LehrerInnenbildung: interkulturell-migrationsgesellschaftlich LeB|in

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LehrerInnenbildung:
interkulturell-migrationsgesellschaftlich
LeB|in|MiG
Abschlussbericht des IQF-Projekts
31.Juli 2015
Prof. Dr. Astrid Messerschmidt
Prof. Dr. Heidi Rösch
Myriam Brunner, M.A.
Alina Ivanova, M.A
LeB|in|MiG - LehrerInnenbildung:
interkulturell – migrationsgesellschaftlich
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Einleitung: Das Projekt
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TEIL I: Bedarfsanalyse
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Phase 1: Forschungsdesign
Phase 2: Datenerhebung
Phase 3: Datenauswertung und Ergebnisse
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TEIL II: Entwicklung eines Workshopkonzepts
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Phase 1: Analyse der Auswertungsergebnisse aus den Gruppendiskussionen
Phase 2: Entwicklung einer Workshop-Pilotreihe
Phase 3: Auswertung der Workshop-Pilotreihe
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TEIL III: Konzeption der zweiten Workshopreihe
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Phase 1: Analyse der Auswertungsergebnisse aus der Workshop-Pilotreihe
Phase 2: Materialrecherche und -evaluation durch wissenschaftliche Hilfskräfte
Phase 3: Entwicklung eines Konzepts für den zweiten Workshopdurchgang
Phase 4: Durchführung und Auswertung der zweiten Workshopreihe
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TEIL IV: Projektergebnisse
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Projektveröffentlichung
Modulkonzept „Lehrer│in sein in der Migrationsgesellschaft“
Workshopweiterführung
Abschlusstagung am 17.7.2015
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Ausblick: Bedeutung und Perspektiven des Projekts LeB|in|MiG
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Literatur
Impressum
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Abbildungsverzeichnis
O-Töne aus den Gruppendiskussionen
Poster aus den Workshops
Cover der Projektveröffentlichung
Vorwort zum Handbuch
Programm der Abschlusstagung
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LeB|in|MiG - LehrerInnenbildung:
interkulturell – migrationsgesellschaftlich
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Einleitung: Das Projekt
Das Praxisforschungsprojekt „LehrerInnenbildung: interkulturell-migrationsgesellschaftlich
[LeB|in|MiG]“ entstand aus Mitteln des Innovations- und Qualitätsfonds des Ministeriums für
Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und der Pädagogischen Hochschule
(PH) Karlsruhe, an der das Projekt von 2012 bis 2015 durchgeführt wurde. Ziel ist es, durch die
Entwicklung eines Modulkonzepts zur interkulturell-migrationsgesellschaftlichen Lehrer|innenbildung einen Beitrag zur pädagogischen Professionalisierung von Lehramtsstudierenden
und damit zu einer zeitgemäßen Weiterentwicklung der lehramtsbezogenen Studiengänge an
der PH Karlsruhe zu leisten.
Der Titel des Projekts „LehrerInnenbildung: interkulturell-migrationsgesellschaftlich“ soll auf
das migrationsgesellschaftliche Verständnis von pädagogischer Professionalität aufmerksam
machen. Dabei geht es um Wissenserwerb, Bewusstseinsbildung, Reflexionsfähigkeit und ein
professionelles Selbstbild, das die Diversität und Hybridität moderner Identitäten sowie soziale, materielle, bildungsbezogene und strukturell ungleiche Lebensverhältnisse im Kontext
von Migration und Globalisierung als Realität und Handlungsgrundlage anerkennt. Dementsprechend basiert auch die ‚interkulturelle‘ Komponente im Projekttitel nicht auf einem traditionellen Verständnis von Interkulturalität als Interaktion zwischen unterschiedlichen ‚Kulturkreisen‘, sondern knüpft an die kritische Auseinandersetzung mit dem Kulturbegriff und mit
den Besetzungen des Kulturellen an. Es gilt, das eigene und gesellschaftliche Verhältnis zu Äußerungsformen kultureller Mehrfachzugehörigkeiten und migrationsbedingter Lebenslagen
bzw. zu Diversität und Multilingualität mehrperspektivisch zu reflektieren und diese Reflexion
in das eigene pädagogisch professionelle Handeln zu integrieren. Das Projekt tritt somit bereits im Ansatz der Neigung entgegen, interkulturelle Kompetenz lediglich als Set von Handlungsanweisungen zu verstehen.
Die Arbeit im Projekt stützt sich auf ein prozessorientiertes Vorgehen mit Raum zur Reflexion
forschereigener Verstrickungen in machtasymmetrische Strukturen. Zur Orientierung im Forschungsfeld und zur Erhebung des studentischen Bedarfs im Kontext einer interkulturell-migrationsgesellschaftlichen pädagogischen Professionalisierung wurden Gruppendiskussionen
mit aktuellen und ehemaligen Lehramtsstudierenden durchgeführt (Teil I). Auf Grundlage der
Analyseergebnisse erfolgte die Konzeption und Durchführung einer Workshop-Pilotreihe (Teil
II) sowie deren Modifikation und Weiterentwicklung (Teil III). Abschließend wurden die Erkenntnisse des Projekts in einem Praxisbuch zu interkulturell-migrationsgesellschaftlicher
Lehrer|innenbildung, das im Juli 2015 erschienen ist und einem Modulkonzept für das Lehramtsstudium (Teil IV) festgehalten.
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interkulturell – migrationsgesellschaftlich
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TEIL I: Bedarfsanalyse
Phase 1: Forschungsdesign
Es wurden Gruppendiskussionen mit unterschiedlichen Studierendengruppen durchgeführt.
In den Gruppendiskussionen wurde erhoben, in welcher Form die Studierenden nach ihrer
Auffassung an der PH Karlsruhe Interkulturalität und der pädagogisch-professionellen Auseinandersetzung mit dieser begegnen. Welche Bedarfslagen sie sehen und, daraus abgeleitet,
welche Kompetenzen sie für professionelles pädagogisches Handeln in der Migrationsgesellschaft als notwendig erachten. Welche Vorstellungen sie von Interkulturalität und Diversität
äußern und welchen Stellenwert sie der gesamten Thematik in der Lehrer|innenbildung einräumen. Analysiert wurden auch die Selbst- und Fremdpositionierungen der teilnehmenden
Studierenden, aus denen sich Ergebnisse zum antizipierten Machtgefüge bzw. zu Dominanzvorstellungen und -erfahrungen in Bezug auf Hochschule, Schule und Gesellschaft ableiten
lassen.
Gruppendiskussionen heben sich von anderen fragenbasierten Erhebungserfahrungen ab, da
sie den Einfluss der Forschenden weitgehend minimieren. Die Teilnehmenden unterhalten
sich zu den vorgegebenen Themen nicht direkt mit den Forschenden, sondern untereinander.
Darüber hinaus gibt es keine Vorgaben, wie über ein Thema gesprochen werden soll, ob bspw.
biografisch (biografische Interviews) oder im Monolog (narrative Befragungen). Hierdurch erzeugt das Gruppendiskussionsverfahren Erhebungsbedingungen, die näher an der alltäglichen
Gesprächspraxis der Teilnehmenden sind als Einzel- oder Gruppeninterviews. (vgl. Lamnek:
23) Die Forschenden bleiben bei Gruppendiskussionen weitestgehend beobachtend tätig. Das
Gruppendiskussionsverfahren ist aus diesem Grund auch nicht allein der Methode der Befragung zuzurechnen, sondern ist eine eigenständige Methode, die je nach Erkenntnisinteresse
auf die Befragung, die Beobachtung und das Experiment zurückgreift. (vgl. ebd. 22) Im Projekt
„LehrerInnenbildung: interkulturell-migrationsgesellschaftlich“ war die Befragung und Beobachtung der Teilnehmenden zentral. Dies ermöglichte interessante Einblicke in die Interaktionsweise und Meinungsbildung der Lehramtsstudierenden.
Phase 2: Datenerhebung
Der Zugang zur Zielgruppe erfolgte durch die Vorstellung des Projekts und die Einladung zu
Gruppendiskussionen in rd. 25 Seminaren und Vorlesungen durch Projektmitarbeitende und
ca. in weiteren fünf Seminaren durch die jeweiligen Dozierenden. Des Weiteren wurden alle
Fachschaften der PH Karlsruhe und der „Allgemeinen Studierenden Ausschuss“ der PH Karlsruhe über die Durchführung der Gruppendiskussionen informiert.
Es wurden drei Termine zur Verfügung gestellt, zu denen rd. 40 Anmeldungen eingingen. Es
handelte sich hierbei um Studierende, die stark an der Thematik Interkulturalität und Diversi-
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tät interessiert waren und z.T. bereits über wissenschaftliche, praktische und familiäre/persönliche Erfahrungen verfügten. Im Folgenden werden die Teilnehmenden dieser drei Gruppendiskussionen als Gruppe „Interesse“ zusammengefasst.
Nach der dritten durchgeführten Gruppendiskussion wurde deutlich, dass sich eine Saturation
eingestellt hatte. Diese Erfahrung deckt sich auch mit den Angaben in der Fachliteratur. Es
wird von drei bis fünf Gruppendiskussionen bis zum Erreichen des Saturationspunktes gesprochen (vgl. ebd. 108 ff.). Da es sich bei dem zu konzipierenden Modul um ein Wahlangebot
handeln soll, stellte diese Gruppe von Studierenden auch unsere primäre Zielgruppe dar, dennoch folgten zwei weitere Gruppendiskussionen. Zum einen mit Studierenden, die sich nicht
freiwillig zu Gruppendiskussionen gemeldet haben und zum anderen mit Studierenden, die
dem aktuellen Umgang mit migrationsbedingter Diversität an der Hochschule kritisch gegenüber eingestellt sind. Die Gruppe der Studierenden, die sich nicht freiwillig gemeldet haben,
konnte erreicht werden, indem eine Gruppendiskussion als Bestandteil eines an der PH Karlsruhe stattfindenden erziehungswissenschaftlichen Seminars durchgeführt wurde. Dies erfolgte auf Einladung des Dozenten. Die Seminarteilnehmenden wurden über die Gruppendiskussion durch den Dozenten informiert, von den 20 Seminarteilnehmenden waren sieben an
der Gruppendiskussion anwesend. Es kann somit davon ausgegangen werden, dass auch diese
Studierenden ein Grundinteresse an der Thematik der Diskussion hatten. Im Folgenden wird
diese Teilnehmendengruppe als Gruppe „Seminar“ bezeichnet.
Die zweite Gruppe sind Mitwirkende einer Hochschulgruppe, die sich für die Belange von ausländischen Studierenden, die ihr ganzes Studium in Deutschland bzw. an der PH Karlsruhe absolvieren, einsetzt. Die Hochschulgruppe setzt sich vor allem für die Sichtbarmachung, Anerkennung und Gleichberechtigung der ausländischen Studierenden ein, da sie gerade in Lehramtsstudiengängen mit Ressentiments zu kämpfen haben. Im Weiteren wird diese Teilnehmendengruppe als Gruppe „Hochschulgruppe“ bezeichnet.
