Fortbildung – Ästhetik Die Braut Beispiel einer restaurativen Therapie I. Saraiva Belo Horizonte, BR Patienten haben hohe Erwartungen insbesondere an das ästhetische Ergebnis restaurativer zahnärztlicher Therapie. Zum einen, weil nicht optimale Resultate meistens sofort erkennbar sind, zum anderen spielen die „schönen“ Zähne für das angestrebte „strahlende Lächeln“ eine erhebliche Rolle. Heutige Methoden bieten dem Zahnarzt vielfältige Unterstützung, um vorhersagbare Resultate gerade im Bereich der Ästhetik zu erzielen. Wichtig ist neben dem Einsatz von „Hardware“ wie Röntgen, Fotografie und spezieller Software, die verschiedene Resultate am Monitor simulieren kann, das diagnostische Mock-Up und natürlich immer das Gespräch mit dem Patienten, auch über die Grenzen restaurativer zahnärztlicher Therapie. Das Mock-Up ermöglicht es mit vergleichsweise geringem Aufwand, das Ergebnis einer geplanten Therapie vorweg beurteilen zu können und mit entsprechenden Materialien sogar temporär umzusetzen, ohne dass zunächst irreversible invasive Maßnahmen durchgeführt zu werden brauchen. Den verwendeten temporären Materialien kommt dabei besondere Bedeutung zu: Sie müssen in Zahnfarben verfügbar sein und den hohen Beanspruchungen in der Mundhöhle standhalten, um die notwendige Zeit in der Mundhöhle zu überbrücken, die ein Patient braucht, um die Änderungen, die ja mit dem Einsatz der temporären Restauration bewusst herbei geführt werden, anzunehmen oder auch ggf. abzulehnen. Der vorliegende klinische Fall zeigt die Möglichkeiten bei der Kombination eines Wax-Up mit einem Mock-Up: Die junge Patientin (27) stellte sich in meiner Praxis mit dem Wunsch vor, die für sie unbefriedigende Situation der Oberkiefer-Front zu verbessern. Ihr Hochzeitstermin stand zu diesem Zeitpunkt bereits fest. Der Befund ergab eine Nichtanlage des Zahnes 22, eine deutliche Verlagerung von 12 nach palatinal, einen inhomogenen Verlauf des Oberkiefer-Frontzahnbogens, deutlich sepa- rierte mittlere Schneidezähne, sowie weitere Fehlstellungen im Bereich der Oberkiefer-Front (Abb. 1–5). Die Analyse im Seitenzahnbereich zeigt eine deutliche Klasse II-Verzahnung. Zunächst wurden Abdrücke beider Kiefer genommen und Modelle erstellt. Nach sorgfältiger Modellanalyse wurde im Bereich der OK-Front ein diagnostisches Wax-Up angefertigt (Abb. 6), mit dem Ziel die Zahnfehlstellungen zu korrigieren, den fehlenden Zahn 22 zu ersetzen und den Zahnbogen optisch auszuformen. Im nächsten Schritt wurde über das Wax-Up auf dem Modell ein Silikon-Abdruck genommen und der so erhaltene Schlüssel anschließend sorgfältig beschnitten: Der Verlauf der vestibulären Gingiva ist bei aufgesetztem Schlüssel gerade eben erkennbar; eingeschnittene Markierungen ermöglichen die passgenaue Positionierung des Schlüssels im Mund. Dann erfolgte die sorgfältige Farbwahl am Patienten. Die Oberkiefer-Frontzähne 13–23 wurden nun punktuell und nur für 5–10 s mit Phosphorsäure konditioniert, abgespült und auf den geätzten Bereichen wurde ein Adhäsiv aufgetragen, das zu Self-Cure-Kompositen kompatibel ist. Nach der Lichtpolymerisation des Adhäsivs wurde der Silikonschlüssel mit einem selbsthärtenden Kronenund Brückenmaterial aus der Structur-Familie (VOCO) gefüllt (Abb. 7) und auf den Zahnbogen reponiert. Während der plastischen Phase lässt sich durch die zuvor stattgefundene sorgfältige Anpassung des Schlüssels Materialüberschuss einfach entfernen und zuverlässig der richtige Zeitpunkt für das Herausnehmen des Schlüssels am Polymerisationsgrad des Materials im Mund