, sie verleihen sie auch an andere Akteure. Die Veranstaltungsformate sind sehr unterschiedlich und zeugen von viel Kreativität. Der Verein Weltblick e.V. in Greifswald konnte durch den 5. PKF mit dem Bildungsprojekt „verquer“ in die kontinuierliche Bildungsarbeit in der Region einsteigen, mit jährlich 30 Projekttagen und der Ausbildung von MultiplikatorInnen. 5.5.5. Ausland- und Inlandsarbeit Für die Verbindung von Auslands- und Inlandsprojekten werden im 5. PKF drei Vereine gefördert: Inkota, SODI und Oikos, alle drei mit Sitz in Berlin. Ein Ziel ist, dass die Inlandsarbeit durch die Auslandskompetenz bereichert wird. Das schaffte Inkota, indem sie ihre SüdpartnerInnen aus El Salvador und Nicaragua zu einer Rundreise nach Deutschland einlud und mit Menschen in 23 Städten die Themen Ernährungssicherheit, Umweltschutz und Empowerment diskutierte. SODI bringt seine Expertise aus der Auslandsarbeit mit Südafrika und Mozambique in Informations- und Diskussionsveranstaltungen ein, in denen mehr als 300 Menschen erreicht werden. Oikos trägt mit Projekten in Angola zur Verbesserung der Lebenssituation von 2500 Familien bei und ist gemeinsam mit der Angola-Runde deutscher NRO in der Lobbyarbeit gegenüber dem Auswärtigen Amt, dem BMZ und anderen Ministerien aktiv. Auch andere Vereine kombinieren durch Städte- und Schulpartnerschaften, Auslandsprojekte, Jugendreisen und weltwärts, den Freiwilligendienst des BMZ, Auslands- und Inlandsarbeit miteinander. Ein Beispiel ist das Eine-Welt-Haus-Jena mit seiner Schulpartnerschaft zwischen Jena und San Marcos in Nicaragua. Ein anderes Beispiel sind die „Begegnungen mit Sansibar“, durch die der RAA Brandenburg seit vielen Jahren SchülerInnen den Süd-Nord-Austausch ermöglicht. RAA, GSE und Carpus haben gemeinsam mit Partnern aus drei Kontinenten des Südens die Ausstellung StadtLandGeld erarbeitet, die jetzt in deutsch, spanisch und englisch von allen Beteiligten genutzt wird. Im Schulpartnerschaftsprojekt „Deine Welt im Focus“ von KATE tauschen sich Jugendliche aus Nicaragua, El Salvador und Berlin im Internet über gemeinsame Themen aus und lernen die Sichtweise von Jugendlichen aus anderen Regionen der Welt kennen. Die PKF-Stelleninhaberin begleitet diesen Prozess als Geschäftsführerin. 30 5.6. Kampagnenarbeit Die Vereine waren zwischen 2009 und 2011 in der Kampagnenarbeit sehr aktiv. Laut Umfrage haben sich 80 Prozent der Vereine seit 2009 an Kampagnen beteiligt. Das sind lokale und regionale und in manchen Fällen auch nationale Kampagnen gewesen. Viele Kampagnen haben den Fairen Handel zum Thema: Fair Trade Town, Faire Woche, Sachsen kauft fair, Europäischer Weltladentag, Clean-ClothesCampaign. Es gab Kampagnen mit PKF-Beteiligung bei einer Vielzahl weiterer Themen: Erlassjahr-Kampagne, Regenwaldkampagne, Blumenkampagne, Agent-OrangeKampagne (von SODI koordiniert), Versöhnung braucht Entscheidung und Deine Stimme gegen Armut. Die zentralen Globalisierungsthemen wie Klima, Handel, Armut, Konflikte und internationale Finanzbeziehungen werden damit in die Öffentlichkeit der ostdeutschen Bundesländer gebracht. 5.7. Kooperation und Vernetzung zwischen geförderten Vereinen Der 5. PKF hat durch kontinuierliche Treffen der geförderten Vereine, durch den Erfahrungsaustausch und die Diskussionen über gemeinsame Problemlagen und Lösungen zu einer engen Vernetzung zwischen PKF-geförderten Vereinen beigetragen. Diese Vernetzung ist überregional, umfasst alle sechs ostdeutschen Bundesländer und wird von den Vereinen als wichtig bewertet. VertreterInnen der Landesnetzwerke berichten, dass sie ihre Mitgliedsorganisationen besser kennengelernt und diese in Arbeitsprozesse einbinden konnten. Einige Vereine haben gemeinsame Kooperationsprojekte auf den Weg gebracht. In Brandenburg haben die RAA, Carpus und die GSE zusammen ein Ausstellungsprojekt mit Jugendlichen aus vier Ländern und drei Kontinenten durchgeführt. Das Ökohaus Rostock hat den Verein Weltblick in Greifswald beim Aufbau eines MultiplikatorInnenprojektes unterstützt; heute koordinieren beide die Aktivitäten in der Region. Die Vereine aha, Eine Welt Leipzig und das Entwicklungspolitische Netzwerk Sachsen haben im Herbst 2011 eine Weiterbildungsreihe zum Globalen Lernen für MigrantInnen durchgeführt. Alle Kooperationsprojekte haben gut funktioniert und wurden von den NRO positiv bewertet. Ergebnisse 1. Das PKF-Programm stößt in den Vereinen auf eine hohe Akzeptanz. Ziele wurden von SNSB klar kommuniziert und waren hilfreich für die Vereine zum Zeitpunkt der Erarbeitung eigener Anträge. 2. Durch die PKF-Stelle konnten mehr Personen in die Arbeit des Vereins eingebunden werden, die Anzahl von Ehrenamtlichen, Freiwilligen und Hauptamtlichen hat seit 2008 zugenommen. 