Phase 3: Datenauswertung und Ergebnisse
Die Gruppendiskussionen wurden mit Hilfe der Analysesoftware MaxQDA ausgewertet. Die
Auswertung bestand aus einem ersten Textscreening, durch das sichtbar wurde, welche Themen in den Gruppendiskussionen besprochen wurden, sowie der Analyse relevanter Einzelaspekte mit Hilfe der Grounded Theory Methode. Ergebnisse der Auswertung wurden nach thematischen Schwerpunkten, die in allen Diskussionen vorkamen, gruppiert. In den Gruppendiskussionen wurden nur Teilnehmende als Minderheitenangehörige gewertet, die sich auch als
solche in der Diskussion positioniert haben.
Thematisierung von Interkulturalität und Diversität in der Lehre
Bei allen Teilnehmenden – außer der Gruppe „Seminar“ herrschte große Übereinstimmung
darüber, dass die interkulturell-migrationsgesellschaftliche Professionalisierung im Lehramtsstudium einen zu geringen Stellenwert einnimmt. Bemängelt wurde die Anzahl der Seminare
zum Thema Interkulturalität und Diversität im Schul- und Bildungskontext, die Qualität der
Thematisierung sowie z.T. die migrationspädagogische Bildung der Dozierenden. Obwohl in
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allen Diskussionen, außer derjenigen der Gruppe „Seminar“, im Allgemeinen Einigkeit darüber
herrschte, dass es zu der Aufgabe aller Lehramtsstudierende gehört, sich mit dem o. g. Thema
auseinanderzusetzen, sprachen sich die meisten Teilnehmenden gegen obligatorische Veranstaltungen zur interkulturell-migrationsgesellschaftlichen Professionalisierung aus. Dies galt
insbesondere für Teilnehmende, die bereits vertiefte Kenntnisse in migrationspädagogischen
Seminaren erworben haben. Aus ihrer Sicht kann eine Professionalisierung nur durch tatsächliches Interesse an der Thematik erreicht werden. Mit der Positionierung als interessierte und
erfahrene Person gingen tlw. Tendenzen der Überordnung und der Bildung exklusiver InGroups einher.
In der Gruppe „Seminar“ war die Verpflichtung zu Veranstaltungen im Themenbereich interkulturell-migrationsgesellschaftlicher Professionalisierung kein Thema. Hier stand viel mehr
die Diskussion im Raum, ob Seminare dieser Art überhaupt sinnvoll sind, da die Teilnehmenden mehrheitlich der Meinung waren, dass Seminare auf die interkulturellen Anforderungen
im Klassenzimmer nicht vorbereiten können. Diese Einstellung steht in engem Zusammenhang
mit ihrem Verständnis von Bildungsherausforderungen im Kontext von Migration und Interkulturalität. In der Gruppe überwiegte eine Defizitperspektive, die Ursachen für soziale und
bildungsspezifische Ungleichheiten hauptsächlich aufseiten der Familien verorteten. Sie sahen
ihre Rolle als Lehrer|innen eher als Motivator|innen und Mutmacher|innen für begabte Schüler|innen bzw. z.T. auch als Informationsgeber|innen für die Eltern.
Im Allgemeinen wurde die interkulturell-migrationsgesellschaftliche Professionalisierung im
Lehramtsstudium der PH Karlsruhe in den Diskussionen als Spezialthema einzelner Dozierender aufgefasst, nicht als Querschnittsthema oder programmatisch eigenständiges Thema des
Studiums. Einheitlich war in allen Diskussionen (!!) die Forderung nach erfahrungs- und praxisorientierten Lehrmethoden.
Interkulturalität und Diversität außerhalb der Lehre an d er PH Karlsruhe
 Interkulturelle Zusammensetzung der Studierenden und Dozierenden an der PH Karlsruhe
In der Diskussion der Gruppe „Hochschulgruppe“ setzten sich die Teilnehmenden kritisch mit
der bestehenden Interkulturalität und Diversität unter den Studierenden und Dozierenden an
der PH Karlsruhe auseinander. Sowohl die Studierenden als auch die Dozierenden wurden als
weitgehend homogen wahrgenommen.
In der Gruppe „Seminar“ fand keine Diskussion zu diesem Thema statt.
In der Gruppe „Interessierte“ wurde kaum über die Pluralität bzw. Homogenität der Studierenden und/ oder Dozierenden an der PH Karlsruhe gesprochen.
In einer Diskussion der Gruppe „Interesse“ thematisierte ein Teil der Teilnehmenden, die sich
hauptsächlich nicht als Minderheitenangehörige positioniert haben, seh- und hörbare Aspekte
von Interkulturalität, die sie als Indikatoren für diese an der Hochschule nutzten. Hierbei konzentrierten sich die Teilnehmenden hauptsächlich auf ausländische Sprachen, Akzente und z.
T. auch auf die äußere Erscheinung von Kommiliton|innen. Die darüber festgestellte Interkulturalität wurde positiv bewertet und als erstrebenswert angesehen, im Sinne einer multikul6
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turellen und kosmopolitischen Ausrichtung der Hochschule. Es fand keine eindeutige Trennung zwischen migrations- und mobilitätsbedingter Interkulturalität statt, wobei ein Fokus auf
Letztere feststellbar war, was bedeutet, dass vor allem internationale Studierende, die ein
Gastsemester an der PH Karlsruhe absolvieren, wahrgenommen wurden. Die meisten Teilnehmenden, die Interkulturalität auf diese Weise thematisierten gaben an, wenig bis gar keinen
Kontakt zu dieser Gruppe von Studierenden zu haben. Dies wurde bedauert, da ein solcher
Kontakt als Lernerfahrung verstanden wurde.
 Chancengleichheit an der PH Karlsruhe
In der Gruppe „Hochschulgruppe“ wurde insbesondere die Chancengleichheit von Studierenden mit und ohne Migrationshintergrund diskutiert, wobei unter der Gruppe der Studierenden mit Migrationshintergrund implizit Bildungsausländer|innen verstanden wurden. Hauptthemen waren hierbei Sprachprobleme, Diskriminierung und fehlende Akzeptanz gegenüber
dem Ziel, als Bildungsausländer|in Lehrer|in in Deutschland werden zu wollen. Thematisiert
wurde auch die geringe Anzahl von Dozierenden mit Migrationshintergrund an der PH Karlsruhe und Lehrkräften mit Migrationshintergrund in Deutschland im Allgemeinen. In den Gruppendiskussionen der Gruppe „Interesse“ wurde die Frage der Chancengleichheit zwischen Studierenden mit und ohne Migrationshintergrund an der PH Karlsruhe weniger intensiv diskutiert und vor allem von Teilnehmenden mit mittel- oder unmittelbarem Bezug eingebracht.
Das Thema Chancengleichheit und Diskriminierung wurde eher in einen gesellschaftlichen oder schulspezifischen Zusammenhang gesetzt.
In der Gruppe „Seminar“ wurde das Thema Chancengleichheit nicht direkt verhandelt. Im Gespräch gab es immer wieder Andeutungen zu Diskriminierungen, jedoch fand keine Vertiefung
der Thematik statt und es fand keine thematische Anbindung an die Hochschule statt.
Handlungsstrategien und –unsicherheiten der Teilnehmenden im Umgang mit Interkulturalität und Diversität im Schulkontext
 Zielsetzungen
Die Motivation der Teilnehmenden für das Erlernen eines professionellen Umgangs mit Interkulturalität und Diversität im Schulkontext blieb uneindeutig und wurde meist implizit geäußert. Sie bewegte sich zwischen dem Anspruch zur Chancengleichheit und Teilhabe von Minderheitenschüler|innen beitragen zu können, dem Wunsch Multikulturalität im Sinne einer
allgemeinen (mehrheits-)gesellschaftlichen Bereicherung zu (er-)leben und der Durchführung
eines möglichst störungsfreien Unterrichts „trotz“ Interkulturalität und Diversität im Klassenraum. Als Zwischenziele, die den Teilnehmenden gleichzeitig auch als Handlungsstrategien zur
Erreichung dieser übergeordneten Ziele dienten, lassen sich drei Hauptaspekte herausarbeiten: Anerkennung von Interkulturalität und Diversität als Normalität, Empathiefähigkeit für
die Belange und Haltungen von Schüler|innen mit Migrationshintergrund und deren Eltern
sowie Vermeidung von Zuschreibungen. Die Mehrheit der Teilnehmenden sprach sich zur Erreichung dieser Zwischenziele mehr oder weniger explizit dafür aus, Begegnungen zwischen
Vertreter|innen verschiedener Kulturen anzuregen. Nur wenige Teilnehmende äußerten sich
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diesem Ansatz gegenüber skeptisch. Diese hatten bereits fachliche Erfahrungen durch das Belegen von Seminaren oder Praktika erworben und sich mehrheitlich nicht als Minderheitenangehörige positioniert. In den Diskussionen der Gruppe „Interesse“ wurden zwei weitere Ansätze als Handlungsgrundlagen für den Umgang mit Interkulturalität und Diversität im Schulkontext thematisiert: Der Verzicht auf Zwang im Umgang mit Schüler|innen und die Prämisse
individuell auf die Schüler|innen einzugehen. Diese Strategien wurden zwar auch kritisch diskutiert, jedoch fehlte es den Teilnehmenden an Wissen, um alternative Handlungsmöglichkeiten herauszuarbeiten, die ihren Ansprüchen – Zuschreibungen zu vermeiden sowie Anerkennung, Empathie und gegenseitige Bereicherung zu erzeugen – gerecht werden konnten.
 Sprachschwierigkeiten
In Bezug auf den Umgang mit Sprachschwierigkeiten wurde vor allem der Einsatz von mehrsprachigen Materialien und Aushängen bzw. Schreiben für die Eltern diskutiert. Ebenfalls diskutiert wurden die Arbeitsbedingungen im Allgemeinen, wie z. B. Leitlinien und Habitus der
Schule und Unterstützung bzw. Arbeitsklima im Lehrer|innenkollegium. Von Teilnehmenden,
die sich als Minderheitenangehörige positioniert haben, wurde auch die ethnische Zusammensetzung des Kollegiums angesprochen. Fördermöglichkeiten von Deutsch als Zweitsprache oder Sprachenbewusstheit wurden selten diskutiert.
 Machtverhältnisse und Diskriminierungen
In der Auseinandersetzung mit der Bedeutung des Lehrer|innenkollegiums wie auch in Diskussionen über die Studierenden-Dozierenden-Beziehungen an der PH Karlsruhe zeigt sich bei
den Teilnehmenden eine große Sensibilität für Machtasymmetrien, wobei sie ihre persönliche
Rolle als ohnmächtig und die des Lehrer|innenkollegiums bzw. die der Dozierenden als übermächtig problematisierten. Bei der Thematisierung von Diskriminierungen im Schul- und
Hochschulkontext wurden strukturell-gesellschaftliche Machtzusammenhänge nur selten diskutiert. Machtasymmetrien wurden dadurch weitgehend als Normalität hingenommen bzw.
als solche diskutiert und Diskriminierungen wurden häufig als individuelle Probleme von Diskriminierten und Diskriminierenden problematisiert. Die Thematisierung von Diskriminierungen findet durch alle Teilnehmendengruppen statt, jedoch oft eher am Rande der Diskussionen bzw. werden Diskriminierungserfahrungen z.T. relativiert und in seltenen Fällen auch abgewiesen.