bestimmen. Mit vollständiger Polymerisation nach Ablauf von 4 min kann die temporäre Restauration sorgfältig im Mund ausgearbeitet werden. Geeignete Instrumente sind ein scharfes Skalpell und rotierende Hartmetallinstrumente in verschiedenen Größen. Sollten kleinere Korrekturen notwendig ZWR ̶ Das Deutsche Zahnärzteblatt 2014; 123 (5) Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 218 Fortbildung – Ästhetik Bilder: VOCO GmbH 219 Abb. 2 Close-Up der klinischen Situation Abb. 3 Rechte Seite Abb. 4 Linke Seite, fehlender Zahn 22 Abb. 5 Unharmonische Zahnbögen Abb. 6 Wax-Up Detailansicht Abb. 7 Füllen des Silikon-Schlüssels Abb. 9 Close-Up der temporären Versorgung Abb. 10 Seitenansicht rechts Abb. 11 Seitenansicht links Abb. 8 Temporäre Versorgung der Oberkiefer-Front sein, werden diese mit dem Material selbst oder auch mit lichthärtendem (Flow)-Komposit durchgeführt. Das Finish erreicht man mit entsprechenden Silikon-Polierern und schließlich dem Auftragen eines lichthärtenden Glazings, das nach der Lichtpolymerisation für eine hochglänzende Oberfläche sorgt. Viel, vielleicht zu viel Aufwand? Nicht aus Sicht der Patientin – wer sich das gezwungene Lächeln vor der Behandlung ansieht und es mit dem Lächeln nach der Anfertigung der temporären Kronen vergleicht, erkennt einen deutlichen Unterschied. Sicherlich dürfte da auch die unmittelbar bevorstehende Hochzeit eine große Rolle spielen… Aus zahnärztlicher Sicht ist dieser 1. Therapie­ schritt zur Visualisierung eines späteren End­ ergebnisses ebenfalls ein voller Erfolg (Abb. 8–11). Ohne jegliche invasive Maßnahmen haben die Patientin und der Behandler die Möglichkeit erhalten, das spätere Resultat auszuprobieren. In diesem Fall lag die Zustimmung der Patientin – auch für die später erforderlichen Maßnahmen zur Erzielung des End-Ergebnisses – bei 100 %. Damit einher ging dann auch eine hohe positive Compliance für die notwendigen Therapieschritte. Zahnmedizinische Erfahrung, das gezielte Anwenden diagnostischer Maßnahmen, manuelle Geschicklichkeit und die Verwendung hochwertiger Materialien führten hier zu dem beeindruckenden Ergebnis, das bereits in seiner temporären Ausführung überzeugt. ZWR ̶ Das Deutsche Zahnärzteblatt 2014; 123 (5) Wie geht es weiter? Zurzeit befindet sich die Patientin in kieferorthopädischer Behandlung. Ziel ist das Einordnen der Oberkiefer-Frontzähne und der Lückenschluss zwischen den vorhandenen Zähnen. Weiterhin sollen die Verläufe der Zahnbögen harmonisiert und eine stabile Verzahnung hergestellt werden. Nach Abschluss der kieferorthopädischen Maßnahmen wird der fehlende Zahn 22 ersetzt, hier steht die endgültige Therapie noch nicht fest. Sowohl die Versorgung mit einem Mini-Implantat als auch mit einer Klebebrücke ist vorstellbar. Zusammenfassung Modell- und Fotoanalyse, diagnostisches WaxUp, Mock-Up und vorläufige Versorgungen sind wichtige Hilfsmittel für die Patientenaufklärung und zur temporären Vorwegnahme von erzielbaren Ergebnissen. Dies ist mit der hier beispielhaft vorgestellten Methode ohne irreversible Therapieschritte und mit vergleichsweise geringem Aufwand zu realisieren. Voraussetzungen sind die sorgfältige Diagnose und der Einsatz hochwertiger Produkte für die temporäre Versorgung. Korrespondenzadresse Irfêo Saraiva Rua Juiz de For a No. 1268 Santo Agosthino MG 30 180–061 Belo Horizonte Brazil E-Mail: [email protected] Diese Publikation erfolgt mit freundlicher Genehmigung der VOCO GmbH, Cuxhaven Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Abb. 1 Unharmonische OK-Front, Zahn 22 fehlt