3. In der Antragsstellung und Berichterstattung hat ein Lernprozess stattgefunden. Die Vereine arbeiten mit einer Jahresplanung und werten diese regelmäßig aus. Für ihre Veranstaltungen nutzen die meisten Vereine Auswertungsbögen, zum Beispiel für SchülerInnen und LehrerInnen. Angaben zu den Veranstaltungen und TeilnehmerInnen sind in Datenbanken systematisiert und abrufbar. In einigen 31 4. 5. 6. 7. Fällen sind Bildungsmaßnahmen und andere Aktivitäten evaluiert worden. Die Vereine konnten während der Förderphase ihre Finanzmittel nicht nur konstant halten, sondern darüber hinaus sogar erhöhen und zwar in erster Linie durch Drittmittelakquise. 85 Prozent der Vereine hatte 2011 höhere Gesamteinnahmen als 2011. Diese haben sich durchschnittlich um ca. 25 Prozent erhöht. In allen Vereinen sind diejenigen Tätigkeitsbereiche gestärkt worden, in denen PKF-StelleninhaberInnen gefördert wurden. Eine große Mehrheit, 80 Prozent der Vereine, hat sich in der Förderphase mehrmals an lokalen und regionalen Kampagnen beteiligt und damit Themen wie Klimaund Handelsfragen, Armut, Konflikte und internationale Finanzbeziehungen in die ostdeutsche Öffentlichkeit gebracht. Die PKF-geförderten Vereine haben sich Landesgrenzen-überschreitend eng miteinander vernetzt und vielfältige Kooperationsprojekte auf den Weg gebracht. Empfehlungen: 1. Die gelungenen Beispiele von Kompetenztransfer (Rostock-Greifswald) und Kooperation (RAA-GSE-Carpus) könnten beispielhaft für weitere Vereine sein. Insgesamt sollten solche Formen der Zusammenarbeit forciert werden. 2. Einige Vereine haben weitgehende Erfahrungen mit PME-Instrumenten in der Bildungsarbeit, die sie an andere Vereine weitergeben können. 3. Die Integration der MDO-Beratung an die Landesnetzwerke (LNW) hat sich als vorteilhaft herausgestellt und könnte fortgeführt werden. 6. Effizienz Die Effizienz wurde am Beispiel der Ausgaben für das Jahr 2011 überprüft. Die Programmmittel sind in Personalkosten und in Ausgaben für das Qualifizierungsprogramm geflossen. Von den Gesamtkosten in Höhe von 807.800 € im Jahr 2011 sind 300.000 € vom BMZ finanziert worden, was einem Anteil von 37 Prozent entspricht. Jeder Euro vom BMZ ist mit 1,69 € aus anderen Quellen kofinanziert worden. Das Qualifizierungsprogramm mit zwei Workshops pro Jahr liegt nur knapp über einem Prozent der Gesamtjahresausgaben. Die PKF-Gehälter liegen mehrheitlich unter dem üblichen Gehalt für Bildungsreferenten und sind in einigen Fällen deutlich zu niedrig. 7. Die NRO und ihr Umfeld (Wirkungen) Zum Bereich „Die NRO und ihr Umfeld“ gehören die Beziehungen der Vereine zu ihren Zielgruppen und zu anderen Akteuren. Über Veränderungen bei den Zielgruppen kann ohne Zielgruppenbefragung nichts gesagt werden. Hier gilt auch, wie schon bei der internen Entwicklung angemerkt, dass eine Person ihre Aktivitäten nicht grenzenlos ausweiten kann. Wer schon im 4. PKF gefördert 32 wurde und mit einem umfassenden Arbeitspensum in die 5. Förderphase kam, kann nicht ausschließlich „neue“ Kooperationspartner suchen und „mehr“ Veranstaltungen durchführen. Bestehende Kontakte und Kooperationen müssen weitergeführt und konsolidiert werden. Bevor die Veranstaltungsliste länger wird, muss sie zunächst das Niveau vom Vorjahr erreicht haben. Im Folgenden behandeln wir die Aspekte Kooperationspartner und -netzwerke, Zielgruppenerreichung sowie Wirkungen im Politikfeld und verdeutlichen die Ergebnisse anhand von Beispielen. 7.1. Kooperationspartner/ -netzwerke In den Interviews und Berichten haben die Vereine darauf hingewiesen, dass die Kooperationsnetze, an denen sie beteiligt sind, sich vor allem qualitativ verbessert haben. Das führen sie auf die kontinuierliche Zusammenarbeit zurück. Fast alle geförderten Vereine haben ihr Kooperationsnetzwerk zudem seit 2009 erweitert, mehrheitlich lokal und regional. Damit haben die Vereine ihre Themen auch in gesellschaftliche Sektoren getragen, die eher nicht mit entwicklungspolitischen Themen in Berührung kommen. Zu den neuen Kooperationspartnern gehören: Jugendorganisationen, Umweltverbände, MigrantInnenorganisationen, Schulen, Jugendwerkstätten, Behörden, Volkshochschulen, Universitäten, kirchliche Institutionen, Gewerkschaften, Handwerkskammer und Stiftungen. Einige PKF-StelleninhaberInnen haben in ihrem lokalen Umfeld Netzwerke auf den Weg gebracht. Ein Beispiel dafür ist „Cottbus gibt acht“. Dank der Koordinierung durch den Verein Carpus e.V. ist es gelungen, ein lokales Netzwerk von vier Vereinen und engagierten Einzelpersonen um das Thema der Milleniumsziele (MDG) zu aktivieren. Es wurde ein Einkaufsführer „Fairer Handel in Cottbus“ veröffentlicht. Die Stadt Cottbus hat kooperiert und die Milleniumserklärung des Deutschen Städtetages unterzeichnet. Ein anderes Beispiel ist das Netzwerk „Harz Global“. Durch die Initiative des Dachvereins Reichenstraße haben sich in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit aktive Einrichtungen wie zum Beispiel Schulen zusammengeschlossen. 