 Kulturverständnis
Das Kulturverständnis der Teilnehmenden variierte zwischen dynamisch und/oder konstruktivistisch und einer engen Anbindung des Begriffs Kultur an Nationalstaaten, die mit einer essentialistischen und statischen Vorstellung von Kultur einhergingen. Je stärker das Kulturverständnis konstruktivistisch geprägt war, desto stärker richteten bzw. versuchten die Teilnehmenden ihren Blick bei der Analyse von Zusammenhängen und Situationen auf die Wahrnehmungs- und Handlungsmuster der Mehrheitsgesellschaft oder sich selbst zu richten. Teilnehmende mit einem essentialistischen Kulturbild verstanden die Auseinandersetzungen mit Kultur bzw. kultureller Vielfalt vorwiegend als Aneignung von Wissen über „Andere“.
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O-Töne aus den Gruppendiskussionen
„Ich wüsste gar nicht unbedingt, wie
ich dann damit umzugehen habe. Also
was du auch meintest mit Hilfe, dass
man durch Erfahrungen schon an die
praktischen Herausforderungen heran
geführt wird.“
„Es wäre schön, wenn man schon
während des Studiums was mitnimmt, so aus anderen Kulturen,
was man dann eben in den Klassen anwenden kann.“
„Der Rektor hat uns angewiesen, die Kinder einfach zu ignorieren, sprach abfällig von den ‚Zigeunerkindern’ und beklagte sich, nicht zu wissen wie
er die Beiden loswerden soll. Wörtlich! Ich frage
mich, wieso er sich das als Person, die in der Öffentlichkeit steht, erlauben kann.“
„Ich find’s spannend, dass in unserer Argumentation
das Label auch eindimensional ist. Du sprichst von Label Deutsch, Label Spanisch, aber nicht von den
deutsch-spanisch-mexikanisch gemischten. Wir kommen auch nicht aus diesem Denken raus, dass wir ein
eindeutiges Label finden müssen.“
„Ich bin die einzige Ausländerin im
Ref. Jeder weiß wer ich bin. Wir hatten neulich Fortbildung. Ich hab was
vergessen und als ich angerufen
habe, wussten die sofort wer ich bin.
Das nervt auf Dauer.
„Das heißt dann ja, dass die Pluralität
ja nicht von den Leuten selber abhängt, sondern von den Merkmalen
auf die man sich konzentriert.“
„Unser Job hängt halt davon ab. Das wollen viele Dozenten nicht hören, aber es ist
nun mal so und deshalb überleg ich mir
sehr genau, bei wem ich was sage.“
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TEIL II: Entwicklung eines Workshopkonzepts
Phase 1: Analyse der Auswertungsergebnisse aus den Gruppendiskussionen
Anhand der gruppenspezifischen Thematisierung von Interkulturalität und Diversität wurde
deutlich, dass in den Workshops eine heterogene Lerngruppe hinsichtlich der Zugehörigkeit
zu Minderheiten- oder Mehrheitsgruppen, dem (Nicht-)Vorhandensein persönlicher Migrationserfahrungen und der Art des fachlich-wissenschaftlichen Vorwissens zu erwarten ist. Es
musste also eine Atmosphäre geschaffen werden, in der alle Teilnehmenden sich sicher genug
und fachlich in der Lage fühlten, ihre persönlichen Einschätzungen und Auffassungen einbringen zu können. Dies bedeutet, dass eingebrachte Positionierungen und (Selbst-)Auffassungen
der Teilnehmenden wertgeschätzt, aufgegriffen und in Bezug auf die Reproduktion von Dominanz- und Ungleichheitsverhältnisse reflektiert werden müssen. Das z. T. geäußerte statische
und nationale Kulturverständnis macht die Auseinandersetzung mit postmigrantischen Blickwinkeln notwendig, die die Hybridität von Kultur und Zugehörigkeitsoptionen herausstellen.
Darüber hinaus zeigt dieses Kulturverständnis, die bereits oben angesprochene gruppenspezifische Thematisierung von Interkulturalität wie auch der Anspruch, Zuschreibungen vermeiden zu wollen, dass die Offenlegung von Kulturalisierungsmustern wichtig ist.
Erforderlich ist auch die Auseinandersetzung mit der Beschaffenheit, wie auch den Ursachen
und Folgen von Diskriminierung. In den Gruppendiskussionen blieb Diskriminierung und insbesondere ihre strukturelle Bedingtheit weitgehend dethematisiert.
Die Reflexion von Machtverhältnissen und –asymmetrien ist wichtig, um den Aufmerksamkeitsfokus der Studierenden nicht nur auf ihre ohnmächtigen, sondern ebenfalls auf ihre
machtvollen sozialen Position(ierung)en zu lenken und so die Reflexion von situativen Wahrnehmungs-, Einstellungs- und Handlungsmustern zu ermöglichen.
Die Auseinandersetzung mit Mehrfachzugehörigkeiten, Kulturalisierungsmustern, Diskriminierung, Machtverhältnissen, strukturellen Bedingungen, (mehrheits-)gesellschaftlichen und
persönlichen Wahrnehmungs-, Einstellungs- und Handlungsmustern ist darüber hinaus grundlegend für die Entwicklung von Empathie bzw. die Fähigkeit, Alltagssituationen mehrperspektivisch erfassen und analysieren zu können.
Die weitgehende Auslassung der Förderung von Deutsch als Zweitsprache (DaZ) in der Thematisierung von Mehrsprachigkeit während der Gruppendiskussionen zeigt die Notwendigkeit
zur Sensibilisierung und Vermittlung von grundlegendem sowie anwendungsorientiertem
Wissen in diesem Bereich.
Zwingend notwendig ist darüber hinaus der Transfer der oben beschriebenen Lernziele in
Schul- und Unterrichtssituationen, wie die Einforderung praxisorientierter Lehre und die herausgearbeiteten Unsicherheiten der Studierenden im Umgang mit interkulturell geprägten
Schul- und Unterrichtssituationen deutlich zu machen.
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Phase 2: Entwicklung einer Workshop-Pilotreihe
Der Workshop wurde als Blockveranstaltung bestehend aus drei Einheiten konzipiert. Jede der
drei Einheiten stand unter einem aus den Analyseergebnissen hervorgegangenen Themenschwerpunkt: Wahrnehmungen reflektieren, gesellschaftliche Dominanzverhältnisse, Rassismus und Diskriminierung erkennen sowie Sprachkompetenzen fördern.
Wahrnehmungen reflektieren
In dieser Themeneinheit war die Auseinandersetzung mit Selbst- und Fremdwahrnehmungen,
Mehrfachzugehörigkeiten und der Vielfalt migrationsbedingter Lebenslagen leitend. Die Teilnehmenden werden mit dem Blick von Minderheitenangehörigen auf den sonst von Mehrheitsangehörigen dominierten Zugehörigkeitsdiskurs konfrontiert. Nicht die häufig vermutete
Zerrissenheit von Personen mit mehreren Zugehörigkeitsoptionen steht im Vordergrund, sondern die Rahmenbedingungen, die dazu führen, dass bestimmte plural ausgerichtete Identitäten als problematisch wahrgenommen werden (müssen). Durch die Analyse von Film- und
Textmaterial wird den Teilnehmenden aufgezeigt, wie für komplexe Situationen vereinfachende kulturelle Erklärungs- und Interpretationsansätze herangezogen werden und welche
Rolle soziale Marker hierbei spielen. Mit Hilfe mehrperspektivischer Übungen werden die Teilnehmenden für die Selektivität und Beeinflussbarkeit der persönlichen Wahrnehmung sensibilisiert. Bei der Materialauswahl wurde darauf geachtet, die Pluralität der Lebensmilieus und
Selbstpositionierungen von Minderheitenangehörigen widerzuspiegeln. In den Transferübungen wurde insbesondere Wert auf die Einübung mehrperspektivischer Sichtweisen und selbstreflexiver Herangehensweisen gelegt.
Gesellschaftliche Dominanzverhältnisse, Rassismus und
Diskriminierung erkennen
Der Themenbereich baut auf dem Ersten auf und dient dazu den Teilnehmenden grundlegendes Wissen zu Alltagsrassismus, verschiedenen Formen von Rassismus, institutioneller Diskriminierung, der asymmetrischen Verteilung von Deutungsmacht sowie Chancenungleichheit
zu vermitteln. Besonderen Wert wurde hierbei auf das wechselseitige Zusammenspiel von
persönlichen Sichtweisen und strukturell-gesellschaftlichen Dominanzverhältnissen gelegt.
Dies geschah vor allem mit Hilfe von Rollenspielen, der Bearbeitung von Fallbeispielen und der
Auseinandersetzung mit marginalisierten Perspektiven auf bildungs- und schulspezifische Vorgänge. Im Transfer stand das Erkennen von dominanzgeprägten, diskriminierenden oder rassistischen Vorgängen, der pädagogisch professionelle Umgang mit diesen und das Einüben
einer selbst- und kontextreflexiven Herangehensweisen im Vordergrund.
Sprachkompetenzen fördern
In diesem Themenbereich standen die Vermittlung von Sprachenbewusstheit, grundlegendem
und anwendungsorientiertem Wissen zu Mehrsprachigkeit und die Förderung von Deutsch als
Zweitsprache im Vordergrund. Hierzu wurden die Teilnehmenden angeregt, persönliche und
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bildungsspezifische Spracheinstellungen und -hierarchisierungen zu reflektieren. Darüber hinaus wurden sie für die Entstehung von Standardsprachen sowie die Sprachenvielfalt in
Deutschland und des Deutschen (Sozio- und Ethnolekte, Fach- und Bildungssprachen, anerkannte Minderheitensprachen, migrations- und globalisierungsbedingte Mehrsprachigkeit
etc.) sensibilisiert. Die Förderung von Deutsch als Zweitsprache (DaZ) wurde anhand der Auseinandersetzung mit spezifischen sprachlichen und unterrichtspraktischen Herausforderungen sowie entlastenden und strategievermittelnden Lernhilfen für DaZ-SchülerInnen thematisiert. Die Transferübungen behandelten des Weiteren die Wertschätzung und Förderung von
Mehrsprachigkeit und Sprachbewusstheit bei Schüler|innen.
Phase 3: Auswertung der Workshop-Pliotreihe
Die Auswertung der Workshop-Pilotreihe erfolgte auf Grundlage von Beobachtungsprotokollen – angefertigt durch Projektmitarbeiterinnen – und Reflexionen von den Teilnehmenden.