7.2. Zielgruppenerreichung 7.2.1. Organisationen und Gruppen Landesnetzwerke, MDO- und Faire-Handels-BeraterInnen haben Organisationen und Gruppen als Zielgruppe. Hier ist ein Prozess der Konsolidierung und der Ausweitung festzustellen. Die Landesnetzwerke haben seit Programmbeginn neue Mitglieder bekommen. In Sachsen treten jährlich etwa sechs neue Organisationen dem LNW bei, in Berlin waren es 2011 sogar zwölf Organisationen. Das Eine-Welt-Landesnetzwerk Mecklenburg-Vorpommern konnte seine Mitgliederzahl von 24 im Jahr 2009 auf 36 im Jahr 2011 erhöhen. Außerdem berichten die PKF-StelleninhaberInnen von gestiegenen Beratungsanfragen der Gruppen und Vereine. 33 Auch die anderen Zielgruppen der LNW, Landesakteure aus Politik und Verwaltung, können besser erreicht werden bzw. fragen die politische Arbeit der LNW aktiv nach. Folgende Beispiele veranschaulichen die politische Arbeit der LNW: Das Eine-WeltLandesnetzwerk Mecklenburg-Vorpommern hat in Vorbereitung auf die Landtagswahl 2011 einen Wahlcheck zu entwicklungspolitischen Themen bei allen Parteien durchgeführt und anschließend eine Podiumsdiskussion durchgeführt. Dem BER in Berlin ist es gelungen, die Unterstützung des Senats für das Berliner Eine-WeltZentrum (Berlin Global Village) zu gewinnen und eine finanzielle Unterstützung für das Eine-Welt-PromotorInnenprogramm in Berlin festzuklopfen. In Brandenburg tritt der VENROB in der Steuerungsgruppe der Nachhaltigkeitsdebatte als Vertreter für Nord-Süd-Themen auf. Auch in der Konstituierung des Runden Tisches Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) hat der Verband Entwicklungspolitischer Nichtregierungsorganisationen Brandenburgs (VENROB) eine aktive Rolle gespielt und ist aktuell in der AG BNE der Vertreter für das Globale Lernen. Darüber hinaus nimmt der VENROB regelmäßig am Ausschuss für Europaangelegenheiten und Entwicklungspolitik teil. Die MDO-Beratung richtet sich in ihrer Arbeit an die migrantisch-diasporischen Organisationen in ostdeutschen Bundesländern und konnte hier im Rahmen der Förderung einige Ergebnisse erzielen. So konnte der MDO-Berater in Sachsen mit Gruppen der afrikanischen, der arabischen und der lateinamerikanischen Community in Leipzig zusammenarbeiten. Die MDO-Beraterin beim Berliner Entwicklungspolitischen Ratschlag (BER) hat 2011 sechs MDO in ihrer Vereinsgründung beraten und unterstützt. Weitere fünf MDO haben aufgrund der Beratung Fördermittel beantragt und umgesetzt. Außerdem wurden 40 VertreterInnen von 20 MDO aus Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und MecklenburgVorpommern zu MultiplikatorInnen für die entwicklungspolitische Arbeit ausgebildet. Ein Netzwerk an der Schnittstelle von Migration und Entwicklung ist entstanden. Die Faire-Handels-Beratung erreicht viele Weltladengruppen, auch in entlegenen, meist ländlichen Regionen. Allein in Berlin/Brandenburg und Sachsen sind es jeweils 35 bzw. 40. Darüber hinaus wurden im Rahmen des 5. PKF in MecklenburgVorpommern sechs Schulweltläden aufgebaut. Wie gut die Schülergruppen ihr Projekt Schülergruppen umgesetzt haben, erkennt man daran, dass zwei von ihnen einen Preis erhalten haben, eine den IHK-Schülerpreis und die andere den EineWelt-Preis der Evangelisch-Lutheranischen Landeskirche Mecklenburg. 7.2.2. Zielgruppen der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit Die Zielgruppen der Bildungsarbeit finden sich im schulischen und außerschulischen Bereich. Die wichtigsten Zielgruppen der Vereine in der Bildungsarbeit sind die SchülerInnen, gefolgt von Erwachsenen, Kindern, Jugendlichen, StudentInnen und Auszubildende. Seit Mitte 2009 suchten die Vereine ebenfalls neue Zielgruppen. Dazu gehören Auszubildende, Erwachsene, Kinder, StudentInnen und SeniorInnen. Dieser Trend verstärkt die außerschulische Bildungsarbeit. 