Viele der eingesetzten Reflexionsmittel (mündliche Gruppendiskussionen, mündliche Einschätzungen von Lehrmaterialien und Lehrer|innenverhalten, schriftliche Begriffsreflexionen,
schriftliche Einschätzungen von Praxissituationen, schriftliche Feedbacks, schriftliche Erwartungsformulierungen und schriftliche Erfahrungsberichte) dienten nicht nur zur Datenerhebung, sondern boten den Teilnehmenden gleichzeitig die Möglichkeit, den Ablauf und die Ausgestaltung des Pilotworkshops mitzugestalten. Dieses Vorgehen diente zur Entwicklung einer
Feedback-Kultur, die einen aktiven Austausch bezüglich Workshopinhalten und -methoden
zwischen Projektmitarbeiterinnen und Teilnehmenden förderte und zum Empowerment Letzterer beitragen sollte. An dem Pilotworkshop nahmen 10 Personen teil. Die Zusammensetzung
der Teilnehmenden war insofern außergewöhnlich, da nur Mehrheitsangehörige teilgenommen haben. Hinsichtlich der fachlichen Vorerfahrungen war die Gruppe heterogen.
Persönliche Wahrnehmungsmuster wurden zwar kritisch reflektiert und mit gesellschaftlich
dominanten Deutungsmustern in Bezug gesetzt, eine Infragestellung von gesellschaftlichen
Dominanz- und Machtverhältnissen sowie eine Aufarbeitung der persönlichen Involviertheit
fanden jedoch eher zögerlich statt. Insbesondere Teilnehmende, die bei Rollenspielen nichtdominante Charaktere verkörperten, schienen sich einer solchen Infragestellung und Aufarbeitung zu öffnen. Zusätzlich wurde deutlich, dass die Auseinandersetzung mit Mehrfachzugehörigkeiten und hybriden Zugehörigkeitsoptionen mehr Zeit braucht, da sowohl die Begrifflichkeiten als auch die inhaltliche Bedeutung für die meisten Teilnehmende ohne fachliche
Vorerfahrungen weitgehend neu war. Ähnlich verhielt es sich mit grundlegendem Faktenwissen zu Migration und Integration in Deutschland, das von der Mehrzahl der Teilnehmenden
nachgefragt wurde. Bei der Durchführung der Transferübungen wurde deutlich, dass diese z.
T. noch praxis- und anwendungsorientierter konzipiert werden sollten. Darüber hinaus zeigte
sich, dass die Teilnehmenden große Schwierigkeiten mit der Entwicklung von emanzipatorischen Handlungs- und Lösungsstrategien in Problemsituationen hatten, in die institutionell
höhergestellte Personen involviert sind.
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Poster aus den Workshops
Erwartungen und Gemeinsamkeiten der Teilnehmenden
Zusammenfassungen von Fallbearbeitungen
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Visualisierungen von Begriffsreflexionen
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TEIL III: Konzeption der zweiten Workshopreihe
Nach der Auswertung workshopbezogener Reflexionen der Teilnehmenden wurde die zweite
Workshopreihe entwickelt. Die Konzeption durchlief dabei folgende Phasen:
Phase 1: Analyse der Auswertungsergebnisse aus der Workshop-Pilotreihe
Bei der Entwicklung von Ideen zur zweiten Workshopreihe stützten sich die Teamerinnen zum
einen auf die Ergebnisse der Evaluation von schriftlichen Reflexionen der Teilnehmenden und
zum anderen auf die Auswertung von eigenen Workshop-Beobachtungsprotokollen. Die Auswertungsergebnisse wurden in Bezug darauf analysiert, inwiefern eine interkulturell-migrationsgesellschaftliche Kompetenzentwicklung bei den Teilnehmenden stattgefunden hat, wie
sich die entwickelten Kompetenzen genau definieren lassen und welche Kompetenzen noch
zu entwickeln bzw. weiter zu entwickeln sind. In einem weiteren Schritt wurde analysiert, welche konkreten Workshopthemen und -methoden zu der Entwicklung von entsprechenden
Kompetenzen bei den Teilnehmenden beigetragen haben bzw. welche Themen und Methoden für die Weiterentwicklung dieser und Entwicklung weiterer Kompetenzen unterstützend
wirken könnten.
Parallel dazu wurden von den Teamerinnen die auf der Basis von Workshopsbeobachtungsprotokollen bzw. Protokollen der Workshop-Nachbesprechungen entstandenen Analysen eigenen Verhaltens bzw. eigener Handlungen als Workshopleitende ausgewertet, um Verbesserungsstrategien für die zweite Workshopreihe zu entwickeln.
Phase 2: Materialrecherche und -evaluation durch wissenschaftliche Hilfskräfte
Parallel zu der Auswertung der Workshop-Pilotreihe wurde eine umfassende Recherche und
Analyse von Theorie- und Praxiskonzepten zum Umgang mit Interkulturalität und Migration
veranlasst. Die Analyse des Umgangs mit interkulturell-migrationsgesellschaftlichen Themen
in wissenschaftlichen Theorien (interkulturelle/allgemeine Pädagogik) bzw. praxisorientierten
Konzepten (interkulturelle Trainingskonzepte) sollte vorgenommen werden, um Ideen bzw.
Anregungen für den theoretischen sowie methodischen Aufbau der zweiten Workshop-Reihe
zu sammeln. Zum anderen wurde geplant, die Art und Weise zu untersuchen, wie die Themen
Migration und Interkulturalität in Fachdidaktiken (Sprach-, Natur- und Sozialwissenschaften)
und aktuellen Lehrwerken behandelt werden. Ziel war dabei, möglichst viele konkrete Beispiele für die Workshops zu finden, um den Umgang mit Interkulturalität im schulischen Kontext zu veranschaulichen, zu analysieren und evtl. Veränderungsstrategien zusammen mit den
Teilnehmenden herauszuarbeiten.
Zu den Zwecken der Materialrecherche und Evaluation wurden vier wissenschaftliche Hilfskräfte eingestellt. Jede|r von ihnen hatte die Aufgabe, ausgewählte Literatur zu analysieren
und einen Überblick anzufertigen, aus dem ersichtlich wird, wie die Themen Migrationsgesellschaft, Interkulturalität, Rassismus, Diskriminierung, Heterogenität, Mehrsprachigkeit u.a. in
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interkulturell – migrationsgesellschaftlich
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der jeweiligen Theorie/dem jeweiligen praxisorientierten Konzept beleuchtet bzw. in den jeweiligen Lehrbüchern thematisiert werden. Dafür wurde ein Raster mit Fragestellungen bzw.
Schwerpunkten angefertigt, welches die Hilfskräfte ausfüllen sollten. Die flexible Form des
Rasters ermöglichte eine Modifikation bzw. Erweiterung je nach Situation.
Die Auswertungen der wissenschaftlichen Hilfskräfte bezogen sich auf Publikationen zu:




Interkulturellen Trainings
Interkultureller/allgemeiner Pädagogik (ausgewählte „Referenzwerke“)
Sprach- und Literaturdidaktik
Fremdsprachen-Lehrwerke (analysiert wurden Lehrwerke für Deutsch, Englisch, Französisch für 7-8 Klassen, Erscheinungsjahr ab 2009)
 Didaktik der Geschichte, Didaktik der Biologie
 Sozial- bzw. naturwissenschaftliche Lehrwerke (analysiert wurden Lehrwerke für Geschichte und Mathematik für 7-8 Klassen, Erscheinungsjahr ab 2009)
Die Analysen wurden von den wissenschaftlichen Hilfskräften im Projekt im Zeitraum vom
01.08.2013 bis 31.12.2013 durchgeführt. Für jedes analysierte Werk bzw. Lehrwerk entstand
ein ausführliches Raster und ein Abstract, in dem die wichtigsten Analyseergebnisse aufgeführt wurden. Die Literatur- und Lehrwerkauswertungen lieferten dem Projekt eine solide Basis an Erkenntnissen und Beispielen, die bei der Planung des zweiten Workshopdurchgangs
berücksichtigt wurden.
Phase 3: Entwicklung eines Konzepts für den zweiten Workshopdurchgang
Aufgrund von Analysen der Ergebnisse aus der Workshop-Pilotreihe sowie erster Ergebnisse
der Materialevaluation durch Projekthilfskräfte wurde ein Konzept mit inhaltlich-methodischen Zielen und Anforderungen an die zweite Workshopreihe entwickelt. Das Raster wurde
während einer Reihe von Arbeitstreffen mit der Expert|innengruppe analysiert, die sich aus
Vertreter|innen der Professor|innen, der wissenschaftlichen Mitarbeiter|innen sowie der
Studierenden an der PH Karlsruhe zusammensetzte. Dabei wurden die möglichen workshopbezogenen thematischen Felder, Methoden, Moderations- und Arbeitsformen diskutiert und
kritisch hinterfragt. Anschließend wurde die endgültige Version des Workshop-Konzepts für
die zweite Workshopreihe entwickelt.
Im Vergleich mit der Workshop-Pilotreihe sind im Konzept für die zweite Workshopreihe vor
allem folgende Aspekte hervorzuheben:
 Eine stärkere Fokussierung auf persönlichkeitsbildende Funktion interkultureller Bildung:
In das Programm der zweiten Workshopreihe sollten mehr Übungen einbezogen werden,
die den Fokus vom „Sprechen über Andere“ auf die Reflexion der persönlichen Lehrer|inrolle bzw. eigener Haltungen und Handlungsmöglichkeiten verlegen. Daraus ergab sich die
Notwendigkeit für die Teamerinnen, Übungen zu finden bzw. zu entwickeln, die die Teilnehmenden zur Analyse der eigenen Position in gesellschaftlichen Verhältnissen der Ungleichheit und Diskriminierung bewegen bzw. eigenes Profitieren von Ungleichheitsver15
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interkulturell – migrationsgesellschaftlich
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hältnissen, eigene Definitionsmacht gegenüber strukturell schwächer Positionierten sowie eigene Versuche, Rassismus zu individualisieren/zu verschleiern, erkennen und revidieren lassen.
 Mit einer stärkeren Orientierung der Workshops an einer selbstreflexiven und selbstkritischen Haltung hängt auch die Entscheidung des Projektteams zusammen, das Thema
Deutsch als Zweitsprache im zweiten Workshopdurchgang gänzlich zu verwerfen und das
Thema Mehrsprachigkeit nicht mehr gesondert zu behandeln, sondern im Zusammenhang
mit den Themen Mehrfachzugehörigkeiten und gesellschaftliche Ungleichheitsverhältnisse anzuschneiden. Das Thema Deutsch als Zweitsprache ließ sich nicht ohne weiteres
in das Gesamtkonzept des Workshops einfügen, insbesondere da die für den Themenbereich zuständige Projektmitarbeiterin Katja Dolinar Hansmann aufgrund ihrer Mutterschaft aus dem Projekt ausgeschieden ist.