34 Tabelle 6: Zielgruppen entwicklungspolitischer Bildungsarbeit Bisherige Zielgruppen neue Zielgruppen seit 2009 Kinder 15,4% 7,1% Schüler und Schülerinnen 19,2% 3,6% Weitere Jugendliche 14,1% 3,6% Auszubildende 12,8% 21,4% Studenten und Studentinnen 12,8% 7,1% Erwachsene 16,7% 14,3% Senioren und Seniorinnen 7,7% 7,1 andere 1,3% 14,3 Keine neue Zielgruppe Gesamt 21,5% 100% 100% Eigene Erstellung Die durchschnittliche Gesamtteilnehmerzahl der Vereine hat sich von 2008 bis 2011 um 15 Prozent erhöht (von 1696 auf 1951). Bei einem Drittel der Vereine hat sich die GesamtteilnehmerInnenzahl verdoppelt. Insgesamt erreichen die 16 in der Bildungsarbeit tätigen Vereine insgesamt ca. 30.000 TeilnehmerInnen pro Jahr. Die MultiplikatorInnen nehmen als Zielgruppe und als Akteure der Bildungsarbeit eine zunehmend wichtige Rolle in der Bildungsarbeit ein. Damit wird der wachsenden Nachfrage nach entwicklungspolitischer Bildung Rechnung getragen und ein nachhaltiger Ansatz gewählt. Mehr als 70 Prozent der Vereine bildet MultiplikatorInnen aus. Im Durchschnitt wurden 2008 pro Verein 14 MultiplikatorInnen ausgebildet, bis 2001 hat sich die Zahl auf 27 MultiplikatorInnen erhöht, also fast verdoppelt. Bei der Anzahl der Tage, an denen Bildungsarbeit im Jahr stattfindet, hat es zwischen 2008 und 2011 eine Zunahme um 30,6 Prozent gegeben, von einem Jahresdurchschnitt von 49 im Jahr 2008 auf einen Durchschnitt von 64 Tagen. Auch der Anteil von Veranstaltungen, der im ländlichen Raum stattfindet, ist gestiegen. Die Vereine, die 25 Prozent ihrer Veranstaltungen im ländlichen Raum, hier definiert als Orte mit weniger als 50.000 Einwohner, durchführen, haben sich zwischen 2008 und 2011 von 15 Prozent auf 26 Prozent erhöht. Preise sind ein Zeichen der Anerkennung von guter Bildungsarbeit und erhöhen die Sichtbarkeit. Der Dachverein Reichenstraße e.V. wurde im November 2009 auf dem Kongress „WeltWeitWissen“ vom BMZ für seine globale Bildungsarbeit ausgezeichnet. Der aha e.V. erhielt den Preis zwei Jahre später für sein Projekt „One World Tour selbstgemacht“. KATE e.V. in Berlin wurde im Februar 2012 für sein Projekt „Deine Welt im Focus“ als UN-Dekade-Projekt auf der Didakta in Hannover prämiert. Eine in ostdeutschen Bundesländern einmalige Veranstaltungsform sind die Entwicklungspolitischen Bildungstage, die jeweils in Herbst für 1-3 Wochen an vielen 35 dezentralen Orten stattfinden. 9 So gibt es seit 1994 die Thüringer Entwicklungspolitischen Bildungstage, THEBIT, seit 1999 die Sächsischen Entwicklungspolitischen Bildungstage, SEBIT, seit 2000 das Berliner Entwicklungspolitische Bildungsprogramm, BENBI und seit 2004 die Brandenburger Entwicklungspolitischen Bildungstage, BREBIT. In Sachsen Anhalt und MecklenburgVorpommern folgten die NRO dem Beispiel. Es beteiligen sich Vereine, Schulen und andere Organisationen. In Mecklenburg-Vorpommern sind es 35 Veranstalter, die an 50 Orten drei Wochen lang Bildungsaktivitäten durchführen. In Brandenburg finden jedes Jahr über 100 Veranstaltungen statt, mit einer Gesamtteilnehmerzahl von 3.800. Zwei Wochen lang werden dann Veranstaltungen, wie Projekttage und Workshops an Schulen, Filmabende, Ausstellungen, Lesungen und Diskussionsrunden durchgeführt. Die Entwicklungspolitischen Bildungstage stehen inzwischen in allen Bundesländer unter einem besonderen Motto, das sich an den Themen der UN-Dekade „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ orientiert. Diese Themen sind inhaltlich mit den acht UN-Millenniumsentwicklungszielen verknüpft. 2010 war das zentrale Thema in Brandenburg das Geld („Schein – oder nichts sein. Dreht sich die Welt auch ohne Geld?“), 2011 war es das Thema Stadt („Lebens(T)raum Stadt“), 2012 das Thema Hunger und Überfluss („Dinner for one – oder für alle?“). Die Zielgruppe sind meist SchülerInnen und Lehrer, aber zunehmend auch andere interessierte Menschen. Einige der PKF-geförderten Vereine und ihre StelleninhaberInnen spielen für die Durchführung der Entwicklungspolitischen Bildungstage eine sehr zentrale Rolle. Die BREBIT würde es ohne die RAA, den VENROB, Carpus und die GSE nicht geben. KATE organisiert seit 2002 in Berlin BENBI. Das Ökohaus Rostock und der Weltblick in Greifswald spielen eine zentrale Rolle bei den BIT in Mecklenburg-Vorpommern. Der Verein Eine-Welt Jena führt in Thüringen die größte Anzahl von Veranstaltungen durch und die SAEBIT ist erst durch den Dachverein Reichenstraße und den Friedenskreis Halle angestoßen worden. Pro Jahr werden durch die Entwicklungspolitischen Bildungstage in den sechs Bundesländern mehr als 10.000 Menschen direkt erreicht. 7.3. Wirkungen im Politikfeld Die Frage der Wirkungen im Politikfeld konnte im Rahmen der Evaluation nicht systematisch bearbeitet werden. Beispielhaft werden einige Wirkungen, an denen die PKF-StelleninhaberInnen und ihre Vereine mitgewirkt haben, beschrieben. Dank der Lobbyarbeit des BER und seiner Mitgliedsvereine hat sich der Haushaltstitel für Entwicklungspolitik im Land Berlin verdoppelt. Die Landesparlamente in Berlin und Brandenburg haben entwicklungspolitische Leitlinien erlassen. Dem Eine-Welt-Haus Jena ist es gelungen, dass der Stadtrat Jena einen Entwicklungshilfefonds einrichtet, der die Projekte der Städtepartnerschaft mit jährlich 30.000 € finanziert. 9 Entwicklungspolitische Bildungstage gibt es sonst nur noch im Saarland. 36 Rostock ist dank der Unterstützung durch die FH-Beraterin des Entwicklungspolitischen Netzwerk Sachsens (ENS) und des Ökohauses Rostock im September 2012 zur Fair-Trade-Town ausgezeichnet worden. Leipzig hat dank der Federführung des Eine-Welt-Leipzig e.V. bereits im September 2011 diesen Titel erhalten. Die Evangelisch-Lutheranische Landeskirche Mecklenburg hat einen Synodenbeschluss zur öko-fairen Beschaffung vorbereitet. Das Ziel ist die Verwendung von fair-gehandelten Produkten in Kirchgemeinden, diakonischen Einrichtungen und bei Großveranstaltungen. Einen erheblichen Verdienst hat hier die Faire-Handels-Beraterin von Mecklenburg-Vorpommern. In Kooperation mit der Universität Rostock ist es dem Ökohaus Rostock gelungen, das Thema „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ in das Curriculum der LehramtstudentInnen zu integrieren. Entwicklungspolitische Themen sind insgesamt im politischen Raum präsenter geworden. Beispiele sind das Nachhaltigkeitsthema, die Klimadebatte, der Faire Handel. Hier haben die ostdeutschen NRO mit ihren langfristigen Präsenz und ihrem langen Atem beigetragen. Ergebnisse: 1. Fast alle geförderten Vereine haben ihre Kooperationsnetze seit 2009 qualitativ und quantitativ erweitert. Dadurch ist es gelungen, entwicklungspolitische Themen in neue gesellschaftliche Sektoren zu transportieren. 2. Die Landesnetzwerke werden als Vertreter der NRO akzeptiert und können in einigen Fällen die Interessen der NRO in politische Gremien einbringen. 3. Die MDO-Beratung hat die Gründung von MigrantInnenorganisationen und ihre Nähe zu den entwicklungspolitischen NRO befördert. 4. In der Bildungsarbeit wurden mehr Menschen mit neuen Themen und Methoden erreicht. Der Anteil der Ausbildung von MultiplikatorInnen hat zugenommen. 5. Durch die substantielle Teilnahme der PKF-StelleninhaberInnen an der Vorbereitung und der Durchführung der Entwicklungspolitischen Bildungstage gibt es diese inzwischen in allen ostdeutschen Bundesländern, jeweils im Herbst. Sie werden von mehreren tausend Menschen besucht. 6. Kommunen und Länderregierungen nehmen die Arbeit der PKF-geförderten Vereine zunehmend zur Kenntnis genommen, haben vereinzelt Kooperation angeboten und sich in einigen Fälle, mit Unterstützung der NRO, auf Faire-TradeTownprozesse, Nachhaltigkeitsdebatten und entwicklungspolitische LeitlinienDiskussionen eingelassen. Empfehlungen: 1. In der Bildungsarbeit der Vereine sollte die Ausbildung von MultiplikatorInnen ein Schwerpunkt sein, um der wachsenden Nachfrage nach Bildungsangeboten nachzukommen. 2. Die aktive Teilnahme von NRO an Kampagnen, Netzwerken oder Entwicklungspolitischen Bildungstagen sollte weiterhin gefördert werden. 3. Wirkungen im Politikfeld setzen eine Förderung über mehrere Förderphasen voraus. 37 8. Anhänge zur Evaluation des 5. Personalkostenfonds (PKF) Anhang 1: Terms of Reference (ToR) Anhang 2: Dokumenten- und Literaturliste Anhang 3: Interviewliste Anhang 4: Interviewleitfaden Anhang 5: Qualitative Auswertung der Interviews nach Grounded Theory Anhang 6: Online-Befragungsbogen 38 8.1 Terms of Reference Entwurf der ToR für die abschließende Evaluierung der 5. Personalkostenförderung 2009-2011 Hintergrund Der Personalkostenfonds existiert seit 1996 (Laufzeiten und Entwicklung, Stellen & Gelder darstellen). Und alle wurden bislang extern evaluiert (Darstellen). Eigentlich war vorgesehen, diesen 5. PKF auch begleitend zu evaluieren. So wurde es auch im Antrag dargestellt. Aber massive Rückmeldungen seitens der geförderten NRO wegen „Evaluationsmüdigkeit“ und Häufigkeit der Evaluationen haben dazu geführt, dass wir von der Idee der externen Evaluation Abstand genommen haben. Kaum ein anderes Projekt ist so kontinuierlich und lückenlos extern evaluiert worden. Deswegen wurde vereinbart, und dem BMZ auch im ersten Zwischenbericht mitgeteilt, dass die Elemente „Selbstevaluation und Qualifizierung“ den Schwerpunkt bilden. Die geförderten Vereine haben sich im Rahmen der ersten Fortbildung Formen und Instrumente der Selbstevaluation angeeignet und seither im Monitoring und der Berichterstattung genutzt. Bezugsrahmen für den Abschlussbericht ist die Ziel-Unterziel-Ergebnis-Matrix (siehe beigefügtes Schaubild). Die abschließenden Sachberichte der NRO liegen vor und werden im Sommer/Herbst ausgewertet. Das Angebot von Christiane Schulte, im Rahmen ihrer Abschlussarbeit des Masterstudiengangs „Evaluation“ die Evaluation des 5. PKF vorzunehmen, haben wir angenommen. Zudem sitzt Christiane Schulte als entwicklungspolitische Expertin im Stiftungsrat. 