 Bei der zweiten Workshopreihe sollten das Kennenlernen und die Analyse gesellschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen sowie Fakten und Daten zu Migration stärker in
Erscheinung treten. Die Teilnehmenden sollten dafür sensibilisiert werden, gesetzlich verankerte Legitimationen von Machtverhältnissen wie auch Ursachen und Wirkungen vielfältiger gesellschaftlicher und politischer Ausschlussmechanismen kennenzulernen. Wichtig waren dabei die Auseinandersetzung mit relevanten Aspekten der aktuellen deutschen
und europäischen Migrations-, Sozial- und Bildungspolitik sowie die Entwicklung einer
analytischen bzw. kritischen Haltung gegenüber migrationspolitischen und -gesellschaftlichen Diskursen in Deutschland. In diesem Zusammenhang wurde ein weiteres Ziel formuliert: Die Teilnehmenden an den Workshops sollten die verstärkte Aufmerksamkeit für die
im öffentlichen Diskurs über die Migration und Migrant|innen verwendeten Begrifflichkeiten entwickeln. Zentrale Begriffe wie „Ausländer|in“, „Migrant|in“, „Migrationshintergrund“, „Integration“/“Assimilation“, „Toleranz“, „Empathie“, „Vorurteile“ sollten analysiert bzw. kritisch reflektiert werden. Außerdem sollten rassistische Bezeichnungen, deren
historische Hintergründe und aktueller Gebrauch untersucht werden. Neben der Wissensvermittlung über migrationsbedingte Phänomene sollte dadurch eine erhöhte Sensibilität
der Teilnehmenden für die Eingebundenheit der Diskurse über Migration und Migrant|innen in die jeweiligen historischen und politischen Kontexte erreicht werden.
 Eine besondere Rolle bei der Konzeption des zweiten Workshopdurchgangs spielte das
Thema Zugehörigkeiten, Mehrfachzugehörigkeiten und Nichtzugehörigkeiten. Eines der
Workshop-Ziele war, zusammen mit den Teilnehmenden mögliche Handlungsstrategien
für einen konstruktiven Umgang mit Machtverhältnissen (in der Schule/im Studium/im
Praktikum etc.) zu erarbeiten und zu diskutieren. Die Auswertung des ersten Durchgangs
hat gezeigt, dass es notwendig ist, die Teilnehmenden zur Entwicklung einer emanzipatorischer Position gegenüber Machtvolleren z.B. durch die Trennung struktureller Abhängigkeit von der eigenen Meinungsbildung und -vertretung zu befähigen. Dabei sollte insbesondere eine konsequente Reflexion persönlicher Handlungsmöglichkeiten und -grenzen
in machtasymmeritischen Konflikt- und Problemsituationen vorgenommen werden.
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In Bezug auf die methodische Weiterentwicklung der Workshops sollte der zweite Durchgang
weitgehend an den ersten anknüpfen. Die im ersten Durchgang erfolgreich eingesetzten Methoden sollten weiterentwickelt und ggf. an die neuen Themenstellungen angepasst werden.
Zusätzlich sollten einige neue Methoden getestet und verschiedene Interaktionsformen im
Workshop variiert werden.
Phase 4: Durchführung und Auswertung der zweiten Workshopreihe
Die zweite Workshopreihe fand im Wintersemester 2013-2014 statt und umfasste die Themenblöcke „Perspektiven und Wahrnehmungen“, „gesellschaftliche Positionierungen und
Gruppenzugehörigkeiten“ und „Diskriminierung/Rassismus“.
Um eine objektivere und umfassendere Erfassung der Workshops zu gewährleisten, haben
sich die Teamerinnen entschlossen, die Workshops (mit Einwilligung der Teilnehmenden) zu
videografieren. Die Durchführung von Videoaufzeichnungen wurden von zwei im Projekt beschäftigten wissenschaftlichen Hilfskräften, S. Dold und D. Hasani geleistet.
Bei der Durchführung von Workshops wurde versucht, eine Balance zwischen der konsequenten Umsetzung des entwickelten Workshop-Konzepts und flexibler Reaktion auf Wünsche und
Bedürfnisse der Teilnehmenden bzw. neuere Ergebnisse der Literaturanalysen durch wissenschaftliche Hilfskräfte zu finden. Nach jedem Workshopblock erfolgte eine grobe Auswertung
anhand der Videoaufzeichnungen, eine Analyse von mündlichen und schriftlichen Feedbacks
der Studierenden sowie eine Besprechung und Evaluation der jeweiligen Blocks zusammen
mit der Expert|innengruppe. Die Analyseergebnisse und Absprachen mit der Expert|innengruppe wurden bei der Planung der nachfolgenden Blöcke berücksichtigt.
Nach dem Verlauf der gesamten Workshopreihe wurden erneut Abschlussreflexionen der Teilnehmenden zu workshoprelevanten Themen gesammelt. Diese wurden allerdings aus zeitlichen Gründen nicht mehr ausführlich ausgewertet. Es fand lediglich eine exemplarische Evaluation der aus Sicht der Teamerinnen besonders relevanten Reflexionsstellen statt. Die Auswertungsergebnisse haben Eingang in die Projektveröffentlichung (s. unten) gefunden.
TEIL IV: Projektergebnisse
Projektveröffentlichung
Nach Ablauf und Auswertung der zweiten Workshopreihe wurden die Ergebnisse des gesamten Projekts zu einem Buch zusammengefasst. Das Buch versteht sich als eine praxisbezogene
Anleitung für eine diversitätsbewusste, reflexionsorientierte, macht- und diskriminierungssensible Lehrer|innenbildung und liefert Impulse für eine theoretisch reflektierte Auseinandersetzung mit den Themen Migrationsgesellschaft, Interkulturalität, Macht, soziale Ungleichheiten, (Nicht-)Zugehörigkeiten und Mehrfachzugehörigkeiten, Diskriminierung und Rassismus.
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Titel, Verlag, Aufbau und Vermarktung
Das Buch trägt den Titel „Praxishandbuch interkulturelle LehrerInnenbildung: Impulse – Methoden - Übungen“. Bei der Wahl des Verlages war zum einen die thematische Entsprechung
des Buchvorhabens dem jeweiligen Verlagsprofil und zum anderen das Preis-Leistungsverhältnis für angebotene Verlagsdienstleistungen wichtig. Schließlich hat sich das Projektteam für
den Debus Pädagogik Verlag entschieden.
Debus Pädagogik ist der Schwesterverlag des Wochenschau Verlags - eines Fachverlags für
politische Bildung. Das Programm von Debus Pädagogik weitet sich konsequent auf Neuerscheinungen aus den angrenzenden Sozial- und Bildungswissenschaften aus. Die Projektveröffentlichung erscheint voraussichtlich im Frühjahr 2015 und richtet sich sowohl an Personen,
die in der Lehrer|innenbildung tätig sind, als auch an all diejenigen, die im Bereich der interkulturellen Bildung und Migrationspädagogik wissenschaftlich und praktisch arbeiten oder
sich für dieses Themengebiet interessieren.
Das Buch besteht aus zwei Hauptkapiteln: einer theoretischen Fundierung und einem praktischen Übungsteil. Die theoretische Fundierung dient dazu, die wichtigsten theoretischen Prinzipien und Prämissen vorzustellen, die Grundlage für das Projekt, die Workshops und die darin
eingesetzten Übungen bilden. Dabei wurden drei Themen fokussiert, auf denen die Workshops im Projekt LeB|in|MiG aufbauten, nämlich Pädagogische Kompetenz, Zugehörigkeit
und Identität sowie Diskriminierung und Rassismus. Jedes Kapitel wurde so strukturiert, dass
unmittelbar nach der Vorstellung theoretischer Grundprämissen Empfehlungen für den Umgang mit diesen Themen in der Praxis gegeben werden. Die theoretischen Prinzipien werden
durch entsprechende Seitenverweise mit den konkreten Übungen aus dem praktischen Teil in
Bezug gesetzt, was eine stärkere Verknüpfung von Theorie und Praxis ermöglicht.
Im praktischen Übungsteil werden aus den theoretischen Überlegungen hervorgegangene
und zum größten Teil bereits in den Workshops erprobte Übungen vorgestellt. Die Übungen
wurden je nach Übungsart systematisiert und sind dementsprechend in Einstiegs- und Aktivierungsübungen, Sensibilisierungsübungen, Reflexionsübungen, Inputübungen, Transferübungen und Abschlussübungen unterteilt.
Der Verlag übernimmt die Vermarktung des Buches und verpflichtet sich, es dem Buchhandel,
Bibliotheken sowie interessiertem Fachpublikum anzubieten und sich um Rezensionen in den
einschlägigen Medien sowie um die Verwertung der Nebenrechte zu bemühen. Das Werk wird
mit einer ISBN versehen und in die branchenüblichen Verzeichnisse aufgenommen. Auch die
Buchautorinnen selbst bemühen sich um die Vermarktung z.B. durch Buchempfehlungen an
relevante Personen aus Wissenschaft und Praxis, Präsentation des Buches während der Tagungen, Konferenzen etc. sowie Einsatz des Werkes im Rahmen der Implementierung des
LeB|in|MiG-Workshopkonzepts an Hochschulen und Universitäten in Deutschland.
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LeB|in|MiG - LehrerInnenbildung:
interkulturell – migrationsgesellschaftlich
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Bedeutung der Projektveröffentlichung für die Lehrer |innenbildung
Während die Themen Interkulturalität und Heterogenität bzw. der Umgang damit bereits Eingang in die Weiterbildung von Lehrkräften gefunden haben, kommt eine praktisch orientierte
und persönlichkeitsstärkende Auseinandersetzung mit den alltäglichen Anforderungen von
Heterogenität und Interkulturalität im Studium von angehenden Lehrer|innen häufig noch zu
kurz. Mit dem im Rahmen des Projekts entstandenen Praxishandbuchs soll ein Beitrag zur
Schließung dieser Lücke geleistet werden. Es fasst die wichtigsten Erkenntnisse des Projekts
LeB|in|MiG zusammen und zeigt – in Anlehnung an theoretische Konzepte der kulturkritischen, diskriminierungssensiblen, reflexiven Bildung – verschiedene Möglichkeiten der interkulturell-migrationsgesellschaftlich kompetenten Arbeit mit Lehramtsstudierenden auf. Somit
versucht das Buch zu veranschaulichen, wie interkulturell-migrationsgesellschaftliche Kompetenz auf der Ebene der Inhalte, Methoden und Ziele der Lehrer|innenbildung angesiedelt werden kann.
Eines der Alleinstellungsmerkmale des Buches ist, dass es eine tiefgreifende theoretische Fundierung mit einer starken Orientierung an der alltäglichen Schul- und Unterrichtspraxis verbindet. Alle darin vorkommenden Übungen sind theoretisch reflektiert, die meisten wurden,
wie oben bereits erwähnt, während der Workshops erprobt und wissenschaftlich ausgewertet. Das Buch bietet auch eine Reihe neuer, im Rahmen des Projekts LeB|in|MiG erstmalig
entwickelter Übungen, die auf aktuelle gesellschafts- bzw. bildungspolitische Ereignisse Bezug
nehmen. Bereits bekannte Übungen erscheinen in einer modifizierten, auf die speziellen Herausforderungen des Lehrer|inberufs angepassten Form und bieten konkrete Hilfestellungen
für den Umgang mit Interkulturalität und Heterogenität in der Klasse. Dadurch trägt das Buch
dazu bei, die Schere zwischen den theoretischen Ansprüchen der Migrations- und interkulturellen Pädagogik und den didaktischen Anforderungen der aktuellen Lehr- und Unterrichtspraxis in einer Migrationsgesellschaft zu schließen.