1. Ziele der Evaluation: 1. Die Evaluation soll offen legen, was der PKF an belegbaren Ergebnissen und Wirkungen in den zweieinhalb Jahren für die geförderten Vereine gebracht hat. 2. Schließlich sollen verlässliche Aussagen dazu gemacht werden, ob das zweieinhalbjährige Programm dazu geführt hat, dass die geförderten Vereine als entwicklungspolitische Akteure gestärkt sind und ihre entwicklungspolitische Arbeit qualifizierter durchführen. 3. Explizit soll es auch darüber Aufschluss geben, ob und in welchem Maße die begleitende Qualifizierung zur Stärkung der Akteure beigetragen hat. 4. Die Evaluation soll darüber Aufschluss geben, ob das Programm über die Stiftung Nord-Süd-Brücken gut administriert und begleitet wurde. 5. Die Evaluation soll kritisch überprüfen, ob die Ziele und Indikatoren eine geeignete Struktur waren, tatsächliche Verbesserungen in der Arbeit der Vereine und ihre Stärkung als entwicklungspolitische Akteure nachzuweisen 2. Fokus und Zuschnitt der Evaluation 2.1 Rahmen: Klarheit und Chancen des Förderprogramms (Ziel 4) • Hat die SNSB aus Sicht der NRO klar und deutlich die Programmziele kommuniziert? Wenn ja, wie und in welcher Form ist dies geschehen? Gäbe es weitere Formen der Vermittlung? 39 • • Wie bewerten die NRO die Mitgestaltungsmöglichkeiten, die ihnen das Programm geboten hat (zu Beginn, im Prozess, zum Ende)? Wie war aus Sicht der NRO der Auswahlprozess/die Stellenvergabe organisiert? War/ist ihnen bekannt, wer und wie über die Stellen entschieden hat? 2.2. • • • • Messbarkeit, Methodik, Zielorientierung (Ziel 5) Waren die Ziele für die Formulierung eigener (auf Ebene der geförderten NRO) Ziele bzw. Beiträge zu den Programmzielen hilfreich? Waren die Indikatoren des PKF-Programms geeignet, zu Beginn des PKFs Ausgangsindikatoren (Baselines) zu definieren, um so im Projektverlauf die Veränderungen auch messen zu können? Hätten die NRO sich grundsätzlich eine andere Herangehensweise gewünscht? Wenn ja, welche? Fehlen aus Sicht der NRO entscheidende Zielebenen/Zielstellungen des Programms? Wenn ja, welche? 2.3 Ergebnisse und Wirkungen bei den geförderten Vereinen (Ziele 1, 2, 3) 2.3.1 Mit Bezug auf das Projektziel • In welchen Tätigkeitsbereichen wurden die Vereine durch die PKF-Förderung (Mitte 2009- Ende 2011) als entwicklungspolitischer Akteur gestärkt? • Hat die PKF-Förderung in den zurückliegenden zweieinhalb Jahren dem Stelleninhaber/dem Verein ermöglicht, neue Zielgruppen anzusprechen oder die Interaktion mit den vorhandenen Zielgruppen zu intensivieren? • Hat sich bei jenen Vereinen, die mindestens schon zum zweiten Mal PKF-gefördert werden, die Planung, Berichterstattung und Antragstellung (nicht nur bei SNSB, sondern allgemein auch bei anderen Geldgebern) verbessert. Wenn ja, ist dies auf die Personalkostenförderung zurückzuführen? Woran kann man das belegen (konkrete Erkenntnisse, Lernerfahrungen etc.)? 2.3.2 Mit Bezug auf das Unterziel 1 • Seit wann arbeitet der Verein mit einem Planungs- und Auswertungssystem? Hat sich das Planungs- und Auswertungssystem im Projektverlauf verbessert? Welche positiven beziehungsweise negativen Erfahrungen sind damit gemacht worden? • Hat sich in den zurückliegenden zweieinhalb Jahren die finanzielle Mittelbasis des Vereins/des Arbeitsbereiches verbessert und wenn ja in welchem Maße? • In welcher Form hat sich das lokale oder regionale Kooperationsnetzwerk in den zweieinhalb Jahren verändert/erweitert (quantitativ und/oder qualitativ)? 2.3.4 Mit Bezug auf Unterziel 2 • Wenn der Verein in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit tätig ist: Wurde in den zurückliegenden zweieinhalb Jahren diese Bildungsarbeit intensiviert und wenn ja, in welcher Form? • Wurden entwicklungspolitische Angebote auch im ländlichen Raum (außerhalb größerer Städte in den NBL > 50.000 Einwohner) durchgeführt und wenn ja, wo und wie hoch ist ungefähr der Anteil an Gesamtveranstaltungen? Beteiligt sich der Verein aktiv an einer bundesweiten oder regionalen entwicklungspolitischen Kampagne, bzw. setzt eigene Aktivitäten dazu vor Ort um? • Wenn der Verein entwicklungspolitische (Bildungs-)Referenten einsetzt: Arbeitet er auch mit migrantischen Referent/innen, und wenn ja, in welchem Umfang? 2.3.5 Mit Bezug auf das Unterziel 3 • Hat sich die Teilnahme an den PKF-Workshops für die Arbeit des Stelleninhabers/den Verein positiv ausgewirkt und wenn ja, wo/wie hat sich das gezeigt? 40 3. Bewertung 3.1. Wie fällt die Gesamtbewertung des Programms aus? • • • • • Ist das Programm relevant in Bezug auf die Probleme und Herausforderungen der Vereine? Wurde das Vorhaben so umgesetzt, dass die unmittelbaren Ziele erreicht werden? Sind die vorhandenen Mittel und Ressourcen effizient eingesetzt worden? Sind andere Modelle denkbar, die unter dem Mittel-Output-Verhältnis bessere Ergebnisse erzielt hätten? Hat das Programm eine entwicklungspolitische Wirkung in Bezug auf die Neuen Bundesländer und darüber hinaus entfaltet? Inwieweit haben die positiven Wirkungen des PKF für sich genommen über das Projektende hinaus eine dauerhafte Wirkungen? Was sind hier die Risiken und Gefahren? 4. Empfehlungen 4.1. allgemeine Empfehlungen • • • Sollte Personalkostenförderung als Instrument der Förderung weiter fortgesetzt werden, oder sollte die Förderung nur noch in Form der Projektförderung erfolgen? Welche Mindestanforderungen braucht ein Träger/Verein, um erfolgreich eine Personalkostenförderung zu administrieren/implementieren? Was sind die wirklich relevanten Aspekte (Inhalte, Region, Träger usw.), die für eine Personalkostenförderung ausschlaggebend sein sollten? 4.2 Besondere Empfehlungen in Bezug auf das anstehende Promotorenprogramm • • • Welche Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem PKF-Programm lassen sich auf das anstehende Promotorenprogramm übertragen? Wo muss sich das gegenwärtige PKF-Programm verändern/weiterentwickeln, um „zukunftsfähig“ zu sein (bzw. in das Promotorenprogramm hineinzupassen)? Auf Basis der bisherigen inhaltlichen Schwerpunktsetzung und Auswahl im Rahmen der Personalkostenförderung: Was sind wünschenswerte Veränderungen in diesem Prozess (inhaltlicher und regionaler Zuschnitt und Auswahlverfahren), um die Personalkostenförderung/das Promotorenprogramm möglichst wirkungsvoll zu machen? 5. Zeitplan Juni: Vorbereitung (Lektüre der umfassenden Dokumentation, Vorbereitung der Erhebungsinstrumente) Juli: Durchführung der Datenerhebung (Besuch der NROs, Interviews, Umfrage) August: Auswertung der Daten September: gemeinsame Diskussion eines Berichtsentwurfs. 6. Vorgehen und Methoden/Instrumente Im Rahmen der Evaluierung sollen quantitative und qualitative Methoden zum Einsatz kommen. Geldgeber, Experten und VertreterInnen der ostdeutschen NROs werden im Rahmen von Experteninterviews befragt. Diese Interviews werden zum Teil mit qualitativen Auswertungsmethoden (grounded theory) ausgewertet. Alle geförderten NROs nehmen darüber hinaus an einer standardisierten Befragung teil. Diese Befragung wird nach Möglichkeit ebenso mit NROs durchgeführt, die sich um eine Förderung beworben, diese aber nicht erhalten haben. Diese zwischen 2009 und 2011 nicht geförderten NRO könnten eine Vergleichsgruppe bilden. Nach Möglichkeit wird auf Daten vorheriger Evaluationen zurückgegriffen. 41 Die Evaluation soll mit einem partizipativen Ansatz durchgeführt werden. Gemeint ist die Einbeziehung der verschiedenen Stakeholder (Auftraggeber, Trägerorganisationen, Zielgruppen) in die unterschiedlichen Phasen der Evaluationsdurchführung. Ein erster Berichtentwurf liegt zum 10. September 2012 vor. 42 8.2. Dokumenten- und Literaturliste Giesche, Dorothee (2005). Evaluierung der Personalkostenförderung der Stiftung Nord-Süd-Brücken. Zeitraum 2003-2006. Berlin. Massing, Armin/ Rosen, Andreas/ Struck, Gaby (2010). Wirkt so. Handreichung zur Wirkungsorientierung und Antragstellung in der entwicklungspolitischen Inlandsarbeit. Berlin. Przyborski, Aglaja/Wohlrab-Sahr, Monika (2009). Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch. München. Rosen, Andreas. Aufwerten oder weiter abkoppeln? Entwicklungspolitische Arbeit in den neuen Bundesländern. Dokument. Scheunpflug, Annette/ Bergmüller, Claudia/ Schröck, Nikolaus (2010). Evaluation entwicklungsbezogener Bildungsarbeit. Münster. Stiftung Nord-Süd-Brücken (2009a). Zuschüsse zu den Personalkosten privater deutscher Träger in den Neuen Bundesländern einschließlich Berlin-Ost, PKF V. Stiftung Nord-Süd-Brücken (2009b). Protokoll der Vorstandssitzung vom 8. Juni 2009. Stiftung Nord-Süd-Brücken (2011a). Zwischennachweis für das Haushaltsjahr 2010. Stiftung Nord-Süd-Brücken (2011b). Geschäftsbericht: Was bewegt die Personalkostenförderung? Berlin. Stiftung Nord-Süd-Brücken (2012). Zwischennachweis für das Haushaltsjahr 2011. Stockmann, Reinhard (2006). Evaluation und Qualitätsentwicklung. Münster Struck, Gaby (2009). Abschlussbericht zur begleitenden Evaluierung der Personalkostenförderung (PKF 4) der Stiftung Nord-Süd-Brücken. Berlin. Verburg, Maria Magdalena. Ostdeutsche Dritte-Welt-Gruppen vor und nach 1989/90. Dokument. Weitere Dokumente: 42 Anträge von NRO an SNSB 28 Berichte der geförderten NRO an SNSB 43 8.3. Interviewliste Liste der interviewten Organisationen und Personen Organisation Datum Person VENROB 04.07.12 Uwe Prüfer Eine Welt Haus Jena 09.07.12 Theresa Popp Eine Welt Haus Leipzig 09.07.12 Juliana Markow Aha e.V. 10.07.12 Anja Rammer, Tina Simon ENS 10.07.12 Anne Schicht Carpus e.V. 12.07.12 Uwe Berger SNSB 12.07.12 Ingrid Rosenburg, Andreas Rosen VolNet 26.07.12 Christian Weinert Dachverein Reichenstraße 