Ein wichtiges Merkmal des Buches ist die oben bereits erwähnte durchgehende Kommentierung der Übungen. Die Kommentare haben das Ziel, die praktischen Vorschläge mit den theoretischen Überlegungen in Bezug zu setzen bzw. zu veranschaulichen, welche theoretischen
Grundlagen die praktischen Vorschläge untermauern. Die Kommentare enthalten außerdem
Hinweise auf mögliche Übungsvarianten, auf eventuelle Schwierigkeiten, die sich durch die
jeweilige Themenstellung bzw. die jeweilige Übungsmethode ergeben können, sowie die Empfehlungen der Autorinnen zur Durchführung der Übungen, die auf den Erfahrungen aus den
Workshops des Projekts LeB|in|MiG basieren. Somit haben die Leser|innen Referenzwerte
und können sich eine Meinung über die Angemessenheit und Effektivität der Übungen sowie
die optimalen Bedingungen für deren Durchführung bilden.
Trotz starker praktischer Orientierung verzichtet das Buch auf den Anspruch, universell einsetzbare Handlungsanweisungen zu geben, und setzt stattdessen auf die Lieferung von Impulsen und die durchgehende Fokussierung auf (Selbst-)Reflexionsprozesse aufseiten der Teilnehmenden und der Teamer|innen. Eine besondere Bedeutung wird der Entwicklung der
(Selbst-)Reflexionskompetenz von angehenden Lehrer|innen beigemessen, da diese eine
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interkulturell – migrationsgesellschaftlich
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wichtige Basis für ein kompetentes pädagogisches Handeln darstellt. Die konsequente Förderung einer selbstreflexiven Haltung wird sowohl durch die Inhalte der angebotenen Übungen
(eigene pädagogisch-professionelle Kompetenz, eigenes Verhältnis zu Migrationsgesellschaft,
eigene Zugehörigkeiten/Nichtzugehörigkeiten, Selbst- und Fremdbilder, Perspektivenwechsel
etc.) als auch durch die Methoden (Gruppendiskussionen, Reflexionen zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen, Analysen von und Stellungnahmen zu Problemsituationen im
schulischen Kontext, Feedbacks zu eigener Mitwirkung im Workshop etc.) erreicht. Ebenso
konsequent findet eine Analyse von gesellschaftlichen Macht- und Ungleichheitsverhältnissen
bzw. Analyse der Instrumentalisierung der Themen Kultur und Migration im gesellschafts- und
bildungspolitischen Diskurs statt. Das Buch trägt somit dazu bei, eine interkulturelle Kompetenz bei Leser|innen und Übungsadressat|innen zu fördern, die darauf ausgerichtet ist, die
Verschränkung vielfältiger Mechanismen und Faktoren wahrzunehmen und zu reflektieren,
die den Diskurs über Migration und Interkulturalität aktiv beeinflussen.
Cover der
Projektveröffentlichung
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interkulturell – migrationsgesellschaftlich
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Vorwort zum Handbuch
Astrid Messerschmidt & Heidi Rösch
Migration bewegt die Schule. Aus dem weltweiten Alltagsphänomen ist ein diskursives Phänomen von pädagogischen Thematisierungen geworden. Weil die Schule die Aufgabe hat,
nicht nur Wissen, sondern auch normative Orientierungen zu vermitteln, taucht in ihrem institutionellen Innenraum immer wieder die unausgesprochene Frage auf: „Wer ist Wir“? wie
ein Buchtitel von Navid Kermani (2009) lautet. Zwischen Öffnung und Abwehr trifft diese
Frage auf ein Bildungsverständnis, in dem die Eindeutigkeit nationaler Identität immer noch
behauptet wird. In Spannung dazu steht die von vielen Schüler|innen und Lehrer|innen
längst anerkannte und gelebte innere Diversität einer Gesellschaft, die nicht mehr nach Kriterien nationaler Herkunftshintergründe naher oder entfernter Vorfahren geordnet werden
kann. Pädagogische Studiengänge bieten potenziell die Möglichkeit, Migration und „Heterogenität als Normalfall“ (Kalpaka 2006) für pädagogisches Handeln anzuerkennen. Doch der
Normalfall Migration trifft auf die Macht der Nationalität, die nach wie vor das einflussreichste Kriterium für die Zuteilung von Rechten geblieben ist.
Mit dem Begriff der Migrationsgesellschaft wird der soziale und kulturelle Kontext von Bildungsarbeit zum Bezugspunkt für die Herausbildung pädagogischer Handlungsfähigkeit. Für
viele Studierende in den Lehramtsstudiengängen ist das eine eher ungewohnte Perspektive,
da sie durch den bildungspolitischen Diskurs und den Zuschnitt ihres Studiums darauf
zentriert werden, die Lernenden in den Blick zu nehmen und sich Vermittlungs- und Unterrichtstechniken anzueignen. Angesichts einer pluralen Gesellschaft wirkt sich das Fehlen einer
Perspektive auf sich selbst und auf die Einflüsse öffentlicher Diskurse fatal aus, denn es führt
dazu, immer über andere und nie über sich selbst zu sprechen. Im Projekt „Lehrer|innenbildung – interkulturell-migrationsgesellschaftlich“ sind den Studierenden Zugänge zur Selbstreflexion angeboten worden. Der Weg zu pädagogischer Handlungssicherheit führt über Irritationen, die verfestigte Bilder in Bewegung bringen. Deshalb sind in den hier dokumentierten
Workshops eigene Sichtweisen auf migrationsgesellschaftliche Wirklichkeiten und die Selbstbilder von angehenden Lehrer|innen thematisiert worden, ebenso wie die institutionellen
Bedingungen der Schule, die Zugehörigkeiten und Partizipation begrenzen oder fördern. Die
Schule in der Demokratie tut sich besonders schwer, ausgrenzende und diskriminierende
Praktiken und Routinen in ihren Organisationsabläufen und Interaktionen offen zu legen. Das
Selbstbild und die gesellschaftlichen Erwartungen an die Schule und ihr Personal stehen dem
häufig entgegen.
Im Projekt sind Möglichkeiten erprobt worden, normalisierten Alltagsrassismus zu benennen
(vgl. Mecheril 2007) und angehende Lehrer|innen zu befähigen, dafür ein Problembewusstsein zu heraus zu bilden. Die durchgeführten Workshops haben Studierenden vielfältige methodische Zugänge eröffnet, um eine zeitgemäße pädagogische Praxis im „globalisierten Klassenzimmer“ (Niehoff/Üstün 2011) zu entwickeln. Praktische Alternativen zu einem überholten national-kulturellen Selbstverständnis sind ausprobiert worden. Die in der vorliegenden
Publikation dokumentierten Ergebnisse bieten inhaltliche Positionierungen und methodische
Materialien für Studium und Fortbildung und sind geeignet für die Ausgestaltung von Studiengängen und Fortbildungsmaßnahmen.
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Konzept für das Modul „Lehrer│in sein in der Migrationsgesellschaft“ im Lehramtsstudium
Als weiteres Projektergebnis wurde ein Konzept für ein Modul „Lehrer│in sein in der Migrationsgesellschaft“ entworfen, welches sich in allen Arten von Lehramtsstudiengängen (Lehramt
an Grundschulen/Lehramt an Werkreal-, Haupt- und Realschulen/Lehramt an Berufsschulen/Gymnasiallehramt) implementieren lässt. Es zielt auf die Entwicklung von erziehungswissenschaftlicher Analysefähigkeit und den Ausbau eigener pädagogischer Professionalität im
migrationsgesellschaftlichen Kontext. Es befähigt zur Analyse verschiedener Theorien und Praxiskonzepte zu interkultureller/migrationsgesellschaftlicher Bildung sowie zur Entwicklung,
Umsetzung und Evaluation eigener Strategien für ein zeitgemäßes und professionelles pädagogisches Handeln in der Migrationsgesellschaft.
Das Modul erstreckt sich idealerweise über zwei Semester und sollte in der fortgeschrittenen
Phase der Lehramtsausbildung verortet werden, da in diesem Fall die Grundlagenkenntnisse
der allgemeinpädagogischen Konzepte durch die Lehramtsstudierenden erworben bzw. erste
Praktikumserfahrungen gemacht werden, an die das Modul „Lehrer│in sein in der Migrationsgesellschaft“ anknüpft. Der konkrete Modulaufbau kann je nach der jeweiligen Lehramtsform
bzw. Hochschulart variieren.
Der Modulentwurf des Projekts „LeB|in|MiG“ sieht zuerst ein Grundlagenseminar zur Einführung in theoretische Ansätze und Konzeptionen zur Bildung in der Migrationsgesellschaft vor,
welches sich über ein Semester erstreckt. Die Studierenden setzen sich mit den wichtigsten
Aspekten und Prämissen Interkultureller Pädagogik, Migrationspädagogik, Cultural, Postcolonial und Diversity Studies auseinander und verschaffen sich einen Überblick über die zentralen
Begriffe und Diskurse im Zusammenhang mit der Migrationsgesellschaft. Das schafft eine notwendige theoretische Grundlage für das nachfolgende Semester. Der Schwerpunkt des zweiten Semesters liegt auf der Auseinandersetzung mit der eigenen pädagogischen Professionalität in der Migrationsgesellschaft. Hierfür werden praxisorientierte, interaktive Workshops
mit folgenden Schwerpunkten angeboten:
 die Reflexion der Diskurse über Interkulturalität, Migration und (Nicht-)Zugehörigkeiten
im gesellschaftlichen, politischen und bildungspolitischen Kontext;
 die Analyse des Umgangs mit Differenz, Dominanz und Diskriminierung in pädagogischer
Praxis;
 die Reflexion der eigenen Rolle als Lehrer|in unter Bedingungen gesellschaftlicher Heterogenität und Ungleichheit;
 die Entwicklung von Strategien für einen professionellen Umgang mit Diversität, Differenz
und Diskriminierung in der schulischen Praxis.
Die Lehramtsstudierenden sollen durch das Modul „Lehrer│in sein in der Migrationsgesellschaft“ folgende Kompetenzen erwerben:
 die Fähigkeit, theoretische sowie praxisbezogene Ansätze und Konzepte für die Schule in
der Migrationsgesellschaft zu analysieren, zu beurteilen und ggf. anzuwenden;
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 die Fähigkeit, Bedingungen für ein zeitgemäßes und professionelles pädagogisches Handeln im Kontext der Migrationsgesellschaft zu analysieren, zu reflektieren und umzusetzen;
 die Fähigkeit, eigene pädagogische Handlungsansätze für die Schule in der Migrationsgesellschaft zu entwickeln, umzusetzen und zu evaluieren.
Der Arbeitsaufwand für das Modul setzt sich aus der Anwesenheit in den Lehrveranstaltungen,
der Vor- und Nachbereitung der Seminare und Workshops, der Vorbereitung themenbezogener schriftlicher Reflexionen sowie ggf. einer Modulabschlussprüfung zusammen, die allerdings auch Teil der Lehrveranstaltungen sein kann, wenn das Modul nicht mit einer benoteten
Prüfung abgeschlossen werden muss. Denkbar ist eine vertiefte schriftliche Theorie-PraxisReflexion zu einem ausgewählten thematischen Aspekt bzw. einem konkreten Fall. Die Bewertung sollte sich vorrangig an der Frage orientieren, inwiefern die Studierenden in der Lage
sind, pädagogische Fragestellungen mit dem in den Veranstaltungen erworbenen Wissen in
Beziehung zu setzen und eigene theoretisch fundierte sowie situationsangemessene pädagogische Handlungsstrategien zu entwickeln.
Geplant ist, die Modulkonzeption an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe in den im Wintersemester 2015/16 startenden Bachelorstudiengängen Education (Primarstufe und Sekundarstufe) im Rahmen der Studien zur individuellen Profilbildung als Profil im Umfang von 15
CP zu etablieren.
Workshopweiterführung
Das Workshopkonzept wurde für Lehramtsstudierende und mit ihnen entwickelt. Es basiert
auf ihren Interessensschwerpunkten und Bedarfslagen. Mittlerweile werden die Workshops
aber auch für Multipliaktor|innen der Lehrer|innenbildung angeboten und finden sowohl an
Hochschulen, als auch an staatlichen didaktischen Seminaren und Schulen statt.
Mit (angehenden) Lehrkräften werden die Reflexion von Selbst-, Fremd- und Weltbildern,
Mehrperspektivität, Handlungsmöglichkeiten in von Dominanz und Diskriminierung geprägten Situationen, die Auseinandersetzung mit Zuschreibungen und ein möglicher Umgang mit
Diversität und Mehrfachzugehörigkeiten erfahrungs- und anwendungsorientiert be- als auch
erarbeitet. Einer Frustration durch die zahlreichen Anforderungen an den Lehrer|innenberuf
sowie einem aus Überforderung entstehenden Festhalten an eindeutigen Perspektiven und
universellen Lösungen wird durch prozessorientiertes Vorgehen versucht entgegenzuwirken.
In Workshops mit Multiplikator|innen werden vor allem die Hintergründe, die Umsetzung und
mögliche Zielsetzungen der LeB|in|MiG-Übungen in den Blick genommen.
Ziel der Workshops ist es Raum dafür zu schaffen, reflexionsbedingte Unsicherheiten und
Mehrperspektivität nicht als Hindernis, sondern als Bestandteil pädagogischer Professionalität
zu verstehen und Handlungsstrategien zu entwickeln.
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LeB|in|MiG - LehrerInnenbildung:
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Hierzu werden in den Workshops verschiedene Phasen durchlaufen – Sensibilisierung, Reflexion, Input und Transfer – die auch methodische Elemente interkultureller Trainings, rassismuskritischer Bildungsarbeit und diversitätsorientierter Fortbildungsprogramme umfassen
und in der Bearbeitung von konkreten Beispielen aus der pädagogischen Praxis enden.
Die Workshopgestaltung basiert auf der Arbeit und den Erfahrungen des Projekts
„LeB|in|MiG“, gleichzeitig steht aber die Anpassung der Workshopinhalte an die Bedarfslagen
der jeweiligen Zielgruppe im Vordergrund, denn diese wird als Chance zur fachlich-inhaltlichen
Weiterentwicklung verstanden.
Die Workshops können über [email protected] angefragt werden.
Abschlusstagung
Am 17. Juli 2015 fand die Abschlusstagung des Projekts "Lehrer_innenbildung: interkulturellmigrationsgesellschaftlich" unter demselben Titel an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe
statt. Auf der Tagung stellten sich Vertreter|innen aus Wissenschaft und Praxis der Frage, wie
eine zeitgemäße Lehrer|innenbildung im Kontext von Migration, Globalisierung und allgemeiner Diversifizierung aussehen kann. Sie beleuchteten, welche Antworten in den Bildungswissenschaften und der Bildungspraxis bereits darauf gegeben wurden bzw. noch gesucht werden. Es wurden alle drei Phasen der Lehrer|innenbildung berücksichtigt und auch aktuelle
Themen wie Studierende mit Migrationshintergrund im Lehramtsstudium und rassismuskritische Perspektiven auf das Referendariat bearbeitet. Darüber hinaus wurden Einblicke in die
Arbeit des Projekts (inkl. das Workshopkonzept) ermöglicht sowie die Projektpublikation "Praxishandbuch Interkulturelle Lehrer|innenbildung. Impulse – Methoden - Übungen" vorgestellt. Das Programm findet sich auf der folgenden Seite.
Die Begrüßung übernahm Götz Schwab, Prorektor für Studium und Lehre an der PH Karlsruhe.
Er gab einen kurzen Überblick über das Projekt „LeB|in|MiG“, dessen Stellung an der PH Karlsruhe und den Stand der interkulturellen Lehrer|innenbildung an der Hochschule im Allgemeinen. Er bekräftigte darüber hinaus den Wunsch des Rektorats, die Projektergebnisse als Profilbereich in die Lehramtsstudiengänge an der Hochschule zu überführen.
Da Cristina Allemann-Ghionda aufgrund eines Todesfalls in der Familie kurzfristig absagen
musste, erweiterte Astrid Messerschmidt ihre geplante Einführung zu einem Vortrag mit anschließender Diskussion. Astrid Messerschmidt erörterte die theoretischen Grundlagen der
„Kontaktzone Lehramtsstudium“, einem Konzept aus der Museumspädagogik, das die nationalen Rahmenbedingungen für Bildung fokussiert und die „kritische Reflexivität zwischen
Diversität und Diskriminierung“ forciert.
Doris Edelmann von der PH St. Gallen gab Einblicke in das Forschungsprojekt „DIVAL – Diversität angehender Lehrpersonen: Fokus Migrationshintergrund“ und stellte die Ergebnisse der
Studierendenbefragung an der PH St. Gallen vor. Es basiert auf dem Modell „Dialektik der Differenz“, das sich im Spannungsfeld bewegt zwischen der Überbetonung von Gemeinsamkei-
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ten, die implizite Assimilationsansprüche und Machtverhältnisse, wie auch deren Reproduktion verschleiern kann, und der Überbetonung von Differenz, die Personengruppen aufgrund
biografischer oder biologischer Merkmale stigmatisieren und ausgrenzen können.
Im Anschluss stellte Aysun Doğmuş von der Universität Bremen ihr Dissertationsvorhaben vor,
in dem aus einer rassismuskritischen Perspektive die Professionalisierung von Referendar|innen untersucht wird. Sie zeigte anhand eines Interviewausschnitts, wann und wie auf rassistisches bzw. „Migrationswissen“ im Referendariat zurückgegriffen wird bzw. werden kann.
In einer Projekt- und Workshoppräsentation beleuchtete Alina Ivanova zunächst die Hintergründe und das Konzept des Projekts „LeB|in|MiG“. Danach stellte Myriam Brunner einige
der Themenbereiche vor, die während der Gruppendiskussionen von Teilnehmenden bearbeitet und diskutiert wurden. Darauf aufbauend wurden von beiden Projektmitarbeiterinnen Einblicke in die Konzeption, Modifikation und Umsetzung der ersten und zweiten Workshopreihe
und deren didaktische Zielsetzungen gegeben. Zur Verdeutlichung des im Projekt
„LeB|in|MiG“ entwickelten (Weiter-)Bildungskonzepts wurden zwei Übungen vorgestellt
bzw. exemplarisch durchgeführt: zuerst eine Sensibilisierungsübung, die die Tagungsteilnehmenden gesellschaftliche Selbst- und Fremdbilder reflektieren lies und anhand der die Austauschbarkeit von Vorurteilen und Stereotypen erarbeitet wird. Anschließend wurde eine
Transferübung vorgestellt, mithilfe derer die aufeinander aufbauenden Phasen eines
Leb|in|MiG-Workshops erläutert werden konnten und gezeigt wurde, welches Vorwissen für
die Bearbeitung von Fallbeispielen notwendig sein kann.
Auf dem Podium diskutierten Verterter|innen aller drei Phasen der Lehrer|innenbildung.
 Thomas Geier von der PH Karlsruhe gab Einblicke in die 1. Phase. Er vertritt seit dem Wintersemester 2014/15 die Professur für Interkulturelle Pädagogik und Lebenslange Bildung
an der PH Karlsruhe. Thomas Geier sprach sich in der Diskussion für eine struktur- statt
kompetenzorientierte Lehrer|innenbildung aus, da die Konzentration auf eine Methodenund Kompetenzvermittlung seines Erachtens zulasten des Einbezugs von gesellschaftlichen und bildungsspezifischen Handlungsrahmungen in der Lehrer|innenbildung geht.
 Sabine Kern, Fachleiterin für Deutsch als Zweitsprache und Berufsorientierung am staatlich didaktischen Seminar Offenburg, repräsentierte die 2. Phase. Sie berichtete aus ihrer
Arbeit im Profilbereich „Interkulturalität/Transkulturalität und interkulturelle Kompetenz“, das aus dem multilateralen Comenius-Programm TICKEL1 hervorgegangen ist, und
ihrer Arbeit im Bereich Deutsch als Zweitsprache. Sabine Kern hob die Vermittlung einer
systemisch-konstruktivistischen Grundhaltung im Offenburger Profil hervor. Notwendig
hierfür ist wiederum die Vermittlung von theoretischem Wissen, methodischem Können
und einer reflexiven und mehrperspektivischen Haltung gegenüber sich selbst und seiner
Umwelt.
1
TICKEL steht für Teachers Intercultural Competences as Keystones for Learning in Europe
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LeB|in|MiG - LehrerInnenbildung:
interkulturell – migrationsgesellschaftlich
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 Michael Weis vertrat die dritte Phase. Er legte zunächst seine beiden Zugänge zum Feld
der migrationspädagogischen und rassismuskritischen Lehrer|innenbildung dar: Seine Arbeit für das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, für das er u.a. eine
sechzigstündige Fortbildungsreihe konzipiert und durchgeführt hat, und sein Promotionsvorhaben an der Universität Würzburg zum Thema „Rassismusrelevante Lehrer- und Lehrerinnenfortbildung“. Er gab zu bedenken, dass im Praxisfeld der migrationspädagogischen Lehrer|innenfortbildung viele Entscheidungen (beispielsweise hinsichtlich der konzeptionellen Rahmenbedingungen, der transportierten Inhalte und der angewandten Methoden) zunächst aus rein pragmatischen Gründen gefällt werden. Eine fundierte Begründung, warum die Fortbildung in diesem Feld genauso praktiziert werden sollte, wie sie
praktiziert wird, ist seiner Einschätzung nach eher selten. Es fehlt eine Art didaktische Theorie, die das Warum, Wozu und Wie einer solchen Praxis definiert. Er sah in der
LeB|in|MiG-Publikation einen ersten Schritt in diese Richtung.