30.07.12 per Telefon Cornelia Kopf BMZ Daphne Groß-Jansen 06.08.12 44 8.4. Interviewleitfaden Grunddaten Organisation: gefördert seit: Stelleninhaber: Funktion: seit wann: Gesamtanzahl Personal: Anzahl von Abteilungen: Interviewleitfaden: Qualitativer Teil: 1. Der PKF zielt darauf ab, den Verein institutionell und als entwicklungspolitischen Akteur zu stärken. Kannst du über deine Erfahrungen in den letzten drei Jahren erzählen, was so an Veränderungen bei euch im Verein passiert ist? Leitfragen: • Ist die Programmkonzeption schlüssig? Stimmst du mit Zielen überein? Innovationskonzeption: • Was ist das Besondere am PKF? Was ist wichtig und sollte auch erhalten bleiben? Ressourcen: • Wie werden die Finanzen aufgeteilt (Personalkosten, Workshops, sonstiges)? Technische Ressourcen: • Was ist genau in den Workshop gemacht worden, was hast du mitgenommen? PME: o Mittelerhöhung : o Wissensmanagement: o Lobbyarbeit: • Welchen Nutzen sollen die NROs aus dem Programm ziehen? • Welche Erwartungen haben die NROs an das Programm? Programmverlauf: • Wie war die Vorbereitungsphase? zum Beispiel der Auswahlprozess? Programmsteuerung: • Wie war die Programmsteuerung durch und Zusammenarbeit mit SNSB? • Hat die Zielsystematik geholfen? Gibt es eine Jahresplanung? Hat Monitoring stattgefunden? Waren die Vorgaben hilfreich für die Berichte? • Wurde auf das Förderende vorbereitet? 45 INTERNE WIRKUNGSFELDER Zielakzeptanz: • Wie gut ist das Programm beim Leitungspersonal des Vereins bekannt und wie wird es dort bewertet? • Gibt es Unterstützung für den PKF? zum Beispiel durch zusätzliche Ressourcen? Personal: • Was hat sich in den letzten drei Jahren im Team verändert? Anzahl des hauptamtlichen Personals, Qualifikation, Kapazitätsaufbau. o Veränderungen bei Ehrenamtlichen? o Veränderungen bei den Mitgliedern? • Arbeitet die Organisation mit Referenten? Woher kommen die? Gibt es eine Zunahme von Referenten mit Migrationshintergrund? • Was von Veränderungen im Personal ist auf den PKF zurückzuführen? Organisation: • Gibt es ein PME-System? Wie werden Aktivitäten geplant? Jahresplanung, Monitoring, Berichte, Selbstevaluation? • Wurden Erkenntnisse aus dem Workshop umgesetzt? • Welche von den Veränderungen sind auf den PKF zurückzuführen? • Hat die Leistungsfähigkeit der Organisation durch den PKF zugenommen? Finanzielle Ressourcen: • Wie steht es um die Mittel der Organisation? Wie finanziert sich der Verein? Hat es in den letzten Jahren Veränderungen bei Eigen- und Drittmitteln gegeben? • Konnten Kenntnisse aus dem Workshop Fundraising/Mittelakquise umgesetzt werden? • Kooperationspartner: Wer sind sie? Neue Kooperationspartner? • Welches sind alte und neue Kooperationsnetzwerke? • Teilnahme an entwicklungspolitischen Kampagnen? • Was wurde von den Veränderungen durch den PKF erzielt? • Sind die Veränderung auf den PKF zurückzuführen? EXTERNE WIRKUNGSFELDER: Zielgruppenerreichung: • Werden die ausgewählten Zielgruppen erreicht? Werden mehr Teilnehmer erreicht? Neue Zielgruppen? Veränderungen in den letzten drei Jahren? • Ländlicher Raum, neue Zielgruppen, mehr Teilnehmer. • Was von den Veränderungen hat davon der PKF bewirkt? Zielgruppenübergreifende Wirkungen: • Welchen anderen Gruppen kommt das Programm zugute? Weitere Zielgruppen? Wirkungen im Politikfeld: • Ist das Programm im Politikfeld bekannt? Hat das Programm in der Entwicklungspolitischen Bildungslandschaft was bewirkt? 46 8.5. Qualitative Auswertung der Interviews nach der Grounded Theory 1. Ausgangssituation: Kontext: Ungleiche Ressourcenverteilung für Entwicklungspolitik in Deutschland Ursächliche Bedingungen: Schwache NROStrukturen in Ostdeutschland Phänomen: Fehlende PersonalStellen in ROs Handlungen/Strategien: Personalkostenförderung, Qualifizierung Vernetzung Konsequenzen: Kontinuität in der Arbeit 47 2. Konsequenz: große Dynamik Verlässliche Ansprechbarkeit: Bekanntheitsgrad steigt, langfristige Kooperationspartner Vernetzung nimmt zu Nachfrage steigt Mehr Menschen können in den Verein eingebunden werden, Finanzmittel werden akquiriert, Qualität von PME steigt Phänomen: Kontinuität in der Arbeit Mehr Erfolge in der Lobbyarbeit Bildungsarbeit weitet sich aus: mehr Aktivitäten, Ausbildung von Multiplikatoren, neue Methoden Konsequenzen: Arbeitsdruck nimmt zu Zeit reicht nicht aus 48 3. Neue Organisationsengpässe und Handlungsstrategien Kontext: Nachfrage nach entwicklungspolitischen Themen steigt Ursächliche Bedingungen: Kontinuität in der Arbeit Phänomen: Unzureichende Arbeitsstruktur – Zeitdruck, Handlungen/Strategien: • Organisationsentwicklungsprozess • Koordinieren und delegieren • Professionalisierung Konsequenzen: Organisationsentwickung 49 8.6. Online-Befragungsbogen 50