Alle Vorträge wurden mit den Tagungsteilnehmenden diskutiert, die Podiumsdiskussion
schnell für das Publikum geöffnet. Dieses setzte sich hauptsächlich aus Verterter|innen der
Lehramtsstudiengänge in Baden-Württemberg und Verterter|innen didaktischer Seminare
sowie Studierender zusammen. Ebenfalls anwesend waren Verterter|innen der Kommune
und zivilgesellschaftlicher Akteure.
In den Diskussionen wurde die Notwendigkeit eines Austauschs zwischen Vertereter|innen
aller drei Phasen der Lehrer|innenbildung betont, um angehende und bereits tätige Lehrer|innen in einer von Diversifizierung und Globalisierung geprägten Schule zu unterstützen. Besonders eindringlich war die Frage, ob Differenzlinien (wie (k)ein Migrationshintergrund), thematisch in den Vordergrund gestellt werden sollten oder ob dies die Reproduktion von Kulturalisierungen bzw. eine kulturalisierende Beeinflussung von Befragungsergebnissen befördert.
Des Weiteren wurde besprochen, ob, wann und auf welche Weise auf rassistisches und diskriminierendes Wissen in der Lehrer|innenbildung zurückgegriffen wird und wie diese Reproduktionen einzuordnen sind bzw. welche Konsequenzen daraus folgen (sollten). Dabei stand
auch die Rolle der Wissenschaften bzw. ihrer Vertreter|innen in der Umsetzung pädagogischer und erziehungswissenschaftlicher Ansätze in eine funktionierende Praxis zur Diskussion.
Hier wurde ein Kernziel des Projekts bzw. der darin entstandenen Workshops angesprochen,
die dazu beitragen sollen, pädagogische Ansätze und Konzepte zu entwickeln und in die Praxis
zu implementieren.
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LeB|in|MiG - LehrerInnenbildung:
interkulturell – migrationsgesellschaftlich
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Programm der Projekt-Abschlusstagung
10 .00 Begrüßung
Prof. Dr. Götz Schwab, Prorektor für Studium und Lehre der PH Karlsruhe
10.15
Kontaktzone Lehramtsstudium –
kritische Reflexivität zwischen Diversität und Diskriminierung
Prof. Dr. Astrid Messerschmidt, TU Darmstadt/ PH Karlsruhe
Vorträge mit Diskussion |
10.30
Interkulturalität und Diversität – Was kann Lehrer/ innenbildung anbieten?
Prof. em. Dr. Cristina Allemann-Ghionda, Universität zu Köln
11.15
Studierende mit Migrationshintergrund in der Lehrer_innenbildung: Herausforderungen und Chancen durch kontextspezifische Positionierungen
Prof. Dr. Doris Edelmann, PH St. Gallen
12.00 Mittagspause
13.00
„Kommen dann ja mit ihrer ganzen Sippschaft, ne“
Rassismuskritische Perspektiven auf das Referendariat angehender Lehrer*innen
Aysun Doğmuş, Universität Bremen
Workshop & panel |
14.00
[LEB|IN|MIG]Projekt-
und Workshoppräsentation
Myriam Brunner|Alina Ivanova, PH Karlsruhe
15.00
Podiumsdiskussion:
Interkulturelle Lehrer_innen bildung im Kontext von Diversität und Heterogenität
Moderation: Prof. Dr. Heidi Rösch, PH Karlsruhe
Diskutant_innen:
Dr. Thomas Geier, PH Karlsruhe
Sabine Kern, Staatliches Seminar Offenburg
Michael Weis, Schule ohne Rassismus
16.00 Ende der Tagung
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LeB|in|MiG - LehrerInnenbildung:
interkulturell – migrationsgesellschaftlich
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Ausblick: Bedeutung und Perspektiven des Projekts LeB|in|MiG
Das Projekt LeB|in|MiG liefert ein Konzept für eine diversitätsorientierte, kulturalisierungsund diskriminierungskritische Lehrer|innenbildung, welches als Basis für die Entwicklung von
weiteren Konzepten, Programmen und Modulen für eine interkulturell-migrationsgesellschaftliche Lehrer|innenbildung bzw. für die interkulturell-migrationsgesellschaftliche Öffnung von Lehramtsstudiengängen genutzt werden kann. Die Alleinstellung des Projektkonzepts ist dadurch bedingt, dass es – im Unterschied zu vorhandenen pädagogischen Fortbildungskonzepten – auf einen Reflexions- und Bildungsprozess bei Lehrer|innen setzt, noch bevor sie interkulturelle Bildung in der Schule realisieren. Somit wird eine konsequente Ausbildung und Förderung einer kompetent, professionell und zeitgemäß agierenden, selbstreflexiven und gesellschaftsanalytischen Lehrer|inpersönlichkeit ermöglicht, die in der Lage ist, bei
ihrer künftigen Tätigkeit die Gleichberechtigung aller Schüler|innen zu fördern und zur Veränderung von individuellen Sichtweisen und institutionellen Bedingungen beizutragen, die Benachteiligungen legitimieren.
Gleichzeitig werden durch das Projekt LeB|in|MiG neben der Ebene der Lehrer|innenbildung
auch weitere Bildungsebenen abgedeckt, da das Projekt nicht nur bei den Lehrkräften, sondern auch bei denen, die sie bilden und bewerten, zu einem kompetenten Umgang mit Interkulturalität und Heterogenität beizutragen versucht. Es wird eine Anleitung für die in der Lehrer|innenbildung tätigen Personen gegeben und ihre eigene interkulturelle Professionalisierung unterstützt. Das Projekt setzt sich auf diese Weise dafür ein, interkulturell-migrationsgesellschaftliche Kompetenzbildung auf allen Ebenen der Professionalisierung von Bildungsakteuren zu verankern.
Das in dem Projekt entwickelte Konzept für das Modul „Lehrer│in sein in der Migrationsgesellschaft“ für Lehramtsstudiengänge bildet eine gute Basis für die interkulturell-migrationsgesellschaftliche Öffnung der Lehramtsstudiengänge an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe sowie an anderen Hochschulen und Universitäten in Deutschland. Von dem Projektteam
wurde deshalb ein Plan der Verbreitung des Projekt- und Modulkonzepts entwickelt, der folgende Schritte umfasst:
 das Zugänglichmachen der Projektergebnisse für Interessierte durch das Praxishandbuch,
 die Implementierung des Modulkonzepts „Lehrer│in sein in der Migrationsgesellschaft“
an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe,
 die Durchführung von Workshops an anderen Hochschulen und Universitäten, Staatlichen
Seminaren und Schulen in Baden-Württemberg und darüber hinaus.
Die Maßnahmen zur Implementierung des Konzepts finden nach dem Projektabschluss statt.
Das Projekt LeB|in|MiG legt durch die Fortführung der Workshopreihen an der PH Karlsruhe
und anderer Hochschulen, das Modulkonzept sowie die Veröffentlichung der Projektergebnisse in Form von praktischen Handreichungen für Lehre und Unterricht einen Grundstein zur
Nachhaltigkeit der erarbeiteten und erprobten Inhalte und Methoden interkulturell-migrationsgesellschaftlicher Professionalisierung von Lehramtsstudierenden.
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LeB|in|MiG - LehrerInnenbildung:
interkulturell – migrationsgesellschaftlich
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Eine Weiterentwicklung und Ergänzung der erarbeiteten Inhalte und Methoden in den Fachdidaktiken und im Bereich der sprachlichen Bildung ist dringend zu empfehlen, um eine umfassende interkulturell-migrationsgesellschaftliche Professionalisierung von Lehramtsstudierenden erreichen zu können. Die Kenntnis, wie die Förderung von Deutsch als Zweitsprache,
Perspektivenvielfalt und Reflexionsfähigkeit in die Didaktiken der einzelnen Fächer einbezogen werden kann, ist der logische Folgeschritt der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen,
erziehungswissenschaftlichen und persönlichen Orientierungsrahmen und Handlungsansätzen im Kontext von Interkulturalität, Diversität, Differenz und Dominanz.
Aus dem Projekt heraus werden noch folgende Artikel erscheinen:
 Myriam Brunner / Alina Ivanova: LehrerInnenbildung: interkulturell-migrationsgesellschaftlich – ein Überblick aktueller thematischer Entwicklungen in Forschung und Lehre.
Hier wird ein Überblick über den aktuellen Forschungsstand der interkulturellen Lehrer_innenbildung gegeben sowie die Stellung und Rolle des Projekts LeB|in|MiG innerhalb der aktuellen Entwicklungen veranschaulicht.
 Alina Ivanova: LehrerInnenbildung: interkulturell-migrationsgesellschaftlich – Methoden und Verfahren rassismuskritischer Lehrer_innenbildung.
Am Beispiel des Projekts LeB|in|MiG werden Wege, Methoden und Verfahren beleuchtet,
um eine machtsensible und rassismuskritische Bildung in der Lehramtsausbildung zu realisieren (erscheint in der Zeitschrift „Seminar“).
Literatur
Lamnek, Siegfried (1998): Gruppendiskussion. Theorie und Praxis. Weinheim.
Mecheril, Paul (2007): Die Normalität des Rassismus, in: Überblick. Zeitschrift des Informations- und Dokumentationszentrums für Antirassismusarbeit in Nordrhein-Westfalen, 13. Jg., Heft 2/2007, S. 3-9.
Kalpaka, Annita (2006): Heterogenität als der Normalfall. In: Informations- und Dokumentationszentrum für
Antirassismusarbeit in Nordrhein Westfalen (IDA) Hg.: Impulse: Bildungsmaterialien aus dem Aktionsprogramm ‚Jugend für Toleranz und Demokratie – gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus’, Düsseldorf: IDA-NRW, S. 56-57.
Kermani, Navid (2009): Wer ist Wir? Deutschland und seine Muslime, München: Beck.
Niehoff, Mirko/Emine Üstün (Hg.) (2011): Das globalisierte Klassenzimmer. Theorie und Praxis zeitgemäßer Bildungsarbeit, Immenhausen: Prolog-Verlag.
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interkulturell – migrationsgesellschaftlich
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Impressum
Projektmitarbeiterinnen
Projektleiterinnen
Myriam Brunner, M.A.
Tel. (0721) 925-4921
[email protected]
Prof. Dr. Astrid Messerschmidt
seit Oktober 2014 an der TU Darmstadt
Tel. (0615) 116-76681
[email protected]
Alina Ivanova, M.A.
Tel. (0721) 925-4924
[email protected]
Prof. Dr. Heidi Rösch
Tel. (0721) 925-4684
[email protected]
Druck: Pädagogische Hochschule Karlsruhe, Bismarckstr. 10, 76133 Karlsruhe
www.ph-karlsruhe.de/lebinmig
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